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Kieler<br />

Diskussionsbeiträge<br />

Weltkonjunktur und deutsche<br />

Konjunktur im Winter 2013<br />

Nr. 530/531 | Dezember 2013<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> Kiel<br />

Web: www.ifw-kiel.de


KIELER DISKUSSIONSBEITRÄGE<br />

Herausgegeben vom <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong><br />

24100 Kiel<br />

Tel: +49/431/8814-1; Website: http://www.ifw-kiel.de<br />

Schriftleitung:<br />

Prof. Dr. Harmen Lehment<br />

Tel: +49/431/8814-232; E-Mail: harmen.lehment@ifw-kiel.de<br />

ISSN 0455-0420<br />

© <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> an der Universität Kiel 2014.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet,<br />

das Werk oder Teile daraus in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder einem anderen Verfahren)<br />

zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten oder zu verbreiten.


Inhalt<br />

_____________________________________________________________________<br />

Weltkonjunktur belebt sich spürbar 3<br />

Jens Boysen-Hogrefe, Klaus-Jürgen Gern, Martin Plödt, Björn van Roye,<br />

Joachim Scheide und Tim Schwarzmüller<br />

Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung 31<br />

Jens Boysen-Hogrefe, Dominik Groll, Stefan Kooths, Björn van Roye und<br />

Joachim Scheide<br />

Kasten 1: Zu den finanzpolitischen Maßnahmen des Koalitionsvertrags 37<br />

Kasten 2: Mindestlohn und Beschäftigungsprognose 54<br />

Diese Analyse wurde am 18. Dezember 2013 abgeschlossen


Weltkonjunktur belebt sich<br />

spürbar<br />

Jens Boysen-Hogrefe, Klaus-Jürgen Gern,<br />

Martin Plödt, Björn van Roye, Joachim Scheide<br />

und Tim Schwarzmüller<br />

Zusammenfassung:<br />

Die Aussichten <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> haben<br />

sich z<strong>um</strong> Jahreswechsel 2013/2014 aufgehellt.<br />

Faktoren, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Weltkonjunktur in den vergangenen<br />

beiden Jahren spürbar belasteten,<br />

haben an Bedeutung verloren. In den Vereinigten<br />

Staaten ist <strong>die</strong> Konsoli<strong>die</strong>rung im privaten<br />

Sektor weit vorangekommen, im Eurora<strong>um</strong><br />

beginnen <strong>die</strong> ergriffenen strukturellen<br />

Anpassungsmaßnahmen Früchte zu tragen,<br />

und in wichtigen Schwellenländern hat <strong>die</strong><br />

Konjunktur zuletzt an Fahrt gewonnen. Die<br />

Zunahme der Weltproduktion dürfte im Jahr<br />

2014 mit voraussichtlich 3,7 Prozent merklich<br />

höher ausfallen als 2013 (2,9 Prozent). Für<br />

2015 erwarten wir mit 4 Prozent eine nochmals<br />

stärkere Zunahme der globalen Produktion.<br />

Die Weltkonjunktur hat im Verlauf des Jahres<br />

2013 deutlich an Schwung gewonnen. Allerdings<br />

expan<strong>die</strong>rte <strong>die</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> nach der<br />

sehr geringen Dynamik im zweiten Halbjahr<br />

2012 auch noch zu Beginn des ablaufenden<br />

Jahres nur schwach. Daher dürfte das globale<br />

Bruttoinlandsprodukt im Jahresdurchschnitt<br />

2013 mit 2,9 im Prozent nochmals langsamer<br />

gestiegen sein als im Jahr zuvor, in dem mit 3,1<br />

Prozent bereits eine sehr mäßige Zunahme<br />

verzeichnet worden war.<br />

In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften<br />

ging <strong>die</strong> Zuwachsrate vor allem wegen einer<br />

merklich schwächeren Expansion in den Vereinigten<br />

Staaten gegenüber dem Vorjahr nochmals<br />

etwas zurück. Hier spielte <strong>die</strong> Unsicherheit<br />

im Zusammenhang mit dem Parteienstreit<br />

<strong>um</strong> <strong>die</strong> Finanzpolitik sowie <strong>die</strong> resultierende<br />

deutliche finanzpolitische Straffung eine wichtige<br />

Rolle. Im zweiten Halbjahr belebte sich <strong>die</strong><br />

US-Konjunktur ungeachtet neuerlicher Irritationen<br />

durch <strong>die</strong> Politik spürbar. Im Eurora<strong>um</strong><br />

belastet <strong>die</strong> notwendige Bereinigung von Verschuldungsexzessen<br />

weiterhin <strong>die</strong> Nachfrage<br />

und zwingt zu strukturellen Veränderungen auf<br />

der Angebotsseite, <strong>die</strong> kurzfristig mit Einkommenseinbußen<br />

verbunden sind und Kons<strong>um</strong>enten<br />

wie Investoren verunsichern. Immerhin<br />

wurde <strong>die</strong> Rezession im Sommerhalbjahr überwunden,<br />

auch wenn <strong>die</strong> konjunkturelle Belebung<br />

zunächst noch sehr zaghaft ausfiel. Im<br />

Jahresergebnis schr<strong>um</strong>pfte das Bruttoinlandsprodukt<br />

im Eurora<strong>um</strong> freilich nochmals, wenngleich<br />

etwas weniger stark als im Jahr zuvor.<br />

Noch stärker als in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften<br />

verringerte sich <strong>die</strong> Zuwachsrate<br />

der Produktion in den Schwellenländern.<br />

Neben den fehlenden Impulsen von der Nachfrage<br />

aus den fortgeschrittenen Volkswirtschaften<br />

macht sich inzwischen bemerkbar,<br />

dass sich das zugrunde liegende Wachst<strong>um</strong>stempo<br />

infolge von binnenwirtschaftlichen<br />

Problemen offenbar verlangsamt hat. In einer<br />

Reihe von Ländern kam es zudem im Sommer<br />

zeitweise zu erheblichen Kapitalabflüssen, weil<br />

Investoren angesichts der angekündigten Einleitung<br />

einer geldpolitischen Wende in den Vereinigten<br />

Staaten <strong>die</strong> Risiken ihrer Anlagen zu<br />

vermindern suchten. Aber auch in den Schwel-


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

lenländern hat sich <strong>die</strong> wirtschaftliche Dynamik<br />

nach der Jahreswende wieder verstärkt.<br />

Betrachtet man <strong>die</strong> Entwicklung im Verlauf,<br />

hellt sich das Bild freilich deutlich auf. Im dritten<br />

Quartal wurde mit 4,4 Prozent <strong>die</strong> höchste<br />

Zuwachsrate der Weltproduktion seit Ende<br />

2010 verzeichnet (Abbildung 1). Darauf dass<br />

Abbildung 2:<br />

<strong>Weltwirtschaft</strong>sklima nach Ländergruppen 2007–2013<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Index<br />

Abbildung 1:<br />

<strong>Weltwirtschaft</strong>liche Aktivität 2007–2013<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

Prozent<br />

If W-Indikator (rechte Skala)<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

Index<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-1,0<br />

Welt<br />

-2,0<br />

Industrieländer<br />

Schwellenländer<br />

-3,0<br />

-4,0<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Monatsdaten, saisonbereinigt; teilweise geschätzt; auf auf der der Basis Basis der der<br />

im im IfW-Indikator enthaltenen Stimmungsindikatoren <strong>für</strong> <strong>für</strong> 42 42 Länder Länder<br />

(34 fortgeschrittene Volkswirtschaften und und 88 Schwellenländer).<br />

Quelle:<br />

Quelle:<br />

Eigene<br />

Eigene<br />

Berechnungen.<br />

Berechnungen.<br />

-8<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quartalsdaten; saisonbereinigt; Indikator berechnet auf Basis v on<br />

Stimmungsindikatoren aus 42 Ländern; Bruttoinlandsprodukt:<br />

preisbereinigt, Veränderung gegenüber dem Vorquartal, Jahresrate;<br />

3. Quartal 2013 teilweise geschätzt.<br />

Quelle: OECD, Main Economic Indicators; nationale Quellen;<br />

eigene Berechnungen.<br />

<strong>die</strong>se Expansion kein Ausreißer war, deutet der<br />

IfW-Indikator <strong>für</strong> <strong>die</strong> weltwirtschaftliche Aktivität<br />

hin, der auf der Basis von Stimmungsindikatoren<br />

aus 42 Ländern berechnet wird. Er signalisiert<br />

<strong>für</strong> das Schlussquartal des Jahres sogar<br />

eine noch größere Dynamik der Produktion.<br />

Differenziert man den Indikator nach Ländergruppen,<br />

so zeigt sich, dass <strong>die</strong> Verbesserung<br />

der Stimmung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften<br />

besonders ausgeprägt ist, während<br />

sich <strong>die</strong> Zuversicht bei den Unternehmen in den<br />

Schwellenländern vergleichsweise wenig erhöht<br />

hat (Abbildung 2).<br />

Die Industrieproduktion ist in der Welt insgesamt<br />

im Verlauf des Jahres zwar etwas beschleunigt<br />

gestiegen, ihre Dynamik ist aber<br />

nach wie vor verhalten. Im September war sie<br />

3,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor und hat<br />

damit nur wenig rascher zugenommen als das<br />

Bruttoinlandsprodukt. Die Schwellenländer ver-<br />

-4<br />

zeichnen zwar nach wie vor einen stärkeren<br />

Anstieg der Industrieproduktion als <strong>die</strong> fortgeschrittenen<br />

Volkswirtschaften. In den Schwellenländern<br />

blieb der Ausstoß der Industrie aber<br />

sogar hinter der gesamtwirtschaftlichen Expansionsrate<br />

zurück, während er in den fortgeschrittenen<br />

Volkswirtschaften merklich schneller<br />

stieg als das Bruttoinlandsprodukt. Hierzu<br />

trug vor allem ein Aufschwung in der Industrie<br />

in den Vereinigten Staaten und in besonderem<br />

Maße in Japan bei, während <strong>die</strong> Industrieproduktion<br />

im Eurora<strong>um</strong> weiter deutlich zurückging<br />

(Abbildung 3). Vergleichsweise schwach<br />

entwickelte sich im bisherigen Verlauf des Jahres<br />

der Welthandel, auch wenn er zuletzt etwas<br />

angezogen hat. Dabei beschleunigte sich <strong>die</strong><br />

Expansion im Außenhandel allerdings lediglich<br />

in den Schwellenländern deutlich. In den fortgeschrittenen<br />

Volkswirtschaften ist <strong>die</strong> Dynamik<br />

nach wie vor gering (Abbildung 4).<br />

Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich<br />

weltweit im Jahr 2013 deutlich verlangsamt. In<br />

den fortgeschritten Volkswirtschaften insgesamt<br />

ist <strong>die</strong> Inflationsrate von einer Rate von<br />

1,8 Prozent im Herbst 2012 auf nur noch 1 Prozent<br />

im Oktober gefallen (Abbildung 5). Zurückzuführen<br />

ist <strong>die</strong>s nicht nur auf den Fortfall<br />

4


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Abbildung 3:<br />

Weltweite Industrieproduktion nach Ländergruppen und<br />

Regionen 2007–2013<br />

140<br />

2007=100<br />

Entwicklungs- und Schwellenländer<br />

Abbildung 4:<br />

Welthandel 2007–2013<br />

140<br />

130<br />

2007=100<br />

Emtwicklungs- und Schwellenländer<br />

120<br />

Welt<br />

100<br />

Industrieländer<br />

80<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

120<br />

Industrieländer<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

Welthandel<br />

insgesamt<br />

Fortgeschrittene<br />

Volkswirtschaften<br />

100<br />

80<br />

Eurora<strong>um</strong><br />

Vereinigte Staaten<br />

Japan<br />

70<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Monatsdaten; preis- und saisonbereinigt.<br />

Quelle: CPB, World Trade Monitor; eigene Berechnungen.<br />

60<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Entwicklungs- und Schwellenländer<br />

180<br />

160<br />

Asien<br />

140<br />

120<br />

100<br />

Mittel- und Osteuropa<br />

Lateinamerika<br />

80<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Monatsdaten; preis- und saisonbereinigt.<br />

Quelle: CPB, World Trade Monitor; eigene Berechnungen.<br />

Abbildung 5:<br />

Verbraucherpreise in den fortgeschrittenen<br />

Volkswirtschaften 2006–2013<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

Prozent<br />

Gesamt<br />

Kernindex<br />

-2<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

preissteigernder Wirkungen vonseiten der Rohstoffpreise,<br />

auch <strong>die</strong> Kernrate der Inflation<br />

nahm etwas ab. Im Jahr 2013 ist der Ölpreis –<br />

bei beträchtlichen Schwankungen im Verlauf –<br />

in der Tendenz nicht mehr gestiegen, <strong>die</strong> Preise<br />

anderer Rohstoffe waren bis z<strong>um</strong> Herbst sogar<br />

rückläufig (Abbildung 6). In einer Reihe von<br />

Schwellenländern – ebenso wie in Japan – wurden<br />

<strong>die</strong> inflationsdämpfenden Wirkungen niedrigerer<br />

Rohstoffpreise allerdings durch eine<br />

starke Abwertung der heimischen Währung<br />

überdeckt (Abbildung 7).<br />

Monatsdaten; Veränderung gegenüber dem Vorjahr der Verbraucherpreise<br />

in den Vereinigten Staaten, im Eurora<strong>um</strong>, in<br />

Japan und im Vereinigten Königreich, gewichtet mit dem Bruttoinlandsprodukt<br />

zu Preisen und Wechselkursen von 2012;<br />

Kernrate: Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel.<br />

Quelle: OECD, Main Economic Indicators; eigene Berechnungen.<br />

5


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Abbildung 6:<br />

Rohstoffpreise 2000–2013<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012<br />

150<br />

100<br />

Monatsdaten; Rohstoffpreise: HWWI-Index auf US-Dollarbasis;<br />

Ölpreis: Spotpreis Sorte Brent.<br />

Quelle: International Petrole<strong>um</strong> Exchange via Thomson<br />

Financial Datastream; HWWI, Rohstoffpreisindex.<br />

Abbildung 7:<br />

Verbraucherpreise in großen Schwellenländern 2008–2013<br />

20<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

2010=100 US-Dollar<br />

Prozent<br />

Ölpreis (rechte Skala)<br />

Rohstoffpreise ohne Energie<br />

-4<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Monatsdaten; Veränderung gegenüber dem Vorjahr.<br />

Russland<br />

Brasilien<br />

China<br />

In<strong>die</strong>n<br />

Quelle: Federal State Statistics Service, Russland; IBGE,<br />

Brasilien; National Bureau of Statistics, China; Labour Bureau,<br />

In<strong>die</strong>n.<br />

50<br />

0<br />

Konjunktur in den Vereinigten<br />

Staaten gewinnt an Fahrt<br />

Die konjunkturelle Erholung in den Vereinigten<br />

Staaten ist im laufenden Jahr moderat geblieben.<br />

Zwar hat sich im Sommerhalbjahr der Anstieg<br />

des Bruttoinlandsprodukts deutlich beschleunigt.<br />

Im Winterhalbjahr zuvor war er<br />

aber auch recht schwach gewesen. Über<strong>die</strong>s war<br />

<strong>die</strong> Beschleunigung zu einem Gutteil Sondereffekten<br />

geschuldet. 1 Alles in allem befinden<br />

sich <strong>die</strong> Vereinigten Staaten nach wie vor in einer<br />

Phase allmählicher Erholung, wie sie im<br />

Anschluss an Finanz- und Immobilienkrisen typisch<br />

ist. 2 Zuletzt mehrten sich allerdings <strong>die</strong><br />

Anzeichen da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> zugrunde liegende<br />

konjunkturelle Expansion im Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

an Fahrt gewinnt. Gleichwohl wird <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion nicht zu dem<br />

Wachst<strong>um</strong>spfad, den sie vor der Finanzkrise im<br />

Jahr 2008 verzeichnet hatte, zurückkehren<br />

(Abbildung 8).<br />

Im dritten Quartal expan<strong>die</strong>rte das Bruttoinlandsprodukt<br />

mit einer laufenden Jahresrate<br />

von 3,6 Prozent, nach 2,5 Prozent im zweiten<br />

Quartal (Abbildung 9). Maßgeblich <strong>für</strong> den beschleunigten<br />

Produktionsanstieg war, dass <strong>die</strong><br />

Vorräte der Unternehmen rascher stiegen als<br />

zuvor; <strong>die</strong> Vorratsveränderungen lieferten einen<br />

Beitrag von 1,8 Prozentpunkten z<strong>um</strong> Anstieg<br />

des Bruttoinlandsprodukts. Der verstärkte Aufbau<br />

der Vorräte ist wohl in wesentlichen Teilen<br />

nicht freiwillig erfolgt; eine gestiegene Unsicherheit<br />

über <strong>die</strong> finanzpolitischen Rahmenbedingungen<br />

dürfte dazu beigetragen haben, dass<br />

der Absatz der Unternehmen hinter den Erwartungen<br />

zurückgeblieben ist. 3 So legten <strong>die</strong><br />

____________________<br />

1 Zu <strong>die</strong>sen Sondereffekten zählen neben kurzfristigen<br />

Schwankungen bei den Vorratsveränderungen<br />

auch Schwankungen bei den Verteidigungsausgaben<br />

und bei den Bauinvestitionen der Unternehmen.<br />

2 Vgl. Jannsen und Scheide (2010) sowie Jannsen<br />

und Scheide (2013).<br />

3 Die politischen Auseinandersetzungen bezüglich<br />

des Budgets <strong>für</strong> das Haushaltsjahr 2014 und der Anhebung<br />

der Schuldenobergrenze spitzten sich im Verlauf<br />

des dritten Quartals zusehends zu.<br />

6


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Abbildung 8:<br />

Bruttoinlandsprodukt und Wachst<strong>um</strong>spfad in den<br />

Vereinigten Staaten 2005–2015<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

Index<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

5-Jahres-Wachst<strong>um</strong>strend<br />

10-Jahres-Wachst<strong>um</strong>strend<br />

90<br />

2005 2007 2009 2011 2013 2015<br />

expan<strong>die</strong>rten – wenn auch in leicht verringertem<br />

Tempo – hingegen weiterhin kräftig. Sowohl<br />

<strong>die</strong> Investitionen in den Wirtschaftsbau<br />

als auch <strong>die</strong> privaten Wohnungsbauinvestitionen<br />

legten erneut <strong>um</strong> mehr als 10 Prozent zu.<br />

Die Staatsausgaben stiegen erstmals seit einem<br />

Jahr wieder, vor allem weil <strong>die</strong> Kommunen und<br />

Bundesstaaten ihre Ausgaben merklich erhöhten,<br />

nachdem <strong>die</strong>se zuvor in der Tendenz rund<br />

vier Jahre gesunken waren.<br />

Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich bis zuletzt<br />

weiter verbessert. Seit August legt <strong>die</strong> Zahl der<br />

Beschäftigten <strong>um</strong> rund 200 000 pro Monat zu<br />

(Abbildung 10). Im laufenden Jahr dürfte sie<br />

Quartalsdaten, preis- und saisonbereinigt; Bruttoinlandsprodukt:<br />

viertes Bruttoinlandsprodukt: Quartal 2007=100; viertes Wachst<strong>um</strong>strends Quartal 2007=100; wurde anhand eines<br />

log-linearen Wachst<strong>um</strong>strends Trends in wurde den 5 anhand bzw.10 eines Jahren log-linearen vor Beginn Trends der Krise in im<br />

vierten den 5 Quartal bzw.10 2007 Jahren geschätzt; vor Beginn ab 2013 der Krise Q4: Prognose im vierten des Quartal IfW.<br />

2007 geschätzt; Ab 2013 Q4: Prognose des IfW.<br />

Quelle: Bureau of Economic Analysis; eigene Berechnungen.<br />

Quelle: Bureau of Economic Analysis; eigene Berechnungen.<br />

Abbildung 10:<br />

Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten 2007–2013<br />

10<br />

Prozent<br />

Mill.<br />

140<br />

Abbildung 9:<br />

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den Vereinigten<br />

Staaten 2007–2013<br />

8<br />

Arbeitslosenquote<br />

138<br />

136<br />

6<br />

Prozent<br />

6<br />

134<br />

2<br />

-2<br />

-6<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

Inländische Verwendung<br />

4<br />

Beschäftigte<br />

(rechte Skala)<br />

2<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

132<br />

130<br />

128<br />

Monatsdaten; saisonbereinigt; abhängig Beschäftigte außerhalb der<br />

Landwirtschaft.<br />

der -10<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quartalsdaten;<br />

Quartalsdaten; preispreisund<br />

und<br />

saisonbereinigt;<br />

saisonbereinigt;<br />

Veränderung<br />

Veränderung<br />

gegenüber<br />

gegenüber<br />

dem Vorquartal, Jahresrate.<br />

dem Vorquartal, Jahresrate.<br />

Quelle: US Department of of Commerce, Commerce, National National Economic Economic<br />

Accounts.<br />

Accounts.<br />

privaten Kons<strong>um</strong>ausgaben lediglich <strong>um</strong> 1,4 Prozent<br />

zu, so langsam wie seit dem vierten Quartal<br />

2009 nicht mehr. Auch der Zuwachs der Anlageinvestitionen<br />

verlangsamte sich etwas, vor<br />

allem weil <strong>die</strong> Ausrüstungsinvestitionen lediglich<br />

stagnierten. Die privaten Bauinvestitionen<br />

Quelle: US Department of Labor, Employment Situation.<br />

damit ähnlich wie in den vergangenen beiden<br />

Jahren <strong>um</strong> insgesamt etwas mehr als 2 Millionen<br />

gestiegen sein. Die Zahl der Beschäftigten<br />

liegt damit zwar immer noch <strong>um</strong> mehr als eine<br />

Million unter dem Niveau, das vor der Finanzkrise<br />

verzeichnet worden war (während der<br />

Finanzkrise waren mehr als 8 Millionen Stellen<br />

verloren gegangen). Beim gegenwärtigen Tempo<br />

des Beschäftigungsaufbaus wird <strong>die</strong>ses Niveau<br />

im kommenden Jahr aber erstmals wieder<br />

überschritten werden. Dabei konzentriert sich<br />

der Stellenaufbau vor allem auf den Dienstleis-<br />

7


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

tungssektor. 4 Im November trug der recht kräftige<br />

Anstieg der Beschäftigung dazu bei, dass<br />

<strong>die</strong> Arbeitslosenquote recht deutlich – <strong>um</strong> 0,3<br />

Prozentpunkte auf 7 Prozent – zurückging. Ein<br />

Großteil des Rückgangs der Arbeitslosenquote<br />

während der vergangenen Jahre ist aber nach<br />

wie vor auf einen Rückgang der Partizipationsrate<br />

zurückzuführen.<br />

Vor dem Hintergrund der fortschreitenden<br />

Besserung der Lage am Arbeitsmarkt sah <strong>die</strong><br />

US-Notenbank sich veranlasst, <strong>die</strong> Märkte auf<br />

einen allmählichen Ausstieg aus der Politik zusätzlicher<br />

Anleihekäufe („QE3“) vorzubereiten.<br />

Ankündigungen im Mai und Juni, <strong>die</strong> signalisierten,<br />

dass der Umfang, mit dem <strong>die</strong> Anleihebestände<br />

der Fed ausgeweitet werden, von monatlich<br />

85 Mrd. Dollar voraussichtlich ab September<br />

allmählich zurückgefahren werden<br />

würde („tapering“), hatte allerdings zur Folge,<br />

dass <strong>die</strong> längerfristigen Zinsen <strong>für</strong> Hypotheken<br />

und US-Staatsanleihen deutlich anzogen. Hinzu<br />

kam, dass im Zuge der politischen Auseinandersetzungen<br />

über das Budget und <strong>die</strong> Anhebung<br />

der Schuldenobergrenze <strong>die</strong> Risiken <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> US-Konjunktur aus Sicht der Fed offenbar<br />

zugenommen hatten. So verzichtete <strong>die</strong> Notenbank<br />

im Herbst zunächst auf <strong>die</strong> annoncierte<br />

Verringerung des geldpolitischen Expansionsgrades.<br />

Am 18. Dezember wurde dann aber beschlossen,<br />

den Umfang der monatlich zusätzlich<br />

gekauften Wertpapiere <strong>um</strong> 10 Mrd. auf 75 Mrd.<br />

Dollar zu verringern. Inzwischen ist allerdings<br />

<strong>die</strong> Arbeitslosenquote auf 7 Prozent zurückgegangen,<br />

das Niveau, <strong>für</strong> das der Notenbankpräsident<br />

Bernanke ursprünglich in Aussicht gestellt<br />

hatte, ganz auf zusätzliche Anleihekäufe<br />

zu verzichten. Dies verdeutlicht <strong>die</strong> Problematik,<br />

<strong>die</strong> mit dem Verknüpfen der Geldpolitik an<br />

<strong>die</strong> zukünftige Entwicklung der Arbeitslosenquote<br />

verbunden ist: Die Arbeitslosenquote<br />

wird erheblich von Faktoren beeinflusst, <strong>die</strong> –<br />

wie beispielsweise <strong>die</strong> Partizipationsrate – allenfalls<br />

mittelbar im Einflussbereich der Geldpolitik<br />

liegen. Wir rechnen nach den jüngsten<br />

____________________<br />

4 Diese Tendenz lässt sich bereits seit Beginn des<br />

Beschäftigungsaufschwungs im Jahr 2010 beobachten.<br />

Vgl. Boysen-Hogrefe et al. (2012: 10).<br />

Erfahrungen mit der Fed damit, dass sie <strong>die</strong><br />

Anleihekäufe nur langsam zurückfährt. Nach<br />

dem Abschluss <strong>die</strong>ses Prozesses, den wir <strong>für</strong><br />

den Herbst 2014 erwarten, dürfte <strong>die</strong> Fed ihren<br />

Leitzins noch <strong>für</strong> gera<strong>um</strong>e Zeit in der Bandbreite<br />

zwischen 0 und 0,25 Prozent belassen.<br />

Wir gehen davon aus, dass sie ihn erst gegen<br />

Ende des Jahres 2015 erhöht.<br />

Die Finanzpolitik stand im Herbst im Zeichen<br />

der Verhandlungen über das Budget <strong>für</strong><br />

das Haushaltsjahr 2014, das im Oktober begann,<br />

sowie über <strong>die</strong> Anhebung der Schuldenobergrenze.<br />

Da sich <strong>die</strong> beiden Parteien zunächst<br />

nicht auf einen Haushalt verständigen<br />

konnten, kam es <strong>für</strong> 16 Tage zu einer teilweisen<br />

Einstellung der Regierungstätigkeit („government<br />

shutdown“). Einige Behörden wurden geschlossen<br />

oder schränkten ihre Aktivitäten<br />

stark ein; in der Spitze wurden mehr als<br />

800 000 Be<strong>die</strong>nstete in unbezahlten Urlaub geschickt.<br />

Die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

sind jedoch nicht dramatisch gewesen,<br />

da der Staat seinen wesentlichen Aufgaben<br />

weiterhin nachkam. Zudem ist den Beschäftigten<br />

der Ver<strong>die</strong>nstausfall inzwischen ersetzt<br />

worden. Am 17. Oktober kam es zu einer Einigung<br />

sowohl bezüglich des Budgets als auch bezüglich<br />

der Anhebung der Schuldenobergrenze,<br />

<strong>die</strong> jedoch lediglich bis z<strong>um</strong> Januar (Budget)<br />

bzw. bis z<strong>um</strong> Februar (Schuldenobergrenze)<br />

2014 trägt. 5 Mitte Dezember gelang es dann<br />

einer überparteilichen Kommission, einen<br />

Kompromissvorschlag <strong>für</strong> den laufenden Bundeshaushalt<br />

vorzulegen, der in den beiden<br />

Kammern des Kongresses mehrheitsfähig ist.<br />

Als Resultat der Einigung werden <strong>die</strong> <strong>für</strong> den<br />

Beginn des Jahres anstehenden automatischen<br />

Budgetkürzungen abgemildert und <strong>die</strong> Ausgabenziele<br />

insgesamt etwas aufgeweicht. Die Anhebung<br />

der Schuldenobergrenze steht zwar<br />

noch aus. Allerdings haben sich mit der<br />

jüngsten Verständigung auf einen Bundeshaushalt<br />

auch <strong>die</strong> Aussichten verbessert, dass es in<br />

<strong>die</strong>sem Punkt zu einer Einigung kommt, <strong>die</strong><br />

etwas längerfristig trägt und <strong>die</strong> nicht in letzter<br />

____________________<br />

5 Bezüglich der Schuldenobergrenze dürfte es dem<br />

US-Finanzministeri<strong>um</strong> wie in der Vergangenheit jedoch<br />

möglich sein, <strong>die</strong>se Frist durch Sondermaßnahmen<br />

einige Monate zu strecken.<br />

8


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Sekunde zustande kommt. Alles in allem dürften<br />

<strong>die</strong> Störgeräusche, <strong>die</strong> in den vergangenen<br />

Jahren regelmäßig von den politischen Auseinandersetzungen<br />

auf <strong>die</strong> Konjunktur ausgingen<br />

– ablesbar an starken Anstiegen der politischen<br />

Unsicherheit (Abbildung 11) – im Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

abnehmen oder sogar ausbleiben.<br />

Abbildung 11:<br />

Unsicherheit über <strong>die</strong> Wirtschaftspolitik in den Vereinigten<br />

Staaten 1999–2013<br />

300<br />

250<br />

200<br />

Index<br />

Schuldenobergrenze<br />

Finanzkrise<br />

"Fiscal<br />

Cliff"<br />

verringern und sich <strong>die</strong> fiskalische Straffung zu<br />

Beginn des kommenden Jahres bemerkbar machen<br />

wird. Danach dürften jedoch <strong>die</strong> Auftriebskräfte<br />

zunehmend <strong>die</strong> Oberhand gewinnen.<br />

So war <strong>die</strong> Zuversicht der Unternehmen<br />

und der privaten Haushalte zuletzt in der Tendenz<br />

aufwärts gerichtet. Zudem sind <strong>die</strong> Anpassungsprozesse,<br />

<strong>die</strong> nach der Finanzkrise eingesetzt<br />

haben, in den vergangenen Jahren erheblich<br />

vorangekommen. So ist <strong>die</strong> Verschuldung<br />

der privaten Haushalte deutlich gesunken (Abbildung<br />

12), <strong>die</strong> Belastung des Finanzsektors<br />

durch Kreditausfälle geht weiter kontinuierlich<br />

zurück, und von der Finanzpolitik dürften deutlich<br />

geringere restriktive Effekte ausgehen. Mit<br />

Abnahme all <strong>die</strong>ser <strong>die</strong> Konjunktur belastenden<br />

Faktoren wird <strong>die</strong> expansive Geldpolitik ihre<br />

Wirkung zunehmend entfalten.<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013<br />

Monatsdaten.<br />

Quelle: policyuncertainty.com.<br />

Trotz der im Budgetkompromiss vereinbarten<br />

Aufweichung der Ausgabenziele wird es zu<br />

Beginn des kommenden Jahres abermals zu einer<br />

fiskalischen Restriktion kommen, nicht zuletzt<br />

weil einige der Maßnahmen, <strong>die</strong> im Rahmen<br />

der Verhandlungen über das „fiscal cliff“<br />

zu Beginn des Jahres <strong>für</strong> ein Jahr verlängert<br />

worden waren, auslaufen. Allerdings wird <strong>die</strong><br />

Dämpfung spürbar geringer ausfallen als in den<br />

Vorjahren. Das Budgetdefizit wird im Haushaltsjahr<br />

2014 vor allem wegen der besseren<br />

Konjunktur voraussichtlich auf 3,3 Prozent zurückgehen<br />

und im Haushaltsjahr 2015 nochmals<br />

merklich sinken.<br />

Im Winterhalbjahr wird sich der Zuwachs<br />

des Bruttoinlandsprodukts wohl zunächst wieder<br />

verlangsamen, insbesondere weil sich der<br />

Lageraufbau der Unternehmen wohl wieder<br />

Abbildung 12:<br />

Verschuldung der privaten Haushalte in den Vereinigten<br />

Staaten 1960–2013<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Prozent<br />

0<br />

1960 1968 1976 1984 1992 2000 2008<br />

Quartalsdaten. In Relation z<strong>um</strong> verfügbaren Einkommen.<br />

Quartalsdaten. In Relation z<strong>um</strong> verfügbaren Einkommen.<br />

Quelle: US Department of Commerce, National Economic<br />

Quelle: US Department of Commerce, National Economic<br />

Accounts; Federal Rerserve, Flow of Funds; eigene<br />

Accounts;<br />

Berechnungen.<br />

Federal Rerserve, Flow of Funds; eigene Berechnungen.<br />

Der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts<br />

dürfte sich von 1,6 Prozent im laufenden Jahr<br />

auf 2,3 Prozent im kommenden Jahr und 3 Prozent<br />

im Jahr 2015 beschleunigen. Vor dem<br />

Hintergrund des vorangeschrittenen Entschuldungsprozesses<br />

der privaten Haushalte und der<br />

anhaltenden Besserung am Arbeitsmarkt wird<br />

sich im Prognosezeitra<strong>um</strong> wohl der private<br />

Kons<strong>um</strong> zunehmend beschleunigen. Angesicht<br />

der sich zunehmend bessernden konjunkturellen<br />

Rahmenbedingungen werden voraussicht-<br />

9


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

lich auch <strong>die</strong> Unternehmensinvestitionen an<br />

Dynamik gewinnen. Schließlich dürften <strong>die</strong><br />

Bremswirkungen, <strong>die</strong> von der Finanzpolitik<br />

ausgehen, deutlich geringer werden. Im Zuge<br />

des konjunkturellen Aufschwungs wird sich <strong>die</strong><br />

Arbeitslosenquote weiter verringern; sie wird<br />

2015 im Jahresdurchschnitt wohl 6,3 Prozent<br />

betragen, nach 7,4 Prozent im laufenden Jahr<br />

und 6,9 Prozent im kommenden Jahr (Tabelle<br />

1). Dabei ist unterstellt, dass <strong>die</strong> Partizipationsrate<br />

angesichts sich zunehmend verbessernder<br />

Aussichten auf Beschäftigung wieder etwas<br />

steigt. Die Inflation wird im laufenden Jahr voraussichtlich<br />

1,6 betragen und sich danach mit<br />

der Besserung der Konjunktur und auf dem Arbeitsmarkt<br />

auf 2,3 Prozent (2014) bzw. 2,6 Prozent<br />

(2015) erhöhen.<br />

Tabelle 1:<br />

Eckdaten zur Konjunktur in den Vereinigten Staaten 2012–<br />

2015<br />

2012 2013 2014 2015<br />

Bruttoinlandsprodukt 2,8 1,6 2,3 3,0<br />

Inlandsnachfrage 2,6 1,5 2,3 3,0<br />

Privater Verbrauch 2,2 1,9 2,3 2,7<br />

Staatsnachfrage –1,0 –2,0 –1,0 –0,4<br />

Anlageinvestitionen 8,3 4,5 6,9 9,6<br />

Ausrüstungen 7,6 2,2 4,4 8,0<br />

Geistige Eigent<strong>um</strong>srechte 3,4 2,7 3,7 4,8<br />

Gewerbliche Bauten 12,7 1,6 7,6 8,0<br />

Wohnungsbau 12,9 14,0 11,7 14,0<br />

Vorratsveränderungen 0,2 0,0 0,0 0,0<br />

Außenbeitrag 0,2 0,1 0,1 0,0<br />

Exporte 3,5 2,5 5,5 6,8<br />

Importe 2,2 1,5 4,3 5,8<br />

Verbraucherpreise 2,1 1,6 2,3 2,6<br />

Arbeitslosenquote 8,0 7,4 6,9 6,3<br />

Leistungsbilanzsaldo –3,3 –3,0 –2,9 –2,8<br />

Budgetsaldo (Bund) –6,8 –4,0 –3,3 –2,7<br />

Bruttoinlandsprodukt: preisbereinigt, Veränderung gegenüber<br />

dem Vorjahr in Prozent. — Außenbeitrag, Vorratsveränderungen:<br />

Lundberg-Komponente. — Arbeitslosenquote:<br />

in Prozent der Erwerbspersonen. — Leistungsbilanzsaldo,<br />

Budgetsaldo: in Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts.<br />

— Budgetsaldo: Fiskaljahr.<br />

Quelle: US Department of Commerce, National Economic<br />

Accounts; US Department of Labor, Employment Situation<br />

and Cons<strong>um</strong>er Price Index; US Department of the Treasury,<br />

Monthly Treasury Statement; eigene Berechnungen; grau<br />

hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Kräftige wirtschaftspolitische<br />

Impulse in Japan<br />

Die japanische Wirtschaft hat im Jahr 2013<br />

wieder Tritt gefasst. Dank kräftiger Impulse von<br />

Geld- und Finanzpolitik sowie einer infolge einer<br />

massiven Abwertung stark verbesserten<br />

preislichen Wettbewerbsfähigkeit japanischer<br />

Produzenten legte das Bruttoinlandsprodukt im<br />

ersten Halbjahr mit einer laufenden Jahresrate<br />

von 4 Prozent zu. Nach der Jahresmitte verlor<br />

<strong>die</strong> Konjunktur jedoch bereits wieder an Dynamik.<br />

Im dritten Quartal erhöhte sich <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion nur noch mit<br />

einer Rate von 1,1 Prozent (Abbildung 13).<br />

Abbildung 13:<br />

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Japan 2007–2013<br />

6<br />

2<br />

-2<br />

-6<br />

-10<br />

Prozent<br />

inländische<br />

Verwendung<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

-14<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quartalsdaten; preis- und saisonbereinigt; Veränderung gegenüber<br />

dem Vorquartal, Jahresrate.<br />

Quelle: Cabinet Office, Quarterly Estimates of GDP.<br />

Spürbar gestiegen sind nur noch der private<br />

Kons<strong>um</strong> – <strong>die</strong>ser allerdings ebenfalls deutlich<br />

verlangsamt – sowie vor allem <strong>die</strong> öffentlichen<br />

Investitionen, deren absolute Zunahme allein<br />

ebenso groß ausfiel wie der gesamte Zuwachs<br />

des Bruttoinlandsprodukts. Die Expansion der<br />

Unternehmensinvestitionen, <strong>die</strong> nach längerem<br />

Rückgang im ersten Halbjahr wieder zugenommen<br />

hatten, kam hingegen wieder z<strong>um</strong> Erliegen.<br />

Die Exporte schr<strong>um</strong>pften sogar, und bei<br />

gleichzeitig recht kräftigem Importanstieg<br />

dämpfte der Außenbeitrag den Zuwachs des<br />

Bruttoinlandsprodukts stark. Für das vierte<br />

10


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Quartal lassen <strong>die</strong> Indikatoren eine wieder<br />

leicht beschleunigte Expansion des Bruttoinlandsprodukts<br />

erwarten. So nahm <strong>die</strong> Industrieproduktion<br />

zuletzt wieder rascher zu. Ein<br />

Risiko bildet allerdings <strong>die</strong> erneute Zunahme<br />

der politischen Spannungen zwischen Japan<br />

und China <strong>um</strong> <strong>die</strong> Senkaku/Diaoyu-Inseln,<br />

wodurch <strong>die</strong> Geschäftstätigkeit japanischer<br />

Unternehmen in der Region beeinträchtigt<br />

werden dürfte. Dieser Konflikt hatte bereits gegen<br />

Ende des vergangenen Jahres <strong>die</strong> Exporte<br />

Japans nach China gedämpft.<br />

Der Arbeitsmarkt hat sich im Verlauf des<br />

Jahres dank des Aufschwungs der Produktion<br />

deutlich belebt. Die Beschäftigung zog im<br />

Sommerhalbjahr spürbar an, und <strong>die</strong> Arbeitslosenquote<br />

ist auf 4 Prozent im Oktober gesunken<br />

(Abbildung 14). Die Zahl der offenen Stellen je<br />

Stellensuchenden – ein in Japan viel beachteter<br />

Indikator <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lage am Arbeitsmarkt – hat<br />

erheblich zugenommen und nähert sich inzwischen<br />

der Parität. Die Zahl der abgeleisteten<br />

Überstunden erhöhte sich insbesondere im<br />

ersten Halbjahr kräftig und sorgte da<strong>für</strong>, dass<br />

sich <strong>die</strong> Ausweitung der wirtschaftlichen Aktivität<br />

auch in einem, wenn auch geringen Zuwachs<br />

bei den Arbeitseinkommen niederschlug.<br />

Die regulären Lohnzahlungen haben bislang<br />

hingegen noch nicht zugenommen.<br />

Abbildung 14:<br />

Arbeitsmarkt in Japan 2007–2013<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Prozent<br />

Beschäftigte<br />

(rechte Skala)<br />

1<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Monatsdaten; saisonbereinigt.<br />

Arbeitslosenquote<br />

Mill.<br />

Quelle: Statistics Bureau of Japan, Labour Force Survey.<br />

62,5<br />

62,0<br />

61,5<br />

61,0<br />

60,5<br />

60,0<br />

59,5<br />

Die Verbraucherpreise sind trotz der nach<br />

wie vor sehr gedämpften Lohnentwicklung in<br />

den vergangenen Monaten deutlich beschleunigt<br />

gestiegen. Im Oktober lag <strong>die</strong> Inflationsrate<br />

auf der Verbraucherebene bei 1,1 Prozent (Abbildung<br />

15). Dies lag im Wesentlichen an einem<br />

vor allem wechselkursbedingten drastischen<br />

Anstieg der Importpreise. Zudem erhöhten sich<br />

auch <strong>die</strong> Preise <strong>für</strong> frische Nahrungsmittel<br />

kräftig, <strong>die</strong> regelmäßig stark schwanken. Der<br />

Preisindex ohne Energie und Nahrungsmittel<br />

erhöhte sich im September im Vergleich z<strong>um</strong><br />

Vorjahr nicht, im Vormonatsvergleich war er<br />

zuletzt sogar wieder leicht rückläufig.<br />

Abbildung 15:<br />

Verbraucherpreisanstieg in Japan 2007–2013<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

Prozent<br />

Verbraucherpreise<br />

Kernindex<br />

-3<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Monatswerte. Veränderung gegenüber dem dem Vorjahr. Verbraucherpreise<br />

ohne Energie und Nahrungsmittel.<br />

Quelle: Statistics Bureau of Japan, Cons<strong>um</strong>er Price Index.<br />

Die Wirtschaftspolitik hat einen großen Anteil<br />

daran, dass sich <strong>die</strong> Konjunktur im Jahr<br />

2013 so kräftig erholt hat. So wurde der Kurs<br />

der Geldpolitik massiv expansiver ausgerichtet.<br />

Die Bank von Japan beschloss in den ersten<br />

Monaten des Jahres, das Inflationsziel auf 2<br />

Prozent zu erhöhen und, <strong>um</strong> <strong>die</strong>s zu erreichen,<br />

<strong>die</strong> Zentralbankgeldmenge innerhalb von zwei<br />

Jahren durch den Kauf von Wertpapieren –<br />

insbesondere Staatsanleihen mit längerer Laufzeit<br />

– zu verdoppeln. Die Neuausrichtung der<br />

Politik – bzw. bereits <strong>die</strong> Erwartung einer solchen<br />

nach der Parlamentswahl im vergangenen<br />

Herbst – führte zu einer starken Abwertung des<br />

Yen <strong>um</strong> effektiv rund 20 Prozent. Auch zogen<br />

11


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

<strong>die</strong> Aktienkurse deutlich an, und <strong>die</strong> Renditen<br />

der langfristigen Staatsanleihen gingen zurück.<br />

Die Finanzpolitik hat zu Jahresbeginn ein<br />

Konjunkturprogramm mit einem Schwerpunkt<br />

auf den öffentlichen Investitionen beschlossen,<br />

das eine Größenordnung von 2,2 Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts hatte und wohl einen<br />

Impuls von etwa der Hälfte <strong>die</strong>ses Vol<strong>um</strong>ens<br />

beinhaltete. 6<br />

Es ist allerdings fraglich, ob es der japanischen<br />

Regierung mit ihrer „Politik der drei<br />

Pfeile“ gelingen wird, das Wachst<strong>um</strong> wie beabsichtigt<br />

mittelfristig zu erhöhen und den Prozess<br />

schleichender Deflation dauerhaft zu beenden.<br />

Während der aggressive Einsatz expansiver<br />

nachfragepolitischer Maßnahmen <strong>die</strong> Produktion<br />

kurzfristig deutlich stimuliert hat, ist<br />

das dritte und <strong>für</strong> den langfristigen Erfolg wohl<br />

entscheidende Element der wirtschaftspolitischen<br />

Strategie – Strukturreformen zur Stärkung<br />

der Angebotsseite der Wirtschaft – bislang<br />

nicht so weit konkretisiert worden, dass mit<br />

spürbaren Erfolgen zu rechnen ist (Boysen-Hogrefe<br />

et al. 2013: Kasten 1).<br />

Was <strong>die</strong> Effekte der Geldpolitik betrifft, geht<br />

der drastische Anstieg der Zentralbankgeldmenge<br />

immerhin mit einer moderaten Beschleunigung<br />

der Expansion bei der breiter abgegrenzten<br />

Geldmenge M2 einher (Abbildung<br />

16). Auch vergeben <strong>die</strong> Banken inzwischen in<br />

etwas größerem Umfang Kredite. Gleichzeitig<br />

sind <strong>die</strong> Impulse vonseiten der Entwicklung an<br />

den Finanzmärkten zuletzt aber geringer geworden.<br />

Der Wechselkurs hat sich gegenüber<br />

dem US-Dollar stabilisiert, und <strong>die</strong> Kurse <strong>für</strong><br />

Aktien sind nach dem Frühjahr nur noch wenig,<br />

<strong>die</strong> <strong>für</strong> Anleihen gar nicht mehr gestiegen.<br />

Die finanzpolitischen Impulse scheinen im<br />

Herbst bereits ausgelaufen zu sein. So waren<br />

<strong>die</strong> Auftragseingänge <strong>für</strong> öffentliche Bauten zuletzt<br />

wieder rückläufig. Für das kommende Jahr<br />

ist zudem im April eine Anhebung der Mehrwertsteuer<br />

<strong>um</strong> 3 Prozentpunkte vorgesehen, <strong>die</strong><br />

____________________<br />

6 Der konjunkturelle Impuls, der von den von der<br />

japanischen Regierung beschlossenen Programmen<br />

ausgeht, ist regelmäßig schwer zu schätzen, da z<strong>um</strong>eist<br />

bereits implementierte Maßnahmen integriert<br />

und gleichzeitig an anderer Stelle Einsparungen<br />

vorgenommen werden.<br />

Abbildung 16:<br />

Indikatoren <strong>für</strong> <strong>die</strong> monetären Rahmenbedingungen in<br />

Japan 2011–2013<br />

200<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

M2<br />

100<br />

(rechte Skala)<br />

2011 2012 2013<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

Bill. Yen<br />

75<br />

Wechselkurs<br />

70<br />

2011 2012 2013<br />

Bill. Yen<br />

Aktienkurse<br />

(rechte Skala)<br />

Quelle: Bank of Japan; Thomson Financial.<br />

1 450<br />

1 350<br />

1 250<br />

1 150<br />

1 050<br />

950<br />

850<br />

750<br />

18 000<br />

16 000<br />

14 000<br />

12 000<br />

10 000<br />

8 000<br />

6 000<br />

4 000<br />

den Einstieg in einen mittelfristigen Konsoli<strong>die</strong>rungsprozess<br />

bei den öffentlichen Finanzen bilden<br />

soll. Vor dem Hintergrund der bereits geringer<br />

werdenden konjunkturellen Dynamik hat<br />

<strong>die</strong> Regierung Anfang Dezember ein neuerliches<br />

Konjunkturpaket verabschiedet, das abermals<br />

einen Impuls von 1 Prozent in Relation z<strong>um</strong><br />

Bruttoinlandsprodukt geben und <strong>die</strong> restriktiven<br />

Wirkungen von Mehrwertsteuererhöhung<br />

und nachlassenden Investitionsausgaben infolge<br />

des Auslaufens des vorherigen Fiskalprogramms<br />

abdämpfen soll. Freilich ist zweifelhaft,<br />

ob es auf <strong>die</strong>se Weise gelingen kann, Vertrauen<br />

in eine dauerhafte Gesundung der Staatsfinanzen<br />

zu bilden. Eine Konsoli<strong>die</strong>rung ist angesichts<br />

des gegenwärtigen Schuldenstandes von<br />

knapp 230 Prozent in Relation z<strong>um</strong> Brutto-<br />

12


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

inlandsprodukt 7 und einer Defizitquote von<br />

rund 10 Prozent im Jahr 2013 dringend erforderlich.<br />

Die Regierung betont selbst, dass eine<br />

glaubwürdige Strategie zur Rückführung der<br />

Staatsverschuldung in der mittleren Frist notwendig<br />

ist, <strong>um</strong> das Vertrauen in <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

Zukunft und damit <strong>die</strong> wirtschaftliche Aktivität<br />

zu stärken (Cabinet Office 2013). Eine<br />

Politik, <strong>die</strong> offenbar darin besteht, einer drohenden<br />

Abschwächung der konjunkturellen<br />

Dynamik sofort durch zusätzliche Nachfrageimpulse<br />

vonseiten des Staates zu begegnen,<br />

dürfte jedoch ka<strong>um</strong> geeignet sein, <strong>die</strong>ses Vertrauen<br />

zu fördern. Vielmehr besteht das Risiko,<br />

dass <strong>die</strong> Anleger das Vertrauen in <strong>die</strong> Solvenz<br />

des Staates verlieren und beginnen, Staatsanleihen<br />

zu verkaufen. Dies könnte zu einem<br />

Teufelskreis aus steigenden Anleihezinsen und<br />

weiter reduzierter Bonität des Staates führen,<br />

der <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche Stabilität bedrohen<br />

würde. Zudem dürfte <strong>die</strong> mit den fortgesetzten<br />

Ausgaben- und Anreizprogrammen verbundene<br />

Beeinflussung der Struktur von Produktion<br />

und Nachfrage auf längere Sicht das<br />

Wachst<strong>um</strong>spotenzial mindern.<br />

Auch wenn <strong>die</strong> Risiken <strong>für</strong> <strong>die</strong> japanische<br />

Wirtschaft durch <strong>die</strong> neue Wirtschaftspolitik<br />

hoch sind, ist <strong>für</strong> den Prognosezeitra<strong>um</strong> mit einer<br />

anhaltenden Ausweitung der gesamtwirtschaftlichen<br />

Aktivität zu rechnen. Das Tempo<br />

der Expansion dürfte sich jedoch in der<br />

Grundtendenz verringern, weil <strong>die</strong> Finanzpolitik<br />

trotz des jüngsten Konjunkturpakets insgesamt<br />

dämpfend wirkt, im nächsten Jahr, <strong>für</strong> das<br />

wir annehmen, dass kein weiteres Konjunkturprogramm<br />

beschlossen wird, sogar recht deutlich.<br />

Zudem laufen <strong>die</strong> Impulse von der Abwertung<br />

aus. Andererseits wird <strong>die</strong> Nachfrage<br />

durch <strong>die</strong> allmählich stärkere Weltkonjunktur<br />

gestützt. Mit fortgesetztem Aufschwung dürften<br />

auch <strong>die</strong> Löhne anziehen. Allerdings wird im<br />

kommenden Jahr <strong>die</strong> Kaufkraft durch <strong>die</strong> preissteigernde<br />

Wirkung der Mehrwertsteuererhöhung<br />

empfindlich gedämpft, so dass der Zuwachs<br />

des privaten Kons<strong>um</strong>s verhalten bleiben<br />

____________________<br />

7 Diese Angabe bezieht sich auf den Bruttoschuldenstand<br />

in der von der OECD (2013) verwendeten<br />

Abgrenzung. Nach anderen Quellen liegt er etwas<br />

darüber (IMF) oder darunter (z.B. Cabinet Office).<br />

wird. Alles in allem erwarten wir <strong>für</strong> den Jahresdurchschnitt<br />

2014 und 2015 einen Zuwachs<br />

des Bruttoinlandsprodukts von 1,5 bzw. 1,1 Prozent,<br />

nach einem Anstieg <strong>um</strong> 1,6 Prozent in <strong>die</strong>sem<br />

Jahr (Tabelle 2). Die Verbraucherpreise<br />

dürften im Jahresdurchschnitt 2014 <strong>um</strong> 2,1<br />

Prozent steigen und im Jahr 2015, <strong>für</strong> das <strong>für</strong><br />

den Herbst eine weitere Anhebung der Mehrwertsteuer<br />

<strong>um</strong> 2 Prozentpunkte vorgesehen ist,<br />

<strong>um</strong> weitere 1,6 Prozent.<br />

Tabelle 2:<br />

Eckdaten zur Konjunktur in Japan 2012–2015<br />

2012 2013 2014 2015<br />

Bruttoinlandsprodukt 1,4 1,6 1,5 1,1<br />

Inlandsnachfrage 2,2 1,7 1,4 0,9<br />

Privater Verbrauch 2,1 2,0 0,9 1,3<br />

Staatskons<strong>um</strong> 1,7 2,0 1,4 0,3<br />

Anlageinvestitionen 3,2 2,0 2,8 0,2<br />

Unternehmensinvestitionen<br />

3,6 –1,6 2,2 2,9<br />

Wohnungsbau 2,8 7,9 0,2 1,7<br />

Öffentliche Investitionen 2,2 10,2 6,2 –8,8<br />

Lagerinvestitionen 0,1 –0,2 0,0 0,0<br />

Außenbeitrag –0,9 –0,2 0,0 0,1<br />

Exporte –0,1 1,6 4,1 4,3<br />

Importe 5,4 2,5 4,0 3,4<br />

Verbraucherpreise 0,0 0,2 2,1 1,6<br />

Arbeitslosenquote 4,3 4,0 3,8 3,7<br />

Leistungsbilanzsaldo 1,1 0,9 1,1 1,3<br />

Gesamtstaatlicher<br />

Finanzierungssaldo –9,9 –10,1 –9,2 –7,1<br />

Prozent. Bruttoinlandsprodukt: preisbereinigt, Veränderung<br />

gegenüber dem Vorjahr. — Außenbeitrag, Vorratsveränderungen:<br />

Lundberg-Komponente. — Arbeitslosenquote: Anteil<br />

an den Erwerbspersonen. — Finanzierungssaldo: in<br />

Relation z<strong>um</strong> nominalen Bruttoinlandsprodukt.<br />

Quelle: Cabinet Office, National Accounts; OECD, Main<br />

Economic Indicators; eigene Berechnungen; grau hinterlegt:<br />

Prognose des IfW.<br />

Konjunkturelle Erholung im<br />

Eurora<strong>um</strong> verstärkt sich allmählich<br />

Die Wirtschaft im Eurora<strong>um</strong> hat sich im Laufe<br />

des Jahres 2013 aus der Rezession gelöst. Die<br />

gesamtwirtschaftliche Produktion nimmt seit<br />

dem zweiten Quartal wieder zu, nachdem sie<br />

zuvor sechs Quartale in Folge geschr<strong>um</strong>pft war.<br />

Allerdings hat <strong>die</strong> konjunkturelle Erholung<br />

bislang noch keinen Schwung entwickelt. Die<br />

13


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Stimmungsindikatoren signalisieren zwar, dass<br />

<strong>die</strong> Verbraucher und <strong>die</strong> Unternehmen deutlich<br />

zuversichtlicher geworden sind. So stieg der<br />

Economic Sentiment Indicator der Europäischen<br />

Kommission im Verlauf des Jahres kräftig<br />

und befand sich zuletzt nur noch geringfügig<br />

unter seinem langjährigen Mittel. Auf <strong>die</strong> „harten“<br />

Konjunkturindikatoren wie Industrieproduktion<br />

oder Einzelhandels<strong>um</strong>sätze hat sich<br />

<strong>die</strong>s jedoch bislang nicht übertragen, da <strong>die</strong><br />

Strukturanpassungen in einigen Ländern des<br />

Eurora<strong>um</strong>s <strong>die</strong> Konjunktur nach wie vor bremsen.<br />

Im dritten Quartal erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt<br />

mit einer laufenden Jahresrate<br />

von 0,3 Prozent (annualisiert) nur geringfügig,<br />

nachdem es zuvor mit einer Rate von 1,2 Prozent<br />

expan<strong>die</strong>rte (Abbildung 17). Der Anstieg<br />

Abbildung 17:<br />

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Eurora<strong>um</strong> 2007–<br />

2013<br />

4<br />

0<br />

-4<br />

-8<br />

Prozent<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

-12<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quartalsdaten; preis- und saisonbereinigt; Veränderung gegenüber<br />

Vorquartal, dem Vorquartal, Jahresrate.<br />

gegenüber<br />

dem Jahresrate.<br />

Quelle: Eurostat, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen.<br />

der gesamtwirtschaftlichen Produktion war<br />

ausschließlich auf <strong>die</strong> Ausweitung der inländischen<br />

Verwendung zurückführen. Dabei erhöhten<br />

<strong>die</strong> Unternehmen ihre Lagerbestände<br />

deutlich und auch <strong>die</strong> Anlageinvestitionen, <strong>die</strong><br />

während der Rezession stark zurückgegangen<br />

waren, nahmen wieder zu. Der Außenbeitrag<br />

dämpfte den Produktionsanstieg rein rechnerisch<br />

dagegen merklich, weil <strong>die</strong> Zuwächse bei<br />

den Ausfuhren (0,7 Prozent) deutlich hinter denen<br />

der Einfuhren (4 Prozent) zurückblieben.<br />

Im Eurora<strong>um</strong> ohne Deutschland stagnierte<br />

<strong>die</strong> wirtschaftliche Aktivität im dritten Quartal.<br />

Unter den größeren Volkswirtschaften legte das<br />

Bruttoinlandsprodukt in Belgien mit einer Rate<br />

von 1,2 Prozent noch am kräftigsten zu, während<br />

sich <strong>die</strong> Produktion in Spanien und den<br />

Niederlanden nur leicht erhöhte. In Frankreich<br />

und in Italien hingegen schr<strong>um</strong>pfte <strong>die</strong> Wirtschaft<br />

<strong>um</strong> rund 0,5 Prozent.<br />

Insbesondere in den Krisenländern (Griechenland,<br />

Irland, Italien, Portugal und Spanien)<br />

waren bis z<strong>um</strong> Jahr 2008 hohe und steigende<br />

Defizite in der Leistungsbilanz verzeichnet worden.<br />

Im Zuge der Anpassungskrise schr<strong>um</strong>pfte<br />

nicht zuletzt <strong>die</strong> Inlandsnachfrage stark. Dies<br />

führte dazu, dass <strong>die</strong> Importe drastisch zurückgingen.<br />

Zuletzt legten aber auch <strong>die</strong><br />

Exporte dank einer inzwischen spürbar verbesserten<br />

Wettbewerbsposition deutlich zu. In der<br />

Folge verbesserten sich <strong>die</strong> Leistungsbilanzen<br />

<strong>die</strong>ser Länder massiv (Abbildung 18). Der Saldo<br />

der Leistungsbilanz in Relation z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt<br />

erhöhte sich zwischen 2008<br />

und 2012 <strong>um</strong> zwischen 2,5 (Italien) und 12,5<br />

Prozentpunkte (Griechenland). Im abgelaufenen<br />

Jahr dürfte <strong>die</strong> Leistungsbilanz <strong>die</strong>ser Ländergruppe<br />

nahezu ausgeglichen sein. Gleichzeitig<br />

blieb der Überschuss in der zusammengefassten<br />

Leistungsbilanz der übrigen Länder des<br />

Eurora<strong>um</strong>s weitgehend unverändert. In<br />

Deutschland und den Niederlanden, den Ländern<br />

mit dem höchsten Überschuss, erhöhte<br />

sich der Leistungsbilanzsaldo sogar tendenziell<br />

weiter. Im Ergebnis hat sich <strong>die</strong> Leistungsbilanz<br />

im Eurora<strong>um</strong> insgesamt in den vergangenen<br />

Jahren deutlich verbessert. Wurde im Jahr<br />

2008 ein Defizit von rund 1,5 Prozent in Relation<br />

z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt verzeichnet,<br />

ergab sich im Jahr 2012 ein Überschuss von 1,3<br />

Prozent. Im Jahr 2013 dürfte sich der Saldo erneut<br />

deutlich, auf nun rund 2 Prozent, erhöht<br />

haben.<br />

Die Inflationsrate verringerte sich im Verlauf<br />

des Jahres 2013 merklich und betrug im Oktober<br />

nur noch 0,7 Prozent; im Januar hatte <strong>die</strong><br />

Rate noch bei 2 Prozent gelegen (Abbildung 19).<br />

14


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Abbildung 18:<br />

Leistungsbilanzsaldo des Eurora<strong>um</strong>s und ausgewählter<br />

Ländergruppen 2002–2012<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

Prozent<br />

Eurora<strong>um</strong> insgesamt<br />

Eurora<strong>um</strong> ohne<br />

Krisenländer<br />

Krisenländer<br />

2002 2004 2006 2008 2010 2012<br />

Jahresdaten; Saldo der Leistungsbilanz in Prozent des Bruttoinlandsprodukts.<br />

Krisenländer = Griechenland, Irland, Italien, Portu-<br />

Jahresdaten; Saldo der Leistungsbilanz in Prozent des Bruttoinlandsprodukts.<br />

Krisenländer = Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien<br />

gal und Spanien.<br />

Quelle: Eurostat; VGR, Zahlungsbilanzstatistik;eigene Berechnungen.<br />

Quelle: Eurostat, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen –<br />

Zahlungsbilanzstatistik; eigene Berechnungen.<br />

aber auch das Auslaufen der Effekte von Verbrauchssteuererhöhungen<br />

aus dem Jahr 2012<br />

rein rechnerisch zu einem Rückgang der allgemeinen<br />

Teuerung. Dieser Basiseffekt betrug im<br />

abgelaufenen Jahr rund 0,3 Prozentpunkte. Ein<br />

weiteres Indiz da<strong>für</strong>, dass der Rückgang der Inflation<br />

im Jahr 2013 zu einem Großteil auf Sondereffekte<br />

zurückzuführen war, liefert <strong>die</strong> Kernrate<br />

der Inflation, <strong>die</strong> sich im Verlauf des Jahres<br />

nur geringfügig von 1,3 Prozent im Januar auf 1<br />

Prozent im November abgeschwächt hat. Die<br />

Inflationsrate betrug im November 0,9 Prozent.<br />

Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich zuletzt<br />

nicht weiter verschlechtert. Die Zahl der Erwerbstätigen<br />

stagnierte sowohl im zweiten als<br />

auch im dritten Quartal (Abbildung 20), wohingegen<br />

sich <strong>die</strong> Zahl der Arbeitslosen bis z<strong>um</strong><br />

September noch leicht erhöhte. Im Oktober verringerte<br />

sie sich dann aber leicht, und <strong>die</strong> Arbeitslosenquote<br />

sank geringfügig auf 12,1 Prozent.<br />

Abbildung 19:<br />

Verbraucherpreisanstieg im Eurora<strong>um</strong> 2007–2013<br />

5<br />

Abbildung 20:<br />

Arbeitsmarkt im Eurora<strong>um</strong> 2007–2013<br />

Prozent<br />

Mill.<br />

152<br />

4<br />

Verbraucherpreise<br />

12<br />

3<br />

Kernindex<br />

10<br />

148<br />

2<br />

8<br />

1<br />

Beschäftigung<br />

0<br />

6<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

144<br />

-1<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Monatswerte.<br />

Monatswerte. Veränderung<br />

Veränderung<br />

gegenüber<br />

gegenüber<br />

dem<br />

dem<br />

Vorjahr.<br />

Vorjahr.<br />

—<br />

—<br />

Kernindex:<br />

Kernindex:<br />

Verbraucherpreise<br />

Verbraucherpreise<br />

ohne<br />

ohne<br />

Energie<br />

Energie<br />

und<br />

und<br />

Nahrungsmittel.<br />

Nahrungsmittel.<br />

Quelle: Eurostat, Preisstatistik.<br />

Quelle: Eurostat.<br />

Der schwächere Preisauftrieb ist z<strong>um</strong> einen<br />

dem deutlich niedrigeren Preisanstieg <strong>für</strong> Energie<br />

geschuldet. Z<strong>um</strong> anderen ging von den Nahrungsmittelpreisen<br />

in der zweiten Jahreshälfte<br />

ein weitaus geringerer Druck auf <strong>die</strong> Inflation<br />

aus als im Jahr zuvor. Darüber hinaus führte<br />

Quartalsdaten; saisonbereinigt.<br />

Quelle: Eurostat, Arbeitsmarktstatistik.<br />

Die monetären und finanziellen Rahmenbedingungen<br />

haben sich im Verlauf des Jahres<br />

2013 verbessert. Insbesondere <strong>die</strong> Segmentierung<br />

der Finanzmärkte hat sich seit der Ankündigung<br />

des EZB-Rats im Jahr 2012, im Rahmen<br />

des OMT-Programms (Outright Monetary Transactions)<br />

unter bestimmten Umständen Staatsanleihen<br />

von Krisenländern zu erwerben, spür-<br />

15


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

bar zurückgebildet. So sind <strong>die</strong> Zinsaufschläge<br />

der Staatsanleihen von Krisenländern gegenüber<br />

deutschen Staatsanleihen nachhaltig gesunken.<br />

Der von uns berechnete Finanzmarktstressindikator<br />

ging ebenfalls stark zurück und<br />

befindet sich seit dem Frühjahr nicht mehr auf<br />

einem ungewöhnlich hohen Niveau (Abbildung<br />

21). Der Risikoaufschlag <strong>für</strong> Unternehmenskredite<br />

in den Krisenländern ist allerdings noch<br />

erheblich.<br />

Abbildung 21:<br />

Finanzmarktstress im Eurora<strong>um</strong> 1999–2013<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

-1,0<br />

Index<br />

-2,0<br />

1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013<br />

Der Finanzmarktstress wird mithilfe eines Faktormodells aus aus einer einer<br />

Vielzahl von Einzelindikatoren bereichnet. berechnet.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen.<br />

Der EZB-Rat hat vor dem Hintergrund der<br />

im Herbst nochmals deutlich gesunkenen Inflationsrate<br />

den Leitzins im November 2013 auf<br />

nunmehr 0,25 Prozent gesenkt. Der Zinsschritt<br />

beruhte auf der Einschätzung, dass <strong>die</strong> Inflation<br />

im Eurora<strong>um</strong> <strong>für</strong> längere Zeit gedämpft bleibt.<br />

Wir erwarten, dass der Hauptfinanzierungssatz<br />

im gesamten Prognosezeitra<strong>um</strong> unverändert<br />

niedrig bleibt. Z<strong>um</strong> einen dürfte sich <strong>die</strong> Konjunktur<br />

im Eurora<strong>um</strong> nur allmählich beleben,<br />

und <strong>die</strong> Kreditvergabe wird wohl nur langsam<br />

Fahrt aufnehmen, auch weil es in den Bankbilanzen<br />

weiter Anpassungsbedarf gibt. Z<strong>um</strong><br />

anderen hat <strong>die</strong> EZB im Rahmen ihrer neuen<br />

Kommunikationsstrategie („Forward Guidance“)<br />

erneut betont, dass sie beabsichtigt, ihre Zinsen<br />

<strong>für</strong> einen ausgedehnten Zeitra<strong>um</strong> niedrig zu<br />

halten.<br />

Die Finanzpolitik war im abgelaufenen Jahr<br />

im Eurora<strong>um</strong> deutlich restriktiv ausgerichtet.<br />

Dies trifft sowohl auf <strong>die</strong> Länder zu, <strong>die</strong> ein Anpassungsprogramm<br />

durchlaufen bzw. durchlaufen<br />

haben, als auch auf viele andere Mitgliedsstaaten.<br />

So wurde in Frankreich eine<br />

Rentenreform eingeleitet, <strong>die</strong> höhere Beitragssätze<br />

und geringere Leistungen <strong>um</strong>fasst, und in<br />

den Niederlanden wurden erneut <strong>um</strong>fangreiche<br />

Maßnahmen zur Reduktion des Haushaltsdefizits<br />

<strong>um</strong>gesetzt. Es zeichnet sich allerdings ab,<br />

dass <strong>die</strong> Konsoli<strong>die</strong>rungsbemühungen in vielen<br />

Ländern im kommenden Jahr nachlassen bzw.<br />

ganz z<strong>um</strong> Erliegen kommen. Ausnahmen dürften,<br />

neben den Niederlanden insbesondere<br />

Portugal und Griechenland sein, <strong>die</strong> allerdings<br />

auch <strong>die</strong> Vorgaben der Anpassungsprogramme<br />

zu erfüllen haben. Insgesamt dürfte sich der<br />

strukturelle Budgetsaldo im Eurora<strong>um</strong> im Jahr<br />

2014 nur noch wenig verändern. Wegen der<br />

konjunkturellen Erholung dürfte sich das<br />

Budgetdefizit dennoch leicht von 3,0 auf 2,6<br />

Prozent in Relation z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt<br />

verringern. Für das Jahr 2015 erwarten wir einen<br />

abermals nur geringen restriktiven Impuls.<br />

Konjunkturell bedingt wird das Budgetdefizit<br />

weiter in moderatem Umfang abnehmen.<br />

Die verfügbaren Indikatoren lassen darauf<br />

schließen, dass <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche Aktivität<br />

im vierten Quartal ebenfalls nur gering<br />

zulegen dürfte. So ist <strong>die</strong> Industrieproduktion<br />

jüngst merklich zurückgegangen, und <strong>die</strong> Unternehmen<br />

rechnen insgesamt nur mit einer<br />

stagnierenden Auslastung ihrer Produktionskapazitäten.<br />

Bei <strong>die</strong>sen Rahmenbedingungen wird <strong>die</strong><br />

Binnennachfrage im kommenden Jahr wohl etwas<br />

anziehen. Der private Kons<strong>um</strong> dürfte von<br />

einem Anstieg der verfügbaren Einkommen<br />

profitieren, der aus der Stabilisierung der Lage<br />

am Arbeitsmarkt und moderat steigenden Reallöhnen<br />

resultiert. Vonseiten der Finanzpolitik<br />

wird <strong>die</strong> Entwicklung der verfügbaren Einkommen<br />

wohl weniger stark gedämpft werden<br />

als zuvor. Auch werden <strong>die</strong> Einschnitte bei den<br />

Staatsausgaben weniger gravierend sein als zuletzt.<br />

In <strong>die</strong>sem Umfeld dürften <strong>die</strong> Unternehmen<br />

zusehends weniger abwartend agieren und<br />

ihre Investitionstätigkeit allmählich ausweiten.<br />

16


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Bremsend wird allerdings in einigen Ländern<br />

des Eurora<strong>um</strong>s auch noch im kommenden Jahr<br />

der erschwerte Zugang zu Unternehmenskrediten<br />

wirken. Mit der Belebung des Welthandels<br />

dürften auch vom Außenhandel Impulse<br />

ausgehen. Darüber hinaus werden <strong>die</strong> Ausfuhren<br />

aber wohl auch deshalb anziehen, weil <strong>die</strong><br />

Exporteure in den Krisenländern durch eine<br />

Verbesserung ihrer Kostenstruktur an preislicher<br />

Wettbewerbsfähigkeit gewonnen haben.<br />

Alles in allem dürfte <strong>die</strong> sich <strong>die</strong> Konjunktur<br />

im Verlauf des Jahres 2014 festigen, so dass <strong>die</strong><br />

gesamtwirtschaftliche Produktion voraussichtlich<br />

<strong>um</strong> 0,9 Prozent zulegen wird, nach einem<br />

Rückgang von 0,4 Prozent im Jahr 2013 (Tabelle<br />

3). Erst im Jahr 2015 dürfte <strong>die</strong> Expansion<br />

– mit 1,6 Prozent – wieder etwas kräftiger ausfallen.<br />

Die Mehrzahl der Krisenländer wird <strong>die</strong><br />

Rezession im Jahr 2014 wohl hinter sich lassen.<br />

So erwarten wir, dass sich das Bruttoinlandsprodukt<br />

sowohl in Italien, als auch in Spanien<br />

und Portugal leicht erhöhen wird (Tabelle 4). In<br />

Irland wird <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche Produktion<br />

voraussichtlich sogar stärker zulegen als im<br />

Durchschnitt des Eurora<strong>um</strong>s.<br />

spricht, dass <strong>die</strong> Zuwächse bei den Löhnen angesichts<br />

der hohen Arbeitslosigkeit verhalten<br />

ausfallen dürften und <strong>die</strong> Preissetzungsspielrä<strong>um</strong>e<br />

der Unternehmen weiterhin gering sein<br />

werden. Auch vonseiten der Energiepreise wird<br />

unter der Annahme eines real konstanten Ölpreises<br />

nur ein geringer Druck auf <strong>die</strong> Inflation<br />

ausgehen. Im Jahresdurchschnitt 2014 werden<br />

<strong>die</strong> Verbraucherpreise daher voraussichtlich<br />

nur <strong>um</strong> 1,3 Prozent zulegen. Im Jahr 2015 wird<br />

<strong>die</strong> Inflation, aufgrund der dann wieder etwas<br />

dynamischeren Konjunktur, im Durchschnitt<br />

1,7 Prozent betragen.<br />

Die Lage am Arbeitsmarkt wird sich in den<br />

kommenden Monaten noch nicht spürbar verbessern.<br />

So werden sich <strong>die</strong> Unternehmen wohl<br />

mit Neueinstellungen zurückhalten, bis sich <strong>die</strong><br />

Konjunktur merklich gefestigt hat. Für den Eurora<strong>um</strong><br />

insgesamt erwarten wir daher, dass <strong>die</strong><br />

Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2014<br />

mit 12,1 Prozent unverändert bleibt. Erst im<br />

Jahr 2015 dürfte <strong>die</strong> dann etwas kräftigere Konjunktur<br />

<strong>die</strong> Lage am Arbeitsmarkt allmählich<br />

entspannen.<br />

Tabelle 3:<br />

Eckdaten zur Konjunktur im Eurora<strong>um</strong> 2012–2015<br />

2012 2013 2014 2015<br />

Bruttoinlandsprodukt –0,7 –0,4 0,9 1,6<br />

Inlandsnachfrage –2,2 –1,0 0,7 1,3<br />

Privater Verbrauch –1,4 –0,5 0,6 1,2<br />

Staatsverbrauch –0,5 0,3 0,5 0,9<br />

Anlageinvestitionen –4,1 –3,2 1,7 2,4<br />

Vorratsveränderungen –0,5 –0,1 –0,1 –0,1<br />

Außenbeitrag 1,5 0,5 0,3 0,4<br />

Exporte 2,5 1,2 4,6 5,9<br />

Importe –1,0 0,1 4,4 5,7<br />

Verbraucherpreise 2,5 1,4 1,3 1,7<br />

Arbeitslosenquote 11,4 12,1 12,1 11,8<br />

Leistungsbilanzsaldo 1,3 2,1 2,3 2,4<br />

Budgetsaldo –3,7 3,0 2,6 2,4<br />

Prozent. Bruttoinlandsprodukt: preisbereinigt; Veränderung<br />

gegenüber dem Vorjahr. — Außenbeitrag, Vorratsveränderungen:<br />

Lundberg-Komponente. — Verbraucherpreise:<br />

harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI). — Arbeitslosenquote:<br />

Anteil an den Erwerbspersonen. — Budgetsaldo:<br />

In Relation z<strong>um</strong> nominalen Bruttoinlandsprodukt.<br />

Quelle: Eurostat, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen;<br />

eigene Berechnungen; grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Die Verbraucherpreise werden im Jahr 2014<br />

wohl abermals nur moderat zulegen. Da<strong>für</strong><br />

Konjunkturaufschwung im<br />

Vereinigten Königreich<br />

Im Jahr 2013 hat <strong>die</strong> Wirtschaft im Vereinigten<br />

Königreich deutlich an Fahrt gewonnen. Nach<br />

einer zweijährigen Phase, in der <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion ka<strong>um</strong> zunahm, legte<br />

das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr<br />

kräftig zu. Im dritten Quartal beschleunigte sich<br />

der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts nochmals<br />

leicht auf eine annualisierte Rate von 3,2<br />

Prozent (Abbildung 22). Der Produktionsanstieg<br />

war rechnerisch zwar ausschließlich auf eine<br />

raschere Zunahme der Lagerbestände zurückzuführen.<br />

Die Frühindikatoren lassen aber eine<br />

recht kräftige Expansion der gesamtwirtschaftlichen<br />

Produktion auch im Schlussquartal <strong>die</strong>ses<br />

Jahres erwarten. Gestützt wird der Aufschwung<br />

dadurch, dass sich das Vertrauen im<br />

privaten Sektor verbessert hat (Abbildung 23).<br />

Hierzu hat wohl beigetragen, dass der Immobi-<br />

17


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

lienmarkt spürbar anzog, so dass sich <strong>die</strong> Vermögensposition<br />

vieler Haushalte verbesserte.<br />

Gleichzeitig lockerte <strong>die</strong> Regierung ihren Restriktionskurs,<br />

nachdem zuvor empfindliche<br />

Steuer- und Abgabenerhöhungen sowie deutliche<br />

Einschnitte bei einzelnen Ausgaben vorgenommen<br />

worden waren.<br />

Die konjunkturelle Besserung war am<br />

Arbeitsmarkt bislang recht wenig sichtbar,<br />

wenn man bedenkt, wie günstig <strong>die</strong> Entwicklung<br />

während der konjunkturellen Schwächephase<br />

in den Jahren 2011 und 2012 gewesen<br />

war. Die Beschäftigung legte im dritten Quartal<br />

nur leicht beschleunigt zu, <strong>die</strong> Arbeitslosenquote<br />

verharrte bei 7,8 Prozent. Möglicherweise<br />

wirkt sich nun aus, dass es den Unternehmen<br />

dank einer günstigen finanziellen Situation im<br />

vergangenen Jahr möglich war, Arbeitskräfte zu<br />

horten. Dies war ein Teil der Erklärung, <strong>die</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> bis zu Beginn <strong>die</strong>ses Jahres ausgesprochen<br />

Tabelle 4:<br />

Bruttoinlandsprodukt, Verbraucherpreise und Arbeitslosenquote in den EU-Ländern 2013–2015<br />

Gewicht Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise Arbeitslosenquote<br />

2013 2014 2015 2013 2014 2015 2013 2014 2015<br />

Deutschland 20,6 0,4 1,7 2,5 1,5 1,7 2,5 5,4 5,3 4,8<br />

Frankreich 15,7 0,2 0,8 1,4 1,0 1,4 1,4 10,9 10,8 10,6<br />

Italien 12,1 –1,8 0,4 1,0 1,3 1,0 1,4 12,1 12,5 12,3<br />

Spanien 7,9 –1,3 0,4 1,1 1,4 0,2 1,3 26,6 26,7 26,3<br />

Niederlande 4,6 –1,1 0,7 1,5 2,5 1,0 1,6 6,7 6,9 6,7<br />

Belgien 2,9 0,2 1,0 1,6 1,1 1,2 1,7 8,7 9,2 9,0<br />

Österreich 2,4 0,4 1,5 2,0 2,1 1,9 2,0 4,8 4,7 4,4<br />

Griechenland 1,5 –3,5 –1,0 1,0 –0,7 –0,6 0,0 27,2 27,5 27,0<br />

Finnland 1,5 –1,1 1,2 1,6 2,2 1,4 1,8 8,1 7,9 7,5<br />

Portugal 1,3 –1,6 0,7 1,2 0,3 0,4 1,0 16,5 15,5 14,5<br />

Irland 1,3 –0,4 1,4 1,8 0,5 0,9 1,4 13,2 12,1 11,0<br />

Slowakei 0,5 0,8 1,6 2,4 1,5 1,6 2,1 14,1 13,7 13,0<br />

Luxemburg 0,3 1,8 1,9 2,1 1,6 1,7 1,9 5,7 5,9 5,7<br />

Slowenien 0,3 –1,7 0,2 1,2 1,9 0,9 1,3 10,4 10,1 9,8<br />

Lettland 0,2 4,0 4,4 4,7 0,3 1,5 1,9 12,1 11,0 10,0<br />

Estland 0,1 1,0 2,6 3,3 3,3 2,7 3,5 8,7 8,3 7,0<br />

Zypern 0,1 –5,5 –3,5 –1,0 0,5 0,5 0,8 16,1 19,5 20,0<br />

Malta 0,1 2,6 2,0 2,4 1,0 1,5 1,8 6,4 6,3 6,2<br />

Vereinigtes Königreich 14,9 1,4 2,0 2,3 2,6 2,3 2,4 7,6 7,3 6,8<br />

Polen 2,9 1,4 2,4 3,0 1,2 1,9 2,4 10,4 9,9 9,0<br />

Schweden 3,1 0,7 1,0 2,1 0,2 1,2 1,5 8,0 7,8 7,5<br />

Dänemark 1,9 0,3 1,2 1,8 0,8 1,1 1,5 6,9 6,6 5,9<br />

Tschechien 1,2 –1,0 1,2 2,0 1,5 1,4 1,6 7,0 6,5 5,9<br />

R<strong>um</strong>änien 1,0 1,6 2,5 2,8 4,5 3,0 3,0 7,3 7,1 6,8<br />

Ungarn 0,7 1,3 2,0 2,0 2,0 2,0 3,5 10,5 9,8 9,2<br />

Kroatien 0,3 –0,5 0,6 2,5 3,0 2,8 3,0 17,2 18,0 17,0<br />

Bulgarien 0,3 0,6 2,0 2,5 1,5 1,6 2,2 13,0 12,9 12,5<br />

Litauen 0,3 3,3 3,5 4,0 1,4 1,9 2,3 11,8 10,3 9,0<br />

Europäische Union 100,0 0,0 1,2 1,8 1,6 1,5 1,9 11,0 10,9 10,4<br />

Nachrichtlich:<br />

Europäische Union 15 91,9 –0,1 1,1 1,8 1,5 1,4 1,8 11,2 11,1 10,8<br />

Beitrittsländer 8,1 0,8 2,0 2,6 1,9 1,8 2,3 10,1 9,7 9,1<br />

Eurora<strong>um</strong> 73,3 –0,4 0,9 1,6 1,4 1,3 1,7 12,1 12,1 11,8<br />

Eurora<strong>um</strong> ohne Deutschland 52,7 –0,8 0,6 1,3 1,3 1,0 1,4 14,6 14,6 14,3<br />

Prozent. Gewicht: auf der Grundlage des Bruttoinlandsprodukts zu Preisen und Wechselkursen von 2012. — Bruttoinlandsprodukt:<br />

preisbereinigt, Veränderung gegenüber dem Vorjahr. — Verbraucherpreise: Veränderung gegenüber dem Vorjahr,<br />

harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI). — Arbeitslosenquote: standardisiert nach dem ILO–Konzept, Ländergruppen<br />

gewichtet auf der Grundlage der Erwerbspersonenzahl von 2012. — Beitrittsländer seit 2004.<br />

Quelle: Eurostat, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen; grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

18


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Abbildung 22:<br />

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Vereinigten<br />

Königreich 2007–2013<br />

8<br />

4<br />

0<br />

-4<br />

-8<br />

Prozent<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

inländische<br />

Verwendung<br />

-12<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quartalsdaten; preis- und saisonbereinigt; Veränderung gegenüberVorquartal,<br />

dem Vorquartal, Jahresrate. Jahresrate.<br />

gegenüber<br />

dem<br />

Quelle: Quelle: UK UK Office Office for for National Statistics, Economy.<br />

Abbildung 23:<br />

Stimmungsindikatoren im Vereinigten Königreich 2005–<br />

2013<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

CLI Geschäftsklima<br />

Verbraucherv ertrauen<br />

-60<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quelle: OECD, Main Economic Indicators; Europäische<br />

Kommission.<br />

Quelle: OECD, Main Economic Indicators; Europäische<br />

Kommission.<br />

schwache Produktivitätsentwicklung gegeben<br />

wurde (ONS 2012). Die jüngsten Zahlen <strong>für</strong> den<br />

Zeitra<strong>um</strong> August bis Oktober zeichnen ein<br />

deutlich günstigeres Bild: Der Beschäftigungszuwachs<br />

zog deutlich an, und <strong>die</strong> Arbeitslosenquote<br />

fiel auf 7,4 Prozent.<br />

Die Finanzpolitik befindet sich seit 2010 auf<br />

einem Konsoli<strong>die</strong>rungskurs, mit dem das im<br />

Zuge der Finanzkrise dramatisch angeschwollene<br />

Budgetdefizit (11 Prozent in Relation z<strong>um</strong><br />

Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2009) über einen<br />

Zeitra<strong>um</strong> von mehreren Jahren zurückgeführt<br />

werden soll. Die Defizitziele wurden allerdings<br />

mehrfach verfehlt, nicht zuletzt weil <strong>die</strong><br />

Konjunktur schlechter verlief als im Haushaltsplan<br />

der Regierung unterstellt. Als Reaktion darauf<br />

wurde das Jahr, in dem ein strukturell ausgeglichener<br />

Haushalt erreicht werden soll,<br />

zweimal in <strong>die</strong> Zukunft verschoben. Gegenwärtig<br />

ist <strong>die</strong>s <strong>für</strong> das Haushaltsjahr 2017/2018<br />

(April bis März) vorgesehen. Gemäß des Konsoli<strong>die</strong>rungsprogrammes<br />

stehen insbesondere noch<br />

Kürzungen bei den kons<strong>um</strong>tiven Ausgaben und<br />

bei Sozialprogrammen aus, nachdem in den<br />

ersten Jahren der Umsetzung vor allem Steuern<br />

erhöht und öffentliche Investitionen gekürzt<br />

worden sind. Vor dem Hintergrund der hartnäckigen<br />

konjunkturellen Schwäche und des<br />

Herannahens des Termins <strong>für</strong> Parlamentswahlen,<br />

entschied sich <strong>die</strong> Regierung, einen großen<br />

Teil der noch ausstehenden fiskalischen Anpassung<br />

auf <strong>die</strong> Zeit nach den Wahlen (voraussichtlich<br />

im Frühjahr 2015) zu verschieben. Im<br />

Prognosezeitra<strong>um</strong> wird <strong>die</strong> Finanzpolitik daher<br />

voraussichtlich allenfalls geringe restriktive<br />

Wirkungen entfalten. Dank der deutlich zunehmenden<br />

wirtschaftlichen Aktivität dürfte<br />

das Defizit in Relation z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt<br />

gleichwohl in den Jahren 2014 und 2015<br />

weiter spürbar zurückgehen (Tabelle 5).<br />

Die Geldpolitik hat in den vergangenen Jahren<br />

durch <strong>um</strong>fangreiche Käufe von Staatsanleihen<br />

dazu beigetragen, dass deren Renditen<br />

trotz des weiter stark steigenden Schuldenstandes<br />

auf ein historisch niedriges Niveau gesunken<br />

sind. Dabei hat <strong>die</strong> Zentralbank inzwischen<br />

ein Vol<strong>um</strong>en von 375 Mrd. Pfund Sterling auf<br />

ihre Bilanz genommen (etwa ein Drittel der<br />

ausstehenden Staatsschuld). Da <strong>die</strong> so erzeugte<br />

Liquidität offenbar nicht wie gewünscht ihren<br />

Weg in <strong>die</strong> Realwirtschaft fand, sondern zu spekulativen<br />

Anlagen im Finanzsektor genutzt<br />

wurde, verzichtete <strong>die</strong> Notenbank auf eine weitere<br />

Aufstockung der Anleihekäufe. Um <strong>die</strong><br />

Kreditvergabe anzuregen, wurde stattdessen<br />

Mitte 2012 das sogenannte „Funding for Lending“-Programm<br />

initiiert (Bank of England 2012:<br />

19


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Tabelle 5:<br />

Eckdaten zur Konjunktur im Vereinigten Königreich 2012–<br />

2015<br />

2012 2013 2014 2015<br />

Bruttoinlandsprodukt 0,1 1,4 2,0 2,3<br />

Inlandsnachfrage 1,0 1,2 2,0 2,4<br />

Privater Verbrauch 1,2 1,8 2,0 2,0<br />

Staatsverbrauch 1,0 0,1 0,5 –0,4<br />

Anlageinvestitionen 0,9 –2,0 4,5 5,5<br />

Vorratsveränderungen –0,3 0,3 0,1 0,0<br />

Außenbeitrag –0,7 0,2 0,1 –0,1<br />

Exporte 1,0 2,5 4,0 4,5<br />

Importe 3,1 1,7 3,5 4,7<br />

Verbraucherpreise 2,8 2,6 2,3 2,4<br />

Arbeitslosenquote 7,9 7,7 7,3 6,8<br />

Leistungsbilanzsaldo –3,8 –3,4 –2,9 –3,0<br />

Budgetsaldo –6,2 –6,9 –5,7 –4,8<br />

Prozent. Bruttoinlandsprodukt: preisbereinigt, Veränderung<br />

gegenüber dem Vorjahr. — Vorratsveränderungen, Außenbeitrag:<br />

Lundberg-Komponente. — Verbraucherpreise:<br />

harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI); Veränderung<br />

gegenüber dem Vorjahr. — Arbeitslosenquote: Anteil an<br />

den Erwerbspersonen. — Budgetsaldo: in Relation z<strong>um</strong><br />

nominalen Bruttoinlandsprodukt.<br />

Quelle: UK Office for National Statistics, Economy; grau<br />

hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Bei <strong>die</strong>sen Rahmenbedingungen dürfte sich<br />

<strong>die</strong> recht kräftige Expansion der britischen<br />

Wirtschaft in den kommenden beiden Jahren in<br />

der Grundtendenz fortsetzen. Die Realeinkommen<br />

und damit der private Kons<strong>um</strong> werden<br />

dadurch gestützt, dass <strong>die</strong> Beschäftigung verstärkt<br />

steigt und <strong>die</strong> Nominallöhne allmählich<br />

wieder stärker erhöht werden. Mit der allmählichen<br />

Kräftigung der Weltkonjunktur verbessern<br />

sich <strong>die</strong> Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausfuhr.<br />

Die Investitionen dürften mit verbesserten Absatz-<br />

und Ertragsaussichten an Schwung gewinnen.<br />

Allerdings wird <strong>die</strong> wirtschaftliche Dynamik<br />

auch im Prognosezeitra<strong>um</strong> dadurch begrenzt<br />

werden, dass <strong>die</strong> privaten Haushalte<br />

weiter <strong>um</strong> einen Abbau der gemessen am verfügbaren<br />

Einkommen immer noch hohen Verschuldung<br />

bemüht bleiben. Insgesamt rechnen<br />

wir mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts<br />

<strong>um</strong> 2 Prozent im kommenden Jahr und<br />

2,3 Prozent im Jahr 2015.<br />

14–15). Nachdem <strong>die</strong> langfristigen Zinsen im<br />

Frühjahr und Sommer im Gefolge der Entwicklung<br />

in den Vereinigten Staaten spürbar<br />

angezogen hatten, ging <strong>die</strong> Bank von England<br />

im August 2013 schließlich zu einer Strategie<br />

der „forward guidance“ ähnlich der in den Vereinigten<br />

Staaten über. Sie besagt, dass <strong>die</strong> Notenbankzinsen<br />

unverändert bei 0,5 Prozent belassen<br />

werden und das Niveau der aufgekauften<br />

Staatsanleihen solange beibehalten wird, bis <strong>die</strong><br />

Arbeitslosenquote <strong>die</strong> Marke von 7 Prozent unterschreitet,<br />

sofern <strong>die</strong> Inflationsprognose auf<br />

zwei Jahre nicht über 2,5 Prozent steigt. Nach<br />

den gegenwärtigen Prognosen der Notenbank<br />

ist so <strong>für</strong> den Prognosezeitra<strong>um</strong> nicht mit einer<br />

Straffung der Geldpolitik zu rechnen, so dass<br />

<strong>die</strong> Konjunktur von <strong>die</strong>ser Seite bis Ende 2015<br />

weiter starke Impulse erhält. Ein Risiko besteht<br />

darin, dass <strong>die</strong> Immobilienpreise zuletzt wieder<br />

recht stark angezogen haben. Sollte sich <strong>die</strong>se<br />

Entwicklung ungebremst fortsetzen oder gar<br />

weiter verstärken, dürfte <strong>die</strong> Notenbank sich<br />

entschließen, ihren geldpolitischen Kurs bereits<br />

früher als hier angenommen zu straffen.<br />

Konjunktur in den übrigen Ländern<br />

der EU zieht an<br />

In den übrigen Mitgliedsländern der Europäischen<br />

Union löste sich <strong>die</strong> Produktion insgesamt<br />

im Verlauf des Jahres 2013 aus der konjunkturellen<br />

Stagnation. Wichtige Ausnahme ist<br />

allerdings Schweden, wo das Bruttoinlandsprodukt<br />

auch im Sommerhalbjahr nicht zulegte.<br />

Die Länder Mittel- und Osteuropas, <strong>die</strong> nicht<br />

z<strong>um</strong> Eurora<strong>um</strong> gehören, verzeichneten hingegen<br />

ein deutliches Anziehen der wirtschaftlichen<br />

Aktivität (Abbildung 24). Sowohl in Polen<br />

als auch in Ungarn nahm <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion zuletzt recht zügig zu; in R<strong>um</strong>änien<br />

verstärkte sich der bereits zuvor vergleichsweise<br />

kräftige Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts<br />

im dritten Quartal nochmals<br />

deutlich. Ungünstiger ist <strong>die</strong> Lage freilich noch<br />

in Tschechien: Hier schr<strong>um</strong>pfte das Bruttoinlandsprodukt<br />

trotz weiter anziehender Exporte<br />

im dritten Quartal wieder leicht, weil <strong>die</strong><br />

Inlandsnachfrage wohl auch infolge zuneh-<br />

20


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

mender politischer Unsicherheit erheblich<br />

schr<strong>um</strong>pfte. Trotz der konjunkturellen Aufhellung<br />

verminderten sich <strong>die</strong> Arbeitslosenquoten<br />

nur wenig und blieben in den meisten Ländern<br />

im zweistelligen Bereich. Deutlich zurückgegangen<br />

ist hingegen <strong>die</strong> Inflation. Dies hat z<strong>um</strong><br />

einen konjunkturelle Gründe. So hat <strong>die</strong> hohe<br />

Arbeitslosigkeit <strong>die</strong> Lohnentwicklung gedämpft.<br />

Günstig wirkte sich zudem der Rückgang der<br />

Getreidepreise aus. In Ungarn, wo <strong>die</strong> Inflation<br />

von 5,1 Prozent im Dezember 2012 auf 1,1 Prozent<br />

im vergangenen Oktober fiel, spielte allerdings<br />

eine Senkung von Preisen öffentlicher<br />

Versorgungsunternehmen <strong>die</strong> Hauptrolle.<br />

Abbildung 24:<br />

Bruttoinlandsprodukt und Industrieproduktion in den mittelund<br />

osteuropäischen Ländern außerhalb der EU 2007–<br />

2013<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

-25<br />

Prozent<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

Industrieproduktion<br />

-30<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quartalsdaten; preis- und saisonbereinigt, Veränderung gegenüber<br />

dem demVorquartal, Jahresrate.<br />

Quelle: Eurostat, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen;<br />

eigene eigeneBerechnungen.<br />

Die Geldpolitik ist in den Ländern, <strong>die</strong> über<br />

eine unabhängige Geldpolitik verfügen, expansiv<br />

ausgerichtet. In Schweden hat <strong>die</strong> Zentralbank<br />

ihren Leitzins angesichts der hartnäckigen<br />

konjunkturellen Schwäche und einer Inflationsrate,<br />

<strong>die</strong> mit zuletzt 0,2 Prozent deutlich unterhalb<br />

des Inflationsziels von 2 Prozent lag, Mitte<br />

Dezember <strong>um</strong> 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent<br />

gesenkt. In Polen und Ungarn befindet sich<br />

der Leitzins nach mehreren Zinssenkungen im<br />

Jahresverlauf auf historischen Tiefständen, in<br />

Tschechien liegt er sogar nahe null. Hier hat <strong>die</strong><br />

Notenbank im November z<strong>um</strong> ersten Mal seit<br />

elf Jahren am Devisenmarkt interveniert, <strong>um</strong><br />

<strong>die</strong> nationale Währung zu schwächen und der<br />

Wirtschaft so zusätzliche Impulse zu geben. Die<br />

Geldpolitik in <strong>die</strong>sen Ländern wird voraussichtlich<br />

ihren expansiven Kurs bis weit in das<br />

Jahr 2015 beibehalten. Die Finanzpolitik wirkt<br />

nur in Polen spürbar dämpfend. In den übrigen<br />

größeren hier betrachteten Ländern ist sie neutral<br />

ausgerichtet oder gibt sogar leichte Impulse.<br />

Bei <strong>die</strong>ser Wirtschaftspolitik, einer zunehmenden<br />

Belebung der Konjunktur im Eurora<strong>um</strong><br />

und einem verstärkten Produktionsanstieg<br />

in der übrigen Welt sollte sich auch <strong>die</strong><br />

wirtschaftliche Dynamik in den mittel- und osteuropäischen<br />

Ländern der EU sowie in Schweden<br />

und in Dänemark merklich verstärken. In<br />

den Ländern, <strong>die</strong> 2004 und später beigetreten<br />

sind, dürfte <strong>die</strong> Produktion insgesamt weiter<br />

merklich rascher zunehmen als in der übrigen<br />

EU. So erwarten wir <strong>für</strong> das Bruttoinlandsprodukt<br />

<strong>die</strong>ser Ländergruppe im kommenden Jahr<br />

einen Anstieg von 2 Prozent, nach 0,8 Prozent<br />

im laufenden Jahr. Im Jahr 2015 dürfte <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion nochmals stärker,<br />

mit einer Rate von 2,6 Prozent, zunehmen.<br />

Risiken <strong>für</strong> <strong>die</strong> Prognose gehen insbesondere<br />

vom Fortgang der Erholung im Eurora<strong>um</strong> aus.<br />

Sollte <strong>die</strong> Konjunktur im Eurora<strong>um</strong> wieder ins<br />

Stocken geraten, wären insbesondere <strong>die</strong> Länder<br />

Mittel- und Osteuropas aufgrund ihrer starken<br />

Einbindung in <strong>die</strong> Produktionsketten der<br />

Industrie im Eurora<strong>um</strong> erheblich betroffen. Zudem<br />

besteht das Risiko, dass sich Stress an den<br />

internationalen Finanzmärkten, etwa durch ein<br />

Wiederaufflammen der Eurokrise oder Irritationen<br />

im Zusammenhang mit der Drosselung<br />

der Liquiditätszufuhr in den Vereinigten Staaten,<br />

spürbar auf <strong>die</strong> mittel- und osteuropäischen<br />

Länder auswirkt, da <strong>die</strong>se z<strong>um</strong> Teil erheblichen<br />

externen Finanzierungsbedarf haben.<br />

21


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Schwellenländer: Moderate<br />

Beschleunigung der wirtschaftlichen<br />

Dynamik<br />

In China hat sich <strong>die</strong> Grundtendenz einer moderateren<br />

wirtschaftlichen Expansion im Jahr<br />

2013 fortgesetzt. Im ersten Halbjahr kamen<br />

zeitweise sogar wieder Sorgen auf, dass es zu<br />

einer harten Landung der Konjunktur kommen<br />

könnte. Im dritten Quartal nahm <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

Aktivität aber wieder schneller zu.<br />

Das Bruttoinlandsprodukt stieg nach Angaben<br />

des chinesischen Statistikamts mit einer laufenden<br />

Jahresrate von rund 9 Prozent, während<br />

es zu Jahresbeginn lediglich mit einer Rate von<br />

rund 6 Prozent ausgeweitet worden war. Auch<br />

<strong>die</strong> Industrieproduktion nahm in deutlich rascherem<br />

Tempo zu (Abbildung 25). Die stärkere<br />

Expansion im dritten Quartal ist allerdings<br />

wohl wesentlich durch ein im Sommer verabschiedetes<br />

Investitionsprogramm des Staates<br />

getrieben worden, das nur einen vorübergehenden<br />

Impuls gab. Am aktuellen Rand deuten<br />

Frühindikatoren wie der Indikator des nationalen<br />

Statistikamts und der Einkaufsmanagerindex<br />

bereits wieder auf eine leichte Verlangsamung<br />

der wirtschaftlichen Expansion<br />

hin. Insgesamt dürfte <strong>die</strong> Wirtschaftsleistung<br />

im laufenden Jahr <strong>um</strong> reichlich 7,5 Prozent zunehmen<br />

und damit nochmals etwas langsamer<br />

als im vergangenen Jahr.<br />

Trotz des im Vergleich z<strong>um</strong> vergangenen<br />

Jahrzehnt seit gera<strong>um</strong>er Zeit recht mäßigen<br />

Produktionsanstiegs gibt es bislang wenig Anzeichen<br />

da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> gesamtwirtschaftlichen<br />

Kapazitäten deutlich unterausgelastet sind. So<br />

gibt es wenig Berichte über einen signifikanten<br />

Anstieg der Arbeitslosigkeit – <strong>die</strong> offiziellen Arbeitslosenzahlen<br />

lassen keine Rückschlüsse auf<br />

<strong>die</strong> Entwicklung am Arbeitsmarkt zu – und <strong>die</strong><br />

Inflation liegt relativ stabil bei Werten zwischen<br />

2 und etwas über 3 Prozent. Offenbar hat sich<br />

<strong>die</strong> Wachst<strong>um</strong>srate des Produktionspotenzials<br />

in den vergangenen Jahren spürbar abgeschwächt.<br />

Für 2014 und 2015 rechnen wir im<br />

Einklang mit <strong>die</strong>sem Trend mit einer weiteren<br />

leichten Verlangsamung des Produktions-<br />

Abbildung 25:<br />

Bruttoinlandsprodukt und Industrieproduktion in den<br />

Schwellenländern 2007–2013<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

Prozent<br />

China<br />

Industrieproduktion<br />

-20<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

In<strong>die</strong>n<br />

-20<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

70<br />

50<br />

30<br />

10<br />

-10<br />

-30<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

Südostasien<br />

Lateinamerika<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

-30<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quartalsdaten: preis- und saisonbereinigt: Veränderung gegenüber<br />

dem Vorquartal, Jahresrate; Daten <strong>für</strong> China basierend auf Abeysinghe<br />

(2008), fortgeschrieben mit Vorquartalsvergleich der<br />

amtlichen chinesischen Statistik; Südostasien: gewichteter Durchschnitt<br />

<strong>für</strong> Indonesien, Thailand, Malaysia und Philippinen; Lateinamerika:<br />

3.Quartal 2013 teilweise geschätzt.<br />

Quelle: Abeysinghe (2008); IMF, International Financial<br />

Statistics; nationale statistische Ämter; eigene Berechnungen.<br />

anstiegs, <strong>die</strong> verwendungsseitig insbesondere<br />

auf eine geringere Ausweitung der Investitionen<br />

zurückzuführen ist. Die Teuerungsrate dürfte<br />

sich im Prognosezeitra<strong>um</strong> nur wenig verändern.<br />

22


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Auch unter dem Eindruck, dass es offenbar<br />

unter den gegenwärtigen institutionellen Rahmenbedingungen<br />

schwierig geworden ist, das<br />

hohe Expansionstempo der chinesischen Wirtschaft<br />

aufrecht zu erhalten, hat das Zentralkomitee<br />

der Kommunistischen Partei im November<br />

wirtschaftliche Reformvorhaben verabschiedet,<br />

<strong>die</strong> unter anderem Schritte in Richtung<br />

einer Liberalisierung von Finanzsektor,<br />

Wechselkursen und Einlagezinsen vorsehen<br />

sowie eine stärkere Rolle <strong>für</strong> nichtstaatliche<br />

Unternehmen. Derartige Reformen dürften<br />

mittelfristig ein solides Wachst<strong>um</strong> stützen, aber<br />

wohl nicht verhindern, dass der Wachst<strong>um</strong>strend<br />

der chinesischen Wirtschaft sich weiter<br />

allmählich abflacht.<br />

In In<strong>die</strong>n setzte sich <strong>die</strong> ausgeprägte<br />

Schwäche der Wirtschaft im Jahr 2013 zunächst<br />

fort. Insbesondere Investitionen und Exporte<br />

drückten auf <strong>die</strong> wirtschaftliche Aktivität. Mitte<br />

des Jahres kam <strong>die</strong> Rupie im Zusammenhang<br />

mit den durch <strong>die</strong> Ankündigung einer bevorstehenden<br />

Straffung der US-Geldpolitik entstandenen<br />

Irritationen an den weltweiten<br />

Finanzmärkten stark unter Druck. Zuletzt hat<br />

sich <strong>die</strong> Produktion aber merklich belebt. Im<br />

dritten Quartal stieg <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion mit einer annualisierten Rate von<br />

rund 15 Prozent wieder kräftig an, nachdem sie<br />

im zweiten Quartal rückläufig gewesen war. 8<br />

Einen deutlichen Zuwachs verzeichnete auch<br />

<strong>die</strong> Industrieproduktion (+11 Prozent), <strong>die</strong> im<br />

Vorquartal sogar noch stärker als <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion gefallen war. Wesentliche<br />

Impulse <strong>für</strong> <strong>die</strong> konjunkturelle Belebung<br />

kamen dabei von den Exporten, aber auch<br />

<strong>die</strong> Investitionen und der private Kons<strong>um</strong><br />

legten wieder kräftig zu. Die starke Zunahme<br />

der Exporte führte auch zu einem deutlichen<br />

Rückgang des Leistungsbilanzdefizits auf 1,2<br />

Prozent in Relation z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt.<br />

____________________<br />

8 Wir beziehen uns wegen der internationalen Vergleichbarkeit<br />

auf das Bruttoinlandsprodukt zu konstanten<br />

Marktpreisen, welches das indische Statistikamt<br />

neben dem Bruttoinlandsprodukt zu Faktorkosten<br />

ausweist. Diese Reihe liegt nur in Ursprungswerten<br />

vor und wird von uns mit dem Verfahren X-<br />

12-ARIMA saisonbereinigt. Die hier berichteten<br />

Verlaufsraten sind daher nicht offizieller Natur.<br />

Im Vorquartal hatte es ebenso wie im Jahr 2012<br />

insgesamt knapp 5 Prozent betragen.<br />

Unerwünscht hoch ist mit zuletzt rund 11<br />

Prozent nach wie vor der Anstieg der Verbraucherpreise.<br />

Dieser veranlasste im Herbst <strong>die</strong> indische<br />

Zentralbank, <strong>die</strong> unter neuer Leitung der<br />

Inflationskontrolle ein höheres Gewicht geben<br />

will, den Repo-Zinssatz <strong>um</strong> insgesamt 50 Basispunkte<br />

zu erhöhen, nachdem er in der ersten<br />

Jahreshälfte aufgrund der schwachen Konjunktur<br />

noch gesenkt worden war.<br />

Trotz der deutlichen konjunkturellen Belebung<br />

im dritten Quartal wird <strong>die</strong> Expansionsrate<br />

im Gesamtjahr 2013 wie schon im Jahr zuvor<br />

aber deutlich geringer sein, als <strong>die</strong> Raten,<br />

<strong>die</strong> vor 2012 verzeichnet worden waren. Die Inflation<br />

dürfte im Prognosezeitra<strong>um</strong> nur allmählich<br />

zurückgehen, nicht zuletzt da Engpässe bei<br />

der Infrastruktur und mangelnder Wettbewerb<br />

<strong>die</strong> Angebotskapazität der indischen Wirtschaft<br />

beschränken (Tabelle 6). Die gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion dürfte im Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

etwas beschleunigt ausgeweitet werden, angeregt<br />

durch eine verstärkte Nachfrage aus dem<br />

Ausland und <strong>die</strong> beschleunigte Umsetzung von<br />

laufenden Infrastrukturprojekten. Mit rund 5<br />

Prozent bleibt das Expansionstempo freilich<br />

hinter dem zurück, das im vergangenen Jahrzehnt<br />

verzeichnet worden war.<br />

In der Gruppe der südostasiatischen<br />

Schwellenländer 9 hat sich der Anstieg des<br />

Bruttoinlandsprodukts im Jahresverlauf beschleunigt;<br />

im dritten Quartal <strong>die</strong>ses Jahres<br />

betrug er 5,5 Prozent. Maßgeblich hier<strong>für</strong> war<br />

der beschleunigte Produktionsanstieg in Malaysia<br />

und Thailand, wo insbesondere <strong>die</strong> Exporte<br />

spürbar anzogen. Die wirtschaftliche Dynamik<br />

in der Ländergruppe erscheint zwar generell<br />

robust, der kurzfristige Ausblick ist jedoch mit<br />

erhöhter Unsicherheit behaftet. So sind <strong>die</strong><br />

Auswirkungen der Zerstörungen auf den Philippinen<br />

durch den tropischen Wirbelsturm im<br />

November schwer abschätzbar, wenngleich wir<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Prognose nur geringe Effekte auf <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion unterstellen.<br />

____________________<br />

9 Die hier betrachtete Ländergruppe <strong>um</strong>fasst Indonesien,<br />

Thailand, Malaysia und <strong>die</strong> Philippinen.<br />

23


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Tabelle 6:<br />

Bruttoinlandsprodukt und Verbraucherpreise in ausgewählten Schwellenländern 2012–2015<br />

Gewicht Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise<br />

2012 2013 2014 2015 2012 2013 2014 2015<br />

Indonesien 4,0 6,2 5,5 5,5 5,5 4,3 7,0 6,5 6,0<br />

Thailand 2,1 6,5 3,0 4,5 4,5 3,0 2,0 2,5 2,5<br />

Philippinen 1,4 6,8 6,5 5,5 5,5 3,2 3,0 4,0 4,0<br />

Malaysia 1,6 5,5 4,5 5,0 5,0 1,7 2,0 2,5 2,5<br />

Insgesamt 9,1 6,2 4,9 5,2 5,2 3,4 4,3 4,5 4,3<br />

China 40,7 7,8 7,5 7,5 7,0 2,7 2,5 3,0 3,0<br />

In<strong>die</strong>n 15,4 3,7 4,0 5,0 5,0 9,3 11,0 9,5 8,5<br />

Asien insgesamt 65,2 6,6 6,3 6,6 6,3 4,3 4,8 4,7 4,5<br />

Brasilien 7,7 0,9 2,0 3,5 4,5 5,4 6,0 5,5 5,5<br />

Mexiko 5,8 3,9 1,5 4,0 4,5 4,1 3,5 3,5 3,5<br />

Argentinien 2,4 1,9 5,0 4,0 4,0 10,0 10,0 9,0 9,0<br />

Kol<strong>um</strong>bien 1,6 4,0 4,0 5,0 5,0 3,2 2,0 3,0 3,0<br />

Chile 1,1 5,6 4,5 5,0 5,5 3,0 1,5 2,0 2,0<br />

Peru 1,1 6,3 7,0 6,5 6,5 3,7 2,0 3,0 3,0<br />

Venezuela 1,3 5,6 0,5 1,0 1,0 21,1 26,0 20,0 20,0<br />

Lateinamerika insgesamt 21,0 2,9 2,7 3,9 4,4 6,2 6,3 5,8 5,8<br />

Russland 8,2 3,4 1,5 2,0 2,5 5,1 6,5 6,0 5,0<br />

Türkei 3,7 2,2 3,5 4,5 5,0 8,9 7,5 7,0 7,0<br />

Südafrika 1,9 2,5 2,0 3,0 3,5 5,6 6,0 5,5 5,5<br />

Aufgeführte Länder 100,0 5,3 5,0 5,5 5,5 5,0 5,3 5,2 4,9<br />

Prozent. Gewicht: gemäß Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2012 nach Kaufkraftparitäten. — Bruttoinlandsprodukt: preisbereinigt,<br />

Veränderung gegenüber dem Vorjahr (einzelne Länder auf 0,5 Prozentpunkte gerundet). — Verbraucherpreise: Veränderung<br />

gegenüber dem Vorjahr (einzelne Länder auf 0,5 Prozentpunkte gerundet). — Asien insgesamt, Lateinamerika insgesamt:<br />

aufgeführte Länder.<br />

Quelle: IMF, International Financial Statistics; OECD, Main Economic Indicators; nationale Statistiken; eigene Berechnungen;<br />

grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Darüber hinaus besteht das Risiko, dass <strong>die</strong><br />

politischen Unruhen in Thailand <strong>die</strong> Binnennachfrage<br />

spürbar belasten; so lag das Kons<strong>um</strong>entenvertrauen<br />

in Thailand im November auf<br />

dem niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren.<br />

Insgesamt erwarten wir <strong>für</strong> das laufende Jahr<br />

einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts <strong>um</strong><br />

rund 4,9 Prozent. Für das Jahr 2014 und 2015<br />

rechnen wir <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ländergruppe mit einer<br />

leicht beschleunigten Ausweitung der Produktion.<br />

Die konjunkturelle Dynamik war in den einzelnen<br />

Ländern Lateinamerikas im Verlauf des<br />

Jahres 2013 sehr unterschiedlich. Zwar waren<br />

<strong>die</strong> Finanzmärkte aller Länder der Region von<br />

den Unsicherheiten über eine restriktivere Ausgestaltung<br />

der Geldpolitik in den Vereinigten<br />

Staaten im Juni betroffen; <strong>die</strong> konjunkturellen<br />

Auswirkungen waren regional jedoch sehr verschieden.<br />

Während <strong>die</strong> Konjunktur in Mexiko<br />

und in Chile nicht sichtbar beeinträchtigt wurde<br />

und das Bruttoinlandsprodukt im dritten<br />

Quartal merklich beschleunigt stieg, ging <strong>die</strong><br />

gesamtwirtschaftliche Produktion in Brasilien<br />

im dritten Quartal sogar zurück. Hier sanken<br />

vor allem <strong>die</strong> Investitionen kräftig, wozu wohl<br />

auch <strong>die</strong> politische Unsicherheit im Zuge der<br />

Proteste und der landesweiten Streiks zur Mitte<br />

des Jahres beitrugen, bei denen es zu Produktionsausfällen<br />

gekommen war. In Mexiko kehrte<br />

das Investorenvertrauen, welches im Frühjahr<br />

im Zusammenhang mit den Unsicherheiten<br />

über <strong>die</strong> Politik der amerikanischen Notenbank<br />

zurückgegangen war, offenbar rasch zurück. So<br />

sind seit Juni <strong>die</strong> Aktienkurse merklich gestie-<br />

24


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

gen und der Stress an den Finanzmärkten hat<br />

sich spürbar reduziert.<br />

Für den Prognosezeitra<strong>um</strong> erwarten wir eine<br />

allmähliche konjunkturelle Beschleunigung in<br />

Lateinamerika. Die Zunahme des regionalen<br />

Bruttoinlandsprodukts dürfte sich von 2,7 Prozent<br />

in <strong>die</strong>sem Jahr auf 3,9 Prozent im Jahr<br />

2014 und 4,4 Prozent im Jahr 2015 verstärken.<br />

Dabei wird vor allem <strong>die</strong> zunehmende Dynamik<br />

der Weltkonjunktur, nicht zuletzt in den fortgeschrittenen<br />

Volkswirtschaften, stützend wirken.<br />

Sie dürfte auch dazu führen, dass <strong>die</strong> Preise <strong>für</strong><br />

Energierohstoffe im Prognosezeitra<strong>um</strong> wieder<br />

spürbar steigen, wodurch sich <strong>die</strong> Terms of<br />

Trade der lateinamerikanischen Länder verbessern.<br />

Die Unterschiede zwischen den Ländern<br />

in der wirtschaftlichen Dynamik dürften jedoch<br />

beträchtlich bleiben. Einen relativ kräftigen Anstieg<br />

des Bruttoinlandsprodukts erwarten wir<br />

<strong>für</strong> Peru, Kol<strong>um</strong>bien und Chile, während <strong>die</strong><br />

Dynamik in Brasilien, Argentinien und Mexiko<br />

vergleichsweise gering ausfallen dürfte. Z<strong>um</strong> einen<br />

fehlen in <strong>die</strong>sen Ländern Anregungen vonseiten<br />

der Wirtschaftspolitik. Für fiskalische<br />

Impulse fehlt der Spielra<strong>um</strong>, und <strong>die</strong> Geldpolitik<br />

hat vor dem Hintergrund eines kräftigen<br />

Preisauftriebs <strong>die</strong> Zügel angezogen. Z<strong>um</strong> anderen<br />

haben <strong>die</strong>se Länder mit strukturellen Problemen<br />

zu kämpfen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Expansion dämpfen.<br />

In Russland nahm das Bruttoinlandsprodukt<br />

im Jahr 2013 mit der niedrigsten Rate seit 1998<br />

zu, wenn man vom Krisenjahr 2008 absieht. In<br />

den ersten neun Monaten betrug <strong>die</strong> Expansion<br />

lediglich 1,5 Prozent, und <strong>die</strong> Indikatoren lassen<br />

nicht erwarten, dass sich <strong>die</strong> Konjunktur gegen<br />

Jahresende spürbar belebt hat. Zwar erhöhte<br />

sich <strong>die</strong> landwirtschaftliche Produktion dank<br />

einer guten Ernte stark, <strong>die</strong> Industrieproduktion<br />

neigte jedoch bis zuletzt zur Schwäche; im<br />

Oktober lag sie sogar etwas unter ihrem Niveau<br />

ein Jahr zuvor. Auf der Nachfrageseite waren<br />

insbesondere <strong>die</strong> Investitionen schwach – eine<br />

Folge gestiegener Zinsen, aber wohl auch Ausdruck<br />

fehlender Sicherheit über <strong>die</strong> wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingen. Probleme bereitet offenbar<br />

auch <strong>die</strong> Finanzierung von Investitionen<br />

beim Staat und im Rohstoffsektor, da <strong>die</strong> Einnahmen<br />

aus Rohstoffverkäufen durch stagnierende<br />

oder sogar sinkende Preise und eine<br />

schwache Zunahme der Nachfrage aus dem<br />

Ausland gedämpft werden. Der private Kons<strong>um</strong><br />

stieg dank weiterhin recht deutlicher Zuwächse<br />

beim real verfügbaren Einkommen mit Raten<br />

<strong>um</strong> 4 Prozent anhaltend kräftig.<br />

Die Inflation hat sich dank niedrigerer Nahrungsmittelpreise<br />

etwas verringert, mit 6,2 Prozent<br />

war sie aber immer noch höher als angestrebt.<br />

Für 2014 hat <strong>die</strong> Notenbank das Zielband<br />

auf 4 bis 6 Prozent erweitert und <strong>die</strong> zentrale<br />

Rate gegenüber dem bislang gültigen mittelfristigen<br />

Plan von 4,5 Prozent auf 5 Prozent<br />

angehoben. Für 2015 ist dann eine weitere<br />

Rückführung der Inflation vorgesehen. Die<br />

Aussichten <strong>für</strong> ein deutliches Sinken der Preissteigerungsraten<br />

sind jedoch nicht sehr günstig:<br />

Z<strong>um</strong> einen wirkt preistreibend, dass auch der<br />

Rubel im vergangenen Sommer im Zuge des<br />

allgemeinen Rückzugs der Finanzinvestoren aus<br />

den Schwellenländern erheblich an Außenwert<br />

eingebüßt hat. Z<strong>um</strong> anderen ist der Arbeitsmarkt<br />

trotz der schwachen Produktionsausweitung<br />

nach wie vor angespannt; <strong>die</strong> Arbeitslosenquote<br />

liegt bei 5 Prozent und war in der<br />

Tendenz bis zuletzt rückläufig. So ist zu erwarten,<br />

dass der Lohnauftrieb kräftig bleibt. Auch<br />

steigen <strong>die</strong> Verbraucherkredite seit gera<strong>um</strong>er<br />

Zeit stark, was ebenfalls gegen baldige Zinssenkungen<br />

spricht. Trotz alledem hat <strong>die</strong> Notenbank<br />

in ihrer Einschätzung der aktuellen Geldpolitik<br />

<strong>die</strong> Ansprache dahingehend geändert,<br />

dass Erwartungen geweckt wurden, dass <strong>die</strong> seit<br />

Herbst 2012 unveränderten Leitzinsen in den<br />

kommenden Monaten leicht gesenkt werden<br />

könnten.<br />

Die Regierung hat im Jahr 2013 anders als in<br />

den beiden Vorjahren wohl ein Budgetdefizit<br />

verzeichnet, das sich auf rund 0,5 Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts belaufen dürfte. Der<br />

Staat ist in hohem Maße auf Einnahmen aus<br />

dem Ölgeschäft angewiesen; das Defizit im<br />

Haushalt ohne <strong>die</strong>se Einnahmen liegt bei reichlich<br />

10 Prozent. Um das Risiko zu verringern,<br />

dass sinkende Rohölpreise zu einem gravierenden<br />

Finanzierungsproblem <strong>für</strong> den Staat führen,<br />

strebt <strong>die</strong> Regierung eine Rückführung des<br />

<strong>um</strong> Öleinnahmen bereinigten Defizits an. Im<br />

Haushalt <strong>für</strong> 2014 sind deshalb spürbare Ein-<br />

25


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

schnitte bei den Ausgaben vorgesehen; insbesondere<br />

sollen <strong>die</strong> Löhne <strong>für</strong> Staatsangestellte<br />

nicht erhöht werden. Gleichzeitig will <strong>die</strong> Regierung<br />

aber der Wirtschaft Impulse geben, etwa<br />

durch zusätzliche Investitionen in Infrastruktur,<br />

und es ist ein drastischer Anstieg der Verteidigungsausgaben<br />

zur Modernisierung der<br />

Armee vorgesehen. Alles in allem gehen von der<br />

Finanzpolitik im Jahr 2014 leicht dämpfende<br />

Effekte aus. Dank zunehmender Impulse vom<br />

Auslandsgeschäft und wieder günstigerer Rahmenbedingungen<br />

an den internationalen Finanzmärkten<br />

dürfte sich <strong>die</strong> wirtschaftliche Expansion<br />

im kommenden Jahr gleichwohl wieder<br />

verstärken. Allerdings dürfte <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion mit reichlich 2 Prozent<br />

im kommenden Jahr und etwa 2,5 Prozent im<br />

Jahr 2015 weiterhin deutlich langsamer zulegen<br />

als im vergangenen Jahrzehnt. Ein rückläufiges<br />

Erwerbspersonenpotenzial und wenig investitionsfreundliche<br />

staatliche Strukturen lassen eine<br />

deutlich stärkere Zunahme unserer Einschätzung<br />

nach nicht erwarten. Abwärtsrisiken <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Prognose liegen vor allem in weiter nachgebenden<br />

Rohstoffpreisen und Auswirkungen<br />

neuerlicher Verspannungen an den internationalen<br />

Finanzmärkten.<br />

Ausblick: Aufschwung der<br />

<strong>Weltwirtschaft</strong> in Sicht<br />

Die Aussichten <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> haben<br />

sich z<strong>um</strong> Jahreswechsel 2013/2014 aufgehellt.<br />

Faktoren, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Weltkonjunktur in den vergangenen<br />

beiden Jahren spürbar belasteten, haben<br />

an Bedeutung verloren. In den Vereinigten<br />

Staaten ist der Konsoli<strong>die</strong>rungsprozess offenbar<br />

so weit vorangekommen, dass <strong>die</strong> davon ausgehenden<br />

dämpfenden Wirkungen nunmehr<br />

spürbar nachlassen, und eine Verständigung im<br />

politischen Streit <strong>um</strong> Haushalt und Staatsverschuldung<br />

ist in Reichweite. Im Eurora<strong>um</strong> hat<br />

sich das Vertrauen in den Bestand des Währungsgebiets<br />

gefestigt, <strong>die</strong> ergriffenen strukturellen<br />

Anpassungsmaßnahmen beginnen Früchte<br />

zu tragen und das Vertrauen von Haushalten<br />

und Unternehmen in <strong>die</strong> Zukunft nimmt nach<br />

und nach wieder zu. So kann nun <strong>die</strong> sehr<br />

expansive Geldpolitik ihre Wirkung allmählich<br />

stärker entfalten. Hinzu kommt, dass <strong>die</strong> Finanzpolitik<br />

im Großen und Ganzen deutlich<br />

weniger restriktiv ausgerichtet sein wird als in<br />

den vergangenen Jahren. Schließlich sind <strong>die</strong><br />

Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten,<br />

<strong>die</strong> zur Mitte des Jahres 2013 <strong>die</strong> Perspektiven<br />

<strong>für</strong> viele Schwellenländer verdüsterten,<br />

relativ gut überstanden worden, und in<br />

wichtigen Schwellenländern hat <strong>die</strong> Konjunktur<br />

zuletzt an Fahrt aufgenommen.<br />

Für <strong>die</strong> Prognose nehmen wir an, dass <strong>die</strong><br />

Zentralbanken in den großen fortgeschrittenen<br />

Volkswirtschaften an ihrer expansiven Politik<br />

festhalten. Zwar werden einzelne der nichtkonventionellen<br />

Maßnahmen der Geldpolitik im<br />

Verlauf des nächsten Jahres heruntergefahren.<br />

Insbesondere gilt <strong>die</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anleihekäufe der<br />

Fed, <strong>die</strong> nach und nach reduziert werden. Die<br />

Notenbankzinsen werden aber wohl <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

wichtigsten Weltwährungen über den gesamten<br />

Prognosezeitra<strong>um</strong> extrem niedrig bleiben (Tabelle<br />

7). Von daher bleibt <strong>die</strong> Geldpolitik weiter<br />

stark expansiv ausgerichtet. Es besteht allerdings<br />

das Risiko, dass es in dem Prozess der<br />

Rückführung der Anleihekäufe durch <strong>die</strong> US-<br />

Notenbank ähnlich wie im vergangenen Sommer<br />

zu Schüben von Verunsicherung an den Finanzmärkten<br />

kommt, welche <strong>die</strong> Konjunktur<br />

nicht nur in den Vereinigten Staaten spürbar<br />

belasten könnten.<br />

Von der Finanzpolitik gehen im Jahr 2014<br />

nur moderat dämpfende Wirkungen aus. In den<br />

Vereinigten Staaten bedeutet <strong>die</strong> Einigung im<br />

Haushaltsstreit, dass <strong>die</strong> Finanzpolitik deutlich<br />

weniger restriktiv wirkt. Auch im Eurora<strong>um</strong><br />

und im Vereinigten Königreich wird im kommenden<br />

Jahr weniger stark konsoli<strong>die</strong>rt. In Japan<br />

dürfte zwar nach dem expansiven Kurs im<br />

Jahr 2013 auf einen Konsoli<strong>die</strong>rungskurs eingeschwenkt<br />

werden, <strong>die</strong>ser ist aber zunächst nicht<br />

sehr ausgeprägt. Dass es im kommenden Jahr<br />

überall zu einer z<strong>um</strong> Teil deutlichen Verbesserung<br />

der Budgetposition des Staates kommt<br />

(Abbildung 26), liegt vor allem an der günstigen<br />

Konjunktur, vereinzelt auch an Sonderentwicklungen<br />

infolge von Einmalmaßnahmen.<br />

26


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Tabelle 7:<br />

Rahmendaten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Konjunkturprognose 2013–2015<br />

2013 2014 2015<br />

I II III IV I II III IV I II III IV<br />

Leitzins<br />

Vereinigte Staaten 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 0,4<br />

Japan 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1<br />

Eurora<strong>um</strong> 0,75 0,60 0,50 0,40 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25<br />

Wechselkurse<br />

US-Dollar/Euro 1,32 1,31 1,33 1,36 1,37 1,37 1,37 1,37 1,37 1,37 1,37 1,37<br />

Yen/US-Dollar 92,4 98,8 98,9 99,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Ölpreis (Brent) in US-Dollar 113,00 103,10 110,30 109,20 109,75 110,29 110,85 111,40 111,96 112,52 113,08 113,65<br />

HWWI-Index <strong>für</strong> Industrierohstoffe 98,7 91,5 91,2 92,6 93,1 93,5 94,5 95,4 96,8 98,3 100,3 102,3<br />

Leitzins: Vereinigte Staaten: Fed Funds Rate, seit Dezember 2008 Bandbreite von 0 bis 0,25 Prozent; Japan: Tagesgeldzins;<br />

Eurora<strong>um</strong>: Hauptrefinanzierungssatz.<br />

Quelle: HWWI, Rohstoffpreisindex; IMF, International Financial Statistics; Federal Reserve Bank; EZB, Monatsbericht; grau<br />

hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Abbildung 26:<br />

Staatliche Finanzierungssalden in großen fortgeschrittenen<br />

Volkswirtschaften 2011–2015<br />

0<br />

-4<br />

-8<br />

-12<br />

0<br />

-4<br />

-8<br />

-12<br />

Vereinigte Staaten<br />

Prozent<br />

2011 2013 2015<br />

Eurora<strong>um</strong><br />

2011 2013 2015<br />

Prozent<br />

0<br />

Für <strong>die</strong> Wechselkurse unterstellen wir wie<br />

üblich, dass sie ausgehend vom derzeitigen Niveau<br />

konstant bleiben. Der Ölpreis steigt annahmegemäß<br />

ausgehend von dem im vierten<br />

Quartal verzeichneten Durchschnittswert im<br />

Einklang mit der Preisentwicklung in den Vereinigten<br />

Staaten. Für den Jahresdurchschnitt<br />

ergibt sich <strong>für</strong> 2014 und 2015 ein Preis je Fass<br />

-4<br />

-8<br />

-12<br />

0<br />

-4<br />

-8<br />

-12<br />

Japan<br />

2011 2013 2015<br />

Vereinigtes Königreich<br />

2011 2013 2015<br />

Jahresdaten; Jahresdaten; in in Relation Relation z<strong>um</strong> z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt; Bruttoinlandsprodukt; Vereinigte Vereinigte Staaten: Staaten:<br />

Bund. Bund.<br />

Quelle: OECD, Economic Outlook; Outlook; Eurostat; Eurostat, grau hinterlegt: Volkswirtschaftlichgnose<br />

des IfW. Gesamtrechnungen; grau hinterlegt: Prognose<br />

Pro-<br />

des <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong>.<br />

der Sorte Brent von 110,6 bzw. 112,8 US-Dollar,<br />

nach 108,9 US-Dollar im Jahr 2013.<br />

Bei <strong>die</strong>sen Rahmenbedingungen erwarten<br />

wir <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> einen spürbar beschleunigten<br />

Anstieg des Bruttoinlandsprodukts<br />

in den kommenden beiden Jahren. In den<br />

fortgeschrittenen Volkswirtschaften dürfte sich<br />

der Produktionsanstieg im kommenden Jahr<br />

auf 1,9 Prozent erhöhen, nachdem er sich im zu<br />

Ende gehenden Jahr wohl lediglich auf 1,1 Prozent<br />

belaufen hat (Tabelle 8). Im Jahr 2015<br />

dürfte der Produktionsanstieg nochmals an<br />

Fahrt gewinnen und mit 2,4 Prozent spürbar<br />

höher ausfallen als im längerfristigen Durchschnitt<br />

von rund 2 Prozent. Der Preisauftrieb<br />

wird sich in den kommenden beiden Jahren angesichts<br />

der fortschreitenden konjunkturellen<br />

Erholung und der fortgesetzt expansiven Geldpolitik<br />

allgemein merklich verstärken. Eine<br />

Ausnahme ist zunächst der Eurora<strong>um</strong>, wo <strong>die</strong><br />

Anpassung des Lohnniveaus an geringere Einkommenserwartungen<br />

in den Krisenländern<br />

und <strong>die</strong> allgemein noch sehr niedrige Auslastung<br />

der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten<br />

den Preisauftrieb bremsen.<br />

In den Vereinigten Staaten dürften <strong>die</strong> monetären<br />

Impulse im Verlauf des Prognosezeitra<strong>um</strong>s<br />

immer stärker zur Wirkung kommen,<br />

z<strong>um</strong>al sich <strong>die</strong> Situation am Häusermarkt wohl<br />

weiter verbessern wird. So dürfte das Bruttoinlandsprodukt<br />

mit Raten von 2,3 Prozent<br />

27


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Tabelle 8:<br />

Bruttoinlandsprodukt, Verbraucherpreise und Arbeitslosenquote in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften 2013–2015<br />

Gewicht Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise Arbeitslosenquote<br />

2013 2014 2015 2013 2014 2015 2013 2014 2015<br />

Europäische Union 38,9 0,0 1,2 1,8 1,6 1,5 1,9 11,0 10,9 10,4<br />

Schweiz 1,5 1,8 2,0 2,3 –0,4 0,3 0,5 4,4 4,3 4,1<br />

Norwegen 1,2 1,2 2,4 2,5 2,0 2,2 2,4 3,4 3,3 3,2<br />

Vereinigte Staaten 36,7 1,6 2,3 3,0 1,6 2,3 2,6 6,9 6,3 0,0<br />

Kanada 4,3 1,7 2,1 2,5 1,1 1,7 2,2 7,0 6,8 6,5<br />

Japan 13,9 1,6 1,5 1,1 0,2 2,1 1,6 4,0 3,8 3,7<br />

Australien 3,6 2,5 2,6 3,0 2,0 2,0 2,5 5,7 5,8 5,6<br />

Südkorea 2,6 2,6 3,4 3,5 1,2 1,9 2,7 3,2 3,2 3,0<br />

Aufgeführte Länder 100,0 1,1 1,9 2,4 1,4 2,0 2,3 8,1 7,9 5,7<br />

Prozent. Gewicht gemäß Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2012 in US-Dollar. — Bruttoinlandsprodukt: preisbereinigt, Veränderung<br />

gegenüber dem Vorjahr. — Verbraucherpreise: Veränderung gegenüber dem Vorjahr, Europäische Union und Norwegen:<br />

harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI). — Arbeitslosenquote: standardisiert nach dem ILO-Konzept. Ländergruppen<br />

gewichtet auf der Grundlage der Erwerbspersonenzahl von 2012.<br />

Quelle: Eurostat, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen; OECD, Main Economic Indicators; IMF, World Economic Outlook<br />

Database; Statistics Canada, Canadian Economic Account; grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

(2014) und 3 Prozent (2015) zunehmen. Auch<br />

im Vereinigten Königreich hat <strong>die</strong> Konjunktur<br />

Tritt gefasst und ein nachhaltiger Aufschwung<br />

mit Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts<br />

von 2 bzw. 2,3 Prozent in den kommenden beiden<br />

Jahren erscheint wahrscheinlich. Für Japan<br />

besteht ebenfalls <strong>die</strong> Aussicht, dass <strong>die</strong> konjunkturelle<br />

Expansion sich <strong>die</strong>ses Mal über einen<br />

längeren Zeitra<strong>um</strong> fortsetzt. Vergleichsweise<br />

schwach dürfte <strong>die</strong> Konjunktur zunächst<br />

im Eurora<strong>um</strong> bleiben. Nach wie vor drücken<br />

Konsoli<strong>die</strong>rungsprozesse auf <strong>die</strong> Binnennachfrage<br />

in den Krisenländern, und auch in anderen<br />

Ländern befindet sich das Vertrauen von<br />

Unternehmen und Haushalten auf niedrigem<br />

Niveau. Zudem gibt es weiterhin Probleme im<br />

Bankensektor, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Transmission monetärer<br />

Impulse erschweren. Aber auch im Eurora<strong>um</strong><br />

dürfte <strong>die</strong> wirtschaftliche Aktivität allmählich<br />

an Schwung gewinnen, und selbst in den Krisenländern<br />

dürfte sich <strong>die</strong> Konjunktur nach und<br />

nach sichtbar verbessern. Die Arbeitslosigkeit<br />

hat in Europa offenbar ihren Höhepunkt durchschritten.<br />

Sie dürfte im Prognosezeitra<strong>um</strong> allmählich<br />

sinken, auch wenn sie im Eurora<strong>um</strong> –<br />

und hier insbesondere in den Krisenländern –<br />

im Prognosezeitra<strong>um</strong> sehr hoch bleiben wird.<br />

In den Schwellenländern bestand im vergangenen<br />

Jahr z<strong>um</strong> Teil erheblicher Gegenwind<br />

vonseiten der Finanzmärkte, dennoch hat sich<br />

<strong>die</strong> Konjunktur in den meisten Ländern nach<br />

der Jahresmitte verbessert. Für den Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

erwarten wir eine weitere Verstärkung<br />

der wirtschaftlichen Expansion. Hierzu tragen<br />

z<strong>um</strong> Teil wirtschaftspolitische Anregungen bei,<br />

vor allem aber gehen von der konjunkturellen<br />

Erholung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften<br />

erhebliche Impulse aus. Einer Rückkehr<br />

zu ähnlich hohen Expansionsraten, wie sie<br />

vor der Finanzkrise verzeichnet wurden, steht<br />

aber – neben der verglichen mit damals moderaten<br />

Nachfrageexpansion in den fortgeschrittenen<br />

Volkswirtschaften – in einer Reihe von<br />

großen Schwellenländern entgegen, dass sich<br />

das Wachst<strong>um</strong> des Produktionspotenzials merklich<br />

verlangsamt hat. So rechnen wir <strong>für</strong> China<br />

sogar damit, dass <strong>die</strong> Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts<br />

im kommenden Jahr und im<br />

Jahr 2015 weiter leicht zurückgeht.<br />

Die Zunahme der Weltproduktion insgesamt<br />

dürfte im Jahr 2014 mit voraussichtlich 3,7<br />

Prozent merklich höher ausfallen als 2013 (2,9<br />

Prozent). Für 2015 erwarten wir mit 4 Prozent<br />

eine nochmals stärkere Zunahme der globalen<br />

Produktion (Tabelle 9). Der Welthandel dürfte<br />

sich deutlich beleben. Für den Jahresdurchschnitt<br />

ergibt sich <strong>für</strong> 2014 ein Anstieg von 4,5<br />

Prozent, nach 2,7 Prozent im ablaufenden Jahr.<br />

28


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Tabelle 9:<br />

Bruttoinlandsprodukt und Verbraucherpreise in der Welt 2013–2015<br />

Gewicht Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise<br />

2013 2014 2015 2013 2014 2015<br />

<strong>Weltwirtschaft</strong> 100 2,9 3,7 4,0 4,0 4,1 4,0<br />

darunter:<br />

Fortgeschrittene Länder 51,6 1,1 1,9 2,4 1,4 1,9 2,2<br />

China 14,9 7,5 7,5 7,0 2,5 3,0 3,0<br />

Lateinamerika 7,7 2,7 3,9 4,4 6,3 5,8 5,8<br />

In<strong>die</strong>n 5,6 4,0 5,0 5,0 11,0 9,5 8,5<br />

Ostasiatische Schwellenländer 3,4 4,9 5,2 5,2 4,3 4,5 4,3<br />

Russland 3,0 1,5 2,0 2,5 6,5 6,0 5,0<br />

Nachrichtlich:<br />

Welthandelsvol<strong>um</strong>en 2,7 4,5 5,5<br />

<strong>Weltwirtschaft</strong> (gewichtet auf der Basis von<br />

Marktwechselkursen des Jahres 2012) 2,4 3,2 3,6 3,4 3,6 3,6<br />

Prozent. Gewicht: gemäß Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2012 nach Kaufkraftparität. — Bruttoinlandsprodukt, Verbraucherpreise:<br />

Veränderungen gegenüber dem Vorjahr; Ostasiatische Schwellenländer: Thailand, Malaysia, Indonesien und<br />

Philippinen; Fortgeschrittene Länder: Die Werte stimmen nicht notwendigerweise mit denen in Tabelle 8 überein, da der<br />

Länderkreis hier breiter gefasst ist und ein anderes Konzept bei der Gewichtung verwandt wird.<br />

Quelle: IMF, International Financial Statistics; OECD, Main Economic Indicators; eigene Berechnungen; grau hinterlegt: Prognose<br />

des IfW.<br />

Für 2015 rechnen wir mit einem Zuwachs von<br />

5,5 Prozent, eine Rate, <strong>die</strong> in der Nähe des längerfristigen<br />

Durchschnitts liegt.<br />

Für <strong>die</strong>se Prognose gibt es eine Reihe von Risiken.<br />

Insbesondere steht <strong>für</strong> den Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

der Beginn der Abkehr von der massiven<br />

Liquiditätsausweitung an, mit dem <strong>die</strong> führenden<br />

Notenbanken der Welt versucht haben, <strong>die</strong><br />

Konjunktur zu stimulieren. Es ist aber ungewiss,<br />

ob es gelingt, den Strom an zusätzlicher<br />

Liquidität zu verringern, ohne dass es zu Turbulenzen<br />

an den Finanzmärkten kommt, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

konjunkturelle Erholung gefährden. In <strong>die</strong>sem<br />

Fall könnten erneut Verschiebungen von Portfoliokapital<br />

einzelne Länder in Bedrängnis<br />

bringen. Problematischer noch könnte es sein,<br />

wenn es an großen Märkten <strong>für</strong> Staatsanleihen,<br />

etwa in den Vereinigten Staaten oder in Japan<br />

zu ausgeprägten Zinsanstiegen käme. Auch ist<br />

<strong>die</strong> Staatsschuldenkrise im Eurora<strong>um</strong> nach wie<br />

vor nicht gelöst; eine neuerliche Welle von Unsicherheit<br />

über <strong>die</strong> Zukunft im Währungsra<strong>um</strong><br />

könnte im Prognosezeitra<strong>um</strong> ebenfalls <strong>die</strong> Finanzmärkte<br />

beunruhigen und <strong>die</strong> Nachfrage<br />

beeinträchtigen. Schließlich ist das Risiko eines<br />

neuerlichen deutlichen Ölpreisanstiegs vor dem<br />

Hintergrund der anhaltend unsicheren politischen<br />

Situation im Vorderen Orient hoch. All<br />

<strong>die</strong>s könnte den sich anbahnenden Aufschwung<br />

der Weltkonjunktur empfindlich stören.<br />

Literatur<br />

Abeysinghe, T. (2008). Interpolated Quarterly GDP Data for Malaysia, Indonesia, Thailand, Philippines<br />

and China. Via Internet (10. Dezember 2013) .<br />

Bank of England (2012). Inflation Report. November. London.<br />

Boysen-Hogrefe, J., K.-J. Gern, N. Jannsen, M. Plödt, B. van Roye, J. Scheide und T. Schwarzmüller<br />

(2012). Weltkonjunktur bleibt vorerst schwach. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> (Hrsg.), Weltkonjunktur<br />

und deutsche Konjunktur im Winter 2012. Kieler Diskussionsbeiträge 514/515. <strong>Institut</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong>, Kiel.<br />

29


Weltkonjunktur belebt sich spürbar<br />

Boysen-Hogrefe, J., K.-J. Gern, N. Jannsen, M. Plödt, B. van Roye, J. Scheide und T. Schwarzmüller<br />

(2013). Weltkonjunktur kommt nur allmählich in Schwung. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> (Hrsg.),<br />

Weltkonjunktur und deutsche Konjunktur im Sommer 2013. Kieler Diskussionsbeiträge 524/<br />

525. IfW, Kiel.<br />

Cabinet Office (2013). Basic Framework for Fiscal Consolidation: Medi<strong>um</strong>-term Fiscal Plan.<br />

8. August. Via Internet (12. Dezember 2013) .<br />

Jannsen, N., und J. Scheide (2010). Growth Patters after the Crisis: This Time is not Different. Kiel<br />

Policy Brief 22. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong>, Kiel.<br />

Jannsen, N., und J. Scheide (2013). Erholung nach der Krise – ein Update. Via Internet (14. Dezember<br />

2013) .<br />

OECD (2013). Economic Outlook 94. November. Paris.<br />

ONS (UK Office for National Statistics) (2012). The Productivity Conundr<strong>um</strong>, Interpreting the Recent<br />

Behaviour of the Economy, 24. August. Via Internet (12. Dezember 2013) .<br />

30


Deutschland: Konjunktur<br />

kommt allmählich in<br />

Schwung<br />

Jens Boysen-Hogrefe, Dominik Groll,<br />

Stefan Kooths, Björn van Roye und Joachim<br />

Scheide<br />

Zusammenfassung:<br />

Die Zeichen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Konjunktur in Deutschland<br />

stehen auf Expansion. Ein anziehender Investitionszyklus<br />

wird <strong>die</strong> ökonomische Aktivität in<br />

den nächsten zwei Jahren spürbar beleben.<br />

Über den dringlicher werdenden Ersatzbedarf<br />

hinaus werden angesichts steigender Kapazitätsauslastung<br />

zunehmend auch Erweiterungsinvestitionen<br />

erfolgen. Dies wird befeuert<br />

durch ein <strong>für</strong> Investoren extrem günstiges Finanzierungs<strong>um</strong>feld,<br />

das auch dem Wohnungsbau<br />

weiterhin starke Impulse verleihen wird.<br />

Im Zuge konjunkturell steigender Einkommen<br />

und einer robusten Arbeitsmarktentwicklung<br />

werden auch <strong>die</strong> privaten Kons<strong>um</strong>ausgaben<br />

spürbar zulegen. Vom Außenhandel dürften<br />

demgegenüber rein rechnerisch keine nennenswerten<br />

Produktionseffekte ausgehen.<br />

Nachdem das Bruttoinlandsprodukt im ablaufenden<br />

Jahr nur schwach gestiegen ist, dürfte<br />

es im Prognosezeitra<strong>um</strong> mit Zuwachsraten von<br />

1,7 Prozent (2014) und 2,5 Prozent (2015) deutlich<br />

stärker expan<strong>die</strong>ren. Gegen Ende 2014<br />

wird <strong>die</strong> deutsche Wirtschaft voraussichtlich<br />

<strong>die</strong> Schwelle zur Hochkonjunktur überschreiten.<br />

In der Folge dürfte <strong>die</strong> Inflationsrate auf<br />

1,7 Prozent im kommenden Jahr und 2,5 Prozent<br />

im nächsten Jahr steigen. Die öffentlichen<br />

Haushalte werden im Prognosezeitra<strong>um</strong> wohl<br />

mit steigenden Überschüssen abschließen. Angesichts<br />

der bevorstehenden demografischen<br />

Herausforderungen, einer außergewöhnlich<br />

niedrigen Zinsbelastung und weiterhin schwebender<br />

Haftungsrisiken im Zuge der Krise im<br />

Eurora<strong>um</strong> lassen <strong>die</strong> finanzpolitischen Konsoli<strong>die</strong>rungsambitionen<br />

jedoch zu wünschen übrig.<br />

Auch tragen <strong>die</strong> bislang absehbaren Initiativen<br />

der neuen Bundesregierung nicht zur<br />

Stärkung, sondern eher zur Schwächung der<br />

Wachst<strong>um</strong>skräfte bei.<br />

Die Lage der deutschen Wirtschaft hat sich im<br />

Verlauf des Jahres 2013 weiter verbessert, allerdings<br />

hat der erwartete konjunkturelle Aufschwung<br />

noch nicht eingesetzt. In den vergangenen<br />

Monaten deuteten <strong>die</strong> Stimmungsindikatoren<br />

auf sehr günstige Aussichten hin. So<br />

hat sich das Geschäftsklima spürbar verbessert,<br />

unterstützt durch <strong>die</strong> Aufhellung der entsprechenden<br />

Kennziffern im übrigen Eurora<strong>um</strong>. Die<br />

wirtschaftliche Aktivität hat sich indes noch<br />

nicht gefestigt, Auftragseingänge und Industrieproduktion<br />

blieben in der Tendenz recht<br />

schwach. Diese Diskrepanz zwischen der Stimmung<br />

und den harten Fakten ist <strong>für</strong> den Konjunkturverlauf<br />

in den vergangenen Jahren nicht<br />

ungewöhnlich. Nach wie vor halten wir es <strong>für</strong><br />

das wahrscheinlichste Szenario, dass sich <strong>die</strong><br />

Aufschwungskräfte durchsetzen und der Produktionsanstieg<br />

spürbar an Fahrt gewinnt. Vor<br />

allem <strong>die</strong> äußerst niedrigen Zinsen dürften <strong>die</strong><br />

Konjunktur befeuern. Allerdings besteht weiterhin<br />

Unsicherheit über <strong>die</strong> Wirtschaftspolitik in<br />

wichtigen Ländern, denn <strong>die</strong> Staatsverschuldung<br />

ist vielfach nicht unter Kontrolle, und es<br />

ist unklar, wann <strong>die</strong> Notenbanken ihren extrem<br />

expansiven Kurs drosseln. Insofern besteht in<br />

nächster Zeit immer noch <strong>die</strong> Gefahr, dass es<br />

abermals zu einem Rückschlag <strong>für</strong> <strong>die</strong> Konjunktur<br />

auch hierzulande kommt. Die mittelfristigen<br />

Aussichten dürften durch <strong>die</strong> Politik<br />

der neuen Bundesregierung beeinträchtigt werden.<br />

Eine Umsetzung wichtiger im Koalitionsvertrag<br />

genannter Maßnahmen würde den Anstieg<br />

des Produktionspotenzials verringern.<br />

Im dritten Quartal 2013 legte das Bruttoinlandsprodukt<br />

lediglich moderat zu (Abbildung<br />

1). Der Anstieg fiel mit einer laufenden Jahresrate<br />

von 1,3 Prozent deutlich geringer aus als im<br />

Vorquartal. Maßgeblich hier<strong>für</strong> war der Dämpfer<br />

vom Außenhandel. So stagnierten <strong>die</strong> Exporte<br />

annähernd, während <strong>die</strong> Importe leicht<br />

anzogen. Hingegen verstärkte sich <strong>die</strong> Zunahme<br />

der inländischen Verwendung weiter. Dabei<br />

setzte sich der Aufholeffekt bei den Bauinvestitionen<br />

nach dem witterungsbedingten Einbruch<br />

im ersten Quartal fort. Auch <strong>die</strong> Ausrüstungsinvestitionen<br />

verzeichneten einen Zuwachs, der<br />

erwartete Investitionsaufschwung ist allerdings


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

noch nicht in Gang gekommen. Die privaten<br />

Kons<strong>um</strong>ausgaben erhöhten sich nur wenig.<br />

Abbildung 1:<br />

Bruttoinlandsprodukt 2011–2015<br />

118<br />

117<br />

116<br />

115<br />

114<br />

113<br />

112<br />

111<br />

110<br />

109<br />

108<br />

Kettenindex (2005=100)<br />

Veränderung<br />

Niveau<br />

Prozent<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

Quartalsdaten, preis-, kalender- und saisonbereinigt; Veränderung<br />

gegenüber dem Vorquartal, Jahresrate.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.3;<br />

grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Am Arbeitsmarkt hat sich <strong>die</strong> Situation trotz<br />

des alles in allem moderaten Konjunkturverlaufs<br />

weiter verbessert, der Beschäftigungsaufbau<br />

hat ka<strong>um</strong> an Schwung eingebüßt. So war<br />

<strong>die</strong> Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

im dritten Quartal reichlich 1 Prozent<br />

höher als im Vorquartal (laufende Jahresrate).<br />

Hingegen ist <strong>die</strong> Arbeitslosigkeit weiter<br />

gestiegen, sie ist bereits seit eineinhalb Jahren<br />

auf einem – wenn auch recht flachen – Aufwärtstrend.<br />

Im November lag <strong>die</strong> Zahl der<br />

Arbeitslosen (in der Definition der Bundesagentur<br />

<strong>für</strong> Arbeit) saisonbereinigt bei 2,99<br />

Mill. Personen. Die Arbeitslosenquote beträgt<br />

seit einigen Monaten 6,9 Prozent; sie ist damit<br />

geringfügig (0,2 Prozentpunkte) höher als im<br />

vorangegangenen Tiefpunkt, der im Mai 2012<br />

erreicht wurde.<br />

Der Preisauftrieb blieb in den vergangenen<br />

Monaten sehr verhalten. So waren <strong>die</strong> Energiepreise<br />

auch dank der Aufwertung des Euro<br />

lange Zeit nahezu stabil, und erstmals seit längerer<br />

Zeit haben sich auch Nahrungsmittel<br />

nicht mehr verteuert. Im November betrug <strong>die</strong><br />

Inflationsrate 1,3 Prozent.<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Abbildung 2:<br />

Konjunkturindikatoren 2005–2013<br />

128<br />

118<br />

108<br />

98<br />

88<br />

2005=100<br />

Auftragseingang in der Industrie<br />

aus dem Ausland<br />

insgesamt<br />

78<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

2005=100<br />

Klima in der Gewerblichen Wirtschaft<br />

2005=100<br />

Erwartungen<br />

Produktion<br />

Bauhauptgewerbe<br />

Lage<br />

Industrie<br />

75<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Monatsdaten, saisonbereinigt. Auftragseingang und Produktion als<br />

gleitender Dreimonatsdurchschnitt.<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank, Saisonbereinigte Wirtschaftszahlen;<br />

ifo,Konjunkturperspektiven; eigene Berechnungen.<br />

32


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Wir erwarten, dass <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion im vierten Quartal <strong>die</strong>ses Jahres<br />

zulegen wird, der Anstieg dürfte jedoch abermals<br />

nur mäßig ausfallen. Zwar zeichnen <strong>die</strong><br />

Stimmungsindikatoren ein sehr günstiges Bild<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> kurzfristigen Konjunkturaussichten. Für<br />

ein vorerst verhaltenes Tempo spricht jedoch,<br />

dass Auftragseingänge und Produktion zuletzt<br />

recht schwach ten<strong>die</strong>rten (Abbildung 2). Im<br />

Oktober lag <strong>die</strong> Industrieproduktion <strong>um</strong> etwas<br />

mehr als 1 Prozent unter dem im dritten Quartal<br />

verzeichneten Niveau. Das Bruttoinlandsprodukt<br />

dürfte im Schlussquartal 2013 <strong>um</strong> 1,4<br />

Prozent (laufende Jahresrate) zunehmen. Damit<br />

wird <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche Produktion<br />

im Gesamtjahr lediglich <strong>um</strong> 0,4 Prozent höher<br />

sein als ein Jahr zuvor. Diese Rate ist etwas<br />

niedriger, als wir bei unserer Prognose im September<br />

<strong>die</strong>ses Jahres erwarteten (0,5 Prozent).<br />

Nach wie vor sind <strong>die</strong> monetären Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> Deutschland ausgesprochen<br />

günstig. Daher bleiben wir bei der Einschätzung,<br />

dass <strong>die</strong> Konjunktur im kommenden Jahr<br />

an Schwung gewinnt. Im Durchschnitt wird <strong>die</strong><br />

Zuwachsrate mit voraussichtlich 1,7 Prozent<br />

deutlich höher sein als in den beiden Vorjahren.<br />

Im Jahr 2015 dürfte der Anstieg mit 2,5 Prozent<br />

nochmals zulegen. Für <strong>die</strong> mittlere Sicht halten<br />

wir es <strong>für</strong> wahrscheinlich, dass <strong>die</strong> Konjunktur<br />

wegen der anhaltend expansiven Geldpolitik sogar<br />

überhitzt. Nicht nur dürften <strong>die</strong> Inflationsrisiken<br />

zunehmen, auch drohen ausgeprägte<br />

Preissteigerungen am Immobilienmarkt (Boysen-Hogrefe<br />

et al. 2013a).<br />

Monetäres Umfeld: Keine<br />

nennenswerten Effekte durch<br />

Zinssenkung zu erwarten<br />

Der EZB-Rat hat den Leitzins Anfang November<br />

2013 auf das historisch niedrige Niveau von<br />

0,25 Prozent gesenkt (Abbildung 3). Der Zinssatz,<br />

der <strong>für</strong> Guthaben der Geschäftsbanken<br />

beim Eurosystem gilt, wurde bei 0 Prozent belassen.<br />

Der Zinsschritt beruhte auf der Einschätzung,<br />

dass der Verbraucherpreisauftrieb<br />

im Eurora<strong>um</strong>, der sich gegen Ende des Jahres<br />

merklich abschwächte, auf mittlere Zeit gedämpft<br />

bleibt.<br />

Abbildung 3:<br />

Leitzinsen und Tagesgeldsätze im Eurora<strong>um</strong> 2007–2013<br />

Prozent<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Einlagefazilität<br />

EONIA<br />

Spitzenrefinanzierung<br />

Hauptrefinanzierung<br />

0<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Wochendaten. EONIA (Euro OverNight Index Average): Zinssatz<br />

<strong>für</strong> unbesichertes Tagesgeld.<br />

Quelle: EZB, Monatsbericht.<br />

Die Zinssenkung dürfte <strong>für</strong> <strong>die</strong> deutsche<br />

Konjunktur keine zusätzlichen nennenswerten<br />

Effekte mit sich bringen. Da sich <strong>die</strong> deutschen<br />

Geschäftsbanken zu einem Großteil über Einlagen,<br />

<strong>die</strong> ihnen über das Eurosystem zufließen,<br />

oder über Interbankenkredite refinanzieren, 1 ist<br />

<strong>für</strong> den deutschen Bankensektor nicht der<br />

Hauptrefinanzierungssatz relevant, sondern der<br />

Einlagen- und Geldmarktzins. Beide liegen<br />

schon seit gera<strong>um</strong>er Zeit an der Nullgrenze. Vor<br />

<strong>die</strong>sem Hintergrund dürften <strong>die</strong> Banken <strong>die</strong><br />

Zinssenkung nicht z<strong>um</strong> Anlass nehmen, ihr<br />

Kreditangebot <strong>für</strong> den nichtfinanziellen Sektor<br />

zu verändern. Die Senkung der Leitzinsen<br />

dürfte hingegen Geschäftsbanken zugutekommen,<br />

<strong>die</strong> direkt auf Kredite von der Notenbank<br />

angewiesen sind, etwa solchen, <strong>die</strong> Schwierigkeiten<br />

haben, sich am Geldmarkt Liquidität zu<br />

beschaffen. Diese Banken sind jedoch vornehmlich<br />

in den Krisenländern des Eurora<strong>um</strong>s<br />

angesiedelt.<br />

____________________<br />

1 So betrug das Vol<strong>um</strong>en der Refinanzierungsgeschäfte<br />

deutscher Geschäftsbanken mit dem Eurosystem<br />

im Oktober lediglich etwa 10 Mrd. Euro – nur<br />

1,2 Prozent des gesamten ausstehenden Refinanzierungsvol<strong>um</strong>ens<br />

im Eurosystem.<br />

33


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Die Finanzierungskonditionen <strong>für</strong> Unternehmen<br />

sind nach wie vor äußerst vorteilhaft.<br />

So liegen sowohl <strong>die</strong> Zinsen <strong>für</strong> Unternehmenskredite<br />

als auch <strong>die</strong> Zinsen <strong>für</strong> Unternehmensanleihen<br />

auf einem sehr niedrigen Niveau.<br />

Während <strong>die</strong> Bankzinsen <strong>für</strong> Unternehmenskredite<br />

im Durchschnitt in etwa stagnierten,<br />

gingen <strong>die</strong> Renditen <strong>für</strong> Unternehmensanleihen<br />

leicht zurück. Im November lag <strong>die</strong> durchschnittliche<br />

Rendite bei 3,6 Prozent, ungefähr<br />

einen halben Prozentpunkt über dem historischen<br />

Tiefstand vom Mai <strong>die</strong>ses Jahres (Abbildung<br />

4). Da sich <strong>die</strong> Rendite von Bundes-<br />

Abbildung 4:<br />

Kapitalmarktzinsen 1990–2013<br />

der EZB hin; in den kommenden drei Monaten<br />

dürften per saldo mehr Banken ihre Kreditvergabestandards<br />

<strong>für</strong> Unternehmen lockern (Abbildung<br />

6).<br />

Abbildung 5:<br />

Kredithürde nach Unternehmensgröße 2005–2013<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Prozent<br />

große<br />

gesamt<br />

kleine<br />

mittlere<br />

10<br />

9<br />

Prozent<br />

20<br />

10<br />

8<br />

7<br />

Unternehmensanleihen<br />

0<br />

2005 2007 2009 2011 2013<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Bundesanleihen<br />

Differenz<br />

0<br />

1990 1995 2000 2005 2010<br />

Monatsdaten, Renditen; Unternehmensanleihen mit mittlerer Restlaufzeit<br />

von über drei Jahren; Bundesanleihen mit 5-jähriger Laufzeit.<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht; eigene Berechnungen.<br />

anleihen gleichzeitig auch etwas verringerte,<br />

blieb der Zinsaufschlag in den vergangenen<br />

Monaten in etwa gleich. Auf günstige Finanzierungsbedingungen<br />

deutet auch <strong>die</strong> Umfrage zur<br />

ifo-Kredithürde hin. So sind offenbar nur wenige<br />

Unternehmen von einer restriktiven Kreditvergabe<br />

seitens der Banken betroffen (Abbildung<br />

5). Vor allem größere Unternehmen haben<br />

ka<strong>um</strong> Probleme, Kredite aufzunehmen. Insgesamt<br />

dürften <strong>die</strong> Finanzierungsbedingungen <strong>für</strong><br />

Unternehmen weiterhin sehr günstig bleiben.<br />

Darauf deutet auch der Bank Lending Survey<br />

Monatsdaten ab November 2008; Anteil der Firmen, <strong>die</strong> über eine<br />

restriktive Kreditvergabe seitens der Banken berichten.<br />

Quelle: ifo, Schnell<strong>die</strong>nst.<br />

Abbildung 6:<br />

Vergabestandards <strong>für</strong> Unternehmenskredite 2005–2013<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

Prozentpunkte<br />

Erwartung<br />

Entwicklung<br />

-40<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quartalsdaten; Saldo des Anteils der Banken, welche eine Anhebung<br />

der Standards angeben, und Banken, <strong>die</strong> über eine Lockerung<br />

berichten; Entwicklung: in den vergangenen drei Monaten; Erwartung:<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> kommenden drei Monate.<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank, Bank Lending Survey.<br />

Die Lage an den Finanzmärkten in Deutschland<br />

war in den vergangenen Monaten weiter<br />

sehr entspannt. Derzeit gibt es keine Anzeichen<br />

34


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

<strong>für</strong> Verspannungen, zu denen es während der<br />

Krise im Eurora<strong>um</strong> immer wieder gekommen<br />

war. Der IfW-Finanzmarktstressindikator liegt<br />

seit Beginn des Jahres 2013 unter dem Schwellenwert,<br />

ab dem dämpfende konjunkturelle<br />

Auswirkungen zu erwarten sind (Abbildung 7). 2<br />

Die ruhige Lage an den Finanzmärkten dürfte<br />

unter anderem auf <strong>die</strong> permissive Geldpolitik<br />

der EZB zurückgehen. So dürften Marktteilnehmer<br />

derzeit erwarten, dass <strong>die</strong> EZB bei zunehmenden<br />

Verspannungen mit entsprechenden<br />

Instr<strong>um</strong>enten reagieren wird. Darauf<br />

deutet auch der Rückgang des Finanzmarktstresses<br />

in den übrigen Ländern im Eurora<strong>um</strong><br />

hin. So sind <strong>die</strong> Renditen <strong>für</strong> Staatsanleihen<br />

und Bankschuldverschreibungen in den Krisenländern<br />

in den vergangenen Wochen weiter<br />

gesunken, und <strong>die</strong> Aktienkurse sind vielerorts<br />

merklich gestiegen.<br />

Abbildung 7:<br />

IfW-Finanzmarktstressindikator 1970–2013<br />

6<br />

Index<br />

Große Rezession<br />

Am Geldmarkt hat sich <strong>die</strong> Situation noch<br />

immer nicht normalisiert. Darauf deutet unter<br />

anderem das niedrige Transaktionsvol<strong>um</strong>en am<br />

Markt <strong>für</strong> unbesichertes Tagesgeld hin (Abbildung<br />

8). Die Banken schätzen das Kontrahentenrisiko<br />

offenbar nach wie vor hoch ein. Allerdings<br />

dürfte <strong>die</strong> Bedeutung des Interbankenmarktes<br />

<strong>für</strong> den geldpolitischen Transmissionsmechanismus<br />

seit Beginn der Refinanzierungsgeschäfte<br />

mit vollständiger Zuteilung und der<br />

Herabsetzung der Anforderungen <strong>für</strong> notenbankfähige<br />

Sicherheiten ohnehin merklich gesunken<br />

sein, da jedwede Liquiditätsnachfrage<br />

seitens der Geschäftsbanken von den Notenbanken<br />

gestillt wird. Der Tagesgeldsatz<br />

(EONIA), der nach wie vor nur geringfügig<br />

oberhalb der Nullgrenze liegt, und <strong>die</strong> Zinssätze<br />

<strong>für</strong> Dreimonatsgeld verharren seit gera<strong>um</strong>er<br />

Zeit auf äußerst niedrigem Niveau; im Juni<br />

stagnierte der Zinssatz <strong>für</strong> besichertes Dreimonatsgeld<br />

(Eurepo) bei 0,0 Prozent und der<br />

Zinssatz <strong>für</strong> unbesichertes Dreimonatsgeld<br />

(Euribor) lag bei 0,2 Prozent nur leicht höher<br />

(Abbildung 9).<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Ölkrise<br />

Rezession<br />

1982<br />

Börsencrash<br />

1987<br />

Schuldenkrise<br />

EWS-<br />

Krise<br />

Dotcom-<br />

LTCM/ Blase<br />

Russlandkrise<br />

Abbildung 8:<br />

Transaktionsvol<strong>um</strong>en am Markt <strong>für</strong> Tagesgeld im Eurora<strong>um</strong><br />

2003–2013<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

Mrd. Euro<br />

0<br />

50<br />

-1<br />

Schwellenwert<br />

-2<br />

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010<br />

Monatsdaten; Der Schwellenwert 0 signalisiert, ob eine Beeinträchtigung<br />

der Konjunktur wahrscheinlich ist. LTCM: Long-Term<br />

Capital Management (Hedgefonds).<br />

Quelle: EZB, Monatsbericht; Deutsche Bundesbank, Monatsbericht;<br />

Thomson Financial Datastream; eigene Berechnungen.<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2003 2005 2007 2009 2011 2013<br />

Tagesdaten.<br />

Quelle: EZB, Statistical Data Warehouse.<br />

____________________<br />

2 Z<strong>um</strong> Einfluss des über den Indikator gemessenen<br />

Finanzmarktstresses auf <strong>die</strong> Konjunktur siehe van<br />

Roye (2013).<br />

35


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Abbildung 9:<br />

Zinssätze <strong>für</strong> Dreimonatsgeld 2007–2013<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Prozent<br />

Euribor<br />

Eurepo<br />

Prozentpunkte<br />

Differenz<br />

0<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

2,0<br />

1,8<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

wird, keinen Anlass zu einer Anhebung der Zinsen<br />

sehen. Der Leitzins wird <strong>für</strong> Deutschland –<br />

gemessen an der Inflationsrate und der Auslastung<br />

der Produktionskapazitäten – in den<br />

kommenden Jahren wohl deutlich zu niedrig<br />

sein (Boysen-Hogrefe et al. 2013b: Kasten 1).<br />

Die Geldpolitik ist somit im gesamten Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

sehr expansiv ausgerichtet.<br />

Für <strong>die</strong> Prognose unterstellen wir einen<br />

Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar<br />

von 1,37. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Unternehmen dürfte sich im<br />

Prognosezeitra<strong>um</strong> etwas verschlechtern (Tabelle<br />

1).<br />

Wochendaten; Euribor: Zinssatz <strong>für</strong> unbesichertes Dreimonatsgeld;<br />

Eurepo: Zinssatz <strong>für</strong> besichertes Dreimonatsgeld; Differenz:<br />

Prozentpunkte.<br />

Quelle: EZB, Monatsbericht; eigene Berechnungen.<br />

Finanzpolitik belastet Beitragszahler<br />

Die EZB dürfte den Hauptrefinanzierungssatz<br />

im gesamten Prognosezeitra<strong>um</strong> wohl bei<br />

0,25 Prozent belassen. Z<strong>um</strong> einen hat <strong>die</strong> EZB<br />

im Rahmen der „forward guidance“ erneut darauf<br />

hingewiesen, <strong>die</strong> Zinsen <strong>für</strong> einen ausgedehnten<br />

Zeitra<strong>um</strong> niedrig zu halten. Z<strong>um</strong> anderen<br />

dürfte sie auch angesichts der Inflationsentwicklung<br />

in den Krisenländern im Eurora<strong>um</strong>,<br />

<strong>die</strong> vor dem Hintergrund notwendiger<br />

Strukturanpassungen wohl schwach ausfallen<br />

Die Vorgaben des Koalitionsvertrags sind zwar<br />

nicht bindend, doch gehen wir in unserer Prognose<br />

davon aus, dass mehrere der dort finanzpolitisch<br />

relevanten Punkte in den Jahren 2014<br />

und 2015 <strong>um</strong>gesetzt werden (Kasten 1). Insbesondere<br />

rechnen wir damit, dass es zu deutlich<br />

steigenden Leistungen der Rentenversicherung<br />

z<strong>um</strong> 1. Juli 2014 kommen wird, u.a. dürften<br />

Mütter von Kindern, <strong>die</strong> vor dem Jahr 1992 ge-<br />

Tabelle 1:<br />

Rahmendaten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Konjunktur 2012–2015<br />

2012 2013 2014 2015<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

Leitzins der EZB 1,0 1,0 0,75 0,75 0,75 0,60 0,50 0,40 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25<br />

Langfristige Zinsen 1,5 1,4 1,4 1,4 1,5 1,4 1,8 1,8 1,9 2,0 2,2 2,2 2,3 2,3 2,4 2,4<br />

US-Dollar/Euro 1,31 1,28 1,25 1,30 1,32 1,31 1,33 1,36 1,37 1,37 1,37 1,37 1,37 1,37 1,37 1,37<br />

Preisliche<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

86,8 86,5 85,5 86,3 87,8 87,8 89,0 89,2 89,3 89,3 89,4 89,5 89,6 89,7 89,8 89,9<br />

Exportmärkte 1,1 0,6 1,3 0,4 0,7 2,0 1,7 1,8 2,0 2,2 2,2 2,4 2,6 2,6 2,7 2,7<br />

Rohölpreis 118,4 109,4 111,4 110,5 113,0 103,1 110,3 109,2 109,7 110,3 110,8 111,4 112,0 112,5 113,1 113,6<br />

Leitzins der EZB: Hauptrefinanzierungssatz; langfristige Zinsen: Rendite 9−10-jähriger Bundesanleihen; preisliche Wettbewerbsfähigkeit:<br />

gegenüber 36 Ländern auf Basis von Deflatoren <strong>für</strong> den Gesamtabsatz, Index: 1991 I = 100, steigende Werte<br />

bedeuten eine Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit; Exportmärkte: Bruttoinlandsprodukt in 46 Ländern,<br />

gewichtet mit Anteilen am deutschen Export, Veränderung gegenüber Vorquartal, Jahresrate. Rohölpreis: US-Dollar je Barrel<br />

North Sea Brent.<br />

Quelle: EZB, Monatsbericht; Deutsche Bundesbank, Monatsbericht; IMF, International Financial Statistics; eigene Berechnungen;<br />

grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

36


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Kasten 1:<br />

Zu den finanzpolitischen Maßnahmen des Koalitionsvertrags<br />

Im Koalitionsvertrag vom 27. November 2013 haben <strong>die</strong> drei Parteien CDU, CSU und SPD mehrere<br />

finanzpolitische bzw. <strong>für</strong> <strong>die</strong> Finanzpolitik bedeutende Maßnahmen in Aussicht gestellt (Tabelle K1-1).<br />

Wesentliche Blöcke sind Eingriffe in <strong>die</strong> Sozialversicherungen, direkte Mehrausgaben des Bundes<br />

und <strong>die</strong> Einführung eines Mindestlohns.<br />

Tabelle K1-1:<br />

Geplante Maßnahmen der Großen Koalition (in Mrd. Euro)<br />

Legislaturwirkung Volle Jahreswirkung Zeitplan<br />

Ausgaben des Bundes<br />

Verkehrsinfrastruktur 5,0 1,3<br />

Städtebauförderung 0,6 0,2<br />

Sozialer Wohnungsbau 2,0 0,5<br />

Höherer Rentenzuschuss 2,0 0,5<br />

Entwicklungshilfe 2,0 0,5<br />

Arbeitsvermittlung 1,4 0,4<br />

Forschung, Bildung, Betreuung i 1,0 0,3<br />

Bundesteilhabegesetz 5,0<br />

Maßnahmen der Sozialversicherungen<br />

Mütterrente 6,5 01.07.2014<br />

Renteneintritt mit 63 ii 2,5 01.07.2014<br />

Erwerbsminderungsrenten 0,8 01.07.2014<br />

Lebensleistungsrente 1,0 bis 2017<br />

Pfege 1. Stufe 2,2<br />

Pflegefonds 1,1<br />

Pfege 2. Stufe 2,2<br />

Anhebung des Beitragssatzes zur<br />

Pflegeversicherung 1. Stufe –3,3 01.01.2015<br />

Anhebung des Beitragssatzes zur<br />

Pflegeversicherung 2.Stufe –2,2<br />

Gesamt 19,3<br />

Gesamt (konsoli<strong>die</strong>rt) iii 11,9<br />

i Die im Koalitionsvertrag genannten Ausgaben <strong>für</strong> Forschung, Bildung und Betreuung sollen vor allem Länder und<br />

Kommunen entlasten. Die Angaben zu den Vol<strong>um</strong>ina dazu sind deutlich höher (9 Mrd. Euro). Doch dürften <strong>die</strong>se<br />

überwiegend bereits einigen unter der Vorgängerregierung geplanten Maßnahmen entsprechen. — ii Sollten alle<br />

Berechtigten <strong>die</strong> Option nutzen, ist mit höheren Ausgaben zu rechnen. Wir unterstellen eine teilweise Inanspruchnahme.<br />

— iii Ausgaben des Bundes <strong>für</strong> Sozialen Wohnungsbau, Rente, Forschung, Bildung, Betreuung sowie<br />

<strong>die</strong> Ausgaben im Zuge des Bundesteilhabegesetzes fließen Ländern, Kommunen und den Sozialversicherungen<br />

zu. In der konsoli<strong>die</strong>rten Gesamtzahl sind <strong>die</strong>se Größen herausgerechnet. Allerdings ist es wahrscheinlich,<br />

dass <strong>die</strong> Zuweisungen des Bundes zusätzliche Ausgaben bei Ländern und Kommunen hervorrufen.<br />

Im Bereich der Sozialversicherungen sollen <strong>die</strong> Leistungen ausgeweitet werden. So sollen ab dem<br />

1. Juli 2014 Mütter von Kindern, <strong>die</strong> vor 1992 geboren wurden, höhere Renten erhalten. Ferner sollen<br />

zeitgleich der abschlagsfreie Renteneintritt <strong>für</strong> Beitragszahler mit mehr als 45 Beitragsjahren ab dem<br />

63. Lebensjahr ermöglicht werden und <strong>die</strong> Rentenansprüche Erwerbsgeminderter steigen. Bei voller<br />

Jahreswirkung ist mit jährlichen Mehrausgaben von rund 10 Mrd. Euro zu rechnen. Zudem soll bis<br />

z<strong>um</strong> Jahr 2017 eine „Lebensleistungsrente“ eingeführt werden. Bereits z<strong>um</strong> 1. Januar 2014 dürfte im<br />

Gegenzug auf <strong>die</strong> eigentlich anstehende Absenkung des Beitragssatzes von 18,9 auf 18,3 Prozent<br />

verzichtet werden. Dies betrifft wegen der Regelungen zur Berechnung des Bundeszuschusses zwar<br />

auch den Bundeshaushalt und <strong>die</strong> „Lebensleistungsrente“ soll über den Bundeszuschuss abgegolten<br />

werden, doch werden insgesamt vor allem <strong>die</strong> Beitragszahler zur Finanzierung des Rentenpakets<br />

herangezogen. Der Beitragssatz zur Pflegeversicherung soll in zwei Stufen <strong>um</strong> insgesamt 0,5<br />

Prozentpunkte angehoben werden (erster Schritt 0,3 Prozentpunkte z<strong>um</strong> 1. Januar 2015). Rund 0,4<br />

Prozentpunkte sollen <strong>für</strong> Leistungssteigerungen und 0,1 Prozentpunkt <strong>für</strong> den Aufbau von Rücklagen<br />

genutzt werden.<br />

37


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Mittelfristig ist zudem mit steigenden Beitragssätzen in der Rentenversicherung zu rechnen, deren<br />

finanzielle Situation derzeit noch vom „demografischen Zwischenhoch“ begünstigt sich in wenigen<br />

Jahren deutlich anspannen wird. a Das Beitragssatzniveau, das bereits jetzt deutlich über 20 Prozent<br />

prognostiziert wird, wird dann entsprechend der nun <strong>um</strong>gesetzten Mehrausgaben höher liegen<br />

müssen.<br />

Die Große Koalition hat ferner mehrere zusätzliche Ausgaben des Bundes in Aussicht gestellt. So<br />

sollen in den kommenden vier Jahren 5 Mrd. Euro zusätzlich z<strong>um</strong> bisherigen Finanzplan in <strong>die</strong> öffentliche<br />

Verkehrsinfrastruktur fließen und 600 Mill. Euro in <strong>die</strong> Städtebauförderung. Zudem sollen den<br />

Ländern jährlich 518 Mill. Euro <strong>für</strong> den sozialen Wohnungsbau bereitgestellt werden und mehr Mittel<br />

in <strong>die</strong> Arbeitsvermittlung fließen (1,4 Mrd. Euro). Außerdem dürfte infolge der Koalitionspläne in der<br />

Renten- und Pflegeversicherung der Bundeszuschuss <strong>um</strong> etwa 2 Mrd. Euro höher ausfallen als nach<br />

bisheriger Planung. Insgesamt ergeben sich entsprechend der Berechnungen im Koalitionsvertrag<br />

bezogen auf <strong>die</strong> volle Legislatur zusätzliche Belastungen <strong>für</strong> den Bund von etwa 13 Mrd. Euro. b Darüber<br />

hinaus werden verschiedene Ausgaben <strong>für</strong> Forschung, Bildung und Kinderbetreuung genannt,<br />

<strong>die</strong> aber zu einem großen Teil bereits im bestehenden Finanzplan enthalten sein dürften. Angesichts<br />

der vorliegenden Prognose und der aktuellen Finanzplanung (Stand Juli 2013) dürfen <strong>die</strong> geplanten<br />

Mehrausgaben ohne Steuererhöhungen und unter Einhaltung der Schuldenbremse finanziert werden<br />

können.<br />

Dabei sind allerdings zusätzliche Aufwendungen durch das möglicherweise in <strong>die</strong>ser Legislaturperiode<br />

anstehende Bundesteilhabegesetz nicht berücksichtigt. Durch <strong>die</strong>ses Gesetz würde der Bund<br />

<strong>die</strong> Kommunen jährlich <strong>um</strong> 5 Mrd. Euro von Ausgaben <strong>für</strong> <strong>die</strong> Eingliederungshilfe entlasten. Nimmt<br />

man an, dass <strong>die</strong>ses Gesetz Anfang 2015 <strong>um</strong>gesetzt würde, wären <strong>die</strong> finanziellen Folgen ähnlich<br />

hoch wie <strong>die</strong> aller anderen Maßnahmen zusammen und <strong>die</strong> mittelfristigen Spielrä<strong>um</strong>e des Bundes<br />

würden sich deutlich einengen. Es ist allerdings zu betonen, dass es sich dabei <strong>um</strong> einen Transfer<br />

zwischen den einzelnen Gebietskörperschaften handelt und nur dann zu Belastungen der Gesamtheit<br />

der öffentlichen Haushalte führt, wenn <strong>die</strong> Kommunen <strong>die</strong>se Transfers z<strong>um</strong> Anlass nehmen, <strong>die</strong> entstehenden<br />

Spielrä<strong>um</strong>e <strong>für</strong> zusätzliche Ausgaben zu nutzen.<br />

Neben den direkten Eingriffen in <strong>die</strong> Sozialversicherungen und den Bundeshaushalt dürfte <strong>die</strong><br />

Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns von erheblicher Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> öffentlichen<br />

Haushalte sein. Wegen <strong>die</strong>ser Maßnahme dürften sich <strong>die</strong> Arbeitskosten in den kommenden Jahren<br />

deutlich erhöhen. Sollte es mittelfristig dadurch zu spürbaren Beschäftigungsverlusten kommen, ist<br />

mit entsprechenden Mindereinnahmen bei Steuern und Beiträgen und Mehrausgaben im Bereich der<br />

sozialen Sicherung zu rechnen. Zwar ist bei Einführung des Mindestlohns ein Anstieg der Bruttolohns<strong>um</strong>me<br />

wahrscheinlich, was <strong>für</strong> sich genommen zu höheren Beitrags- und Lohnsteuereinnahmen<br />

führt. Doch sollte <strong>die</strong>s mit einer Reduktion der Gewinneinkommen einhergehen, deren marginale<br />

Steuerbelastung deutlich höher ist. Im Ergebnis werden <strong>die</strong> Gebietskörperschaften Einbußen verzeichnen<br />

(Boysen-Hogrefe et al. 2013d: Kasten 1).<br />

Fazit: Die Pläne der großen Koalition führen zu deutlichen Mehrausgaben, <strong>die</strong> vor allem zu Lasten<br />

der Beitragszahler und eines schnelleren Schuldenabbaus gehen werden. Hinzu kommt das, dass<br />

<strong>die</strong> Einführung des flächendeckenden Mindestlohns und höhere Beiträge <strong>die</strong> Beschäftigungsentwicklung<br />

hemmen dürften, was mit erheblichen Risiken <strong>für</strong> <strong>die</strong> öffentlichen Haushalte verbunden ist.<br />

a Z<strong>um</strong> demografischen Zwischenhoch vgl. Boysen-Hogrefe et al. (2012: Kasten 4) und Sachverständigenrat<br />

(2013). — b Steuererhöhungen sind im Koalitionsvertrag nicht vorgesehen, wenngleich <strong>die</strong> Einführung der Finanztransaktionssteuer<br />

forciert werden soll. Die resultierenden Einnahmen könnten allerdings der EU und nicht dem<br />

Bund zugutekommen. Ferner sollen Steuervermeidung, z.B. durch Doppelbesteuerungsabkommen, erschwert und<br />

Steuerhinterziehung stärker geahndet werden. Die fiskalischen Effekte lassen sich allerdings aus jetziger Sicht<br />

nicht quantifizieren. Ebenso sind <strong>die</strong> Effekte einer möglichen Pkw-Maut hier nicht berücksichtigt.<br />

boren wurden, und Erwerbsgeminderte profitieren.<br />

Zudem werden wohl langjährige Beitragszahler<br />

nach dem 63. Lebensjahr abschlagsfrei<br />

in Rente gehen können. Wegen <strong>die</strong>ser Maßnahmen<br />

rechnen wir mit Mehrausgaben der<br />

Rentenversicherung von knapp 5 Mrd. Euro im<br />

kommen-den Jahr (Tabelle 2). Im Gegenzug<br />

wird es nicht zu der von uns noch im Herbst<br />

erwarteten deutlichen Absenkung des Rentenbeitragssatzes<br />

kommen, so dass <strong>die</strong> Beitragszahler<br />

nahezu vollständig zur Finanzierung der<br />

Mehrleistungen, <strong>die</strong> z<strong>um</strong>indest z<strong>um</strong> Teil als<br />

versicherungsfremd gelten können, herangezogen<br />

werden. Entlastend <strong>für</strong> <strong>die</strong> Rentenversiche-<br />

38


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Tabelle 2:<br />

Budgetwirkungen finanzpolitischer Maßnahmen 2014–2015 (Mrd. Euro)<br />

2014 2015 2015<br />

(k<strong>um</strong>uliert)<br />

Steuern a<br />

Anhebung der Tabaksteuersätze 0,2 0,2 0,4<br />

Anhebung des Grundfreibetrags in der Einkommensteuer –1,3 0,0 –1,3<br />

Wirkungen anderer Steuerrechtsänderungen –0,9 0,0 –0,9<br />

Ausgaben des Bundes<br />

Einführung des Betreuungsgeldes –0,7 0,0 –0,7<br />

Infrastrukturprogramme b –0,2 –1,0 –1,2<br />

Förderung des sozialen Wohnungsbaus (der Länder) –0,3 –0,2 –0,5<br />

Fluthilfen des Bundes –1,4 0,7 –0,7<br />

Zusätzliche Ausgaben <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeitsvermittlung –0,2 –0,1 –0,3<br />

Entwicklungszusammenarbeit –0,5 0,0 –0,5<br />

Diskretionäre Maßnahmen von Ländern und Gemeinden c –0,8 1,0 0,2<br />

Sozialversicherungen<br />

Eingriff in <strong>die</strong> Rentenformel 0,7 0,5 1,2<br />

Leistungsausweitung der Pflegeversicherung –0,1 –2,2 –2,3<br />

Beitragssatzanhebung in der Pflegeversicherung 3,3 3,3<br />

Mütterrente –3,3 –3,3 –6,6<br />

Renteneintritt mit 63 –1,3 –1,3 –2,5<br />

Erwerbsminderungsrenten –0,4 –0,4 –0,8<br />

S<strong>um</strong>me –10,5 –2,8 –13,2<br />

Automatische Reaktionen<br />

Heimliche Steuererhöhungen 5,9 6,1 12,0<br />

Endogener Rückgang von Steuerquoten –2,8 –4,5 –7,3<br />

S<strong>um</strong>me –7,4 –1,2 –8,5<br />

Wirkungen im Mrd. Euro im Verhältnis z<strong>um</strong> Vorjahr. — a Wirkungen von Steuerrechtsänderungen beziehen sich auf das<br />

Kassenjahr und somit nur approximativ auf <strong>die</strong> Abgrenzung der VGR. Die Abwicklung von Altfällen nach Änderung der<br />

Besteuerung von Dividenden entsprechend eines Urteils des EUGH ist nicht berücksichtigt, da <strong>die</strong>se in den VGR schon 2012<br />

verbucht wurden. — b Zusätzliche Investitionen in Verkehrsinfrastruktur und Städtebau entsprechend des Koalitionsvertrags<br />

und vorheriger Maßnahmen. — c Inkl. Fluthilfen. Bezüglich der Fluthilfen nehmen wir an, dass viele Maßnahmen, <strong>die</strong> vom 8<br />

Mrd. Euro <strong>um</strong>fassenden Fonds des Bundes und der Länder finanziert werden, bereits im Jahr 2013 erfolgt sind.<br />

Quelle: BMF, Interne Unterlagen; BMF, Finanzbericht ; eigene Schätzungen und Berechnungen.<br />

rung wirkt allerdings, dass durch <strong>die</strong> unterbleibende<br />

Beitragssatzsenkung der Rentenwert im<br />

Jahr 2015 schwächer angehoben wird (Riester-<br />

Faktor).<br />

Im Koalitionsvertrag ist zudem vorgesehen,<br />

<strong>die</strong> Investitionen in <strong>die</strong> Verkehrsinfrastruktur<br />

des Bundes leicht zu erhöhen sowie den Städtebau<br />

und den sozialen Wohnungsbau zu fördern.<br />

Im Jahr 2014 dürften noch nicht <strong>die</strong> vollen Vol<strong>um</strong>ina<br />

abgerufen werden, da nur mit einer allmählichen<br />

Umsetzung zu rechnen ist. Zudem<br />

sollen <strong>die</strong> Ausgaben in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeitsvermittlung steigen.<br />

Noch in der alten Legislaturperiode wurden<br />

<strong>die</strong> Anhebung des Grundfreibetrags bei der Einkommensbesteuerung<br />

und <strong>die</strong> Einführung des<br />

Betreuungsgelds beschlossen, <strong>die</strong> das Budget<br />

zusätzlich belasten werden. Mehrausgaben werden<br />

im Jahr 2014 wohl ferner im Rahmen der<br />

Fluthilfe von Bund und Ländern entstehen, erst<br />

dann dürfte der Löwenanteil der Mittel zur<br />

Wiederherstellung der zerstörten öffentlichen<br />

Infrastruktur abfließen.<br />

Positive Effekte auf das Budget kommen hingegen<br />

von einigen steuerlichen Maßnahmen wie<br />

dem erneuten Anstieg der Tabaksteuersätze und<br />

dem Amtshilferichtlinie-Umsetzungsgesetz. Ferner<br />

werden <strong>die</strong> Rentenkassen erneut, wenn auch<br />

nur noch in geringem Umfang, vom Ausgleich<br />

des Eingriffs in <strong>die</strong> Rentenformel im Jahr 2010<br />

39


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

entlastet. Insgesamt dürften <strong>die</strong> Budgetwirkungen<br />

der finanzpolitischen Maßnahmen den Budgetsaldo<br />

im Jahr 2014 <strong>um</strong> 10,2 Mrd. Euro verschlechtern.<br />

Automatische Reaktionen wirken<br />

dem entgegen, so dass insgesamt mit einer<br />

negativen Budgetwirkung von 7,1 Mrd. Euro<br />

gerechnet wird. Die Finanzpolitik im Jahr 2014<br />

ist somit leicht expansiv ausgerichtet.<br />

Der Anstieg der Rentenversicherungsleistungen<br />

zur Mitte des Jahres 2014 führt auch im<br />

Jahr 2015 zu entsprechende Mehrausgaben, da<br />

dann z<strong>um</strong> ersten Mal in der ersten Jahreshälfte<br />

entsprechende Leistungen gewährt werden.<br />

Ferner sollen <strong>die</strong> Leistungen der Pflegeversicherung<br />

<strong>um</strong> rund 2 Mrd. Euro pro Jahr ausgeweitet<br />

werden. Zeitgleich wird der Beitragssatz <strong>um</strong> 0,3<br />

Prozentpunkte angehoben. Die resultierenden<br />

Einnahmen sollen <strong>die</strong> gestiegenen Leistungen<br />

finanzieren und z<strong>um</strong> Aufbau eines Kapitalstocks<br />

genutzt werden. Erneut dürften <strong>die</strong> Budgetwirkungen<br />

der finanzpolitischen Effekte im Vergleich<br />

z<strong>um</strong> Vorjahr trotz der steigenden Beitragssätze<br />

in der Pflegeversicherung und des<br />

Auslaufens der Fluthilfen negativ sein (–2,5<br />

Mrd. Euro). Durch automatische Reaktionen<br />

wird <strong>die</strong>ser Effekt aber gedämpft (–0,9 Mrd.<br />

Euro), so dass <strong>die</strong> Finanzpolitik im Jahr 2015<br />

nahezu neutral wirken dürfte.<br />

Außenhandel belebt sich<br />

Der Außenhandel ten<strong>die</strong>rte im laufenden Jahr<br />

äußerst schwach. Nach kräftigen Rückgängen<br />

im vergangenen Winterhalbjahr expan<strong>die</strong>rten<br />

<strong>die</strong> Ein- und Ausfuhren lediglich im zweiten<br />

Quartal kräftig. Im dritten Quartal verlangsamte<br />

sich der Außenhandel wieder merklich: Die Exporte<br />

stagnierten nahezu (Abbildung 10), während<br />

<strong>die</strong> Importe mit einer laufenden Jahresrate<br />

von 3,3 Prozent expan<strong>die</strong>rten (Abbildung 11).<br />

Die Frühindikatoren deuten zwar auf eine<br />

merkliche Belebung des Außenhandels hin, <strong>für</strong><br />

das laufende Jahr insgesamt ergeben sich im<br />

Jahresdurchschnitt im Vergleich zu den Vorjahren<br />

jedoch nur geringe Zuwachsraten <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Exporte (o,6 Prozent) und <strong>die</strong> Importe (1,4 Prozent).<br />

Deutschland hat jedoch wohl ka<strong>um</strong><br />

Weltmarktanteile verloren, da auch der Welthandel<br />

insgesamt im laufenden Jahr wenig Dynamik<br />

entfaltete.<br />

Abbildung 10:<br />

Exporte 2011–2015<br />

165<br />

160<br />

155<br />

150<br />

145<br />

140<br />

135<br />

130<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

Quartalsdaten, preis-, kalender- und saisonbereinigt; Veränderung<br />

gegenüber dem Vorquartal, Jahresrate.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.3;<br />

grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Abbildung 11:<br />

Importe 2011–2015<br />

165<br />

160<br />

155<br />

150<br />

145<br />

140<br />

135<br />

130<br />

Kettenindex (2005=100)<br />

Niveau<br />

Kettenindex (2005=100)<br />

Veränderung<br />

Veränderung<br />

Niveau<br />

Prozent<br />

Prozent<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

Quartalsdaten, preis-, kalender- und saisonbereinigt; Veränderung<br />

gegenüber dem Vorquartal, Jahresrate.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.3;<br />

grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Die Schwäche bei den Ausfuhren im dritten<br />

Quartal ist auf <strong>die</strong> Verlangsamung der Lieferungen<br />

in <strong>die</strong> Länder außerhalb der Europäischen<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

40


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Union zurückführen. Die nominalen Warenausfuhren<br />

in den asiatischen Ra<strong>um</strong> waren sogar<br />

rückläufig. Die Exporte in <strong>die</strong> Europäische<br />

Union – und darunter in den Eurora<strong>um</strong> – expan<strong>die</strong>rten<br />

dagegen kräftig. Entgegen des längerfristigen<br />

Trends, wonach <strong>die</strong> Bedeutung des<br />

Eurora<strong>um</strong>s als Absatzregion <strong>für</strong> <strong>die</strong> deutschen<br />

Ausfuhren seit Jahren spürbar rückläufig war,<br />

dürfte der Anteil der deutschen Ausfuhren in<br />

den übrigen Eurora<strong>um</strong> im laufenden Jahr ka<strong>um</strong><br />

noch zurückgegangen sein (Abbildung 12). Auch<br />

sonst gab es im laufenden Jahr nur geringe Veränderungen<br />

in der regionalen Zusammensetzung<br />

der Ausfuhren. Der Anteil der Exporte in<br />

<strong>die</strong> Länder der Europäischen Union außerhalb<br />

des Eurora<strong>um</strong>s ist leicht gestiegen, der Anteil<br />

der Exporte in den asiatischen Ra<strong>um</strong> ist unverändert<br />

geblieben, nachdem er in den Jahren zuvor<br />

noch kräftig zugenommen hatte.<br />

Abbildung 12:<br />

Exporte nach Regionen 1993–2013<br />

50<br />

Prozent<br />

Eurora<strong>um</strong><br />

übriges Europa<br />

USA<br />

Asien<br />

übrige Welt<br />

Die Importe aus dem Eurora<strong>um</strong> sind im<br />

dritten Quartal spürbar zurückgegangen, während<br />

<strong>die</strong> Lieferungen aus dem asiatischen Ra<strong>um</strong><br />

kräftig anzogen. Gleichwohl dürfte sich im laufenden<br />

Jahr insgesamt <strong>die</strong> Tendenz fortsetzen,<br />

wonach <strong>die</strong> Unternehmen aus dem Eurora<strong>um</strong><br />

seit Anfang 2012 zunehmend Marktanteile in<br />

Deutschland gewinnen (Abbildung 13). Die Unternehmen<br />

profitieren dabei wohl nicht nur von<br />

der vergleichsweise stabilen Binnenkonjunktur<br />

in Deutschland, sondern können sich offenbar<br />

auch vermehrt durch <strong>die</strong> Lieferungen von Vorleistungsgütern<br />

<strong>die</strong> relativ gute Marktposition<br />

der deutschen Exporteure in vielen Ländern zu<br />

Nutze machen (Jannsen und Kooths 2012). Die<br />

Lieferanten aus dem asiatischen Ra<strong>um</strong> verlieren<br />

dagegen bereits seit einiger Zeit Marktanteile in<br />

Deutschland. Diese Entwicklung ist <strong>um</strong>so bemerkenswerter,<br />

da <strong>die</strong> Aufwertung des Euro –<br />

der effektive Wechselkurs des Euro gegenüber<br />

40 Handelspartnerländern ist seit Mitte des<br />

Jahres 2012 in der Tendenz aufwärtsgerichtet –<br />

<strong>die</strong> Lieferanten außerhalb des Eurora<strong>um</strong>s bereits<br />

seit einiger Zeit begünstigt.<br />

Abbildung 13:<br />

Importe nach Regionen 1993–2013<br />

Prozent<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Eurora<strong>um</strong><br />

übriges Europa<br />

USA<br />

Asien<br />

übrige Welt<br />

40<br />

20<br />

30<br />

20<br />

10<br />

10<br />

0<br />

1993 1997 2001 2005 2009 2013<br />

Jahresdaten; Anteile an den deutschen Warenausf uhren; Jahr 2013:<br />

Basierend auf den ersten drei Quartalen.<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank; eigene Berechnungen.<br />

0<br />

1993 1997 2001 2005 2009 2013<br />

Jahresdaten; Anteile an den deutschen Wareneinf uhren; Jahr 2013:<br />

Basierend auf den ersten drei Quartalen.<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank; eigene Berechnungen.<br />

Alles in allem hat sich der Handelsbilanzüberschuss<br />

gegenüber dem Eurora<strong>um</strong> im laufenden<br />

Jahr weiter verringert (Abbildung 14),<br />

seit 2007 hat er sich nahezu halbiert. Da sich<br />

der Überschuss mit anderen Regionen, insbesondere<br />

dem asiatischen Ra<strong>um</strong>, gleichzeitig jedoch<br />

erhöht hat, befindet sich der Handelsbilanzüberschuss<br />

insgesamt nach wie vor nahe<br />

seinen historischen Höchstständen.<br />

Für den Prognosezeitra<strong>um</strong> deuten <strong>die</strong> Stimmungsindikatoren<br />

auf eine deutliche Belebung<br />

41


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Abbildung 14:<br />

Handelsbilanzsaldo nach Regionen 1991–2012<br />

Abbildung 15:<br />

Exportindikatoren 1992–2013<br />

10<br />

Prozent<br />

20<br />

Prozent<br />

Index<br />

1,5<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Handelsbilanz<br />

übrige Welt<br />

Handelsbilanz<br />

Eurora<strong>um</strong><br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

Exporte<br />

Unternehmenszuversicht<br />

(rechte Skala)<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

-2,0<br />

-2,5<br />

-3,0<br />

-2<br />

1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012<br />

-20<br />

1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013<br />

-3,5<br />

Quartalsdaten; in in Relation z<strong>um</strong> z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt; Differenz Differenz<br />

zwischen nominalen Warenaus- und Wareneinfuhren.<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank, Zahlunsbilanzstatistik; eige-<br />

eigene Berechnungen.<br />

der Ausfuhren hin. So hat sich <strong>die</strong> Unternehmenszuversicht<br />

im Ausland jüngst weiter gebessert<br />

(Abbildung 15). Auch <strong>die</strong> Exporterwartungen<br />

der deutschen Unternehmen haben sich<br />

zuletzt weiter aufgehellt und befanden sich im<br />

November auf dem höchsten Stand seit Mitte<br />

2011. Schließlich sind auch <strong>die</strong> Auftragseingänge<br />

aus dem Ausland bereits seit einiger Zeit<br />

in der Tendenz aufwärtsgerichtet. Lediglich <strong>die</strong><br />

Kapazitätsauslastung im Ausland ten<strong>die</strong>rt nach<br />

wie vor schwach, wodurch <strong>die</strong> Investitionsgüterexporte<br />

noch <strong>für</strong> einige Zeit gedämpft werden<br />

dürften. 3 Alles in allem werden <strong>die</strong> Exporte<br />

im vierten Quartal wohl <strong>um</strong> 7,5 Prozent zulegen.<br />

Darauf deuten auch <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Oktober<br />

vorliegenden nominalen Warenausfuhren hin.<br />

Zu Beginn des kommenden Jahres werden<br />

<strong>die</strong> Ausfuhren wohl zunächst in leicht verringertem<br />

Tempo expan<strong>die</strong>ren. Danach dürften sie<br />

jedoch mit der Besserung der Konjunktur in den<br />

Abnehmerländern jedoch allmählich weiter an<br />

Fahrt aufnehmen. Die deutschen Exporteure<br />

dürften unserer Prognose zufolge vor allem von<br />

der Erholung im Eurora<strong>um</strong> profitieren, wäh-<br />

____________________<br />

3 Z<strong>um</strong> Einfluss der Kapazitätsauslastung im Ausland<br />

auf <strong>die</strong> deutschen Investitionsgüterexporte vgl. Jannsen<br />

und Richter (2012).<br />

10<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

Prozent<br />

Industrieproduktion im Ausland<br />

Exporterwartungen<br />

(rechte Skala)<br />

Prozent<br />

Eingang<br />

Auslandsaufträge<br />

Bestand (rechte Skala)<br />

Index<br />

-20<br />

1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013<br />

Prozent<br />

-40<br />

-60<br />

1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013<br />

Quartalsdaten; Exporte, Industrieproduktion: preisbereinigt, Veränderung<br />

gegenüber dem Vorjahr; Auftragseingang: preisbereinigt,<br />

Veränderung gegenüber dem Vorquartal, Jahresrate; Auftragsbestand:<br />

Nettoanteil der Unternehmen, <strong>die</strong> über außerordentlich<br />

hohe Auftragsbestände berichten; Unternehmenszuversicht, Industrieproduktion:<br />

in 41 Ländern, gewichtet mit Anteilen am deutschen<br />

Export; Unternehmenszuversicht, Exporterwartungen, Auftragsbestand<br />

(Auftragseingang): Wert <strong>für</strong> aktuelles Quartal entspricht dem<br />

Durchschnitt der ersten beiden Monatswerte (entspricht dem ersten<br />

Monatswert) des jeweiligen Quartals.<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank, Saisonbereinigte Wirtschaftszahlen;<br />

Thomson Financial Datastream; ifo, Konjunkturperspektiven;<br />

eigene Berechnungen.<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

42


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

rend sich <strong>die</strong> Absatzaussichten in der übrigen<br />

Welt im Prognosezeitra<strong>um</strong> wohl nur leicht<br />

bessern werden (Abbildung 16). 4 Im laufenden<br />

Abbildung 16:<br />

Deutsche Exportmärkte 2012–2015<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

Prozent,<br />

Prozentpunkte<br />

Rest der Welt<br />

Schwellenländer<br />

Andere Industrieländer<br />

EU ohne Eurora<strong>um</strong><br />

Eurora<strong>um</strong><br />

Insgesamt<br />

mit dem Eurora<strong>um</strong> im Prognosezeitra<strong>um</strong> in der<br />

Tendenz weiter verringert und mit den Ländern<br />

außerhalb des Euroraura<strong>um</strong>s in der Tendenz<br />

weiter erhöht.<br />

Abbildung 17:<br />

Preisliche Wettbewerbsfähigkeit auf Basis der Verbraucherpreisindizes<br />

gegenüber 56 Handelspartnerländern 2012–<br />

2015<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Prozent<br />

-1<br />

0,0<br />

Rest der Welt<br />

Schwellenländer<br />

-2<br />

Andere Industrieländer<br />

-0,5<br />

2012 2013 2014 2015<br />

EU ohne Eurora<strong>um</strong><br />

-3<br />

Eurora<strong>um</strong><br />

Jahresdaten, preisbereinigt. preisbereinigt. Bruttoinlandsprodukt Bruttoinlandsprodukt in 59 in Ländern, 59 Ländern,<br />

gewichtet mit mit Anteilen Anteilen am am deutschen deutschen Export, Export, Veränderung Veränderung gege gegenüber<br />

Vorjahr.<br />

Insgesamt<br />

-4<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt; nationale nationale Quellen; Quellen; 2013-2015: 2013–<br />

2012 2013 2014 2015<br />

Prognose 2015: Prognose des IfW. des IfW. Jahresdaten, auf auf Basis Basis der der Verbraucherpreise Verbraucherpreise gegenüber gegenüber 56 Länder 56<br />

Ländern; Gewichte Gewichte gemäß dem gemäß Indikatot dem <strong>für</strong> Indikator <strong>die</strong> preisliche <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wettbewerbsfähig-<br />

preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />

auf Basis der auf Verbraucherpreise Basis der Verbraucherpreise egenüber 56 Handelspartnerlän<br />

gegenüber 56<br />

Handelspartnerländern dern der Deutschen Bundesbank; der Deutschen Veränderung Bundesbank; gegenüber Veränderung Vorjahr;<br />

gegenüber Anstieg bedeutet Vorjahr; Verschlechterung Anstieg bedeutet der Verschlechterung preislichen Wettbewerbsfähig der preislichen<br />

keit. Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Jahr (2,3 Prozent) und im kommenden Jahr (1,3<br />

Prozent) dürfte sich <strong>die</strong> preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />

deutlich verschlechtern, was vor<br />

allem auf <strong>die</strong> seit Jahresbeginn zu beobachtende<br />

Aufwertung des Euro zurückzuführen ist. 5 Für<br />

das Jahr 2015 zeichnet sich insgesamt eine<br />

weitere, wenn auch nur leichte, Verschlechterung<br />

ab (Abbildung 17). Gemessen an der Preisentwicklung<br />

dürfte sich <strong>die</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

gegenüber den Ländern des Eurora<strong>um</strong>s<br />

zwar etwas verschlechtern, gegenüber den<br />

Schwellenländern aber etwas verbessern. Alles<br />

in allem dürften <strong>die</strong>se Entwicklungen dazu beitragen,<br />

dass sich der Handelsbilanzüberschuss<br />

____________________<br />

4 Für eine ausführliche Analyse der Konjunktur in<br />

den Absatzmärkten siehe Boysen-Hogrefe et al.<br />

(2013e).<br />

5 Für den Prognosezeitra<strong>um</strong> treffen wir <strong>die</strong> Annahme,<br />

dass <strong>die</strong> Wechselkurse unverändert bleiben. Da der<br />

Wechselkurs des Euro zuletzt höher war als<br />

durchschnittlich im bisherigen Verlauf des Jahres,<br />

ergibt sich <strong>für</strong> das Jahr 2014 im Jahresdurchschnitt<br />

eine Aufwertung des Euro.<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank; nationale Quellen; eigene<br />

Berechnungen; 2013–2015: 2013-2015: Prognose des IfW.<br />

Für das Jahr 2014 insgesamt rechnen wir mit<br />

einem Anstieg der Ausfuhren von 6,0 Prozent,<br />

im Jahr 2015 werden sie voraussichtlich <strong>um</strong> 7,6<br />

Prozent zulegen. Im laufenden Jahr wird der<br />

Anstieg mit 0,5 Prozent dagegen sehr verhalten<br />

ausfallen.<br />

Auch <strong>die</strong> Importe dürften sich im Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

wieder beleben. Dazu beitragen werden<br />

wohl sowohl der aufgrund der anziehenden<br />

Exporte höhere Bedarf an importierten Vorleistungsgütern<br />

als auch <strong>die</strong> merklich anziehende<br />

Binnenkonjunktur in Deutschland. Für<br />

das vierte Quartal deuten <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Oktober<br />

vorliegenden nominalen Wareneinfuhren auf<br />

einen Anstieg der Importe von 7,7 Prozent hin.<br />

Gleichwohl werden <strong>die</strong> Einfuhren im laufenden<br />

Jahr insgesamt wohl lediglich <strong>um</strong> 1,2 Prozent<br />

43


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

zulegen. Im kommenden Jahr dürfte sich der<br />

Anstieg auf 6,7 Prozent und im Jahr 2015 auf<br />

8,7 Prozent spürbar beschleunigen.<br />

Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund wird der Außenhandel<br />

im laufenden Jahr voraussichtlich einen negativen<br />

Beitrag von 0,3 Prozent z<strong>um</strong> Zuwachs<br />

des Bruttoinlandsprodukts liefern. Im kommenden<br />

Jahr und im Jahr 2015 wird der Expansionsbeitrag<br />

wohl ebenfalls vernachlässigbar<br />

sein.<br />

Gleichwohl steigt der nominale Außenhandelsüberschuss<br />

unserer Prognose zufolge im<br />

Zeitra<strong>um</strong> von 2013 bis 2015 in jedem Jahr <strong>um</strong><br />

gut 8 Mrd. Euro infolge der deutlichen Verbesserung<br />

der Terms of Trade. In Relation z<strong>um</strong><br />

Bruttoinlandsprodukt ergibt sich im Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

ein leichter Anstieg auf 6,1 Prozent<br />

(nach 5,9 Prozent im Jahr 2012).<br />

In Relation z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt dürfte<br />

<strong>die</strong> Leistungsbilanz im den Jahren des Prognosezeitra<strong>um</strong>s<br />

jeweils mit einem Überschuss von<br />

rund 7 Prozent abschließen. Damit wird der<br />

Leistungsbilanzüberschuss im Durchschnitt der<br />

jeweils zurückliegenden drei Jahre im gesamten<br />

Prognosezeitra<strong>um</strong> über der Marke von 6 Prozent<br />

liegen, <strong>die</strong> im Verfahren bei makroökonomischen<br />

Ungleichgewichten von der Europäischen<br />

Kommission festgelegt ist. Bereits im Jahr<br />

2012, das <strong>für</strong> das Verfahren bei makroökonomischen<br />

Ungleichgewichten <strong>für</strong> das Jahr 2014 relevant<br />

ist, hat Deutschland den Grenzwert von 6<br />

Prozent überschritten. Im Rahmen des Verfahrens<br />

<strong>für</strong> das Jahr 2014 wird erstmals eine vertiefende<br />

Länderanalyse <strong>für</strong> Deutschland vorgenommen.<br />

6 Eine besonderes Augenmerk wird<br />

<strong>die</strong> Europäische Kommission bei der vertiefenden<br />

Länderanalyse voraussichtlich darauf legen,<br />

ob Deutschland durch <strong>die</strong> Förderung des Wettbewerbs<br />

im Dienstleistungssektor, im Baugewerbe<br />

und im Energiesektor, sein Potentialwachst<strong>um</strong><br />

erhöhen kann, so dass in der Folge<br />

möglicherweise <strong>die</strong> Importe steigen und der<br />

____________________<br />

6 Das Scoreboard besteht im Kern aus 11 Indikatoren,<br />

neben dem Grenzwert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Leistungsbilanz hat<br />

Deutschland im Jahr 2012 drei weitere Grenzwerte<br />

über- bzw. Unterschritten: realen effektiven Wechselkurs<br />

(Abwertung), Weltmarktanteile, öffentliche<br />

Verschuldung. Bereits in der Vergangenheit hat<br />

Deutschland Grenzwerte gerissen, ohne dass jedoch<br />

eine tiefergehende Analyse erfolgt war.<br />

Leistungsbilanzüberschuss zurückgeht. Wir gehen<br />

derzeit nicht davon, dass von der Europäischen<br />

Kommission <strong>für</strong> Deutschland <strong>die</strong> Existenz<br />

eines Ungleichgewichts festgestellt werden wird.<br />

Die Importpreise sind im dritten Quartal erneut<br />

kräftig zurückgegangen. Sie sanken mit einer<br />

laufenden Jahresrate von 3 Prozent und<br />

damit in ähnlichem Tempo wie in den beiden<br />

Vorquartalen. Maßgeblich war, dass der Außenwert<br />

des Euro weiter anzog (seit Jahresbeginn<br />

hat er gegenüber 40 Handelspartnerländern<br />

<strong>um</strong> rund 5 Prozent zugelegt). Dadurch haben<br />

sich <strong>die</strong> Einfuhren insgesamt von <strong>die</strong>ser<br />

Seite her verbilligt und der recht deutliche<br />

Preisanstieg <strong>für</strong> Energieträger und sonstige<br />

Rohstoffe im dritten Quartal fiel in heimischer<br />

Währung nicht ins Gewicht. Zudem mussten<br />

sich <strong>die</strong> Lieferanten aufgrund der schwachen<br />

Grundtendenz im Welthandel mit Preissteigerungen<br />

zurückhalten, sofern sie keine größeren<br />

Rückgänge ihrer Marktanteile in Kauf nehmen<br />

wollten.<br />

Für das vierte Quartal deuten <strong>die</strong> vorliegenden<br />

monatlichen Daten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wareneinfuhrpreise<br />

darauf hin, dass <strong>die</strong> Importpreise erneut<br />

<strong>um</strong> knapp 1 Prozent zurückgehen werden. Danach<br />

dürften sich <strong>die</strong> Importpreise mit der Belebung<br />

der Importe nach Deutschland und des<br />

Welthandels allmählich wieder fangen. Gleichwohl<br />

werden <strong>die</strong> Zuwachsraten vorerst wohl<br />

noch verhalten bleiben, da der Welthandel voraussichtlich<br />

erst allmählich wieder Fahrt aufnehmen<br />

wird und <strong>die</strong> weiter voranschreitenden<br />

Anpassungsprozesse im Eurora<strong>um</strong> dazu beitragen<br />

werden, dass sich <strong>die</strong> Lieferanten aus dem<br />

Eurora<strong>um</strong> weiter mit Preissteigerungen zurückhalten<br />

können, <strong>um</strong> ihre Marktanteile weiter<br />

auszubauen. Für das laufende Jahr rechnen wir<br />

unverändert mit einem Rückgang der Importpreise<br />

von knapp 2 Prozent. Im kommenden<br />

Jahr werden <strong>die</strong> Preise <strong>für</strong> Einfuhren im Jahresdurchschnitt<br />

wohl <strong>um</strong> 0,5 zurückgehen und<br />

im Jahr 2015 <strong>um</strong> 0,6 Prozent zulegen.<br />

Die Exportpreise sind im dritten Quartal <strong>um</strong><br />

2 Prozent gesunken. Sie sind bereits seit einem<br />

Jahr rückläufig, allerdings in deutlich geringerem<br />

Ausmaß als <strong>die</strong> Importpreise. Maßgeblich<br />

<strong>für</strong> den jüngsten Rückgang dürfte gewesen sein,<br />

dass <strong>die</strong> deutschen Exporteure <strong>die</strong> verringerten<br />

44


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Preise <strong>für</strong> importierte Vorleistungsgüter vor<br />

dem Hintergrund des schwachen Welthandels<br />

an ihre Kunden weitergereicht haben, <strong>um</strong> ihre<br />

Marktanteile zu sichern. Im Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

dürften <strong>die</strong> Exporteure ihre Preise merklich erhöhen.<br />

Z<strong>um</strong> einen dürften sich mit der Belebung<br />

des Welthandels <strong>die</strong> Preissetzungsspielrä<strong>um</strong>e<br />

wieder etwas erhöhen. Z<strong>um</strong> anderen<br />

werden <strong>die</strong> Produktionskosten mit den anziehenden<br />

Lohnstückkosten im Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

wohl merklich zunehmen. Für das vierte Quartal<br />

deuten <strong>die</strong> vorliegenden Daten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Warenausfuhrpreise<br />

darauf hin, dass <strong>die</strong> Exportpreise<br />

leicht zurückgehen werden. Alles in allem dürften<br />

<strong>die</strong> Exportpreise nach einem Rückgang <strong>um</strong><br />

0,5 Prozent im laufenden Jahr im kommenden<br />

Jahr stagnieren und im Jahr 2015 <strong>um</strong> 1,2<br />

Prozent zulegen.<br />

Im Ergebnis dürften sich <strong>die</strong> Terms of Trade<br />

im laufenden Jahr <strong>um</strong> 1,4 Prozent verbessern.<br />

Auch im nächsten und übernächsten Jahr werden<br />

sich <strong>die</strong> Terms of Trade voraussichtlich<br />

merklich <strong>um</strong> jeweils 0,6 Prozent verbessern.<br />

Inländische Verwendung im Zeichen<br />

des Investitionsaufschwungs<br />

Die letzte inländische Verwendung zog im bisherigen<br />

Jahresverlauf kontinuierlich und spürbar<br />

an (Abbildung 18). Nach der Stagnation am<br />

Ende des Vorjahres wurden zuletzt Expansionsraten<br />

von 2,8 Prozent (Jahresrate im dritten<br />

Quartal) verzeichnet. Rechnet man bei <strong>die</strong>sem<br />

Wert <strong>die</strong> Vorratsveränderungen heraus, so verbleibt<br />

immer noch ein kräftiger Zuwachs von 1,8<br />

Prozent. Besondere Impulse kamen seit dem<br />

Frühjahr vom Wohnungsbau, dessen Anstieg im<br />

zweiten und dritten Quartal – bei einem Anteil<br />

von weniger als 7 Prozent an der heimischen<br />

Absorption – knapp ein Drittel der gesamten<br />

Expansion der letzten inländischen Verwendung<br />

ausmachte. Hierbei dürften allerdings auch<br />

Nachholeffekte eine Rolle gespielt haben, mit<br />

denen <strong>die</strong> außergewöhnlich starken witterungsbedingten<br />

Produktionsausfälle im vorausgegangenen<br />

Winterhalbjahr ausgeglichen wurden.<br />

Abbildung 18:<br />

Letzte inländische Verwendung 2011–2015<br />

115<br />

114<br />

113<br />

112<br />

111<br />

110<br />

109<br />

108<br />

107<br />

Kettenindex (2005=100)<br />

Veränderung<br />

Niveau<br />

Prozent<br />

7<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

Quartalsdaten, preis-, kalender- und saisonbereinigt; Veränderung<br />

gegenüber dem Vorquartal, Jahresrate.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie18,Reihe1.3;<br />

grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Die heimische Absorption dürfte im gesamten<br />

Prognosezeitra<strong>um</strong> mit steigenden Raten zulegen,<br />

auch wenn <strong>die</strong> zuletzt beobachteten hohen<br />

Expansionsraten wohl erst im Jahr 2015<br />

wieder erreicht werden. Während der private<br />

Verbrauch im Großen und Ganzen der Einkommensentwicklung<br />

folgen dürfte, werden <strong>die</strong><br />

Unternehmensinvestitionen mehr und mehr<br />

z<strong>um</strong> Impulsgeber der binnenwirtschaftlichen<br />

Expansion (Tabelle 3), wobei insbesondere der<br />

Anschaffungszyklus bei den Ausrüstungsgütern<br />

prägend sein dürfte (Abbildung 19). In den Jahren<br />

2014 und 2015 trägt <strong>die</strong> investive Verwendung<br />

als Treiber der binnenwirtschaftlichen<br />

Entwicklung in etwa im selben Umfang zur Expansion<br />

bei wie der erwartete Anstieg der mehr<br />

als dreimal so hohen privaten Kons<strong>um</strong>ausgaben.<br />

Alles in allem dürfte <strong>die</strong> letzte inländische<br />

Verwendung in <strong>die</strong>sem Jahr <strong>um</strong> 0,8 Prozent zunehmen.<br />

Für den weiteren Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

erwarten wir eine merkliche Beschleunigung der<br />

Zuwachsraten auf 1,8 Prozent (2014) und 2,7<br />

Prozent (2015).<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

45


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Tabelle 3:<br />

Anlageinvestitionen 2012–2015<br />

Abbildung 20:<br />

Ausrüstungsinvestitionen 2011–2015<br />

2012 2013 2014 2015<br />

Anlageinvestitionen –2,1 –0,7 4,3 6,5<br />

Unternehmensinvestitionen –2,7 –1,8 4,3 8,3<br />

Ausrüstungen –4,0 –1,9 5,5 10,8<br />

Wirtschaftsbau –1,9 –3,2 1,5 3,9<br />

Sonstige Anlagen 3,4 2,8 4,6 5,9<br />

Wohnungsbau 1,1 1,3 4,3 4,7<br />

Öffentlicher Bau –10,8 –1,1 5,0 –0,2<br />

Nachrichtlich:<br />

Bauinvestitionen –1,4 –0,3 3,6 3,9<br />

130<br />

126<br />

122<br />

118<br />

Kettenindex (2005=100)<br />

Veränderung<br />

Prozent<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

Preisbereinigt. Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.2;<br />

grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

114<br />

110<br />

106<br />

Niveau<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

Abbildung 19:<br />

Investitionszyklen 1991–2015<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

Prozent<br />

Produktionslücke<br />

(rechte Skala)<br />

Ausrüstungen<br />

Anlagen<br />

Prozent<br />

-25<br />

-5<br />

1991 1995 1999 2003 2007 2011 2015<br />

Jahresdaten; Anlagen, Ausrüstungen: preisbereinigt, Veränderung<br />

gegenüber Vorjahr; Produktionslücke: in Prozent des Produktionspotenzials.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.2;<br />

gemeinsame Berechnungen von IfW und ZEW; grau<br />

hinterlegt: Prognose.<br />

Die Ausrüstungsinvestitionen sind seit dem<br />

Frühjahr nach längerer Durststrecke wieder<br />

aufwärts gerichtet, auch wenn <strong>die</strong> Expansion<br />

mit zuletzt 2,1 Prozent vergleichsweise zaghaft<br />

war (Abbildung 20). Am aktuellen Rand lag das<br />

Niveau der Ausrüstungsinvestitionen immer<br />

noch <strong>um</strong> 16 Prozent unter dem Vorkrisenhöchststand.<br />

Ein spürbarer Kapazitätsaufbau ist<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

Quartalsdaten, preis-, kalender- und saisonbereinigt; Veränderung<br />

gegenüber dem Vorquartal, Jahresrate.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.3;<br />

grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

mit der derzeitigen Investitionstätigkeit noch<br />

nicht verbunden, da <strong>die</strong> quartalsweisen Neuanschaffungen<br />

<strong>die</strong> Abschreibungen nur <strong>um</strong> weniger<br />

als eine Milliarde Euro übertreffen. Die<br />

trotz der <strong>für</strong> Investoren ausgesprochen günstigen<br />

Finanzierungsbedingungen behäbige Gangart<br />

dürfte nicht zuletzt der Entwicklung der Kapazitätsauslastung<br />

im Verarbeitenden Gewerbe<br />

geschuldet sein. Diese ist zwar in der Tendenz<br />

seit einem Jahr wieder aufwärts gerichtet, trat<br />

zuletzt aber auf der Stelle (Abbildung 21). Die<br />

Expansionssignale verdichten sich indes zusehends.<br />

So haben sich <strong>die</strong> ifo-Geschäftserwartungen<br />

deutlich aufgehellt. Und auch der von<br />

der Deutschen Bundesbank berechnete Order-<br />

Capacity-Index wies im dritten Quartal nach 18-<br />

monatiger Flaute erstmals wieder darauf hin,<br />

dass <strong>die</strong> bestehenden Kapazitäten mit den neu<br />

hereingenommenen Aufträgen ausgelastet werden<br />

können. Zur Vorsicht mahnen allerdings <strong>die</strong><br />

bis zuletzt noch recht unsteten inländischen<br />

Auftragseingänge bei den Investitionsgüterproduzenten,<br />

<strong>die</strong> zur Jahreswende 2013/2014 noch<br />

nicht auf eine kräftige Belebung der Investitionstätigkeit<br />

hinweisen. Im weiteren Verlauf des<br />

Prognosezeitra<strong>um</strong>s dürfte <strong>die</strong> Auslastung der<br />

Produktionskapazitäten jedoch deutlich zulegen<br />

46


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

und damit das Kapazitätserweiterungsmotiv<br />

immer stärker werden.<br />

Abbildung 22:<br />

Bauinvestitionen 2011–2015<br />

Abbildung 21:<br />

Kapazitätsauslastung 2008–2013<br />

98<br />

93<br />

88<br />

83<br />

78<br />

73<br />

68<br />

Prozent<br />

Order-Capacity-Index<br />

(rechte Skala)<br />

Prozent<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

-25<br />

122<br />

120<br />

118<br />

116<br />

114<br />

112<br />

110<br />

108<br />

106<br />

Kettenindex (2005=100)<br />

Quelle: EU-Kommission, Konjunktur<strong>um</strong>frage bei Unternehmen<br />

und Verbrauchern; Deutsche Bundesbank, Monatsbericht.<br />

Kapazitätsauslastung<br />

Veränderung<br />

Niveau<br />

Prozent<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

Quartalsdaten, preis-, kalender- und saisonbereinigt; Veränderung<br />

gegenüber dem Vorquartal, Jahresrate.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.3;<br />

grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

Quartalsdaten, saisonbereinigt; Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden<br />

Gewerbe (Achse schneidet bei Normalauslastung).<br />

Aufgrund des schwachen Jahresauftakts und<br />

einem statistischen Unterhang von 1,5 Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr dürfte das Niveau der<br />

Ausrüstungsinvestitionen trotz der unterjährigen<br />

Aufwärtsentwicklung in <strong>die</strong>sem Jahr <strong>um</strong> 1,9<br />

Prozent schr<strong>um</strong>pfen. Im weiteren Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

dürfte der Investitionsaufschwung mit<br />

Raten von 5,5 Prozent im nächsten und 10,8<br />

Prozent im übernächsten Jahr deutlich an Dynamik<br />

gewinnen. Am Ende des Prognosezeitra<strong>um</strong>s<br />

würde dann auch das Vorkrisenniveau<br />

bei den Ausrüstungsinvestitionen wieder erreicht<br />

werden.<br />

Die Bauinvestitionen wurden seit dem Winterhalbjahr<br />

stark ausgeweitet (Abbildung 22).<br />

Zuletzt zogen <strong>die</strong> Investitionen in neue Bauten<br />

<strong>um</strong> 9,8 Prozent an, nach 7,9 Prozent im Frühjahr.<br />

Die größten Impulse kamen dabei vom<br />

Wohnungsbau. Ein Teil <strong>die</strong>ser kräftigen Expansion<br />

dürfte aber Nachholeffekten geschuldet<br />

sein. Die Auslastung der Kapazitäten in der<br />

Bauwirtschaft hatte zuletzt mit fast 74 Prozent<br />

einen historischen Höchststand erreicht und<br />

auch <strong>die</strong> Auftragsbestände haben ihren seit<br />

knapp zwei Jahren bestehenden Aufwärtstrend<br />

fortgesetzt (Abbildung 23). Maßgeblich hier<strong>für</strong><br />

waren vermehrte Bestellungen von Tiefbauleistungen<br />

– vor allem von öffentlichen Bauherren<br />

–, während <strong>die</strong> Auftragspolster im Hochbau<br />

leicht nachgaben. Auch wenn <strong>die</strong> Auftragseingänge<br />

im Bauhauptgewerbe während der Sommermonate<br />

zur Schwäche neigten, so weisen <strong>die</strong><br />

Baugenehmigungen auf eine weiterhin rege<br />

Bautätigkeit vor allem der privaten Bauherren<br />

hin. Getragen vor allem von einer kräftigen Expansion<br />

der Errichtung und Modernisierung<br />

von Wohngebäuden dürften <strong>die</strong> Bauinvestitionen<br />

im Prognosezeitra<strong>um</strong> <strong>um</strong> 3,6 Prozent<br />

(2014) und 3,9 Prozent (2015) ausgeweitet werden<br />

und gegen Ende des übernächsten Jahres<br />

ein Niveau erreichen, das zuletzt <strong>um</strong> <strong>die</strong> Jahrtausendwende<br />

verzeichnet wurde. Im laufenden<br />

Jahr belastet der schwache Beginn den Jahresdurchschnittswert,<br />

der knapp unter dem Vorjahresniveau<br />

liegen dürfte.<br />

Die Wohnungsbauinvestitionen profitieren<br />

weiterhin von extrem günstigen Finanzierungskonditionen.<br />

Variabel verzinsliches Baugeld ist<br />

weiterhin zu historisch niedrigen Sätzen zu haben.<br />

Zwar zogen <strong>die</strong> Zinssätze bei längerer Zins-<br />

47


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Abbildung 23:<br />

Auftragslage und Kapazitätsauslastung im<br />

Bauhauptgewerbe 2008–2013<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

2005=100<br />

Hochbau<br />

Tiefbau<br />

Kapazitätsauslastung<br />

insgesamt<br />

Wohnungsbau<br />

Prozent<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quartalsdaten. Kapazitätsauslastung: saisonbereinigt, rechte Skala<br />

(2013-Q4: Okt./Nov.); Auftragsbestände: preis-, saison- und kalenderbereinigt.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, GENESIS-Datenbank; ifo,<br />

Konjunkturperspektiven.<br />

bindung in den letzten Monaten leicht auf<br />

knapp unter 3 Prozent an (vorläufiger Oktoberwert),<br />

jedoch liegen sie immer noch deutlich<br />

unter den derzeitigen Preissteigerungsraten <strong>für</strong><br />

Wohnimmobilien. Selbstgenutztes Wohneigent<strong>um</strong><br />

verteuerte sich dem Verband Deutscher<br />

Pfandbriefbanken zufolge (vdp-Preisindex) im<br />

dritten Quartal <strong>um</strong> 3,8 Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr. Ausweislich der Angaben der Bulwien-<br />

Gesa AG zogen <strong>die</strong> Preise <strong>für</strong> Eigent<strong>um</strong>swohnungen<br />

in den wichtigsten Großstädten (A-<br />

Städte) im dritten Quartal sogar <strong>um</strong> 9,4 Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr an. Insgesamt ist der<br />

<strong>für</strong> Investoren relevante Realzinssatz weiterhin<br />

negativ. Da Deutschland im gesamten Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

voraussichtlich einem extremen<br />

Niedrigzins<strong>um</strong>feld ausgesetzt bleiben wird,<br />

werden nicht zuletzt Renditeüberlegungen <strong>die</strong><br />

Bautätigkeit weiterhin befeuern. Hierauf weist<br />

auch der kräftige Anstieg der Baugenehmigungen<br />

<strong>für</strong> Wohnbauten hin, <strong>die</strong> zuletzt drei Quartale<br />

in Folge – gemessen an den veranschlagten<br />

Kosten – mit Jahresraten von über 20 Prozent<br />

hochschnellten. Die seit etwa zwei Jahren rückläufigen<br />

Energie- und sonstigen Rohstoffpreise<br />

haben in den vergangenen Quartalen den Preisaufstieg<br />

im Wohnungsneubau gedämpft. Sobald<br />

80<br />

78<br />

76<br />

74<br />

72<br />

70<br />

68<br />

66<br />

64<br />

62<br />

60<br />

von <strong>die</strong>ser Seite keine Entlastung mehr kommt,<br />

ist auch wieder mit einem stärkeren Preisauftrieb<br />

im Wohnungsbau zu rechnen.<br />

Während das laufende Jahr mit einem Zuwachs<br />

von 1,3 Prozent abschließen dürfte, rechnen<br />

wir <strong>für</strong> den weiteren Prognosezeitra<strong>um</strong> mit<br />

Expansionsraten von 4,3 Prozent (2014) und 4,7<br />

Prozent (2015). Hierbei ist zu berücksichtigen,<br />

dass <strong>die</strong> Rate <strong>für</strong> das nächste Jahr einen statistischen<br />

Überhang von 2,5 Prozentpunkten beinhaltet<br />

und im übernächsten Jahr ein positiver<br />

Arbeitstageeffekt von knapp einem Prozentpunkt<br />

zu Buche schlägt.<br />

Die erratische Entwicklung im Wirtschaftsbau<br />

mit einem Einbruch <strong>um</strong> 20,9 Prozent im<br />

Frühjahr des laufenden Jahres belastet den<br />

Durchschnittswert <strong>für</strong> das laufende Jahr, das<br />

voraussichtlich mit einem Minus von 3,2 Prozent<br />

abschließen wird. Die Auftragsbestände im<br />

Wirtschaftsbau sind aber in der Tendenz weiterhin<br />

aufwärts gerichtet – im Durchschnitt der<br />

ersten drei Quartale lagen sie nominal fast 10<br />

Prozent über dem Vorjahreszeitra<strong>um</strong>. Im Zuge<br />

des allgemeinen, im nächsten Jahr deutlicher<br />

zutage tretenden Investitionsaufschwungs dürften<br />

auch <strong>die</strong> Wirtschaftsbauten wieder stärker<br />

ausgeweitet werden. Wir rechnen <strong>für</strong> das kommende<br />

Jahr mit einem Zuwachs <strong>um</strong> 1,5 Prozent,<br />

gefolgt von einer weiteren Expansion <strong>um</strong> 3,9<br />

Prozent im Jahr 2015.<br />

Im ablaufenden Jahr dürften <strong>die</strong> öffentlichen<br />

Bauinvestitionen <strong>um</strong> gut 1 Prozent schr<strong>um</strong>pfen,<br />

wo<strong>für</strong> vor allem der witterungsbedingte kräftige<br />

Einbruch im ersten Quartal maßgeblich ist. Die<br />

laufende Tendenz ist vergleichsweise kräftig.<br />

Insbesondere zusätzliche Investitionen im<br />

Nachgang des Hochwassers im Frühsommer<br />

führen zu einer deutlichen Dynamik, <strong>die</strong> auch<br />

noch im kommenden Jahr anhalten dürfte. Wir<br />

rechnen <strong>für</strong> das Jahr 2014 mit einem kräftigen<br />

Zuwachs von 5 Prozent. Im Jahr 2015 ist zwar<br />

auch noch mit flutbedingten Ba<strong>um</strong>aßnahmen zu<br />

rechnen, doch dürfte es von <strong>die</strong>ser Seite eher einen<br />

Rückpralleffekt geben. Dem wirken aber <strong>die</strong><br />

von der Großen Koalition geplanten Mehrausgaben<br />

im Bereich Infrastruktur und <strong>die</strong> sich<br />

bessernde Kassenlage der Kommunen entgegen,<br />

so dass <strong>die</strong> öffentliche Bautätigkeit in der<br />

S<strong>um</strong>me in etwa stagnieren dürfte.<br />

48


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Die Kons<strong>um</strong>ausgaben der privaten Haushalte<br />

neigten zuletzt mit einem Anstieg <strong>um</strong> 0,4<br />

Prozent im dritten Quartal zur Schwäche (Abbildung<br />

24). Zwar verharrte <strong>die</strong> Sparquote mit<br />

10,0 Prozent im dritten Quartal unverändert auf<br />

dem Niveau der beiden Vorquartale und <strong>die</strong> real<br />

verfügbaren Einkommen zogen saisonbereinigt<br />

<strong>um</strong> 1,7 Prozent an; in arbeitstäglich bereinigter<br />

Rechnung verblieb aber ka<strong>um</strong> mehr als ein<br />

schwaches Plus.<br />

Abbildung 24:<br />

Private Kons<strong>um</strong>ausgaben 2011–2015<br />

112<br />

111<br />

110<br />

109<br />

108<br />

107<br />

106<br />

105<br />

104<br />

Kettenindex (2005=100)<br />

Prozent<br />

7<br />

6<br />

Veränderung<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Niveau<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

Quartalsdaten, preis-, kalender- und saisonbereinigt; Veränderung<br />

gegenüber dem Vorquartal, Jahresrate.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.3;<br />

grau unterlegt: Prognose des IfW.<br />

Die sich <strong>für</strong> den Prognosezeitra<strong>um</strong> abzeichnenden<br />

recht kräftigen Zuwächse der real verfügbaren<br />

Einkommen der privaten Haushalte<br />

werden deren Kons<strong>um</strong>ausgaben deutlich beleben,<br />

denn das Sparmotiv dürfte aufgrund des<br />

anhaltenden Niedrigzins<strong>um</strong>feldes vergleichsweise<br />

schwach bleiben, auch wenn <strong>die</strong> Ausweitung<br />

der Wohnungsbauinvestitionen einem<br />

deutlichen Rückgang der Spartätigkeit entgegen<br />

wirkt. Die Nettolöhne, <strong>die</strong> mit einem Anteil von<br />

45 Prozent <strong>die</strong> größte Einzelkomponente unter<br />

den Einkommensquellen ausmachen, dürften<br />

mit deutlich zunehmenden Raten expan<strong>die</strong>ren.<br />

Während sich <strong>für</strong> das ablaufende Jahr ein Anstieg<br />

<strong>um</strong> 2,9 Prozent abzeichnet, werden sich<br />

<strong>die</strong> Zuwachsraten in den kommenden Jahren<br />

auf 3,6 Prozent (2014) und 4,4 Prozent (2015)<br />

beschleunigen. Hierin spiegelt sich <strong>die</strong> auf Expansion<br />

gerichtete Arbeitsmarktentwicklung<br />

wider, <strong>die</strong> sowohl <strong>die</strong> Effektivver<strong>die</strong>nste als<br />

auch das Arbeitsvol<strong>um</strong>en im Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

spürbar ansteigen lassen. Die monetären Sozialleistungen,<br />

<strong>die</strong> knapp 30 Prozent zu den verfügbaren<br />

Haushaltseinkommen beitragen, werden<br />

ebenfalls merklich ausgeweitet. Einem voraussichtlichen<br />

Zuwachs <strong>um</strong> 2,3 Prozent im<br />

laufenden Jahr folgen Expansionsraten von 3,3<br />

Prozent und 4,2 Prozent im nächsten und übernächsten<br />

Jahr. Die Einkommen aus Unternehmertätigkeit<br />

und Vermögen dürften – wie auch<br />

schon im Vorjahr – zunächst noch nicht mit der<br />

übrigen Einkommensentwicklung Schritt halten.<br />

Für das laufende und das nächste Jahre erwarten<br />

wir einen Anstieg <strong>um</strong> 1,9 Prozent. Im<br />

dem Maße, wie der Aufschwung an Dynamik<br />

gewinnt, dürften auch <strong>die</strong> Gewinneinkommen<br />

wieder kräftiger sprudeln, so dass im Jahr 2015<br />

eine Zuwachsrate von 3,5 Prozent erreicht werden<br />

könnte. Alles in allem ergibt sich hieraus<br />

ein Anstieg der verfügbaren Haushaltseinkommen<br />

<strong>um</strong> 2,3 Prozent im laufenden Jahr und <strong>um</strong><br />

3,0 und 4,0 Prozent in den beiden folgenden<br />

Jahren. Nach Abzug der zu erwartenden Preissteigerungen<br />

verbleibt ein Kaufkraftzuwachs <strong>um</strong><br />

0,7 Prozent (2013), 1,4 Prozent (2014) und 1,7<br />

Prozent (2015). Bei in der Tendenz geringfügig<br />

sinkender Sparneigung resultiert hieraus eine<br />

Ausweitung der Kons<strong>um</strong>ausgaben <strong>um</strong> 0,9 Prozent<br />

im laufenden Jahr und 1,4 Prozent bzw. 1,8<br />

Prozent in den beiden Folgejahren.<br />

Inflationsrisiken nehmen zu<br />

Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich im<br />

Verlauf der zweiten Jahreshälfte etwas abgeschwächt.<br />

Ausschlaggebend hier<strong>für</strong> war vor allem<br />

der Rückgang der Preise <strong>für</strong> Mineralölprodukte,<br />

<strong>die</strong> nicht zuletzt auf <strong>die</strong> merkliche Aufwertung<br />

des Euro zurückzuführen ist. Darüber<br />

hinaus hat sich der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln,<br />

der vor allem in der ersten Jahreshälfte<br />

maßgeblich <strong>die</strong> Lebenshaltung verteuert hatte,<br />

49


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

merklich abgeschwächt. Im Sechsmonatsvergleich<br />

stiegen <strong>die</strong> Verbraucherpreise im November<br />

mit einer laufenden Jahresrate von 0,9<br />

Prozent, nachdem sie im Juli noch <strong>um</strong> mehr als<br />

2 Prozent zugelegt hatten (Abbildung 25).<br />

Abbildung 25:<br />

Verbraucherpreise 2006–2013<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Prozent<br />

Ohne Energie<br />

Der Preisauftrieb wird sich im Verlauf des<br />

kommenden Jahres auf binnenwirtschaftlicher<br />

Seite wohl verstärken. Zwar dürfte <strong>die</strong> Aufwertung<br />

des Euro den Preisauftrieb <strong>für</strong> Vorleistungsgüter<br />

tendenziell dämpfen; <strong>die</strong> zunehmende<br />

Kapazitätsauslastung wird sich aber<br />

wohl mehr und mehr in einem deutlicheren Anstieg<br />

anderer Güterpreise niederschlagen. In der<br />

Folge wird <strong>die</strong> Kerninflationsrate in der Tendenz<br />

weiter zunehmen. Wir rechnen mit einer<br />

Inflationsrate von 1,7 Prozent im Jahr 2014 und<br />

2,5 Prozent im Jahr 2015, nach 1,5 Prozent im<br />

Jahr 2013 (Abbildung 26).<br />

1<br />

Abbildung 26:<br />

Verbraucherpreise 2011–2015<br />

0<br />

Gesamt<br />

122<br />

Index (2005=100)<br />

Prozent<br />

4,0<br />

-1<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Monatsdaten, saisonbereinigt; Veränderung in den vergangenen<br />

sechs Monaten; Jahresrate.<br />

120<br />

118<br />

116<br />

114<br />

Veränderung<br />

Niveau<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank, Saisonbereinigte Wirtschaftszahlen;<br />

eigene Berechnungen.<br />

112<br />

110<br />

1,5<br />

1,0<br />

Die Inflationsrate betrug im November 1,3<br />

Prozent. Vor allem wirkten sich <strong>die</strong> rückläufigen<br />

Preise von Energieträgern dämpfend auf <strong>die</strong> Gesamtinflation<br />

aus; sie verbilligten sich im November<br />

<strong>um</strong> 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />

Ausschlaggebend da<strong>für</strong> war nicht zuletzt der<br />

Rückgang des in Euro gerechneten Ölpreises,<br />

der angesichts der jüngsten Aufwertung des<br />

Euro im Vergleich z<strong>um</strong> Vorjahr rund 10 Prozent<br />

niedriger notierte. Den gesunkenen Preisen <strong>für</strong><br />

Mineralölprodukte stand wie in den vergangenen<br />

Monaten ein spürbarer Anstieg der Strompreise<br />

gegenüber (+11,4 Prozent). Die Preise <strong>für</strong><br />

Nahrungsmittel stiegen zwar mit einer Rate von<br />

3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr überdurchschnittlich;<br />

der Auftrieb hat jedoch im Verlauf<br />

merklich abgenommen. Die Nettokaltmieten<br />

verteuerten sich zuletzt weiter; im November<br />

mussten Mieter 1,5 Prozent mehr aufwenden als<br />

ein Jahr zuvor. Der <strong>um</strong> Energieträger bereinigte<br />

Preisindex stieg im Vorjahresvergleich <strong>um</strong> 1,8<br />

Prozent.<br />

108<br />

106<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

Quartalsdaten, saisonbereinigt; Veränderung gegenüber dem Vorquartal,<br />

Jahresrate.<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht; grau hinterlegt:<br />

Prognose des IfW.<br />

Beschäftigung steigt wieder stärker<br />

Der Beschäftigungsaufbau hat sich bis zuletzt<br />

fortgesetzt. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg im<br />

dritten Quartal <strong>um</strong> 71 000 und <strong>die</strong> der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten <strong>um</strong> 87 000<br />

Personen. Auch <strong>die</strong> Zahl der Selbstständigen<br />

nahm geringfügig zu, nachdem sie über ein Jahr<br />

stark rückläufig war; Letzteres war der deutlich<br />

gekürzten Förderung der Aufnahme einer<br />

selbstständigen Tätigkeit von Arbeitslosengeld-<br />

0,5<br />

0,0<br />

50


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

empfängern („Gründungzuschuss“) geschuldet.<br />

Die Arbeitslosigkeit ist im dritten Quartal hingegen<br />

weiter gestiegen (+7 000). Die Werte <strong>für</strong><br />

Oktober und November deuten <strong>für</strong> das vierte<br />

Quartal sogar auf eine stärkere Zunahme hin;<br />

im November waren 2,99 Mill. Personen als arbeitslos<br />

registriert (Quote: 6,9 Prozent).<br />

Der Befund, dass seit gera<strong>um</strong>er Zeit <strong>die</strong> Arbeitslosigkeit<br />

bei steigender Erwerbstätigkeit<br />

zunimmt, ist damit zu erklären, dass ein Teil der<br />

zusätzlichen Beschäftigung aus der Stillen Reserve,<br />

aus der erhöhten Erwerbsbeteiligung insbesondere<br />

von Älteren und Frauen und aus einer<br />

steigenden Zuwanderung gespeist wird.<br />

Vom Anstieg der Beschäftigung im September<br />

gegenüber dem Vorjahr entfiel etwa 22 Prozent<br />

auf Staatsangehörige der acht osteuropäischen<br />

EU-Staaten („EU-8-Staaten“), 7 <strong>für</strong> <strong>die</strong> seit Mai<br />

2011 <strong>die</strong> volle Arbeitnehmerfreizügigkeit <strong>für</strong><br />

Deutschland gilt, etwa 9 Prozent auf Staatsangehörige<br />

aus Bulgarien und R<strong>um</strong>änien sowie<br />

etwa 11 Prozent auf Staatsangehörige aus den<br />

von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen Ländern<br />

Griechenland, Italien, Portugal und Spanien<br />

(Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit 2013).<br />

Die Lohndynamik ist derzeit vergleichsweise<br />

gedämpft. Die Tarifver<strong>die</strong>nste je Stunde waren<br />

im dritten Quartal <strong>die</strong>ses Jahres <strong>um</strong> 2,3 Prozent<br />

höher als ein Jahr zuvor, nach 2,1 Prozent im<br />

zweiten Quartal. In den vorangegangenen<br />

Quartalen schwankten <strong>die</strong> Zuwächse noch <strong>um</strong><br />

2,9 Prozent. Die Verlangsamung ist nicht zuletzt<br />

darauf zurückzuführen, dass sich <strong>die</strong> Tarifpartner<br />

in einem der größten Tarifbereiche, dem<br />

Einzelhandel, monatelang auf keinen neuen Abschluss<br />

einigen konnten, obwohl <strong>die</strong> Tarifverträge<br />

dort bereits im Frühjahr ausgelaufen waren.<br />

Erst Anfang Dezember kam es zu einer Einigung<br />

in Baden-Württemberg, <strong>die</strong> als Vorreiter<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> anderen Tarifbezirke des Einzelhandels<br />

gelten dürfte. Demnach erhöhen sich <strong>die</strong> Tarifentgelte<br />

rückwirkend z<strong>um</strong> Juli 2013 <strong>um</strong> 3,0<br />

Prozent und z<strong>um</strong> April 2014 <strong>um</strong> 2,1 Prozent.<br />

Wir gehen davon aus, dass <strong>die</strong> Anhebung aus<br />

dem vergangenen Juli im Januar 2014 wirksam<br />

und eine Ausgleichszahlung <strong>für</strong> <strong>die</strong> seitdem ver-<br />

____________________<br />

7 Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien,<br />

Estland, Lettland und Litauen.<br />

strichenen Monate geleistet werden. Dies führt<br />

<strong>für</strong> sich genommen zu einem spürbar beschleunigten<br />

Anstieg der Tarifver<strong>die</strong>nste im<br />

Jahr 2014. Hinzu kommt, dass <strong>die</strong> bereits<br />

bestehenden Tarifverträge in anderen Branchen<br />

ebenfalls eine Beschleunigung im nächsten Jahr<br />

nahelegen und sich <strong>die</strong> Tarifpartner in<br />

Branchen mit auslaufenden Verträgen mit der<br />

anziehenden Konjunktur auf höhere Abschlüsse<br />

einigen dürften. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund<br />

rechnen wir mit einer Zunahme der Tariflöhne<br />

<strong>um</strong> 3,2 Prozent im Jahr 2014, nach 2,5 Prozent<br />

im Jahr 2013. Im Jahr 2015 dürften <strong>die</strong> Tarifver<strong>die</strong>nste<br />

in der Tendenz abermals schneller<br />

zulegen. Dem steht allerdings ein merklich<br />

dämpfender Basiseffekt im Einzelhandel gegenüber.<br />

Wir rechnen daher mit einer Zunahme der<br />

Tarifver<strong>die</strong>nste <strong>um</strong> 3,1 Prozent.<br />

Effektiv dürften <strong>die</strong> Stundenlöhne in <strong>die</strong>sem<br />

und im nächsten Jahr ähnlich stark steigen wie<br />

<strong>die</strong> Tariflöhne. 8 Die <strong>für</strong> den 1. Januar 2015 von<br />

der Großen Koalition vorgesehene Einführung<br />

eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns<br />

von 8,50 Euro je Stunde dürfte trotz der<br />

Ausnahmeregelungen einen nicht vernachlässigbaren<br />

Einfluss auf <strong>die</strong> Effektivlöhne ausüben<br />

und <strong>für</strong> eine deutlich positive Lohndrift sorgen. 9<br />

Dem entgegen steht ein ausgeprägter positiver<br />

Arbeitstageeffekt. Alles in allem gehen wir von<br />

einem Zuwachs der effektiven Stundenlöhne<br />

____________________<br />

8 Derzeit ist eine deutliche Diskrepanz zwischen der<br />

Zunahme der Bruttolöhne und -gehälter (3,0 Prozent<br />

gegenüber Vorjahreszeitra<strong>um</strong>) und der Zunahme des<br />

Beitragsaufkommens der gesetzlichen Arbeitslosenversicherung<br />

(3,8 Prozent) – bei festem Beitragssatz<br />

ein guter Indikator – zu beobachten. Eine deutliche<br />

Aufwärtsrevision der Effektivlöhne <strong>für</strong> <strong>die</strong> ersten drei<br />

Quartale 2013 ist daher durchaus wahrscheinlich.<br />

Der Anstieg der Effektivlöhne wäre dann höher als<br />

der der Tariflöhne. Für eine positive Lohndrift spricht<br />

nicht zuletzt, dass vor dem Hintergrund der monatelangen<br />

ergebnislosen Tarifverhandlungen im Einzelhandel<br />

viele Unternehmen der Empfehlung des Arbeitgeberverbands<br />

gefolgt sind und eine freiwillige<br />

Vorweganhebung in Höhe von 2,5 Prozent geleistet<br />

haben.<br />

9 Ausgenommen von der Mindestlohnregelung bleiben<br />

bis Ende 2016 insbesondere Mindestlöhne nach<br />

dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz sowie Tarifverträge<br />

repräsentativer Tarifpartner auf Branchenebene.<br />

51


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

von 3,2 Prozent in <strong>die</strong>sem und 3,5 Prozent im<br />

nächsten Jahr aus.<br />

Aus Sicht der Unternehmen dürften sich <strong>die</strong><br />

Lohnkostensteigerungen (Arbeitnehmerentgelt<br />

je Arbeitnehmerstunde) in den Jahren 2014 und<br />

2015 auf 3,0 bzw. 3,3 Prozent belaufen. Die<br />

Lohnstückkosten dürften mit 2,1 bzw. 2,0 Prozent<br />

zulegen. Die realen Lohnstückkosten dürften<br />

somit im Jahr 2014 leicht steigen (+0,2 Prozent)<br />

und im Jahr 2015 sinken (–0,4 Prozent).<br />

Von der Lohnkostenseite werden somit eher<br />

positive Impulse auf <strong>die</strong> Arbeitsnachfrage<br />

ausgehen.<br />

Die Frühindikatoren <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beschäftigungsentwicklung<br />

scheinen nach mehr als zwei Jahren<br />

ihren Abwärtstrend gestoppt zu haben und<br />

wieder aufwärtsgerichtet zu sein. So hat <strong>die</strong> Zahl<br />

der bei der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit gemeldeten<br />

offenen Stellen zuletzt den vierten Monat<br />

infolge zugenommen, und auch das ifo Beschäftigungsbarometer<br />

ist seit dem Sommer in der<br />

Tendenz gestiegen. Zusammen genommen<br />

deuten <strong>die</strong> Frühindikatoren demnach auf eine<br />

Beschleunigung des Beschäftigungsaufbaus in<br />

den kommenden Monaten hin.<br />

Die konjunkturelle Belebung sowie <strong>die</strong> den<br />

Produktivitäts- und Preissteigerungen entsprechende<br />

Lohnkostenentwicklung, <strong>die</strong> wir <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Jahre 2014 und 2015 erwarten, werden <strong>die</strong> Arbeitsnachfrage<br />

im Prognosezeitra<strong>um</strong> zunehmend<br />

erhöhen. Wir gehen davon aus, dass das<br />

Arbeitsvol<strong>um</strong>en <strong>um</strong> 0,8 Prozent (2014) bzw. 1,2<br />

Prozent (2015) zulegen wird. Die Arbeitszeit<br />

dürfte dabei leicht steigen (0,1 bzw. 0,2 Prozent),<br />

da dem langfristigen negativen Trend der<br />

Arbeitszeit eine konjunkturell bedingte Arbeitszeitausweitung<br />

(Überstunden, Arbeitszeitkonten)<br />

sowie der ausgeprägte positive Arbeitstageeffekt<br />

im Jahr 2015 entgegenstehen werden.<br />

Die Zahl der Erwerbstätigen wird somit in zunehmendem<br />

Tempo steigen (0,8 bzw. 1,0 Prozent;<br />

Abbildung 27). Für den Jahresdurchschnitt<br />

in den Jahren 2014 und 2015 rechnen<br />

wir mit 42,2 Mill. bzw. 42,6 Mill. Erwerbstätigen<br />

(Tabelle 4). Ohne <strong>die</strong> Einführung eines flächendeckenden<br />

gesetzlichen Mindestlohns würde<br />

<strong>die</strong> Erwerbstätigkeit allerdings stärker steigen<br />

(Kasten 2). Dies steht im Einklang mit<br />

unserer Einschätzung, dass <strong>die</strong> Voraussetzungen,<br />

<strong>die</strong> gegeben sein müssen, damit es aufgrund<br />

der Mindestlohneinführung zu keinen<br />

negativen Beschäftigungseffekten kommt, nicht<br />

in großem Umfang in Deutschland vorliegen<br />

(Groll und Kooths 2013).<br />

Abbildung 27:<br />

Erwerbstätige 2011–2015<br />

43,0<br />

42,5<br />

42,0<br />

41,5<br />

41,0<br />

40,5<br />

40,0<br />

Mill.<br />

Veränderung<br />

Niveau<br />

1 000<br />

180<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

Quartalsdaten, saisonbereinigt; Veränderung gegenüber dem Vorquartal<br />

(rechte Skala).<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.3<br />

(lfd. Jgg.); grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Inwiefern sich Veränderungen der Erwerbstätigkeit<br />

in Veränderungen der Arbeitslosigkeit<br />

niederschlagen, hängt von der Entwicklung des<br />

Erwerbspersonenpotenzials und der Stillen Reserve<br />

ab. Während <strong>die</strong> Alterung der heimischen<br />

Bevölkerung das Erwerbspersonenpotenzial reduziert,<br />

sorgen <strong>die</strong> steigende Erwerbsbeteiligung<br />

insbesondere von Frauen und Älteren und<br />

vor allem <strong>die</strong> starke Zuwanderung derzeit <strong>für</strong><br />

eine Erhöhung. Nach vorläufigen Ergebnissen<br />

des Statistischen Bundesamtes lag der Wanderungssaldo<br />

in der ersten Hälfte des Jahres 2013<br />

<strong>um</strong> 13 Prozent höher als im Vorjahreszeitra<strong>um</strong>.<br />

Auf das Jahr hochgerechnet ergibt sich so ein<br />

Wanderungssaldo von rund 420 000 Personen,<br />

nach 370 000 im Jahr 2012. Die Mehrzahl der<br />

Zuwanderer kommt dabei aus den EU-8-Staaten<br />

und aus Bulgarien und R<strong>um</strong>änien. Den prozentual<br />

größten Anstieg bei der Zuwanderung<br />

gibt es hingegen bei Personen aus den von hoher<br />

Arbeitslosigkeit betroffenen Ländern Italien,<br />

Portugal und Spanien.<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

52


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Tabelle 4:<br />

Arbeitsmarkt 2011–2015 (1 000 Personen)<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

Geleistete Arbeitsstunden der Erwerbstätigen (Inland, Mill. Std.) 57 836 57 973 58 101 58 578 59 283<br />

Erwerbstätige (Inland) 41 152 41 607 41 866 42 183 42 599<br />

Selbständige 4 547 4 547 4 503 4 503 4 503<br />

Arbeitnehmer (Inland) 36 604 37 061 37 363 37 681 38 097<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 28 471 29 006 29 364 29 693 30 109<br />

Ausschließlich geringfügig Beschäftigte 4 864 4 803 4 791 4 793 4 793<br />

Pendlersaldo 51 63 62 61 61<br />

Erwerbstätige (Inländer) 41 101 41 545 41 804 42 123 42 539<br />

Arbeitnehmer (Inländer) 36 554 36 997 37 302 37 620 38 036<br />

Registrierte Arbeitslose 2 976 2 897 2 952 2 998 2 947<br />

Arbeitslosenquote (Prozent) 7,1 6,8 6,9 6,9 6,8<br />

Erwerbslosenquote (Prozent) 5,8 5,3 5,1 5,0 4,8<br />

Selbständige: einschließlich mithelfender Familienangehöriger; Arbeitslosenquote: Abgrenzung der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit;<br />

Erwerbslosenquote: standardisiert nach dem ILO-Konzept.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.2; Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Monatsbericht; Bundesagentur <strong>für</strong><br />

Arbeit, Beschäftigungsstatistik; grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Wir rechnen damit, dass der Wanderungssaldo<br />

im kommenden Jahr weiter zunehmen<br />

und im Jahr 2015 auf hohem Niveau verharren<br />

wird, da <strong>die</strong> Beschäftigungsaussichten auf dem<br />

deutschen Arbeitsmarkt im Vergleich zu denen<br />

auf den meisten anderen europäischen Arbeitsmärkten<br />

merklich günstiger bleiben dürften.<br />

Hinzu kommt, dass z<strong>um</strong> 1. Januar 2014 auch <strong>für</strong><br />

Staatsangehörige aus Bulgarien und R<strong>um</strong>änien<br />

<strong>die</strong> volle Arbeitnehmerfreizügigkeit <strong>für</strong> Deutschland<br />

gilt. Somit dürfte <strong>die</strong> Zuwanderung zusammen<br />

mit der steigenden Erwerbsbeteiligung von<br />

Älteren und Frauen <strong>die</strong> negativen Effekte der<br />

Demographie weiter überkompensieren. Die<br />

resultierende Zunahme des Erwerbspersonenpotenzials<br />

dürfte jedoch von Jahr zu Jahr abnehmen.<br />

Nicht zuletzt dürfte ein Teil der zusätzlichen<br />

Beschäftigung weiterhin aus der Stillen<br />

Reserve gespeist werden. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund<br />

wird <strong>die</strong> Zahl der Arbeitslosen zunächst<br />

weiter steigen (Abbildung 28). Erst wenn<br />

der Anstieg der Erwerbstätigkeit <strong>die</strong> gegenläufigen<br />

Effekte des Erwerbspersonenpotenzials und<br />

der Stillen Reserve überkompensiert, beginnt<br />

<strong>die</strong> Arbeitslosigkeit zu sinken. Für den Jahresdurchschnitt<br />

in den Jahren 2014 und 2015<br />

rechnen wir mit 3,0 Mill. bzw. 2,9 Mill. Arbeitslosen<br />

(Quote: 6,9 bzw. 6,8 Prozent). Ohne<br />

<strong>die</strong> Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen<br />

Mindestlohns würde der Rückgang größer<br />

ausfallen.<br />

Abbildung 28:<br />

Arbeitslose 2011–2015<br />

3,10<br />

3,05<br />

3,00<br />

2,95<br />

2,90<br />

2,85<br />

2,80<br />

Mill.<br />

Veränderung<br />

Niveau<br />

1 000<br />

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

-100<br />

Quartalsdaten, saisonbereinigt; Veränderung gegenüber dem Vorquartal<br />

(rechte Skala).<br />

Quelle: Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Monatsbericht; grau<br />

hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

53


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Kasten 2:<br />

Mindestlohn und Beschäftigungsprognose<br />

Die Große Koalition aus CDU, CSU und SPD plant laut Koalitionsvertrag vom 27. November 2013 <strong>die</strong><br />

Einführung eines (zunächst mit Ausnahmen versehenen) flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns<br />

von 8,50 Euro je Stunde z<strong>um</strong> 1. Januar 2015. Dies stellt <strong>die</strong> Beschäftigungsprognose <strong>für</strong><br />

Deutschland vor besondere Herausforderungen. Auf der einen Seite ist jeder Versuch, <strong>die</strong> Beschäftigungseffekte<br />

<strong>die</strong>ser Mindestlohneinführung in einer Prognose zu berücksichtigen, mit erheblicher Unsicherheit<br />

behaftet. Auf der anderen Seite würde es jedoch der Tragweite <strong>die</strong>ser arbeitsmarktpolitischen<br />

Maßnahme nicht gerecht werden, wenn auf einen solchen Versuch gänzlich verzichtet würde.<br />

Die Einführung des Mindestlohns hat Konsequenzen <strong>für</strong> viele weitere Bereiche der deutschen Volkswirtschaft,<br />

wie z.B. <strong>die</strong> Einnahmen und Ausgaben der öffentlichen Haushalte. Im Folgenden soll daher<br />

ein solcher Versuch unternommen werden.<br />

Ausgangspunkt ist ein ökonometrisches Arbeitsmarktmodell, das regelmäßig auch Basis der<br />

Arbeitsmarktprognosen des IfW darstellt. Dieses Modell besteht aus je einer Schätzgleichung <strong>für</strong> den<br />

durchschnittlichen effektiven Stundenlohn, <strong>für</strong> <strong>die</strong> geleisteten Arbeitsstunden der Erwerbstätigen<br />

(Arbeitsvol<strong>um</strong>en) sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zahl der Erwerbstätigen. Ein Großteil der Variation des Arbeitsvol<strong>um</strong>ens<br />

seit 1991 (auf Quartalsdatenbasis, saison- und kalenderbereinigt) kann demnach durch Veränderungen<br />

des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts, Veränderungen der durchschnittlichen realen<br />

Lohnkosten je Stunde sowie durch eine Langfristbeziehung zwischen Arbeitsproduktivität und realen<br />

Lohnkosten erklärt werden. Während zwischen dem Arbeitsvol<strong>um</strong>en und dem Bruttoinlandsprodukt<br />

ein signifikant positiver Zusammenhang besteht, ist der Zusammenhang zwischen dem Arbeitsvol<strong>um</strong>en<br />

und den Lohnkosten signifikant negativ. Auf Basis der Prognosen <strong>für</strong> das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt<br />

und der Preisentwicklung sowie weiterer Variablen bis Ende des Jahres 2015 ergeben<br />

sich dann prognostizierte Verläufe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lohnkosten, das Arbeitsvol<strong>um</strong>en sowie <strong>die</strong> Erwerbstätigkeit.<br />

Dies würde der Prognose ohne Mindestlohn entsprechen.<br />

Eine Möglichkeit, <strong>die</strong> Auswirkungen des Mindestlohns auf <strong>die</strong> Beschäftigung zu prognostizieren,<br />

besteht darin, zunächst abzuschätzen, wie stark <strong>die</strong> Lohnkosten je Stunde im gesamtwirtschaftlichen<br />

Durchschnitt aufgrund des Mindestlohns steigen, und daraufhin <strong>die</strong> Effekte <strong>die</strong>ses „Lohnkostenschocks“<br />

mithilfe der Schätzgleichungen <strong>für</strong> das Arbeitsvol<strong>um</strong>en und <strong>die</strong> Erwerbstätigkeit zu simulieren.<br />

Die Einführung des flächendeckenden, gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro brutto je Stunde<br />

ist laut Koalitionsvertrag <strong>für</strong> den 1. Januar 2015 geplant. Auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels<br />

(SOEP) aus dem Jahr 2011 (jüngste Welle) wären von der uneingeschränkten Einführung eines Mindestlohns<br />

von 8,50 Euro rund 17 Prozent aller Arbeitnehmer betroffen, und der Bruttostundenlohn<br />

<strong>die</strong>ser Arbeitnehmer müsste <strong>um</strong> durchschnittlich 37 Prozent angehoben werden (Brenke und Müller<br />

2013). Geht man davon aus, dass <strong>die</strong> betroffenen Arbeitnehmer seit 2011 Lohnsteigerungen erfahren<br />

haben und auch bis Ende 2014 erfahren werden, werden beide Größen Anfang 2015 geringer ausfallen.<br />

Berücksichtigt man <strong>die</strong> Zuwächse der durchschnittlichen Effektivlöhne seit 2011 (einschließlich<br />

der von uns prognostizierten Zuwächse <strong>für</strong> 2013 und 2014), so liegt der erforderliche Lohnanstieg der<br />

betroffenen Arbeitnehmer nicht mehr bei 37 Prozent, sondern bei 25 Prozent.<br />

Darüber hinaus sind im Koalitionsvertrag Ausnahmen von der Mindestlohnregelung bis z<strong>um</strong> 31.<br />

Dezember 2016 vorgesehen. Diese <strong>um</strong>fassen insbesondere <strong>die</strong> tariflichen Mindestlöhne nach dem<br />

Arbeitnehmer-Entsendegesetz sowie Tarifverträge repräsentativer Tarifpartner auf Branchenebene.<br />

Tarifliche Mindestlöhne nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz, <strong>die</strong> Ende 2014 voraussichtlich unter<br />

8,50 Euro liegen werden, gibt es nur im Wach- und Sicherheitsgewerbe, im Gebäudereinigerhandwerk<br />

(Ostdeutschland) sowie in der Pflegebranche (Ostdeutschland). Hiervon dürften rund<br />

500 000 Arbeitnehmer betroffen sein (WSI-Tarifarchiv 2013a). Die Zahl der Arbeitnehmer, <strong>die</strong> aufgrund<br />

von Branchentarifverträgen weniger als 8,50 Euro ver<strong>die</strong>nen, ist hingegen wesentlicher schwieriger<br />

abzuschätzen. Im Jahr 2011 war durchschnittlich <strong>die</strong> Hälfte aller Arbeitnehmer in Deutschland<br />

durch einen Branchentarifvertrag abgedeckt (WSI-Tarifarchiv 2013b). Die Tarifbindung dürfte im<br />

Niedriglohnbereich allerdings merklich geringer ausfallen; <strong>die</strong>s ist nicht zuletzt einer der vorgebrachten<br />

Arg<strong>um</strong>ente <strong>für</strong> einen gesetzlichen Mindestlohn.<br />

54


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Unter Berücksichtigung all <strong>die</strong>ser Faktoren<br />

gehen wir davon aus, dass von der<br />

Einführung des Mindestlohns am 1. Januar<br />

2015 knapp 13 Prozent aller Arbeitnehmer<br />

betroffen sein werden und im<br />

Durchschnitt eine Lohnerhöhung von 25<br />

Prozent erfahren. Dies hat zur Folge, dass<br />

<strong>die</strong> Lohnkosten je Stunde im gesamtwirtschaftlichen<br />

Durchschnitt aufgrund der<br />

Einführung des Mindestlohns <strong>um</strong> 0,9 Prozentpunkte<br />

stärker steigen werden, als<br />

<strong>die</strong>s ohne <strong>die</strong> Einführung des Mindestlohns<br />

der Fall wäre. Dieser Lohnkostenschock<br />

im ersten Quartal 2015 führt dazu,<br />

dass das Arbeitsvol<strong>um</strong>en sowie <strong>die</strong> Zahl<br />

der Erwerbstätigen unter sonst gleichen<br />

Bedingungen langsamer steigen (Abbildung<br />

K2-1). Die Differenz zwischen der<br />

Erwerbstätigkeit mit und ohne Einführung<br />

des Mindestlohns nimmt dabei stetig zu.<br />

Im vierten Quartal 2015 beträgt der Unterschied<br />

92 000 Personen. Diese Differenz<br />

wird sich im Jahr 2016 weiter vergrößern.<br />

Da Unternehmen in ihren Personalentscheidungen<br />

vorausschauend agieren und<br />

<strong>die</strong> Einführung des Mindestlohns lange<br />

Abbildung K2-1:<br />

Zahl der Erwerbstätigen 2013–2015<br />

43 000<br />

42 800<br />

42 600<br />

42 400<br />

42 200<br />

42 000<br />

41 800<br />

Anmerkungen: Die Ergebnisse beruhen auf einem ökonometrischen<br />

Arbeitsmarktmodell bestehend aus drei Schätzgleichungen <strong>für</strong> den<br />

durchschnittlichen effektiven Stundenlohn, das Arbeitsvol<strong>um</strong>en und <strong>die</strong><br />

Zahl der Erwerbstätigen. Die Prognose „mit Mindestlohn“ unterscheidet<br />

sich von der Prognose „ohne Mindestlohn“ lediglich in einem <strong>um</strong> 0,9<br />

Prozentpunkte größeren Zuwachs der Lohnkosten je Stunde im ersten<br />

Quartal 2015.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen.<br />

Ohne Mindestlohn<br />

Mit Mindestlohn<br />

Differenz<br />

41 600<br />

2013 Q1 2014 Q1 2015 Q1<br />

Zeit im Voraus bekannt ist, dürften sie bereits im Jahr 2014 zurückhaltender bei Neueinstellungen<br />

sein. In unserer Prognose haben wir <strong>die</strong>s durch eine Glättung des Verlaufs der Erwerbstätigkeit ab<br />

dem dritten Quartal 2014 berücksichtigt. Ende 2015 liegt <strong>die</strong> Differenz z<strong>um</strong> Verlauf ohne Einführung<br />

des Mindestlohns aber weiterhin bei 92 000 Erwerbstätigen.<br />

Kommt es zu Ausweichreaktionen bei Unternehmen und Arbeitnehmern, <strong>um</strong> <strong>die</strong> gesetzliche Mindestlohnregelung<br />

zu <strong>um</strong>gehen, würde der Beschäftigungseffekt geringer ausfallen. Völlig unklar ist<br />

zudem, ob und wie <strong>die</strong> Mindestlohnregelung bei Beschäftigten mit Stücklöhnen und mit regelmäßig<br />

unbezahlter Mehrarbeit greift. Dies betrifft rund 6 Prozent aller Arbeitnehmer (Brenke und Wagner<br />

2013). In dem Ausmaß, wie der flächendeckende gesetzliche Mindestlohn durch <strong>die</strong>se Faktoren nicht<br />

wirksam wird, werden jedoch nicht nur <strong>die</strong> negativen Beschäftigungseffekte geringer ausfallen, sondern<br />

auch <strong>die</strong> inten<strong>die</strong>rten Lohnzuwächse bei den betroffenen Arbeitnehmern.<br />

Die hier beschriebene Vorgehensweise dürfte <strong>die</strong> Auswirkungen des Mindestlohns auf <strong>die</strong> Beschäftigungsentwicklung<br />

tendenziell unterschätzen. Eine 25-prozentige Lohnkostenerhöhung <strong>für</strong> 13<br />

Prozent der Arbeitnehmer dürfte größere Beschäftigungseffekte nach sich ziehen als eine 0,9-prozentige<br />

Erhöhung <strong>für</strong> alle Arbeitnehmer. In der empirischen Literatur liegen viele der geschätzten<br />

Mindestlohnelastizitäten zwischen –0,1 und –0,4 Prozent (Ne<strong>um</strong>ark und Wascher 2007). Unter den<br />

oben genannten Annahmen hinsichtlich der Betroffenheit (13 Prozent der Arbeitnehmer) sowie der<br />

notwendigen Lohnkostenerhöhung (25 Prozent) und bezogen auf <strong>die</strong> von uns prognostizierten Zahl<br />

der Arbeitnehmer Ende 2014 hätte <strong>die</strong> Mindestlohneinführung damit mittelfristig eine negative Beschäftigungswirkung<br />

von 100 000 bis 500 000 Personen zur Folge.<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

-100<br />

Haushaltsüberschuss steigt<br />

konjunkturbedingt<br />

Für das Jahr 2014 ist mit einem leicht höheren<br />

Haushaltsüberschuss als im laufenden Jahr zu<br />

rechnen. Die konjunkturelle Beschleunigung<br />

wird <strong>für</strong> höhere Steuern und Beitragseinnahmen<br />

sorgen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Effekte zusätzlicher Belastungen,<br />

<strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Finanzpolitik entstehen,<br />

mehr als kompensieren dürften. Angesichts der<br />

anhaltenden konjunkturellen Beschleunigung<br />

55


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

wird das gesamtstaatliche Budget im Jahr 2015<br />

wohl schließlich deutlich im Plus sein.<br />

Die Steuereinnahmen werden im Jahr 2014<br />

mit knapp 3 Prozent trotz der höheren wirtschaftlichen<br />

Dynamik und der kalten Progression<br />

etwas schwächer zulegen als noch im Jahr<br />

zuvor. Dies geht auf Steuerrechtsänderungen,<br />

hier insbesondere <strong>die</strong> Anhebung des Grundfreibetrags<br />

in der Einkommensteuer, höhere Abführungen<br />

an <strong>die</strong> Europäische Union (MWSt-<br />

Eigenmittel) und Veranlagungsverzögerungen<br />

bei Gewinnsteuern zurück. Die Sozialbeiträge<br />

hingegen dürften – getrieben von der Dynamik<br />

der Bruttolohns<strong>um</strong>me – kräftig zulegen. Da<br />

durch <strong>die</strong> Reduktion der Wertpapierbestände<br />

der Abwicklungsanstalten entsprechende Vermögenseinkünfte<br />

sinken, werden <strong>die</strong> sonstigen<br />

Einnahmen insgesamt hingegen wohl nur moderat<br />

zulegen. Insgesamt dürften <strong>die</strong> Einnahmen<br />

im Jahr 2014 <strong>um</strong> 3 Prozent auf 1 264 Mrd.<br />

Euro steigen (Tabelle 5).<br />

Das Arbeitnehmerentgelt dürfte beschleunigt<br />

zulegen, da z<strong>um</strong> einen <strong>die</strong> Übertragung des Tarifvertrags<br />

der Länder auf <strong>die</strong> Beamten im<br />

Laufe des Jahres 2013 verzögert stattfand und<br />

somit den Vorjahreszuwachs 2013 dämpfte.<br />

Zudem steht zu Beginn des Jahres 2014 eine<br />

neue Tarifrunde bei Bund und Kommunen an,<br />

bei der wir angesichts der aktuellen Lage der<br />

öffentlichen Haushalte mit einem spürbaren<br />

Tariflohnanstieg rechnen. Die Ausgaben <strong>für</strong> soziale<br />

Sachleistungen dürften merklich zulegen,<br />

doch in einem deutlich niedrigeren Tempo als<br />

noch im Jahr 2013, das allerdings durch den<br />

Wegfall der Praxisgebühr überzeichnet war. Die<br />

Bruttoinvestitionen dürften hingegen deutlich<br />

stärker zulegen als im Jahr zuvor, z<strong>um</strong> einen<br />

weil Ba<strong>um</strong>aßnahmen <strong>für</strong> Ersatzinvestitionen<br />

nach dem Hochwasser im Frühsommer 2013 im<br />

kommenden Jahr ihren Hochpunkt erreichen<br />

dürften und zudem <strong>die</strong> Bauinvestitionen des<br />

Jahres 2013 witterungsbedingt unterzeichnet<br />

sind. Die Zinsausgaben dürften erneut sinken,<br />

was auf das sehr niedrige Zinsniveau, aber auch<br />

auf den Rückgang der Verbindlichkeiten der<br />

Abwicklungsanstalten zurückgeht. Merklich<br />

zulegen dürften <strong>die</strong> monetären Sozialleistungen,<br />

da zur Mitte des Jahres mehrere expansive<br />

Maßnahmen in der Rentenversicherung ergriffen<br />

werden. Gesenkt werden <strong>die</strong> Ausgaben des<br />

Staates hingegen dadurch, dass <strong>die</strong> Überweisungen<br />

an <strong>die</strong> Europäische Union sinken (BNE-<br />

Eigenmittel). Insgesamt dürften <strong>die</strong> Ausgaben<br />

<strong>um</strong> 2,8 Prozent auf 1 254 Mrd. Euro zulegen.<br />

Im Jahr 2015 dürfen <strong>die</strong> Steuereinnahmen<br />

angesichts der starken Konjunktur deutlich zulegen.<br />

Etwas stärker wird wohl der Zuwachs bei<br />

den Sozialversicherungsbeiträgen ausfallen, der<br />

durch <strong>die</strong> Anhebung des Beitragssatzes zur Pflegeversicherung<br />

zusätzlich gestützt wird, so dass<br />

<strong>die</strong> Einnahmen insgesamt wohl auf 1 324 Mrd.<br />

Euro expan<strong>die</strong>ren werden.<br />

Die Ausgaben dürften eine merklich geringere<br />

Dynamik entfalten. So werden <strong>die</strong> Bruttoinvestitionen<br />

nach dem starken Zuwachs im<br />

Vorjahr wohl deutlich langsamer zulegen und<br />

<strong>die</strong> Zinsausgaben in etwa stagnieren. Sowohl<br />

bei den sozialen Sachleistungen als auch bei den<br />

monetären Sozialleistungen ist hingegen mit<br />

deutlichen Anstiegen zu rechnen. Die Leistungen<br />

in der Rentenversicherung (Mütterrente,<br />

Rente mit 63) als auch in der Pflegeversicherung<br />

werden diskretionär angehoben und zudem<br />

ist mit einer spürbaren Rentenerhöhung zu<br />

rechnen. Angesichts der allgemeinen Lohnentwicklung<br />

und der guten Haushaltslage dürften<br />

auch <strong>die</strong> Arbeitnehmerentgelte im öffentlichen<br />

Dienst merklich expan<strong>die</strong>ren. Insgesamt werden<br />

<strong>die</strong> Ausgaben wohl auf 1 302 Mrd. Euro<br />

steigen.<br />

Der Budgetsaldo dürfte somit in beiden Jahren<br />

positiv sein. Der Überschuss wird wohl von<br />

rund 10 Mrd. Euro im Jahr 2014 auf über 20<br />

Mrd. Euro im Jahr 2015 zunehmen. In Relation<br />

z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt entspricht <strong>die</strong>s 0,4<br />

bzw. 0,7 Prozent (Tabelle 6). Besonders stark<br />

profitieren <strong>die</strong> Gebietskörperschaften, während<br />

der Überschuss der Sozialversicherungen z<strong>um</strong>indest<br />

im Jahr 2014 merklich sinkt. Dies geht<br />

z<strong>um</strong> einen auf <strong>die</strong> Leistungsausweitungen in<br />

der Rentenversicherung und z<strong>um</strong> anderen auf<br />

Eingriffe in <strong>die</strong> Finanzbeziehungen zwischen<br />

den Sozialversicherungen und den Bund zurück.<br />

So wird der Bundeszuschuss zur Rente<br />

ebenso wie z<strong>um</strong> Gesundheitsfonds im Jahr<br />

2014 <strong>um</strong> 2,25 Mrd. Euro gekürzt. Im Jahr 2015<br />

dürfte der Bundeszuschuss zur Rente nochmals<br />

<strong>um</strong> 1,25 Mrd. Euro reduziert werden.<br />

56


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Tabelle 5:<br />

Einnahmen und Ausgaben des Staates 2012–2015 (Mrd. Euro)<br />

2012 2013 2014 2015<br />

Einnahmen 1 193,8 1 227,0 1 264,4 1 323,6<br />

Steuern 617,7 638,6 657,8 685,3<br />

Sozialbeiträge 448,9 457,9 474,2 502,9<br />

Sonstige Einnahmen 127,1 130,5 132,4 135,3<br />

Ausgaben 1 191,5 1 220,2 1 254,4 1 301,9<br />

Arbeitnehmerentgelt 203,8 208,7 214,6 221,1<br />

Vorleistungen 130,9 135,5 140,0 146,2<br />

Soziale Sachleistungen 213,1 222,8 231,5 241,9<br />

Bruttoinvestitionen 41,4 42,4 44,8 45,1<br />

Geleistete Vermögenseinkommen 63,8 61,1 59,6 59,2<br />

Monetäre Sozialleistungen 430,3 440,6 455,7 476,3<br />

Subventionen 24,6 25,3 25,4 25,7<br />

Sonstige laufende Übertragungen 57,1 61,8 60,6 64,5<br />

Vermögensübertragungen 27,8 23,3 23,5 23,2<br />

Sonstige Ausgaben –1,3 –1,3 –1,3 –1,3<br />

Finanzierungssaldo 2,3 6,9 10,1 21,7<br />

Einnahmen der Gebietskörperschaften 769,9 790,6 811,7 827,5<br />

Ohne Transfers von der Sozialversicherung 765,0 789,1 810,2 826,1<br />

Transfers der Sozialversicherung 4,9 1,5 1,5 1,5<br />

Ausgaben der Gebietskörperschaften 785,8 789,1 803,5 815,3<br />

Ohne Transfers an <strong>die</strong> Sozialversicherung 675,0 687,2 701,8 712,8<br />

Transfers an <strong>die</strong> Sozialversicherung 110,8 102,0 101,7 102,5<br />

Finanzierungssaldo der Gebietskörperschaften –16,0 1,5 8,2 12,3<br />

Einnahmen der Sozialversicherung 539,6 539,8 555,9 568,8<br />

Ohne Transfers von den Gebietskörperschaften 428,8 437,9 454,2 466,3<br />

Ausgaben der Sozialversicherung 521,3 534,5 554,0 564,3<br />

Ohne Transfers an <strong>die</strong> Gebietskörperschaften 516,5 533,0 552,6 562,8<br />

Finanzierungssaldo der Sozialversicherung 18,3 5,4 1,9 4,5<br />

Abweichungen der S<strong>um</strong>men rundungsbedingt.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, interne Arbeitsunterlage; eigene Berechnungen; grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

Tabelle 6:<br />

Ausgaben, Einnahmen und Budgetsaldo des Staates 2005–2015<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015<br />

Ausgaben 46,9 45,3 43,5 44,1 48,3 47,7 a 45,2 44,7 44,6 44,3 43,8<br />

Einnahmen 43,6 43,7 43,7 44,0 45,2 43,7 44,3 44,8 44,8 44,6 44,5<br />

Steuern 21,6 22,3 23,2 23,3 23,3 22,2 22,9 23,3 23,5 23,4 23,2<br />

Sozialbeiträge 17,9 17,3 16,5 16,5 17,3 16,9 16,7 16,8 16,7 16,7 16,9<br />

Sonstige<br />

Einnahmen 3,9 3,7 3,7 3,8 4,4 4,4 4,7 4,6 4,6 4,5 4,4<br />

Nachrichtlich:<br />

EU-Mittel 0,3 0,3 0,3 0,3 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2<br />

Budgetsaldo –3,3 –1,7 0,2 –0,1 –3,1 –4,2 –0,8 0,1 0,3 0,4 0,7<br />

Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, in Relation z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt; Steuern einschließlich der<br />

Erbschaftsteuer, EU-Mittel: der Europäischen Union zustehende Steuern. Abweichungen der S<strong>um</strong>men rundungsbedingt. —<br />

a Die Erlöse aus der Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen (4,4 Mrd. Euro) sind als negative Ausgaben berücksichtigt.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.4; Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.5; Statistisches<br />

Bundesamt, interne Arbeitsunterlage; eigene Berechnungen; grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

57


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Der Bruttoschuldenstand dürfte nicht nur<br />

relativ z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt sondern auch<br />

absolut im Jahr 2014 sinken (Abbildung 29).<br />

Maßgeblich sind <strong>die</strong> Haushaltsüberschüsse und<br />

insbesondere <strong>die</strong> Rückgang der Verbindlichkeiten<br />

der Abwicklungsanstalten. Zugleich nehmen<br />

<strong>die</strong> Bruttoschulden, <strong>die</strong> aus den Rettungsmaßnahmen<br />

in der Euro-Schuldenkrise resultieren,<br />

nur noch geringfügig zu. Im Jahr 2015 dürfte<br />

sich der Schuldenabbau nochmals beschleunigen<br />

und ein Schuldenstand von 70,6 Prozent in<br />

Relation z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt erreicht<br />

werden. Dabei dürften <strong>die</strong> Bruttoschulden, <strong>die</strong><br />

durch <strong>die</strong> Bankenrettung verursacht worden<br />

waren, abermals sinken und <strong>die</strong> infolge der<br />

Euro-Schuldenkrise stagnieren. 10<br />

Abbildung 29:<br />

Bruttoschuldenstand 2013–2015<br />

2 500<br />

2 000<br />

1 500<br />

1 000<br />

500<br />

0<br />

Mrd. Euro<br />

Schuldenkrise<br />

Finanzmarktkrise<br />

Übrige Schulden<br />

2013 2014 2015<br />

Schuldenkrise: Verbindlichkeiten, <strong>die</strong> durch das erste Griechenlandpaket,<br />

<strong>die</strong> Einlagen im ESM und <strong>die</strong> über <strong>die</strong> EFSF abgewickelten<br />

Bürgschaften entstehen. Finanzmarktkrise: Verbindlichkeiten, <strong>die</strong><br />

den Gebietskörperschaften durch <strong>die</strong> Bankenrettung entstehen:<br />

FMS-Wertmanagement, SoFFin, EAA, IKB etc.<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht; BMF, interne<br />

Arbeitsunterlagen; eigene Berechnungen und Prognosen.<br />

____________________<br />

10 Die Einzahlungen z<strong>um</strong> ESM werden im Jahr 2014<br />

abgeschlossen und ebenso <strong>die</strong> Rettungsprogramme,<br />

<strong>die</strong> über <strong>die</strong> EFSF abgewickelt werden. Maßnahmen<br />

des ESM werden nur dann schuldenstandswirksam,<br />

wenn <strong>die</strong>ser von den Mitgliedsländern rekapitalisiert<br />

werden muss.<br />

Ausblick: Aufschwung setzt sich<br />

durch<br />

Bei der Konjunkturprognose sind bestimmte<br />

Annahmen zu treffen. Gewöhnlich wird unterstellt,<br />

dass es nicht zu einer erneuten Eskalation<br />

der Probleme vor allem im Eurora<strong>um</strong> kommt<br />

und dass eine krisenhafte Zuspitzung im Prognosezeitra<strong>um</strong><br />

ausbleibt. Das bedeutet jedoch<br />

nicht, dass man solche Ereignisse ausschließt<br />

oder <strong>die</strong> Risiken ausblendet. Eine Möglichkeit<br />

des Umgangs mit solchen Unsicherheiten wäre,<br />

den Wert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Basisprognose – also <strong>die</strong> prognostizierte<br />

Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts<br />

– etwas herabzusetzen, <strong>um</strong> der Wahrscheinlichkeit<br />

einer Krise Rechnung zu tragen.<br />

Dies würde aber der Dimension, <strong>die</strong> eine Krise<br />

auf das Ergebnis hätte, nicht gerecht. Die andere<br />

Möglichkeit besteht darin, es bei der Basisprognose<br />

zu belassen und <strong>die</strong> Abwärtsrisiken zu<br />

betonen. Diese Variante wird auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> vorliegende<br />

Prognose gewählt.<br />

Die Konjunktur in Deutschland hat im Verlauf<br />

<strong>die</strong>ses Jahres noch nicht so viel an Fahrt<br />

gewonnen wie vielfach erwartet. Die Stimmungsindikatoren<br />

signalisieren jedoch, dass<br />

sich ein Aufschwung anbahnt. Im kommenden<br />

Jahr dürfte <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche Produktion<br />

stärker zunehmen als das Produktionspotenzial.<br />

Hier<strong>für</strong> sprechen auch <strong>die</strong> nach wie<br />

vor extrem günstigen Finanzierungsbedingungen<br />

sowie das sich aufhellende internationale<br />

Umfeld.<br />

Nach der verhaltenen Expansion im Schlussquartal<br />

<strong>die</strong>ses Jahres dürfte <strong>die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion im kommenden Jahr beschleunigt<br />

zulegen (Tabelle 7). Z<strong>um</strong> einen werden<br />

sich mit der besseren Konjunktur im Ausland<br />

<strong>die</strong> Exporte spürbar beleben. Z<strong>um</strong> anderen<br />

ist mit mehr Dynamik bei der inländischen<br />

Verwendung zu rechnen. Insbesondere dürfte<br />

der Aufschwung bei den Unternehmensinvestitionen,<br />

der im Zuge der Konjunkturflaute eine<br />

Zeitlang unterbrochen war, wieder einsetzen.<br />

Daneben steigen auch <strong>die</strong> Wohnungsbauinvestitionen<br />

kräftig, bei der Nachfrage nach Immobilien<br />

mehren sich <strong>die</strong> Anzeichen eines ausgeprägten<br />

Booms; vor allem der beschleunigte<br />

58


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Tabelle 7:<br />

Quartalsdaten zur wirtschaftlichen Entwicklung 2013–2015<br />

2013 2014 2015<br />

I II III IV I II III IV I II III IV<br />

Bruttoinlandsprodukt 0,0 2,9 1,3 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,2 2,4 2,5 2,5<br />

Private Kons<strong>um</strong>ausgaben 1,1 2,5 0,4 1,2 1,2 1,5 2,6 2,2 1,4 1,4 1,6 1,6<br />

Kons<strong>um</strong>ausgaben des Staates 0,6 –0,8 1,8 2,2 –0,1 0,9 1,0 1,3 2,1 2,1 1,2 1,1<br />

Ausrüstungsinvestitionen –6,3 4,9 2,1 3,4 4,7 7,2 8,9 9,9 10,0 10,4 10,8 10,8<br />

Bauinvestitionen –8,7 7,9 9,8 4,7 1,7 1,3 2,1 2,8 3,1 3,6 3,9 3,9<br />

Sonstige Anlagen –3,6 6,0 6,1 2,7 4,5 4,5 4,9 4,9 5,7 6,6 7,4 7,4<br />

Vorratsveränderungen 1,7 –1,0 0,9 –0,8 0,3 0,1 –0,3 –0,1 0,2 0,1 0,4 0,5<br />

Inländische Verwendung 1,1 1,6 2,8 1,1 1,5 1,9 2,3 2,5 2,6 2,6 3,0 3,0<br />

Ausfuhr –4,1 10,1 0,3 7,5 5,7 6,1 6,6 7,0 7,0 7,4 7,4 7,4<br />

Einfuhr –2,2 8,0 3,3 7,7 6,1 7,0 7,8 8,2 8,5 8,5 8,9 8,9<br />

Außenbeitrag –1,1 1,4 –1,3 0,3 0,2 0,0 –0,2 –0,2 –0,2 –0,1 –0,3 –0,3<br />

Erwerbstätige, Inland 41 769 41 830 41 901 41 963 42 046 42 134 42 227 42 325 42 427 42 537 42 653 42 780<br />

Arbeitslose 2 926 2 946 2 954 2 982 2 991 2 998 3 001 3 001 2 992 2 965 2 935 2 898<br />

Preis-, kalender- und saisonbereinigt. Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Prozent, Jahresrate; Vorratsveränderungen,<br />

Außenbeitrag: Lundberg-Komponente; Erwerbstätige, Arbeitslose: 1 000 Personen; Arbeitslose: Abgrenzung der Bundesagentur<br />

<strong>für</strong> Arbeit.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.3; Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Monatsbericht; grau hinterlegt: Prognose<br />

des IfW.<br />

Anstieg der Immobilienpreise deutet darauf<br />

hin. Die privaten Haushalte werden ihre Kons<strong>um</strong>ausgaben<br />

deutlich ausweiten; stützend<br />

wirkt dabei <strong>die</strong> anhaltend günstige Lage auf<br />

dem Arbeitsmarkt. So dürfte <strong>die</strong> Beschäftigung<br />

im Jahresverlauf beschleunigt zunehmen, und<br />

<strong>die</strong> Zahl der Arbeitslosen wird sich deutlich verringern.<br />

Für den Jahresdurchschnitt rechnen<br />

wir mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts<br />

<strong>um</strong> 1,7 Prozent, im Jahresverlauf ist <strong>die</strong><br />

Rate etwas höher. Dabei wird <strong>die</strong> konjunkturelle<br />

Dynamik fast ausschließlich von der inländischen<br />

Verwendung getragen (Abbildung 30).<br />

Die Zahl der Arbeitslosen wird im Durchschnitt<br />

des Jahres 2014 voraussichtlich knapp 3 Mill.<br />

betragen und damit etwas höher sein als im<br />

Vorjahr (Tabelle 8). Der Preisauftrieb wird sich<br />

bei der guten Konjunktur verstärken; <strong>die</strong><br />

Inflationsrate dürfte 1,7 Prozent betragen. Im<br />

Budget des Staates ergibt sich voraussichtlich<br />

ein leichter Überschuss.<br />

Bei der Prognose besteht eine Unsicherheit,<br />

<strong>die</strong> wir anhand von Konfidenzintervallen dargestellt<br />

haben. Für <strong>die</strong> Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts<br />

im Jahr 2014 reicht <strong>die</strong> Spanne<br />

des 95-Prozent-Konfidenzintervalls reicht<br />

von –0,4 bis +3,8 Prozent (Abbildung 31).<br />

Abbildung 30:<br />

Verwendungsseitige Expansionsbeiträge 2011–2015<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

Prozentpunkte<br />

Im Jahr 2015 wird sich das Tempo des Aufschwungs<br />

nochmals verstärken. Zur Beschleunigung<br />

werden voraussichtlich alle Komponenten<br />

der inländischen Verwendung beitragen. In<br />

der Folge werden auch <strong>die</strong> Importe kräftig anziehen.<br />

Trotz einer deutlichen Zunahme der Ex-<br />

Außenhandel<br />

Anlagen<br />

Lager<br />

Verbrauch<br />

Prozentpunkte<br />

4,0<br />

2011 2012 2013 2014 2015<br />

Jahresdaten, preisbereinigt (Lundberg-Komponenten).<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.2;<br />

eigene Berechnungen; grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

59


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Tabelle 8:<br />

Jahresdaten zur wirtschaftlichen Entwicklung 2012–2015<br />

2013 2012 2013 2014 2015<br />

Mrd. Euro Vorjahresveränderung in Prozent<br />

Aufkommen und Verwendung in Vorjahrespreisen<br />

Bruttoinlandsprodukt 0,7 0,4 1,7 2,5<br />

Private Kons<strong>um</strong>ausgaben 0,8 0,9 1,4 1,8<br />

Kons<strong>um</strong>ausgaben des Staates 1,0 0,6 0,9 1,6<br />

Anlageinvestitionen –2,1 –0,7 4,3 6,5<br />

Ausrüstungsinvestitionen –4,0 –1,9 5,5 10,8<br />

Bauinvestitionen –1,4 –0,3 3,6 3,9<br />

Sonstige Anlagen 3,4 2,8 4,6 5,9<br />

Vorratsveränderung –0,5 0,2 0,0 0,1<br />

Inländische Verwendung –0,3 0,8 1,8 2,7<br />

Ausfuhr 3,2 0,5 6,0 7,6<br />

Einfuhr 1,4 1,2 6,7 8,7<br />

Außenbeitrag 1,0 –0,3 0,0 0,0<br />

Aufkommen und Verwendung in jeweiligen Preisen<br />

Bruttoinlandsprodukt 2 737,7 2,2 2,7 3,7 4,9<br />

Private Kons<strong>um</strong>ausgaben 1 572,3 2,4 2,5 3,0 4,1<br />

Kons<strong>um</strong>ausgaben des Staates 532,8 3,0 3,6 3,3 3,8<br />

Anlageinvestitionen 472,0 –0,6 0,3 6,0 8,5<br />

Ausrüstungsinvestitionen 171,7 –3,4 –1,9 5,8 11,4<br />

Bauinvestitionen 270,4 1,1 1,6 6,4 7,1<br />

Sonstige Anlagen 29,9 2,6 1,8 3,4 5,0<br />

Vorratsveränderung (Mrd. Euro) –10,3 –5,4 –6,7 –5,4<br />

Inländische Verwendung 2 571,7 1,4 2,5 3,6 4,9<br />

Ausfuhr 1 380,5 4,5 0,0 6,0 8,9<br />

Einfuhr 1 214,5 3,1 –0,7 6,1 9,4<br />

Außenbeitrag (Mrd. Euro) 157,9 166,0 174,1 182,7<br />

Bruttonationaleinkommen 2 798,7 2,3 2,5 3,6 5,1<br />

Deflatoren<br />

Bruttoinlandsprodukt 1,5 2,2 1,9 2,4<br />

Private Kons<strong>um</strong>ausgaben 1,6 1,6 1,6 2,3<br />

Kons<strong>um</strong>ausgaben des Staates 2,0 3,0 2,3 2,2<br />

Ausrüstungsinvestitionen 0,7 0,0 0,4 0,6<br />

Bauinvestitionen 2,4 1,9 2,7 3,1<br />

Sonstige Anlagen –0,8 –1,0 –1,1 –0,8<br />

Ausfuhr 1,3 –0,5 0,0 1,2<br />

Einfuhr 1,7 –1,9 –0,5 0,6<br />

Nachrichtlich: Verbraucherpreise 2,0 1,5 1,7 2,5<br />

Einkommensverteilung<br />

Volkseinkommen 2 110,9 2,1 2,8 4,0 5,8<br />

Arbeitnehmerentgelt 1 416,4 3,9 2,8 3,8 4,8<br />

in Prozent des Volkseinkommens (Lohnquote) 67,1 67,1 66,9 66,3<br />

Unternehmens- und Vermögenseinkommen 694,4 –1,4 2,6 4,6 7,8<br />

Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte 1 718,5 2,3 2,3 3,0 4,0<br />

Sparquote (Prozent) 10,3 10,1 10,1 10,0<br />

Effektivlohn, Stundenbasis 3,6 2,4 3,2 3,5<br />

Lohnstückkosten, Stundenbasis 2,8 2,0 2,1 2,0<br />

Produktivität, Stundenbasis 0,4 0,2 0,9 1,3<br />

Arbeitslose (1 000) 2 897 2 952 2 998 2 947<br />

Arbeitslosenquote (Prozent) 6,8 6,9 6,9 6,8<br />

Erwerbstätige, Inlandskonzept (1 000) 41 607 41 866 42 183 42 599<br />

Finanzierungssaldo des Staates<br />

in Mrd. Euro 2,3 6,9 10,1 21,7<br />

in Relation z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt (Prozent) 0,1 0,3 0,4 0,7<br />

Öffentliche Schulden (Prozent) 81,2 78,4 75,1 70,6<br />

Vorratsveränderung, Außenbeitrag: Lundberg-Komponente; Arbeitslose, Arbeitslosenquote: Abgrenzung der Bundesagentur<br />

<strong>für</strong> Arbeit; Öffentliche Schulden: in Relation z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.2; grau hinterlegt: Prognose des IfW.<br />

60


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Abbildung 31:<br />

Prognoseintervalle <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zunahme des realen<br />

Bruttoinlandsprodukts 2013 und 2014<br />

Maastrichter Vertrag genannten Obergrenze<br />

von 60 Prozent liegt.<br />

6,0<br />

Prozent<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

-1,0<br />

2013 2014<br />

Bruttoinlandsprodukt: preisbereinigt; prognostizierter Anstieg (Linie)<br />

und Prognoseintervall (grau hinterlegte Flächen) bei Konfidenzniveaus<br />

von 33, 66 und 95 Prozent (basierend auf Prognosefehlern<br />

des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> jeweils im vierten Quartal der<br />

Jahre 1994–2012).<br />

Quelle: Eigene Berechnungen.<br />

porte wird somit der Expansionsbeitrag des Außenhandels<br />

negativ sein. Das Bruttoinlandsprodukt<br />

dürfte im Jahresdurchschnitt <strong>um</strong> 2,5 Prozent<br />

höher sein als im Jahr 2014; arbeitstäglich<br />

bereinigt beträgt der Anstieg 2,3 Prozent. Diese<br />

Rate liegt deutlich über der Wachst<strong>um</strong>srate des<br />

Produktionspotenzials, <strong>die</strong> wir auf 1 ¼ Prozent<br />

schätzen (Boysen-Hogrefe et al. 2013c). Mit der<br />

zunehmenden Produktionslücke wird sich der<br />

Inflationsdruck verstärken. Die Verbraucherpreise<br />

dürften 2015 <strong>um</strong> 2,5 Prozent steigen. Die<br />

Arbeitslosigkeit dürfte beschleunigt zurückgehen.<br />

Die Prognose des Budgetsaldos ist mit besonderer<br />

Unsicherheit verbunden, da unklar ist,<br />

welche Pläne der neuen Bundesregierung wann<br />

<strong>um</strong>gesetzt werden. Nach unseren <strong>die</strong>sbezüglichen<br />

Annahmen und auf Basis unserer Prognose<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Konjunktur dürfte sich ein Überschuss<br />

ergeben, der in Relation z<strong>um</strong> Bruttoinlandsprodukt<br />

bei 0,7 Prozent liegt. Ein solcher<br />

Überschuss sollte nicht suggerieren, dass ein<br />

zusätzlicher Ausgabenspielra<strong>um</strong> <strong>für</strong> den Staat<br />

besteht. Vielmehr ist es vor dem Hintergrund<br />

der Schuldenbremse erforderlich, dass in der<br />

Hochkonjunktur <strong>die</strong> Einnahmen <strong>die</strong> Ausgaben<br />

übersteigen. Über<strong>die</strong>s ist ein Schuldenabbau<br />

auch deshalb geboten, weil <strong>die</strong> Staatsschuldenquote<br />

immer noch deutlich über der im<br />

Wachst<strong>um</strong>srisiko Wirtschaftspolitik<br />

Die Konjunktur in Deutschland nähert sich bei<br />

<strong>die</strong>sem prognostizierten Verlauf einer Überhitzung,<br />

<strong>die</strong> sich nicht nur in einem stärkeren allgemeinen<br />

Inflationsdruck äußert, sondern auch<br />

zu mehr und mehr Fehlallokationen auf wichtigen<br />

Märkten führen dürfte. Insbesondere am<br />

Immobilienmarkt werden sich <strong>die</strong> Spannungen<br />

verstärken, und aus heutiger Sicht ist nicht auszuschließen,<br />

dass es zu einer ähnlichen Entwicklung<br />

bei den Immobilienpreisen kommt,<br />

wie sie in anderen Ländern vor der Krise zu beobachten<br />

war. Die Wahrscheinlichkeit hier<strong>für</strong><br />

wird <strong>um</strong>so größer, je länger <strong>die</strong> Zinsen <strong>für</strong><br />

Deutschland „zu niedrig“ sind. Für den Leitzins<br />

der EZB trifft das vermutlich auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zeit<br />

nach dem Jahr 2015 zu, selbst wenn <strong>die</strong> Notenbank<br />

den Leitzins dann anheben sollte. Denn<br />

<strong>die</strong> Produktionslücke in Deutschland wird sich<br />

– so unsere Prognose <strong>für</strong> <strong>die</strong> mittlere Frist –<br />

weiter vergrößern, und <strong>die</strong> Inflation wird sich<br />

vermutlich beschleunigen. Beides zusammen<br />

erforderte ein deutlich höheres Niveau der Zinsen.<br />

Mit der Hochkonjunktur steigt das Risiko<br />

eines konjunkturellen Rückschlags. Die Erfahrung<br />

zeigt, dass eine Rezession <strong>um</strong>so stärker<br />

ausfällt, je ausgeprägter der vorangegangene<br />

Boom ist.<br />

Neben <strong>die</strong>sem Risiko <strong>für</strong> <strong>die</strong> Konjunktur in<br />

den kommenden Jahren ergibt sich ein weiteres<br />

Risiko durch den wirtschaftspolitischen Kurs<br />

der neuen Bundesregierung. Nach den Plänen<br />

der Großen Koalition steht das Ziel der Umverteilung<br />

im Vordergrund. Dies ist offenbar von<br />

der Mehrheit der Bürger in Deutschland so gewollt.<br />

Jedoch wird <strong>die</strong>s auf Kosten von Wachst<strong>um</strong><br />

und Beschäftigung gehen. Z<strong>um</strong> einen wird<br />

<strong>die</strong> wirtschaftliche Dynamik mittelfristig<br />

dadurch beeinträchtigt, dass ein relativ hoher<br />

Mindestlohn eingeführt wird. In der Folge wird<br />

<strong>die</strong> Arbeitsnachfrage mittelfristig niedriger sein.<br />

Zwar ist noch nicht abzusehen, welche Wege <strong>die</strong><br />

61


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

betroffenen Unternehmen und Arbeitnehmer<br />

finden, <strong>die</strong> nachteiligen Wirkungen zu <strong>um</strong>gehen.<br />

Doch insgesamt wird <strong>für</strong> eine Vielzahl von<br />

Arbeitnehmern – vermutlich sind es einige Millionen<br />

– der Stundenlohn <strong>um</strong> rund ein Viertel<br />

erhöht. Dies wird vielen Schätzungen zufolge zu<br />

deutlichen Verlusten bei der Beschäftigung führen.<br />

Z<strong>um</strong> anderen wird das Erwerbspersonenpotenzial<br />

sinken, weil es <strong>für</strong> viele Arbeitnehmer<br />

möglich sein wird, früher in Rente zu gehen.<br />

Damit wird eine wesentliche Errungenschaft der<br />

Sozialpolitik in den vergangenen Jahren unterlaufen,<br />

<strong>die</strong> vorsieht, das Renteneintrittsalter<br />

künftig allmählich anzuheben. Zwar lässt sich<br />

nicht abschätzen, wie stark <strong>die</strong>se Möglichkeit in<br />

Anspruch genommen wird, vermutlich wird der<br />

Effekt jedoch erheblich sein. Vor allem ist <strong>die</strong><br />

Signalwirkung dramatisch, denn den Bürgern<br />

wird suggeriert, solche Maßnahmen seien ohne<br />

Verzicht an anderer Stelle zu haben. Mittelfristig<br />

bedeutet <strong>die</strong>s jedoch, dass <strong>die</strong> Rentenbeiträge<br />

steigen müssen.<br />

Darüber hinaus gibt es Vorhaben, deren Finanzierung<br />

nicht gesichert ist. Will <strong>die</strong> Regierung<br />

<strong>die</strong> Schuldenregel einhalten, wird sie entweder<br />

<strong>die</strong> Staatsausgaben an anderer Stelle kürzen<br />

müssen, oder sie muss – was wahrscheinlicher<br />

ist – <strong>die</strong> Steuern erhöhen. Ein Signal, das<br />

<strong>die</strong>se Vermutung stützt, hat es bereits gegeben:<br />

Künftig sollen heimliche Steuererhöhungen<br />

(„kalte Progression“) offenbar nicht mehr verhindert<br />

werden. Auch <strong>die</strong>s hätte negative Effekte<br />

auf das Wirtschaftswachst<strong>um</strong>. Wenn sich<br />

all <strong>die</strong>se Belastungen konkretisieren, ist es<br />

wahrscheinlich, dass sich das Investitionsklima<br />

auch schon kurzfristig eintrübt.<br />

Literatur<br />

Boysen-Hogrefe, J., D. Groll, N. Jannsen, S. Kooths, B. van Roye und J. Scheide (2012). Deutschland:<br />

Konjunkturflaute wird überwunden. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> (Hrsg.), Deutsche Konjunktur<br />

im Frühjahr 2012. Kieler Diskussionsbeiträge 504/505. IfW, Kiel.<br />

Boysen-Hogrefe, J., K.-J. Gern, D. Groll, N. Jannsen, S. Kooths, M. Plödt, T. Schwarzmüller, B. van<br />

Roye und J. Scheide (2013a). Finanz- und Wirtschaftspolitik bei einer anhaltenden monetären<br />

Expansion. Gutachten im Auftrag des Bundesministeri<strong>um</strong>s der Finanzen. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong>,<br />

Kiel.<br />

Boysen-Hogrefe, J., D. Groll, N. Jannsen, S. Kooths, B. van Roye und J. Scheide (2013b): Deutschland:<br />

Konjunktur erholt sich nur langsam. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> (Hrsg.), Kieler Diskussionsbeiträge<br />

520/521. Deutsche Konjunktur im Frühjahr 2013. IfW, Kiel.<br />

Boysen-Hogrefe, J., N. Jannsen, K.-J. Gern, D. Groll, M. Kappler, S. Kooths, A. Sachs und J. Scheide<br />

(2013c). Mittelfristprojektion <strong>für</strong> Deutschland: Überhitzungsgefahren bei schwachem<br />

Wachst<strong>um</strong>. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> (Hrsg.), Deutsche Konjunktur im Herbst 2013. Kieler<br />

Diskussionsbeiträge 528/529. IfW, Kiel.<br />

Boysen-Hogrefe, J., D. Groll, N. Jannsen, S. Kooths, B. van Roye und J. Scheide (2013d). Deutschland:<br />

Konjunktur nimmt allmählich Fahrt auf. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> (Hrsg.), Deutsche<br />

Konjunktur im Herbst 2013. Kieler Diskussionsbeiträge 528/529. IfW, Kiel.<br />

Boysen-Hogrefe, J., K.-J. Gern, M. Plödt, B. van Roye, J. Scheide und T. Schwarzmüller (2013e).<br />

Weltkonjunktur belebt sich spürbar. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> (Hrsg.), Weltkonjunktur und<br />

deutsche Konjunktur im Winter 2013. Kieler Diskussionsbeiträge 530/531. IfW, Kiel.<br />

Brenke, K., und K.-U. Müller (2013). Gesetzlicher Mindestlohn – Kein verteilungspolitisches<br />

Allheilmittel. DIW Wochenbericht 39/2013. Deutsches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung, Berlin.<br />

Brenke, K., und G. Wagner (2013). Gesetzliche Mindestlöhne: Mit der Einführung kommen <strong>die</strong><br />

Tücken der Umsetzung. Wirtschafts<strong>die</strong>nst 93 (11): 751–757.<br />

62


Deutschland: Konjunktur kommt allmählich in Schwung<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2013). Auswirkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit und der EU-<br />

Schuldenkrise auf den deutschen Arbeitsmarkt. Hintergrundinformationen, Berichtmonat<br />

September. Nürnberg, November.<br />

Groll, D., und S. Kooths (2013). Vor der Bundestagswahl: Arg<strong>um</strong>ente <strong>für</strong> Mindestlöhne überzeugen<br />

nicht. Wirtschafts<strong>die</strong>nst 93 (8): 545–551.<br />

Jannsen, N., und S. Kooths (2012). German Trade Performance in Times of Sl<strong>um</strong>ping Euro Area<br />

Markets. Intereconomics 47 (6): 368–372.<br />

Jannsen, N., und J. Richter (2012). Kapazitätsauslastung im Ausland als Indikator <strong>für</strong> <strong>die</strong> deutschen<br />

Investitionsgüterexporte. Wirtschafts<strong>die</strong>nst 92 (12): 833–837.<br />

Ne<strong>um</strong>ark, D., und W. Wascher (2007). Minim<strong>um</strong> Wages and Employment. IZA Discussion Paper<br />

2570. <strong>Institut</strong> zur Zukunft der Arbeit, Bonn.<br />

Sachverständigenrat (Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung)<br />

(2013). Gegen eine rückwärtsgewandte Wirtschaftspolitik. Jahresgutachten 2013/14.<br />

Wiesbaden.<br />

van Roye, B. (2013). Financial Stress and Economic Activity in Germany. Empirica. DOI:<br />

10.1007/s10663-013-9224-0, Springer, US.<br />

WSI-Tarifarchiv (2013a). Tarifliche Mindestlöhne nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz und dem<br />

Arbeitnehmer-Überlassungsgesetz. Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf.<br />

WSI-Tarifarchiv (2013b). Statistisches Taschenbuch – Tarifpolitik. Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf.<br />

63


Kieler Diskussionsbeiträge<br />

514./515. Weltkonjunktur und deutsche Konjunktur im Winter 2012<br />

Kiel, Dezember 2012. 67 S. 18 Euro.<br />

516./517. Subventionen in Deutschland in den Jahren 2000 bis<br />

2011/2012: Der Kieler Subventionsbericht<br />

Claus-Friedrich Laaser und Astrid Rosenschon<br />

Kiel, März 2013. 18 Euro.<br />

518./519. Weltkonjunktur im Frühjahr 2013<br />

Kiel, April 2013. 47 S. 18 Euro.<br />

520./521. Deutsche Konjunktur im Frühjahr 2013<br />

Kiel, April 2013. 45 S. 18 Euro.<br />

522./523. IfW-Krisencheck: Alles wieder gut in Griechenland?<br />

Klaus Schrader, David Bencek und Claus-Friedrich Laaser<br />

Kiel, Juni 2013. 54 S. 18 Euro.<br />

524./525. Weltkonjunktur und deutsche Konjunktur im Sommer 2013<br />

Kiel, Juli 2013. 60 S. 18 Euro.<br />

526./527. Weltkonjunktur im Herbst 2013<br />

Kiel, Oktober 2013. 51 S. 18 Euro.<br />

528./529. Deutsche Konjunktur im Herbst 2013<br />

Kiel, Oktober 2013. 47 S. 18 Euro.<br />

530./531. Weltkonjunktur und deutsche Konjunktur im Winter 2013<br />

Kiel, Dezember 2013. 63 S. 18 Euro.<br />

Mehr Informationen über Publikationen des IfW unter http://www.ifw-kiel.de/pub<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Weltwirtschaft</strong> an der Universität Kiel, 24100 Kiel

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