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Kongressinformation - IBA Hamburg

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Cornelia N. Stolze<br />

Dr. Jan Wurm<br />

Vita<br />

Geboren in Stuttgart. Studium der Betriebswirtschaftslehre, Landschaftsarchitektur und Städtebau/Stadtplanung<br />

in Reutlingen, Osnabrück und <strong>Hamburg</strong>. Diplomarbeiten über „Aneignung von Freiräumen in<br />

der Stadt“ (1979) und „Aus- und Zuwanderung auf der Veddel HH“ (2004). Mitarbeit in interdisziplinären<br />

Architekturbüros in Stuttgart und <strong>Hamburg</strong>. Tätigkeit in Planungsämtern in <strong>Hamburg</strong>. Teilnahme an Architekturwettbewerben<br />

und Internationalen Planungsworkshops (z.B. „Sprung über die Elbe“, HH 2003);<br />

Preisrichterin und Sachverständige. Referentin, Tutorin und ‚Guest Critic’ TU Darmstadt, TH München<br />

sowie Politecnico di Milano (2013). Durchführung von Fachexkursionen in <strong>Hamburg</strong>er Stadtgebiete, dem<br />

<strong>Hamburg</strong>er Hafen und in Wilhelmsburg (inkl. eigener Wohnung als Neu-Wilhelmsburgerin). Veröffentlichungen<br />

zu Themen wie „Kinder in der Stadt“, „Landschaftsplanung und Natur“, „Nachhaltige Siedlungsentwicklung“,<br />

„Stadt und Hafen“, „HafenCity“ oder „Gartenstädte und Stadtgärten“ (2007).<br />

E-Mail: cornelia.stolze@tischfuenf.com<br />

Vita<br />

Das Architectural Engineering in dem Spannungsfeld zwischen Material, Bautechnologie, Konstruktion<br />

und architektonischer Form ist Jan Wurms Leidenschaft. Er wird von seinen Kunden sehr für seine<br />

Fähigkeiten als Integrator von gestalterischen Konzepten und ingenieurtechnischen Lösungsansätzen<br />

geschätzt, wobei er immer auch das Potential für konstruktive und technische Neuerungen aufzeigt.<br />

Seine Forschungsarbeiten zu der konstruktiven Verwendung von Glas in der Gebäudehülle haben ihn zu<br />

einem international anerkannten Experten in diesem Gebiet gemacht. Jan ist der Autor des Buches „Glastragwerke“,<br />

das von Birkhäuser in deutscher und in englischer Sprache und in Mandarin verlegt worden<br />

ist. Jan arbeitete bis 2008 als Projektleiter und Fachplaner bei den Disziplinen Materials Consulting und<br />

Facade Engineering in London und leitet nun die Materialgruppe in Europa und den Bereich „Technology“,<br />

zu der auch die Disziplinen Lichtplanung, Brandschutzplanung, Bau- und Raumakustik und Bauphysik<br />

zählen. Als Generalist mit einem tiefen technischen Verständnis der Bauprodukte und ihren Herstellungsund<br />

Verwendungsmöglichkeiten, hat Jan eine Reihe erfolgreicher Produktentwicklungen wie der des<br />

SolarLeaf für das BIQ in <strong>Hamburg</strong> geleitet.<br />

Neben der praxisbezogenen Projektarbeit ist Jan in Lehre und Forschung aktiv. Zu seinen letzten Verpflichtungen<br />

zählt eine Gastprofessur an der DTU Kopenhagen, wo er den Masterstudiengang Architectural<br />

Engineering unterrichtete.<br />

Wie wollen wir bauen? Strategien für nachhaltigen und effizienten Wohnungsbau<br />

Mein neuer Lebensabschnitt begann am 3. Mai 2013 mit dem Bezug einer Eigentumswohnung auf der<br />

„Bauausstellung in der Bauausstellung“ (der <strong>IBA</strong>), im Neubau „smart is green“, in der sogenannten<br />

„Neuen Mitte Wilhelmsburg“ des Bezirks <strong>Hamburg</strong> Mitte. Zuvor bewohnte ich in den vergangenen Jahrzehnten<br />

eine Vielzahl von verschiedenen Wohnungstypen in mehreren Städten, die unterschiedliche Herausforderungen<br />

beinhalteten. Für das heutige Thema sind hier insbesondere die Heizungsarten – Kohle,<br />

Öl, Nachtspeicheröfen und Gas – von Interesse. Diese wollte ich durch regenerative Energie ersetzen. So<br />

ist die Entscheidung für das „smart is green“-Haus eine Neuorientierung sowie ein Experiment zugleich.<br />

Das „smart is green“-Haus ist an den Loggien mit Solarzellen (Photovoltaik zur Stromerzeugung)<br />

ausgestattet. Heizkörper in der Wohnung sind nicht nötig, das Haus ist gut isoliert und es gibt eine<br />

Fußbodenheizung, falls es zu kalt wird. Auf dem Dach befindet sich eine Solarthermieanlage für warmes<br />

Wasser und Heizwärme. Gegebenenfalls könnte die Hausgemeinschaft mit 14 Parteien sogar Wärme in<br />

den Nahwärmeverbund Wilhelmsburg einspeisen. In der großen hellen Wohnküche hängen PCM-Vorhänge<br />

(Phase Change Material), die Wärme speichern und abgeben können. Außerdem haben wir „intelligente“<br />

Außenvorhänge an der Westfassade, sie sind leider windempfindlich, sodass sich der Mechanismus auch<br />

nachts hörbar in Gang setzen kann. Sie bewirken, dass sich die Fensterscheiben nicht aufheizen und<br />

dadurch die Wohnung meist eine angenehme Temperatur behält. Die Fenster sind 3-fach verglast, können<br />

den Verkehrslärm aber nicht ganz abhalten. Über das Lüftungssystem wird die Luft vom Dach angesaugt<br />

und in den Wohnungen verteilt. Dadurch gibt es immer frische Luft. Das System kann in jeder Wohnung<br />

separat reguliert werden. Alle Fenster können geöffnet werden, müssen aber nicht.<br />

Wir haben aus dem III. Stock einen schönen Blick ins Grüne. Leider ist aus den ursprünglich ambitionierten<br />

Ideen der „Neuen Mitte Wilhelmsburg“ (wie mir berichtet wurde z.B. „shared space“ mit gelungener<br />

Gestaltung) nur eine Durchgangsstraße geworden. Der gemeinsame „Wohnhof“ gleicht einem begrünten<br />

Parkplatz. Die Freiraumplanungen sind durchaus optimierbar.<br />

Die Bioreaktive Fassade<br />

2009 luden uns die österreichischen Architekten SPLITTERWERK ein, sie bei dem internationalen<br />

Wettbewerb Smart Material House für die <strong>IBA</strong> 2013 in <strong>Hamburg</strong> zu unterstützen. Für die äußere<br />

Gebäudehülle schlugen wir gebäudeintegrierte Photobioreaktoren (PBR) für die Kultivierung von Mikroalgen<br />

und solarer Erzeugung von Wärme vor. Im März 2013 wurde auf dem Gelände der <strong>IBA</strong> in <strong>Hamburg</strong>-<br />

Wilhelmsburg das BIQ, ein vierstöckiges Wohnhaus, als Pilotprojekt realisiert, das erstmals 300 m 2 des<br />

entwickelten Fassadensystems aufweist und alle haustechnischen Komponenten für einen Ganzjahresbetrieb<br />

umfasst. Die Bioreaktive Fassade SolarLeaf ist als Sekundärfassade vor die süd-westliche und südöstliche<br />

Hausseite vorgehängt. Das Fassadensystem wurde in enger Zusammenarbeit zwischen SSC, Colt<br />

International und Arup entwickelt und von der Forschungsinitiative ZukunftBau gefördert.<br />

Die Bioreaktive Fassade zielt darauf ab, Synergien in der Verbindung unterschiedlicher haustechnischer<br />

Systeme und Massenströme von Wärme, Biomasse, Wasser und Emissionen herzustellen. Der Schlüssel<br />

zum Erfolg für die Umsetzung größerer Anlagen liegt in der engen Zusammenarbeit aller Interessensgruppen<br />

und Ingenieurdisziplinen. Die Technologie erfordert eine starke interdisziplinäre Kooperation und<br />

der Verbindung unterschiedlicher Bereiche wie Umwelttechnik, Fassadenplanung, Materialwissenschaften,<br />

Gebäudesimulation, Technische Gebäudeausrüstung, Tragwerksplanung und Gebäudeautomation. Am<br />

allermeisten ist holistisches Denken gefordert, um die technischen Anforderungen mit den Bedürfnissen<br />

der Nutzer zu verbinden. In einmaliger Art und Weise stellt die Bioreaktive Fassade eine vielversprechende,<br />

anpassungsfähige Gebäudehülle dar – ein erster Schritt unsere gebaute Umwelt in Synergie zu den<br />

natürlichen Kreisläufen und den technischen Kreisläufen des Gebäudes zu entwickeln.<br />

Entworfen wurde das Gebäude von Michael Ziller aus München und realisiert von Behrendt Wohnungsbau<br />

<strong>Hamburg</strong>.<br />

38 Wege des Wohnungsbaus im 21. Jahrhundert 23./24. August 2013<br />

39

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