Whitepaper (PDF, 74 Seiten, 21.5 MB) - IBA Hamburg
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TEIL 1: Statusbericht zum<br />
mehrgeschossigen Holzbau<br />
Entwicklung des Holzbaus<br />
Aufgrund seiner mannigfaltigen Eigenschaften<br />
hat der Roh- und Werkstoff Holz nahezu von Beginn<br />
der Menschheitsgeschichte an eine wichtige<br />
Rolle gespielt. Holz war über Jahrtausende der<br />
einzige Baustoff, aus dem sich stabförmige Bauteile<br />
herstellen ließen, mit denen weitgespannte<br />
Konstruktionen für Decken und Dächer sowie<br />
leichte, skelettförmige Wände errichtet werden<br />
konnten. Die Herstellung von Geräten und Fahrzeugen<br />
aller Art, der Schiffbau, die Entwicklung<br />
der Städte im Mittelalter und selbst der Flugzeugbau<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts wären<br />
ohne den Baustoff Holz nicht möglich gewesen.<br />
Höhepunkt eines handwerklich aufgestellten<br />
Holzbaus sind die Fachwerkbauten aus dem 16.<br />
und 17. Jahrhundert. Die umfassenden Kenntnisse<br />
der Eigenschaften und der Leistungsfähigkeit von<br />
Holz und Holzprodukten in der heute verfügbaren<br />
Tiefe sind Resultat des Umgangs mit diesem<br />
Werkstoff während dieser Zeit. 1<br />
Für Norddeutschland im Allgemeinen und<br />
<strong>Hamburg</strong> im Besonderen könnte die Frage<br />
aufgeworfen werden, inwieweit es dort neben<br />
der Tradition des ziegelsichtigen Mauerwerkbaus<br />
eine Tradition der Holzbaukompetenz gibt. Diese<br />
<br />
augenfällig daher kommt. Doch stehen sowohl die<br />
<strong>Hamburg</strong>er Speicherstadt als auch das Lübecker<br />
Holstentor auf einem engen Raster in den schlickigen<br />
Untergrund getriebener Eichenpfähle.<br />
Neben weiteren großen und kleinen Bauten stand<br />
in Norddeutschland lange der Schiffsbau für<br />
die vorrangige Verwendung von Holz. Aus dem<br />
Schiffsbau wurde das Wissen um den fachgerechten<br />
Umgang mit Holz bezogen. Ein mehr als<br />
deutliches Zeichen dafür sind die Krummholz-<br />
Dachtragwerke in Schleswig-Holstein. Für diese<br />
wurden, wie im Schiffsbau üblich, Schablonen aus<br />
dem Aufriss auf die Bäume im Wald gepasst, um<br />
gezielt natürlich krumm gewachsene Teile nutzen<br />
zu können. Dabei hat die Natur über einen weite-<br />
<br />
Abb. 1: Aegidienhof in Lübeck, Haus 11: Historische<br />
Deckenbalken aus dem 17. Jahrhundert,<br />
ergänzt um eine Brettstapeldecke<br />
Holz zur Verfügung stand: Der stetige und mitunter<br />
kräftige Wind formte und formt immer noch<br />
freistehende Bäume zu bizarren Gewächsen, bei<br />
denen die Äste in scheinbar unnatürlicher Art<br />
und Weise nahezu rechtwinklig aus dem Stamm<br />
und mit dem Wind zu wachsen scheinen. Daneben<br />
wurde der Natur nachgeholfen und Bäume<br />
krumm gespannt, um bestimmte Wuchsformen zu<br />
erzielen. Es ist in diesem Zusammenhang wichtig,<br />
dass es bis zum heutigen Tage nicht möglich ist,<br />
Holzverbindungen herzustellen, deren Festigkeiten<br />
an die der natürlich geformten Holzteile<br />
heranreichen. 2<br />
Darüber hinaus wurden Holzbauteile an essentiellen<br />
Stellen der ziegelsichtigen Bauwerke<br />
Norddeutschlands eingesetzt. Die aufwändigen<br />
Fassaden der holsteinischen Herrenhäuser wie<br />
auch der hanseatischen Konvent- und Bürgerhäuser<br />
des Mittelalters wie der Renaissance werden<br />
<br />
Holzbalkendecken und Fachwerkwänden im Inne-<br />
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