Peter Jorzick - IBA Hamburg
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Kongress<br />
Wege des Wohnungsbaus<br />
im 21. Jahrhundert<br />
23./24. August 2013<br />
Foto: <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH / Kai Müllenhoff; links im Bild: <strong>Peter</strong> <strong>Jorzick</strong><br />
<strong>Peter</strong> <strong>Jorzick</strong><br />
Vita<br />
Anfang der 80er Jahre startete <strong>Peter</strong> <strong>Jorzick</strong> mit ersten Projektentwicklungen in <strong>Hamburg</strong>-Ottensen,<br />
u. a. als GF des „Ottenser Werkhofes“ und geschäftsführender Gesellschafter des „<strong>Hamburg</strong>er<br />
Medienhauses“.<br />
Der Aufbau einer „Beratungsstelle für örtliche Beschäftigungsinitiativen“ im Rahmen der Wirtschaftsförderung<br />
der FHH folgte. Ende der 80er erarbeitete Herr <strong>Jorzick</strong> ein Strategiekonzept für<br />
die Neuorientierung der gesamten <strong>Hamburg</strong>er Stadterneuerung. Für die“ STEG <strong>Hamburg</strong>“, einen<br />
Treuhänderischen Sanierungsträger, entwarf Herr <strong>Jorzick</strong> das Unternehmenskonzept und übernahm<br />
von 1989 bis 1997 die Geschäftsführung. Parallel entwickelte er als GF der „HAGG mbH“<br />
diverse Gewerbehöfe in <strong>Hamburg</strong>, sowohl als Neubauten als auch Bestandsprojekte.<br />
Sein Geschäftsmodell, sich als mit der Stadt vertrauter, lokaler Entwickler auf die Wachstumschancen<br />
<strong>Hamburg</strong>s zu konzentrieren, zahlte sich aus, seit 1997 führt Herr <strong>Jorzick</strong> erfolgreich, als<br />
Geschäftsführender Gesellschafter, das Unternehmen „<strong>Hamburg</strong> Team Gesellschaft für Projektentwicklung<br />
mbH“.<br />
Unternehmen:<br />
<strong>Hamburg</strong> Team Gesellschaft für Projektentwicklung setzt seit 1997 bauliche Akzente als Bauherr,<br />
Planer und Vertreter der Auftraggeberinteressen. Neben hoher Funktionalität und Wirtschaftlichkeit<br />
überzeugen alle Projekte bis ins Detail. Anspruchsvolle Neubauvorhaben zählen ebenso zu den<br />
Leistungen wie die Weiterentwicklung historischer Bausubstanz. In Zusammenarbeit mit namhaften<br />
Architekturbüros entstehen unter Leitung von <strong>Hamburg</strong> Team unverwechselbare Gebäude und<br />
Quartiere, die die Nutzer begeistern und ihre Auszeichnungen verdient haben. Weitere Informationen<br />
unter www.hamburgteam.de
Thema des Vortrags<br />
Die größten Herausforderungen des Wohnungsbaus<br />
im 21. Jahrhundert<br />
Seit 2008 leben erstmals in der Erdgeschichte<br />
mehr Menschen in Städten als auf dem Land. In<br />
<strong>Hamburg</strong>, eine im weltweiten Vergleich extrem<br />
wohlhabende und recht überschaubar große<br />
Stadt, wird in den nächsten Jahren eine Zuwanderung<br />
von ca. 100.000 neuen Mitbürgern<br />
erwartet. Die neuen Mitbürger werden auf dem<br />
Stadtgebiet in neuen Wohngebäuden integriert<br />
werden (müssen).<br />
Wohnungsbau im 21. Jahrhundert hat sich also<br />
mit Nachverdichtung zu beschäftigen, andererseits<br />
die Chancen größerer Konversionsflächen<br />
aktiv für die Entwicklung neuer Quartiere zu<br />
nutzen.<br />
Die Herausforderungen bei der Umsetzung urban<br />
verdichteter Wohnungsbauprojekte ist die multipolare<br />
Anforderungshaltung der Stadtgesellschaft<br />
an die Planer und Bauherren: Es soll heute<br />
ökologisch, d. h. ressourcenschonend, CO2-neutral,<br />
möglichst mit energetischem Gesamtplus<br />
gebaut werden, der Städtebau soll möglichst<br />
nach basisdemokratischen Prinzipien im offenen<br />
Diskurs entwickelt werden.<br />
Die technischen Anforderungen an die Gebäude,<br />
z. B. des konstruktiven Brandschutzes, der<br />
Energieeinsparung müssen ebenso eingehalten<br />
werden, wie die Prinzipien des altersgerechten,<br />
barrierefreien Bauens (Demographische Flexibilität),<br />
aber der Wohnungsbau soll sowohl Wohnen<br />
als auch Arbeiten ermöglichen, das Wachsen als<br />
auch Schrumpfen von Familien-/Lebensgemeinschaften<br />
berücksichtigen.<br />
Insofern stimmen die Regularien des Baugenehmigungsprozesses<br />
und ihre gesetzlichen Grundlagen<br />
meist nicht mit den gewandelten sozialen<br />
und demographischen Wirklichkeiten überein<br />
(z. B. Kinderspielflächen, Stellplatzverordnung,<br />
Abstandsregelungen), noch sind sie deckungsgleich<br />
mit den qualitativen Erwartungen der<br />
Stadtgesellschaft an das Produkt „Wohnung“.<br />
Das Zusammenwirken aller Anforderungen an<br />
das zeitgemäße, urbane Wohngebäude erfordert<br />
eine umfangreiche, koordinierte Planung von<br />
Architekten und Fachingenieuren. Während die<br />
reine Bauzeit in den letzten Jahren eher kürzer<br />
und kompakter geworden ist, erleben wir nahezu<br />
eine doppelt so lange Entwicklungs-, Planungsund<br />
Genehmigungsspanne.<br />
Fortschreitende Ausdifferenzierung und Verkomplizierung<br />
der einzelnen erforderlichen<br />
Planungssegmente, insbesondere der Fachingenieursleistungen<br />
erfordert auf Bauherrenseite<br />
anwachsende Projektsteuerungsanforderungen<br />
traditionell autistisch veranlagter Fachleute.<br />
Auch die öffentliche Verwaltung reduziert im<br />
Zuge fiskalischer Sparrunden den Service für<br />
Bauherren kontinuierlich und konzentriert sich<br />
mit der schrumpfenden Mannschaft darauf,<br />
immer kompliziertere Ausführungsrichtlinien zu<br />
verfassen und möglichst viele Aufgaben in das<br />
Pflichtenheft der Bauherren zu verschieben.<br />
Die große dauernde Herausforderung ist, angesichts<br />
der o. g. Rahmenbedingungen, dass wir,<br />
die Projektentwickler, Wohnungsbauer, Architekten<br />
und am Bau Beteiligten nicht unsere positiven<br />
Visionen für den Umbau unserer Stadt verlieren.<br />
Angesichts der Vielzahl von Hindernissen<br />
und Quertreibereien sollten wir unverdrossen<br />
den Weg weiter gehen, Gebäude zu entwickeln, in<br />
denen wir „zuhause“ sind, die wir schätzen, weil<br />
sie uns Geborgenheit, einen praktischen Grundriss,<br />
gute Ausstattung und einen sicheren Platz<br />
in Nachbarschaft und Quartier bieten. Urbaner<br />
Wohnungsbau schafft Platz für neue Bürger in<br />
der Stadt. Wir schaffen nicht nur Raum für gut<br />
geschnittene, verbrauchsarme, nachhaltige Wohnungen<br />
und Orte zum Arbeiten, für Treffpunkte<br />
und Freizeitangebote, sondern integrieren Neues<br />
in Bestehendes. Wir setzen nicht auf Solitäre<br />
sondern suchen die Brücken zur Nachbarschaft.<br />
Unsere Leidenschaft für gute Gestaltung, den<br />
Mut auch zu unbequemen Auseinandersetzungen<br />
um die Qualität des Gebauten zu sichern, nicht<br />
zynisch zu werden, ja sogar in gewisser Weise<br />
verletzbar zu bleiben, ist die größte Herausforderung<br />
für guten, großstädtischen Wohnungsbau<br />
im 21. Jahrhundert.