Moritz Neumann: Woran man einen Juden erkennt... (Mai 2013)
Moritz Neumann: Woran man einen Juden erkennt... (Mai 2013)
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Bärte zu zerstören. Daher hat die Tora dies verboten ... aber <strong>man</strong> sündigt darin nur,<br />
wenn <strong>man</strong> ein Rasiermesser benutzt .. wenn also je<strong>man</strong>d s<strong>einen</strong> Bart mit einer Schere<br />
schneidet, so macht er sich keiner Übertretung schuldig.“<br />
In seinem Standardwerk „Jüdisches Leben“ erläutert Rabbiner Chaim Halevy Donin dies<br />
so: „Seitdem es möglich wurde, andere Mittel als das Rasiermesser zu benutzen, um die<br />
Gesichtshaare zu entfernen, begannen auch gesetzestreue <strong>Juden</strong>, sich glatt zu rasieren.<br />
Zuerst wurden Schneidemaschinen (die wie eine Schere funktionieren und nicht wie ein<br />
Messer), Rasierpulver und andere haarentfernende Mittel eingeführt. Der moderne<br />
elektrische Rasierapparat (der auch im Prinzip wie eine Schere arbeitet, nicht wie eine<br />
Klinge) wurde von religiösen Autoritäten für erlaubt erklärt. Das ermöglichte es auch<br />
frommen <strong>Juden</strong>, glattrasiert zu sein oder <strong>einen</strong> kl<strong>einen</strong> Bart zu tragen, ohne das<br />
Toragesetz zu verletzen. Nichtsdestoweniger erweckt das vollbärtige Gesicht<br />
wahrscheinlich immer noch den Eindruck tieferer Frömmigkeit."<br />
Selbst unter <strong>Juden</strong> ist es indessen ganz und gar nicht einfach, die Zugehörigkeit eines<br />
Frommen zu einer bestimmten Glaubensrichtung zu bestimmen. Zu unterschiedlich sind<br />
die Feinheiten, die darüber Aufschluss geben. Und selbst in Israel, wo die meisten<br />
Richtungen präsent sind, auch im Straßenbild, ist es für die große Mehrheit der<br />
Bevölkerung nicht einfacher, denn sie versteht oftmals die Verschiedenartigkeit der<br />
Kleidung der Orthodoxen nicht, die alle ein bißchen abschätzig einfach nur "Schwarze"<br />
genannt werden.<br />
Beispielsweise hat jede Strömung ihre eigene Form der Kopfbedeckung. Alle frommen<br />
<strong>Juden</strong> tragen zwar die traditionelle Kopfbedeckung, nämlich die Kippa. Aber jede<br />
Richtung ist an ihrer eigenen Kippa-Sorte zu erkennen: Bunt gehäkelte werden den<br />
zionistischen Strömungen zugeschrieben, eine rein schwarze den Litauern und den<br />
chassidischen Strömungen und eine weiß gestrickte mit einer kleiner Bommel oben<br />
drauf den Breslower Chassiden.<br />
In der „Berliner Zeitung“ wurde einmal die Anekdote von einer israelischen Frau erzählt,<br />
die in der New Yorker U-Bahn auf <strong>einen</strong> schwarz gekleideten Mann zugeht, der <strong>einen</strong><br />
Bart und <strong>einen</strong> auffälligen Hut trägt. Sie fährt ihn an, dass es eine Schande sei, wie er