Skript zur Vorlesung „Allgemeine Psychologie II“ (Prof. Dr. Christian ...
Skript zur Vorlesung „Allgemeine Psychologie II“ (Prof. Dr. Christian ... Skript zur Vorlesung „Allgemeine Psychologie II“ (Prof. Dr. Christian ...
1 Weder die Autorin noch der Fachschaftsrat Psychologie übernimmt irgendwelche Verantwortung für dieses Skript. Das Skript soll nicht die Lektüre der Prüfungsliteratur ersetzen. Verbesserungen und Korrekturen bitte an fs-psycho@uni-koeln.de mailen. Die Fachschaft dankt der Autorin im Namen aller Studierenden! Version 1.0 (2011) Skript zur Vorlesung „Allgemeine Psychologie II“ (Prof. Dr. Christian Unkelbach) Wintersemester 2010/11 Allgemeine Psychologie II – Unkelbach WS 2010/11 1
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- Seite 12 und 13: 12 3. Expertenmacht (zwischen Arzt
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- Seite 24 und 25: 24 2. „Meine Lebenssituation ist
1<br />
Weder die Autorin noch der Fachschaftsrat <strong>Psychologie</strong><br />
übernimmt irgendwelche Verantwortung für dieses <strong>Skript</strong>.<br />
Das <strong>Skript</strong> soll nicht die Lektüre der Prüfungsliteratur ersetzen.<br />
Verbesserungen und Korrekturen bitte an fs-psycho@uni-koeln.de mailen.<br />
Die Fachschaft dankt der Autorin im Namen aller Studierenden!<br />
Version 1.0 (2011)<br />
<strong>Skript</strong> <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>„Allgemeine</strong> <strong>Psychologie</strong> <strong>II“</strong><br />
(<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Christian</strong> Unkelbach)<br />
Wintersemester 2010/11<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 1
2<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II Unkelbach WS 2010/11<br />
1. Was ist der Unterschied zwischen Handeln und Verhalten?<br />
Verhalten ist unwillkürlich, automatisch, unbewusst<br />
Sich verhalten ist empirisch wertlos, weil man sich nicht nicht verhalten kann.<br />
Handeln ist absichtsvoll, zielgerichtet, sinnvoll<br />
Veränderung oder Verhinderung einer Situation (produktives & präventives Handeln)<br />
3 Stufen: mehrere Alternativen (Entscheidungsfreiheit), Abwägen & Entschluss<br />
Impliziert rationales Handeln und Verantwortung !<br />
2. Wenn Motivation das Zusammenspiel von Situation und Person ist, welche Rolle<br />
spielen dabei Anreize, Ziele und Motive?<br />
Das Ziel von Verhalten ist eine möglichst gute Affektbilanz („fühlt sich gut an“) (BIS-BAS) –<br />
Ereignisse und Tätigkeiten erhalten Anreizcharakter wegen der ausgelösten Affekte.<br />
Der Anreizcharakter entsteht durch Zusammenwirken von Umwelt (Hinweisreize) und<br />
Person (und deren innerem Zustand), zum Beispiel hat ein trockenes Stück Brot einen hohen<br />
Anreizcharakter auf eine hungrige Person, während es einen niedrigen Anreizcharakter auf<br />
eine satte Person hat.<br />
Motive sind menschliche Eigenschaften, auf bestimmte Ziele (zum Beispiel Leistung, Macht)<br />
emotional zu reagieren. Damit bestimmten Motive, wie Menschen Dinge und Situationen<br />
bewerten und welchen Anreizcharakter sie haben.<br />
Nach Heckhausen gibt es Tätigkeits- und Ergebnisanreize.<br />
3. Wie ist Maslow‘s Bedürfnis-Pyramide aufgebaut ?<br />
Von unten nach oben:<br />
1. physiologische Bedürfnisse (Hunger, Durst, Sexualität, Schlaf)<br />
2. Bedürfnisse nach Sicherheit (persönliche, finanzielle)<br />
3. Liebe & Zugehörigkeit<br />
4. Anerkennung (durch sich selbst und andere)<br />
5. Selbstaktualisierung<br />
Wichtige Aussage: einige Bedürfnisse sind mächtiger als andere – grundlegende Bedürfnisse<br />
motivieren stärker<br />
Probleme:<br />
1. Hierarchie wird nicht immer eingehalten (zum Beispiel Arbeiten trotz Hunger und<br />
Durst, Fasten und Hungerstreiken)<br />
2. empirisch schwer prüfbar<br />
4. Was ist der Unterschied zwischen biogenen und soziogenen Motiven?<br />
Biogene Motive (zum Beispiel Hunger, Durst, Sexualität – physiologische Bedürfnisse)<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 2
3<br />
1. angeborene emotionale Qualität<br />
2. stark genetisch geprägt<br />
3. variieren intraindividuell<br />
Soziogene Motive (Anschluss, Intimität, Macht, Leistung)<br />
1. gelernte emotionale Verbindung<br />
2. stark durch lernen geprägt<br />
3. inter-individuell unterschiedlich<br />
beide haben je genetische und gelernte Anteile !<br />
4. Wie kann man Motive messen?<br />
1. Fragebogen<br />
Annahme: bewusster Zugang zu internen Prozessen möglich;<br />
Problem: soziale Erwünschtheit; kein Zugang zu unbewussten Motiven; „telling more<br />
than we can know“<br />
2. TAT (Thematic Apperception Test von Murray 1938 – thematischer Auffassungstest)<br />
Zeigen eines Bildes; Aufforderung, Geschichte dazu zu erzählen; Interpretation nach<br />
vorherrschendem Motiv (Macht, Bindung oder Leistung)<br />
Problem: Validität<br />
Feldstudie von Atkinson & McClelland (1948)<br />
Matrosen fasten 1 bis 16 Stunden<br />
Fragebogenergebnis: Bezüge zu Hunger mit umgekehrt u-förmigem Verlauf (erst niedrig<br />
dann hoch, dann wieder niedrig)<br />
in TAT: lineare Zunahme nahrungsbezogener Inhalte<br />
3. Multi-Mutive-Grid (Sokolowski et al., 2000)<br />
14 Bilder mit 12 Aussagen je keine, mittlere und hohe Ambiguität bezüglich der Situation<br />
(Leistungs-, Macht- & Bindungskomponenten)<br />
Empirische Anwendungen<br />
1. Puca & Schmalt (1999): Durch Leistungsmotiv Vorhersage der Reaktionszeit und wie<br />
angenehm die Reaktionszeitaufgabe erlebt wurde<br />
2. Sokolowski & Kehr (1999): Durch Machtmotiv Vorhersage des erlebten Lernens in<br />
einem Kurs für Manager<br />
3. Schmalt & Langens (1999): Bindungsmotiv sagt Häufigkeit von Beziehugnsthemen in<br />
Tagebuchstudie mit Studenten vorher<br />
Wichtig: interindividuelle Unterschiede sagen vorher, welche Stimuli für eine Person<br />
Anreizcharakter haben<br />
zum Beispiel: Leistung (kompetent fühlen vs. fehlende Fähigkeiten), Bindung (gerne<br />
andere treffen, Angst vor Zurückweisung), Macht (Einfluss ausüben, Angst vor<br />
Kontrollverlust)<br />
4. Warum sind Instinkte <strong>zur</strong> Erklärung von Verhalten problematisch?<br />
Wegen der Zirkularität: aus einem Verhalten wird auf einen Trieb geschlossen, der dieses<br />
Verhalten erklären soll.<br />
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4<br />
5. Was unterscheidet Lerntheorien und psychodynamische Theorien bei der<br />
Erklärung von Verhalten?<br />
In psychodynamischen Theorien wird davon ausgegangen, dass Verhalten von Trieben aus<br />
dem Körper motiviert wird, deren Reduktion das Ziel des Verhaltens zum Lustgewinn sei.<br />
Somit führen spezifische Triebe zu spezifischem Verhalten.<br />
Lerntheoretisch hingegen wird angenommen, dass Verhalten nicht von innewohnenden<br />
Trieben gesteuert, sondern gelernt wird durch Verknüpfungen von Reiz-Reaktionsmustern.<br />
Dabei spielt die bei einer Reiz-Reaktions-Verknüpfung gemachte Erfahrung eine Rolle, wie<br />
stark die Verknüpfung gespeichert wird.<br />
Der Trieb ist also ein unspezifischer „Energielieferant“ für Verhalten.<br />
Nach Hull entspricht die Stärke des Verhaltens der Stärke des Triebes multipliziert mit der<br />
Stärke der gelernten Verbindung.<br />
Theorien der Motivation<br />
Freud, Verhaltensforschung, Soziobiologie<br />
1. Mechanische und „gott-gleiche“ Menschenbilder?<br />
Mechanische Menschenbilder gehen vom Menschen als einer Maschine aus, die über<br />
bestimmte Regelkreisläufe funktioniert.<br />
Hierzu zählen biologische Theorien (Darwin, Dawkins, Triebtheorien (Hull) und der<br />
psychodynamische Ansatz (Freud).<br />
Andere Theorien wie Attributionstheorien (Heider, Kelley, Seligman, Weiner) und die<br />
Erwartungs x Wert Theorie (Atkinson) gründen auf dem Menschenbild eines bewussten<br />
Individuums, das Entscheidungen kognitiv abwägt und willentlich fällt.<br />
2. Struktur, Dynamik und Ebenen des Freud’schen Ansatzes<br />
Struktur:<br />
Es: gesamte psychische Energie, Lustprinzip; Primärprozess: verlangt direkte<br />
Triebbefriedigung; kann real und irreal nicht unterscheiden<br />
Ich: Realitätsprinzip: Aufschub von Triebbefriedigung (an die Realität angepasst),<br />
Sekundärprozess (Denken, Wille, Logik, Gedächtnis)<br />
Über-Ich: entwickelt durch Identifikation mit gleichgeschlechtlichem Elternteil; Belohnen +<br />
Bestrafen<br />
Dynmaik:<br />
Ebenen:<br />
Lebens- & Todestrieb<br />
Bewusstes, Unbewusstes, Vorbewusstes<br />
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5<br />
3. Empirische Überprüfung des Freud‘schen Ansatz<br />
1. Schwierig wegen tautologischem Zirkelschluss: zum Beispiel bei Ödiplus-Komplex - wenn<br />
nicht zutreffend, wird wahrer Wunsch verdrängt.<br />
2. Katharsis – Konzept von Bushman, Baumeister & Stack (1999) geprüft: VPN prügeln auf<br />
Sandsack ein und bestrafen Mitspieler in fiktivem Spiel mit unterschiedlicher Lautstärke<br />
Ergebnis: der Wunsch, den Sandsack zu schlagen korreliert hoch mit Aggression gegenüber<br />
den Mitmenschen in den weiteren trials nach dem ersten.<br />
4. Lorenz hydraulisches Modell und Kritik daran<br />
Das Modell ist bildlich zu veranschaulichen anhand eines Wassertankes, dessen Schleusen<br />
sich hydraulisch öffnen. Das Gewicht an der Schleusenöffnung sind die Reize – das Wasser<br />
stellt die Triebenergie und damit die motivationale Kraft dar.<br />
Wenn viel Wasser im Tank ist (starke Motivation), kann auch ohne das Ziehen des Gewichtes<br />
an der Schleusenöffnung (Reize) eine Reaktion erfolgen. Umgekehrt kann auch bei wenig<br />
Wasser im Tank (Motivation) durch ein schweres Gewicht (Reiz) die Schleuse geöffnet<br />
werden und zu einer Reaktion führen.<br />
Kritik:<br />
1. „Energiereservoir“ lässt sich empirisch nicht nachweisen<br />
2. Modell ist sinnvoll <strong>zur</strong> Erklärung von reaktivem Tierverhalten, nicht für willkürliches<br />
Vorteile: Übersprungshandlungen (das Energiereservoir ist voll und daher wird bei Konflikten<br />
zwischen Reaktionsmustern eine unpassende Reaktion ausgeführt) und Leerlauf- /<br />
Vakuumhandlungen (volles Energiereservoir führt zu Verhalten, obwohl kein Reiz da ist)<br />
können mit diesem Modell gut erklärt werden<br />
5. Soziobiologische Grundannahmen und empirische Überprüfung dieser<br />
Annahmen<br />
Verhalten wird bestimmt von distalen / ultimaten Determinanten (Gene, Überleben der Art)<br />
und Menschen sind sich der ultimativen Ziele Ihres Verhaltens nicht bewusst. Das Verhalten<br />
ist flexibel und sichert das Überleben des Gen-Pools.<br />
Empirische Überprüfung mit Fragebögen zu familiären Einschätzungen (zum Beispiel Kind<br />
welchen Alters retten; Wichtigkeit der Großeltern). Schwer zu testen !<br />
6. Vergleichende Würdigung dieser „maschinistischen“ Ansätze<br />
Psychodynamisch:<br />
1. keine Theorie im eigentlichen Sinne empirisch schwer zu prüfen<br />
2. hoher heuristischer Wert<br />
3. Basis für Folgetheorien<br />
Verhaltensforschung<br />
1. proximale Determinanten von Verhalten (Hormone & Umwelt)<br />
2. Unterscheidung Instinkt & instinktives Verhalten<br />
3. erklärt eher Tierverhalten als willkürliches menschliches<br />
4. Energiereservoir nicht empirisch nachweisbar<br />
Soziobiologisch<br />
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6<br />
1. hoher heuristischer Wert<br />
2. schwer zu testen<br />
3. Analyse-Ebene: nicht an Individuen orientiert<br />
Hull´s Triebtheorie und Lewin´s Feldtheorie<br />
1. Charakteristika von Hull gegenüber Freud?<br />
Gemeinsamkeiten: Homöostase & Hedonismus steuern Verhalten<br />
Unterschiede:<br />
Quelle der Motivation: geschlossenes Energiesystem (Freud) vs. beliebige Triebstärke (Hull)<br />
Datenquelle: Therapie vs. Laborexperimente,<br />
Erklärungen: psychologische Konstrukte vs. beobachtbare Bedürfnisse<br />
2. Trieb vs. Instinkt als erklärende Konstrukte?<br />
Trieb hat Vorteile im empirischen Belegen:<br />
1. in physiologischen Parametern erfassbar<br />
2. Möglichkeit, Trieb zu manipulieren: Stunden seit letzter Fütterung, letztem<br />
Geschlechtsverkehr<br />
3. Mathematische Formulierung und empirische Tests der Vorhersagen der<br />
ursprünglichen Theorie?<br />
Mathematische Formulierung:<br />
Behaviour = <strong>Dr</strong>ive x Habit<br />
Dabei stelle <strong>Dr</strong>ive die unspezifische Energie bereit, Habit ist die Verhaltenstendenz, die die<br />
Richtung des Verhaltens bestimmt. Wenn kein Verhalten verstärkt wurde, hat das<br />
unspezifische Verhalten die höchste Habit-Stärke.<br />
Empirische Vorhersagen:<br />
1. Trieb motiviert Verhalten (ist eine Energiequelle)<br />
2. Trieb & Habit sind multiplikativ verknüpft<br />
3. Trieb ist eine unspezifische Energiequelle.<br />
I Multiplikative Verknüpfung<br />
getestet von Perin (1942) und Williams (1938):<br />
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7<br />
Ratten werden Stunden lang nicht gefüttert (Deprivation) und können dann einen Hebel<br />
drücken, um Futter zu erhalten.<br />
UV:<br />
<strong>Dr</strong>ive-Stärke (22 oder3 Stunden kein Futter)<br />
AV:<br />
Habit-Stärke (5 oder 90 Verstärkungen)<br />
Anzahl gelernter Reaktionen bis <strong>zur</strong> Löschung (Extinktion)<br />
Ergebnis:<br />
Multiplikative Verknüpfung bestätigt.<br />
II Trieb als unspezifische Energiequelle<br />
Webb 1949: Ratten lernen eine Reaktion nach 22 Stunden Futterdeprivation<br />
Reaktionen, die unter Deprivation eines relevanten Triebes gelernt wurden, können auch mit<br />
einem irrelevanten Trieb energetisiert werden.<br />
→ Vorhersage: Ratten, die unter Futterentzug ein Verhalten gelernt haben, zeigen dieses<br />
Verhalten genauso stark bei Wasserentzug (d.h. brauchen gleich viele Reaktionen <strong>zur</strong><br />
Löschung dieses Verhaltens).<br />
UV: Dauer der Wasserdeprivation<br />
AV: Zahl der Reaktionen bis <strong>zur</strong> Löschung des Verhaltens<br />
Ergebnisse:<br />
Reaktionen nach 22 h Wasserdeprivation: 7,2<br />
nach 22 h Futterdeprivation: 14,2<br />
→ nur bedingt nachgewiesen: die Reaktionen werden am stärksten gelernt, wenn die<br />
Bedingungen in Training und Löschungsphase gleich sind<br />
Kritik:<br />
Hunger & Durst sind nicht unabhängig: durstige Ratten sind hungriger als wasser-gesättigte<br />
Ratten<br />
→ Widerspruch zu Maslow (Hierarchie unabhängiger Bedürfnisse)<br />
3. Weiterentwicklung der Theorie durch weitere Forschungsergebnisse?<br />
III Miller: Ratten werden in eine weiße Box gesetzt, die durch Tür von schwarzer Box<br />
getrennt ist; Tür lässt sich über Radbewegung öffnen<br />
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8<br />
Gitter unter Ratten wird unter Strom gesetzt → Ratten lernen öffnen der Tür + fliehen in<br />
schwarze Box<br />
nach einigen Durchgängen öffnen Ratten Tür schon vor Schock: Vermeiden statt Fliehen<br />
Problem für Hull´s Theorie: kein <strong>Dr</strong>ive für Vermeidungsverhalten: es gibt keinen Schock<br />
Erklärung: Stimuli erwerben über Konditionierung Trieb-Eigenschaften (weiße Box als<br />
sekundärer Trieb)<br />
→ Konzept des sekundären Triebes<br />
Primärer Trieb = Hunger, Durst, etc.<br />
sekundärer Trieb = Stimuli, die mit primären Trieben assoziiert werden<br />
IV Crespi (1942): hungrige Ratten durchlaufen Labyrinth<br />
UVs: Erhöhung / Verminderung der Futterkugel-Dosis am Ende des Labyrinths<br />
1 zu 4 und 1 zu 16<br />
256 zu 16 und 64 zu 16<br />
KG: 16 konstant<br />
Ergebnis: abrupte Verhaltensänderungen nach oben (bei Erhöhung der Dosis) und Abfall des<br />
Verhaltens (bei Verminderung) können nicht mit Habit und <strong>Dr</strong>ive erklärt werden (beide<br />
gleich bleibend)<br />
→ Lösung: Incentives<br />
neue Formel: E = D x H x I<br />
Motivation = Trieb x Habit x Anreize<br />
dabei ist Trieb der motivational Zustand im Organismus, Anreiz ein situativer Reiz in der<br />
Umwelt<br />
= nah an modernen Theorien: Motivation ist eine Interaktion zwischen Umwelt-Reizen und<br />
dem motivierten Subjekt<br />
4. Grundlegende Annahmen von Lewin‘s Feldtheorie?<br />
Verhalten ist eine Funktion von Person und Umwelt, die gemeinsam einen „life space“ bilden,<br />
der das Verhalten bestimmt.<br />
Es ist zu unterscheiden zwischen der psychologischen und der physischen Realität.<br />
5. Arten des Verhaltens nach Lewin?<br />
4 Arten je nach Richtung (hin … zu oder weg von) & Regionen (1 oder 2):<br />
Konsumverhalten, Fluchtverhalten, instrumentelles Verhalten, Vermeidungsverhalten<br />
6. Wie entsteht Valenz nach Lewin? (Kontrast zum Behaviorismus?)<br />
Als Funktion der Spannung innerhalb Person (z.B. hungrig vs. Satt) und den Eigenschaften<br />
eines Zieles (z.B. Knäckebrot vs. Sandwich)<br />
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9<br />
Kontrast zum Behaviorismus:<br />
Der innere Zustand des Menschen spielt eine entscheidende Rolle für sein Verhalten. Im<br />
Behaviorismus wird davon ausgegangen, dass Verhalten nur als Reaktion auf Reize entsteht.<br />
7. Was ist mechanistisch an der Feldtheorie?<br />
Dass Verhalten und Valenz (die Verhalten motiviert) als Funktionen betrachtet werden, die<br />
berechnet werden können.<br />
Die motivationale Kraft lässt sich nach Lewin berechnen aus der Valenz als Funktion von<br />
Spannung und Eigenschaften des Zieles im Verhältnis <strong>zur</strong> Entfernung zu dem Ziel.<br />
8. Beitrag der Feldtheorie <strong>zur</strong> modernen <strong>Psychologie</strong>?<br />
Das Konzept der Valenz als zentrales Element menschlicher Motivation.<br />
Die hohe Anwendbarkeit und die menschliche <strong>Psychologie</strong>.<br />
Die hohe Bedeutung der psychologischen Umwelt: eine Situation wird nicht in Bezug auf die<br />
physikalische Beschaffenheit, sondern auf das subjektive psychische Erleben aufgefasst.<br />
Erwartung x Wert –& Attributionsmodelle des Verhaltens<br />
1. Kritik an bisher diskutierten Theorien (Hull, Freud, Lewin…)?<br />
Mechanistisches Prinzip:<br />
1. vor allem an Tieren zu untersuchen, wenig Bezug zum Menschen<br />
2. Erwartungen & Anreize sind für Menschen wichtig und werden wenig berücksichtigt<br />
3. Trieb lässt sich empirisch + physiologisch nicht nachweisen<br />
→ Wechsel von „was löst Verhalten aus“ zu „was bestimmt Richtung des Verhaltens“ (weil<br />
Organismen sich immer verhalten)<br />
2. Determinanten in Atkinson‘s Theorie der Leistungsmotivation?<br />
SEU = subjective expected utility<br />
→ instrumentelles Verhalten, das höchsten Nutzen bringt<br />
T = M x P x I<br />
Tendency = Motive for success x Probability x Incentive<br />
Tendenz = Leistungsmotiv (Personenfaktor) x Erfolgs-Wahrscheinlichkeit x subjektiver Wert<br />
des Erfolges (Situationenfaktoren)<br />
Anreiz = pride in accomplishment = Stolz<br />
→ Anreiz und Wahrscheinlichkeit stehen im umgekehrten Verhältnis zueinander:<br />
je geringer die Erfolgs-Wahrscheinlichkeit, desto höher der Anreiz<br />
I = 1 - P<br />
weil schwere Aufgaben zu mehr Stolz führen als leichte Aufgaben!<br />
Hoffnung auf Erfolg:<br />
Angst vor Misserfolg:<br />
T = M x P x I<br />
T = M x P x (-I)<br />
3. Vorhersagen der Theorie für menschliches Verhalten?<br />
Menschen mit einer hohen Hoffnung auf Erfolg suchen sich eher Aufgaben aus, bei denen die<br />
Lösungswahrscheinlichkeit im mittleren Bereich liegt.<br />
Menschen mit hoher Furcht vor Misserfolg suchen sich eher extrem schwere und sehr leichte<br />
Aufgabenstellungen aus.<br />
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4. Empirische Beispiele/Belege für die Theorie?<br />
1. Moulton: Anspruchsniveau<br />
VPN sollten Anagramme lösen. In der ersten Aufgabe bekamen sie eine Schwierigkeit von .5<br />
vorgegeben, darauf sollten Sie zwischen .25 und .75 wählen.<br />
Die Vorhersagen bestätigten sich:<br />
bei einem höheren Motive for success (als Maf) wurde nach einem Erfolg die schwere<br />
Aufgabe und nach einem Misserfolg die leichte Aufgabe gewählt. Umgekehrtes untypisches<br />
Verhalten gilt bei einem höheren Motiv <strong>zur</strong> Vermeidung von Misserfolg: nach einem Erfolg<br />
wird eine leichtere Aufgabe, nach einem Misserfolg eine schwerere Aufgabe gewählt.<br />
2. Feather (1961): task persistence (Ausdauer)<br />
VPN bekommen eine unlösbare Puzzle-Aufgabe und gesagt, dass 5% oder 70% der Menschen<br />
im gleichen Alter die Aufgabe lösen.<br />
Vorhersagen ebenfalls bestätigt:<br />
Motive for success hoch: bei leichten Aufgaben mehr Ausdauer, bei schweren weniger<br />
Motive for avoidance of failure: bei schweren Aufgaben mehr Ausdauer, bei leichten weniger<br />
3. Atkinson & Litwin (1960): Aufgabenwahl<br />
VPN sollen Ringe über Ziel werfen, variiert wird die Entfernung zum Ziel;<br />
MforS: bevorzugen mittlere Entfernung<br />
MaF: bevorzugen weiteste Entfernung<br />
Problem / Kritik an Theorie: Menschen hoch in MaF können leistungsbezogene Situationen<br />
nicht vollkommen vermeiden.<br />
5. Zentrale Konzepte der sozialen Lerntheorie?<br />
Verhalten ist determiniert durch das behavior potential, dies ist eine Funktion von der<br />
Belohnungserwartung und dem Wert der zu erwartenden Belohnung.<br />
Behavior potential<br />
Expectancy<br />
= Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten auftritt<br />
= subjektive Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten zu 1 Verstärkung<br />
führt (gelernt)<br />
Reinforcement Value = relativer Wert einer Verstärkung (abhängig von persönlichen<br />
Bedürfnissen)<br />
Psychological Situation = beeinflusst Variation von Erwartung und Wert je nach persönlichen<br />
Lernerfahrungen<br />
behavior potential = f(e x rv)<br />
6. Zusammenhang Attributionen und Motivationen?<br />
Je nach angenommenem „Locus of Control“ entsteht die Verstärkung durch die eigenen<br />
Handlungen oder durch externe Mechanismen.<br />
Nach Fritz Heider schreiben Menschen Ereignissen Ursachen zu, weil sie<br />
Kausalzusammenhänge erkennen wollen.<br />
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11<br />
Je nachdem, ob die Situation als stabil oder instabil eingeschätzt wird, ändert sich die<br />
Erwartung darüber: wenn die Attribution z.B. external erfolgt, wird bei variabler Situation das<br />
„Glück“ (Zufall) als Erklärung herangezogen. Wird die Situation als stabil eingeschätzt, so<br />
wäre bei externaler Attribution die Aufgabenschwierigkeit verantwortlich für den Ausgang<br />
einer Klausur. Bei internaler Attribution ist bei der Annahme einer Stabilen Situation die<br />
Fähigkeit, bei variabler Situation die Anstrengung verantwortlich für Erfolg oder Misserfolg.<br />
4 Dimensionen der Attribution sind daher wichtig für die Motivation:<br />
1. Personenabhängigkeit (internal oder external)<br />
2. Stabilität (stabil oder variabel)<br />
3. Kontrollierbarkeit (kontrollierbar vs. unkontrollierbar)<br />
4. Globalität (global vs. spezifisch)<br />
Machtmotivation nach McClelland<br />
1. Parallelen und Unterschiede des Machtmotivs zum Leistungsmotiv?<br />
Parallelen:<br />
1. Hoffnung & Furcht (bei Leistung: Erfolg+Misserfolg; bei Macht: Kontrolle,<br />
Kontrollverlust).<br />
1. antizipierte Affektbilanz (Leistung: Stolz & Scham; Macht: Stärke, Schwäche).<br />
Unterschiede:<br />
1. erwartete Ergebnisse (Erfolg – Kontrolle, Stolz-Stärke)<br />
2. Leistung: Capacity to experience pride in accomplishment; Macht: Bedürfnis nach Einfluss,<br />
Überlegenheit + Dominanz. → Machtbedürfnis bedarf immer eines Gegenübers um befriedigt<br />
zu werden; Stolz kann auch z.B. bei erfolgreichem „Ringen“ mit Naturgewalten erlebt werden<br />
(Besteigen eines Berges), die keine Konkurrenz oder Unterwerfung von Menschen<br />
implizieren.<br />
Befriedigung des Machtmotives ist nur möglich auf Kosten der (Entscheidungs-)Freiheit<br />
anderer !<br />
2. Was sind Komponenten des Machtmotivs und die entsprechenden Ziele?<br />
Das Ziel ist die Kontrolle des Verhaltens und Erlebens anderer Personen gegen deren<br />
Widerstand und damit das Hervorrufen von Verhalten bei anderen, das diese von sich aus<br />
nicht gezeigt hätten.<br />
Komponenten sind antizipierte Gefühle von Angst vor Kontrollverlust und Freude am<br />
Kontrollieren anderer, in der Affektbilanz Gefühle von Stärke und Schwäche.<br />
Nach McClelland ist Macht definiert als ein stabiles Bedürfnis nach Dominanz, Einfluss,<br />
Stärke, Visibilität und Überlegenheit.<br />
3. Welche Machtmittel gibt es?<br />
Es werden 6 Arten von Machtmitteln unterschieden, die sich in unterschiedlichen<br />
Beziehungskonstellationen finden:<br />
1. Belohnungsmacht (zum Beispiel zwischen Eltern und Kindern)<br />
2. Bestrafungs- und Zwangsmacht (zum Beispiel zwischen Wärter und Insasse)<br />
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3. Expertenmacht (zwischen Arzt und Patient)<br />
4. Informationsmacht (zwischen Experte und Laie, Meister und Geselle)<br />
5. legitimierte Macht (Polizist – krimineller; König – Untertan)<br />
6. Vorbildmacht (Gandhi – britisches Königreich)<br />
4. Was sind Verhaltenskorrelate hoher Machtmotivation?<br />
<strong>zur</strong> Kontrolle anderer und Kompensation von Kontrollverlusten sind<br />
hoch Macht motivierte Menschen nach Winter (1973)<br />
1. öfter in Ämtern<br />
2. mehr in wettkämpferischen Sportarten aktiv<br />
3. von eher unscheinbaren Freunden umgeben<br />
4. in Diskussionen beeinflussend<br />
5. weniger hilfreich<br />
6. mit mehr Prestigeobjekten ausgestattet (z.B. Mercedes)<br />
7. aktiver im Konsumieren von <strong>Dr</strong>ogen<br />
8. laut eigenen Angaben früher & aktiver im Geschlechtsverkehr<br />
9. bedachter auf die Attraktivität der Sexualpartner<br />
5. Effekte von Testosteron?<br />
Nach Ma<strong>zur</strong> & Booth (1998) korreliert hohes Testosteron mit Aggression und dominantem<br />
Verhalten.<br />
Ferner führen hohe Testosteronwerte in der Partnerschaft zu mehr Fremdgehen, höheren<br />
Scheidungsraten und häufigerem Unverheiratetsein<br />
Testosteron kann daher als unmittelbare biologische Operationalisierung des Machtmotivs<br />
gelten.<br />
6. Welche empirischen Belege zum Einfluss des Machtmotivs auf Verhalten gibt es?<br />
McClelland & Watson führten 1973 ein Experiment zum Machtmotiv durch, in dem zunächst<br />
die großen 3 Motive Bindung, Leistung und Macht gemessen wurden.<br />
Das Machtmotiv wurde unterteilt in ein persönliches (privates) und ein soziales (öffentliches)<br />
Machtmotiv.<br />
Die Teilnehmer sollten im Leistungs-Teil der Aufgabenstellung arithmetische Aufgaben und<br />
Puzzle-Probleme lösen – als AV wurde erhoben, für welche Schwierigkeitsstufe sich die<br />
Teilnehmer entschieden.<br />
Zum Testen des Machtmotivs wurden Risikoaufgaben gestellt, bei denen als UV Roulette<br />
öffentlich oder privat gespielt wurde. Als AV wurde erhoben, wo die Chips gesetzt wurden.<br />
Ein Ergebnis der Studie war, dass die Motive untereinander nicht korrelieren.<br />
Weiter zeigte sich, dass hoch Macht motivierte Menschen beim Roulette spielen die höchsten<br />
Risiken eingingen. Das gewählte Risiko war fast doppelt so hoch wie in der privaten Aufgabe.<br />
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Die Vorhersage extremer Risiken bei hoch Macht motivierten Menschen hat sich somit<br />
erfüllt: als „big winners“ oder „big loosers“ ziehen Macht motivierte Menschen die meiste<br />
Aufmerksamkeit auf sich und sind somit besonders in öffentlichen Situationen eher bereit,<br />
große Risiken einzugehen.<br />
Aggression<br />
1. Was ist eine Definition von Aggression und was sind Probleme der<br />
Definition?Aggression ist definiert als ein Verhalten, das mit der Absicht ausgeführt<br />
wird, andere zu schädigen.<br />
Das Problem daran ist, dass diese Definition nicht für alle Beispiele von Aggression<br />
vollkommen zutrifft.<br />
Menschen erkennen Aggression, wenn sie sie sehen – allerdings ist die Definition zirkulär.<br />
2. Was sind motivationale Erklärungen für Aggression?<br />
Die motivationalen Erklärungen für Aggression unterscheiden sich je nach Kontext, in dem<br />
die Aggressionen gezeigt werden.<br />
Sie sind:<br />
Soziales Lernen, phylogenetisches Lernen (aus evolutionärer Notwendigkeit), Todestrieb,<br />
positive Affektbilanz und Erwartung x Wert – Modelle.<br />
3. Theorien des aggressiven Verhaltens?<br />
1. Todestrieb (Freud)<br />
Nach Erfahrungen des 2. WK angenommener destruktiver Trieb: Thanatos = Instinkt, der zu<br />
aggressivem Verhalten führt.<br />
Katharsis: Abfuhr des Triebes führt <strong>zur</strong> Minderung der Aggression.<br />
2. Frustrations-Aggressions-Hypothese (Dollard et al.)<br />
Ursprüngliche Aussage: auf Frustration folgt immer Aggression, Aggression setzt immer<br />
Frustration voraus.<br />
Abgeschwächte Version: Frustration bedingt zahlreiche Wirkungen – eine davon ist<br />
Aggression.<br />
3. reformulierte FA-Hypothese (Berkowitz)<br />
unangenehme Erfahrungen wie Schmerz, Frustration und Verluste führen zu einer negativen<br />
Emotion, die wiederum Aggression verursacht.<br />
4. General Affective Aggression – Modell (Anderson)<br />
Aggression ist multifaktoriell bedingt, nicht nur durch 1 Faktor.<br />
Input Variablen (sozial, personal und situational) lösen interne Prozesse (körperlich Erregung,<br />
Emotionen und Kognitionen) aus – je nach Bewertung (appraisal) entsteht daraus Aggression.<br />
4. Input-Faktoren in multi-kausalen Modellen?<br />
Aggression wird durch folgende Input-Variablen begünstigt:<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 13
14<br />
Sozialer Input:<br />
1. Frustration (z.B. in Form von Schulversagen, Fettleibigkeit und sozialem Ausschluss)<br />
2. Provokation (speziell bei Minderheiten: Stereotypen)<br />
3. Gewalt in den Medien (50% der TV-Sendungen; 70% ohne negative Konsequenzen)<br />
4. Erregung (sexuell, Hitze)<br />
Personale Input-Variablen:<br />
1. Persönlichkeitstyp (Narzissmus + feindselige Attributionen)<br />
2. Geschlecht (Männer sind aggressiver als Frauen)<br />
3. Alter (höhere A. in Adoleszenz, weniger im hohen Alter)<br />
4. hormonelle Einflüsse (Testosteron & Adrenalin erhöhen, Oxytocin vermindert)<br />
Situationale Input-Variablen<br />
1. hohe Temperaturen<br />
2. Alkohol<br />
3. Enge<br />
4. Normen (z.B. culture of honor, gesetzliche Rechtfertigung von A.)<br />
5. Hinweisreize (Waffen, aggressives Verhalten anderer)<br />
5. Wie kann man aggressives Verhalten verhindern (theoriebasiert)?<br />
1. Attributionsmuster ändern (Empathie: Baron 1976, Honking-Studien; Entschuldigung<br />
für Provokation)<br />
2. Nicht-aggressives Verhalten vorleben (Martin-Luther-King = Baron 1972, Gandhi)<br />
3. Bestrafung (nur, wenn schnell + zuverlässig – Bower & Hildegard, 1981; schwere der<br />
Strafe ändert nichts)<br />
4. (Katharsis): verstärkt Aggressionen – empirische Nachweise … dennoch: im Kommen<br />
Emotionen<br />
1. Wie lassen sich Emotionen, Affekte, Stimmungen und Gefühle voneinander<br />
abgrenzen?<br />
Affekte sind kurze und sehr intensive Erlebenszustände, die handlungsrelevant sind (daher<br />
auch juristisch: „Affekthandlung“).<br />
Emotionen sind längere und weniger intensive Zustände, sie sind ebenfalls verhaltensrelevant.<br />
Sie entscheiden zum Beispiel darüber, wen wir Umarmen oder Küssen.<br />
Stimmungen sind lang anhaltende Hintergrundszustände, die nicht immer bewusst<br />
erlebt werden. Sie sind meist wenig verhaltensnah, allerdings bereiten sie Verhalten<br />
vor.<br />
Gefühle sind die subjektiven Erlebniszustände, die sich aus dem Zusammenspiel der<br />
drei Konstrukte Affekte, Emotionen und Stimmungen ergeben.<br />
2. Welche zentralen Funktionen haben Emotionen?<br />
1. Kommunikation (adaptiv): was fühlt das Gegenüber ? 2. Evaluation: was ist gut und was<br />
schlecht ? 3. Vorbereitung: welche Handlung als nächstes ?<br />
3. Wie passen diese Funktionen <strong>zur</strong> Idee der Affektbilanz in der<br />
Motivationsforschung (Handlungsvorbereitung vs. antizipatorischer Affekt)?<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 14
15<br />
Das Ziel der positiven Affektbilanz bestimmt als Motivation das Verhalten, dabei sind<br />
Emotionen ein Feedback – System, das sowohl über die derzeitige Situation als auch über den<br />
Wert von Verhalten für zukünftige Emotionen informiert. Somit dienen Emotionen<br />
beispielsweise in der Kommunikation der Anpassung an das Gegenüber, um eine positive<br />
Affektbilanz zu erreichen und nicht von negativem Verhalten überrascht zu werden – im<br />
besten Falle sogar eine positive Affektbilanz durch die Kommunikation zu erreichen.<br />
4. Welche Komponenten zeichnen Emotionen nach Lazarus aus – wie sind diese<br />
einzuordnen?<br />
1. experientieller Aspekt: Gefühle, Stimmungen, Kognitionen – zu erheben über Selbstbericht<br />
2.behavioraler Aspekt: Mimik, Gestik, Körpersprache, Verhalten – beobachtbar<br />
3. physiologischer Aspekt: Herzschlagrate, Hormone, Hirnaktivität – physiologisch messbar<br />
5. Was sind Verhaltensweisen, die durch Emotionen vorbereitet werden?<br />
Nach Plutchik (1984) gibt es 8 Basisemotionen, die jeweils eigene Verhaltensweisen<br />
vorbereiten. Diese sind fliehen, angreifen, sich paaren, weinen, sich binden, erbrechen,<br />
prüfen, innehalten. Sie haben jeweils unterschiedliche Funktionen.<br />
6. Was unterscheidet kategoriale und dimensionale Emotionsmodelle?<br />
Kategoriale Emotionsmodelle wie das von Ekman & Friesen gehen davon aus, das sich die<br />
menschlichen Emotionen aus Basisemotionen zusammensetzen (6 bei Ekman & Friesen). Bei<br />
dimensionalen Emotionsmodellen wie nach Wundt (1910) wird von Dimensionen<br />
ausgegangen (bei Wundt 3: Lust, Erregung und Spannung), die einen Raum beschreiben,<br />
innerhalb dessen sich jegliche Emotionen abbilden lassen.<br />
7. Was sind die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der großen<br />
Emotionstheorien?<br />
Die Aussage darüber, wie Emotionen entstehen: Bei den psycho – physiologischen Ansätzen<br />
(James-Lange, Cannon-Bard) durch physiologische Erregung, bei kognitivistischen Ansätzen<br />
(Schachter & Singer, Valins) durch kognitive Bewertung, bei Appraisal-Ansätzen (Lazarus)<br />
und Attributionstheorien (Weiner) durch Interpretation bzw. Ursachenzuschreibung.<br />
Frühe Emotionstheorien<br />
1. Was kennzeichnet behavioristische Emotionstheorien?<br />
Introspektion als Methode wird abgelehnt, nur objektiv messbares soll Gegenstand der<br />
wissenschaftlichen Untersuchung sein.<br />
Grundlage allen Verhaltens sind Reiz-Reaktionsverknüpfungen.<br />
Gefühle als erlebte Emotionen werden nicht untersucht, stattdessen sind Emotionen<br />
intersubjektiv beobachtbare Reiz-Reaktionsmuster, die durch bestimmte<br />
Umweltgegebenheiten verlässlich ausgelöst werden.<br />
Emotionen sind ein chaotischer Zustand, der nur wenige Anpassungen an die Objekte der<br />
Umgebung erlaubt.<br />
2. Was sind im Behaviorismus die drei angeborenen Emotionsreaktionen?<br />
1. Schreien und Urinieren (bei Furcht) US = lautes Geräusch<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 15
16<br />
2. Rotwerden und Versteifen des Körpers (bei Wut) US = körperliche Einschränkungen<br />
3. Glucksen und zustimmende Geräuche (bei Liebe) US = Stimulation erogener Zonen<br />
Die Vielfalt der Emotionen entsteht aus behavioristischer Sicht durch freie Kombination<br />
dieser angeborenen Reaktionsmuster. Durch klassische Konditionierung können statt dem US<br />
auch viele CS die Reaktionsmuster auslösen.<br />
3. Probleme der empirischen Evidenz und der theoretischen Position des<br />
Behaviorismus zu Emotionen?<br />
1. Konditionierung wurde nur für Furcht, nicht für Wut und Liebe empirisch<br />
nachgewiesen.<br />
2. Bei chaotischen Reaktionsmustern bleibt unklar, ob es sich um Emotionen handelt.<br />
3. Die Reichhaltigkeit von Emotionen wird nicht erfasst.<br />
4. Positiv: das Konzept der erlernten Furchtreaktionen ist wertvoll für (Verhaltens)-<br />
therapeutische Interventionen.<br />
4. Was ist das Besondere an der Emotionstheorie von William James und Carl<br />
Lange?<br />
Sie ist kontraintuitiv: es wird darin behauptet, dass das bewusste Wahrnehmen körperlicher<br />
Veränderungen erst zu Emotionen führe.<br />
Dies geschieht nach James & Lange in 3 Schritten: zunächst wird ein erregender Reiz<br />
wahrgenommen, woraus zweitens eine emotionsspezifische körperliche (viszerale)<br />
Veränderung folgt. <strong>Dr</strong>ittens wird die körperliche Veränderung bewusst als Emotion erlebt.<br />
Die körperliche Veränderung ist eine Veränderung im autonomen NS (z.B. Schwitzen,<br />
erhöhte Herzfrequenz, „Bauchschmerzen“ bei Furcht).<br />
5. Was ist die Kritik von Walter Cannon an dieser Theorie und wie ist diese Kritik<br />
aus heutiger Sicht zu bewerten?<br />
1. Dass auch Querschnittsgelähmte noch Emotionen haben, obwohl das ZNS vom<br />
autonomen NS getrennt wurde.<br />
2. Viszerale Reaktionen haben eine mangelnde Spezifität, so tritt schwitzen sowohl bei<br />
Wut als auch bei Furcht auf. Diese Kritik ist aus heutiger Sicht ungültig, weil James<br />
sich nicht auf spezifische viszerale Emotionen bezog (dem damaligen Kenntnisstand<br />
gemäß).<br />
3. Cannon hielt außerdem die Eingeweide für unempfindliche Organe, deren viszeralen<br />
Effekte nicht bewusst zugänglich seien.<br />
4. Die viszeralen Reaktionen seien zu langsam, um direkte emotionale Reaktionen zu<br />
erklären (z.B. Änderungen in Hormonkonzentrationen, im Blutdruck, etc.).<br />
5. Bei künstlicher Stimulation der Viszera entsteht kein emotionales Erleben. (Maranon<br />
injizierte 1924 Adrenalin und nur 30% der VP berichteten echte Emotionen, der Rest<br />
„als ob“ – Emotionen.<br />
6. Was ist die Lösung dieser Debatte durch Stanley Schachter und Jerome Singer?<br />
Die physiologische Erregung ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung im<br />
Erleben von Emotionen.<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 16
17<br />
Das eigentliche Erleben der Emotion folgt aus der Erklärung, die für die wahrgenommene<br />
physiologische Erregung gefunden wird. Hierzu werden die Reize der Situation interpretiert.<br />
7. Welche zentralen Konzepte ergaben sich aus dieser Debatte für moderne<br />
Emotionstheorien?<br />
Die zentrale Rolle von a) der Zuschreibung der Ursache für körperliche Erregung<br />
(Attribution) sowie b) die Bewertung der Situation (Appraisal) in Emotionstheorien.<br />
Kognitive Emotionstheorien<br />
1. Einordnung der Theorie nach Schachter & Singer (1962)?<br />
Sie löste die Debatte zwischen den James-Lange und der Cannon-Bard Theorie, die die<br />
Ursache von Emotionen zum Gegenstand hatte: James-Lange sahen in der Wahrnehmung<br />
physiologischer viszeraler Erregung die Ursache für Emotionen, während Cannon-Bard<br />
viszerale Signale für zu langsam und vieldeutig als Auslöser von Emotionen hielt.<br />
Schachter & Singer nehmen die physiologische Erregung als notwendige Bedingung für<br />
Emotionen an, und fügen als hinreichende Bedingung die kognitive Erklärung hinzu.<br />
Somit lassen sich die Vielfalt von Emotionen sowie kulturelle Unterschiede erklären.<br />
Schwachstellen der Theorie sind das Design, die damit erhobenen Daten und fehlgeschlagene<br />
Replikationsversuche von Marshal & Zimbardo 1979.<br />
2. Valins-Effekt (Stärken und Schwächen der Studie)?<br />
1966 sollten männliche Probanden 10 Fotos von halbnackten Frauen bewerten. Als UV wurde<br />
die Wahrnehmung der eigenen Erregung manipuliert, operationalisiert in einem falsches<br />
Feedback über die Herzfrequenz (in der Experimentalgruppe) und ein technisches<br />
Hintergrundgeräusch (in der Kontrollgruppe).<br />
Als AV wurde die Wahlhäufigkeit der Fotos sowie die Attraktivitätsbewertung erhoben.<br />
Das Ergebnis war, dass die Teilnehmer bei angeblicher Veränderung in der Herzfrequenz die<br />
Frauen als attraktiver einstuften und häufiger wählten.<br />
Die Interpretation daraus spricht für die Theorie von Schachter & Singer: nicht die Erregung<br />
selbst, sondern deren Wahrnehmung und die Erklärung dafür erzeugen Emotionen.<br />
Stärken<br />
Replikation!<br />
Der Valins-Effekt wurde inzwischen mehrmals überprüft. Die Untersuchungen in<br />
unterschiedlichen Bereichen kamen zu den gleichen Ergebnissen.<br />
Schwächen<br />
1. Valins-Effekt trat auch unter anderen Bedingungen auf<br />
2. „demand characteristics“<br />
3. Aufmerksamkeitsunterschiede in Experimental- bzw. Kontrollgruppe<br />
4. Operationalisierung: Attraktivitätbeurteilungsskala & Bilderwahlen = fragliche<br />
Emotionsindikatoren<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 17
18<br />
Valins nahm nach seiner Studie an, dass die kognitive Repräsentation über die eigene<br />
Erregung ausreiche und die physiologische Erregung keine notwendige Bedingung <strong>zur</strong><br />
Entstehung von Emotionen sei.<br />
3. Kritikpunkte von Zajonc am kognitiv-physiologischen Modell?<br />
„Preferences need no inferences“: auch ohne kognitive Bewertungen entstehen Emotionen.<br />
Belege dafür sind 1. die Geschwindigkeit von emotionalen Reaktionen (schneller als<br />
Kognitionen), 2. dass auch Tiere Emotionen erleben und 3. dass Bewertungen durch<br />
Emotionen auch ohne kognitive Unterscheidungen stattfinden (z.B. im mere exposure Effekt:<br />
allein durch Wahrnehmen von Personen steigt Sympathiegrad zu Unbekannten).<br />
4. Kernpunkte von Kognitiven Emotionstheorien?<br />
Die Art und Intensität einer Emotion wird gestaltet durch die kognitive Bewertung.<br />
5. Theorie von Weiner?<br />
Menschen erleben Emotionen je nach Attribution der Ereignisse in 3 Dimensionen: internalexternal,<br />
kontrollierbar-unkontrollierbar und stabil-variabel.<br />
Dabei erfolgt ein unbewusster Ablauf in 3 Schritten:<br />
1. wird eine positive oder negative Bewertung vorgenommen, woraus eine Emotion folgt<br />
(z.B. Freude oder Trauer).<br />
2. Findet eine Ursachensuche für die Entstehung der Situation statt, wenn das Ereignis<br />
als negativ bewertet wird, unerwartet war und für wichtig gehalten wird.<br />
3. Geschieht eine weitere Kausalanalyse, bei der die Kontrollierbarkeit des Ereignisses<br />
eine Rolle spielt: ist sie gegeben, so folgt daraus eine Verantwortlichkeit, woraus<br />
wiederum differenziertere Emotionen wie Schuldgefühle oder Ärger entstehen.<br />
Diese Theorie gilt vor allem im Leistungskontext, ist empirisch gut belegt und vielseitig<br />
anwendbar. Sie erfasst allerdings nicht alle Dimensionen von Emotionen.<br />
6. Theorie von Ortony und Kollegen?<br />
Emotionen setzen nach Ortony, Clore & Collins Wertüberzeugungen und Wünsche / Ziele<br />
voraus. Somit sind Erwartungen, die Erwünschtheit der möglichen Ergebnisse sowie die<br />
Wahrscheinlichkeit des Eintreffens an der Entstehung von Emotionen beteiligt.<br />
In der Theorie von Ortony et al. entsprechen das eigene Betroffensein, die Wahrscheinlichkeit<br />
des Eintreffens und die Erwünschtheit der Situationen sowie damit verbundene Erwartungen<br />
Stufen in einem Modell der Entstehung von Emotionen.<br />
7. Positionen <strong>zur</strong> Beziehung von Emotionen und Bewertungen/Einschätzungen?<br />
Es gibt 3 mögliche Positionen <strong>zur</strong> Beziehung zwischen Emotionen und deren Bewertung<br />
(Appraisals):<br />
1. Bewertungen sind Ursache für Emotionen (notwendige bzw. hinreichende).<br />
2. Bewertungen sind Bestandteile von Emotionen (z.B. als Verschmelzung von Erregung<br />
und Bewertung; → Schachter + Singer, 1964; Lazarus, 1991).<br />
3. Bewertungen und Emotionen sind identisch, das heißt Emotionen als bewertende<br />
Urteile sind gleich Kognitionen.<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 18
19<br />
8. Was sind Pro- und Contraargumente für kognitive Emotionstheorien /<br />
Einschätzungstheorien?<br />
Pro:<br />
1. empirisch gut belegt<br />
2. Vielfalt emotionalen Erlebens ist gut erklärbar (300 bis 2000 verschiedene Wörter für<br />
Emotionen)<br />
3. unterschiedliche Emotionen werden bei verschiedenen Menschen durch das gleiche<br />
Ereignis ausgelöst (Sie & Niederlage für Fans, Zajonc; Lazarus, 1991: Einschätzung<br />
ist entscheidend).<br />
4. Direktes Erleben und Phantasie führen zu den gleichen Emotionen (spricht für Theorie<br />
von Ortony et al.: Werte / Überzeugungen sind entscheidend).<br />
Contra:<br />
1. Sinneswahrnehmungen sind sehr häufig Ursache für Emotionen: schmeckt das essen<br />
oder nicht (keine kognitive Analyse des Nährwertes zwischengeschaltet)?<br />
2. Phobien = irrational, können subliminal dargeboten physiologische Reaktionen<br />
auslösen.<br />
Je nach Emotion sind die Forschungsergebnisse unterschiedlich:<br />
Einfache gut-schlecht Einschätzungen sind unabhängig von der Kultur, über verschiedene<br />
Situationen stabil, für unterschiedliche Individuen gültig und schnell sowie robust.<br />
Differenziertere Einschätzungen variieren intraindividuell, brauchen länger, sind von Kultur,<br />
Zielen und Werten abhängig und je nach Situationen variabel.<br />
Ein Beispiel dafür ist das evaluative Priming, bei dem simple gut-schlecht Einschätzungen<br />
genutzt werden.<br />
Kategoriale und dimensionale Modelle<br />
1. Was sind dimensionale Emotionsmodelle und welche Probleme haben diese?<br />
Bei dimensionalen Emotionsmodellen werden Emotionen in einem mehrdimensionalen<br />
Koordinatensystem dargestellt, so dass sich die einzelne Emotion mit den Ausprägungsgraden<br />
auf den jeweiligen Dimensionen beschreiben lässt.<br />
Beispiele sind die Modelle von Wundt (mit Beruhigung-Erregung, Spannung-Lösung, Lust-<br />
Unlust als Dimensionen), Osgood, Tuci & Tannenbaum (Evaluation, Erregung und Potenz als<br />
Dimensionen) sowie von Traxel & Heide (angenehm-unangenehm und Dominanz-<br />
Submission als Dimensionen).<br />
Die Probleme sind, dass die Emotionen über Ähnlichkeitsanalysen von Selbstauskünften und<br />
Clusteranalysen von Probanden-Daten kategorisiert wurden.<br />
Dabei können die Introspektionen der Probanden falsch sein und es werden evlt. nicht die<br />
Emotionen selbst untersucht, sondern nur deren mentale Repräsentationen.<br />
2. Warum sagen kognitive Emotionstheorien Kulturunterschiede vorher?<br />
Weil die kognitiven Grundannahmen in verschiedenen Kulturen sich unterscheiden. So zum<br />
Beispiel unterscheiden sich gängige, allgemein angenommene Kognitionen (zum Beispiel<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 19
20<br />
Werte: das Individuum im Mittelpunkt oder eine hohe Bedeutung des Kollektivs) in Staaten<br />
wie China und den USA.<br />
Klineberg beschreibt beispielsweise Unterschiede in emotionalen Ausdrücken chinesischer<br />
Literatur zu amerikanischer Literatur.<br />
3. Was besagt die facial-feedback-Hypothese?<br />
Dass nicht die viszerale Erregung, sondern das Feedback über die Anspannung der<br />
Gesichtsmuskeln Emotionen auslöst.<br />
Diese sind im Gegensatz <strong>zur</strong> Viszera schnell, hoch sensibel und sehr differenziert.<br />
4. Was waren die Ideen und resultierenden Methoden von Ekman und Kollegen?<br />
Ekman und Friesen nahmen an, dass sich sogenannte „Basisemotionen“ kulturunabhängig<br />
finden lassen, weil diese nicht sozial gelernt sondern genetisch vererbt seien.<br />
Ekman, Sorenson und Friesen zeigten in ihrer ersten Studie 1969 6 Fotos mit<br />
Gesichtsausdrücken zu Basisemotionen und ließen diese anschließend benennen.<br />
Die Versuchspersonen waren sowohl aus „Schrift-Kulturen“ als auch aus „Schrift-freien“<br />
Kulturen, die fernab der westlichen Zivilisation lebten.<br />
Die Ergebnisse waren, dass es gute Wiedererkennung der 6 Basisemotionen über die Kulturen<br />
hinweg gab – allerdings waren die Effekte bei den Schrift-freien Kulturen schwächer.<br />
Bei den „Fore“ wurde Überraschung mehrheitlich als Angst erkannt, gefolgt von einer<br />
Interpretation als Wut – auch Traurigkeit wurde hier für Wut gehalten.<br />
5. Wie lassen sich die Ergebnisse von Ekman und Kollegen erklären? Was ist die<br />
Rolle von Kultur im emotionalen Erleben?<br />
Die Ergebnisse lassen sich einerseits mit Sprachbarrieren erklären: die Eingeborenen konnten<br />
nicht lesen und mussten sich daher alle 6 Emotionen merken, wodurch das Arbeitsgedächtnis<br />
erheblich belastet war (und sich Primacy und Recency – Effekte ergaben).<br />
In einer zweiten Studie mit den Fore wurde die Aufgabenstellung abgewandelt: den<br />
Probanden wurde eine Geschichte vorgelesen und sie sollten ein dazu passendes Gesicht aus<br />
einer Reihe dargebotener Gesichtsausdrücke wählen.<br />
Diese Methode veränderte die Ergebnisse dahingehend, dass die Emotionen fast alle richtig<br />
erkannt wurden. Allerdings wurde Angst wenn sie mit Überraschung und Traurigkeit<br />
zusammen dargeboten wurde nur zu 28% erkannt.<br />
Kultur bestimmt demnach,<br />
1. welche Umstände eine Emotion auslösen (zum Beispiel wurde für „Angst“ sehr<br />
ausführlich die Situation geschildert, dass eine Wildsau plötzlich in der Küche steht).<br />
2. Welche Handlungen auf eine bestimmte Emotion folgen<br />
3. wann und wie welche Emotionen gezeigt werden.<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 20
21<br />
6. Was ist der wissenschaftliche Zweck der Suche nach Primär- bzw. Basal-<br />
Emotionen?<br />
Bei Basal-Emotionen kann von einer biologischen, evolutionären und sozialen Notwendigkeit<br />
der jeweiligen Emotionen ausgegangen werden. Somit lassen sich Rückschlüsse auf die<br />
Kontexte ziehen, in denen solche Emotionen auftreten. Auch spricht das für eine besonders<br />
hohe Bedeutung der Basal-Emotionen.<br />
Als biologisches Primat haben Basal-Emotionen einen evolutionären Ursprung, sind<br />
biologisch festgelegt und universal zu finden.<br />
Psychologisch betrachtet sind Basal-Emotionen nicht weiter in andere aufzuteilen, sie treten<br />
früh in der ontogenetischen Entwicklung auf und sind universal zu finden.<br />
Sinvoll kann die Annahme basaler Emotionen erscheinen, um die Vielfalt erlebbarer<br />
Emotionen zu untergliedern.<br />
7. Was ist die Kritik von Ortony & Turner am Konzept der basalen Emotionen?<br />
1. Die große empirische Varianz in der angenommenen Zahl basaler Emotionen.<br />
2. Die fehlende theoretische Abgrenzung zu Primär- und Sekundäremotionen.<br />
3. Es lässt sich empirisch nicht wiederlegen, ob eine Emotion basal ist oder nicht – somit<br />
ist die Erklärung wertlos.<br />
4. Emotionen sind wie Sprachen: es gibt keine „Ursprache“ - die Basics sind zwar<br />
sinnvoll in Chemie und Kunst, nicht aber in der Emotionsforschung.<br />
Emotion & Kognition<br />
1. Was sind mögliche Beziehungen von Emotion und Kognition<br />
1. Emotionen sind Unterarten und damit Teilbereiche von Kognitionen.<br />
2. Emotionen und Kognitionen beeinflussen sich wechselseitig. Diese Annahme ist<br />
empirisch nicht nachweisbar, weil es 3 Freiheitsgrade gibt (Wirkung Kognitionen auf<br />
Emotionen, Wirkung Emotionen auf Kognitionen, Wechselwirkung).<br />
2. Was sind Flashbulb-Memories? (Kritik am Konzept?)<br />
Flashbulb Memories sind sehr detaillierte Erinnerungen an selbst ausgeführte Tätigkeiten<br />
während einprägsamer Ereignisse.<br />
Kritik: alleine durch häufiges Reden über dramatische / einzigartige Ereignisse (wie Anschlag<br />
auf WTC) wird Erinnerung gefestigt.<br />
3. Was sind neben Gedächtnis- und Aufmerksamkeitseffekten die klassischen<br />
Felder des Zusammenspiels von Emotion und Kognition?<br />
Kongruenz-Effekte, Urteilseffekte und Denkstil-Effekte.<br />
Bei Kongruenz-Effekten geht neben dem besseren Abrufen von Worten, die die gleiche<br />
Valenz haben wie eine Emotion beim Lernen, im Priming das Erkennen und Klassifizieren<br />
besser. Hierzu haben Isen et al. und Bower Studien durchgeführt.<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 21
22<br />
Bei Urteilseffekten (z.B. von Schwarz und Kollegen erforscht) nutzen Menschen Emotionen<br />
für Urteile, zum Beispiel über die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben oder Produkte. Weil<br />
die Ursachenzuschreibung oft fehlattribuiert wird, setzt die Werbung auf positive<br />
Stimmungen – so kann es passieren, dass die Fehlattribution auf das Produkt erfolgt.<br />
Die Denkstil-Effekte, die Bless & Fiedler erforschten, zeigen dass die Valenz von Emotionen<br />
die Art der Kognitionen prägt: bei positiven Emotionen denken Menschen kreativer, bei<br />
negativen Emotionen sind sie aufmerksamer (insbesondere für Details, die bei guter<br />
Stimmung leicht übersehen werden).<br />
4. Wie haben Isen et al. (1978) Stimmungskongruenz gezeigt? Was waren Probleme<br />
bei dieser Studie? Was ist „state-dependent memory“?<br />
Zunächst versetzten Isen et al. die Versuchspersonen in positive und negative Stimmung,<br />
indem sie deren Gewinnchancen bei einem Computerspiel derart manipulierten, dass Gewinne<br />
oder Verluste erzielt wurden.<br />
Den Teilnehmern wurden anschließend 36 Wörter dargeboten – darunter waren 6 positive, 6<br />
negative, 6 neutrale und 18 Kontrollwörter.<br />
Das Design der Untersuchung war ein 2x2 Design: die VPN spielten zunächst (t1) mit<br />
Gewinn oder Verlust, hörten dann die Wörter über Tonband, spielten noch einmal (t2) und<br />
wurden die Wörter abgefragt.<br />
Als AV wurde die Zahl der Wörter je nach Valenz erhoben.<br />
Das zweimalige Spielen wurde durchgeführt, um die „state-dependent memory“ als Ursache<br />
für das bessere Lernen (bzw. Enkodieren) auszuschließen. Dabei handelt es sich um das<br />
Phänomen, dass Erinnern von Wörtern am besten gelingt, wenn der Zustand beim<br />
Abspeichern und Abrufen gleich ist.<br />
Problematisch an der Studie ist, dass es keinen großen Effekt gibt bei negativen und neutralen<br />
Wörtern und dass kein Manipulation-Check vorgenommen wurde (keine Überprüfung, ob die<br />
schlechte oder gute Stimmung tatsächlich vorhanden ist).<br />
Die Probleme bei der Studie waren außerdem, dass es sich um eine Antwort-Tendenz statt den<br />
Effekt einer positiven Stimmung handeln könnte. Denn der Effekt ließ sich signifikant nur für<br />
positive Wörter zeigen.<br />
Mit der Signalentdeckungsanalyse haben Fiedler et al. dies jedoch 2001 ausgeschlossen, da<br />
sie nachgewiesen haben, dass die Sensitivität und nicht das Antwortverhalten für den Effekt<br />
verantwortlich sind.<br />
5. Wie erklärt Bower (1981) das Zusammenspiel von Emotion/Stimmungen und<br />
Gedächtnis?<br />
Mit einem Netzwerkmodell: darin sind Emotionen Knoten im Netzwerk, die sich<br />
wechselseitig hemmen oder aktiveren. Zum Beispiel wird bei Aktivierung des Knotesn<br />
„Freude“ der Knoten „Ärger“ gehemmt. Zusätzlich ist es wahrscheinlich, dass<br />
Allgemeine <strong>Psychologie</strong> II – Unkelbach WS 2010/11 22
23<br />
Informationspfade im Umfeld des aktivierten Knotens aktiviert werden – es entsteht eine<br />
„spreading activation“.<br />
Mit dieser Theorie lassen sich die Phänomene stimmungskongruenter Erinnerungen sowie<br />
zustandsabhängige Erinnerungen (zum Beispiel unter <strong>Dr</strong>ogen) erklären.<br />
6. Wie haben Schwarz & Clore (1983) Urteilseffekte gezeigt und sich dabei von<br />
Kongruenz-Effekten abgegrenzt?<br />
Im Experiment von Schwarz & Clore gab es 2 unabhängige Variablen: das Wetter (das nicht<br />
im eigentlichen Sinne ein UV ist, weil es nicht aktiv manipuliert werden kann) und die<br />
Attribution der eigenen Stimmung auf das Wetter. Diese wurde durch die Art des Fragens<br />
manipuliert: es wurde das Wetter entweder nicht erwähnt, beiläufig erwähnt oder direkt<br />
danach gefragt.<br />
Als abhängige Variable wurden Glücklichsein und Zufriedenheit auf einer Skala von 1 bis 9<br />
abgefragt.<br />
Das Ergebnis war, dass in der Bedingung ohne Erwähnung des Wetters die Angaben<br />
signifikant schlechter waren (ca. 2 Punkte).<br />
Die Abgrenzung zum Kongruenz-Effekt erfolgte über die Tatsache, dass die Teilnehmer über<br />
Ihre jetzige Lebenszufriedenheit befragt wurden. Hierzu gibt es keinen im Gedächtnis<br />
gespeicherten Wert, der zu einem bestimmten Zeitpunkt enkodiert wurde und mit dem<br />
jetzigen kongruent sein könnte.<br />
Allerdings ist es verwunderlich, dass bei „Hapiness“ sonnig die Werte bei der beiläufigen<br />
Erwähnung nicht korrigiert wurden, und auch nicht signifikant bei „Zufriedenheit“.<br />
7. Wie erklären Bless und Kollegen die asymmetrischen Effekte von S & C?<br />
Diese Asymmetrie erklären Blesse et al. motivational, indem sie annehmen dass Menschen<br />
generell vor allem ihre schlechten Gefühle erklären wollen (weil diese von den sonst<br />
vorherrschenden positiven abweichen).<br />
8. Was sind Assimilation und Akkomodation? Wie passt dies zu den anderen<br />
Funktionen von Emotionen?<br />
Bei der Assimilation werden äußere Reize den inneren Schemata, Heuristiken, <strong>Skript</strong>en und<br />
Stereotypen angepasst. Die Top-Down Verarbeitung ist stärker, nach dem Motto „alles ist<br />
gut“. Insgesamt ist die Verarbeitung von Information kreativer und holistischer.<br />
Die Akkomodation hingegen meint die eigene Anpassung an das Umfeld. Somit ist die<br />
Verarbeitung mehr von Bottom-Up Prozessen geprägt, detailgenau und präzise – das<br />
herrschende Motto ist „Veränderung nötig“.<br />
Emotionale Zufriedenheit<br />
1. Was sind Bedingungen für Lebenszufriedenheit?<br />
Subjektives Wohlbefinden gemessen mit 5 Items (von Diener et al.):<br />
1. „Im Großen & Ganzen ist mein Leben so, wie es sein sollte.“<br />
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2. „Meine Lebenssituation ist hervorragend.“<br />
3. „Ich bin mit meinem Leben zufrieden.“<br />
4. „Bis jetzt habe ich die wichtigen im Leben, die ich erreichen wollte, erreicht.“<br />
5. „Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich fast nichts ändern.“<br />
→ Zustimmung zum jetzigen Status Quo; positive Einschätzung der aktuellen<br />
Lebenssituation; Einschätzung, persönlich wichtige Dinge im Leben erreicht zu haben;<br />
positiver Rückblick auf das Leben<br />
Geld nur begrenzt: Kurve von Verhältnis BSP zu Lebenszufriedenheit verläuft nicht-linear,<br />
Beschleunigung lässt deutlich nach<br />
objektiv: Ernährung, Informationszugang, Bruttosozialprodukt (laut UNO)<br />
positiver Affekt (gemessen über PANAS)<br />
2. Auf welchen Dimensionen sollten Menschen ihre emotionalen Reaktionen<br />
vorhersagen können?<br />
Valenz: sehr gute Vorhersagen (z.B. lieber einen Kinobesuch als eine Blinddarm-OP)<br />
Intensität: weniger gut – Gedächtnis variiert: „peak and end“<br />
(z.B. Taylor et al.: Menschen bei Darmspiegelung gefragt „wie schmerzhaft ist es?“, danach<br />
Gesamturteil „wie schlimm war es?“; Ergebnis: nicht Summe, sondern schlimmster Schmerz<br />
und Schmerz zum Schluss bestimmten Gesamturteil).<br />
Dauer:<br />
völlig unklar<br />
3. Wie haben Gilbert und Kollegen die Idee des „Immune Neglect“getestet?<br />
Sie ließen Menschen Vorhersagen über ihre emotionalen Reaktionen auf gute und schlechte<br />
Ereignisse treffen.<br />
Die Studien bezogen sich auf Liebesbeziehungen und Tenure-Entscheidungen.<br />
I Liebesbeziehungen<br />
Es wurde unterschieden zwischen Luckies, Leftovers, Loners und Lovers, wobei jeweils<br />
unterschiedliche Aufgaben gestellt wurden.<br />
Luckies:<br />
Leftovers:<br />
Loners:<br />
Lovers:<br />
Ergebnis:<br />
sind in 1 Beziehung und sollen Gefühl nach Trennung vorhersagen<br />
berichten nach Trennung ihre Zufriedenheit<br />
sind nicht in einer Beziehung + sollen ihre Zufriedenheit in 1 Beziehung<br />
vorhersagen<br />
seit 6 Monaten in Beziehung, berichten Zufriedenheit<br />
kein signifikanter Unterschied zwischen momentanem Befinden von frisch<br />
verlassenen, länger verlassenen und Glücklichen;<br />
wenn Glückliche aber ihre Zufriedenheit nach einem möglichen<br />
Verlassenenwerden vorhersagen, schätzen sie diese bedeutend geringer ein als<br />
ihre jetzige Zufriedenheit<br />
Loners-Vorhersage: gut, passend zum wahren Wert<br />
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→ belegen Immune Neglect: positive Ereignisse können gut vorhersagt werden, negative<br />
nicht so gut (verzerrt zum negativen Erleben hin)<br />
Problem: Vergleich über unterschiedliche Personen hinweg (Äpfel mit Birnen vergleichen)<br />
II Tenure - Entscheidungen<br />
Assistenz-<strong>Prof</strong>essoren schätzen ein, wie glücklich sie sind/wären<br />
1. nach vorgestellter positiver Tenure-Entscheidung<br />
2. nach vorgestellter negativer Tenure-Entscheidung<br />
3. nach tatsächlicher positiver Tenure-Entscheidung<br />
4. nach tatsächlicher negativer Tenure-Entscheidung<br />
Ergebnisse: wesentlich schlechtere Zufriedenheit vorhergesagt bei vorgestellter negativer<br />
Entscheidung; reale negative Erfahrung positiver als vorhergesagt – kein signifikanter<br />
Unterschied zu positiver Erfahrung;<br />
tatsächliche Zufriedenheit nach 5 Jahren: gut erholt von negativer Entscheidung<br />
→ Vorhersage für kurzen Zeitraum inkorrekt, für längeren (nach 5 Jahren) eher korrekt!<br />
4. Was sind mögliche Erklärungen, warum sich Menschen emotional so schnell<br />
erholen?<br />
1. Ein „emotionales Immunsystem“: negative Ereignisse werden „wegerklärt“ durch z.B.<br />
externale Attributionen, Änderungen der Fokussierung.<br />
2. Positive und negative Ereignisse werden falsch eingeschätzt, z.B. aufgrund von<br />
sozialem Einfluss („wie würdest Du Dich fühlen, wenn Deine Mutter stirbt?“ - soziale<br />
Erwünschtheit → positive Antworten = unerwünscht)<br />
3. Falsche Theorien über die Stärke der emotionalen Reaktion.<br />
4. Motivierte Verzerrungen: positive Vorhersagen sind per se angenehm; negative<br />
Vorhersagen sind ein defensiver Pessimismus.<br />
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