PDF, 124 KB - Hessen-Forst
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Der sog. Niederwald, im Volksmund auch Ostein-Wald genannt, ist eine landschaftskulturell<br />
besonders markante Waldfläche und eines der „Highlights“ des UNESCO-Weltkulturerbes „Oberes<br />
Mittelrheintal“.<br />
Im Jahre 982 schenkte Kaiser Otto II. den damals landesherrlichen Wald im Rheingau dem Erzbistum<br />
Mainz. Dieser diente der Versorgung der zunächst erzbischöflichen, später kurfürstlichen<br />
Liegenschaften und Kammerverwaltung mit Bau- und Brennholz und erhielt daher den bis heute<br />
gültigen Namen „Kammerforst“. Der sog. Niederwald war ein Teil dieses landesherrlichen Waldes. Er<br />
wurde nachweislich bereits im 15. Jahrhundert forstlich bewirtschaftet und diente vor allen Dingen<br />
der kurfürstlichen Zollburg Ehrenfels als Holzlieferant. 1695 wurde dieser Niederwald an Johann<br />
Franz Graf von Ostein verkauft. Dessen Enkel Johann Karl Friedrich Maximilian Amor Maria von<br />
Ostein gestaltete den Wald, der vorher sehr wahrscheinlich als Niederwald bewirtschaftet wurde,<br />
um. Er ließ den Wald einfach wachsen – „zurück zur Natur“ im Sinne von J. J. Rousseau. Gleichzeitig<br />
wurde der Wald mit Kleinbauwerken, Wegen und Schneisen ausgestattet. Nach dem Tod des Grafen<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts verfielen dann viele Anlagen, sind aber noch vorhanden und werden<br />
derzeit von der Verwaltung der Staatl. Schlösser und Gärten <strong>Hessen</strong> restauriert. Die Erben des<br />
Grafen, später die nassauische und preußische <strong>Forst</strong>verwaltung und heute <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>, nutzten<br />
und nutzen den Wald als Wirtschaftswald, wobei der besondere Charakter dieses Waldes , der kein<br />
Park ist, erhalten geblieben ist.<br />
Das Rheingauer Gebück<br />
Das sog. Rheingauer Gebück ist eine alte Landwehr, die den Rheingau nach Norden vor Einfällen der<br />
ungeliebten nördlichen Nachbarn schützte. Die Entstehung ist unbekannt, wird aber wohl mit der<br />
Festigung der erzmainzischen Herrschaft im Rheingau im frühen 12. Jahrhundert zusammenhängen.<br />
In Niederwalluf beginnend, verlief diese Grenzanlage – allerdings nicht durchgängig - durch den<br />
Hinterlandswald über Presberg bis nach Lorchhausen. Es handelte sich um einen ca. 50m breiten<br />
Streifen, auf dem Rot- und Hainbuchen in unterschiedlicher Höhe abgeschnitten wurden. Aus den<br />
Baumstümpfen trieben neue Zweige aus, die gebogen („gebückt“) und miteinander verbunden<br />
wurden. Dazwischen siedelten sich Brombeere und Schwarzdorn an, so dass ein undurchdringlicher<br />
natürlicher Verhau entstand. 1771 wurde das Gebück aufgegeben. Bedeutendes Objekt ist die<br />
heute noch als Ruine erhaltene „Mapper Schanze“, ein gemauerter und befestigter Durchlass südlich<br />
des Mapper Hofes. Ebenso existieren noch einige alte Buchen aus der Endzeit des Gebücks im<br />
Eltviller und Geisenheimer Stadtwald. Im Eltviller Stadtwald befindet sich auch noch eine<br />
kreisförmige Schanze aus aufgeworfener und festgestampfter Erde.