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PDF, 124 KB - Hessen-Forst

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Besonderheiten im Hessischen <strong>Forst</strong>amt Rüdesheim<br />

Wald- und <strong>Forst</strong>geschichte<br />

Der Wald des Rheingaus hat eine lange und wechselhafte Geschichte, die ihn noch heute in seinem<br />

Erscheinungsbild prägt:<br />

In vorchristlicher Zeit – der Bronzezeit – waren Teile der Kammlagen und der ebenen, höher<br />

gelegenen Lagen von der keltischen Bevölkerung besiedelt, weil das Rheinufer versumpft und<br />

malariaverseucht (im Mittelalter „Wechselfieber“ genannt) und damit zur Besiedelung ungeeignet<br />

war. Davon zeugen zahlreiche bronzezeitliche Hügelgräber, die selten einzeln, sondern meist in<br />

Gruppen oder größeren Gräberfeldern angelegt wurden. Hinweise auf die keltische Besiedlung des<br />

Raums finden sich in vielen Flurnamen (z.B. Kadrich, Linnesit, Hexit, Dolsit).<br />

Der Rheingauer Wald ist seit jeher als Holzlieferant genutzt worden. Auch in den schwierigsten<br />

Steilhanglagen wurde Holz geschlagen. Insbesondere im sog. Hinterlandswald, der den Gemeinden<br />

des mittleren und östlichen Rheingaus zur gemeinschaftlichen Nutzung als Allmende übertragen war,<br />

ging man im Mittelalter bis etwa Mitte des 18. Jahrhunderts nicht immer sorgsam mit dem Wald um.<br />

Zwischen 1763 und 1765 fanden Bereisungen durch den kurfürstlichen „Oberstjägermeister“ (den<br />

höchsten <strong>Forst</strong>beamten) der kurmainzischen Kammer statt, die für diesen ein geradezu<br />

traumatisches Erlebnis gewesen sein müssen. Aus dieser Zeit datieren auch die ersten Erlasse zur<br />

geregelten Wiederaufforstung ausgeplünderter Waldflächen.<br />

Eine Änderung trat erst ein mit der flächenmäßigen Aufteilung des Hinterlandswaldes und Zuteilung<br />

der Waldflächen an die einzelnen Kommunen. Die Herzogl. Nassauische <strong>Forst</strong>verwaltung setzte hier<br />

bereits starke Akzente auch im Sinne einer nachhaltigen Waldwirtschaft, forciert nach 1866 durch die<br />

Königl. Preußische <strong>Forst</strong>verwaltung.<br />

Die Niederwaldwirtschaft – der ca. alle 15 Jahre stattfindende Kahlschlag einer Waldfläche mit<br />

anschließendem Austrieb der Wurzelstöcke – zur Gewinnung von Gerblohe aus der Rinde, Brennholz<br />

und Rebpfählen – war auf den Südhängen nicht selten. Etwa 1920 wurde diese Art der Wirtschaft als<br />

nicht mehr lohnend aufgegeben. Der schon im Mittelalter der Eiche entgegen gebrachten<br />

Wertschätzung und der Niederwaldwirtschaft verdankt der Rheingauer Wald seinen<br />

überdurchschnittlich hohen Anteil an Eichenbeständen (hier: Traubeneiche). Auf extremen,<br />

trockenen Steilhängen sind diese Eichenwälder seitdem sich selbst überlassen. Sie dienen in<br />

besonderem Maß dem Klima- und Erosionsschutz wie<br />

auch dem Artenschutz. Auf zu bewirtschaftenden<br />

Flächen wurden sie in artenreiche, oft recht wertvolle<br />

Hochwälder überführt.<br />

Der Niederwald oberhalb von Rüdesheim


Der sog. Niederwald, im Volksmund auch Ostein-Wald genannt, ist eine landschaftskulturell<br />

besonders markante Waldfläche und eines der „Highlights“ des UNESCO-Weltkulturerbes „Oberes<br />

Mittelrheintal“.<br />

Im Jahre 982 schenkte Kaiser Otto II. den damals landesherrlichen Wald im Rheingau dem Erzbistum<br />

Mainz. Dieser diente der Versorgung der zunächst erzbischöflichen, später kurfürstlichen<br />

Liegenschaften und Kammerverwaltung mit Bau- und Brennholz und erhielt daher den bis heute<br />

gültigen Namen „Kammerforst“. Der sog. Niederwald war ein Teil dieses landesherrlichen Waldes. Er<br />

wurde nachweislich bereits im 15. Jahrhundert forstlich bewirtschaftet und diente vor allen Dingen<br />

der kurfürstlichen Zollburg Ehrenfels als Holzlieferant. 1695 wurde dieser Niederwald an Johann<br />

Franz Graf von Ostein verkauft. Dessen Enkel Johann Karl Friedrich Maximilian Amor Maria von<br />

Ostein gestaltete den Wald, der vorher sehr wahrscheinlich als Niederwald bewirtschaftet wurde,<br />

um. Er ließ den Wald einfach wachsen – „zurück zur Natur“ im Sinne von J. J. Rousseau. Gleichzeitig<br />

wurde der Wald mit Kleinbauwerken, Wegen und Schneisen ausgestattet. Nach dem Tod des Grafen<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts verfielen dann viele Anlagen, sind aber noch vorhanden und werden<br />

derzeit von der Verwaltung der Staatl. Schlösser und Gärten <strong>Hessen</strong> restauriert. Die Erben des<br />

Grafen, später die nassauische und preußische <strong>Forst</strong>verwaltung und heute <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>, nutzten<br />

und nutzen den Wald als Wirtschaftswald, wobei der besondere Charakter dieses Waldes , der kein<br />

Park ist, erhalten geblieben ist.<br />

Das Rheingauer Gebück<br />

Das sog. Rheingauer Gebück ist eine alte Landwehr, die den Rheingau nach Norden vor Einfällen der<br />

ungeliebten nördlichen Nachbarn schützte. Die Entstehung ist unbekannt, wird aber wohl mit der<br />

Festigung der erzmainzischen Herrschaft im Rheingau im frühen 12. Jahrhundert zusammenhängen.<br />

In Niederwalluf beginnend, verlief diese Grenzanlage – allerdings nicht durchgängig - durch den<br />

Hinterlandswald über Presberg bis nach Lorchhausen. Es handelte sich um einen ca. 50m breiten<br />

Streifen, auf dem Rot- und Hainbuchen in unterschiedlicher Höhe abgeschnitten wurden. Aus den<br />

Baumstümpfen trieben neue Zweige aus, die gebogen („gebückt“) und miteinander verbunden<br />

wurden. Dazwischen siedelten sich Brombeere und Schwarzdorn an, so dass ein undurchdringlicher<br />

natürlicher Verhau entstand. 1771 wurde das Gebück aufgegeben. Bedeutendes Objekt ist die<br />

heute noch als Ruine erhaltene „Mapper Schanze“, ein gemauerter und befestigter Durchlass südlich<br />

des Mapper Hofes. Ebenso existieren noch einige alte Buchen aus der Endzeit des Gebücks im<br />

Eltviller und Geisenheimer Stadtwald. Im Eltviller Stadtwald befindet sich auch noch eine<br />

kreisförmige Schanze aus aufgeworfener und festgestampfter Erde.

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