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Fortbildungsartikel verfügbar (2103 kB) - Heilberufe

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Kliniken gelingt dies nicht immer, dann müssen<br />

Hilfsuntersuchungen wie das kontinuierliche Video-<br />

EEG angewendet werden. Es kann also durchaus<br />

passieren, dass diskretere Anfälle übersehen werden.<br />

Am beeindruckendsten oder vielleicht auch erschreckendsten<br />

sind Grand mal-Anfälle. Es gibt jedoch<br />

keinen Grund, in Panik auszubrechen. Wenn<br />

ein Anfall beginnt, sollte wenn möglich auf die Uhr<br />

geschaut werden, um später einen Anhalt zu haben,<br />

wie lange das Ereignis gedauert hat. Den Beginn eines<br />

Anfalls zu erfassen, ist leider nicht sehr oft möglich.<br />

In diesem Fall müssten wir tatsächlich gerade unseren<br />

Blick auf den Patienten richten. Hinweise für einen<br />

Anfallsbeginn können unnatürliche Bewegungen sein<br />

oder plötzlich fehlende Reagibilität. In den meisten<br />

Fällen kommt man erst zu einem Anfall hinzu.<br />

Ein Anfall dauert in der Regel nicht länger als zwei<br />

Minuten. Ein Anfall, der drei Minuten dauert, ist<br />

schon lang. Oft kommt dem Beobachter diese Zeit<br />

subjektiv viel länger vor. Während des Anfalls kann<br />

man nicht viel tun, außer zu vermeiden, dass es zu<br />

Verletzungen kommt. Daher sollten beispielsweise<br />

gefährliche Gegenstände aus der Umgebung des Patienten<br />

entfernt, die Brille abgenommen, die Zigarette<br />

entfernt und wenn möglich ein Kissen unter den<br />

Kopf gelegt werden, notfalls reicht auch die Hand des<br />

Helfers. Läuft der Patient im Anfall umher (automotorischer<br />

Anfall), sollte er vorsichtig geführt werden,<br />

um zu verhindern, dass er sich in Gefahr bringt.<br />

Nach einem Grand mal, der für den Organismus<br />

eine große Belastung darstellt, erschlaffen die Muskeln<br />

häufig, so dass es im Mund- und Rachenraum<br />

zu einem schnarchenden Geräusch kommt. Die<br />

Schutzreflexe können erloschen sein, daher sollte der<br />

Patient in die stabile Seitenlage gebracht werden, um<br />

zu verhindern, dass er an seiner zurückfallenden<br />

Zunge erstickt. Manchmal kommt es nach Anfällen<br />

zu psychomotorischer Unruhe oder auch zu aggressivem<br />

Verhalten. Durch Appellieren an die Vernunft<br />

kann in solchen Fällen nicht viel erreicht werden, da<br />

sich der Patient noch in einem bewusstseinsgestörten<br />

Zustand befindet. Ruhige Ansprache kann möglicherweise<br />

helfen, zum Selbstschutz sollte man aber<br />

bei Aggressivität Abstand halten, dabei immer im<br />

Auge behaltend, dass sich der Patient nicht selbst in<br />

Gefahr bringt. Wichtig ist es, beim Patienten zu bleiben,<br />

bis diese Phase vorüber ist.<br />

Der epileptologische Notfall<br />

– jetzt müssen Sie handeln<br />

Dauert ein epileptischer Anfall länger als fünf Minuten<br />

(Uhr!) an, handelt es sich um einen Status epilepticus.<br />

Jetzt sollte ein Arzt verständigt werden, der<br />

den Anfall mit der intravenösen Gabe eines Medikamentes<br />

unterbrechen wird. Auch beim Status epilepticus<br />

kann zwischen verschiedenen Formen unterschieden<br />

werden. Nur der Grand mal-Status ist ein<br />

TAB. 1 ANTIEPILEPTIKA<br />

Medikamente zur Monotherapie<br />

▶▶Carbamazepin<br />

▶▶Gabapentin<br />

▶▶Lamotrigin<br />

▶▶Levetiracetam<br />

▶▶Oxcarbazepin<br />

▶▶Phenytoin<br />

▶▶Topiramat<br />

▶▶Valproinsäure<br />

Medikamente zur Kombinationstherapie<br />

▶▶Carbamazepin<br />

▶▶Eslicarbazepin<br />

▶▶Gabapentin<br />

▶▶Lacosamid<br />

▶▶Lamotrigin<br />

▶▶Levetiracetam<br />

▶▶Oxcarbazepin<br />

▶▶Phenytoin<br />

▶▶Pregabalin<br />

▶▶Retigabin<br />

▶▶Topiramat<br />

▶▶Zonisamid<br />

lebensbedrohlicher Notfall. Daneben gibt es noch<br />

den Absencen-Status und den fokalen Status mit und<br />

ohne motorische Zeichen und mit und ohne Bewusstseinsstörung.<br />

Von einem Status epilepticus spricht<br />

man auch, wenn mehrere Anfälle in Folge auftreten,<br />

ohne dass der Patient in der Zwischenzeit das Bewusstsein<br />

wieder erlangt.<br />

Ist eine Epilepsie mit möglicherweise rezidivierendem<br />

Status beim Patienten bekannt, ist die Anordnung<br />

einer Bedarfsmedikation sinnvoll, für den<br />

Fall, dass eine rasche intravenöse Behandlung nicht<br />

gewährleistet ist. Als Bedarfsmedikation eignet sich<br />

die Verabreichung von Diazepam rektal, alternativ<br />

auch Midazolam buccal, das heißt zwischen Zahnleiste<br />

und Wange. Die Gabe von Lorazepam (Tavor®)<br />

sublingual ist im Status epilepticus dagegen nicht<br />

sinnvoll, da die Wirkung erst nach 20 bis 25 Minuten<br />

zu erwarten ist.<br />

Dr. med. Anja Grimmer<br />

Prof. Dr. med. Martin Holtkamp<br />

Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg<br />

Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth<br />

Herzberge, Herzbergstr. 79, 10365 Berlin<br />

a.grimmer@keh-berlin.de<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (10)<br />

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