01.03.2014 Aufrufe

Fortbildungsartikel verfügbar (2103 kB) - Heilberufe

Fortbildungsartikel verfügbar (2103 kB) - Heilberufe

Fortbildungsartikel verfügbar (2103 kB) - Heilberufe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

PflegeKolleg<br />

Epilepsie<br />

Es gibt keinen<br />

Grund,bei einem<br />

Epilepsieanfall in<br />

Panik auszubrechen.<br />

Verhaltensregeln bei Anfällen<br />

Das können Sie tun<br />

▶▶Verletzungen vermeiden.<br />

▶▶Beim Patienten bleiben.<br />

▶▶Patient nach einem Grand mal-Anfall<br />

in die stabile Seitenlage bringen.<br />

Das sollen Sie unterlassen<br />

▶▶Dinge in den Mund schieben, um einen<br />

Zungenbiss zu verhindern.<br />

▶▶Den Patienten festhalten.<br />

▶▶Benzodiazepine geben, wenn der Anfall<br />

vorbei ist.<br />

tischer Anfall ist. Die häufigsten Differentialdiagnosen<br />

sind psychogene nicht epileptische Anfälle, auch<br />

dissoziative Anfälle genannt, sowie Synkopen. Letztere<br />

können ebenfalls mit kurzen Zuckungen der<br />

Extremitäten einhergehen.<br />

Medikamentöse Behandlung<br />

steht im Vordergrund<br />

Therapeutisch steht die medikamentöse Behandlung<br />

bei Epilepsien im Vordergrund. Zur Behandlung stehen<br />

zahlreiche Medikamente zur Verfügung (Tab. 1).<br />

Dabei richtet sich die Auswahl des Wirkstoffs nach<br />

dem vorliegenden Epilepsiesyndrom. Aus diesem<br />

Grund ist die Klärung des Syndroms vor Beginn der<br />

Therapie unumgänglich.<br />

So sind einige Medikamente bei idiopathisch generalisierten<br />

Epilepsien nicht wirksam. Auch Begleiterkrankungen,<br />

Alter und das Nebenwirkungsprofil<br />

gilt es zu berücksichtigen. Das vom Epileptologen<br />

ausgewählte Medikament wird dann bis zur effektiven<br />

Dosis oder – falls weiterhin Anfälle auftreten – bis<br />

zur Verträglichkeitsgrenze oder zugelassenen Höchstdosis<br />

aufdosiert. Die Chance, mit dem ersten Medikament<br />

anfallsfrei zu werden, beträgt knapp 50 %.<br />

Erst bei Versagen des Medikamentes, das heißt wenn<br />

trotz Höchstdosis weiterhin Anfälle auftreten oder es<br />

zu Nebenwirkungen kommt, wird ein weiteres Medikament<br />

eindosiert. Das zuvor eindosierte Medikament<br />

kann bei Erreichen einer wirksamen Dosis des<br />

zweiten Medikamentes ausschleichend abgesetzt<br />

werden, da es ja nicht geholfen hatte.<br />

Manchmal sieht man, dass ein erstes Medikament<br />

zu einer Verringerung der Anfallsfrequenz geführt<br />

hat (Teilwirksamkeit). In so einem Fall kann auch<br />

eine Kombinationstherapie sinnvoll sein. Die Chance,<br />

mit dem zweiten Medikament anfallsfrei zu werden,<br />

beträgt allerdings nur noch 13 %, mit jedem<br />

weiteren Medikament nimmt die Chance auf circa<br />

4 % ab (Abb. 1). Trotz ausgeklügelter Therapie wird<br />

etwa jeder dritte Patient nicht anfallsfrei. Man spricht<br />

von therapieresistenten oder pharmakoresistenten<br />

Epilepsien. Die Mechanismen, warum das bei einigen<br />

Patienten so ist, sind noch nicht geklärt.<br />

Bei einer Pharmakoresistenz muss überprüft werden,<br />

ob die Option zu einem epilepsiechirurgischen<br />

Eingriff besteht. Diese Behandlungsmöglichkeit<br />

kommt bei fokalen Epilepsien in Betracht, wenn ein<br />

Anfallsursprung festgestellt werden kann. Unter kontinuierlichem<br />

Video-EEG werden Anfälle aufgezeichnet,<br />

um über die Anfallssemiologie und den Beginn<br />

des Anfallsmusters im EEG Rückschlüsse auf den<br />

Anfallsgenerator im Gehirn schließen zu können.<br />

Stimmen alle Untersuchungsergebnisse (einschließlich<br />

craniales MRT und Neuropsychologie und gegebenenfalls<br />

weitere funktionelle bildgebende Untersuchungen<br />

wie PET oder SPECT) überein, kann ein<br />

epilepsiechirurgischer Eingriff empfohlen werden.<br />

Ziel ist es, dabei die epileptogene Region zu entfernen,<br />

so dass anschließend keine Anfälle mehr<br />

auftreten. Die Abgrenzung von Arealen, die Funktion<br />

im Gehirn tragen (Sprache, Motorik, Gedächtnis),<br />

ist immens wichtig, weil natürlich durch die Operation<br />

keine Defizite produziert werden sollen. Stellt<br />

sich heraus, dass mehrere Anfallsgeneratoren vorhanden<br />

sind, kann ein solcher Eingriff nicht durchgeführt<br />

werden. Zu groß wäre die Gefahr von Funktionsverlusten.<br />

Andere Therapiealternativen bestehen<br />

in der Implantation eines Vagus-Nerv-Stimulators<br />

(VNS) oder der ketogenen Diät, einer sehr fettreichen<br />

und kohlenhydratarmen Ernährungsform, die bei<br />

Patienten mit schwer therapierbaren Epilepsien angewendet<br />

werden kann.<br />

Mit Anfällen richtig umgehen<br />

Epileptische Anfälle zu erkennen, kann manchmal<br />

sehr schwierig sein. Auch in spezialisierten Epilepsie-<br />

FAZIT FÜR DIE PFLEGE<br />

▶▶Epileptische Anfälle können sehr unterschiedlich<br />

aussehen. Daher sollten Pflegekräfte neben dem<br />

klassischen Grand mal-Anfall auch die anderen,<br />

weniger auffälligen Anfallsformen kennen. Auch<br />

diese Patienten sind im Anfall hilflos und auf Unterstützung<br />

angewiesen.<br />

▶▶Tritt ein epileptischer Anfall auf, heißt es Ruhe<br />

bewahren. Lassen Sie den Patienten nicht allein<br />

und sorgen Sie für eine sichere Umgebung, bis der<br />

Anfall vorbei ist.<br />

▶▶Die richtige Behandlungsmaßnahme nach einem<br />

Grand mal-Anfall ist die stabile Seitenlage. Jede<br />

Form des Status epilepticus erfordert sofortigen<br />

Therapiebeginn, jedoch ist nur der Grand mal-<br />

Status ein lebensbedrohlicher Notfall.<br />

54<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (10)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!