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Fortbildungsartikel verfügbar (2103 kB) - Heilberufe

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Pharmakoresistenz<br />

Monotherapie<br />

1. Substanz<br />

Monotherapie<br />

2. Substanz<br />

Polytherapie<br />

2 Substanzen<br />

47%<br />

60%<br />

64%<br />

12 Monate anfallsfrei<br />

(n=470 Patienten)<br />

ca. 1⁄3 pharmakoresistenz<br />

Abb. 1: Pharmakoresistenz (nach Kwan & Brodie 2000<br />

N Engl J. Med)<br />

auftreten, handelt es sich nicht mehr um eine Absence.<br />

Alle diese genannten Anfallstypen zählen zu<br />

den „generalisierten“ Anfällen (Achtung: myoklonische,<br />

klonische oder tonische Anfälle können aber<br />

auch nur eine Körperhälfte oder nur eine Extremität<br />

betreffen).<br />

Außerdem unterscheiden wir Auren, bei denen der<br />

Betroffene lediglich eine subjektive Wahrnehmung<br />

hat. Abhängig von der betroffenen Hirnregion kann<br />

es beispielsweise visuelle, auditorische, gustatorische,<br />

olfaktorische, somatosensible oder vegetative Auren<br />

geben. Wenn der Anfall in der Sehrinde beginnt, kann<br />

es zu visuellen Auren kommen, hierbei können Farben,<br />

Formen, Personen, zum Teil sogar ganze Szenen<br />

wahrgenommen werden. Eine Aura mit einem aufsteigenden<br />

Gefühl aus der Magenregion, die häufig<br />

mit Übelkeit oder Wärme beschrieben wird, wird als<br />

epigastrische Aura bezeichnet und ist typisch für eine<br />

Entstehung im mesialen (inneren) Schläfenlappen.<br />

In dieser Region können auch Auren mit vegetativen<br />

Symptomen, wie Blässe, Erröten, Schwitzen und<br />

Herzklopfen entstehen.Wenn es im Anfall zu automatisierten<br />

Handlungen, wie beispielsweise Fortsetzen<br />

einer begonnenen Handlung (Kochen, Gehen ...)<br />

kommt, sprechen wir von einem automotorischen<br />

Anfall (früher: psychomotorischer oder komplexfokaler<br />

Anfall). Kommt es zu unnatürlich „überschäumenden“<br />

Bewegungen, wird solch ein Anfall als hypermotorisch<br />

bezeichnet. Die zuletzt genannten<br />

Anfälle treten in der Regel bei einer fokalen Epilepsien<br />

auf.<br />

Anfallsbeschreibung<br />

Die Anfallsbeschreibung spielt eine entscheidende<br />

Rolle bei der Diagnosestellung (handelt es sich über-<br />

haupt um eine Epilepsie?) und bei der Einschätzung<br />

des Epilepsiesyndroms (spricht die Anfallsform für<br />

eine generalisierte oder eine fokale Epilepsie?). Eigenanamnese<br />

und Fremdanamnese, also die Anfallsbeschreibung<br />

durch den Patienten selbst oder eine<br />

andere Person, sind die wichtigsten Bausteine in der<br />

Epileptologie, alle technischen Untersuchungen liefern<br />

uns „nur“ noch Puzzleteile zur Vervollständigung<br />

der Bewertung.<br />

Es ist dabei nicht zwingend notwendig, die Anfälle<br />

zu bezeichnen. Viel wichtiger ist es, eine gute Beschreibung<br />

zu liefern, damit aus allen Informationen<br />

die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden<br />

können. Dazu zählt auch, was vor dem Anfall war.<br />

Bei der Anfallsbeschreibung helfen Fragen weiter:<br />

▶▶Was hat Patient gerade gemacht?<br />

▶▶Wie hat der Anfall begonnen?<br />

▶▶Waren die Augen geöffnet/geschlossen oder aktiv<br />

zugekniffen?<br />

▶▶Traten motorische Phänomene auf (Zuckungen,<br />

Versteifungen, automatisierte Handlungen wie<br />

Nesteln, Reiben)<br />

▶▶War eine Bewusstseinsstörung vorhanden?<br />

Hierzu kann es wichtig sein, den Betroffenen anzusprechen:<br />

Schaut er den Fragenden an, reagiert<br />

er in irgendeiner anderen Weise, kann er sprechen,<br />

antwortet er korrekt? Falls er nicht in der Lage ist<br />

zu sprechen, kann er Aufforderungen befolgen?<br />

▶▶Wie endet der Anfall?<br />

▶▶Wie verhält sich der Betroffene nach dem Anfall?<br />

Ist er gleich wieder bewusstseinsklar, kann er sprechen,<br />

ist er müde oder schläft er sogar ein?<br />

▶▶Wie lange hat der Anfall gedauert?<br />

Zu bedenken ist auch, dass nicht alles, was für einen<br />

epileptischen Anfall gehalten wird, auch ein epilep-<br />

DEFINITIONEN<br />

Trotz ausgeklügelter<br />

Therapie wird jeder<br />

dritte Patient nicht<br />

anfallsfrei.<br />

▶▶EEG: Das Elektroenzephalogramm ist eine Methode zur Aufzeichnung<br />

der elektrischen Spannungsschwankungen des Gehirns meist über auf<br />

der Kopfhaut applizierte Elektroden. Während eines epileptischen Anfalls<br />

treten charakteristische EEG-Veränderungen auf. Oft zeigen sich aber auch<br />

außerhalb der Anfälle epilepsietypische Veränderungen.<br />

▶▶Synkope: Kurzer, spontan reversibler Bewusstseinsverlust infolge einer<br />

gestörten Hirndurchblutung (Kreislaufkollaps, Ohnmacht).<br />

▶▶Grand mal: Generalisierter tonisch-klonischer Anfall, der landläufig als<br />

typisch für das Krankheitsbild Epilepsie angesehen wird. Beginn mit einer<br />

meist sehr kurzen (Sekunden) tonischen Phase, in der sich plötzlich alle<br />

Muskeln des Patienten gleichzeitig versteifen und es oft zu unkontrollierten<br />

Stürzen kommt. In der klonischen Phase kommt es zu Zuckungen<br />

der Extremitäten und der Zunge (Schaumbildung). Auch Blauverfärbungen<br />

des Gesichts sind möglich, weil die Atemmuskulatur nicht ausreichend eingesetzt<br />

wird. Typisch ist auch die anschließende Müdigkeit des Patienten<br />

aufgrund des hohen Energieverbrauchs im Anfall. Daher sollte sich der Patient<br />

anschließend ausruhen oder schlafen.<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (10)<br />

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