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Fortbildungsartikel verfügbar (2103 kB) - Heilberufe

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ßige Medikamenteneinnahme ergeben sich bei älteren<br />

Patienten mit kognitiven Störungen, Sehproblemen<br />

oder Problemen mit der Feinmotorik, also beispielsweise<br />

Schwierigkeiten Medikamentenpackungen zu<br />

öffnen.<br />

Die Medikation sollte mit ausreichend Flüssigkeit<br />

oral verabreicht werden (z.B. 250 ml Wasser). Auf<br />

Schluckprobleme muss besonders geachtet werden .<br />

Schluckstörungen treten bei älteren Patienten in circa<br />

11 % auf und können neben Begleitsymptomen<br />

einer neurologischen Erkrankung auch durch die<br />

Einnahme von Psychopharmaka (trockener Mund)<br />

zustande kommen. Im Falle von Schluckstörungen<br />

können Minitabletten hilfreich sein. Diese sind nicht<br />

nur leichter zu schlucken (z.B. aufgelöst in Wasser),<br />

sondern haben auch eine ungestörtere Pyloruspassage,<br />

so dass ein Dumping Syndrom vermieden werden<br />

kann.<br />

Ältere Epileptiker betreuen<br />

Bei der Betreuung von Patienten mit Altersepilepsien<br />

ist das Führen eines Anfallskalenders unerlässlich.<br />

Wichtig sind Eintragungen zum Anfallstyp sowie zum<br />

zeitlichen Auftreten am Tag. Außerdem sollte – falls<br />

vorhanden – ein Familienmitglied zum Anfallsablauf<br />

und den Umständen des Auftretens befragt werden.<br />

Gab es bestimmte Auslösefaktoren? Anschließend<br />

sollten die Patienten gefragt werden, welcher Einnahmemodus<br />

für sie am leichtesten durchzuhalten ist.<br />

Weiterhin sollte über Erinnerungshilfen zur regelmäßigen<br />

Medikamenteneinnahme gesprochen werden.<br />

Das können Dosierungsbehälter sein, SMS,<br />

Klingeltöne o.ä.<br />

Nur zwei Drittel der Patienten mit Altersepilepsien<br />

erhalten eine hinreichende und gut verständliche<br />

Information im Hinblick auf die erforderliche Einnahmetreue.<br />

Daher ist es wichtig, sie auf die Zeit<br />

außerhalb des Krankenhauses mit den notwendigen<br />

täglichen Aktivitäten vorzubereiten und eine feste<br />

Anbindung an eine ambulante Versorgung zu gewährleisten.<br />

Reduzierte Mobilität, weite Entfernung<br />

zum nächsten ambulanten Arzt oder zur Apotheke<br />

müssen im Hinblick auf ein Altersepilepsie-Patientenmanagement<br />

erkannt und frühzeitig im Behandlungsplan<br />

berücksichtigt werden. Daher sind Verwandte,<br />

Hausarzt, Neurologe und speziell trainierte<br />

Pflegekräfte in das Behandlungsnetzwerk einzubeziehen<br />

[16,17].<br />

Prof. Dr. Hermann Stefan<br />

Universitätsklinikum Erlangen<br />

Neurologische Klinik<br />

Biomagnetismus – MEG<br />

Schwabachanlage 10, 91054 Erlangen<br />

hermann.stefan@uk-erlangen.de<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Interview<br />

Fortbildung<br />

notwendig<br />

HEILBERUFE: Herr Prof.<br />

Stefan, immer häufiger<br />

begegnen Pflegekräfte<br />

Patienten mit einer Altersepilepsie. Sind sie<br />

ausreichend darauf vorbereitet?<br />

Stefan: Eher nicht, Pflegende in Krankenhäusern<br />

oder Pflegeeinrichtungen sollten vermehrt mit<br />

den Besonderheiten von Patienten mit Altersepilepsien<br />

vertraut gemacht werden. Dies betrifft<br />

nicht nur das Erkennen der Anfälle, beispielsweise<br />

in Form des nicht konvulsiven Sta tus, sondern auch<br />

Durchführung und Überwachung der Therapie.<br />

Was zeichnet denn Anfälle im Alter aus?<br />

Stefan: Epileptische Anfälle laufen bei alten Menschen<br />

eher als fluktuierende Bewusstseinsstörung<br />

ab – mit oder ohne Automatismen. Die sekundäre<br />

Generalisation zu tonisch-klonischen – also den<br />

„typischen“ epileptischen Anfällen – fehlt häufig.<br />

Zudem bestehen nach Anfällen häufig länger<br />

anhaltende kognitive Defizite, die sich als Gedächtnisstörung,<br />

Sprachstörungen oder auch in<br />

Form von Stimmungsschwankungen äußern.<br />

Und wie können Pflegende dann erkennen,<br />

dass es sich um einen Anfall handelt?<br />

Stefan: Das ist nicht einfach. Aber bei jeder unklaren<br />

Verwirrtheit, die nicht auf Exsikkose, Hypoglykämie,<br />

Elektrolytstörung oder Intoxikation<br />

zurückzuführen ist, sollten Pflegekräfte hellhörig<br />

werden und den Arzt verständigen. In diesen<br />

Fällen ist eine EEG-Ableitung angezeigt. Damit ist<br />

eine epileptiforme Aktivität nachweisbar, auch<br />

wenn sich das Anfallsgeschehen nicht zuordnen<br />

lässt.<br />

Was empfehlen Sie Pflegeeinrichtungen?<br />

Stefan: Zunächst sollten sie in ihren Fortbildungen<br />

Altersepilepsien einschließen. Hierzu<br />

gehören auch Video-Demonstrationen von epileptischen<br />

und nicht epileptischen Anfällen, die<br />

Dokumentation von Anfallskalendern, die einfach<br />

handbare Einnahme von Antiepileptika sowie<br />

sozialmedizinische Aspekte. Patienten mit Sturzanfällen<br />

benötigen einen Sturzhelm. Zudem<br />

sollte ein Patient mit epileptischen Anfällen ohne<br />

entsprechende Überwachung nicht im Einzelzimmer<br />

untergebracht werden.<br />

Das Interview führte Nicoletta Eckardt<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (10)<br />

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