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Fortbildungsartikel verfügbar (2103 kB) - Heilberufe

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PflegeKolleg<br />

Epilepsie<br />

Ein Drittel der<br />

Patienten mit<br />

Altersepilepsie<br />

weist eine<br />

Polytherapie auf.<br />

Interaktionen sind hier<br />

daher gehäuft<br />

zu finden.<br />

FAZIT FÜR DIE PFLEGE<br />

tensrate (Retentionsrate). Carbamezepin retard-Medikationen<br />

wiesen weniger Nebenwirkungen und eine<br />

bessere Beibehaltensrate als nicht retardierte Carbamazepin-Tabletten<br />

auf [8]. Im Verlauf der Lamotrigin-Behandlung<br />

wurden 52 % der Patienten anfallsfrei,<br />

unter Carbamazepin retard 57 % in den letzten<br />

20 Behandlungswochen. Ein Behandlungsabbruch<br />

aufgrund von Nebenwirkungen erfolgte bei Lamotrigin-Behandlung<br />

in 14 % und bei Carbamazepin<br />

retard-Behandlung in 25 % der Fälle. Die Retentionsrate<br />

von Lamotrigin betrug 73 % und unter Carbamezepin<br />

retard-Behandlung 67 % [9].<br />

Im Rahmen eines Expertenratings Deutsch-Österreichisch-Schweizer<br />

Neurologen wurden 2007 auch<br />

Empfehlungen zur Behandlung von Altersepilepsien<br />

ausgesprochen: Demnach gelten Levetiracetam, Lamotrigin<br />

und Gabapentin als Medikamente der ersten<br />

Wahl, gefolgt von Topiramat und Valproat. Oxcarbazepin<br />

und Carbamazepin wurden bei Altersepilepsien<br />

weniger empfohlen, da hier in verstärktem Maße<br />

Hyponatriämien auftreten können sowie Reizleitungsstörungen<br />

des Herzens [10].<br />

Valproat wird vor allem bei generalisierten Epilepsien<br />

angewandt. Hierbei muss jedoch auch auf die<br />

Entwicklung einer Enzephalopathie, Tremor oder<br />

Nebenwirkungen durch Interaktion mit Antikoagulantien<br />

geachtet werden. Bei Anwendung von Gabapentin<br />

oder Pregabalin ist vor allem die Nierenfunktion<br />

zu berücksichtigen. Ist diese eingeschränkt,<br />

müssen diese renal auszuscheidenden Substanzen<br />

besonders vorsichtig und reduziert dosiert werden.<br />

In Anbetracht der gehäuft auftretenden Osteoporosen,<br />

Herzerkrankungen und Antikoagulations-Komedikation<br />

ist bei erhöhter Sturzgefahr, z.B. bei einem<br />

tonisch-klonischen Anfall, bereits u.U. nach einem<br />

Anfall die Indikation zur antikonvulsiven Einstellung<br />

gegeben [11,12]. Bei Komedikation mit Antidepressiva,<br />

Antipsychotika, Kalziumkanalblockern, Gerinnungshemmern<br />

sollte die Serumkonzentration der<br />

angewendeten Antiepileptika kontrolliert werden.<br />

Sedierende Substanzen wie Phenobarbital, welches<br />

▶▶Immer öfter treten Epilepsien heute erstmalig im Alter auf. Die Zahl der<br />

Neuerkrankungen ist mittlerweile höher als bei Kindern und Jugendlichen.<br />

Aufgrund von Begleiterkrankung und physiologischen Veränderungen<br />

müssen bei älteren Epileptikern verschiedene Therapiebesonderheiten<br />

berücksichtigt werden.<br />

▶▶Wichtig ist ein möglichst einfaches Behandlungsregime, das sich auch<br />

von alten Menschen mit kognitiven Einschränkungen umsetzen lässt.<br />

▶▶Häufig gestaltet sich die regelmäßige Antiepileptika-Einnahme bei alten<br />

Menschen schwierig. Daher sind therapieunterstützende Maßnahmen von<br />

Pflegekräften umso wichtiger. Dazu zählen Beratung, Erinnerungshilfen<br />

oder das Führen eines Anfallstagebuchs.<br />

Epilepsien im höheren Lebensalter<br />

▶▶Definition: Im engeren Sinne handelt es sich<br />

um Epilepsien, die sich nach dem 60. oder 65.<br />

Lebensjahr manifestieren. Im weiteren Sinne<br />

sind es auch Epilepsien, die in jüngerem Alter<br />

erstmals aufgetreten sind, aber bis ins höhere<br />

Lebensalter fortbestehen. Bei 50–70 % der<br />

Epilepsien im höheren Lebensalter handelt es<br />

sich um eine Erstmanifestation.<br />

▶▶Ursachen: Altersepilepsien entwickeln sich<br />

häufig in Folge eines durchlebten Schlaganfalls,<br />

aufgrund von Hirntumoren oder neurodegenerativen<br />

Erkrankungen. Vielfach lässt<br />

sich aber auch keine Ursache feststellen.<br />

▶▶Anfallsformen: Da häufig eine organische Ursache<br />

für das Anfallsleiden vorliegt („symptomatische<br />

Epilepsie“), handelt es sich bei Erstmanifestationen<br />

meist um (komplex)-fokale<br />

Anfälle, aus denen sich aber sekundär auch generalisierte<br />

Anfälle entwickeln können.<br />

▶▶Achtung: Verwirrtheitszustände bei alten<br />

Menschen können auch von einem nichtkonvulsiven<br />

Status epilepticus herrühren.<br />

(Quelle: Dt. Gesellschaft für Epileptologie e.V.)<br />

zudem stark mit anderen Medikamenten interagiert,<br />

sollten vermieden werden. Es gibt Hinweise dafür,<br />

dass Frakturen gehäuft unter Phenobarbital-Medikation<br />

auftreten.<br />

Ein Drittel der Patienten mit Altersepilepsien weisen<br />

eine Polytherapie, manchmal von zehn Substanzen<br />

auf. Hierbei sind natürlich Interaktionen, Sedierung<br />

und Nebenwirkungen gehäuft zu finden. Gangstörungen<br />

treten besonders unter Phenobarbital-,<br />

Phenytoin- und Carbamazepin-Behandlung auf.<br />

Auch bei Kombinationen mit trizyklischen Antidepressiva,<br />

Benzodiazepinen und anderen sedierenden<br />

Substanzen werden gehäuft Stürze und Verletzungen<br />

beobachtet. Weiterhin können sich die kognitiven<br />

Funktionen der Patienten verschlechtern [13,14,15].<br />

Therapie – möglichst einfach<br />

Bei vielen Patienten mit Altersepilepsien ist eine Monotherapie<br />

erfolgreich. Eine möglichst einfache Verabreichung<br />

der Medikation pro Tag hilft bei der<br />

Überwachung der regelmäßigen Tabletten-Einnahme.<br />

Als einfaches Therapieregime kann bei vielen älteren<br />

Patienten eine Valproat-Therapie als abendliche Einmalgabe<br />

und Lamotrigin als morgendliche Einmalgabe<br />

erfolgreich eingesetzt werden. Die Einnahmetreue<br />

ist gerade bei Epilepsien für den Erfolg der<br />

Langzeitbehandlung von großer Bedeutung. Besondere<br />

Schwierigkeiten im Hinblick auf eine regelmä-<br />

60<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (10)

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