Qualifizierte Nahversorgung im Lebensmitteleinzelhandel
Qualifizierte Nahversorgung im Lebensmitteleinzelhandel
Qualifizierte Nahversorgung im Lebensmitteleinzelhandel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Qualifizierte</strong> <strong>Nahversorgung</strong> <strong>im</strong> <strong>Lebensmitteleinzelhandel</strong><br />
‐ Endbericht ‐<br />
5.4 Zentrenrelevante Sort<strong>im</strong>ente <strong>im</strong> Lebensmittelhandel<br />
Hintergrund und Fragestellung<br />
Lebensmittelmärkte bieten häufig neben ihrem periodischen Angebotsschwerpunkt Randsort<strong>im</strong>ente<br />
oder Aktionswaren aus mittel‐ und langfristigen Bedarfsbereichen an. Je nach Anbieter und Saison setzen<br />
sich diese Angebote zu einem erheblichen Teil aus sog. zentrenrelevanten Sort<strong>im</strong>enten 71 zusammen.<br />
Die Diskussion um die Bedeutung dieser Angebote wird zwar auf kommunaler Ebene und auch in Fachkreisen<br />
<strong>im</strong>mer wieder geführt, empirisch belastbare Untersuchungen zu den Umsatzanteilen bzw. Umverteilungswirkungen<br />
auf den bestehenden Einzelhandel in den Zentren, die das Angebot dieser Sort<strong>im</strong>entsbestandteile<br />
möglicherweise mit sich bringt, liegen bislang jedoch kaum vor bzw. werden sehr<br />
häufig lediglich „am Rande“ betrachtet.<br />
Kritiker sehen durch den in den letzten Jahren stetig gestiegenen Anteil der Aktionswaren – gerade bei<br />
Lebensmitteldiscountern – zunehmend den inhabergeführten Facheinzelhandel in den Zentren gefährdet,<br />
da diese mit den günstigen Angeboten häufig nicht konkurrieren können. Befürworter entgegnen,<br />
dass diese temporären Sonderangebote der Discounter gar nicht in direktem Wettbewerb zu den in der<br />
Regel qualitativ höherwertigen Sort<strong>im</strong>enten und Serviceleistungen des Facheinzelhandels stehen, sondern<br />
eher in Konkurrenz zu anderen Billiganbietern bzw. Discountlinien zum Beispiel aus dem Textilbereich<br />
zu sehen sind. Umsatzumverteilungen für Fachgeschäfte <strong>im</strong> Bestand, die <strong>im</strong> Sinne des § 11 Abs. 3<br />
BauNVO zu städtebaulich negativen Auswirkungen führen könnten, seien deshalb nicht anzunehmen.<br />
Auf den Einzelfall bezogene Untersuchungen zur Verträglichkeit dieser Angebote nach § 11 Abs. 3<br />
BauNVO oder § 34 Abs. 3 BauGB stehen bei der Beurteilung vor der Schwierigkeit, eine realistische Einschätzung<br />
der saisonal stark schwankenden Umsätze vorzunehmen. Insbesondere die Aktionswaren<br />
wechseln sehr häufig in ihrer Sort<strong>im</strong>entszusammensetzung, belastbare Umsatzzahlen dazu sind von den<br />
betreffenden Unternehmen in der Regel nicht (oder nur sehr schwierig) zu bekommen.<br />
Die grundsätzliche Zulässigkeit des Verkaufs von sog. Randsort<strong>im</strong>enten hingegen ist unbestritten. Nach<br />
Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster vom 22. Juni 1998 darf ein Kernsort<strong>im</strong>ent regelmäßig durch<br />
sog. Randsort<strong>im</strong>ente ergänzt werden, ohne dass dies einer besonderen baurechtlichen Zulassung bedarf.<br />
72 Sort<strong>im</strong>ente werden in der Regel dann als Randsort<strong>im</strong>ent bezeichnet, wenn deren Verkaufsflächenanteil<br />
nicht über 10 % liegt. 73 Einige Kommunen setzen diese Vorgaben direkt in den Bebauungsplänen<br />
um und beschränken die Flächen für zentrenrelevante (Rand‐)Sort<strong>im</strong>ente auf 5 bis 10 % der Verkaufsfläche.<br />
Gerade <strong>im</strong> <strong>Lebensmitteleinzelhandel</strong> gelingt es jedoch, auch auf den verhältnismäßig kleinen<br />
Aktionsflächen mit schnelldrehenden Artikeln aus dem mittel‐ bis langfristigen Bedarfsbereich erhebliche<br />
Umsätze zu generieren.<br />
71 In einigen Bundesländern wird der Begriff zentrenrelevant synonym zu innenstadtrelevant (in Abgrenzung zu nahversorgungsrelevant)<br />
verwendet. Um Verwirrungen zu vermeiden, wird in dieser Studie ausschließlich der Begriff zentrenrelevant<br />
benutzt.<br />
72 Dieser Einschätzung haben sich weitere Oberverwaltungsgereichte angeschlossen. Vgl. OVG Münster vom 22. Juni 1998 ‐ 7 a<br />
D 108/96.NE, OVG Rheinland‐Pfalz, 24. Aug. 2000 ‐ 1 C 11457/99; OVG Thüringen vom 21. Aug. 2001 ‐ 1 KO 1240/97.<br />
73 vgl. hierzu: Kuschnerus, Ulrich (2007): Der Standortgerechte Einzelhandel. S. 35; OVG Niedersachsen vom 27. Nov. 2006 ‐ 1<br />
MN 148/06.<br />
79