Qualifizierte Nahversorgung im Lebensmitteleinzelhandel
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<strong>Qualifizierte</strong> <strong>Nahversorgung</strong> <strong>im</strong> <strong>Lebensmitteleinzelhandel</strong><br />
‐ Endbericht ‐<br />
Bewertung<br />
Auf Basis der Ergebnisse aus Haushalts‐ und Point‐of‐Sale‐Befragung lässt sich Folgendes ableiten:<br />
• Betriebsform: Die deskriptiven Auswertungen zum Einzugsbereich zeigen, dass mittlere Supermärkte<br />
in etwa gleich große Einzugsbereiche wie klein‐ und großflächige Discounter ausprägen.<br />
Das ist wenig überraschend, da dies nur das räumliche Abbild aggregierter Flächenkennzahlen<br />
darstellt. Mittlere Supermärkte (801 bis 1.500 m², <strong>im</strong> Mittel 1.168 m²) weisen <strong>im</strong> Schnitt zwar<br />
größere Verkaufsflächen auf als Discounter (durchschnittlich 752 m²). Aufgrund der <strong>im</strong> Durchschnitt<br />
geringeren Flächenproduktivität wird allerdings pro Standort bzw. pro Betrieb ein etwa<br />
vergleichbar hoher oder nur gering höherer Umsatz erzielt (vgl. Kap. 4.2). 62 Ein in etwa gleich großer<br />
oder sogar etwas kleinerer Einzugsbereich bzw. relativ höhere Ausgaben‐ und Umsatzanteile<br />
<strong>im</strong> Nahbereich (größerer Anteil an Kunden in fußläufiger Entfernung von 1.000 m) von mittleren<br />
Supermärkten gegenüber Discountern wird durch die Anwendung eines nicht‐parametrischen<br />
Mittelwerttests als signifikant bestätigt. 63<br />
• Verkaufsfläche: Bezüglich des Einflusses der Verkaufsfläche auf die Größe des Einzugsbereiches<br />
kann zwar tendenziell ein linearer Zusammenhang zwischen zunehmender Verkaufsfläche und<br />
zunehmender Reichweite der Einzugsgebiete festgestellt werden, eine entscheidende Änderung<br />
bei der Großflächigkeitsschwelle von 800 m²‐Verkaufsfläche ist allerdings nicht zu erkennen. Dieses<br />
Ergebnis spiegelt sich auch in der räumlichen Verteilung des Umsatzes wider, d. h. es werden<br />
in etwa gleich hohe Umsatzanteile von mittleren Supermärkten und Discountern (klein‐ wie auch<br />
großflächig) in fußläufiger Entfernung erzielt bzw. die Ausgabenanteile der Kunden, die einen<br />
Markt in fußläufiger Entfernung aufsuchen, sind vergleichbar. Das trifft auch auf Lebensmittelmärkte<br />
innerhalb desselben Kreis‐ oder Lagetyps zu.<br />
Insgesamt lassen sich die festgestellten Unterschiede <strong>im</strong> Hinblick auf den Einzugsbereich – wie auch<br />
schon hinsichtlich der Verkehrseffekte beobachtet – weniger betriebsformenspezifisch als vielmehr anhand<br />
der Siedlungsstruktur (Kreistyp und Stadt‐/Gemeindegröße), den Lagetyp und auch durch die jeweilige<br />
„Marktstärke“ des Anbieters begründen. Es konnte <strong>im</strong> Rahmen der dargestellten Untersuchungsergebnisse<br />
nicht belegt werden, dass Lebensmittelmärkte mit Verkaufsflächen von über 800 m² –<br />
also jenseits der Großflächigkeitsschwelle <strong>im</strong> Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO, ab der regelmäßig vermutet<br />
wird, dass ein Einzelhandelsbetrieb wesentlich über seinen Nahbereich hinaus ausstrahlt – einen bedeutend<br />
größeren Einzugsbereich als Märkte unter 800 m² Verkaufsfläche ausbilden. Folglich kann auch<br />
nicht belegt werden, dass sich Lebensmittelmärkte ab einer Verkaufsfläche von 800 m² stärker auf zentrale<br />
Versorgungsbereiche und die Versorgung der Bevölkerung auswirken würden als Märkte mit Verkaufsflächen<br />
unterhalb dieser Schwelle. Es konnte jedoch auch keine andere exakte Verkaufsflächengrenze<br />
festgestellt werden, ab der sich die Einzugsbereiche von Lebensmittelmärkten stets signifikant<br />
ändern bzw. vergrößern würden. Vielmehr sind die Übergänge hinsichtlich Größe des Einzugsgebietes in<br />
Abhängigkeit von der Verkaufsflächengröße fließend. Gleichzeitig wird die jeweilige Reichweite der Anziehungskraft<br />
eines Lebensmittelmarktes wesentlich durch die Standortbedingungen <strong>im</strong> Umfeld, d. h.<br />
durch Einflussfaktoren wie Siedlungsstruktur und Einwohnerdichte, Wettbewerbssituation und Angebotsdichte<br />
oder Verkehrsanbindung und Erreichbarkeit best<strong>im</strong>mt.<br />
62 Die absoluten Umsätze je Markt dürften in Abhängigkeit von der Lage und Angebotssituation vor Ort sehr stark variieren.<br />
63 Dieses Ergebnis ist vor allem auf die relativ kleinen Einzugsbereiche der Supermärkte in den Kernstädten zurückzuführen.<br />
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