Qualifizierte Nahversorgung im Lebensmitteleinzelhandel
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<strong>Qualifizierte</strong> <strong>Nahversorgung</strong> <strong>im</strong> <strong>Lebensmitteleinzelhandel</strong><br />
‐ Endbericht ‐<br />
ell weisen mittlere Supermärkte sogar einen kleineren Einzugsbereich auf. Wie schon für die Verkehrsmittwahl<br />
gilt es auch hier, die Ergebnisse differenziert nach Kreistyp, Lage, Stadt‐ und Gemeindegröße,<br />
Verkaufsfläche und Anbieter zu betrachten. Hierbei lassen sich <strong>im</strong> Detail folgende Ergebnisse festhalten<br />
(vgl. Abb. 27):<br />
• Verkaufsfläche: Hinsichtlich der Verkaufsflächengröße sind keine deutlichen Unterschiede in der<br />
durch den Kunden zurückgelegten Entfernung <strong>im</strong> Nahbereich auszumachen, da sich der Anteil der<br />
befragten Haushalte in fußläufiger Erreichbarkeit (500 bis 1.000 Meter) zumeist zwischen dem 25<br />
und 50 %‐Quartil bewegt. Daraus lässt sich ableiten (vermuten), dass die Kaufkraftbindung <strong>im</strong><br />
Nahbereich gleich oder ähnlich ist.<br />
• Lage und Betriebsform: Die aus der betriebsformspezifischen Betrachtung gewonnenen Erkenntnisse<br />
bestätigen sich auch bei einer Differenzierung nach Lage: Die Kunden mittlerer Supermärkte<br />
legen bei gleicher Lagekategorie ähnliche Entfernungen zurück wie die Kunden klein‐ und großflächiger<br />
Discounter. Herauszustellen ist, dass sich die Einzugsbereiche der einzelnen Betriebsformen<br />
<strong>im</strong> Lagevergleich kaum unterscheiden, d. h. ein integrierter Standort (Zentrum, Wohngebiet)<br />
prägt – rein bezogen auf die <strong>im</strong> Rahmen der Haushaltsbefragung ermittelten Entfernungen der<br />
Kunden – keinen deutlich kleineren Einzugsbereich aus als ein nicht‐integrierter Standort. Auf der<br />
anderen Seite weisen Märkte an integrierten Standorten (Zentrum, Wohngebiet) einen deutlich<br />
höheren Anteil an Kunden aus dem direkten Wohnumfeld (bis 1.000 Meter Entfernung) auf als<br />
Märkte an nicht‐integrierten Standorten.<br />
• Kreistyp und Betriebsform: Deutliche Unterschiede ergeben sich dagegen be<strong>im</strong> Kreistyp. In der<br />
Kernstadt werden sowohl für den Einkauf be<strong>im</strong> Discounter als auch be<strong>im</strong> Supermarkt deutlich<br />
kürzere Distanzen zurückgelegt als in den übrigen Kreistypen, wobei sich Verdichtetes Umland,<br />
Ländliches Umland und Ländlicher Raum in den Lagemaßen kaum unterscheiden. Sogar <strong>im</strong> Gegenteil:<br />
Im Ländlichen Umland werden tendenziell noch etwas größere Distanzen für den Lebensmitteleinkauf<br />
zurückgelegt als <strong>im</strong> Ländlichen Raum. Dies ist allerdings vor allem der regional unterschiedlichen<br />
Siedlungs‐ und Angebotsstruktur geschuldet. Beide Kreistypen zeichnen sich durch<br />
eine etwa gleich große Bevölkerungskonzentration (Stadt‐/Gemeindegrößen) aus. Entscheidender<br />
Unterschied: In den ausgewählten Betrachtungsregionen des Ländlichen Raums liegen die einzelnen<br />
Konzentrationspunkte (Angebotsorte) in größerer Entfernung zueinander, d. h. die Netzdichte<br />
ist wesentlich geringer (vgl. Abb. 10 in Kapitel 4.1). Die Tendenz, d. h. je größer die Stadt/Gemeinde,<br />
desto geringer die zurückgelegten Distanzen, kann auch bei Auswertung nach Stadt‐ und Gemeindegrößen<br />
bestätigt werden.<br />
• Anbieter: Die Entfernungen, die die Kunden für den Lebensmitteleinkauf zurücklegen, werden jedoch<br />
nicht nur durch Betriebsform, Lagetyp und Siedlungsstruktur best<strong>im</strong>mt, sondern auch und<br />
vor allem durch den Anbieter. In diesem Kontext weisen z. B. Netto (Marken‐Discount) und Penny<br />
innerhalb der Klasse der Discounter einen deutlich kleineren Einzugsbereich auf als etwa Aldi und<br />
Lidl. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass Netto unter anderem durch die Übernahme der Plus‐<br />
Filialen <strong>im</strong> Jahr 2008, welche vorrangig und verhältnismäßig kleine Verkaufsfläche aufweisen, viele<br />
ältere Filialen an integrierten Standorten hinzugewonnen hat. Ähnliches ist für Penny zu beobachten.<br />
Die deutlich größeren Einzugsgebiete von Lidl und Aldi dürften hingegen nicht nur darauf<br />
zurückzuführen sein, dass beide Unternehmen ein strategisch geplantes, relativ weitmaschiges<br />
und ohne Fusionen entwickeltes Standortnetz aufgebaut haben, sondern vor allem darauf,<br />
dass der Kunde bereit ist, für diese beiden starken „Marken“ auch weitere Wege zurückzulegen.<br />
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