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Nikolai Podak: Kokain in Deutschland (PDF) - Hanser Literaturverlage

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mund Freud verwies auf die aphrodisierende und euphorisierende<br />

Wirkung des <strong>Koka<strong>in</strong></strong>s, nahm von dem verme<strong>in</strong>tlichen<br />

Therapeutikum jedoch Abstand, als er e<strong>in</strong>en Freund behandelte,<br />

der an den Folgen der <strong>Koka<strong>in</strong></strong>sucht starb. Die negativen Auswirkungen<br />

des <strong>Koka<strong>in</strong></strong>konsums führten schließlich <strong>in</strong> den USA<br />

(1914) und <strong>Deutschland</strong> (1920) zum Verbot der Droge. Deutsche<br />

Soldaten konsumierten die Substanz während des Ersten<br />

Weltkriegs massenhaft. In den Goldenen Zwanzigern war<br />

<strong>Koka<strong>in</strong></strong>, vor allem <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> und Italien, äußerst beliebt.<br />

Trotz der Prohibition Ende der zwanziger Jahre wurde das weiße<br />

Gold gerade von Künstlern, Musikern, Literaten und Politikern<br />

sehnsüchtig gewollt und glorifiziert. In den achtziger Jahren<br />

avancierte <strong>Koka<strong>in</strong></strong> zur Liebl<strong>in</strong>gsstimulans der Yuppies und<br />

Werber. Der höchste Pro-Kopf-Verbrauch wird heute an der<br />

Wall Street und im Silicon Valley vermutet.<br />

Aufgrund ausgebauter Produktions- und Liefertechniken<br />

und der damit verbundenen Preissenkung ist <strong>Koka<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> allen<br />

gesellschaftlichen Schichten angekommen. Uwe Kemmesies<br />

und Bernd Wiese schrieben bereits 2004 <strong>in</strong> dem Buch <strong>Koka<strong>in</strong></strong><br />

und Crack: »Die Vorliebe für diese Substanz sche<strong>in</strong>t die Gesamtgesellschaft<br />

zu durchkreuzen, wobei wir höchst unterschiedliche<br />

Gebrauchsmuster beobachten können. Es hat den<br />

Ansche<strong>in</strong>, als lebten wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Koka<strong>in</strong></strong>-Gesellschaft, und zwar<br />

fast ganz wie zu Zeiten vor der Prohibition des <strong>Koka<strong>in</strong></strong>s zu<br />

Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts.«<br />

Wie wir dieser Entwicklung begegnen können, ist e<strong>in</strong>e<br />

offene Frage. Roberto Saviano hat mit se<strong>in</strong>em Buch Zero Zero<br />

Zero e<strong>in</strong>e Antwort gewagt.<br />

<strong>Nikolai</strong> <strong>Podak</strong> ist als Redakteur für das politische Kulturmagaz<strong>in</strong><br />

Die Gazette tätig und arbeitet als freier Lektor <strong>in</strong> München.

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