RADSCHNELLWEGE - ADFC Hamburg
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6<br />
Rubrik<br />
Die »Autobahn« fürs Fahrrad<br />
Radschnellwege sind in, als Fietssnelweg in den Niederlanden, als Supercykelsti in Kopenhagen<br />
und Cycle Superhighway in London. Das 2012 ausgearbeitete Radverkehrskonzept<br />
für den Modellstadtteil Wilhelmsburg schlägt Fahrradstraßen als ideale Radschnellwege im<br />
Siedlungsbestand vor. Doch was verbirgt sich hinter dieser Idee?<br />
Radschnellwege sind optimal ausgebaute<br />
Velorouten für den schnellen<br />
Radverkehr, zum Beispiel für Pendler<br />
oder Pedelecs. Über Strecken von<br />
rund 15 km sind ganzjährig Geschwindigkeiten<br />
um 30 km/h und gegenseitiges<br />
Überholen möglich. Deswegen<br />
müssen sie mindestens vier Meter breit<br />
und möglichst gerade geführt sein, mit<br />
einem glatten und komfortablen Belag<br />
ausgestattet, geräumt, beleuchtet und<br />
an Knotenpunkten bevorrechtigt. Natürlich<br />
auch und gerade vor dem Autoverkehr.<br />
Das Land Nordrhein-Westfalen hat im<br />
vergangenen Jahr als erstes Bundesland<br />
bauliche Mindestvorgaben für alle Formen<br />
der Radverkehrsführung auf der<br />
Fahrbahn, im Seitenraum und abseits<br />
von Straßen festgelegt.<br />
Hier soll der Radschnellweg Ruhr<br />
die Städte am Ruhrschnellweg ab 2020<br />
auf einer Länge von 35 km verbinden.<br />
Das bestehende Radverkehrsnetz soll<br />
so angebunden werden, dass der Verkehr<br />
auf dem Radschnellweg nicht behindert<br />
wird – wie auf einer Autobahn.<br />
An Knotenpunkten mit anderen Verkehrswegen<br />
soll er entweder Vorrang<br />
haben oder der Verkehr durch fahrradfreundliche<br />
Überführungen entflechtet<br />
werden. Die Baukosten werden auf 100<br />
Millionen Euro geschätzt, wovon 80 %<br />
das Land und 20 % der Regionalverband<br />
Ruhr tragen. Betrieb und Unterhalt werden<br />
voraussichtlich Aufgaben der Kommunen<br />
am Radschnellweg.<br />
Auch in Niedersachsen tut sich was:<br />
Für die Metropolregion<br />
Hannover Braunschweig<br />
Göttingen<br />
Wolfsburg zeigt eine<br />
Machbarkeitsstudie<br />
aus dem Jahr 2011 die<br />
Potenziale von Radschnellwegen<br />
und<br />
Möglichkeiten für die<br />
Umsetzung. Für sechs<br />
Strecken - jede von<br />
ihnen mehr als 10 km<br />
lang - wurde exemplarisch<br />
untersucht,<br />
ob und wie die bereits<br />
bestehenden Wege zu Radschnellwegen<br />
ausgebaut werden können. Ein<br />
Problem dabei ist die Finanzierung, da<br />
es bisher keine Fördertöpfe für überregionale<br />
Radverkehrsverbindungen gibt.<br />
Nix als neumodischer Kram? Mitnichten.<br />
Der erste Radschnellweg wurde<br />
im Jahr 1900 in Kalifornien als kreuzungsfrei<br />
aufgeständerte Holztrasse<br />
zwischen Pasadena und Los Angeles eröffnet.<br />
Die 10 km lange Strecke wurde<br />
jedoch nie fertiggestellt und die Idee<br />
geriet in Vergessenheit. Denn der neue<br />
Hoffnungsträger der USA war die Eisenbahn.<br />
Die dann wiederum vom Auto abgelöst<br />
wurde.<br />
Der Radschnellweg CS8 in London<br />
von Wandsworth nach Westminster<br />
Seit 2012 werden Radverbindungen in<br />
Kopenhagen zu Radschnellwegen ausgebaut.<br />
Fast ein Jahrhundert später wurde<br />
den Radschnellwegen in den stau- und<br />
autogeplagten Niederlanden neues Leben<br />
eingehaucht. Das Ziel der ersten Erprobung<br />
in den 1980er-Jahren zwischen<br />
Tilburg und Den Haag war die Stauvermeidung<br />
auf Autobahnen. Und das Ergebnis<br />
hat überzeugt: Heute hat der<br />
Radverkehr im Bereich von 7,5 bis 15 km<br />
Pendelentfernung bei unseren Nachbarn<br />
bereits einen Anteil von rund 15<br />
% an der Verkehrsmittelwahl und die<br />
Rad schnellweg-Netze sind genau wie<br />
der Autobahnbau eine nationale Aufgabe:<br />
zur Stauvermeidung und besseren<br />
Erreichbarkeit, für mehr Lebensqualität<br />
und Verkehrssicherheit.<br />
Fotos: Jörg Thiemann-Linden, Ulf Dietze, Copenhagen Cycle Super Highways<br />
RadCity 4|13