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Geschichten der Skulpturen in der Dölauer Heide - Stadt Halle (Saale)

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„Bäume erleben Geschichte -<br />

Bäume erzählen Geschichte“<br />

<strong>Geschichten</strong> <strong>der</strong> <strong>Skulpturen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Dölauer</strong> <strong>Heide</strong>


Das Projekt:<br />

„Bäume erleben Geschichte -<br />

Bäume erzählen Geschichte“<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Hilfe für Flüchtl<strong>in</strong>ge und Aussiedler e.V.<br />

Copyright © 2013<br />

Gestaltung, Satz und Fotos<br />

René Schmidt<br />

Druck und Schnitt<br />

Hans-Joachim Wiedmer<br />

Kartenmaterial<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>) die Beauftragte für Migration und Integration<br />

weitere Mitwirkende<br />

Jewgenij Sidork<strong>in</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>)<br />

Jugendliche und Migranten <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen:<br />

Hilfe für Flüchtl<strong>in</strong>ge und Aussiedler e.V.; AWO Erziehungshilfe <strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>) gGmbH<br />

“WAKE UP!“; Volkssolidarität Querfurt-Merseburg e.V. “ Nie<strong>der</strong>lassung Bauhof <strong>Halle</strong>“;<br />

Jüdische Geme<strong>in</strong>de zu <strong>Halle</strong><br />

Seit <strong>der</strong> Gründung im Jahre 1993 hat sich <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> „Hilfe für<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge und Aussiedler e.V.“ die Betreuung von Flüchtl<strong>in</strong>gen und<br />

die Integration von Auslän<strong>der</strong>n zum Ziel gemacht.<br />

Mit dem Projekt „Bäume erleben Geschichte - Bäume erzählen<br />

Geschichte“ sollte die Arbeit mit den Migranten durch die Entwicklung<br />

von Demokratie und Toleranz im Denken junger Menschen geprägt<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Bei geme<strong>in</strong>samen zubereiteten Essen, Besuchen <strong>in</strong> den Synagogen<br />

Gröbzig und <strong>Halle</strong> sowie das Konzentrationslager Dora, lernten<br />

Migranten und Jugendliche sich kennen und setzten sich mit den<br />

Gedanken, Gefühlen und gesammelten Erfahrungen jedes e<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>in</strong>tensiv ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. In geme<strong>in</strong>schaftlicher Arbeit sollten Holzbänke<br />

entstehen, allerd<strong>in</strong>gs wurde die Idee durch den Künstler Jewgenij<br />

Sidork<strong>in</strong> erweitert. Mit se<strong>in</strong>en Worten „Da kommt zusammen, was<br />

zusammen gehört.“ entwarf er zehn Holzskulpturen.<br />

Jugendliche konnten mit den Migranten ihrer Kreativität freien Lauf<br />

lassen und sich <strong>Geschichten</strong> zu den geschaffenen Figuren ausdenken.<br />

Dieser <strong>Skulpturen</strong> mit ihren Bänken stehen nun <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heide</strong> und<br />

können mit ihren <strong>Geschichten</strong> entdeckt werden.<br />

Das Werk, e<strong>in</strong>schließlich se<strong>in</strong>er Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung<br />

ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die<br />

elektronische o<strong>der</strong> sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche<br />

Zugänglichmachung.<br />

Koord<strong>in</strong>aten für www.geocach<strong>in</strong>g.com<br />

1


Der Baumgeist<br />

Im Wald bei Dölau lebte vor langer Zeit e<strong>in</strong> Holzfäller. Er fällte<br />

Bäume und bearbeitete das Holz. Dabei achtete er darauf, dass<br />

<strong>der</strong> Waldbestand geschont wird. Er war sehr geschickt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Handwerk und alle bewun<strong>der</strong>ten ihn dafür. Se<strong>in</strong> Ruf reichte bis <strong>in</strong> die<br />

Dübener <strong>Heide</strong> und <strong>der</strong> dortige Holzfäller wurde neidisch. Er for<strong>der</strong>te<br />

den Holzfäller von Dölau zum Wettstreit auf - wer die meisten Bäume<br />

fällen würde, sei <strong>der</strong> bessere. Der Holzfäller von Dölau stellte sich<br />

<strong>der</strong> Prüfung und machte se<strong>in</strong>e Arbeit wie immer schnell und gut bis<br />

all die Bäume, die reif o<strong>der</strong> krank waren, gefällt waren. Aber se<strong>in</strong><br />

Wi<strong>der</strong>sacher wollte nicht aufhören und fällte gesunde und junge<br />

Bäume. In Sorge um das Schicksal ihrer Zögl<strong>in</strong>ge riefen die Bäume<br />

den Waldgeist zur Hilfe. Dieser eilte schnell herbei, verwandelte den<br />

gierigen Holzfäller aus <strong>der</strong> Dübener <strong>Heide</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Baum und stattete<br />

ihn zur Strafe mit dem Geist e<strong>in</strong>es von ihm gefällten Baumes aus. Er<br />

solle ewig leben aber <strong>in</strong> ständiger Angst vor <strong>der</strong> Axt se<strong>in</strong>. Seitdem<br />

steht er dort und zittert bei jedem lauten Klopfen beim Anblick e<strong>in</strong>es<br />

Menschen, denn er denkt, das wäre se<strong>in</strong> Tod.<br />

„... als e<strong>in</strong> unersättlicher Holzfäller wollte er den Wald kahl<br />

schlagen. Zur Strafe wurde er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Baum verwandelt,<br />

damit er die Angst vor <strong>der</strong> Axt kennenlernt.“<br />

N 51° 30,071<br />

E 011° 54,769<br />

2 3


Der Wolf<br />

Vor langer Zeit lebte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wolfsschlucht <strong>der</strong> <strong>Dölauer</strong> <strong>Heide</strong> e<strong>in</strong><br />

freundlicher Wolf. Die Schlucht war seit mehreren Generationen<br />

Stammrevier und war ihm bekannt wie se<strong>in</strong>e Westentasche. Er<br />

verhielt sich dar<strong>in</strong> immer als e<strong>in</strong> freundlicher und zuvorkommen<strong>der</strong><br />

Gastgeber und sollte sich jemand <strong>in</strong> den Wald verirren, so half <strong>der</strong><br />

Wolf ihm den Weg zu f<strong>in</strong>den. Beson<strong>der</strong>s gern hatte er die Dorfk<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

mit denen er gelegentlich Versteck spielte. Als aber die Kunde des<br />

grausamen Verbrechens e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en Wolfs an Rotkäppchen und<br />

se<strong>in</strong>er Großmutter Dölau erreichte, verbaten die Menschen ihren<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die Wolfsschlucht zu betreten. Seitdem wartete <strong>der</strong> Wolf<br />

ewig auf se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigen Gespielen und wun<strong>der</strong>te sich, dass sie nicht<br />

kamen. Er stand solange am E<strong>in</strong>gang <strong>der</strong> Schlucht, dass se<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e<br />

sich im Boden verwurzelten und er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Baum verwandelte.<br />

Und jetzt, wo die K<strong>in</strong><strong>der</strong> wie<strong>der</strong> kommen, kann er nicht mehr mit ihnen<br />

spielen.<br />

„... wollte immer mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n spielen, aber sie<br />

4<br />

hatten Angst vor ihm. Er wartete so lange auf<br />

sie, dass er zum Baum wurde“<br />

N 51° 29,974<br />

E 011° 54,532<br />

5


Der olle Knolle<br />

Es lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> dicker Bauer genannt „olle Knolle“ am Waldrand<br />

<strong>der</strong> <strong>Dölauer</strong> <strong>Heide</strong>. Er lebte alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en alten Hütte und er<br />

war e<strong>in</strong>sam und krank. Als er noch jung war, verunglückte er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Ste<strong>in</strong>bruch, wo er arbeitete. Seitdem hatte er ke<strong>in</strong>e Arbeit und ke<strong>in</strong>e<br />

Familie mehr, denn se<strong>in</strong>e Frau war vor langer Zeit gestorben. Aus<br />

Kummer trank er immer mehr und wurde dabei immer ungehaltener.<br />

E<strong>in</strong>es Tages g<strong>in</strong>g er von <strong>der</strong> Kneipe betrunken nach Hause und traf<br />

auf den Waldgeist. Als dieser ihm zuredete, er solle mit den Tr<strong>in</strong>ken<br />

aufhören, schimpfte <strong>der</strong> olle Knolle ihn wüst aus und schlug auf ihn<br />

e<strong>in</strong>. Zur Strafe verwandelte ihn <strong>der</strong> Waldgeist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Baum. Seitdem<br />

steht er nüchtern wie e<strong>in</strong> Baum da und bereut se<strong>in</strong> Frevel.<br />

6<br />

„... betrunken hatte er den Waldgeist beleidigt. Jetzt<br />

bleibt er auf ewig stumm und nüchtern“<br />

N 51° 30,551<br />

E 011° 54,313<br />

7


Die Seejungfrau<br />

Im <strong>Heide</strong>see am Rande <strong>der</strong> <strong>Dölauer</strong> <strong>Heide</strong> lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e hübsche und<br />

nette Seejungfrau. Das Mädchen wuchs als E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d auf und konnte<br />

nur mit den stummen Fischen und trägen Krebsen spielen. Sie sehnte<br />

sich deshalb schon immer nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>teressanteren Gesellschaft.<br />

Als sie erwachsen wurde beobachtete sie gern Menschen am Seeufer<br />

und wollte wissen, worüber sie sprachen und lachten. E<strong>in</strong>es Tages<br />

verliebte sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en hübschen und fröhlichen jungen Mann und<br />

traute sich ans Ufer. Der Mann verliebte sich aber bald <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e reiche<br />

Bäuer<strong>in</strong> und verließ die Seejungfrau. Sie konnte nicht mehr zurück <strong>in</strong><br />

den See und auf <strong>der</strong> Erde hielt sie auch nichts mehr. So lernte sie,<br />

dass Menschen nicht nur lachen, son<strong>der</strong>n auch we<strong>in</strong>en können. Der<br />

Waldgeist hatte Mitleid mit ihr und verwandelte sie zum Trost <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Baum, damit sie sich mit den an<strong>der</strong>en Bäumen anfreunden konnte.<br />

Sie blieb dennoch trostlos und so steht sie seitdem am Waldrand und<br />

blickt voller Sehnsucht auf den See ihrer Jugend zurück.<br />

8<br />

„... verliebte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Menschen und<br />

kann nicht mehr <strong>in</strong> den See zurück. Als sie<br />

alle<strong>in</strong> blieb wurde sie zum Trost <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Baum verwandelt.“<br />

N 51° 29,085<br />

E 011° 53,463<br />

9


Hunne, <strong>der</strong> Hühne<br />

Als das große Heer von Hunnenkönig Attila e<strong>in</strong>e Nie<strong>der</strong>lage erlitt,<br />

beschlossen die Krieger dem König e<strong>in</strong>en Boten zu schicken, um<br />

Hilfe anzufor<strong>der</strong>n. Sie schickten ihm e<strong>in</strong>en jungen Krieger. Dieser war<br />

aber unerfahren und verirrte sich auf <strong>der</strong> langen Reise. So kam er<br />

nach mehreren Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Dölauer</strong> <strong>Heide</strong> an. Er war mit <strong>der</strong> Zeit alt<br />

und krank geworden und se<strong>in</strong> König und alle se<strong>in</strong>e Kameraden waren<br />

bereits tot. Er fühlte sich schwach und e<strong>in</strong>sam als ihm <strong>der</strong> Waldgeist<br />

begegnete.<br />

„Ich fürchte mich vor dem Tod.“ - sagte <strong>der</strong> Krieger zu ihm. „Aber noch<br />

mehr fürchte ich mich vor <strong>der</strong> E<strong>in</strong>samkeit, sollte ich noch lange leben,<br />

denn ich habe ke<strong>in</strong>e Familie und alle me<strong>in</strong>e Kameraden s<strong>in</strong>d tot.“<br />

„Du sollst leben.“, sagte <strong>der</strong> Waldgeist. „Aber du wirst nicht e<strong>in</strong>sam<br />

se<strong>in</strong>. Denn du wirst leben als e<strong>in</strong> Baum zusammen mit den an<strong>der</strong>en<br />

Bäumen im Wald. Sie s<strong>in</strong>d de<strong>in</strong>e neue Familie und du sollst sie<br />

beschützen.“ Seitdem wacht er über den Wald und verschreckt alle<br />

Fe<strong>in</strong>de durch se<strong>in</strong> furchte<strong>in</strong>flößendes Aussehen.<br />

10<br />

„... Bäume s<strong>in</strong>d ihm zu Freunde geworden,<br />

seitdem beschützt er den Wald.“<br />

N 51° 29,881<br />

E 011° 54,060<br />

11


Die alte <strong>Heide</strong><br />

Vor langer, langer Zeit lebte im Wald bei Dölau e<strong>in</strong>e alte Frau. Sie<br />

hieß <strong>Heide</strong>. Sie hatte Haus und Hof und e<strong>in</strong>e Tochter, aber ke<strong>in</strong>en<br />

Mann, denn er war vor langer Zeit gestorben. Sie war alt und krank,<br />

die Tochter dagegen war hübsch und fleißig und half <strong>der</strong> Mutter. Sie<br />

kümmerte sich ums Haus und sammelte Holz im Wald. Aber sie wurde<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Felsen verwandelt, weil sie den Waldgeist verärgert hatte. So<br />

wurde sie zur „Ste<strong>in</strong>ernen Jungfrau“.<br />

E<strong>in</strong>es Tages sammelte sie das Holz und wollte e<strong>in</strong>en Zweig am Baum<br />

abbrechen. Da sprach <strong>der</strong> Baum, „lass mich <strong>in</strong> Ruhe“. Das Mädchen<br />

brach den Zweig trotzdem, weil sie das Holz brauchte. Der Baumgeist<br />

beschwerte sich beim Waldgeist und dieser verwandelte das Mädchen<br />

zur Strafe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Felsen damit sie ke<strong>in</strong>en Baum mehr anrühren<br />

konnte. Als die alte <strong>Heide</strong> sie fand, we<strong>in</strong>te sie vor Gram und Trauer<br />

an dieser Stelle so lange, dass sie mit dem Waldboden verwuchs und<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Baum verwandelte.<br />

12<br />

„... ihre Tochter ist zur ste<strong>in</strong>ernen Jungfrau<br />

geworden. Vor Gram verwandelte sich die<br />

Mutter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Baum“<br />

N 51° 30,437<br />

E 011° 54,613<br />

13


Die Waldjungfrau<br />

Vor langer, langer Zeit lebte im Wald bei Dölau e<strong>in</strong>e hübsche junge Frau.<br />

Ihre Eltern waren längst gestorben und sie kümmerte sich alle<strong>in</strong> um<br />

Haus und Hof. E<strong>in</strong>es Tages sammelte sie das Holz im Wald und wurde<br />

vom Baumgeist gesehen, <strong>der</strong> sich gleich <strong>in</strong> das Mädchen verliebte.<br />

Er umschlang sie mit se<strong>in</strong>en Zweigen, aber sie entriss sich se<strong>in</strong>en<br />

Umarmungen und lief ihm davon. Vor Liebeskummer verwelkten die<br />

Blätter vom Baumgeist und er war dabei zu verdorren. So entschied<br />

sich <strong>der</strong> Waldgeist ihm zu helfen. Er verwandelte das Mädchen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en Baum, damit sie dem Baumgeist nicht mehr entlaufen konnte.<br />

Aber seit sie mit dem Boden verwachsen war, konnte sie sich dem<br />

Baumgeist auch nicht nähren. Und so stehen sie im Wald getrennt auf<br />

Ewigkeit vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Sie können nicht mehr vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> weglaufen,<br />

aber auch nicht zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> f<strong>in</strong>den.<br />

14<br />

„... hat sich dem Baumgeist verweigert<br />

und wurde selbst zum Baum.“<br />

N 51° 30,417<br />

E 011° 54,595<br />

15


Der Waldkater<br />

Der Großvater vom Waldkater <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heide</strong> war <strong>der</strong> gestiefelte Kater<br />

und lebte <strong>in</strong> Frankreich. E<strong>in</strong>es Tages heiratete er e<strong>in</strong>e schmucke<br />

Katze aus Dölau. Als er starb, beschlossen die Großmutter zusammen<br />

mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Enkeln zurück nach Deutschland zu gehen und<br />

Verwandte zu besuchen. Als sie die <strong>Heide</strong> erreichten, nahmen sie<br />

den kürzeren Weg durch die Wolfsschlucht. Da wurden sie vom Wolf<br />

überrascht und liefen weg. Nur <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Kater verirrte sich dabei und<br />

versteckte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Baumhöhle. Dort fand ihn <strong>der</strong> Waldgeist. Als<br />

er hörte, wie unglücklich und e<strong>in</strong>sam das kle<strong>in</strong>e Kätzchen war, machte<br />

er ihn zum Baum. So fand <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Kater se<strong>in</strong>e neue Familie und<br />

wachte seitdem über se<strong>in</strong> Revier am E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die <strong>Heide</strong>.<br />

16<br />

„... hatte auf <strong>der</strong> Flucht se<strong>in</strong>e Familie verloren. Er wurde<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Baum verwandelt, damit er e<strong>in</strong>e Familie f<strong>in</strong>det...“<br />

N 51° 30,071<br />

E 011° 54,282<br />

17


Der Bischof<br />

Auf e<strong>in</strong>er Wiese <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Dölauer</strong> <strong>Heide</strong> befand sich e<strong>in</strong> heidnischer<br />

Kultplatz. Menschen verehrten Bäume und Geister. E<strong>in</strong>es Tages hörte<br />

<strong>der</strong> Bischof <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> von diesem Brauch und beschloss, die Geister<br />

aus dem Wald zu vertreiben. Er g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> die <strong>Heide</strong>, fand die Wiese<br />

und f<strong>in</strong>g an, Gebete zu sprechen, Bäume und Wiesen zu bekreuzigen<br />

und mit geweihtem Wasser zu beträufeln. Vor Wut schlug er mit dem<br />

Kreuz zu heftig auf die Bäume, so dass se<strong>in</strong> Kreuz zerbrach. Als er<br />

das sah, befahl er sämtliche Bäume zu fällen. Aber als die Axt den<br />

Baum berührte, erschien <strong>der</strong> Waldgeist und verwandelte den Bischof<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Baum, damit er den Schmerz des Baumes am eigenen Leib<br />

erfahren konnte. Seit dem steht er <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heide</strong> und fürchtet sich jedes<br />

Mal, wenn e<strong>in</strong> Waldarbeiter se<strong>in</strong>e Axt schw<strong>in</strong>gt.<br />

18<br />

„... befahl die <strong>Heide</strong>nbäume zu<br />

fällen und wurde selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Baum verwandelt.“<br />

N 51° 30,305<br />

E 011° 54,282<br />

19


Der Waldgeist<br />

In e<strong>in</strong>er alten Eiche <strong>in</strong> mitten <strong>der</strong> <strong>Dölauer</strong> <strong>Heide</strong> lebte seit<br />

Menschengedenken e<strong>in</strong> Waldgeist. Er war alt, so dass aus se<strong>in</strong>en<br />

Augenbrauen bereits Baumpilze wuchsen und er furchterregend<br />

anzusehen war. Er hatte e<strong>in</strong>en Rehhuf und e<strong>in</strong>e Habichtskralle als<br />

Be<strong>in</strong>, er war behaart wie e<strong>in</strong> Wolf und statt e<strong>in</strong>es Armes besaß er<br />

e<strong>in</strong>e Bärenpranke. Nachts verließ er se<strong>in</strong>e Baumgestalt und g<strong>in</strong>g<br />

durch den Wald, denn se<strong>in</strong>e Aufgabe war es, sich um den Wald zu<br />

kümmern und ihn zu beschützen. Er verarztete kranke Bäume und<br />

Tiere, spendete den Alten Trost, half den Jungen und bestrafte die<br />

Fe<strong>in</strong>de des Waldes. Seit immer mehr Menschen <strong>in</strong> den Wald gehen,<br />

zeigt er sich immer seltener, um sie nicht zu erschrecken und weil die<br />

Förster e<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>er Aufgaben übernommen haben. Aber mit dem<br />

Gedanken an die Rente spielt er noch nicht. Denn es kann je<strong>der</strong>zeit<br />

passieren, dass <strong>der</strong> Wald ihn wie<strong>der</strong> zur Hilfe ruft. Dann eilt er herbei<br />

und rettet den Wald.<br />

20<br />

„... lebt im Baum, beschützt und heilt<br />

Bäume und Tiere. Noch kann er nicht <strong>in</strong><br />

Rente gehen.“<br />

N 51° 30,273<br />

E 011° 54,638<br />

21


Der Künstler <strong>der</strong> <strong>Skulpturen</strong><br />

Danksagung<br />

Der Vere<strong>in</strong> „Hilfe für Flüchtl<strong>in</strong>ge und Aussiedler“ e.V. arbeitet seit se<strong>in</strong>er<br />

Gründung im Jahre 1993 aktiv bei <strong>der</strong> Betreuung von Flüchtl<strong>in</strong>gen und<br />

<strong>der</strong> Integration von Auslän<strong>der</strong>n mit.<br />

Dabei wurde dem Erwerb von Sprachkenntnissen stets e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Rolle zugeordnet. Dies wie<strong>der</strong>um wurde meist mit berufspraktischen<br />

Inhalten gekoppelt. Diesem Pr<strong>in</strong>zip zufolge konnten die Migranten<br />

<strong>in</strong> diesem Projekt für die Arbeit mit Jugendlichen geschult und<br />

vorbereitet werden.<br />

Se<strong>in</strong>en Höhepunkt erfuhr das Projekt bei <strong>der</strong> Schaffung von <strong>Skulpturen</strong><br />

und Bänken für unseren <strong>Stadt</strong>wald, die <strong>Heide</strong>. Wenn Jugendliche und<br />

Migranten heute stolz auf das Geschaffene schauen, dann s<strong>in</strong>d sich<br />

alle Beteiligten <strong>der</strong> Tatsache bewusst, dass <strong>der</strong> Erfolg dem guten<br />

Zusammenwirken aller Kooperationspartner zu verdanken ist.<br />

Jewgenij Sidork<strong>in</strong><br />

geboren 1959 <strong>in</strong> Len<strong>in</strong>grad (St. Petersburg). Lebte und arbeitete auf <strong>der</strong><br />

Krym, <strong>in</strong> Zentralasien, <strong>in</strong> Serbien und <strong>in</strong> Moskau. Er absolvierte 1983<br />

das Slavistikstudium an <strong>der</strong> Lomonossow-Universität <strong>in</strong> Moskau. Seit<br />

1984 hat er se<strong>in</strong>en ständigen Wohnsitz <strong>in</strong> Deutschland und arbeitet an<br />

<strong>der</strong> Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>) und als freischaffen<strong>der</strong><br />

Übersetzer sowie Dolmetscher. Gegenwärtig ist er als Gymnasiallehrer<br />

für Kunst, Russisch, Spanisch und Ethik an Giebichenste<strong>in</strong>gymnasium<br />

„Thomas Müntzer“ sowie als freischaffen<strong>der</strong> Grafiker tätig. Lebt mit<br />

se<strong>in</strong>en Katzen, se<strong>in</strong>em kaukasischen Schäferhund Wutschko und<br />

se<strong>in</strong>er deutschen Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dorf bei <strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>).<br />

Ohne die Kollegialität und das gegenseitige Verständnis und<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wäre vieles nicht möglich gewesen. Deshalb sprechen<br />

wir unseren <strong>in</strong>nigsten Dank aus:<br />

<strong>der</strong> Beauftragten für Integration und Migration<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halle</strong><br />

<strong>der</strong> Jüdischen Geme<strong>in</strong>de zu <strong>Halle</strong><br />

<strong>der</strong> AWO <strong>Halle</strong><br />

<strong>der</strong> Volkssolidarität Merseburg- Querfurt,<br />

Zweigstelle Bauhof <strong>Halle</strong><br />

und vielen an<strong>der</strong>en Mitstreitern.<br />

dem Grünflächenamt <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halle</strong><br />

dem Künstler Jewgenij Sidork<strong>in</strong><br />

Allen, die so aktiv zum Gel<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Sache<br />

beigetragen haben, gilt unsere Anerkennung und unsere Zuneigung.<br />

Wir wünschen allen weiterh<strong>in</strong> beste Gesundheit und gutes Gel<strong>in</strong>gen<br />

weiterer Projekte.<br />

22<br />

Anna Wolf<br />

Projektleiter<strong>in</strong><br />

23


E<strong>in</strong> Projekt von<br />

Hilfe für Flüchtl<strong>in</strong>ge und Aussiedler e. V.<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

Grünflächenamt <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>)<br />

Volkssolidarität Querfurt-Merseburg e.V.<br />

Nie<strong>der</strong>lassung Bauhof <strong>Halle</strong><br />

Jüdische Geme<strong>in</strong>de zu <strong>Halle</strong><br />

AWO Erziehungshilfe <strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>) gGmbH<br />

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