Programmheft ansehen - Gürzenich-Orchester Köln
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10<br />
Ein ungleiches Paar<br />
Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre F-Dur<br />
»Märchen von der schönen Melusine« op. 32<br />
Guido Fischer<br />
»Die Hauptsache bleibt, ob die Musik ohne Text und Erläuterung<br />
an sich etwas ist, und vorzüglich, ob ihr Geist innewohnt.« Dieses<br />
musikästhetische Resümee zog Robert Schumann 1835 gegen<br />
Ende seiner berühmten Rezension der »Symphonie fantastique«<br />
seines französischen Kollegen Hector Berlioz. Ausführlich hatte<br />
sich Schumann in einem teilweise polemischen Ton darüber ausgelassen,<br />
wie Berlioz zum besseren Verständnis seines orchestralen<br />
Künstlerdramas eine Art Hörleitfaden vorformuliert hatte.<br />
Doch »solche Wegweiser«, so Schumann, »haben immer etwas<br />
Unwürdiges und Scharlatanmäßiges.« Für ihn bestand die wahre<br />
Kraft von Instrumentalmusik darin, dass sie von etwas erzählt,<br />
was mit Worten nicht auszudrücken ist.<br />
Nun kann man sich von jeher nicht der Verlockung entziehen,<br />
mit seinen Ohren und seinem Verstand nach konkreten Hinweisen<br />
in jenen Kompositionen zu forschen, denen Stoffe aus der Weltliteratur<br />
zugrunde liegen. Und selbst ein Schumann schien dieser<br />
Verlockung eben auch nicht ganz widerstanden zu haben. So war<br />
er der Überzeugung, dass der bewunderte Freund Felix Mendelssohn<br />
Bartholdy in seiner Konzertouvertüre über die Nixe Melusine<br />
tatsächlich »schießende Fische mit Goldschuppen« und »Perlen<br />
in offenen Muscheln« verewigt habe. Obwohl Mendelssohn bis zu<br />
seinem frühen Tod 1847 zwölf Jahre lang mit Schumann in fast<br />
allen künstlerischen Belangen ein Herz und Seele gewesen ist –<br />
diese »Inhaltsangabe« ging ihm dann doch zu weit. Denn wie später<br />
Franz Liszt mit seinen »Sinfonischen Dichtungen« zeichnete Mendelssohn<br />
in seinen insgesamt vier poetischen Konzertouvertüren