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Programmheft ansehen - Gürzenich-Orchester Köln

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nicht die Handlung literarischer Vorlagen nach. Vielmehr ging es<br />

ihm in den einsätzigen, an keine Bühnenwerke gebundenen <strong>Orchester</strong>werken<br />

ausschließlich um die musikalische Weiterdichtung<br />

außermusikalischer Quellen.<br />

Kein Wunder, dass Mendelssohn sich stets einführenden Erläuterungen<br />

verweigerte. Auf die Frage, worum es denn nun in seiner<br />

Ouvertüre zum »Märchen von der schönen Melusine« geht, soll er<br />

nur wortkarg geantwortet haben: »Hm – eine Mesalliance«. Und<br />

auch der Bitte seiner Schwester Fanny, der das Märchen völlig<br />

unbekannt war und die sich daher vom Bruder eine »schriftliche<br />

Instruction« erhoffte, kam er nicht nach, sondern informierte sie<br />

stattdessen in einem Brief über die Entstehung der Ouvertüre.<br />

1833 hatte Mendelssohn die »Melusine«-Oper von Conradin<br />

Kreutzer in Berlin gehört. Und da ihm gerade die Ouvertüre »ganz<br />

apart missfiel«, entschied er sich kurzerhand zu einer Komposition<br />

über diesen Stoff. Im November 1833 war die Komposition<br />

abgeschlossen. Da Mendelssohn schon 1832 von der Londoner<br />

Philharmonic Society mit einer Ouvertüre beauftragt worden war,<br />

schickte er nun das Werk nach London, wo es am 14. April 1834<br />

uraufgeführt wurde. Mendelssohn konnte wegen seiner Verpflichtungen<br />

als Düsseldorfer Musikdirektor zwar nicht der Premiere<br />

beiwohnen. Dafür berichtete ihm sein bester Freund Karl Klingemann<br />

von der eher mäßigen Publikumsresonanz: »Im letzten Philharmonic-Konzert<br />

ist Deine Melusine vom Stapel gelassen, – nicht<br />

viel, ein Zehntel von dem Erfolg, den ich sicher erwartete. Es kann<br />

Dich wenig rühren, denn sicherlich, das Werk ist viel zu gut, als<br />

dass es einem solchen Publikum nur dämmernd einleuchten<br />

könnte.« Mendelssohn nahm die Nachricht äußerst gelassen hin.<br />

Dennoch fasste er bald den Plan, das Stück noch einmal grundlegend<br />

zu überarbeiten. Aber wenngleich auch diese zweite, endgültige<br />

Fassung, die Ende 1835 in Leipzig erstmals zu hören war,<br />

zunächst nicht den erhofften Anklang fand, stellte Mendelssohn<br />

sie stets sogar über seine um ein Vielfaches berühmtere<br />

»Sommernachtstraum«-Ouvertüre.<br />

Womöglich hätte Mendelssohn ein Veto eingelegt gegen inhaltliche<br />

»Wegweiser« (Schumann) im <strong>Programmheft</strong>, da sie das Hören<br />

auf allzu eingeschränkte Bahnen lenken. Trotzdem muss ein kleiner<br />

Blick in dieses Märchen erlaubt sein. Die Meerjungfrau Melusine<br />

verliebt sich in einen Ritter, heiratet ihn, bekommt Kinder und<br />

genießt das Familienglück auf Erden. Nur ein Versprechen musste

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