Werkstofftechnologie I - guennet.de

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01.03.2014 Aufrufe

WTI Werkstofftechnologie I 1. Werkstoffgruppen: - Metalle o Wichtigste Vertreter: Stähle, Aluminium, Magnesium, Titan, Kupfer- und Nickellegierungen o Im Allgemeinen Gute Festigkeit, bei hoher Verformbarkeit Duktilität o Gute elektrische und thermische Leitfähigkeit o Meist chemisch unbeständig + hohe Dichte ( ) o o o Gut wiederverwertbar Teilweise Biokompatibel (Titan) Produktion: • Stähle: 1Mrd. Tonnen wichtigster Werkstoff des Maschinenbaus (billig) • Aluminium: ca. mehre 10 Millionen Tonnen • Titan: wenige hunderttausend Tonnen • Teilweise unbrauchbar: z.B. Hg (flüssig), Be (toxisch), Gold &Platin (teuer) - Polymere o Wichtige Vertreter: Polyethylen (PE), Polymethylmetacrylat (PMMA, Plexiglas), Polypropylen(PPP), Polyamid (PA), Gummi o Synthetisch hergestellte Materialien o Bestehen aus langkettigen Makromolekülen (meistens nur C-Atome, Ausnahme Ether und Ester)und Seitengruppen o Geringe Dichte Leicht o Elektrisch und thermisch isolierend o Chemisch beständig o Gut formbar o Jedoch geringe Festigkeit nachgeben von Bauteilen o Geringe thermische Beständigkeit Zersetzen - Verbundwerkstoffe o Verbindung von mehren der oben genannten Werkstoffe o Glasfaser-/Kohlefaserverstärkte Polymere: hohe Steifigkeit bei geringem Gewicht o Hartmetalle o Stahlbeton - Auswahlkriterien für Werkstoffe o Preis: • Ca. Aufsteigend sortiert: Beton, Stahl, Aluminium, Holz, viele Polymere, Magnesium, wichtige Keramiken, Nickel, Titan, Glasfaser, Kohlefaser, Silber, Palladium ,Gold • Wird bestimmt durch Verfügbarkeit, Abbaukosten, Energiekosten und Verarbeitungskosten • Ashby-Diagramme stellen viele Werkstoffe in Bezug auf zwei Größen gegenüber (z.B. Elektrischer Widerstand/Preis) © Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009 1

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<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

1. Werkstoffgruppen:<br />

- Metalle<br />

o Wichtigste Vertreter: Stähle, Aluminium, Magnesium, Titan, Kupfer- und<br />

Nickellegierungen<br />

o Im Allgemeinen Gute Festigkeit, bei hoher Verformbarkeit Duktilität<br />

o Gute elektrische und thermische Leitfähigkeit<br />

o Meist chemisch unbeständig + hohe Dichte ( )<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Gut wie<strong>de</strong>rverwertbar<br />

Teilweise Biokompatibel (Titan)<br />

Produktion:<br />

• Stähle: 1Mrd. Tonnen wichtigster Werkstoff <strong>de</strong>s Maschinenbaus (billig)<br />

• Aluminium: ca. mehre 10 Millionen Tonnen<br />

• Titan: wenige hun<strong>de</strong>rttausend Tonnen<br />

• Teilweise unbrauchbar: z.B. Hg (flüssig), Be (toxisch), Gold &Platin (teuer)<br />

- Polymere<br />

o Wichtige Vertreter: Polyethylen (PE), Polymethylmetacrylat (PMMA, Plexiglas),<br />

Polypropylen(PPP), Polyamid (PA), Gummi<br />

o Synthetisch hergestellte Materialien<br />

o Bestehen aus langkettigen Makromolekülen (meistens nur C-Atome, Ausnahme<br />

Ether und Ester)und Seitengruppen<br />

o Geringe Dichte Leicht<br />

o Elektrisch und thermisch isolierend<br />

o Chemisch beständig<br />

o Gut formbar<br />

o Jedoch geringe Festigkeit nachgeben von Bauteilen<br />

o Geringe thermische Beständigkeit Zersetzen<br />

- Verbundwerkstoffe<br />

o Verbindung von mehren <strong>de</strong>r oben genannten Werkstoffe<br />

o Glasfaser-/Kohlefaserverstärkte Polymere: hohe Steifigkeit bei geringem Gewicht<br />

o Hartmetalle<br />

o Stahlbeton<br />

- Auswahlkriterien für Werkstoffe<br />

o Preis:<br />

• Ca. Aufsteigend sortiert: Beton, Stahl, Aluminium, Holz, viele Polymere,<br />

Magnesium, wichtige Keramiken, Nickel, Titan, Glasfaser, Kohlefaser, Silber,<br />

Palladium ,Gold<br />

• Wird bestimmt durch Verfügbarkeit, Abbaukosten, Energiekosten und<br />

Verarbeitungskosten<br />

• Ashby-Diagramme stellen viele Werkstoffe in Bezug auf zwei Größen<br />

gegenüber (z.B. Elektrischer Wi<strong>de</strong>rstand/Preis)<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

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2. Aufbau <strong>de</strong>r Werkstoffe<br />

- Kristalline Struktur: regelmäßige räumliche Anordnung als Kristallgitter (Raumgitter)<br />

- Kleinste Einheit ist Elementarzelle<br />

• Hexagonal dichtest gepackt:<br />

Stapelfolge: ABABA…<br />

Grundfläche ist ein Hexagon (Sechseck)<br />

Zahl <strong>de</strong>r atome je Elementarzelle: 6 (2)<br />

Koordinationszahl: 12<br />

Beispiele: Magnesium, Titan<br />

• Kubisch dichtest gepackt / kubisch flächenzentriert<br />

Stapelfolge ABCABCABC…<br />

Einheitszelle hat Würfelform; 4 Atome<br />

Koordinationszahl: 12<br />

Flächennormale <strong>de</strong>r dichtesten Packung ist die Raumdiagonale <strong>de</strong>r<br />

Einheitszelle<br />

Beispiele: Aluminium, Kupfer, Nickel, Eisen oberhalb von 911°C<br />

• Kubisch raumzentriert<br />

Einheitszelle hat Würfelform<br />

Je<strong>de</strong> Elementarzelle 2 Atome<br />

Koordinationszahl: 8 (Anzahl <strong>de</strong>r Atome im gleichen Abstand)<br />

Neben Eckatomen noch ein Atom in <strong>de</strong>r Mitte<br />

Raumerfüllung von 68%<br />

Beispiele: Eisen bei Raumtemperatur, Chrom<br />

o Der Kristallaufbau beruht darauf, dass eine Einheitszelle an die nächste gebaut wird,<br />

also ein Atom immer zu mehreren Einheitszellen gehört Bildung durch Erstarrung<br />

einer Schmelze (ungeordnet)<br />

o Materialen können aus nur einem Kristall bestehen: Schneeflocken, E<strong>de</strong>lsteine ,<br />

Siliziumwaver (Seltenheiten) (anisotrop)<br />

o Meistens polykristalline Materialien<br />

o Entstehung durch viele Kristallisationskeime In <strong>de</strong>r Schmelze<br />

o Unabhängiges Wachstum bis die Einzelnen Kristalle aneinan<strong>de</strong>r stoßen Bildung<br />

von Körnern/Kristallite<br />

o Die Stellen <strong>de</strong>s Zusammenstoßes wer<strong>de</strong>n Korngrenzen genannt.<br />

o Fernordnung innerhalb eines Korn, jedoch nicht über das ganze Material <br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Ordnung an <strong>de</strong>n Korngrenzen<br />

o Typische Größen<br />

• Korngrenze: 1nm<br />

• Korndurchmesser: 0,01-0,1mm<br />

o Korngrenzen sind Angriffspunkte (z.B. für Säuren), da hier die Atomordnung gestört<br />

ist.<br />

o Korngrenzen können durch anätzen sichtbar gemacht wer<strong>de</strong>n, da dann dort das Licht<br />

gestreut wird, sodass diese schwarz erscheinen.<br />

o Mikroskopisches Gefüge kann sichtbar gemacht wer<strong>de</strong>n<br />

• Gefüge: Gesamtheit <strong>de</strong>r Kristallanordnung<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

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o<br />

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o<br />

• Quasi-Isotropie: regellose Verteilung <strong>de</strong>r Orientierung; gleiche Eigenschaft in<br />

alle Richtungen<br />

Isotropie: Richtungsunabhängig Werkstoffeigenschaft durch regellose Anordnung<br />

<strong>de</strong>r Kristallite<br />

Anisotropie: Richtungsabhängigkeit <strong>de</strong>r Werkstoffeigenschaft durch gerichtete<br />

Kristallite<br />

Primärgefüge: Direkt aus <strong>de</strong>r Schmelze erstarrtes Gefüge; Kristallwachstum in<br />

Richtung <strong>de</strong>s größten Temperaturgradienten<br />

Sekundärgefüge: nach allotroper Umwandlung entstan<strong>de</strong>nes Gefüge<br />

Allotrope Umwandlung: Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kristallstruktur im festen Zustand (Alpha-<br />

Eisen und Gamma Eisen bei 723°C)<br />

3. Eigenschaften <strong>de</strong>r Werkstoffe<br />

- Härteprüfverfahren (statisch) (STEFAN)<br />

• Wi<strong>de</strong>rstand gegen Eindringen eines Prüfkörpers in <strong>de</strong>n zu prüfen<strong>de</strong>n<br />

Werkstoff<br />

• Unterschiedliche Prüfkörper und Belastungen führen zu unterschiedlichen<br />

Prüfverfahren<br />

• Schnelle Testverfahren Eingangsprüfung bei isotrophen Materialien<br />

Rückschluss auf die Festigkeit.<br />

o Brinell<br />

• Prüfkörper: polierte Hartmetallkugel (Härtebezeichnung HBW<br />

(Wolframkugel)) o<strong>de</strong>r Stahlkugel (HBS)<br />

• Härte wird ermittelt aus Kraft und zugehöriger Eindruckfläche<br />

• Anpassung von <strong>de</strong>r Kraft sodass gilt: 0,24*Kugeldurchmesser <<br />

Eindruckdurchmesser < 0,6* Kugeldurchmesser<br />

• Berechnung <strong>de</strong>r Brinellhärte nach folgen<strong>de</strong>r Formel:<br />

• Angabe <strong>de</strong>r Werte:<br />

Bsp.: 257 HB 2.5 / 187,5 / 20<br />

257 Härtewert<br />

HB Kennzeichnung für Brinellhärte<br />

2,5 Kugeldurchmesser<br />

187,5 Prüfkraft in Kilopond Umrechnung F= 187,5xg=1840 N<br />

20 Belastungszeit in Sekun<strong>de</strong>n<br />

• Abstand <strong>de</strong>r Kugeln bei mehreren Prüfungen: min<strong>de</strong>stens 2D<br />

(Kugeldurchmesser)<br />

• Näherungsweise gilt für Stahl:<br />

o<br />

Vickers<br />

• Prüfkörper: regelmäßige, vierseitige Pyrami<strong>de</strong> aus Diamant mit<br />

Öffnungswinkel von 136°<br />

• Bestimmung <strong>de</strong>r Vickershärte durch<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

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o<br />

o<br />

o<br />

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• Abhängigkeit <strong>de</strong>r Prüfkraft je nach Härte <strong>de</strong>s Stoffes ( Prüfkraftbereiche)<br />

• Bis 300 HV stimmen HV und HBW überein danach HBW kleiner als HV<br />

Rockwell<br />

• Prüfkörper: Gehärtete und polierte Stahlkugel (Rockwellhärte B) ODER<br />

Diamantkegel (Rockwellhärte C)<br />

• Aufbringen eine Vorkraft von 10 Kilopond =98,1N<br />

• Zusätzliches Belasten durch eine Kraft von 1373N<br />

• Messen <strong>de</strong>r Differenz zwischen erstem Eindringen und Eindringen nach<br />

Entlasten <strong>de</strong>n Zusatzkraft<br />

• Berechnung erfolgt nach:<br />

UCI<br />

• Prüfkörper: Stahlstift mit Diamantspitze Ultraschallanregung mit<br />

Eigenfrequenz<br />

• Frequenz wird je nach Härte <strong>de</strong>s Prüfkörpers unterschiedlich verstimmt <br />

Messung und Abgleich mit Vergleichshärteplatten Umwandlung in<br />

Farbdiagramme möglich<br />

Dynamische Prüfverfahren:<br />

• Poldi-Hammer: Stahlkugel schlägt auf das zu prüfen<strong>de</strong> Bauteil und eine<br />

Vergleichsplatte Vergleich <strong>de</strong>r Eindruckdurchmesser einfacher und<br />

schneller Härtetest (jedoch nicht so exakt)<br />

• Rücksprunghärteprüfung nach Shore: Bestimmung <strong>de</strong>r Rücksprunghöhe<br />

einer aus <strong>de</strong>r Höhe fallen<strong>de</strong>n Stahlkugel Rückschluss auf die Härte<br />

Vergleichsprüfverfahren<br />

• Ritzverfahren (Mohs, Martens) Härtere Stoffe ritzen weichere Stoffe <br />

Reihenfolge verschie<strong>de</strong>ner Elemente<br />

• Schleifverfahren (Rosiwal) , ähnlich Ritzverfahren<br />

- Zerstören<strong>de</strong> Prüfungsverfahren<br />

Zugversuch<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Der Zugversuch dient dazu, Materialkennwerte zu ermitteln, z.B. <strong>de</strong>n E-Modul (DIN<br />

EN 10 002)<br />

Die Probe wird in die Prüfmaschine eingespannt und dann mit einer konstanten<br />

Geschwindigkeit auseinan<strong>de</strong>r gezogen.<br />

Dabei tritt eine einachsige, momentenfreie Belastung auf<br />

Dabei: Messung <strong>de</strong>r Kraft (Kraftdose) und <strong>de</strong>r Verlängerung (Wegaufnehmer)<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

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o<br />

Durch bekannten Anfangsquerschnitt und bekannte Ausgangslänge (L0) kann ein<br />

Diagramm erstellt wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m die Spannung über <strong>de</strong>r Dehnung aufgetragen wird.<br />

(technische Spannung/Dehnung)<br />

- Die auf <strong>de</strong>n Ausgangsquerschnitt bezogene<br />

Prüfkraft wird als Nennspannung<br />

- Die auf die Gesamtlänge bezogene<br />

Längenän<strong>de</strong>rung wird als Dehnung<br />

in % bezeichnet<br />

- Das rechte Diagramm entspricht einem für<br />

Stahl . Im ersten linearen Teil entspricht die<br />

Steigung <strong>de</strong>r Gera<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m<br />

Hookschen Gesetz <strong>de</strong>m<br />

Elastizitätsmodul E<br />

o Im Bereich <strong>de</strong>r Hookschen Gera<strong>de</strong>n<br />

liegt elastisches Verhalten vor, dass<br />

heißt bei Entlastung fe<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Stab auf seine Ausganslänge zurück<br />

- Dort wo zum ersten Mal eine plastische Dehnung aufritt, also <strong>de</strong>r Stab nicht mehr auf die<br />

Ausgangslänge zurückfe<strong>de</strong>rt, liegt die Streckgrenze vor (unstetiger Übergang von<br />

elastischen in plastischen Bereich)<br />

o Bei einem stetigen Übergang vom elastischen in <strong>de</strong>n plastischen Bereich liegt eine<br />

Dehngrenze vor. Bei kfz-Metallen liegt ein stetiger Übergang von rein elastischer<br />

zu plastischer Verformung vor – ohne ausgeprägte Streckgrenze. Hier wird eine<br />

Ersatzstreckgrenze <strong>de</strong>finiert, bei <strong>de</strong>r eine bleiben<strong>de</strong> Verformung im Vergleich zur<br />

Ausgangslänge von 0,2% vorliegt:<br />

- Bei Stählen mit nicht zu hohem C-Gehalt tritt eine ausgeprägte Streckgrenze auf,<br />

gekennzeichnet durch nachfolgen<strong>de</strong>n gezackten Kurvenverlauf (Lü<strong>de</strong>rsbereich).<br />

o Bei <strong>de</strong>utlichen Schwankungen obere Streckgrenze und untere Streckgrenze<br />

- Nach <strong>de</strong>m Lü<strong>de</strong>rsbereich (o<strong>de</strong>r Überschreiten <strong>de</strong>r Dehngrenze) muss zur weiteren<br />

Verformung die Spannung weiter ansteigen. Da <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstand gegen weitere plastische<br />

Verformung zunimmt, spricht man von Kaltverfestigung<br />

- In diesem Bereich <strong>de</strong>r ansteigen<strong>de</strong>n Kurve kommt es innerhalb <strong>de</strong>r Versuchsprobe zu einer<br />

gleichmä0g bleiben<strong>de</strong>n Querschnittsvermin<strong>de</strong>rung, die bis zum Eintreten <strong>de</strong>r Maximalkraft<br />

als Gleichmaß<strong>de</strong>hnung bezeichnet wird und berechnet wird durch:<br />

- Wird dann die maximalkraft erreicht, so spricht man von <strong>de</strong>r zugehörigen Zugfestigkeit<br />

. Sie gibt <strong>de</strong>n Werkstoffwi<strong>de</strong>rstand gegen Brucheinschnürung wie<strong>de</strong>r.<br />

o<br />

Nach Erreichen dieser Kraft tritt eine ungleichmäßige Querschnittsverringerung auf,<br />

dies nennt man Einschnürung<br />

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o<br />

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Die insgesamt bis zum Bruch auftreten<strong>de</strong> Dehunung wird als Bruch<strong>de</strong>hnung A<br />

bezeichnet: . Diese tritt beim Erreichen <strong>de</strong>r Bruchsteifigkeit auf<br />

Die nach <strong>de</strong>m Bruch bleiben<strong>de</strong> ausmessbare Querschnittsabnahme bezogen auf <strong>de</strong>n<br />

Ausgangsquerschnitt wird als Brucheinschnürung Z bezeichnet:<br />

- Im Diagramm kann man immer die plastische Dehnung bestimmen, in<strong>de</strong>m man eine Parallele<br />

zur Hookschen Gera<strong>de</strong>n zieht und die zugehörige Dehnung abliest.<br />

- Die Fläche unterhalb <strong>de</strong>r Kurve im Spannungs-Dehnungs-Diagramm lässt Rückschlüsse auf<br />

die Belastbarkeit zu.<br />

Es fällt auf, dass je härter <strong>de</strong>r Stahl wird, <strong>de</strong>sto<br />

geringer die Energieaufnahme. Gehärtet ist <strong>de</strong>r<br />

Stahl also nicht verformungsfähig (plastisch) also<br />

sprö<strong>de</strong>.<br />

- Zusammenfassend lassen sich aus <strong>de</strong>m Zugversuch also folgen<strong>de</strong> Werkstoffkennwerte<br />

ermitteln:<br />

o<br />

Obere Streckgrenze<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Untere Streckgrenze<br />

0,2%-Dehngrenze:<br />

Zugfestigkeit<br />

Bruch<strong>de</strong>hnung<br />

Brucheinschnürung<br />

o<br />

Streckgrenzverhältnis<br />

o Dabei sind Festigkeitskennwerte für die statische Belastbarkeit<br />

o Verformungskennwerte für die Duktilität (elastizität)<br />

- Bei <strong>de</strong>r Belastung einer Probe tritt auch im elastischen Bereich eine Querschnittsabnahme<br />

auf, neben <strong>de</strong>r Verlängerung. Die Querschnittsabhnahme wird mit <strong>de</strong>r Poisson’schen<br />

Querkontraktionszahl beschrieben. Für Stahl beträgt diese 0,3.<br />

- Beim Zugversuch wird auch eine Verfestigung beobachtet, wie bereits oben erwähnt. Wird<br />

ein Metall über die Streckgrenze belastet, so ist eine größere Kraft notwendig, um weitere<br />

plastische Verformung hervorzurufen. Dies ist <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r fall weil beim Belasten über<br />

hinaus wird <strong>de</strong>r elastische Teil beim Entlasten rückgängig gemacht, aber durch die Parallele<br />

zur Hookschen Gera<strong>de</strong> bleibt eine Verlängerung <strong>de</strong>r Probe. Nun ist die ausgeprägte<br />

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<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

Streckgrenze (mit Lü<strong>de</strong>rsbereich) nicht mehr vorhan<strong>de</strong>n und die neue<br />

erhöht.<br />

- Die beim Zugversuch aufgebracht Normalkraft hat neben <strong>de</strong>n auftreten<strong>de</strong>n<br />

Normalspannungen auf Schubspannungen zur Folge. Nach <strong>de</strong>m Schimdschen<br />

Schubspannungsgesetz gilt dabei<br />

Grenze wur<strong>de</strong><br />

. Die maximale Schubspannung tritt bei<br />

einem Winkel von 45° zur Beanspruchungsrichtung auf.<br />

- Je nach <strong>de</strong>m ob es sich um einen sprö<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r duktilen Werkstoff han<strong>de</strong>lt treten<br />

verschie<strong>de</strong>ne Brüche auf:<br />

Druckversuch<br />

- Nicht so wichtig; Quasi-statisches Prüfverfahren<br />

- Hauptsächlich anwendbar für druckbeanspruchte Werkstoffe wie Grauguß, Lagermetalle,<br />

Beton<br />

- Anstelle <strong>de</strong>r Streckgrenye wird eine Druckfließgrenze (auch Quetschgrenze genannt)<br />

ermittelt<br />

- Das Problem ist, dass im Bereich <strong>de</strong>r Druckplatten durch Reibung eine Dehnung verhin<strong>de</strong>rt<br />

wird und nur in <strong>de</strong>n äußeren Bereichen Verformung auftritt. Abhilfe: Kegelstauchversuch<br />

nach Siegel und Pomp (Druckkörper sind Kegel)<br />

Kerbschlagbiegeversuch<br />

- Der Biegeversuch dient dazu, die Verformbarkeit von Werkstoffen (Biegewinkel,<br />

Biege<strong>de</strong>hnung) und bei Schweißbindungen die Bindungsgüte zu bestimmen<br />

- Wie zuvor beschrieben treten bei Werkstoffen verschie<strong>de</strong>ne Brucharten auf<br />

o Trenn o<strong>de</strong>r Sprödbruch: plötzlicher, ohne Verformung auftreten<strong>de</strong>r Bruch; ebene<br />

senkrecht zur Beanspruchungsrichtung vorzufin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Bruchrichtung, körnig<br />

glitzernd<br />

o Verformungs o<strong>de</strong>r Gleitbruch: Versagen durch vorheringe plastische Verformung zu<br />

sehen (Einschnürung), Bruchfläche 45° zur Beanspruchungsrichtung; matt /<br />

wabenförmig<br />

- Probleme die allgemein bei <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>r Werkstoffverhaltens auftreten sind<br />

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o Das Verhalten ist abhängig von <strong>de</strong>r Beanspruchungsrichtung (Zugversuch: einachsig;<br />

Kerbschlagbiegeversuch: mehrachsig)<br />

o Bei schlagartiger Beanspruchung verhalten sich Werkstoffe allgemein sprö<strong>de</strong>r als bei<br />

langsamer<br />

o Bei tiefen Temperaturen sich krz-Werkstoffe sprö<strong>de</strong>r als bei hohen Temperaturen<br />

o Keine Zähigkeitskennwerte auf Zugversuch bestimmbar<br />

- Der Sinn <strong>de</strong>s Biegeversuchs besteht also zusäztlich darin:<br />

o Verhalten bei schlagartiger Beanspruchung<br />

o Zähigkeitskennwerte unter versprö<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Bedingungen (mehrachsiger<br />

Spannungszustand, hohe Beanspruchungsgeschwindigkeit, tiefe Temperatur)<br />

- Der Versuchablauf ist folgen<strong>de</strong>rmaßen gestaltet:<br />

o Eine in <strong>de</strong>r Mitte gekerbte probe wird auf zwei Auflager gegen zwei Wi<strong>de</strong>rlager<br />

gelegt. Die Finnenschnei<strong>de</strong> trifft auf <strong>de</strong>r nicht gekerbten Seite auf die Probe. Ein<br />

angebrachter Kraftmesser am Probeschlagwerk lässt auf die Kerbschlagarbeit<br />

schließen.<br />

- Als Probe dienen verschie<strong>de</strong>ne Formen (DVM mit rechteckiger, halbrun<strong>de</strong>n Kerbe; DVMF mit<br />

run<strong>de</strong>r Kerbe; Charpy-V-Probe mit 45°-Kerbe; DVMK-Probe mit rechteckiger Kerbe)<br />

- Die Kerbschlagarbeit kann berechnet wer<strong>de</strong>n durch:<br />

Die Kerbschlagzähigkeit wird dann bestimmt durch:<br />

Mit G= Gewichtskraft <strong>de</strong>s Pe<strong>de</strong>ls; = Höhendifferenz <strong>de</strong>s Pen<strong>de</strong>ls vor und nach <strong>de</strong>m<br />

Schlag; = gleichmä0ger Probenquerschnitt<br />

- Die Angabe <strong>de</strong>r Kerbschlagarbeit ist in <strong>de</strong>r neuen Form KV o<strong>de</strong>r KU.<br />

o Es fällt auf, dass bei tiefen Temperaturen bei krz-Werkstoffen sprö<strong>de</strong>r Brüche<br />

auftreten (Tieflage) und somit geringe Kerbschlagarbeiten<br />

o Bei höheren Temperaturen treten duktile Brucharten auf, da hohe Kerbschlagarbeit<br />

verbracht wird (Hochlage)<br />

o Bei kfz-Werkstoffen hat die Temperatur keinen Einfluss auf das Bruchverhalten<br />

- Nun gibt es bestimmte Übergangstemperaturen, bei <strong>de</strong>r eher ein Sprödbruch o<strong>de</strong>r ein<br />

Verformungsbruch auftritt: 28J-Kriterium (dort, wo die Kerbschlagarbeit genau 28J beträgt;<br />

50%-Kriterium (dort wo die Hälfte <strong>de</strong>s Hochlagenwertes vorliegt); Bruchflächenaussehen)<br />

- Werkstoffeinflüsse, die beobachtet wur<strong>de</strong>n:<br />

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o<br />

o<br />

o<br />

Grobkorn begünstigt Trennbruch (beim Schweißen z.B.)<br />

Anlassversprödung begünstigt Trennbruch<br />

Alterung begünstigt Trennbruch<br />

Dauerschwingversuch<br />

- Die Beobachtung zeigt, dass ein schwingend beanspruchtes Bauteil trotz niedrigerer<br />

Beanspruchung schneller Bricht als ein statisch beanspruchtes Bauteil bei höherer<br />

Beanspruchung<br />

- Das Versagen ist also abhängig von <strong>de</strong>r Beanspruchungshöhe (Spannungsamplitu<strong>de</strong>) und <strong>de</strong>r<br />

Zahl <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rholungen<br />

- Im Dauerschwingversuch wer<strong>de</strong>n typische Belastungen schwingend beanspruchter Bauteile<br />

simuliert. Am einfachsten zu erzeugen mit periodischen Belastungen mit sinusförmigen<br />

Spannungs-Zeit-Verläufen<br />

o Beim Aufbringen dieser so schwingen<strong>de</strong>n Spannungen pen<strong>de</strong>ln sich die<br />

Spannungsamplitu<strong>de</strong>n zwischen zwei Grenzwerten um eine zeitlich konstante<br />

Mittelspannung<br />

ein<br />

o Die Spannungsamplitu<strong>de</strong> ist , wobei <strong>de</strong>r obere<br />

Spannungsgrenzwert (Oberspannung) und<br />

(Unterspannung) ist<br />

<strong>de</strong>r untere Spannungsgrenzwert<br />

- Bei <strong>de</strong>m Versuch wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Spannungen aufgebracht, sodass sich ergibt:<br />

- Aus <strong>de</strong>m so genannten Spannungsverhältnis kann abgelesen wer<strong>de</strong>n, ob eine Probe<br />

eher auf Zug, Druck o<strong>de</strong>r Wechsel beansprucht wur<strong>de</strong>. Bei R=0 wur<strong>de</strong> die Probe nur auf Zug<br />

wechselnd beansprucht. Bei R=-1 wur<strong>de</strong> die Probe sowohl auf Zug als auch auf Druck<br />

beansprucht. Bei wur<strong>de</strong> die Probe nur auf Druck beansprucht<br />

- Bei <strong>de</strong>m Dauerschweingversuch können periodisch wie<strong>de</strong>rholte Biege- o<strong>de</strong>r<br />

Umalufspannungen sowie Zug und Druckbeanspruchungen sowie Torsionsbeanspruchungen<br />

aufgebracht wer<strong>de</strong>n<br />

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- Um nun das Dauerschwingverhalten und werkstoffspezifische Kennwerte zu ermitteln<br />

wer<strong>de</strong>n Wöhlerschaubil<strong>de</strong>r erzeugt. Gegenüber <strong>de</strong>r Spannungsamplitu<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>ne Probenergebnisse eingetragen im Bezug auf die ertragene Lastspielzahl. Mit<br />

geeigneten mathematischen Metho<strong>de</strong>n lassen sich Wöhlerlinien eintragen, die<br />

- Isopossibilitäten darstellen. Bei <strong>de</strong>r Aufnahme hat sich gezeigt, dass Brüche ab einer<br />

Lastspielzahl von ertragenen Lastspielen so gut wie gar nicht mehr auftreten, weshalb<br />

man dann aufhört. Hier ist die Wöhlerlinie horizontal und man spricht von Wechselfestigkeit<br />

o<strong>de</strong>r auch Dauerfestigkeit.<br />

o Bei kfz-Metallen treten Wöhlerlinien ohne horizontalen Ast auf da auch hier noch<br />

Brüche beobachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

- Einflüsse auf die Dauerschwingfestigkeit nehmen:<br />

o Umgebungsbedingungen<br />

• Prüftemperatur, umgeben<strong>de</strong>s Medium<br />

o Werkstoff und Werkstoffzustand<br />

• Alle Einflussfaktoren, die auch die Streckgrenze erhöhen o<strong>de</strong>r die<br />

Zugfestigkeit erhöhen erhöhen auch die Dauerschweingfestigkeit<br />

o Oberflächenzustand<br />

• Bei schwingend beanspruchtesn bauteilen sind kerben möglichst zu<br />

vermei<strong>de</strong>n, da sie die Schwingfestigkeit herabsetzen (siehe später)<br />

o Belastungsart<br />

• Mittelspannung, Prüffrequenz, Belastungsdauer <strong>de</strong>r Maximalspannung,<br />

Ruhepausen<br />

• Der Einfluss von Mittelspannungen ist beson<strong>de</strong>rs relevant. Deshalb wer<strong>de</strong>n<br />

die Ergebnisse aus <strong>de</strong>n Wöhlerversuchen in so genannten<br />

Dauerfestigketisschaubil<strong>de</strong>rn (Haigh / Smith) dargestellt. Diese ver<strong>de</strong>utlichen<br />

<strong>de</strong>n Mittelspannungseinfluss auf die dauerfest ertragene<br />

Spannungsamplitu<strong>de</strong> . Zugmittelspannungen verringern ;<br />

Druckmittelspannungen erhöhen . Da die Ermittlung jedoch sehr<br />

aufwendig ist, lassen sich die Dauerfestigkeitsschaubil<strong>de</strong>r konstruieren, wenn<br />

man die Kennwerte<br />

bekannt sind. Nach<br />

Goodman gilt dann:<br />

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• Haigh / Smith-Diagramm<br />

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Am Besten veranschaulicht man sich die Konstruktion beispielhaft:<br />

Smith-Diagramm<br />

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<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

KONSTRUKTION EINES HAIGH-DIAGRAMMS:<br />

o Einfluss von Kerben<br />

- Auch Kerben nehmen Einfluss auf das Dauerschwingverhalten (siehe oben) . Konstruktive<br />

Kerben sind die häufigste Ursache bei schwingungsbeanspruchten Bauteilen für Versagen.<br />

- Arten von Kerben sind<br />

o Makroskopische Kerben: Bohrungen, Nuten etc<br />

o Mikroskopische Kerben: Bearbeitungsriefen, Schweißspritzer, Schweißkrater, Walz<br />

und Schmie<strong>de</strong>haut<br />

o Strukturelle Kerben: Steifigkeits- und Härtesprünge durch viele Stoffmischungen<br />

o Gestaltsfestigkeit: durch die Nennspannung gekennzeichnete dauerfestigkeit eines<br />

Bauteils mit allen Konstruktionsmerkmalen und Werkstoffeigenschaften<br />

- Der Spannungszustand in Kerben wird beschrieben durch:<br />

o Nennspannung. mit ist die Querschnittsfläche <strong>de</strong>s Kerbgrunds<br />

• Bei Rundstab im Stabinneren: dreiachsiger Spannungszustand; im Kerbgrund:<br />

zweiachsiger Spannungszustand<br />

o Formzahl (gibt an, wie stark die Spannungsüberhöhung aufgrund <strong>de</strong>r Kerbe ist) :<br />

; Dabei ist die Spannungsspitze im Kerbgrund; für statische<br />

Beanspruchungen<br />

o Kerbwirkungszahl wobei A Spannungsamplitu<strong>de</strong> (bei gekerbten und<br />

ungekerbten Bauteil) ist beschreibt die Herabsetzung <strong>de</strong>r Dauerfestigkeit durch<br />

Spannungsspitzen und Mehrachsigkeit; für dynamische Beanspruchungen<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

12


WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

o Bei höchstharten Werkstoffen ist ; sonst<br />

o Die Kerbempfindlichkeit und damit die Kerbwirkungszahl nimmt mit wachsen<strong>de</strong>r<br />

Zugfestigkeit zu<br />

- Es fällt auf, dass durch Überschnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Wöhler-Linien uU gekerbte Bauteile bei<br />

kurzzeitiger Beanspruchung besser halten als ungekerbte Bauteile<br />

- An<strong>de</strong>rerseits ist auch zu beobachten, dass je fester <strong>de</strong>r Werkstoff, <strong>de</strong>sto schlimmer die<br />

Kerbwirkung ist (s.o.)<br />

- Maßnahmen zur Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kerbwirkung sind:<br />

o Einbringen von Druckeigenspannungen im Kerbgrund durch Überrollen (also Radius<br />

vergrößern)<br />

o Festwalzen<br />

o Platthämmern<br />

o Kugelstrahlen<br />

- Ausgangsort von Schwingungsrissen sind Kerben. Außer obigen können dies zusätzlich auch<br />

noch während <strong>de</strong>r Rissbildung entstan<strong>de</strong>ne Kerben sein<br />

o Die während <strong>de</strong>r Rissausbildung entstan<strong>de</strong>ne Schwingbruchfläche ist glatt und weist<br />

Scheuerstellen auf. Wenn die Beanspruchung durch Ruhepausen unterbrochen war,<br />

entstehen makroskopische Streifen, die s.g. Rastlinien. Treten also Rastlinien auf<br />

kann davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass ein Schwingungsbruch mit Ruhepausen<br />

vorlag. Aus <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Restbruchfläche kann die Höhe <strong>de</strong>r Beanspruchung<br />

abgeschätzt wer<strong>de</strong>n:<br />

Zug<br />

Hohe Nennspannung<br />

Kleine Nennspannung<br />

Einseitige Biegung<br />

Zweiseitige Biegung<br />

- Mit Hilfe von Dehnungsmessstreifen kann man die Anrissschwingspielzahl bestimmen, also<br />

die Zahl ab <strong>de</strong>r die Dehnungsamplitu<strong>de</strong> drastisch sinkt<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

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<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

WTI<br />

Betriebsfestigkeitsversuch<br />

- Normalerweise wer<strong>de</strong>n Bauteile nicht streng periodisch belastet son<strong>de</strong>rn unterliegen<br />

unperiodischen, schwingen<strong>de</strong>n Beanspruchungen, die in regelloser Folge die Größe <strong>de</strong>r<br />

Spannungsamplitu<strong>de</strong> än<strong>de</strong>rn. Die unter <strong>de</strong>rart lasten ertragene Beanspruchung ist die<br />

Betriebsfestigkeit<br />

- Heute lassen sich durch mo<strong>de</strong>rne Maschinen <strong>de</strong>rartige Belastungen simulieren. Oft wird<br />

jedoch ausgenutzt, dass bei langer Beobachtung sich gewisse statistische Gesetzmäßigkeiten<br />

ergeben, die ihre Darstellung als Belastungskollektive ermöglichen.<br />

- Eine an<strong>de</strong>re Möglichkeit ist <strong>de</strong>r Versuch direkt am Prüfobjekt und dabei die Ermittlung eines<br />

Belastungskollektivs<br />

o Zum Erstellen eines Kollektivs wer<strong>de</strong>n Häufigkeitskurven erstellt, welche durch eine<br />

Klassengrenzen-Überschreitungszählung entstehen. Dafür wird <strong>de</strong>r Messbereich in<br />

Klassen gleicher Breite unterteilt (z.B. 100N/mm 2 ) und je<strong>de</strong> Überschreitung bis zum<br />

Maximalwert gezählt. Aus <strong>de</strong>m erzeugten Diagramm kann man ablesen, wie oft eine<br />

bestimme Belastung überschritten wur<strong>de</strong> bis zum Bruch<br />

- Das Ergebnis wird ähnlich <strong>de</strong>r Isopossibilitäten bei <strong>de</strong>m Wöhler-Schaubild als Spannungs-<br />

Lebensdauer-Schaubild dargestellt; die so genannte Lebensdauerlinie (Häufigkeit vs.<br />

Ertragene Beanspruchung y)<br />

Zeitstandversuch unter Zugbeanspruchung (Kriechen)<br />

- Wird ein Werkstoff bei höherer Temperatur ( ), mit konstanter Last<br />

längere Zeit belastet, treten zeitabhängige plastische Verformungen auf, die man Kriechen<br />

nennt<br />

- Trägt man die plastische Dehnung über die Zeit auf bei konstanter Temperatur, so erhält man<br />

die Kriechkurve. Die Kriechgeschwindigkeit ist<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

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WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

o Es gilt das Nortonsche Kriechgesetz mit , K= temperaturabhängige<br />

Materialkonstante; n= Potenz <strong>de</strong>r Spannung (Spannungsexponent)<br />

- Der Zeitstandversuch liefert wichtige Kennwerte bei verkürzter Versuchsdauer:<br />

o<br />

o<br />

o<br />

1000 Stun<strong>de</strong>n ein<br />

Bruch tritt bei einer Belastung von 270 N/mm 2 bei 400°C nach<br />

Eine Dehnung von 0,5% wird nach 1000h bei 400°C und einer<br />

Belastung von 120N/mm 2 gemessen<br />

Bei Stahl tritt Kriechen bereits bei ca 300°C auf<br />

- Zerstörungsfreie Prüfungsverfahren /Prüfverfahren zur Detektion von Fehlern<br />

o Härteprüfverfahren sind quasi zerstörungsfrei, wenn man von <strong>de</strong>r „Delle <strong>de</strong>s Dilgi-…,<br />

ähhh Poldi-Hammers absieht. (für Kennwerte, als auch für Kontrolle möglich)<br />

o Optische, magnetische und elektrische Eigenschaften (elektrische Leitfähigkeit,<br />

Wi<strong>de</strong>rstand, Magnetisierbarkeit, Reflexionsvermögen,…)<br />

o Ermittlung <strong>de</strong>s E-Moduls aus Dämpfung und Eigenfrequenz von Schwingungen<br />

o Spektroskopische Metho<strong>de</strong>n<br />

• Röntgenanalyse: Detektion von Rissen, Poren, Lunkern Einschlüssen vor<br />

allem in Gussteilen und Schweißnähten<br />

• Röntgeninterferenz für Verformungen<br />

• Ultraschall: Bestimmung von Schicht- und Wanddicken, Dopplungen und<br />

Rissen<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Anregung durch Ultraschall<br />

Der Defekt erwärmt sich stärker als seine Umgebung<br />

thermische Strahlung kann durch eine IR-Kamera <strong>de</strong>tektiert<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Detektion von „Kissing Bonds“ (nicht haften<strong>de</strong>n Grenzflächen beim<br />

Kleben)<br />

• Optische Verfahren zur Ermittlung <strong>de</strong>r Oberflächenbeschaffenheit, Rauheit<br />

(auch Elektronenmikroskopie)<br />

Farbeindringverfahren zur Bestimmung von Oberflächenrissen<br />

Lecktestverfahren für Behälter<br />

Tastschnittverfahren für Rauheiten<br />

Magnetische Prüfung für Risse o<strong>de</strong>r Inhomogenitäten nicht ferromagnetischer Stoffe<br />

Möglichkeiten zur Bauwerksüberwachung<br />

• Ziel: Ermittlung <strong>de</strong>s Zustands Schlussfolgerung auf die Lebensdauer<br />

• Reduzieren auf Mo<strong>de</strong>ll mit kritischen Details(Kerben, Belastungen)<br />

• Aufnahme von Betriebslasten<br />

• Schwachstellen im Labor prüfen Abgleich mit unabhängigen<br />

Werkstoffgrößen (z.B. Dauerschwingfestigkeit)<br />

• Überprüfen Vorhersage über Restlebensdauer<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

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WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

4. Verän<strong>de</strong>rung von Aufbau und Eigenschaften metallischer Werkstoffe<br />

Legieren und Legierungen<br />

- Legieren be<strong>de</strong>utet das Zusammenfügen von zwei o<strong>de</strong>r mehr Elementen, um damit<br />

verbesserte Eigenschaften zu erhalten. Min<strong>de</strong>stens ein Element muss dabei ein Metall sein.<br />

o Mischen <strong>de</strong>r Elemente in <strong>de</strong>r schmelzflüssigen Phase (oberhalb <strong>de</strong>r größten<br />

Schmelztemperatur aller vorkommen<strong>de</strong>n Elemente)<br />

o Abkühlen <strong>de</strong>r Schmelze ergibt eine feste Verbindung <strong>de</strong>r einzelnen Elemente<br />

• Entwe<strong>de</strong>r Mischkristall: Die einzelnen Atome sind zusammen in einem<br />

Kristallgitter angeordnet<br />

• O<strong>de</strong>r chemische Verbindung: Die Atome bil<strong>de</strong>n untereinan<strong>de</strong>r<br />

Elektronenpaarbindungen aus.<br />

o Legierungen zwischen zwei Metallen (intermetallisch): Ausbildung eines neuen<br />

Gittertypes, <strong>de</strong>r sich von <strong>de</strong>n Ausgangsgittern in <strong>de</strong>n Gitterparametern<br />

unterschei<strong>de</strong>t.<br />

o Legierung zwischen Metall und Nichtmetall (intermediär): Es bil<strong>de</strong>n sich häufig<br />

Elektronenpaarbindungen (vgl. -Zementit im Eisengitter)<br />

- Konzentration und Gehalt<br />

o Gehalt:<br />

• Die bezogene Größe <strong>de</strong>s Elementes wird immer auf die Gesamtheit bezogen<br />

o<br />

• Bsp. Eisengehalt einer Eisenkupferlegierung:<br />

• Gleiches ist auch mit <strong>de</strong>r Stoffmenge( ) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Volumen ( )<br />

möglich es ergibt sich ein Zahlenwert ohne Einheit<br />

Konzentration<br />

• Meistens die Stoffmenge <strong>de</strong>s zulegierten Elements auf das zugehörige<br />

Volumen (auch mit Masse ( ) und Volumen (<br />

möglich)<br />

- Phasendiagramm<br />

o Zeigt <strong>de</strong>n Zustand einer Legierung in Abhängig unterschiedlicher Parameter (Druck,<br />

Temperatur, Zusammensetzung) meistens wird Druck außer Acht gelassen, da<br />

konstant bei unendlich langsamer Abkühlung<br />

o Phasendiagramm: Temperatur(y-Achse) und Zusammensetzung (x-Achse)<br />

o Oberhalb <strong>de</strong>r Liquiduslinie: nur Schmelze<br />

o Unterhalb <strong>de</strong>r Soliduslinie: nur Feststoff<br />

o Dazwischen Schmelze und Feststoff<br />

o Kennt man nun die Zusammensetzung, so kann man zu einer bestimmten<br />

Temperatur die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Gefüges bestimmen (anhand<br />

Phasendiagramm)<br />

o Mögliche Typen von Phasendiagrammen können dabei auftreten:<br />

• Vollständige Unlösbarkeit im festen, sowie im flüssigen Zustand (Bsp.: Fe und<br />

Pb)<br />

Haltepunkte an <strong>de</strong>n <strong>de</strong>finierten Schmelzpunkten <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Metalle<br />

Keine Bildung von Mischkristallen, Es liegen Eisenklumpen im Blei<br />

vor<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

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WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

• Lückenlose Mischbarkeit im flüssigen und im festen Zustand<br />

Vorraussetzung : sehr ähnliche Atomradien, gleiche Kristallstruktur<br />

Bsp.: Cu-Ni-Schmelze<br />

o Zusammensetzung <strong>de</strong>r Schmelze unterschei<strong>de</strong>t sich beim<br />

langsamen Abkühlen von <strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>s<br />

Mischkristalls<br />

o Konzentrationsän<strong>de</strong>rungen können in <strong>de</strong>r Schmelze <strong>de</strong>utlich<br />

schneller ablaufen, als im Mischkristall<br />

o Erste ausgeschie<strong>de</strong>ne Kristalle haben höheren Nickel-Anteil<br />

o Berechnung <strong>de</strong>r Massenanteile <strong>de</strong>r Phase über das<br />

Hebelgesetz:<br />

• Die Momentankonzentrationen <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Phasen liegen immer auf <strong>de</strong>r Liquidus- bzw.<br />

Soliduslinie<br />

• Verbindung dazwischen nennet man Kono<strong>de</strong><br />

• Gleichgewicht zwischen <strong>de</strong>n Massenanteilen und<br />

zugehörigen Hebelarmen bei fester<br />

Bruttokonzentration<br />

• Berechnung über Hebelgesetz: <br />

o bei sehr langsamer Abkühlung wer<strong>de</strong>n die<br />

Konzentrationsunterschie<strong>de</strong> durch Diffusion wie<strong>de</strong>r<br />

ausgeglichen homogener Mischkristall<br />

o Bei schnellem Abkühlen gibt es keinen Diffusionsausgleich <br />

stark unterschiedliche Konzentrationen Seigerungen<br />

Homogenisierungsglühen versucht diese<br />

Konzentrationsunterschie<strong>de</strong> auszugleichen (Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Diffusionsbewegung durch Temperaturerhöhung)<br />

o Es ergeben sich keine <strong>de</strong>finierten Schmelzpunkte, son<strong>de</strong>rn<br />

sogenannte Schmelzbereiche, in <strong>de</strong>nen das Gemisch<br />

langsamer abkühlt Abgabe von Erstarrungsenergie<br />

• Vollständige Lösbarkeit im flüssigen, aber eingeschränkte Lösbarkeit im<br />

festen Zustand. (Bsp.: Pb-Sn)<br />

Phasendiagramm weist Mischungslücken auf. In bestimmten Phasen<br />

können nur bestimmte Anteile eines Stoffes gelöst wer<strong>de</strong>n. zwei<br />

unterschiedliche feste Phasen<br />

Im einphasigen Mischkristall sind je nach Temperatur nur geringe<br />

Prozent eines Elementes im an<strong>de</strong>ren löslich<br />

Fällt die Temperatur weiter ab, so schei<strong>de</strong>t sich aus <strong>de</strong>m<br />

Einphasenmischkristall eine zweite Phase aus.<br />

Eutektische Reaktion:<br />

o Aus <strong>de</strong>r Schmelze bil<strong>de</strong>n sich sofort zwei Phasen<br />

(unterschiedliche Kristalle) gekennzeichnet durch<br />

Lamellenform<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

17


<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

WTI<br />

o<br />

o Die Waagerechte Linie zwischen <strong>de</strong>r festen Phase und <strong>de</strong>r<br />

flüssigen Phase nennt man Eutektikale<br />

• Vollständige Lösbarkeit im flüssigen, vollständige Unlösbarkeit im festen<br />

Zustand:<br />

Oberhalb <strong>de</strong>r Liquiduslinie Einphasengebiet<br />

Darunter immer Zweiphasengebiet kein Mischkristall<br />

Bei einer eutektischen Zusammensetzung verhält sich das Gemisch<br />

wie ein reines Metall mit <strong>de</strong>finiertem Schmelzpunkt.<br />

Bestimmung von Phasendiagrammen<br />

• Thermische Analyse<br />

Durch das Messen <strong>de</strong>r Temperatur in Abhängigkeit zur Zeit beim<br />

Abkühlen können unterschiedliche Steigungen gemessen wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese <strong>de</strong>uten auf Phasenumwandlungen hin, da hier Energie frei<br />

wird und damit die Abkühlung langsamer abläuft.<br />

Haltepunkte <strong>de</strong>uten zu<strong>de</strong>m auf einen <strong>de</strong>finierten Schmelzpunkt hin,<br />

da bei dieser Temperatur das gesamte Element seinen<br />

Aggregatzustand än<strong>de</strong>rt.<br />

• Dilatometermessungen<br />

Messung <strong>de</strong>r Aus<strong>de</strong>hnung in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Temperatur<br />

Bei Phasenumwandlungen ergeben sich Sprünge in <strong>de</strong>r Aus<strong>de</strong>hnung<br />

nur im festen Zustand möglich<br />

• Gefügebeobachtung an Metallschliffen<br />

Mikroskopische Beobachtungen können Strukturän<strong>de</strong>rungen<br />

offenlegen nur im festen Zustand und bei <strong>de</strong>utlichen<br />

Phasenumwandlungen möglich<br />

• Röntgeninterferenzuntersuchungen<br />

I<strong>de</strong>ntifizierung unbekannter Phasen<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

18


WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

Eisen-Kohlenstoff-Diagramm<br />

ABCD: Liquiduslinie (darüber alles flüssig)<br />

AHIECF: Soliduslinie (darunter alles fest)<br />

ECF: Eutektikale<br />

PSK: Eutektoi<strong>de</strong> (eutektische Rekristallisation innerhalb einer Phase)<br />

HIB: Peritekitale (Entlang <strong>de</strong>r Linie Schmelze und festes -Eisen zu -Mischkristall)<br />

C: Eutektikum (Legierung, die bei diesem Punkt fest o<strong>de</strong>r flüssig ist; vollständig mischbar in<br />

flüssig; nicht mischbar in fest)<br />

I: Peritektikum (Schmelze und festes -Eisen zu -Mischkristall)<br />

S: Eutektoid (Der -Mischkristall wan<strong>de</strong>lt sich in <strong>de</strong>n -Mischkrisatll und -Karbi<strong>de</strong> um<br />

(Punkt S) Ausbildung eines lamellaren Gefüges Perlit mit -Mischkristall ferritisch,<br />

perlitisches Gefüge)<br />

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WTI<br />

- Bezeichnungen für Mischkristalle:<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

Bezeichnung Max.C-Gehalt Metallographische<br />

Bezeichnung<br />

0,11% bei 1493°C Delta-Ferrit<br />

2,06% bei 1147°C Austenit<br />

0,02% bei 723°C Ferrit<br />

- Bezeichnungen für Zementit ( )<br />

Bezeichnung<br />

Entstehung<br />

Primärzementit<br />

Primäre Kristallisation aus <strong>de</strong>r Schmelze (Linie CD)<br />

Sekundärzementit<br />

Ausscheidung aus Austenit (Linie ES)<br />

Tertiärzementit<br />

Ausscheidung aus Ferrit (Linie PQ)<br />

- Bezeichnungen für Phasengemische<br />

Bezeichnung Besteht aus Existiert bei<br />

Perlit 88% Ferrit und 12% Zementit 0,02% bis 6,67%C<br />

Le<strong>de</strong>burit I 51,4% Austenit und 48,6% 2,06% bis 6,67%C<br />

Zementit<br />

Le<strong>de</strong>burit II 51,4% Perlit und 48,6%<br />

Zementit<br />

2,06% bis 6,67%C<br />

- Haltepunktlinien bei Erwärmen o<strong>de</strong>r Abkühlen (Ac o<strong>de</strong>r Ar)<br />

o : 723°C; Austenit zerfällt zu Perlit ( )<br />

o : Curie-Punkt 768°C<br />

o : GOSE-Linie: vollständige Umwandlung von Ferrit in Austenit; Wird beim<br />

Abkühlen diese Linie unterschritten bil<strong>de</strong>n sich C-arme Gamme-MK. Der frei<br />

wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kohlenstoff reichert sich im Austenit an bis dieser bei 720°C die<br />

eutektoi<strong>de</strong> Konzentration erreicht hat<br />

Erstarrungs und Umwandlungsvorgänge bei Stahl<br />

o Verlauf beim langsamen Abkühlen bei einem C-Gehalt unterhalb von 2,06%<br />

(Stahlherstellung)<br />

• Aus <strong>de</strong>r Schmelze bil<strong>de</strong>t sich -Phase mit zunehmen<strong>de</strong>r Abkühlung steigt<br />

<strong>de</strong>r C-Gehalt im Mischkristall (interstetiell eingelagert) Bildung <strong>de</strong>s<br />

kubisch flächenzentrieten Austenits mit eingelagerten C-Atomen<br />

• Bei Stählen mit C-Gehalt kleiner als 0,02% (Armco)<br />

Unterhalb <strong>de</strong>r Phasengrenze zwischen -Mischkristall und -<br />

Mischkristall wan<strong>de</strong>lt sich die -Phase in die -Phase um <br />

Umorientierung von kubisch-flächenzentriert nach kubischraumzentriert<br />

Umklappen <strong>de</strong>r Einheitszell mit noch leicht<br />

verzerrten Kantenlängen<br />

Es schei<strong>de</strong>t sich ein einphasiger Eisen-Kohlenstoff-Mischkristall aus,<br />

<strong>de</strong>r jedoch nur einen sehr geringen Anteil an C-Atomen besitzt.<br />

• Stähle mit C-Gehalt zwischen 0,02% und 0,8%<br />

Bei Abkühlung unter 723°C (A1) schei<strong>de</strong>t sich aus <strong>de</strong>r -Phase die <strong>de</strong>r<br />

-Mischkristall aus. Dieser besitzt aber lediglich eine Löslichkeit von<br />

0,02% Kohlenstoff<br />

Ausscheidung <strong>de</strong>s überschüssigen Kohlenstoffs als<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

-Karbi<strong>de</strong><br />

20


WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

Gefüge wird als Perlit bezeichnet<br />

Wachstumsbeginn an <strong>de</strong>n Korngrenzen Bildung eines lamellaren<br />

Gefüges durch C-Konzentration (Trennung von ferritischem kubischraumzentrierten<br />

Mischkristall (kohlenstoffarm – max 0,02%) und<br />

kohlenstoffreichen Karbi<strong>de</strong>n (mehr als 6,6%)<br />

• Stähle mit C-Gehalt zwischen 0,8% und 2,06%<br />

Maximale C-Löslichkeit in <strong>de</strong>r -Phase bei 1147°C<br />

Weiteres Abkühlen führt zu Ausscheidung von C-Karbi<strong>de</strong>n, um<br />

<strong>de</strong>n C-Gehalt in <strong>de</strong>r Schmelze nach Phasendiagramm auf 0,8% zu<br />

drücken<br />

Dann eutektoi<strong>de</strong> Reaktion mit Bildung von Perlit und weiteren<br />

Zementi<strong>de</strong>n<br />

Anordnung <strong>de</strong>r zuvor ausgeschie<strong>de</strong>nen Zementi<strong>de</strong> erfolgt<br />

Schalenmäßig um Austernfischen Körner, die dann zu perlitischen<br />

Körnern umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

Erstarrungs- und Umwandlungsvorgänge bei weißem Gusseisen ; also C größer 2,06%<br />

- Weißes Gusseisen: wenig Legierunselemente Si und Mn; bei technisch rascher Abkühlung gilt<br />

metastabiles Fe-C-Diagramm<br />

- Im Verlauf <strong>de</strong>r Abkühlung bil<strong>de</strong>t sich aus <strong>de</strong>r Schmelze das Eutektikum Le<strong>de</strong>burit I(Austenit<br />

und Zementit). Nach Unterschreiten von<br />

zerfällt aller Austenit zu Perlit. Hier<br />

unterschei<strong>de</strong>t man zwischen Perlit aus Gamma-MK entstan<strong>de</strong>n und Le<strong>de</strong>burit II, welches aus<br />

Perlit und Zementit besteht, welches aus <strong>de</strong>m Le<strong>de</strong>burit I entstan<strong>de</strong>n ist<br />

Erstarrungs- und Umwandlungsvorgänge bei grauem Gusseisen<br />

- Graues Gußeisen: erhöhter Si und niedriger Mn-Anteil bei hinreichend langsamer Abkühlung<br />

gilt das stabile Fe-C-Diagramm<br />

o Dementsprechend bil<strong>de</strong>t sich bei Abkühlung und Graphit<br />

Wärmebehandlung<br />

- Wärmebehandlungsverfahren allgemein<br />

o Die Eigenschaften <strong>de</strong>r Stähle hängen zum einen von <strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Legierungselemente ab, zum an<strong>de</strong>ren aber auch vom Erstarrungsverlauf.<br />

o Durch eine nachträgliche Wärmebehandlung lassen sich die Eigenschaften noch<br />

weiter verbessern.<br />

• Inhomogenitäten im Gefüge können durch eine erhöhte Diffusion<br />

ausgeglichen wer<strong>de</strong>n homogenes Gefüge (Gusseisenwerkstoffe verfügen<br />

immer über eine Anisotropie (richtungsabhängige Eigenschaften), die durch<br />

eine Wärmebehanlung abgebaut wer<strong>de</strong>n kann)<br />

• Erzielen von gewünschten Gefügezustän<strong>de</strong>n, die für die Nachbearbeitung<br />

erfor<strong>de</strong>rlich sind. Erfüllen von speziellen Anfor<strong>de</strong>rungen von bestimmten<br />

Bauteilen<br />

• optimaler Einsatz von bestimmten Legierungselementen, wie C o<strong>de</strong>r N<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

21


WTI<br />

Durchgreifen<strong>de</strong> Wärmebehandlungsverfahren<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

- Difffusionsglühen, Homogenisierungsglühen:<br />

o Glühen bei hohen Temperaturen ca. 1050°C – 1100°<br />

o Deutlich über im Einphasengebiet <strong>de</strong>s Gamma-Mischkristalls<br />

o Haltezeit: 2-8 Stun<strong>de</strong>n (auch bis zu 50 Stun<strong>de</strong>n)<br />

o Langsames Abkühlen<br />

o Ausgleich von Inhomogenitäten in <strong>de</strong>n einzelnen Kristallen, z.B. Seigerungen,<br />

Konzentrationsunterschie<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Legierungselementeinschlüssen die durch <strong>de</strong>n<br />

Erstarrungsprozess zustan<strong>de</strong> gekommen sind.<br />

o Ziel: homogenes Gefüge für die Weiterverarbeitung, Verteilung von Sulfi<strong>de</strong>n, um die<br />

Rotbrüchigkeit zu vermei<strong>de</strong>n, Verteilung von Karbi<strong>de</strong>n<br />

o Nachteile<br />

• Teuer<br />

• Grobkornbildung durch langsames Abkühlen evt. Normalglühen<br />

erfor<strong>de</strong>rlich<br />

• Gefahr <strong>de</strong>r Verzun<strong>de</strong>rung und Entkohlung (bedingt durch hohe Temperatur)<br />

- Grobkornglühen, Hochglühen:<br />

o Glühen bei Hohen Temperaturen ca. 900°C- 1200°C<br />

o Deutlich über im Einphasengebiet <strong>de</strong>s Austenits<br />

o Haltezeit: 1-2 Stun<strong>de</strong>n<br />

o Ziel: Größere Körner führen zu einer besseren Zerspanbarkeit <strong>de</strong>s Werkstoffes <br />

Beson<strong>de</strong>re Anwendung bei Stählen mit geringem C-Gehalt (sonst schmieren)<br />

o Nachteil: Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Festigkeit bei groben Körnern Normalglühen nach<br />

<strong>de</strong>m Bearbeiten erfor<strong>de</strong>rlich teuer<br />

- Normalglühen, Normalisieren, Austenitisierungsglühen, Umkörnen:<br />

o Glühen bei 30°C-50°C oberhalb von , (bei übereutektoi<strong>de</strong>m Stahl über )<br />

o Sehr kurze Haltezeit<br />

o Beseitigung von Inhomogenitäten (Grobkorn und Widmanstättengefüge (sprö<strong>de</strong>s<br />

ferritisch-perlitisches Gefüge))<br />

o Beseitigung von gehärteten und vergüteten Gefügen normalisieren (perlitischferritisches<br />

Gefüge mit Zementit)<br />

o Gleichmäßiges Abkühlen, um kleine Körner zu erhalten<br />

o Abbau von Eigenspannungen, die aus Umformprozessen resultieren.<br />

- Weichglühen<br />

o Glühen bei ca 700°C um mit langsamen Abkühlen<br />

o Untereutektoi<strong>de</strong>r Stahl: unter , übereutektoi<strong>de</strong>r Stahl: pen<strong>de</strong>lnd um<br />

o Haltezeit: 2-10 Stu<strong>de</strong>n<br />

o Beim Abkühlen bil<strong>de</strong>t sich Perlit mit lamellarer Struktur durch lange Haltezeit wird<br />

die Ausscheidung von kugeligen Karbi<strong>de</strong>n bevorzugt, da diese am energetisch<br />

günstigsten sind (vgl. größtes Volumen mit kleinster Oberfläche)<br />

o Abkühlung im Ofen (10°/Stun<strong>de</strong>)<br />

o Feine Karbi<strong>de</strong> sorgen für eine gute Zerspanbarkeit<br />

o Weichglühen dient zu<strong>de</strong>m als Vorbereitung zum Härten übereutektoi<strong>de</strong>r Stähle<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

22


WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

- Spannungsarmglühen<br />

o Glühen unter bei ca. 550°C – 650°C<br />

o Eigenspannungen wer<strong>de</strong>n beim Erreichen <strong>de</strong>r Fließgrenze <strong>de</strong>s Materials abgebaut<br />

und in plastische Verformungen umgewan<strong>de</strong>lt.<br />

o Durch geringe Temperatur fin<strong>de</strong>t keine Gefügeumwandlung statt<br />

o Beseitigung von erwünschten Aufhärtungen, die durch Schweißen eingebracht<br />

wur<strong>de</strong>n (starkes erhitzen und schnelles Abkühlen an einem Punkt)<br />

o Haltezeit: 2min/ mm Wanddicke<br />

o Langsame Abkühlung<br />

- Rekristallisationsglühen<br />

o Bei ca. 500°C – 600°C<br />

o Beim Kaltverformen wer<strong>de</strong>n die Körner gestreckt und damit verzerrt<br />

o Rekristallisationsglühen för<strong>de</strong>rt die Kristallneubildung verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Abbau von<br />

Eigenspannungen und Entfestigung<br />

o Bildung <strong>de</strong>r neuen Körner durch Platzwechselvorgänge <strong>de</strong>r Atome neue<br />

Gitteranordnung<br />

o Korngröße ist Abhängig vom umformgrad und <strong>de</strong>r Glühtemperatur<br />

o zu geringe Umformung (wenig Eigenspannungen)und zu hohe Temperatur führen<br />

zu groben Körnern<br />

o Geringe Haltezeiten und hoher Umformgrad (oberhalb <strong>de</strong>s kritischen Reckgra<strong>de</strong>s<br />

(mehr als 20%))<br />

- Martensitbildung (Härten)<br />

• Bei einem Stahl mit C-Gehalt von weniger als 0,02% können nach<br />

Normalglühen, Abschrecken und Auslagern keine nennenswerten<br />

Festigkeitssteigerungen erreicht wer<strong>de</strong>n, da kaum Karbi<strong>de</strong> ausgeschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

• Bei Verwendung eines Stahles mit einem C-Gehalt von ca. 0.5% passiert<br />

folgen<strong>de</strong>s:<br />

Schnelle Abkühlung führt dazu, dass sich aufgrund <strong>de</strong>r geringen<br />

Diffusionsgeschwindigkeit keine Karbi<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>n können.<br />

Trotz<strong>de</strong>m erfolgt eine Umwandlung <strong>de</strong>r -Phase in die -Phase <br />

martensitische Umwandlung, die nicht auf diffusionsbedingten<br />

Platzwechselvorgängen beruht Umklappung <strong>de</strong>r kubischflächenzentrierten<br />

Kristallanordnung in eine tetragonalflächenzentrierte<br />

Kristallanordnung<br />

Martensitische Umwandlung beginnt unterhalb <strong>de</strong>r Martensit-<br />

Starttemperatur und kann nur bis zu einem C-Gehalt von 0,8%<br />

vollständig erfolgen<br />

Zwangslösung <strong>de</strong>s Kohlenstoffs im -Mischkristall<br />

extrem Verzerrung durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich überhöhten C-Anteil im -<br />

Mischkristall führt zu enormer Härte, jedoch auch zu einem sehr<br />

sprö<strong>de</strong>n Werkstoff kein sinnvoller Einsatz möglich<br />

Die Härte <strong>de</strong>s Martensits steigt mit <strong>de</strong>m C-Gehalt <strong>de</strong>s Stahls<br />

o<br />

Berechnung nach Rockwell:<br />

Die Zugfestigkeit <strong>de</strong>s Stahls steigt mit <strong>de</strong>m C-Gehalt<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

23


<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

WTI<br />

o Bis zu 1800 im gehärteten Zustand möglich<br />

o Zugfestigkeit steigt von ca. 400 (reines Eisen) auf<br />

1800 (ca 0,8% C) an<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Ab ca. 0,2% C gutes Härten möglich<br />

Ca. 3x so hohe Zugfestigkeit wie ungehärteter Stahl mit<br />

gleichem C-Gehalt<br />

Martensitstarttemperatur sinkt mit steigen<strong>de</strong>m C-Gehalt ab.<br />

Die genaue Gefügeausbildung hängt entschei<strong>de</strong>nd von <strong>de</strong>r Abkühlgeschwindigkeit<br />

ab. Ermittlung <strong>de</strong>s Gefüges Aus ZTU-Diagrammen (Zeit-Temperatur-<br />

Umwandlungsdiagramm, kontinuierlich)<br />

• Für je<strong>de</strong> einzelne Zusammensetzung muss ein eigenes ZTU-Diagramm erstellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

• Es ergeben sich verschie<strong>de</strong>ne Kurven, die für unterschiedliche<br />

Abkühlgeschwindigkeiten aufgenommen wur<strong>de</strong>n<br />

• Durch die Schnitte mit <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Gefügebestandteilsflächen<br />

(Austenit, Ferrit, Perlit, Beimut(Zwischenstufengefüge) und Martensit) kann<br />

<strong>de</strong>r prozentuale Anteil <strong>de</strong>r einzelnen Gefügebestandteile ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Außer<strong>de</strong>m kann für die unterschiedlichen Abkühlkurven die Härte ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

• Wichtige Abkühlgeschwindigkeiten:<br />

: geringste Abkühlgeschwindigkeit, bei <strong>de</strong>r nur Martensit<br />

entsteht<br />

: größte Abkühlgeschwindigkeit, bei <strong>de</strong>r kein Martensit<br />

entsteht<br />

Die Bildung von einzelnen Gefüge ist nicht nur von <strong>de</strong>r globalen Abkühlung abhängig,<br />

son<strong>de</strong>rn auch von <strong>de</strong>r lokalen Abkühlung an unterschiedlichen Stellen <strong>de</strong>s Bauteils<br />

• Die Randschichten wer<strong>de</strong>n bei starker Abkühlung (z.B. Abschrecken im<br />

Wasserbad) <strong>de</strong>utlich schneller abgekühlt und wer<strong>de</strong>n somit härter als <strong>de</strong>r<br />

Bauteilkern<br />

• Um eine durchgreifen<strong>de</strong> Härtung durch das gesamte Bauteil zu erhalten,<br />

muss eine Obere kritische Abkühlgeschwindigkeit gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r<br />

im gesamten Bauteil nur Martensit entsteht.<br />

• Abkühlung an Luft verläuft dabei sehr langsam Martensitbildung im<br />

Inneren nur durch Zugabe von Legierungselementen möglich<br />

• Zugabe von weiteren Legierungselementen<br />

Die martensitische Umwandlung kann durch Elemente begünstigt<br />

wer<strong>de</strong>n, die aufgrund ihrer Atomgröße eine geringe<br />

Diffusionsgeschwindigkeit aufweisen.<br />

zunehmen<strong>de</strong> Wirksamkeit:<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

24


<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

WTI<br />

- Anlassen<br />

o Durch das Härten erhält man einen sehr harten, jedoch wenig duktilen, also sprö<strong>de</strong>n<br />

Werkstoff<br />

• hohe Zugfestigkeit, geringe Bruch<strong>de</strong>hnung<br />

o Stufen <strong>de</strong>s Anlassens<br />

• 1. Anlassstufe<br />

o<br />

Temperatur: 80-200°C<br />

Ausscheidung von feinen Karbi<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m verzerrten -<br />

Mischkristall<br />

weniger verzerrter Martensit mit ca. 0,3% Kohlenstoff<br />

Härte nimmt zu, o<strong>de</strong>r ab „kubischer Martensit“<br />

• 2. Anlassstufe<br />

Temperatur: 200-375°C<br />

Restaustenit zerfällt in Ferrit und Zementit o<strong>de</strong>r kubischen Martensit<br />

Härte nimmt nach geringem Abfall zu<br />

• 3. Anlassstufe<br />

Temperatur: 300-520°C<br />

Der „kubische Martensit“ zerfällt in Ferrit und Zementit<br />

Auflösung <strong>de</strong>r Verzerrungen extreme Abnahme <strong>de</strong>r Härte und<br />

Zugfestigkeit<br />

aber Zunahme von Verformbarkeit und Duktilität<br />

• 4. Anlassstufe<br />

Temperatur: >500°C<br />

Stähle mit Son<strong>de</strong>rkarbidbildnern (W, V, Nb, Mo, Cr) bil<strong>de</strong>n fein<br />

verteilte Mischkarbi<strong>de</strong>(z.B. Wolframcarbi<strong>de</strong>,…)<br />

Zunahme <strong>de</strong>r Festigkeit, da mehr Kohlenstoff vorhan<strong>de</strong>n ist.<br />

Höhere Anlassbeständigkeit<br />

Unterteillung in<br />

• Entspanntes Anlassen: 180 – 200°C<br />

Für Bauteile mit großer Härte und hoher Verschleißbeständigkeit<br />

• Vergüten<strong>de</strong>s Anlassen: 400 – 650°C<br />

Für Bauteile, die über ein gewisses Maß an Duktilität verfügen<br />

müssen Kombination aus Härte und Duktilität je nach Temperatur<br />

variabel einstellbar<br />

- Vergüten<br />

o Kombination aus Härten und Anlassen<br />

o Vergütungsbereich von Stählen liegt zwischen 400-650°C<br />

• Mit steigen<strong>de</strong>r Anlasstemperatur beim Vergüten<br />

Sinkt die Streckgrenze(normalisiert)/Dehngrenze (vergütet)<br />

Sinkt die Zugfestigkeit<br />

Steigt die Dehnung<br />

Steigt die Einschnürung Duktilität (Fläche unter <strong>de</strong>r Kurve)<br />

Der E-Modul bleibt gleich<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

25


WTI<br />

o<br />

Kennwerte von Vergütungsstählen<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

Normalisiert Gehärtet Vergütet<br />

Härte in HV 200 700 400<br />

Zugfestigkeit in MPa 600 2000 1200<br />

Bruch<strong>de</strong>hnung in % 16 4 12<br />

Randschichthärten<br />

- Zur wirksamen Verschleißmin<strong>de</strong>rung bei wälz- und gleitbeanspruchten Bauteilen muss eine<br />

hohe Randschichthärtung erreicht wer<strong>de</strong>n. Ziel sind beson<strong>de</strong>rs hohe Härtewerte am rand bei<br />

ausreichen<strong>de</strong>r Zähigkeit im Kern. Anwendung bei verschleißbeanspruchten Bauteilen, die<br />

beson<strong>de</strong>rs stoß und schwingbeansprucht sind<br />

- Thermochemische Härtung: Hierbei wer<strong>de</strong>n Randschichten durch Eindiffusion chemischer<br />

Elemente (C, B, N) so verän<strong>de</strong>rt, dass eine Härtesteigerung erfolgt (Nitri<strong>de</strong>, Bori<strong>de</strong>). Es kann<br />

auch eine martensitische Randhärtung erfolgen<br />

o Einsatzhärten<br />

• Ziel: hohe Randschichthärte zur Verschleißminimierung; gute Zähigkeit im<br />

Kern gegen Sprödbruch; Randschicht-Druckeigenspannung für gute<br />

Dauerschwingfestigkeit<br />

• Verwendung: Stähle mit geringem C-Gehalt<br />

• Metho<strong>de</strong>: Aufkohlen (Zementieren) <strong>de</strong>r Randschicht bei 900°C, wobei die<br />

Kohlenstoffgeben<strong>de</strong> Mittel in festem, flüssigen o<strong>de</strong>r gasförmigen Zustand<br />

vorliegen können:<br />

Pulveraufkohlung: Einbetten in pulverisierte Kohle. Durch<br />

Boudouard-GGW erfolgt Freisetzung <strong>de</strong>s C<br />

Salzbadaufkohlung: Aufkohlung in Cyanidbä<strong>de</strong>rn<br />

Gasuafkohlung: Kohlenwasserstoffgase über glühen<strong>de</strong> Oberfläche<br />

• Angestrebter randkohlgehalt: 0,8%; 0,1 bis 0,3mm/h;<br />

• Härtungsmöglichkeit: Direkthärten (Abchrecken nach Einsatz);<br />

Einfachhärtung (Nach Luftabkühlung erneutes Erhitzen auf 900°C und<br />

anschließend Abschrecken); Doppelhärtung (Nach Luftkühlung Erhitzen auf T<br />

entsprechend Kern, dann Abschrecken , dann erhitzen auf T entsprechend<br />

Rand )<br />

o Nitrieren und Nitrocarburieren<br />

• Ziel: Verschleißvermin<strong>de</strong>rung; Verringerung <strong>de</strong>s Reibwertes; hohe<br />

Kernzähigkeit; dauerschweingfestigkeit<br />

• Metho<strong>de</strong>: gas- bad o<strong>de</strong>r Pulernitrieren; Häufig: Gas bei 550°C von<br />

Ammoniak; Nach Nitieren Abschrecken<br />

• Oft diffundiert hierbei C mit ein (Nitrocarburieren), wodurch zähere<br />

Schichten entstehen<br />

o Borieren<br />

• Ziel: Erreichen <strong>de</strong>r höchsten Härte für geringsten Verschleiß (1800HV)<br />

• Metho<strong>de</strong>: Eindiffusion von Bor in randschicht. Dabei entsteht<br />

- Thermisch<br />

o Flammhärten<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

26


WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

• Ziel: hohe Randschichthärtung zur Verschleißminimierung bei großen<br />

Bauteilen<br />

• Stahl o<strong>de</strong>r Gusseisenoberfläche wird mit Brenner auf Härtetemperatur<br />

erhitzt; anschließend Abgeschreckt. Dadurch Martensitbildung<br />

• Typisch für Cf56 o<strong>de</strong>r GS-42CrMo 4<br />

o Induktionshärten<br />

• Ziel: hohe Verschleißbeständigkeit bei geringem Aufwand<br />

• Metho<strong>de</strong>: rasche Erwärmung von Teilen durch eine von hochfrequentem<br />

Wechselstrom durchflossene, Wassergekühlte Spule; Erzeugung von<br />

sekundärem Wirbelstrom in <strong>de</strong>n randschichten <strong>de</strong>s Bauteils ; So schnelle<br />

Erwärmung auf Härtetemperatur durch elektrischen Wi<strong>de</strong>rstand;<br />

anschließend Abschreckung<br />

o Strahlhärten<br />

• Ziel: örtliche Härtung mit geringem Verzug<br />

• Metho<strong>de</strong>: mit LASER örtlich oberflächenbehan<strong>de</strong>ln und erhitzen;<br />

Selbstabschreckung<br />

- Thermomechanisch<br />

o Warmwalzen<br />

• Endumwandlung unterhalb von A3 bei <strong>de</strong>r Austenit unterkühlt (metastabil)<br />

vorliegt; Dadurch wird eine Gefügestruktur mit guten Festigkeits- und<br />

Zähigkeitseigenschaften erzeugt wer<strong>de</strong>n<br />

- Kaltverformung<br />

o Beim Kaltverformen ergeben sich Verfestigungen, die sich bei <strong>de</strong>r technischen<br />

Anwendung ausnutzen lassen. Dazu zählen Hämmern, Festwalzen, Kugelstrahlen,<br />

Aufdornen von Bohrungen<br />

o Somit erzeugte Druckeigenspannungen in <strong>de</strong>n Randschichten verbessern<br />

Dauerschwingfestigkeit und Beständigkeit gegen Reib- und Spannungskorrosion<br />

5. Metallische Konstruktionswerkstoffe<br />

- Kennzeichnen <strong>de</strong>r Stähle nach <strong>de</strong>r chemischen Zusammensetzung durch Symbole <strong>de</strong>r<br />

Legierungselemente<br />

o Unlegierte Stähle: : Bsp: C45 = 0,45%C<br />

o Niedriglegierte Stähle: Legierungselemente :<br />

o<br />

o<br />

• 42 CrMo 4: 0,42%C – Chrom% – Molybdän<br />

• 20 CrMoV 13 5: 0,2%C – Chrom% - Molybdän% - Vanadium<br />

• Es gelten multiplikatoren:<br />

Multiplikator<br />

Elemente<br />

4 Co, Cr, Mn, Ni, Si, W<br />

10 Al, Be, Cu, Mo, Nb, Pb, Ta, Ti, V, Zr<br />

100 C, Ce, N, P, S<br />

1000 B<br />

Hochlegierte Stähle: Legierungselemente<br />

• X+100.C-Gehalt + Leg. El. Symb.<br />

• X 30 WCrV 5 3: 0,3%C – 5%W – 3% Cr – V<br />

• C 2 CrNiMo 18 10: 0,02%C – 18%Cr – 10% Ni – Mo<br />

Schnellarbeitsstähle<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

27


<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

WTI<br />

• HS + Leg. Elem.-Gehalt in <strong>de</strong>r Reihenfolge W-Mo-V-Co<br />

• HS 18-1-2-5: 18%W – 1%Mo – 2% V – 5% Co<br />

- Kennzeichnung <strong>de</strong>r Stähle nach <strong>de</strong>n mechanischen Eigenschaften und <strong>de</strong>m<br />

Verwendungszweck<br />

o Hauptsymbol nach Tabelle (S = Baustahl, P= Druckbehälterbau; E=Maschinenbaustahl<br />

B = Betonstahl) + nnn (Min<strong>de</strong>st-Streckgrenze ) + Zusatzsymbol + Zusatzsymbol<br />

• S355J2G3: S= allg. Baustahl, 355: Streckgrenze in N/mm 2 ; J2:<br />

Kerbschlagarbeit 27J bei .20°C; G3:weitere beson<strong>de</strong>re Merkmale<br />

- Kennzeichnung von Nichteisen (NE)-Metallen:<br />

o Chem. Symbol e für Grundmetalle; Legierungselemente geordnet nach<br />

abnehmen<strong>de</strong>n gehalten:<br />

• AlZn 4,5 Mg 1: Al-Legierung mit 4,5% Zink und 1% Magnesium<br />

- Werkstoffkennzeichnung durch Werkstoffnummern<br />

o 1. Ziffer für Werkstoff-Hauptgruppe nach Tabelle<br />

o 4-ziffrige Sorten Nummer (1. + 2. Geben chem. Zusammensetzung an; 3.+4. Reine<br />

Zählnummer)<br />

o 2 ziffrige Anhängezahl (nach Tabelle)<br />

Im Maschinenbau übliche Stähle<br />

- Unlegierte Stähle, legierte, hochlegierte Stähle, s.o.<br />

- Unlegierte:<br />

o Qualitätsstähle mit D,P: Stähle mit beson<strong>de</strong>ren Anfor<strong>de</strong>rungen zur Kaltverformung<br />

etc<br />

• P 355 JRG2<br />

• DC04 Karosserie<br />

o Feinbleche aus weichem, unlegierten Stahl<br />

• Bezeichnungen von Fe P 01 bis Fe P 06<br />

Bezeichnung<br />

St12 /Fe P 01 / DC01 270…410 280<br />

St13 / Fe P 03 / DC03 270…370 240<br />

St14 / FeP 04 / DC94 270…350 210<br />

D= Blech aus weichem unlegierten Stahl<br />

C = kaltgewalzt 01 bis 06: Stahlsorte mit zunehmen<strong>de</strong>r Tiefziehfähigkeit<br />

ZE= elektrolytisch verzinkt<br />

A= kaltgewalzte Oberfläche<br />

B= beste Oberfläche<br />

Bsp: BH-Stahle (Bake har<strong>de</strong>ning): große Beulenfestigkeit da Festigkeit erst<br />

durch Einbrennlackieren <strong>de</strong>r Teile stattfin<strong>de</strong>t<br />

• Für dynamische hochbelastete Bauteile: Dualphasenstähle mit 75-90% Ferrit<br />

(dadurch gute Verformbarkeit) und 5-20% Martensit (dadurch gute<br />

Festigkeit)<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

28


<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

WTI<br />

• Für höchstbeanspruchte Teile: Complexphasenstähle CP800<br />

• In erprobung: TRIP-Stähle: (Transform induced plasticity): Gefügen aus ferrit,<br />

martensit und metastabilen Austenit; verformungsinduzierte<br />

Phasenumwandlung bewirkt Verfestigung (Verfestigung durch<br />

Umformprozess)<br />

• Für schwierig umformbare Teile: IF (Interstitial free): C-Gehalt auf 0,005%<br />

reduziert<br />

• Tailored Blanks: quetschnaht o<strong>de</strong>r lasergeschweißte Bleche unterschiedlicher<br />

Dicken; fertigungsoptimierte Halbzeuge; weisen nach <strong>de</strong>m Umformen<br />

notwendige Verstärkung an hochbelasteten Stellen auf<br />

- Schweißgeeignete wasservergütete o<strong>de</strong>r thermomechanisch gewalzte Stähle<br />

o Die Anfor<strong>de</strong>rungen an Stähle sind hier beson<strong>de</strong>rs für <strong>de</strong>n Kranbau und fahrzeugbau<br />

relevant; gute Zähigkeit bei hoher Festigkeit, Schweißbarkeit<br />

o Schweißbar bei ; feinabgestimmte Legierungselemente;<br />

Mikrolegierungselemente Ti und V<br />

o Wasservergütet: Gefüge <strong>de</strong>r unteren Zwischenstufe mit günstiger festigkeits- /<br />

Zähigkeitskombination<br />

o O<strong>de</strong>r thermomechanisch gewalzt (s.o.)<br />

o Bsp: S690QL: S: baustahl; 690 = ; Q= wasserabgeschreckt; L= kaltzäh<br />

Legierte Stähle<br />

(gewährleistete Kerbschlagarbeit bei tiefer Temp)<br />

- Niedriglegierte Stähle (<br />

o Häufige legierungselemente: Cr, Ni, Mo, W, V, Mn; wer<strong>de</strong>n eingesetzt um die<br />

festigkeits- und Zähigkeitseigenschaften zu beeinflussen<br />

- Niedriglegierte Kesselstähle:<br />

o Anfor<strong>de</strong>rungen: hohe warmstreckgrenze; DVM-Kriechgrenze; gute<br />

Zeitstandfestigkeit; gute zeit<strong>de</strong>hngrenze; schweißbarkeit; Eigenschaften müssen bis<br />

650°C gewährleistet wer<strong>de</strong>rn<br />

o Erfüllen <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen durch kabidbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Legierungselemente Mo, V, W da<br />

feine Karbi<strong>de</strong> die Gleitversetzungen behin<strong>de</strong>rn und somit eine erhöhte<br />

Anlassbeständigkeit gewährleistet wird<br />

- Vergütungsstähle<br />

o Anfor<strong>de</strong>rungen: gleichmäßige hohe Festigkeit im gesamten bauteilquerschnitt bei<br />

hinreichend guter Zähigkeit<br />

o Erfüllen <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen durch: Vergütungsgefügen; C-Gehalt ; diverse<br />

legierungsgehälte; Anlasstemperatur nach <strong>de</strong>m Härten (Vergütungstemperatur)<br />

Variation <strong>de</strong>r Festigkeit und Zähigkeit durch Variation von Legierungsgehalt und<br />

Vergütungstemperatur<br />

- Fe<strong>de</strong>rstähle<br />

o Anfor<strong>de</strong>rugen: hohe Streckgrenze und hohe Zugfestigkeit<br />

o Erfüllen <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen durch relativ gerine Anlasstemperaturen nach Härten bei<br />

280°C<br />

- Werkzeugstähle<br />

o Anfo<strong>de</strong>rungen: hoher Verschleißwie<strong>de</strong>rstand; Anlassbeständigkeit; Schneidhaltigkeit;<br />

hohe Zerspanleistung<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

29


WTI<br />

o<br />

o<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

Erfüllen <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rung durch hohe Karbidgehalt; hohen C-Gehalt (durch Zemetit<br />

o<strong>de</strong>r durch karbi<strong>de</strong> von Legierungselemente wie Cr)<br />

Bsp:<br />

• Für Werkzeuge mit Arbeitstemperaturen unter 200°C: Kaltarbeitsstähle<br />

Unlegiert: C130: Messer<br />

Niedriglegiert: 90MnV<br />

Hochlegiert: X 40 Cr 13<br />

• Für Werkzeuge mit hoher Schnittgeschwindigkeit: Schnellarbeitsstähle<br />

Anfor<strong>de</strong>rung: hoher Verschleißwi<strong>de</strong>rstand<br />

Erfüllen durch hohen karbidgehalt; hohe W und Mo Gehalte; hohe C-<br />

gehalt<br />

Dadurch: 64-66HRC; sehr hoher Verschleißwi<strong>de</strong>rstand; Durch Menge<br />

und Härte <strong>de</strong>r Karbi<strong>de</strong> als Schneidstoff auch bei hoher Temperatur<br />

bestimmt<br />

Üblich sind: W-Grundlage o<strong>de</strong>r W-Mo-Grundlage o<strong>de</strong>r Mo-Grundlage<br />

(Bezeichnung HS W-Mo-V-Co (s.o.))<br />

• Für Werkzeuge mit hohen Arbeitstemperaturen: Warmarbeitsstähle<br />

Anfor<strong>de</strong>rung: gute Anlassbeständigkeit; hohe Warmfestigkeit; hoher<br />

Verschleißwi<strong>de</strong>rstand; Zähigkeit für Robustheit<br />

Erfüllen <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen durch: hohe krbidgehalte <strong>de</strong>r Elemente<br />

W, Mo, Cr,V; 0,3%C (also weniger als bei Schnellareitsstählen)<br />

Hochlegierte Stähle<br />

- Stähle mit hohen Gehalten von Cr, Ni, Mo, Co, Nb, W, Mn<br />

- Legierungen dienen <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

o Festigkeitseigenschaften<br />

o Rost und Säurebeständigkeit<br />

o Zähigkeit bei Tieftemperatur<br />

o Elektrischen und magnetischen Eigenschaften<br />

- Bezeichnung:<br />

o s.o. : X 5 CrNi 18 10<br />

• X: hochlegiert ; 5: 0,05%C; 18% Cr, 10% Ni<br />

- Auswirkung <strong>de</strong>r Legierungselemente:<br />

o Ferritstabilisieren<strong>de</strong> Elemente: Cr, Al, Mo, Nb, P, Si, Ta, Ti, V, W bei kleinem C-Gehalt<br />

und hohem Legierungsgehalt: hochlegierte ferritische Stähle<br />

• Ferritbildung kommt durch „Einschnürung“ <strong>de</strong>s - Gebietes zu Stan<strong>de</strong>. Durch<br />

diese Zulegierung wird bei Abkühlung nur in Ferrit (krz) geformt<br />

• Dies erhöht die Festigkeit; verringert aber die Zähigkeit. Außer<strong>de</strong>m ist die<br />

Härtbarkeit nicht mehr gegeben<br />

• Ferritbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Elemente nennt man auch Cr-Äquivalent<br />

o Austenitstabilisieren<strong>de</strong> Elemente: Ni, Cu, Co, Mn, C, N: bei kleinem C-gehalt und<br />

hohem Legierungsgehalt: hochlegierte austenitische Stähle<br />

• Austenitbildung kommt durch erweitertes - Gebiet zu Stan<strong>de</strong>, wo bis zur<br />

Abkühlung hauptsächlich Austenit (kfz) geformt wird<br />

• Dies erhöht die Zähigkeit, verringert aber die Festigkeit<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

30


WTI<br />

o<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

Durch Kombination von diversen Legierungselementen kann man die Passivierungsund<br />

Korrosionseigenschaften verän<strong>de</strong>rn<br />

Bsp: Rost und Zun<strong>de</strong>rbeständige ferritische Stähle:<br />

- Anfor<strong>de</strong>rungen: Beständigkeit gegen Rost; Beständigkeit gegen Verzun<strong>de</strong>rn bei hohen<br />

Temperaturen; Schweißbarkeit<br />

- Erfüllen durch: Passivschicht, wenn dünn, dicht, festhaftend --- Nichtrostend; Al-<br />

Si-Gehalte erhöhen die Zun<strong>de</strong>rbeständigkeit<br />

- Folgen für die Härtbarkeit:<br />

o Geringer C-Gehalt: Ab 13% Cr umwandlungsfrei ferritisch somit nicht härtbar<br />

o Höherer C-Gehalt: Auch bei Cr 13% noch härtbar<br />

Bsp: Rost und Säurebeständige austenitische Stähle:<br />

- Anfor<strong>de</strong>rungen: Beständigkeit gegen abtragen<strong>de</strong> Korrosion und interkristalline Korrosion;<br />

Schweißbarkeit<br />

- Erfüllen durch: Passivschicht, wenn Cr 12%; Austenit durch hohen Ni-Gehalt; Mo-Gehalt für<br />

Korrosionsbeständigkeit<br />

- Vermei<strong>de</strong>n von Cr-Karbidbildung durch<br />

o C-Gehalt 0,1% und Abbin<strong>de</strong>n von C durch Ti, Nb<br />

o Extrem kleinen C-Gehalt:<br />

• Es kommt dann zur Karbidbildung, da Cr eine hohe C-affinität hat. Dadurch<br />

bil<strong>de</strong>n sich Cr-Carbi<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Korngrenzen wodurch interkristalline Korrosion<br />

geför<strong>de</strong>rt wird. Dadurch verarmt die Legierung an Cr, da Cr ausdiffundiert. Ist<br />

zu wenig Cr vorhan<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r Rostschutz nicht mehr gegeben!<br />

- Je nach Verhältnis <strong>de</strong>r Gehälter an<br />

o Cr (ferritbil<strong>de</strong>nd)<br />

o Ni (austenitbil<strong>de</strong>nd)<br />

Besteht das gefüge aus<br />

o Austenit<br />

o Austenit mit geringen Ferritghelten (metastabile CrNi-Stähle)<br />

o Austenit und Ferrit in gleichen Anteilen (Duplex-Stähle)<br />

- Günstige Eigenschaften, die metastabile Stähle auszeichnen:<br />

o Verformbarkeit, Verfestigungsfähigkeit, kaltzäh, Zun<strong>de</strong>rbeständigkeit<br />

• Die gute Kaltzähigkeit (also große Kerbschlagarbeit) hängt vom kfz-Gitter ab.<br />

Diese haben eine nahezu konstante Energieaufnahme unabhängig von <strong>de</strong>r<br />

temperatur. Krz-Stähle hingegen haben bei niedrigen Temperaturen eine<br />

geringere Kerbschlagarbeit<br />

- Günstige Eigenschaften, die Duplex-Stähle auszeichnen:<br />

o Ca. gleiche Anteile an Ferrit (Festigkeit) und Austenit (Zähigkeit)<br />

o Sehr gute Korrosionsbeständigkeit auch bei Salzen!<br />

o Beson<strong>de</strong>rs zur Vermeidung interkristalliner Korrosionen<br />

- Stähle mit einstellbarer Wärme<strong>de</strong>hnung<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

31


WTI<br />

o<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

Fe-Ni-Legierungen: Stähle haben eine Aus<strong>de</strong>hung bei diversen Temperaturen. Damit<br />

sie dies nicht mehr haben, kann man z.B. 36% Ni zulegieren um fast keine Dehnung<br />

mehr zu erhalten<br />

Stahlguss<br />

- In Formen vergossener Stahl<br />

- Wärmebehandlung wie bei Stahl<br />

- Erfüllt beson<strong>de</strong>re Anfor<strong>de</strong>rungen (hohe Festigkeit, gute Zähigkeit, gut Verformbar…)<br />

- Ungünstig: hohe Gießtemperatur, Schwindmaß, Eigenspannungen, Widmannstättengefüge<br />

- Stahlguss GS:<br />

o Unlegiert: Zusammensetzung, festigkeit und Zähigkeit sind mit <strong>de</strong>nen warmgewalzter<br />

Stähle zu vergleichen<br />

o Legiert: Legierungselemente Mo, V,W für erhöhte warmfestigkeit<br />

Nichteisen Metalle<br />

- Unterscheidung in<br />

o Leichtmetalle: Aluminium, Titan, Magnesium<br />

o Schwermetalle: Kupfer, Nickel, Zink, Hartmetalle<br />

- Allgemein ist zu beobachten:<br />

o Die Steifigkeit ist mit <strong>de</strong>r Festigkeit gekoppelt mit <strong>de</strong>m E-Modul.<br />

o<br />

o<br />

Über Legierungen kann man nicht die Steifigkeit <strong>de</strong>s Aluminium erhöhen!<br />

Die Steifigkeit von Al und Mg ist schlechter als bei stahl, da ein geringeres E-modul<br />

vorliegt<br />

Vergleicht man die Kragbalkenbiegung von Stahl, Ti, Al und Mn, so stellt man fest,<br />

dass bei gleicher Belastung die Durchbiegung umgekehrt proportional zum E-Modul<br />

ist. Dies muss bei <strong>de</strong>r Konstruktion berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Z.B. kann man bei<br />

Aluminium die Struktur verschachteln und somit die Höhe vergrößern, da diese mit<br />

3-facher Potenz in das trägheitsmoment einfließt!<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

32


WTI<br />

Aluminium<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

- Aluminium liegt auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> nur in Verbindungen vor. E-Modul: 72000 N/mm^2<br />

- Gewinnung von Al durch Elektrolyse <strong>de</strong>s Bauxit ( ) wird zu weißer Toner<strong>de</strong> getrocknet<br />

und dann in Kryolith zur Erleichterung <strong>de</strong>s Schmelzens gelöst. Dann elektrolytische<br />

Ausscheidung an Katho<strong>de</strong><br />

- Der Energiebedarf bei <strong>de</strong>r Erzeugung ist sehr hoch (194 GJ/t) während das Recycling mit nur<br />

19,5 GJ/t günstiger ist<br />

- Mit <strong>de</strong>m Reinheitsgrad nimmt die Festigkeit ab, aber die Beständigkeit zu<br />

- Aluminium ist ein unedles Metall. Die Beständigkeit gegenüber viele Korrosionsmedien liegt<br />

in <strong>de</strong>r Oberflächen-Oxidschicht! Verunreinigungen stören diese Schicht (s.Lokalelement etc).<br />

Verstärkung <strong>de</strong>r Schicht durch anodische Oxidation (Eloxieren)<br />

- Man unterschei<strong>de</strong>t verschie<strong>de</strong>ne Aluminiumlegierungen:<br />

o Nach Verarbeitungsart:<br />

• Knetlegierungen (insbeson<strong>de</strong>re fürs Strangpressen: AlMn, AlMg3…)<br />

• Gusslegierungen<br />

o Je nach<strong>de</strong>m ob eine Wärmebehandlung möglich ist, wird unterschie<strong>de</strong>n zwischen<br />

• Nicht aushärtbare, naturharten Legierungen<br />

o<br />

Nicht für Außenhauten geeignet, da Bildung von Lü<strong>de</strong>rslinien!<br />

• Aushärtbaren Legierungen<br />

3-Stufige-Wärmebehandlung:<br />

Lösungsglühen: um 500°C für gleichmäßige Verteilung und<br />

vollständige Lösung <strong>de</strong>r Legierungselemente im MK<br />

Abschrecken: an Luft / durch Wasser, dadurch einfrieren <strong>de</strong>s<br />

Lösungszustan<strong>de</strong>s, übersättigter MK<br />

Auslagern:<br />

o Warmauslagern: ca. 120-170°C Ausscheidungen außerhalb<br />

MK zur Festigkeitssteigerung durch Verspannungen im Al-<br />

Gitter<br />

o Kaltauslagern: ca 60°C Entmischungen im MK<br />

Insbeson<strong>de</strong>re z.B. AlMgSi zum Härten, dabei keine Lü<strong>de</strong>rslinien!<br />

Z.B. AlZnMg für sehr hohe Festigkeit<br />

Bezeichung nach Werkstoffnummern: AA 5xxx für naturhart; AA6xxx<br />

für auslagerungsgehärtet (AA=Aluminium Alloy)<br />

Bei Gusslegierungen ist natürlich die wichtigste Anfor<strong>de</strong>rung die Giessbarkeit<br />

• Häufig verwen<strong>de</strong>t man dabei AlSi-Legierungen die iner Nähe <strong>de</strong>r<br />

eutektischen Zusammensetzung liegen. Dadurch wird eine direkte Erstarrung<br />

ohne große Verhältnisunterschie<strong>de</strong> zwischen Schmelze und MK bei relativ<br />

niedriger Temperatur erreicht.<br />

• Die Nomenklatur bezeichnet Aluminium-Gusslegierungen mit z.B. G-AlSi12<br />

(12%Si)<br />

• Durch <strong>de</strong>n Druckguss entstehen Integralbauteile komplexer Strukturen.<br />

Diese zeichnen sich durch eine geringe Bruch<strong>de</strong>hnung, geringe<br />

Energieaufnahme aus und bieten somit keine Crash-Festigkeit.<br />

• Deshalb gibt es s.g. duktile Al-Druckgusslegierungen, die eine Bruch<strong>de</strong>hnung<br />

A bis 20% haben (z.B. Silafont o<strong>de</strong>r Magsimal Legierungen). Diese<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

33


WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

Legierungen zeichnen sich idR durch einen geringeren Si-Anteil und höheren<br />

Mn-Anteil aus!<br />

• Des Weiteren ist zu beochachten, dass die Dehnung nach <strong>de</strong>m Vergießen<br />

einer Legierung um nahezu die Hälfte <strong>de</strong>s Ursprungswertes vor <strong>de</strong>m<br />

Vergießen abnimmt<br />

• Beispiel für Anwendung von Al-Druckguss: Audi A8 Druckgussknoten / Space-<br />

Frame-Technology<br />

- Das Problem beim Schweißen von Legierungen besteht darin, dass an diesen Stellen das<br />

Material erhitzt wird und dadurch (s. Wärmebehandlung) höhere Verspannungen entstehen<br />

o Deshalb gibt es ein neues Verfahren zur Zusammensetzung von Al-Platten: Clinchen<br />

• Hierbei wer<strong>de</strong>n zwei aufliegen<strong>de</strong> Al-Platten mit einer Matrix und einem<br />

Stempel zusammengedrückt, wodurch hohe Zugkräfte in Längsrichtung<br />

ausgehalten wer<strong>de</strong>n können!<br />

o Ein an<strong>de</strong>res Verfahren zum Fügen von zwei Aluminium-Blechen ist das s.g.<br />

Stanznieten<br />

- Der aktuelle Trend geht dahin, Aluminium-Verbundwerkstoffe zu erstellen.<br />

o Dispersionshärten<strong>de</strong> Verbundwerkstoffe<br />

• Dispers eingebrachte o<strong>de</strong>r durch chem. Reaktion eingebrachte Teilchen, die<br />

die Al-Matrix verstärken(MMC= Metal Matrix Compound). (Dotieren).<br />

• Dadurch zusätzliche Ausscheidungshärtung möglich<br />

o Faserverbundwerkstoffe<br />

• Einbringen von Kohlefasern in die Gussform und dadurch Ausnutzung <strong>de</strong>s E-<br />

Moduls von Kohlefaser in Belastungsrichtung (Bsp: Pleuel)<br />

- Allgemein sollte beim Leichtbau unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, dass nicht nur die reine Ersetzung<br />

von Stahl durch Leichtmetalle gemeint ist, son<strong>de</strong>rn<br />

o Stofflicher Leichtbau (an<strong>de</strong>re Materialien als Eisen)<br />

o Konstruktiver Leichtbau (Nachteile von Al durch Konstruktion ausgleichen)<br />

o Fertigungsbasierter Leichtbau (enabling technology)<br />

o Konzept-Leichtbau<br />

• Insbeson<strong>de</strong>re Multi-Material-Design, wie Kunststoffe und Eisen etc<br />

Magnesium- und Titan<br />

- Magnesium: Dichte: 1,74 g/cm 3 , E-Modul: 44000N/mm 2 , Schmelzpunkt: 649°C, hexagonal<br />

- Titan: Dichte: 4,51g/cm 3 , E-Modul: 106000N/mm 2 , Schmelzpunkt: 1670°C, hexagonal (ab<br />

882°C krz)<br />

- Gebräuchlichste Magnesium-Legierungen sind Mg-Al, Mg-Zn und Mg-Al-Zn<br />

o Je größer <strong>de</strong>r Al und Zn-Anteil, <strong>de</strong>sto fester die Legierung<br />

o Maximal jedoch 10%Al einsetzbar und 1% Zn, da dann Heissrissneigung!<br />

o Benennung nach US-Normen: AZ91: Mg-Legierung mit 9% Al und 1% Zn<br />

- Beispiele zum Einsatz von Mg: Getriebegehäuse, Sitzteile, felgen etc! Jedoch aufgrund von<br />

geringer Korrosionsbeständigkeit akiv zu schützen!<br />

- Mg-Legierungen gießbar: G-MgAl9Zn1: Sandguss; GK-MgAl9Zn1. Kokillenguss, GD-MgAl9Zn1:<br />

Druckguss. Dabei insbeson<strong>de</strong>re bei Druckguss verschie<strong>de</strong>ne Zugfestigkeiten und<br />

Bruch<strong>de</strong>hnungen!<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

34


WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

- TITAN: beson<strong>de</strong>rs gut nutzbar da günstiges Verhältnis von Festigkeit zu Dichte, sehr guter<br />

Korrosionsbeständigkeit aber hoher Preis!<br />

o Titan wird insbeson<strong>de</strong>re im chemischen Anlagebau aufgrund <strong>de</strong>r Säurebeständigkeit<br />

eingesetzt<br />

o Legierungen treten mit verschie<strong>de</strong>nen Gitteranordnungen auf:<br />

• Hexagonal (TiAl 5 Sn 2)<br />

• KRZ (TiV 13 Cr 11 Al 3)<br />

• Mischgefüge: TiAl 6 V 4<br />

o Warmumformen ist in Form von Schmie<strong>de</strong>n, Pressen, Walzen bei 700 bis 100°C<br />

möglich, kaltumformen so gut wie gar nicht!<br />

o Warmausgehärtete Ti-Leg. Besitzen Festigkeiten vergleichbar mit gehärteten<br />

Stählen: (um 890 N/mm 2 ), auch bei hohen Temperaturen!<br />

o Trend: Titanalumini<strong>de</strong> als hochtemperatur-Werkstoff!<br />

Schwermetalle und Hartmetalle<br />

- Schwermetalle: Kupfer, Nickel, Zink<br />

o CU:<br />

• Beson<strong>de</strong>rs für maritime Anwendungen da sehr korrosionsbeständig gegen<br />

Seewasser!<br />

• Gewinnung von Kupfer nach reduzieren<strong>de</strong>m Schmelzen, da Cu meistens in<br />

schwefelhaltigen Erzen vorliegt.<br />

• Wichtige Legierungen sind<br />

o<br />

Ni:<br />

CuZn: Messing<br />

CuSn: Zonnbronze<br />

CuAl: Aluminiumbronze<br />

CuNi: Neusilber<br />

CuBe: aushärtbar<br />

• Sehr gut elektrisch leitfähig und wärmeleitfähig – dadurch schwer<br />

schweißbar<br />

• Beson<strong>de</strong>rs für Bauteile höchster Warmfestigkeit durch NiCrFe-Leg o<strong>de</strong>r<br />

ultrahoher Korrosionsbeständigkeit: NiCrMo-Leg<br />

• Gewinnung von Nickel durch Rösten und anschließen<strong>de</strong>s reduzieren<strong>de</strong>s<br />

Schmelzen da Vorkommen in schwefelhaltigen Erzen<br />

• Ni: ferromagnetisch, hohe Korrosionsbeständigkeit, Hitzebeständigkeit<br />

• Niedriglegierte Nickellegierungen: NiMn 3 Al<br />

• Monel: Nickel-Kupfer-Legierungen: 15-40% Kupfer für Armaturen Pumpen<br />

etc<br />

• Nimonic: Nickel-Chrom-Legierungen: 18-21% Chrom, bis 5% Fe, 23% Co für<br />

Brennelemente etc<br />

• Inconel: Nickel-Chrom-Eisen-legieungen: 14-17% Chrom, bis 10% Eisen<br />

insbeson<strong>de</strong>re für Turbinenschaufeln und Superlegierungen (hochwarmfest)<br />

• Hastelloy: Nickel-Molybdän / Nickel-Chrom-Molybdän: 14-18% Chrom, bis<br />

18% Molybdän, sehr beständig gegen Loch, Spalt und<br />

Spannungsrisskorrosion bei Einspritzdüsen, Wärmetauschern etc<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

35


WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

- Hartmetalle:<br />

o Werkstoff für Werkzeuge bei sehr hohen Anfor<strong>de</strong>rungen und hohen Standzeiten<br />

o Wolfram-Carbid-Legierungen für spangeben<strong>de</strong> Formung<br />

o Herstellung durch pulvermetallurgische Vorgänge (Heißpressen in Autoklaven)<br />

o Hartmetallschnei<strong>de</strong>platten aus TiC, TiCN, HfN<br />

o Hohe Härte (Wolframcarbi<strong>de</strong>) aber sprö<strong>de</strong> – keine Robustheit (sofortiger Bruch, kein<br />

Rp02 o<strong>de</strong>r Lü<strong>de</strong>rsbereich im Spannungs-Dehnungs-Diagramm)<br />

o Für Robustheit zB Cobald (duktil) hinzulegieren zum MMC<br />

Polymerwerkstoffe<br />

- Allgemein unterschei<strong>de</strong>t man Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere<br />

Vertreter<br />

Thermoplaste Elastomere Duromere<br />

Amorph<br />

Teilkristallin<br />

Polyvinylchlorid (PVC) Polyethylen Styrol- Epoxyharze<br />

Polycarbonat (PC) (PE)<br />

Butadien- (EP)<br />

Polymethylmethacylat Polypropylen Kautschuk<br />

(PMMA)<br />

(PP)<br />

(SBR)<br />

Polyamid (PA)<br />

Tritt ein bei T Tritt ein bei Vor und<br />

während <strong>de</strong>r<br />

Härtung<br />

Plastische<br />

verformung<br />

Vor und<br />

während <strong>de</strong>r<br />

Vernetzung<br />

Verformung Reversibel Reversibel Irreversibel Irreversibel<br />

Makromoleküle Linear / verzweigt Linear o<strong>de</strong>r<br />

schwach<br />

verzweigt<br />

Weitmaschig<br />

vernetzt<br />

Engmaschig<br />

vernetzt<br />

- Thermoplaste gehen bei erwärmung in einen breiigen Zustand über und unterhalb <strong>de</strong>r<br />

Zersetzungstemperatur reversibel<br />

- Duroplaste härten hingegen nach Durchlaufen <strong>de</strong>s plastischen Bereiches aus und können<br />

nicht wie<strong>de</strong>r zurückgeformt wer<strong>de</strong>n<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

36


WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

- Herstellung <strong>de</strong>r Polymerwerkstoffe basierend auf <strong>de</strong>n Verfahren<br />

o Radikalische Polymerisation<br />

• Als Ausgangsstoff dient eine C=C-Doppelbindung an bei<strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Monomers.<br />

• Damit die Reaktion jedoch beginnt, muss ein Radikal vorliegen.<br />

• Dann wird die C=C-Doppelbindung aufgespalten.<br />

• Es entsteht eine C-C-Einfachbindung und zwei freie Elektronen. Eins <strong>de</strong>r<br />

freien Elektronen kann nun noch eine Verbindung zu einem weiteren<br />

Monomer aufbauen.<br />

• An diesem wird ebenfalls eine Doppelbindung aufgespalten, sodass zwei<br />

Elektronen frei wer<strong>de</strong>n. Eins bil<strong>de</strong>t die C-C-Einfachbindung zum an<strong>de</strong>ren<br />

Monomer, das an<strong>de</strong>re sorgt als Radikal für die Fortführung <strong>de</strong>r Reaktion.<br />

• So können langkettige Polymere entstehen, die auf Polymerisate genannt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

• Bei <strong>de</strong>r Polymerisation entstehen vor allem langlkettige Thermoplaste<br />

• Reaktionsgleichung:<br />

- Son<strong>de</strong>rform: Copolymerisation (chemische Verbindung)<br />

o Die Copolymerisation läuft genauso wie die Polymerisation ab<br />

o Der einzige Unterschied besteht darin, dass nicht immer die selben Monomere<br />

aneinan<strong>de</strong>r polymerisiert wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn unterschiedliche Monomere<br />

o Damit ist es möglich <strong>de</strong>m Kunststoff bestimmt Eigenschaften zu geben<br />

o Man unerschei<strong>de</strong>t<br />

• Statische Copolymerisate: AABABBABAAA<br />

• Alternieren<strong>de</strong> Copolymerisate: ABABABABABAB<br />

• Block / Segmentpolymerisate: AAAABBBBAAAABBBB<br />

• Pfropf-Copolymerisation: AAAAAAAAAAAAAAAAAA BBB nach unten<br />

- Son<strong>de</strong>rform: Blends (physikalische Verbindungen)<br />

o Physikalische Mischungen aus verschie<strong>de</strong>nen Polymeren: Plymer-Blends<br />

o Möglichkeit die eigenschaften <strong>de</strong>m anwendungsgebiet anzupassen<br />

o Beson<strong>de</strong>rs für gute Schlagzähigkeit bei tiefen Temperaturen<br />

- Polykon<strong>de</strong>nsation<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

37


<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

WTI<br />

• Ausgangsstoffe sind Monomere mit zwei funktionellen Gruppen, geeignet<br />

sind:<br />

Hydroxlgruppen<br />

Carboxylgruppe<br />

Aminogruppen<br />

• Die Monomere reagieren an <strong>de</strong>n funktionellen Gruppen unter Abspaltung<br />

eines nie<strong>de</strong>rmolekularen Moleküls, z.B. Wasser<br />

• Zunächst bil<strong>de</strong>n sich Dimere, dann Polykon<strong>de</strong>nsate<br />

• Bei <strong>de</strong>r Polykon<strong>de</strong>nsation entstehen aus bifunktionellen Monomeren<br />

(Monomere mit zwei funktionellen Gruppen) thermoplastische Kunstoffe,<br />

bei trifunktinellen Monomeren(Monomer mit drei funktionellen Gruppen)<br />

hingegen duroplastische Kunststoffe.<br />

• Reaktionsgleichung:<br />

- Polyaddition<br />

• Ähnlich wie bei <strong>de</strong>r Polykon<strong>de</strong>nsation sind Monomere mit Funktionellen<br />

Gruppen notwendig.<br />

• Jedoch braucht man für die Addition funktionelle Gruppen mit<br />

Doppelbindungen, die dann aufgelöst wer<strong>de</strong>n können, sodass eine<br />

Verbindung zwischen bei<strong>de</strong>n entsteht<br />

• Es wer<strong>de</strong>n jedoch we<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Stoffe frei (Polykon<strong>de</strong>nsation) noch wird ein<br />

Radikal als Start benötigt(Polymerisation)<br />

• Bei <strong>de</strong>r Polyaddition entstehen aus bifunktionellen Monomeren (Monomere<br />

mit zwei funktionellen Gruppen) thermoplastische Kunstoffe, bei<br />

trifunktinellen Monomeren(Monomer mit drei funktionellen Gruppen)<br />

hingegen duroplastische Kunststoffe<br />

• Die Polymere wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Polyaddition auch Polyaddukte genannt<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

38


<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

WTI<br />

• Reaktionsgleichung:<br />

• Polyaddition bietet die Möglichkeit bei verschie<strong>de</strong>nen Temperaturen<br />

verschie<strong>de</strong>ne Vernetzungen hervorzurufen<br />

- Determinieren <strong>de</strong>s inneren Aufbaus von Polymerwerkstoffen<br />

o Bei Verarbeitungsverfahren wie <strong>de</strong>m Extrudieren wer<strong>de</strong>n bereits die molekülketten<br />

ausgerichtet und die Eigenschaften bestimmt<br />

o Eine extreme Ausrichtung erhält man durch das Recken (Verstrecken) von<br />

Kuststoffen nach <strong>de</strong>r Herstellung<br />

• Bei amorphen knapp über Glastemp<br />

• Bei teilkristallinen unter Kristallschmelztemp<br />

o Durch eine Längung <strong>de</strong>r fasern um das 8 bis 10-fache wird die Zugfestigkeit stark<br />

gesteigert. Dadurch aber auch Anisotropie <strong>de</strong>r Eigenschaft (Richtungsabhängigkeit)<br />

- Aufbau<br />

o<br />

Elastomere bestehen aus mehreren linearen Fa<strong>de</strong>nmolekülen<br />

• Kunststoffe, die sich unter Druck o<strong>de</strong>r Zug verformen lassen, dann jedoch<br />

wie<strong>de</strong>r in ihre ursprüngliche Form zurückformen.<br />

• Aufgebaut aus langkettigen Polymeren, die an einigen Stellen über<br />

Elektronenpaarbindungen verbun<strong>de</strong>n sind. (jedoch nicht so engmaschig wie<br />

beim Duroplasten)<br />

• Bei tiefer Temperatur sind Elastomere eher starr und sprö<strong>de</strong>, da sie für die<br />

Aus<strong>de</strong>hnung thermische Energie benötigen.<br />

• Bei Wärmezufuhr nimmt ihr Dehnungsvermögen zu, solange die<br />

Zersetzungstemperatur nicht überschritten wird.<br />

• Struktur:<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

39


WTI<br />

o<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

Thermoplaste sind z.B. durch schwefelatome miteinan<strong>de</strong>r vernetzt. Der<br />

Zusammenhalt fin<strong>de</strong>t über sekundäre Bin<strong>de</strong>kräfte statt<br />

• Kunststoffe, die durch Erwärmung in <strong>de</strong>n Flüssigen Zustand übergehen und<br />

dann beliebig verformt wer<strong>de</strong>n können. Bei Abkühlung nehmen sie wie<strong>de</strong>r<br />

eine feste Form an.<br />

• Der Vorrang ist reversibel, kann also unendlich oft wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n,<br />

solange eine Temperatur von 250°C nicht überschritten wird thermische<br />

Zersetzung<br />

• Aufgebaut aus langkettigen Kohlewasserstoffen, ohne o<strong>de</strong>r nur sehr wenigen<br />

Verzweigungen. Intermolekulare Kräfte sind VAN <strong>de</strong>r WAALS-Bindungen<br />

• Verarbeitung im Spritzgießverfahren und Druckluft, z.B. zur PET-<br />

Flaschenherstellung<br />

• Struktur:<br />

o<br />

Duroplaste besitzen teilkristalline Strukturen wodurch sie sehr sprö<strong>de</strong>r aber auch<br />

hart wer<strong>de</strong>n. Die Verbindung fin<strong>de</strong>t über primäre Bindungen (Hauptvalenzen) statt<br />

• Kunststoffe, die nach ihrer Aushärtung nicht wie<strong>de</strong>r verformt wer<strong>de</strong>n<br />

können (Nur noch mechanische Verarbeitung)<br />

• Bei Erwärmung, gehen duroplastische Kunststoffe kaputt, da ihre<br />

Schmelztemperatur über <strong>de</strong>r Zersetzungstemperatut liegt<br />

• Aufgebaut aus engmaschig vernetzten Polymeren, die über<br />

Elektronenpaarbindungen miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n sind.<br />

• Herstellung oft durch Polykon<strong>de</strong>nsation<br />

• Struktur:<br />

- man unterschei<strong>de</strong>t allgemein wie oben gesehen Hauptvalenzen und Nebenvalenzen<br />

o Hauptvalenzen sind primäre Bundungskräfte innerhalb <strong>de</strong>s Fa<strong>de</strong>nmoleküls wie<br />

Elektronenpaarbindung, Ionenbindung<br />

o Nebenvalenzen sind sekundäre Kräfte zwischen <strong>de</strong>n Molekülen<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

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WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

- Zeichnet man einmal die Zugfestigkeit sowie die Dehnung bei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Temperaturen auf, so erhält man<br />

o Bei einem amorphen Thermoplast<br />

• Fes t(Energieelastisch): geeigneter Bereich zum Spanen! Die Zugfestigkeit<br />

sinkt, die Dehnung steigt mit <strong>de</strong>r Temperatur. Der Thermoplast ist in seiner<br />

Struktur eingefroren (Glaszustand)<br />

• Glasübergangszustand (ET): Erweichen bei Erwärmung, Einfrieren <strong>de</strong>s<br />

Glaszustan<strong>de</strong>s bei Abkühlung. Molekülteile beginnen zu schwingen: Mikro-<br />

Brown’sche Bewegung. Keine Formgebung möglich<br />

• Thermoelastischer Bereich (entropieleastisch): vollkommene Mikro-<br />

Brown’sche Bewegung; Fa<strong>de</strong>nmoleküle in sich beweglich aber an<br />

Haftpunkten zusammen; geeignet zum Umformen<br />

• Fließtemperatur (FT): Makro-Brown’sche Bewegung: haftstellen lösen sich;<br />

Keine Spannung o<strong>de</strong>r Dehnung mehr verfügbar, quasi-liqui<strong>de</strong><br />

• Thermoplastischer Bereich: Werkstoff ist spritzflüssig, geeignet zum<br />

Urformen<br />

• Zersetzungstemperatur: Kettenabbau bei hohen Temperaturen und<br />

Werkstoff wird zerstört<br />

o Bei einem teilkristallinen Thermoplast<br />

• Der Werkstoff besitzt teilkristalline Bereiche, dazwischen amorph.<br />

Gekennzeichnet durch schnelle Verflüssigung<br />

• Fest: eingefrorener Zustand; hier beson<strong>de</strong>rs sprö<strong>de</strong><br />

• Glasübergangstemperatur (ET) und formstandfest: amorphe Bereiche<br />

wer<strong>de</strong>n viskos, teilkristalline bereiche noch fest, dadurch Festigkeitsabfall bei<br />

steigen<strong>de</strong>r Temperatur gebremst; Bleibt nahezu fest bis Kristallschmelztemp<br />

erreicht. Somit einsetzbar oberhalb Glasübergangstemperatur<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

41


WTI<br />

o<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

• Kristallschmelzung (KT): kristalle schmelzen auf, nahezu flüssig, extreme<br />

Abnahme <strong>de</strong>r Zugfestigkeit und Zunahme <strong>de</strong>r Dehnung<br />

• Fließtemperatur (FT): Moleküle frei beweglich, Makro-Bown’sche Bewegung<br />

• Thermoplastischer Bereich: Werkstoff teigig vis zählflüssig, gut zum<br />

Schweißen, Spritzen (Urformen)<br />

• Zersetzungstemperatur (ZT): Ab hier wer<strong>de</strong>n die Ketten zerstört<br />

Duroplast<br />

• Fest: Glaszustand bleibt bis Zersetzungstemperatur erhalten; Schmelzen und<br />

fließen nicht möglich; zersetzung nahezu übergangslos<br />

- Allgemeine Beobachtungen<br />

o Je höher die Temperatur, bei <strong>de</strong>r die Beanspruchung statt fin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>sto geringer die<br />

ertragene Zugfestigkeit<br />

o Gebrauchstemperatur von Polymerwerkstoffen sind sehr viel geringer als es z.B. bei<br />

Stahl <strong>de</strong>r Fall ist, da bei niedrigeren Temperaturen die Dehnung stark zunimmt und<br />

die Zugfestigkeit stark sinkt<br />

o Je höher <strong>de</strong>r Polymerisationsgrad, <strong>de</strong>sto höher die Zugfestigkeit, da größere<br />

Kohäsionsflächen. Aber Grenzzunahme abnehmend<br />

- Beispiele für Polymerwerkstoffe (einige können)<br />

o Polymerisate (Thermoplaste o<strong>de</strong>r Elastomere)<br />

• Polyvinylester (Polyvinylchlorid PVC, Polyoximethylen POM)<br />

• Fluor-Polymerisate (Polytretrafluorethylen PTFE Teflon, Hexafluorpropylen)<br />

o Polykon<strong>de</strong>nsate (Thermoplaste o<strong>de</strong>r Duroplaste)<br />

• Thermoplaste (Polyami<strong>de</strong> PA, Polycarbonate PC, Polyester UP,<br />

Polyethylenterephtalat PET)<br />

• Duromere (Phenoplaste PF, Aminoplaste, Silikone SI)<br />

o Polyaddukte (Thermoplaste, Duroplaste)<br />

• Thermoplaste (Polyurethan (PUR))<br />

• Duroplaste (Epoxidharze)<br />

- Damit sprö<strong>de</strong> Harze (Duroplaste) und Thermoplaste (Plasten) weicher wer<strong>de</strong>n, können<br />

diesen Weichmacher hinzugemischt wer<strong>de</strong>n. Man unterschei<strong>de</strong>t dabei<br />

o Innere Weichmacher: Mischpolymerisation aus weichen und harten Komponenten<br />

o Äußere Weichmacher: bis zu 40%, Verknüpfung über Dipol-Wechselwirkungen;<br />

nie<strong>de</strong>rmolekulare Stoffe mit Verwandtschaft zu Hochpolymer; Erweichung durch<br />

Verhin<strong>de</strong>rung weiterer Verzweigung<br />

- Um das Volumen eines Polymers zu erhöhen ohne die Eigenschaften wesentlich zu<br />

verän<strong>de</strong>rn, können zusätztlich Füllstoffe eingebracht wer<strong>de</strong>n: Kaolin, Carbonate, Silikate,<br />

Ruß. Die Feineinstellung von Eigenschaften kann hierdurch vorgenommen wer<strong>de</strong>n<br />

© Stefan Pielsticker und Hendrik-Jörn Günther 2009<br />

42


WTI<br />

<strong>Werkstofftechnologie</strong> I<br />

- Antistatika sind weitere Stoffe, die einem Polymerwerkstoff hinzugegeben wird, um <strong>de</strong>n<br />

Oberflächenwi<strong>de</strong>rstand zu verringern sowie die Ableitung von Oberflächenladungen zu<br />

beschleunigen!<br />

- Eine weitere Möglichkeit zur Verfestigung von Kunststoffen ist das Durchsetzen von<br />

Kunststoffen mit Kunstfasern. Dabei wer<strong>de</strong>n hochfeste Fasern wie Aramid, Kohlenstoff o<strong>de</strong>r<br />

Glasfasern in das Material gelegt und dann mit Kunststoff umschlossen<br />

o Je nach Einlegeart isotrope o<strong>de</strong>r anisotrope Verhaltensweise<br />

o Unterschiedliche Fasereinlegeart: Gewebe: Überkreuzung <strong>de</strong>r Fasern, anisotrop;<br />

Gelege: Pro Schicht die Faser nur in eine Richtung. Nachteil: Schwerer<br />

• Gelege besitzt somit bessere Eigenschaften durch gestreckte Fasern<br />

- Die Vorteile von Faserverbundwerkstoffen sind<br />

o Anisotrope Werkstoffeigenschaft<br />

o Hohes Leichtbaupotential<br />

o Hoher E-Modul in Faserrichtung<br />

o Gute physikalische Eigenschaften<br />

o Design- und Gestaltungsfreiheit<br />

o Integration funktioneller Elemente im Herstellungsprozess<br />

o Kombination verschie<strong>de</strong>ner Wekstoffe und Fasernaufbauten<br />

Übersicht<br />

Kunststoff Vernetzung Erweichung Löslichkeit Verarbeitung Vertreter<br />

Thermoplaste Amorph<br />

teilkristallin<br />

Unvernetzt schmelzbar Leicht<br />

Schwer<br />

Extrusion,<br />

Spritzguss…<br />

PS,PMMA<br />

PP,POM<br />

Elastomere Amorph Leicht Unschmelzbar Unlösilich<br />

aber<br />

quellbar<br />

Vor<br />

Vulkanisierung<br />

NIR, PUR,<br />

kautschuk<br />

Duromere Amoph Stark Unschmelzbar Unlöslich Während<br />

Härtung<br />

UP, EP,<br />

MF<br />

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