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Wassersektorreform unter Bedingungen fragiler Staatlichkeit - GIZ

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<strong>Wassersektorreform</strong> <strong>unter</strong> <strong>Bedingungen</strong><br />

<strong>fragiler</strong> <strong>Staatlichkeit</strong><br />

Die Arbeit des Vorhaben RESE in der DR Kongo<br />

Das Vorhaben Unterstützung der <strong>Wassersektorreform</strong><br />

(RESE), welches die <strong>GIZ</strong> im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung gemeinsam mit seinen kongolesischen<br />

Partnern umsetzt, arbeitet seit dem Jahr<br />

2006 in der Demokratischen Republik Kongo. In<br />

seiner Arbeit <strong>unter</strong>stützt RESE die Regierung bei<br />

der Verbesserung der rechtlichen und institutionellen<br />

Rahmenbedingungen im Wassersektor. So hat<br />

das Vorhaben bei der Überarbeitung der gesetzlichen<br />

Grundlage des Wassersektors, des sogenannten<br />

Code de l’Eau und seiner Umsetzung, beraten<br />

mit dem Ziel, die Rechtssicherheit im Wassersektor<br />

zu stärken. Darüber hinaus <strong>unter</strong>stützt RESE die<br />

Reform der Institutionen des Wassersektors und<br />

den Dialog zwischen ihnen.<br />

Die fragile <strong>Staatlichkeit</strong> der DR Kongo stellt dabei<br />

jedoch eine besondere Herausforderung für die<br />

Arbeit des Vorhabens dar.<br />

Fragile <strong>Staatlichkeit</strong> in der DR Kongo || Laut OECD-<br />

Definition zeichnen sich fragile Staaten durch einen<br />

Mangel an Fähigkeiten und/oder einem Mangel an<br />

politischem Willen aus, staatliche Kernfunktionen –<br />

dazu zählen Sicherheit, Wohlfahrt und Rechtsstaatlichkeit/Legitimität<br />

– zu erfüllen und sicherzustellen.<br />

Dies bedeutet in vielen Fällen, dass grundlegende<br />

soziale Dienstleistungen, wie z.B. die öffentliche<br />

Versorgung in den Bereichen Wasser, Gesundheit<br />

und Bildung, nicht erbracht werden.<br />

All diese Charakteristika <strong>fragiler</strong> <strong>Staatlichkeit</strong> sind in<br />

der DR Kongo gegeben. Dies zeigt auch die Bewertung<br />

des Landes auf einschlägigen Fragilitäts-<br />

Indizes. Beim „Index of State Weakness in the Developing<br />

World“ steht die Demokratische Republik<br />

Kongo an dritter Stelle in der Rangliste der fragilen<br />

Staaten, beim „Failed States Index“ 2012 des Fund<br />

for Peace wird die DR Kongo an zweiter Stelle von<br />

177 bewerteten Staaten genannt. Die strukturellen<br />

Ursachen für die Fragilität sind vielschichtig. Sie<br />

reichen von einer langen Kolonialgeschichte über<br />

die Größe des Landes bis hin zu den schwachen<br />

Verwaltungsstrukturen. Auch der Ressourcenreichtum<br />

des Landes trägt zu seiner Fragilität bei. Denn<br />

die daraus erwachsenden wirtschaftlichen Interessen<br />

verschiedener Akteure sind zum Teil Grund für<br />

die gewaltsamen Auseinandersetzungen in verschiedenen<br />

Landesteilen. Auch bei der Versorgung<br />

der Bevölkerung mit sozialen Dienstleistungen gibt<br />

es wenige Länder, die eine schlechtere Performance<br />

als die DR Kongo aufweisen.<br />

Das Beispiel des Wassersektors macht dies besonders<br />

drastisch deutlich: so haben etwa 75% der<br />

kongolesischen Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser und etwa 90% keinen Zugang zu<br />

einer angemessenen Sanitärversorgung.<br />

Herausforderungen für die internationale Zusammenarbeit<br />

im Bereich Trinkwasser- und Sanitärversorgung<br />

|| Die fragilen Kontextbedingungen<br />

stellen eine erhebliche Herausforderung für die<br />

technische und politische Beratungsarbeit des Vorhabens<br />

RESE dar. Einige Aspekte der staatlichen<br />

Fragilität in der DR Kongo spielen dabei eine besondere<br />

Rolle. Dies sind erstens die oft schwachen<br />

Kapazitäten der staatlichen Institutionen wie den<br />

Ministerien und Verwaltungen. Dies führt dazu,<br />

dass sich Reformprozesse in der Vergangenheit<br />

teilweise enorm verzögert haben.<br />

Eine weitere zentrale Herausforderung für die<br />

Governance des Sektors ist die Vielzahl der beteiligten<br />

Institutionen mit teils sehr divergierenden Interessen.<br />

So sind an der Reform des Wassersektors<br />

eine hohe Zahl von Ministerien und Institutionen<br />

beteiligt, die sich stark durch informelle Netzwerke<br />

und klientelistische Strukturen auszeichnen. Hinzu


kommt, dass beispielsweise das zentralistisch organisierte<br />

Wasserversorgungsmonopol REGIDESO<br />

jeglicher Reform skeptisch gegenüber steht. Viele<br />

Institutionen sind so primär am Selbsterhalt interessiert<br />

und haben wenig Anreize dafür, Verantwortlichkeiten<br />

klar zu definieren. Dieser Durchsetzung<br />

institutioneller Eigeninteressen kommt zugute,<br />

dass keine klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

im Sektor existieren. Denn viele der Gesetze<br />

im Wassersektor, die noch aus Zeiten Mobutus<br />

stammen, sind unklar, haben Lücken oder widersprechen<br />

sich sogar.<br />

Schließlich stellt die Instabilität des politischen<br />

Systems eine besondere Herausforderung für die<br />

Arbeit der <strong>GIZ</strong> im Sektor dar. Denn mit ihr gehen<br />

häufige Wechsel von Kooperationspartnern und<br />

Personal einher, welche Reformprozesse schwer<br />

kalkulierbar machen.<br />

Ansatzpunkte des Vorhabens RESE || Das Programm<br />

RESE setzt in vielen Aspekten seiner Arbeit<br />

an diesen Herausforderungen der fragilen <strong>Staatlichkeit</strong><br />

an. Seitens der kongolesischen Regierung<br />

erfährt es dabei viel politische Unterstützung.<br />

So trägt das Vorhaben dazu bei, die Fragmentierung<br />

der Institutionenlandschaft im Wassersektor<br />

zu überwinden. RESE hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

Vorschläge für die Neuordnung der Verantwortlichkeiten<br />

im Sektor zu erarbeiten und diese in den<br />

politischen Prozess einzubringen.<br />

Das Vorhaben berät die Neuformulierung der legalen<br />

Rahmenbedingungen im Wassersektor, um zu<br />

einer größere Planungs– und Rechtssicherheit beizutragen.<br />

Von besonderer Bedeutung sind dabei<br />

das Wasserrahmengesetz (Code de l’Eau) sowie die<br />

nationale Trinkwasserpolitik, welche die zukünftige<br />

übergeordnete Rahmengesetzgebung für den Sektor<br />

darstellen.<br />

Darüber hinaus <strong>unter</strong>stützt RESE im Rahmen einer<br />

Komponente die Ausarbeitung einer kohärenten<br />

nationalen Aus- und Fortbildungsstrategie, mit dem<br />

Ziel, die Fähigkeiten der für den Sektor relevanten<br />

Institutionen auf den Stand der aktuellen und zukünftigen<br />

Anforderungen zu bringen.<br />

Erfolge und Lernerfahrungen || Die Arbeit des<br />

Vorhabens RESE verdeutlicht, dass technische und<br />

politische Beratung durch die Entwicklungszusammenarbeit<br />

auch <strong>unter</strong> den <strong>Bedingungen</strong> <strong>fragiler</strong><br />

<strong>Staatlichkeit</strong> Früchte tragen kann. Dafür bedarf es<br />

allerdings in der Planung oft größerer Zeithorizonte,<br />

als dies in anderen Ländern der Fall wäre. Der<br />

Ausbau und Aufbau von Fähigkeiten von Menschen,<br />

in Institutionen und Netzwerken ist insbesondere<br />

in fragilen Staaten ein langfristiger Prozess,<br />

der durch viele Rückschritte gekennzeichnet ist und<br />

eine hohe Flexibilität erfordert.<br />

RESE ist es durch kontextsensible Überzeugungsarbeit<br />

gelungen, kongolesische Ownership am Reformprozess<br />

herzustellen. Gerade in einem Länderkontext<br />

der fragilen <strong>Staatlichkeit</strong> ist dies von besonderer<br />

Relevanz. Denn in einem sich schnell<br />

wandelnden politischen Umfeld können sonst<br />

scheinbar kleine Hindernisse zu Reformblockaden<br />

erwachsen. Dies ist auch ein Grund dafür, breite<br />

politische und fachliche Allianzen auf Seiten der<br />

kongolesischen Partner zu bilden. Die Beratung zur<br />

Förderung der rechtlichen Rahmenbedingungen im<br />

Sektor durch RESE hat sich als wesentlich erwiesen,<br />

um damit in Zukunft die Planungs-und Erwartungssicherheit<br />

im Sektor zu erhöhen.<br />

Coopération allemande au développement<br />

Bureau <strong>GIZ</strong> RDC<br />

7, Avenue Comité Urbain<br />

Kinshasa - Gombe<br />

République Démocratique du Congo<br />

E Thomas.Riekel@giz.de<br />

I www.giz.de

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