"weltwärt mit der GIZ" - pädagogisches Konzept (pdf, 1886.50 MB, de)
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Begegnung schafft Wirklichkeit: Interview <strong>mit</strong> Austen P. Brandt und Andreas Mann<br />
von Phoenix e.V. — Referenten zum Thema Rassismus und Weißsein<br />
ie Seminareinheit zum Thema Rassismus und<br />
D Weißsein wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Jahren<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung von „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“<br />
maßgeblich von Phoenix-Referenten gestaltet.<br />
Phoenix ist formal ein Verein, versteht sich jedoch<br />
inhaltlich als Teil einer Bewegung, die eine persönliche,<br />
wie auch strukturell-gesellschaftliche Befreiung<br />
von rassistischen Strukturen anstrebt. Zu diesem<br />
Zweck bietet Phoenix u.a. Anti-Rassis-musund<br />
Empowerment-Trainings an. Phoenix ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Überzeugung, dass, je mehr die Menschen sich<br />
eigener rassistischer Prägungen bewusst wer<strong>de</strong>n,<br />
sie die Möglichkeit erhalten, <strong><strong>de</strong>r</strong> Negativität <strong>de</strong>s<br />
Rassismus positive Strategien entgegenzustellen.<br />
Die Referenten von Phoenix kamen für jeweils<br />
einen Tag auf die Vorbereitungsseminare und gestalteten<br />
eine siebenstündige Einheit. Diese hatte<br />
zum Ziel, die Teilnehmen<strong>de</strong>n für das Machtsystem<br />
Rassismus zu sensibilisieren und ihnen ihre eigene,<br />
meist weiße, I<strong>de</strong>ntität und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Wirkung bewusst<br />
zu machen.<br />
Austen P. Brandt und Andreas Mann, bei<strong>de</strong> Grün<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
von Phoenix e.V., berichten im Gespräch von<br />
ihren Erfahrungen <strong>mit</strong> „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“:<br />
GIZ: In <strong>de</strong>n letzten zwei Jahren von <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ wart Ihr auf fast allen Vorbereitungsseminaren<br />
präsent, um <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n zu Rassismus<br />
und Weißsein zu arbeiten. Welche Be<strong>de</strong>utung<br />
haben diese Themen in Bezug auf <strong>weltwärt</strong>s<br />
für Euch?<br />
Austen P. Brandt: Ich glaube, egal in welcher Position<br />
weiße Menschen sich be:n<strong>de</strong>n, ist es wichtig,<br />
dass sie sich reNektieren lernen. Unabhängig ob<br />
jemand in Deutschland lebt o<strong><strong>de</strong>r</strong> ins Ausland geht.<br />
Das Format <strong>weltwärt</strong>s kann hier Räume zur Bewusstseinsbildung<br />
öffnen. Gleichzeitig reproduziert<br />
es Machtstrukturen. Das zeigt sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
darin, dass es kaum junge Menschen gibt, die aus<br />
<strong>de</strong>m Globalen Sü<strong>de</strong>n für einen Freiwilligendienst<br />
nach Deutschland kommen können. Dennoch, je<br />
mehr Menschen ein Bewusstsein dafür haben, was<br />
Rassismus ist und wie dagegen eingetreten wer<strong>de</strong>n<br />
kann, <strong>de</strong>sto mehr wer<strong>de</strong>n sie es verbreiten. So entsteht<br />
Schritt für Schritt ein größeres Netzwerk. Auf<br />
einer Mikroebene können Machtstrukturen einer<br />
Pädagogische Dokumentation<br />
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an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Macht etabliert wer<strong>de</strong>n, die stärker auf<br />
Gerechtigkeit und Versöhnung aus ist. Und auf<br />
dieser Ebene sind solche Begegnungen für die Freiwilligen,<br />
die vielleicht später für eine ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Art von Gerechtigkeit eintreten, ganz wesentliche<br />
Grundmotive <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeitserfahrung.<br />
GIZ: Wir haben uns vor dreieinhalb Jahren das erste<br />
Mal getroffen und über eine mögliche Zusammenarbeit<br />
gesprochen. Eure erste Reaktion war<br />
verhalten. Was hat Euch damals zögern lassen?<br />
Andreas Mann: Inhaltlich basierte die Skepsis auf<br />
zwei Punkten: Erstens auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligkeit.<br />
Unsere Anti-Rassismus-Trainings basieren<br />
darauf, dass sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n aus eigenem<br />
Wunsch <strong>mit</strong> Rassismus und ihrer weißen I<strong>de</strong>ntität<br />
auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen. Für die Teilnehmen<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>weltwärt</strong>s-Seminare war es hingegen ein verpNichten<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bestandteil ihres Seminarplans. Zweitens<br />
auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Länge <strong>de</strong>s Seminars und <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit<br />
für die Verarbeitung. Grundlagentrainings zu Rassismus<br />
dauern bei Phoenix drei Tage, bei Euch waren<br />
wir <strong>mit</strong> sieben Stun<strong>de</strong>n nur ein kleiner Teil im<br />
Seminarplan. Da die Zielsetzung jedoch darauf<br />
reduziert war, die Augen dafür zu öffnen, was<br />
Weißsein ist und wie es wirkt, hatten wir <strong>de</strong>n Eindruck,<br />
dies sei machbar. Wobei die Frage blieb, ob<br />
man ein Element unseres Trainings herausnehmen<br />
und in einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Kontext setzen kann.<br />
Austen P. Brandt: Zu<strong>de</strong>m war das Thema internationale<br />
Freiwilligendienste für Phoenix etwas ganz<br />
Neues. Zentral sind für uns jedoch immer <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontakt<br />
und die Begegnung. Denn nur über die Begegnung<br />
wird Wirklichkeit geschaffen. Nach zahlreichen<br />
Telefonaten und Treffen waren wir überzeugt,<br />
dass die Zusammenarbeit interessant und<br />
gut sein kann.<br />
GIZ: Wie habt Ihr die Seminararbeit erlebt? Hat<br />
sich das <strong>Konzept</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis bewährt?<br />
Andreas Mann: Die Seminarteams hatten, wenn<br />
wir kamen, bereits eine vertrauensvolle Atmosphäre<br />
aufgebaut. Austen benutzt ja gerne das Bild vom<br />
Rafting. Steig ich jetzt in das Boot und fahr einfach<br />
mal los ohne zu wissen, wo ich lan<strong>de</strong>?