"weltwärt mit der GIZ" - pädagogisches Konzept (pdf, 1886.50 MB, de)
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vor, häu:g überrascht, wie eindimensional, stereotypisierend<br />
und diskriminierend diese Prägung<br />
über Familie, Medien und die weitere Umgebung<br />
erfolgt war. Diese Erkenntnis wur<strong>de</strong> noch vertieft<br />
über die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung <strong>mit</strong> Darstellungen in<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>büchern, wie „Der Struwwelpeter“, Büchern<br />
von Janosch und „Mecki“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> Comics von Walt<br />
Disney und „Tim und Struppi“. Im Anschluss erarbeiteten<br />
sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n durch einen Text<br />
von Ursula Wachendorfer ein grundsätzliches Verständnis<br />
zum Thema Weißsein, dass <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />
Phoenix-Referenten im Dialog vertieft wur<strong>de</strong>.<br />
Freiwilligentourismus<br />
Eine zentrale Einheit <strong>mit</strong> Fokus auf Privilegien<br />
:rmierte unter <strong>de</strong>m Titel Freiwilligentourismus<br />
und griff Kritik und Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlichkeiten <strong>de</strong>s<br />
<strong>weltwärt</strong>s-Programms auf. Die Einheit verfolgte<br />
das Ziel die SelbstreNektion und Ambiguitätstoleranz<br />
zu stärken. Sie begann <strong>mit</strong> einem Theaterstück,<br />
in <strong>de</strong>m einem/r Freiwilligen Engelchen und<br />
Teufelchen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausreise im<br />
Traum erscheinen. Die bei<strong>de</strong>n streiten sich, wobei<br />
das Teufelchen Kritisches an <strong>weltwärt</strong>s auf<strong>de</strong>ckt<br />
und das Engelchen die positiven Seiten <strong>de</strong>s Programms<br />
herausstellt. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n<br />
durch das Theaterstück <strong>mit</strong> Aspekten konfrontiert,<br />
die ihnen bereits in ihrer individuellen Vorbereitung<br />
begegnet sind, häu:g aber auch <strong>mit</strong> neuen<br />
Fragestellungen: Wenn <strong>weltwärt</strong>s Engagement in<br />
Deutschland för<strong><strong>de</strong>r</strong>n möchte, warum sich nicht<br />
gleich in Deutschland engagieren? Können unausgebil<strong>de</strong>te,<br />
junge Deutsche wirklich in Partnerorganisationen<br />
vor Ort eine Unterstützung sein? Welche<br />
Unterschie<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Visapolitik zwischen<br />
Deutschen und Menschen aus Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Globalen Sü<strong>de</strong>ns gemacht? Wie ist es möglich,<br />
dass das Taschengeld eines <strong>weltwärt</strong>s-Freiwilligen<br />
über <strong>de</strong>m Gehalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Kolleg/innen von Partnerorganisationen<br />
liegt? Die im Theaterstück präsentierten<br />
Argumente wur<strong>de</strong>n anschließend in einer<br />
Diskussion aufgegriffen und vertieft, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />
Freiwilligen verschie<strong>de</strong>ne Rollen einnahmen. Abschließend<br />
fand eine Auswertung statt, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />
Teilnehmen<strong>de</strong>n ihre persönliche Haltung reNektierten<br />
und sich <strong>mit</strong> ihrer eigenen Motivation<br />
auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzten. Häu:g waren die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
überrascht, aber auch froh, sich so explizit <strong>mit</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kritik an <strong>weltwärt</strong>s und <strong>de</strong>n zweifelsohne vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlichkeiten auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>zusetzen.<br />
Umgang <strong>mit</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Sprache<br />
Eine positive Handlungsalternative war <strong><strong>de</strong>r</strong> bewusste<br />
Umgang <strong>mit</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Sprache. In ihrem<br />
Herkunftsumfeld gelten die Teilnehmen<strong>de</strong>n häu:g<br />
als authentische Expert/innen für ihr jeweiliges<br />
Gastland. Emails und Blog-Einträge prägen die<br />
Eindrücke von Familie und Bekannten und ver<strong>mit</strong>teln<br />
bewusst o<strong><strong>de</strong>r</strong> unbewusst Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> von Menschen<br />
und vermeintlichen Realitäten. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
hatten die Chance, zu einer Verständigung beizutragen,<br />
statt Missverständnisse und vereinfachte,<br />
stereotypisierte Sichtweisen zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Dazu wur<strong>de</strong><br />
häu:g die Re<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> nigerianischen Schriftstellerin<br />
Chimamanda Andichie „Danger of a single story“,<br />
sowie im letzten Jahr die glokal-Broschüre<br />
„Mit kolonialen Grüßen…“ verwandt. Als Unterstützung<br />
erhielten die Freiwilligen darüber hinaus<br />
„Leitfragen zum Umgang <strong>mit</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Sprache“<br />
an die Hand. Diese sollten sie ermutigen, sich immer<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Fragen zu stellen: Wie möchtest Du<br />
selbst gesehen und gezeigt wer<strong>de</strong>n? Wie sollte<br />
man über Dich re<strong>de</strong>n? Zeigst Du ausschließlich<br />
Unterschie<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch Gemeinsamkeiten? Wür<strong>de</strong>st<br />
Du die Begriffe, die Du nutzt, genauso für<br />
Deutschland und Europa anwen<strong>de</strong>n (z.B. „Stamm,<br />
Häuptling, Bananenrepublik“)? Kannst Du eine<br />
Möglichkeit schaffen, wie die betroffenen Personen<br />
die Art und Weise, wie sie dargestellt wer<strong>de</strong>n,<br />
<strong>mit</strong>gestalten können?<br />
Weiterbildung und Selbstre*ektion<br />
Durch die Verknüpfung dieser Einheiten entstand<br />
über die Jahre ein stimmiges <strong>Konzept</strong>, dass die<br />
herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n Themen Rassismus, Privilegien<br />
und weiße I<strong>de</strong>ntität auf eine Weise ver<strong>mit</strong>telte, die<br />
die Teilnehmen<strong>de</strong>n gut erreichte. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wertvoll<br />
war dabei die kontinuierliche Weiterbildung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Teamen<strong>de</strong>n und <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptamtlichen. Je mehr<br />
Sicherheit sie gewannen, <strong>de</strong>sto besser konnten die<br />
Themen auf <strong>de</strong>n Seminaren platziert wer<strong>de</strong>n.<br />
23 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ