"weltwärt mit der GIZ" - pädagogisches Konzept (pdf, 1886.50 MB, de)
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Wer hilft hier eigentlich wem? Rassismus, Weißsein und Privilegien als zentrale Themen<br />
ie öffentlichkeitswirksame Ausrichtung <strong>de</strong>s<br />
D <strong>weltwärt</strong>s-Programms <strong>mit</strong> hohen Zahlen an<br />
Freiwilligen und Entsen<strong>de</strong>organisationen, <strong>de</strong>m<br />
ursprünglichen Motto „Lernen durch tatkräftiges<br />
Helfen“ und <strong><strong>de</strong>r</strong> Verortung im entwicklungspolitischen<br />
Kontext wirft zentrale Fragen auf: Wer hilft<br />
hier eigentlich wem? Reproduziert <strong>weltwärt</strong>s<br />
Machtverhältnisse? Verstärkt <strong>weltwärt</strong>s xenophobe<br />
Haltungen?<br />
Denn <strong>weltwärt</strong>s lässt die globalen Machtstrukturen<br />
<strong>de</strong>utlich ins Bewusstsein treten. Allein die<br />
Möglichkeit eines Gap years von <strong>de</strong>utschen Freiwilligen<br />
im Globalen Sü<strong>de</strong>n zeugt von zahllosen<br />
Privilegien in Bezug auf Zeit, Finanzen und Bewegungsfreiheit.<br />
Ein solcher Auslandsaufenthalt kann<br />
dabei unterstützen globale Machtstrukturen und<br />
die eigene Verstrickung darin bewusst zu reNektieren,<br />
neue Strategien im Umgang da<strong>mit</strong> zu entwickeln<br />
und Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig<br />
birgt ein unreNektierter Aufenthalt die Gefahr,<br />
xenophobe Haltungen und ungleiche Machtstrukturen<br />
zu verschärfen. In Bezug auf das individuelle<br />
Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen ist hier die pädagogische<br />
Begleitung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortung, relevante<br />
Themen wie Anti-Rassismus, Weißsein und<br />
<strong>de</strong>m Umgang <strong>mit</strong> Privilegien Raum zu geben.<br />
Die Teilnehmen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Programms <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
GIZ sollten Rassismus als ein Machtverhältnis verstehen<br />
lernen, dass Gesellschaft prägt und das<br />
permanent reproduziert wird, sowie die da<strong>mit</strong> einhergehen<strong>de</strong>n<br />
Privilegien und Diskriminierungen<br />
reNektieren. Weiße Teilnehmen<strong>de</strong> sollten darüber<br />
hinaus für Weißsein als Teil ihrer I<strong>de</strong>ntität und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>en Wirkung auf sich selbst und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e sensibilisiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Darauf aufbauend sollten die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
positive Strategien im Umgang <strong>mit</strong><br />
Rassismus kennen lernen, um Verantwortung für<br />
die eigene Verstrickung übernehmen zu können.<br />
Die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung <strong>mit</strong> weißer I<strong>de</strong>ntität, <strong>mit</strong><br />
Privilegien und Rassismus, ist tiefgreifend und erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
einen langen ReNektionsprozess.<br />
Sensibilisierung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung<br />
Begonnen <strong>mit</strong> ersten Workshops zu Anti-Bias und<br />
Kritischem Weißsein, nahm dieser Themenkomplex<br />
rasch mehrere Einheiten auf <strong>de</strong>m Seminar ein.<br />
Einen vollen Tag setzten sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
dabei <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ReNektion von Weißsein und <strong>de</strong>m<br />
Kennenlernen <strong>de</strong>s Machtsystems Rassismus auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
Dazu lu<strong>de</strong>n wir von Beginn an externe Expert/innen<br />
ein, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Ansätze inhaltlich maßgeblich<br />
zur Weiterentwicklung beitrugen. Eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung blieb jedoch die methodische<br />
Herangehensweise. So arbeiteten wir zunächst<br />
<strong>mit</strong> provozierend-konfrontativen Metho<strong>de</strong>n.<br />
Die Themen sind so herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>nd, dass<br />
Teilnehmen<strong>de</strong> von Inhalt und Methodik oft überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
waren und Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stän<strong>de</strong> entwickelten. Aus<br />
diesem Grund wur<strong>de</strong> nach einem Weg gesucht,<br />
eine wertschätzen<strong>de</strong> und selbst-emphatische Herangehensweise<br />
anzuwen<strong>de</strong>n. Übereinstimmung<br />
fan<strong>de</strong>n wir hier <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Referenten von Phoenix,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fokus auf Befreiung von rassistischen Strukturen<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Übernahme von Verantwortung<br />
liegt. Referenten von Phoenix begleiteten uns in<br />
<strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Jahren als Trainer für die Seminarteams,<br />
Berater für die <strong>Konzept</strong>entwicklung,<br />
sowie auf <strong>de</strong>n Vorbereitungsseminaren.<br />
Anti-Rassismus und weiße I<strong>de</strong>ntität<br />
Zu Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Phoenix-Referenten<br />
erhielten die Teilnehmen<strong>de</strong>n eine historische Einordnung<br />
<strong>de</strong>s kolonialen Kontextes ihres Gastlan<strong>de</strong>s.<br />
Im Anschluss sollte eine kurze Übung ver<strong>de</strong>utlichen,<br />
wie wenig Weiße häu:g über <strong>de</strong>n Ein-<br />
Nuss von Schwarzen/People of Colour (POC) auf<br />
die menschlichen Errungenschaften in Wissenschaft,<br />
Kunst, Politik und Kultur wissen. So wur<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n weiße De:nitionsmacht vor<br />
Augen geführt. Das Kernstück <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit bil<strong>de</strong>te<br />
die Sensibilisierung für die eigene bereits kindliche<br />
rassistische Prägung eines je<strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n.<br />
Dafür erarbeiteten die Teilnehmen<strong>de</strong>n in Kleingruppen,<br />
wie sie in verschie<strong>de</strong>nen Altersphasen <strong>mit</strong><br />
Ansichten über und Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n von POC konfrontiert<br />
waren. Diese stellten sie im Anschluss im Plenum<br />
Pädagogische Dokumentation<br />
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