"weltwärt mit der GIZ" - pädagogisches Konzept (pdf, 1886.50 MB, de)

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5 Vom Ausschlussprozedere zur lebendigen Feedbackkultur ls geeignet für weltwärts gelten diejenigen A Bewerber/innen, denen ein Auslandsjahr zuzutrauen ist, ohne dass sie selbst oder das Umfeld vor Ort zu Schaden kommen. In Auswahltagungen werden die dafür nötigen Kompetenzen überprüft und die Teilnehmenden ausgewählt. Nichtsdestotrotz ist eine Auswahl immer zeitlich begrenzt und eine Einschätzung der Teilnehmenden in diesem Rahmen nur eine Momentaufnahme. Wie also damit umgehen, wenn das Verhalten auf dem Vorbereitungsseminar nicht den Erwartungen an die Teilnehmenden entspricht? Der Umgang mit „auffälligen“ Teilnehmenden auf dem Vorbereitungsseminar Diese Frage stellte sich bereits auf dem allerersten Vorbereitungsseminar. Damit wurde rasch deutlich, dass für diese Fälle ein Vorgehen gefunden werden musste. Dies sollte zu keinem Zeitpunkt ein Druckmittel oder Drohpotential sein, sondern war vielmehr als Schutzfunktion und Verantwortung gegenüber den Teilnehmenden und den Partner/innen vor Ort zu verstehen. Gleichzeitig sollte es auch für Freiwillige die Möglichkeit geben, „unbürokratisch“ vom Programm zurückzutreten, falls es sich, durch die intensive persönliche Auseinandersetzung auf der Vorbereitung, für sie als Fehlentscheidung erwies. Von Beginn an stellte dieses Vorgehen eine Herausforderung dar. Inwieweit lässt sich eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre auf den Seminaren schaffen, in der die Freiwilligen sich öffnen können, Ängste und Befürchtungen zu äußern, kritisch zu reNektieren und sich intensiv mit neuen Themen auseinander zu setzen, wenn es gleichzeitig die Option gab, dass eine Ausreise zu diesem späten Zeitpunkt noch abgesagt werden konnte? Der Umgang mit dieser Herausforderung lag in der Transparenz gegenüber den Freiwilligen. Bereits auf der Auswahltagung und zu Beginn des Vorbereitungsseminars wurde auf diese Möglichkeit hingewiesen. Gleichzeitig wurde deutlich gemacht, dass dies eine große Ausnahmesituation darstellt. Um die Teamenden auf diese Aufgabe der Begleitung gut vorzubereiten, erhielten sie im Vorfeld der Seminare die Möglichkeiten an Schulungen teil zu nehmen, die ihre Sensibilität gegenüber „Auffälligkeiten“ bei Teilnehmenden erhöhten, ihre Fähigkeiten im empathischen Umgang damit stärkten und das festgelegte Prozedere erläuterten. Was heißt „auffällig“? „Auffällig“ bedeutete, dass das Verhalten einer Person nicht angemessen, nicht sichtbar oder nicht verständlich erschien. Dies hieß wiederum nicht, dass die Person nicht geeignet wäre, sondern dass es hier Klärungsbedarf gab. Häu:ge Fälle von „auffälligem“ Verhalten war keine aktive Teilnahme am Seminar, besonders dominantes oder extrem verhaltenes Auftreten in der Gruppe, respektloses Verhalten anderen gegenüber oder der fahrige Umgang mit Seminarregeln. Extremfälle :elen durch Drogen- und Alkoholmissbrauch auf oder thematisierten von sich aus Essstörungen. Dies waren Warnhinweise, auf Basis derer die Teamenden in den Dialog mit den Teilnehmenden gingen. In einem ersten Schritt fanden Feedbackgespräche mit dem oder der direkten Tutor/in statt. Um den Teilnehmenden die Chance zu geben im weiteren Verlauf des Seminars auf Feedback zu „Aus Schutz und Verantwortung gegenüber Teilnehmenden und den Partner/innen vor Ort.“ reagieren, wurde zum frühestmöglichen Zeitpunkt ein solches Gespräch anberaumt, wobei darauf geachtet wurde, die betreffende Person nicht zu exponieren. Häu:g ließen sich die Irritationen durch ein oder zwei Gespräche auNösen oder klären. Manchmal erwiesen sich Bedenken als unbegründet, häu:g waren die Teilnehmenden für ein klares Feedback dankbar und konnten glaubhaft machen, an sich zu arbeiten. Die Nicht-Ausreise wurde erst dann eine ernsthafte Option, wenn Auffälligkeiten im Verhalten durch die Gespräche bestätigt wurden und im Folgenden keinerlei Veränderung erfolgte. Pädagogische Dokumentation 20
5 Entstehung einer Feedbackkultur „Feedbackgespräche wurden ein grundlegender Bestandteil des Umgangs mit den Freiwilligen.“ In diesen Fällen wurden die Seminarleitungen und die/der hauptamtliche Vertreter/in der GIZ zu Rate gezogen, die anschließend Gespräche mit betreffenden Teilnehmenden führten. Verdichtete sich der Eindruck, dass das Verhalten einer Person für einen erfolgreichen weltwärts-Aufenthalt nicht tragfähig war, beriet das Team gemeinsam über das folgende Vorgehen. Auch wenn die Lage eindeutig erschien, bedeutete es eine psychische Kraftanstrengung des Teams diesen Prozess zu begleiten, der häu:g, im sehr engen Zeitplan des Seminars, durch viele Gespräche und Beratungen erhebliche Kapazitäten beanspruchte. Schwieriger noch, wenn die Lage nicht eindeutig erschien. In letzter Konsequenz wurde die Entscheidung von der GIZ im Anschluss des Seminars getroffen und der/dem Teilnehmenden zeitnah mitgeteilt, wenn diese wieder in ihrem gewohnten, sicheren Umfeld angekommen war. Dass sich das Vorgehen nicht negativ auf die Seminarstimmung ausgewirkt hat, ist neben der Transparenz vor allem dem emphatischen, integrativen Auftreten der Teamenden zu verdanken, die auf allen Seminaren eine Atmosphäre der Wertschätzung, der Offenheit und des Respekts geschaffen haben und das Vertrauen der Freiwilligen genossen. Mit der Zeit hat sich das Vorgehen zu Auffälligkeiten bei Teilnehmenden fest im Seminarprozess verankert. Feedbackgespräche wurden ein grundlegender Bestandteil des Umgangs mit den Freiwilligen, der auch von den Teilnehmenden eingefordert wurde. Dies ging soweit das Teamende von der Länderarbeitsgruppe aufgefordert wurden allen Feedback zu geben, bzw. Teamende dies von sich aus anboten. Auf diese Weise verstärkte sich auf den Seminaren eine lebendige und sehr geschätzte Feedbackkultur, die eine wertvolle Unterstützung im Lernprozess der Teilnehmenden darstellte. 21 weltwärts mit der GIZ
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