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"weltwärt mit der GIZ" - pädagogisches Konzept (pdf, 1886.50 MB, de)

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<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

1 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ<br />

Herausgegeben von:


Pädagogische Dokumentation<br />

2


Inhalt<br />

1<br />

Vorwort<br />

Ausgangspunkte, Hintergrün<strong>de</strong> und Erfahrungen <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung<br />

Interview <strong>mit</strong> Erwin Wil<strong>de</strong> von Wil<strong>de</strong>mann<br />

S.5<br />

S.7<br />

2 Mit <strong>weltwärt</strong>s Global Lernen — (was) braucht´s da mehr als einen Aufenthalt im Ausland? S.9<br />

3 Die Suche nach <strong>de</strong>n Richtigen. Die Auswahl als Grundvoraussetzung S.11<br />

4 Neun Tage Kompetenzerweiterung durch Re*ektion und Themenarbeit S.15<br />

5 Vom Ausschlussproze<strong><strong>de</strong>r</strong>e zur lebendigen Feedbackkultur S.20<br />

6 Wer hilft hier eigentlich wem? Rassismus, Weißsein und Privilegien als zentrale Themen S.22<br />

7<br />

Begenung schafft Wirklichkeit: Interview <strong>mit</strong> Austen P. Brandt und Andreas Mann<br />

von Phoenix e.V. — Referenten zum Thema Rassismus und Weißsein S.24<br />

8 Formate und Strukturen am Beispiel <strong>de</strong>s Programms auf <strong>de</strong>n Philippinen S.27<br />

9 Voller Einsatz vor Ort: Begleitungsteams während <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Jahres S.30<br />

10 Räume für Re*ektion und Austausch: Das Einführungs-, Zwischen und Endseminar S.33<br />

11 Lernen im alltäglichen Umfeld: Die Gastfamilie als informelle Lernbegleitung S.36<br />

12 Lerntan<strong>de</strong>ms: Peer-learning von lokalen und internationalen Freiwilligen S.38<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Indikatoren, Seminargestalter und Re*ektionsinstrument.<br />

Ein Plädoyer für Freiwilligenberichte S.40<br />

Gegenseitige Beratung und vorneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> lernen:<br />

Qualitätssteigerung durch Vernetzung von Ansprechpartner/innen S.42<br />

Rückblick — Augenblick — Ausblick<br />

Nachbereitung als Schnittstelle zwischen Freiwilligendienst und zukünftigem Engagement S.44<br />

Engagement professionell begleiten.<br />

Die Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehren<strong>de</strong>n in ihrer Rolle als Multiplikator/innnen S.48<br />

3 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


Pädagogische Dokumentation<br />

4


Vorwort<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

im Herbst 2007 war entschie<strong>de</strong>n, dass es <strong>weltwärt</strong>s als neuen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst<br />

<strong>de</strong>s BMZ geben wird. Der damalige DED sollte sich als staatliche Entsen<strong>de</strong>organisation an <strong><strong>de</strong>r</strong> Programmumsetzung<br />

beteiligen. Viel Zeit blieb nicht bis zum Start <strong>de</strong>s Programms am 1. Januar 2008. Eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Arbeitseinheit musste schnell aufgebaut wer<strong>de</strong>n und sich folgen<strong>de</strong>n Fragen stellen: Wie erarbeiten<br />

wir <strong>Konzept</strong>e für die Arbeit <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Zielgruppe junge Erwachsene zwischen 18 und 23 Jahren?<br />

Wie soll ihre Auswahl <strong>mit</strong> welchen Kriterien statt:n<strong>de</strong>n? Gibt es Verknüpfungsmöglichkeiten <strong>mit</strong> bestehen<strong>de</strong>n<br />

Strukturen und Programmen im DED bei Vor- und Nachbereitung? Auf welche Schwierigkeiten<br />

müssen wir uns einstellen? Wie vermei<strong>de</strong>n wir Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> unserer Partnerorganisationen?<br />

Uns war schnell bewusst, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlüssel für <strong>de</strong>n Erfolg die pädagogische Begleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

war. Das Dilemma: Der DED hatte eine hohe Kompetenz als Entwicklungsdienst für Fachkräfte, <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Durchschnittsalter bei über 40 Jahren lag. <strong>Konzept</strong>e und Erfahrungen im Umgang <strong>mit</strong> Freiwilligen waren<br />

aber (noch) nicht vorhan<strong>de</strong>n. Die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> ASA bot sich i<strong>de</strong>alerweise an. Im Rahmen einer<br />

verbindlichen Kooperation waren wir in doppelter Hinsicht erfolgreich: <strong>Konzept</strong>e und Erfahrungen aus<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> entwicklungspolitischen Lernwerkstatt ASA versetzten <strong>de</strong>n DED in die Lage, sehr schnell und in großem<br />

Umfang — 300, 600 und 1000 Entsendungen im Jahr waren die Planzahlen für die ersten drei Jahre –<br />

seinen Freiwilligendienst aufzubauen. In gemeinsamer Arbeit, konzeptionell und methodisch zunächst<br />

von ASA ausgerichtet und <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Erfahrungen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Programmumsetzung gemeinsam fortgeschrieben,<br />

konnte die zentrale Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung professionell und erfolgreich angepackt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Dominique Pannke und Florin Feldmann haben hier als ehemalige Projektleiterinnen von ASA-<strong>weltwärt</strong>s<br />

(Engagement Global) zum Abschluss von „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“ unter Einbeziehung vieler Kolleginnen<br />

und Kollegen im In- und Ausland die Kernelemente <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Arbeit <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n <strong>weltwärt</strong>s-<br />

Freiwilligen <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ zusammengetragen. Auch die Erfahrungen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Programmumsetzung sind dargestellt.<br />

Sie waren die Grundlage für die konzeptionelle Weiterentwicklung. Herzlichen Dank dafür und<br />

auch <strong>de</strong>n vielen Kolleginnen und Kollegen für ihre Beiträge, die wir themenorientiert zusammengefasst<br />

haben.<br />

Die gute Kooperation <strong>mit</strong> Engagement Global umfasste auch die Durchführung unserer Nachbereitungsseminare.<br />

Das Team von Heidrun Fritzen hat die wichtige Aufarbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatzerfahrungen unserer<br />

Freiwilligen professionell aufgegriffen und ihnen Perspektiven für ihr weiteres entwicklungspolitisches<br />

Engagement in Deutschland gegeben. Besten Dank allen Beteiligten.<br />

Es bedurfte vieler Menschen, die sich im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung unserer Freiwilligen in<br />

Teams, als Ansprechpersonen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mentoren engagierten. Sie alle haben großartiges geleistet und waren<br />

letztlich die Garanten für <strong>de</strong>n großen Erfolg unseres Freiwilligenprogramms.<br />

Diese Publikation ist ihnen gewidmet, soll ihre Arbeit würdigen und gleichzeitig als Anregung für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

dienen, die weiter für <strong>de</strong>n entwicklungspolitischen Freiwilligendienst <strong>weltwärt</strong>s tätig sind.<br />

Ihr/Euer<br />

Erwin Wil<strong>de</strong> von Wil<strong>de</strong>mann<br />

5 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


1<br />

Die pädagogische Begleitung<br />

Interview <strong>mit</strong> Erwin Wil<strong>de</strong> von Wil<strong>de</strong>mann, Leiter <strong>de</strong>s Programms „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“<br />

it <strong>weltwärt</strong>s hat sich <strong><strong>de</strong>r</strong> DED 2008 einer<br />

M neuen Zielgruppe, sowie einem neuen Format<br />

zugewandt. Statt Entwicklungshelfer/innen,<br />

die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel um die 40 Jahre alt sind o<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Nachwuchsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsprogramms,<br />

die bereits ein Studium abgeschlossen haben, sind<br />

die <strong>weltwärt</strong>s-Freiwilligen vorwiegend Schulabgänger/innen<br />

zwischen 18 und 23 Jahren. Statt als<br />

Expert/innen, arbeiten Freiwillige in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form eines<br />

Praktikums bei Partnerorganisationen im entwicklungspolitischen<br />

Kontext. Der Lernprozess <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n steht dabei gezielt im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund.<br />

Das Programm ist stetig gewachsen und<br />

insgesamt hat die GIZ in <strong>de</strong>n vergangenen fünf<br />

Jahren 2.660 Freiwillige für ein Jahr in 34 Län<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>de</strong>s Globalen Sü<strong>de</strong>ns entsandt. Diese Rahmenbedingungen<br />

stellen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an<br />

die pädagogische Begleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n.<br />

GIZ: Herr Wil<strong>de</strong>mann, Sie waren von Beginn an<br />

Leiter <strong>de</strong>s staatlichen <strong>weltwärt</strong>s-Programms. Wie<br />

hatte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> DED 2008 auf dieses neue Format<br />

und die neue Zielgruppe eingestellt?<br />

Erwin Wil<strong>de</strong> von Wil<strong>de</strong>mann: Der DED, <strong><strong>de</strong>r</strong> selbst<br />

seine Ursprünge im Freiwilligendienst hatte, war<br />

2008 längst zu einem quali:zierten Fachdienst<br />

gewor<strong>de</strong>n. Hier gab es keine Anknüpfungspunkte.<br />

Mit seiner Außenstruktur, <strong>de</strong>n Partnerkontakten<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> entwicklungspolitischen Expertise konnte<br />

er einen sicheren Rahmen für <strong>de</strong>n neuen entwicklungspolitischen<br />

Freiwilligendienst <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong><br />

„Die gesamte pädagogische<br />

Arbeit hatte einen roten Fa<strong>de</strong>n,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> die Teilnehmen<strong>de</strong>n gut<br />

durch <strong>de</strong>n Freiwilligendienst<br />

begleitete“.<br />

<strong>de</strong>m DED geben.<br />

Pädagogische<br />

<strong>Konzept</strong>e für die<br />

Arbeit <strong>mit</strong> dieser<br />

Zielgruppe hatten<br />

wir beim<br />

Programmstart<br />

noch nicht. Deshalb suchten wir die Kooperation<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>m ASA-Programm. Mit seiner 50-jährigen<br />

Erfahrung in <strong><strong>de</strong>r</strong> entwicklungspolitischen Bildungsarbeit<br />

<strong>mit</strong> jungen Menschen war ASA ein<br />

i<strong>de</strong>aler Partner, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> DED bereits in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Projekten gut zusammengearbeitet hatte. Die<br />

für die Pilotphase dringend benötigten <strong>Konzept</strong>e<br />

für Auswahl und Vorbereitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen in<br />

Deutschland basierten auf bewährten ASA-<br />

<strong>Konzept</strong>en, die in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren anhand<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>weltwärt</strong>s-Erfahrungen gemeinsam weiterentwickelt<br />

wur<strong>de</strong>n. Vor Ort waren die Län<strong><strong>de</strong>r</strong>büros für<br />

die pädagogische Begleitung verantwortlich, die<br />

diese nach ihren Bedürfnissen ausarbeiteten. Und<br />

auch die Nachbereitung wur<strong>de</strong> frühzeitig <strong>mit</strong>bedacht,<br />

hatte doch die gesamte pädagogische Arbeit<br />

einen roten Fa<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Teilnehmen<strong>de</strong>n gut<br />

durch <strong>de</strong>n Freiwilligendienst begleitete.<br />

GIZ: Der Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung<br />

von <strong>weltwärt</strong>s wur<strong>de</strong> durch das BMZ vorgegeben.<br />

25 Seminartage sollten genutzt, ein Mentoring <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Freiwilligen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation sichergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wie wur<strong>de</strong> er durch die GIZ gefüllt?<br />

EWvW: Aus unserer Sicht hängt <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolg eines<br />

Freiwilligeneinsatzes maßgeblich von <strong><strong>de</strong>r</strong> Qualität<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung ab. Nur wenn die<br />

Freiwilligen ihren Lernprozess bewusst reNektieren,<br />

wenn sie diesen, <strong>mit</strong> all seinen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

als positiv erleben, kann es gelingen, die<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n als Multiplikator/innen für ein<br />

langfristiges Engagement zu gewinnen. Unsere<br />

Erfahrung hat gezeigt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> vorgegebene Rahmen<br />

für die pädagogische Begleitung dafür sehr<br />

knapp bemessen war. Wir haben uns <strong>de</strong>swegen<br />

bewusst entschie<strong>de</strong>n, diesen bei Bedarf zu erweitern.<br />

Wie bei <strong>weltwärt</strong>s vorgesehen nahmen die<br />

pädagogischen Präsenzveranstaltungen vom Auswahl-<br />

bis zum Nachbereitungsseminar min<strong>de</strong>stens<br />

25 Tage ein. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation war ein<br />

Mentor Ansprechpartner für die Freiwilligen. Darüber<br />

hinaus haben wir uns bemüht, <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

in ihrer näheren Umgebung auch eine<br />

<strong>de</strong>utschsprachige Ansprechpartner/in benennen zu<br />

können, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> sie bei Bedarf Kontakt aufnehmen<br />

konnten. Oft waren es erfahrene Auslands<strong>mit</strong>arbeiter/innen<br />

von DED und GIZ. Sie waren vor allem<br />

bei persönlichen Krisen <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen sehr<br />

wichtig und hilfreich. Das Management <strong>de</strong>s Programms<br />

in einem Partnerland erfolgte vom Lan<strong>de</strong>sbüro<br />

aus. Die verantwortliche Ansprechpartner/<br />

in war auch für die Freiwilligen zuständig.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

6


1<br />

Sie stellte ihre pädagogische Begleitung sicher und<br />

war die Ansprechpartnerin für unsere Partner.<br />

Auch um alle administrativen Probleme (u.a. Visa,<br />

Arbeitserlaubnis) kümmerte sie sich. Da<strong>mit</strong> wur<strong>de</strong><br />

eine Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen in diesen Fragen<br />

vermie<strong>de</strong>n und ein sicherer Rahmen für <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Lernerfahrungen geschaffen.<br />

GIZ: Die GIZ war <strong>mit</strong> <strong>weltwärt</strong>s in 34 Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

aktiv. Wie wur<strong>de</strong> die pädagogische Arbeit vor Ort<br />

entwickelt?<br />

EWvW: Zu Beginn haben wir es bewusst vermie<strong>de</strong>n,<br />

aus Deutschland einheitliche Vorgaben für<br />

die pädagogische Begleitung in <strong>de</strong>n Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu<br />

machen. Es wur<strong>de</strong>n lan<strong>de</strong>sspezi:sche <strong>Konzept</strong>e<br />

entwickelt, die <strong>de</strong>n jeweiligen Bedarfen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

gerecht wer<strong>de</strong>n sollten. Dadurch entstand<br />

eine große Vielfalt von Ansätzen und <strong>Konzept</strong>en,<br />

die sich auch in diesem Fachheft wie<strong><strong>de</strong>r</strong>spiegeln.<br />

Gleichzeitig wur<strong>de</strong> bald auch <strong>de</strong>utlich, dass es<br />

Bedarf gab, Synergien zu nutzen und Erfahrungsaustausch<br />

innerhalb einer Region die Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Konzept</strong>e und ihre Umsetzung erhöhte. Dafür fan<strong>de</strong>n<br />

ab 2009 jährliche Regionaltreffen statt, die<br />

auch pädagogische Weiterbildungen enthielten.<br />

GIZ: Welche Leitgedanken prägten die pädagogische<br />

Begleitung <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Programms zu<br />

Beginn?<br />

EWvW: Uns war es beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wichtig, dass die<br />

Programmteilnehmen<strong>de</strong>n verantwortlich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

Angebot <strong>de</strong>s Freiwilligendienstes umgehen. Wir<br />

wollten auf keinen Fall Freiwillige, die ihre Zeit vor<br />

allem <strong>mit</strong> Party und Reiseabenteuern verbringen<br />

und sich persönlichen Gefährdungen aussetzen.<br />

Deswegen betonten wir von Beginn an die Eigenverantwortung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen. Uns war wichtig,<br />

dass sie in ihren Partnerorganisation respektvoll<br />

auftraten, in <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n Strukturen ihren<br />

festen Platz hatten, sich dort zu Recht fan<strong>de</strong>n und<br />

ihr Rolle akzeptierten. In <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung<br />

war das Selbstverständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

als Lernen<strong>de</strong> zu betonen und sie zur SelbstreNektion<br />

anzuregen. Thematisch legten wir immer einen<br />

starken Fokus auf Anti-Rassismus, interkulturelle<br />

Fragestellungen und globale Zusammenhänge.<br />

GIZ: Gab es Erfahrungen, die im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahre<br />

maßgeblich EinNuss auf pädagogische Inhalte genommen<br />

haben?<br />

„Wir betonten von Beginn<br />

an die Eigenverantwortung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen.“<br />

EWvW: Da fällt mir als erstes <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgang <strong>mit</strong> eigenen<br />

Grenzen ein. Wir wur<strong>de</strong>n immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong><br />

schwierigen Einzelfällen konfrontiert, in <strong>de</strong>nen<br />

zum Beispiel Freiwillige <strong>mit</strong> Alkohol und Drogen<br />

experimentierten. Das hat uns bewogen, dazu eine<br />

eigene Einheit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung zu konzipieren.<br />

Dabei haben wir die Freiwilligen auch für ihre Verantwortung<br />

füreinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

sensibilisiert. Aus<br />

<strong>de</strong>n gemachten Erfahrungen<br />

wur<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>n Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch ein<br />

Verhaltensko<strong>de</strong>x für die Freiwilligen erarbeitet, <strong>de</strong>n<br />

sie bereits im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung in<br />

Deutschland kennen lernten. Immer mehr Be<strong>de</strong>utung<br />

bekam darüber hinaus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezug zur Entwicklungspolitik.<br />

Hier konnten wir auf die breite Expertise<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ zurückgreifen.<br />

GIZ: Wie konnten die Freiwilligen von <strong><strong>de</strong>r</strong> entwicklungspolitischen<br />

Expertise <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ pro:tieren?<br />

EWvW: Die Län<strong><strong>de</strong>r</strong>büros hatten unterschiedliche<br />

Angebote gemacht, worüber die Freiwilligen die<br />

entwicklungspolitische Realität <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ kennen<br />

lernen konnten. Dies reichte vom Besuch einzelner<br />

Projekte bis hin zu Hospitationen, für die die Freiwilligen<br />

von ihrer Partnerorganisation freigestellt<br />

wur<strong>de</strong>n. Häu:g stellten die Lan<strong>de</strong>sdirektor/innen<br />

das Programm <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ auf <strong>de</strong>n Seminaren vor, und<br />

in einigen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n wur<strong>de</strong>n auch ganze Themenseminare<br />

zur Entwicklungspolitik durchgeführt.<br />

GIZ: Welchen Stellenwert haben für die GIZ Partnerorganisationen<br />

und Gastfamilien in <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen<br />

Begleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen?<br />

EWvW: Die Partnerorganisationen sind die Träger<br />

<strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Programms. Ohne sie lassen sich<br />

keine Freiwilligeneinsätze verwirklichen. Dadurch,<br />

dass sie für die Freiwilligen das zentrale Lernumfeld<br />

bieten, hatten sie eine herausragen<strong>de</strong> Rolle in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en informeller Lernbegleitung.<br />

7 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


1<br />

Uns war es ein Anliegen, die Partnerorganisationen<br />

in dieser Rolle wo möglich zu entlasten und<br />

uns als Entsen<strong>de</strong>organisation einzubringen. Um<br />

die Partnerorganisationen in ihrer Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Begleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen zu unterstützen, fand<br />

ein reger Austausch zwischen <strong>de</strong>n <strong>weltwärt</strong>s-<br />

Ansprechpartner/in eines Lan<strong>de</strong>s und Vertreter/<br />

innen von Partnerorganisationen statt. Oft wur<strong>de</strong>n<br />

diese zu Seminaren <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen eingela<strong>de</strong>n<br />

und hatten auch die Möglichkeit, sich in Partnerworkshops<br />

<strong>mit</strong> Vertreter/innen von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Partnerorganisationen<br />

und uns als Entsen<strong>de</strong>organisationen<br />

auszutauschen.<br />

Die Unterbringung von Freiwilligen in Gastfamilien<br />

konnte in vielen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n organisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies war <strong>mit</strong> ein Garant für einen erfolgreichen<br />

Freiwilligeneinsatz, da sie die Freiwilligen sehr<br />

rasch einen intensiven Einblick in <strong>de</strong>n Kontext vor<br />

Ort geben konnten. Darüber hinaus sind oft langfristige<br />

intensive Kontakte und Beziehungen entstan<strong>de</strong>n.<br />

GIZ: Inwiefern <strong>de</strong>cken sich Ihre Ansprüche an das<br />

Programm <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

nach ihrer Rückkehr und welche Rolle spielt für<br />

Sie die Begleitung nach Rückkehr aus <strong>de</strong>m Ausland?<br />

EWvW: Auf <strong>de</strong>n Nachbereitungsseminaren bekam<br />

ich häu:g die erfreuliche Rückmeldung, dass ein<br />

Großteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen sich sehr gut begleitet<br />

gefühlt hat. Dazu gehört natürlich auch eine soli<strong>de</strong><br />

Nachbereitung in Deutschland, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> die gewonnenen<br />

Erfahrungen reNektiert wer<strong>de</strong>n und die<br />

of:zielle Überleitung zu ihrer neuen Rolle als Multiplikator/innen<br />

statt:n<strong>de</strong>t. Ich war immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

überrascht, wie viele konkrete Pläne für entwicklungspolitisches<br />

Engagement es gab. Und wie viele<br />

Freiwillige Kontakt zu ihren Partnerorganisationen<br />

halten und sich bemühen, diese weiter zu unterstützen.<br />

Das stimmt mich sehr positiv, was die<br />

Wirkung unseres Programms angeht. Um diese<br />

positiven Impulse nachhaltig zu gestalten, ist es<br />

wichtig, <strong>de</strong>utschlandweit Bezugspunkte für die<br />

Freiwilligen zu haben, die ihnen Unterstützung bei<br />

ihrem Engagement anbieten. Der DED hatte hier<br />

frühzeitig das <strong>Konzept</strong> <strong>weltwärt</strong>s in Deutschland<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

8<br />

(WinD) entwickelt, das heute von Engagement<br />

Global weitergeführt wird.<br />

GIZ: Was sind abschließend für sie die zentralen<br />

Lernerfahrungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung<br />

und welche Empfehlungen wür<strong>de</strong>n Sie ableiten?<br />

EWvW: Für mich ist über die Jahre sehr <strong>de</strong>utlich<br />

gewor<strong>de</strong>n, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> zentrale Aspekt für einen wirkungsvollen,<br />

positiven Freiwilligeneinsatz die Auswahl<br />

geeigneter Kandidat/innen ist. Sie :n<strong>de</strong>t zunächst<br />

beim Auswahlseminar statt. Gleichzeitig<br />

war es für uns immer wichtig die Vorbereitungszeit<br />

zu nutzen, um sich auch gegen eine Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> einzelnen Freiwilligen zu entschei<strong>de</strong>n und<br />

auf ihre Entsendung zu<br />

„Es fand ein reger Austausch<br />

zwischen <strong>de</strong>n<br />

Partnerorganisationen<br />

und uns statt“<br />

verzichten. Keinem, we<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

uns als Entsen<strong>de</strong>organisationen,<br />

noch <strong>de</strong>n<br />

Freiwilligen und vor allem<br />

nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisationen<br />

wäre geholfen, wür<strong>de</strong>n wir einem<br />

Einsatz zustimmen, von <strong>de</strong>m wir wissen, dass er<br />

nicht erfolgreich verlaufen wür<strong>de</strong>. Insgesamt lohnt<br />

es sich, vor allem in <strong>de</strong>n Start <strong>de</strong>s Freiwilligendienstes<br />

zu investieren, <strong>de</strong>nn er legt <strong>de</strong>n Grundstein<br />

für ein erfolgreiches Freiwilligenjahr.<br />

Zu<strong>de</strong>m erscheint es mir beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wichtig, <strong>de</strong>n<br />

entwicklungspolitischen Aspekt bei <strong>weltwärt</strong>s zu<br />

ver<strong>de</strong>utlichen. Entwicklungspolitische Bezüge sollte<br />

es in allen Aspekten <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Freiwilligendienstes<br />

geben, da<strong>mit</strong> das Kernziel <strong>de</strong>s Programms<br />

präsent sein bleibt. Dazu gehörten für uns Angebote,<br />

Entwicklungspolitik vor Ort kennen zu lernen<br />

genauso wie die intensive Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung und<br />

ReNektion von globalen Zusammenhängen und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Verstrickung darin. Das <strong>weltwärt</strong>s-<br />

Programm bietet eine enorme Chance, das entwicklungspolitische<br />

Verständnis in Deutschland<br />

maßgeblich zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n und da<strong>mit</strong> die Entwicklungszusammenarbeit<br />

zu erneuern. Zur Erreichung<br />

dieses Ziels ist eine qualitativ hochwertige Begleitung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen absolut erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. Denn:<br />

„Ein Kettenhund, <strong><strong>de</strong>r</strong> Wind und Wetter ausgesetzt<br />

ist, taugt noch lange nicht als Meteorologe.“<br />

GIZ: Herr Wil<strong>de</strong>mann, vielen Dank für das Gespräch.


Mit <strong>weltwärt</strong>s Global Lernen –<br />

(was) braucht’s da mehr als einen Aufenthalt im Ausland? 2<br />

eltwärts versteht sich als ein Programm<br />

W basierend auf <strong>de</strong>m Ansatz <strong>de</strong>s Globalen<br />

Lernens. Dieses methodische und inhaltliche pädagogische<br />

<strong>Konzept</strong> soll Menschen dabei unterstützen,<br />

ermutigen und dazu befähigen, die global<br />

vernetzte Gesellschaft im Sinne nachhaltiger Entwicklung<br />

<strong>mit</strong>zugestalten. Hierzu müssen globale<br />

Verstrickungen, komplexe Ursache-Wirkungsgefüge<br />

und eigene Handlungsspielräume erkannt<br />

wer<strong>de</strong>n. Es bedarf eines Verständnisses für lokale<br />

Auswirkungen von globalen Phänomenen und<br />

globale Auswirkungen von lokalen Handlungen.<br />

Und einen bewussten Umgang <strong>mit</strong> Unbestimmtheit<br />

und Nicht-Wissen, die die Unsicherheit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zukunftsgestaltung <strong>mit</strong> sich bringen. Der folgen<strong>de</strong><br />

Artikel soll ver<strong>de</strong>utlichen, wie ein entwicklungspolitischer<br />

Freiwilligendienst diese Kompetenzentwicklung<br />

för<strong><strong>de</strong>r</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> aber auch behin<strong><strong>de</strong>r</strong>n kann.<br />

Ein <strong>weltwärt</strong>s-Jahr birgt zahlreiche Potentiale, die<br />

globale Handlungskompetenz zu erweitern und<br />

da<strong>mit</strong> das Globale Lernen zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Angeregt<br />

durch direkte Begegnungen <strong>mit</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lebenswirklichkeiten,<br />

durch das auf sich allein gestellt<br />

sein, durch Irritationen und da<strong>mit</strong> Auf<strong>de</strong>ckung von<br />

eigenen Normalitätserwartungen und nicht zuletzt<br />

einem Perspektivwechsel öffnen sich neue Blickwinkel<br />

auf die Welt.<br />

Notwendigkeit von pädagogischer Arbeit<br />

Ein Auslandsaufenthalt allein ist kein Garant für<br />

eine Kompetenzerweiterung im Sinne <strong>de</strong>s Globalen<br />

Lernens. Immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> wird davor gewarnt,<br />

dass auch längere Auslandsaufenthalte genau das<br />

Gegenteil ihrer Intention bewirken. Es gibt viele<br />

Beispiele, dass Teilnehmen<strong>de</strong> <strong>mit</strong> verhärteten Vorurteilen<br />

zurück kommen, nun <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> vermeintlichen<br />

Gewissheit, kompetent über ihr Gastland<br />

urteilen zu können.<br />

Dies ist beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gefährlich, da sie in ihrem Umfeld<br />

häu:g als Expert/innen gesehen wer<strong>de</strong>n und<br />

so<strong>mit</strong> eine negative Mulitplikator/innenfunktion<br />

übernehmen. Wenn aus <strong>de</strong>n vielen neuen Eindrücken<br />

und Irritationen Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung wird, führt<br />

das zu teilweise tiefgreifen<strong>de</strong>n AbwehrreNexen, die<br />

Globales Lernen verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Um <strong>de</strong>m entgegen zu wirken und <strong>de</strong>n Aufenthalt<br />

zu einer positiven Lernerfahrung für alle Beteiligten<br />

zu machen, bedarf es einer hochwertigen pädagogischen<br />

Begleitung. Die Hauptaufgaben liegen<br />

hierbei in <strong><strong>de</strong>r</strong> Anregung zur (Selbst-) ReNektion,<br />

zur Ein- und Verortung <strong>de</strong>s Erlebten in entsprechen<strong>de</strong>,<br />

angemessene Kontexte, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ermutigung<br />

zum Perspektivwechsel und <strong>de</strong>m immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Öffnen für Neues und vermeintlich<br />

Frem<strong>de</strong>s.<br />

Lernprozesse begleiten<br />

Globales Lernen und da<strong>mit</strong> einen breit angelegten<br />

Kompetenzerwerb zu begleiten, ist eine herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong><br />

Aufgabe. Lernen ist eine Funktion <strong>de</strong>s<br />

Wahrnehmens, <strong><strong>de</strong>r</strong> Kognition, <strong><strong>de</strong>r</strong> emotionalen<br />

Bewertung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Handlung. Es be<strong>de</strong>utet die<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Wissens, <strong><strong>de</strong>r</strong> Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten zur Bewältigung von Lebenssituationen.<br />

Dieser neurologisch vielfältige Prozess kann<br />

von außen angeregt, aber nicht gesteuert wer<strong>de</strong>n.<br />

Je<strong>de</strong>/r Freiwillige bringt eine eigene Lerngeschichte<br />

<strong>mit</strong> und steht an einem individuellen Entwicklungspunkt.<br />

Entsprechend wird je<strong>de</strong> gemachte<br />

Erfahrung individuell wahrgenommen und verarbeitet.<br />

Hierauf muss die pädagogische Begleitung<br />

abgestimmt sein.<br />

„Die Hauptaufgaben liegen in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verortung <strong>de</strong>s Erlebten in<br />

entsprechen<strong>de</strong>, angemessene<br />

Kontexte und <strong>de</strong>m immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Öffnen für<br />

Neues.“<br />

Der Freiwilligendienst ist aus zwei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Lernformen zusammengesetzt: <strong><strong>de</strong>r</strong> zeitlich größte<br />

Teil liegt im Bereich <strong>de</strong>s informellen Lernens, welches<br />

während<br />

<strong>de</strong>s Einsatzes in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation<br />

und<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Freizeit<br />

geschieht. Diese<br />

Lernform :n<strong>de</strong>t<br />

ständig und<br />

überall statt und gilt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel als ungeplant.<br />

Unterstützt wer<strong>de</strong>n kann dieses Lernen am besten<br />

durch begleitete LernreNektion, ergänzend zu <strong>de</strong>n<br />

non-formalen Lernangebote in Form von Seminaren,<br />

in <strong>de</strong>nen die pädagogische Begleitung im Sinne<br />

<strong>de</strong>s Globalen Lernens gezielt EinNuss auf <strong>de</strong>n<br />

Lernprozess <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen nehmen kann.<br />

9 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


2<br />

Seminare im Sinne Globalen Lernens gestalten<br />

Die Berücksichtigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Individualität von Lernprozessen<br />

kann vor allem durch die Didaktik <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Seminare erfolgen. Um die Freiwilligen ganzheitlich<br />

anzusprechen, also neben <strong>de</strong>m Hirn auch Herz<br />

und Hand zu aktivieren, ist eine von gegenseitigem<br />

Vertrauen und Fehlertoleranz geprägte Atmosphäre<br />

unerlässlich. Dies erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t eine vielfältige Methodik,<br />

die neben kognitiven auch affektive und<br />

psychomotorische Lernprozesse initiiert. Durch<br />

eine prozessorientierte Arbeitsweise können die<br />

aktive Beteiligung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen, ihr Hinterfragen<br />

und ihre Erkenntnisse das Seminar bereichern<br />

und Lernprozesse vertiefen. Die Seminargestaltung<br />

orientiert sich an <strong><strong>de</strong>r</strong>en Vorkenntnissen,<br />

Bedürfnissen und Interessen und knüpft also direkt<br />

an die Lernerfahrungen an, die sie bereits <strong>mit</strong>bringen,<br />

bzw. im informellen Lernumfeld ihres<br />

Dienstes und ihrer Freizeit machen.<br />

2<br />

Die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung<br />

besteht darin, die Freiwilligen dabei zu unterstützen,<br />

ihre subjektiven Sichtweisen in einen größeren<br />

Kontext zu stellen, <strong>de</strong>struktiven Herangehensweisen<br />

positive Ansätze entgegen zu setzen<br />

und durch Perspektivwechsel <strong>de</strong>n Horizont zu<br />

erweitern. Nur so kann sichergestellt wer<strong>de</strong>n, dass<br />

internationale Freiwilligendienste Globales Lernen<br />

ermöglichen.<br />

Die zentrale Aufgabe in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>weltwärt</strong>s-Seminararbeit<br />

ist die Anleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen zur ReNektion<br />

<strong>de</strong>s eigenen Lernprozesses. Dieser kann auf<br />

viele Weisen angeregt wer<strong>de</strong>n. Relevante Themen<br />

können durch<br />

„Es geht darum, subjektive<br />

Sichtweisen in einen größeren<br />

Kontext zu stellen, <strong>de</strong>struktiven<br />

Herangehensweisen positive<br />

Ansätze entgegen zu setzen und<br />

durch Perspektivwechsel <strong>de</strong>n<br />

Horizont zu erweitern.“<br />

Rollenspiele,<br />

künstlerischen<br />

Zugänge wie<br />

Collagen, vertieft,<br />

individuelle<br />

Lernprozesse<br />

über Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> veranschaulicht<br />

und im Anschluss in verschie<strong>de</strong>nen Gruppenkonstellationen<br />

reNektiert und diskutiert wer<strong>de</strong>n. Auch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> individuelle Raum für ReNektion ist wichtig.<br />

Hier können auf <strong>de</strong>n Seminaren Zeiträume geschaffen<br />

wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

beispielsweise in ein Lerntagebuch schreiben, einen<br />

Brief an sich selbst verfassen (<strong>de</strong>n sie zukleben<br />

und erst nach einem längeren Zeitraum wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

öffnen) o<strong><strong>de</strong>r</strong> bewusst und in Ruhe Inputs sacken<br />

lassen können.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

10


Die Suche nach <strong>de</strong>n Richtigen. Die Auswahl als Grundvoraussetzung<br />

u Beginn je<strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Einsatzes steht die<br />

Z Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> geeigneten Freiwilligen. Die erfolgreiche<br />

Absolvierung eines <strong>weltwärt</strong>s-Jahres im<br />

Sinne <strong>de</strong>s Globalen Lernens setzt dabei persönliche<br />

und soziale Kompetenzen bei <strong>de</strong>n Bewerber/<br />

innen voraus. Das <strong>weltwärt</strong>s-Programm erwartet<br />

von <strong>de</strong>n potentiellen Teilnehmen<strong>de</strong>n Lernbereitschaft,<br />

Offenheit und Teamfähigkeit. Darüber hinaus<br />

sollten sie Respekt, Geduld und Eigeninitiative<br />

<strong>mit</strong>bringen und bereit sein sich entwicklungspolitisch<br />

zu engagieren. Die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl<br />

besteht darin, diese Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zu operationalisieren<br />

und überprüfbar zu machen.<br />

Gleichzeitig bietet die Auswahl die Möglichkeit die<br />

pädagogische Arbeit einzuleiten und <strong>de</strong>n ReNektionsprozess<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> zukünftigen Freiwilligen anzustoßen.<br />

Um diesen Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen gerecht zu wer<strong>de</strong>n,<br />

entwickelte „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“ eine<br />

dreistu:ges Auswahlverfahren, in <strong>de</strong>ssen Zentrum<br />

eine eintägige Auswahltagung stand.<br />

Auswahlprozess in drei Stufen<br />

Zu Beginn erfolgte die formale Vorauswahl auf<br />

Grundlage <strong><strong>de</strong>r</strong> schriftlichen Bewerbung. Bereits<br />

hier konnten die Bewerber/innen ihre Motivation<br />

für <strong>de</strong>n Freiwilligendienst darlegen und ihr bisheriges<br />

Engagement beschreiben. Im nächsten Schritt<br />

wur<strong>de</strong>n die vorausgewählten Bewerber/innen zu<br />

einer Auswahltagung eingela<strong>de</strong>n, die ihre generelle<br />

Eignung für <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ prüfte. Der<br />

Fokus lag hierbei auf <strong>de</strong>n sozialen Kompetenzen<br />

sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> Passung zur Entsen<strong>de</strong>organisation GIZ.<br />

Nach erfolgreich durchlaufenem Assessment Center<br />

konnten die Bewerber/innen sich online auf<br />

einen konkreten Einsatzplatz bewerben. Im Anschluss<br />

an das Matching von Bewerber/innen und<br />

Einsatzplätzen wur<strong>de</strong>n die Lebensläufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

an die Partnerorganisationen gesandt.<br />

Stimmten auch diese einer Teilnahme zu, wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>n Freiwilligen eine verbindliche Zusage gemacht.<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>nproPl<br />

Für die eintägige Auswahltagung, <strong>de</strong>m ersten persönlichen<br />

Zusammentreffen von Entsen<strong>de</strong>organisation<br />

und Bewerber/innen, wur<strong>de</strong> das vom <strong>weltwärt</strong>s-Programm<br />

vorgegebene Pro:l <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n differenziert und erweitert. Die<br />

Richtlinie gab vor, dass die Teilnehmen<strong>de</strong>n weltoffen,<br />

lernbereit, teamfähig und an <strong>de</strong>n Kulturen<br />

und Verhältnissen in <strong>de</strong>n Gastlän<strong><strong>de</strong>r</strong>n interessiert<br />

sein sollten. Außer<strong>de</strong>m sollten sie bereit sein, in<br />

ihren Partnerorganisationen tatkräftig <strong>mit</strong>zuarbeiten,<br />

sowie sich vor, während und nach <strong>de</strong>m Aufenthalt<br />

entwicklungspolitisch zu engagieren. Die<br />

GIZ formulierte hieraus die Kriterien Verträglichkeit<br />

und Kooperativität, Offenheit und Lernbereitschaft,<br />

sowie Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standsfähigkeit und ReNektionsvermögen.<br />

Verträglichkeit und Kooperativität<br />

Verträglichkeit und Kooperativität umfassten Fragen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kommunikationsfähigkeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> Teamorientierung,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Beteiligung, sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> Rücksichtnahme<br />

in Form von Empathie und Einsichtsvermögen.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahltagung überprüfen die Assessor/<br />

innen die Freiwilligen anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> Einschätzungen:<br />

Ist die Person offen und gesprächsbereit? Begegnet<br />

sie an<strong><strong>de</strong>r</strong>en freundlich und zugewandt und<br />

zeigt Interesse an <strong>de</strong>n Meinungen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er? Kann<br />

sie zuhören? Kommuniziert sie klar und verständlich?<br />

Bringt sie Vorschläge ein und gestaltet <strong>de</strong>n<br />

Gruppenprozess aktiv <strong>mit</strong>? Beteiligt sie sich aktiv<br />

und nimmt Rücksicht auf die Gedanken, Bedürfnisse<br />

und Argumente an<strong><strong>de</strong>r</strong>er? Zeigt sie bereitwillige<br />

Zurücknahme eigener Pro:lierungsmöglichkeiten<br />

zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe? Ist sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage,<br />

die eigene Perspektive zu wechseln?<br />

Offenheit und Lernbereitschaft<br />

Unter Offenheit und Lernbereitschaft :elen Kontaktfreu<strong>de</strong>,<br />

Offenheit für Neues, Lernbereitschaft,<br />

Motivation und Engagement. Um diese zu bewerten<br />

stellten sich die Assessor/innen die Fragen:<br />

Begegnet diese Person an<strong><strong>de</strong>r</strong>en offen, proaktiv,<br />

freundlich und zugewandt? Interessiert sie sich für<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Lebensweisen, Kulturen und Lebensverhältnissen?<br />

Zeigt sie Begeisterung für neue Erfahrungen?<br />

Ist sie bereit und interessiert, Normen<br />

kritisch zu hinterfragen und auf ihr neue soziale,<br />

ethische und politische Wertvorstellungen einzugehen?<br />

Zeigt die Person sich wissbegierig, phantasievoll<br />

und experimentierfreudig?<br />

11 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ<br />

3


3<br />

Ist eine Begeisterung für das Programm und vor<br />

allem die Lernperspektiven, die es in Aussicht<br />

stellt, klar ersichtlich? Zeigt die Person sich interessiert<br />

an entwicklungspolitischem Engagement<br />

und hat sie eine konkrete Vorstellung davon?<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standfähigkeit und Re*ektionsvermögen<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standsfähigkeit und ReNektionsvermögen<br />

wur<strong>de</strong>n weiter aufgeschlüsselt in gesun<strong>de</strong>s Selbstvertrauen,<br />

Realismus und Ambiguitätstoleranz. Die<br />

zu klären<strong>de</strong>n Fragen lauteten: Tritt dieser junge<br />

Mensch sicher auf und bewahrt auch in irritieren<strong>de</strong>n<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> stressigen Momenten eine relative Gelassenheit?<br />

Agiert er reNektiert? Kann er sein eigenes<br />

Han<strong>de</strong>ln und Denken realistisch einschätzen und<br />

hinterfragen, Kritik annehmen und sich da<strong>mit</strong> auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen?<br />

Ist diese Person bereit, sich Belastungen<br />

auszusetzen und da<strong>mit</strong> konstruktiv umzugehen?<br />

Ist sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlichkeiten<br />

wahrzunehmen und differenziert zu bewerten?<br />

Hat sie realistische Erwartungen in Bezug auf <strong>de</strong>n<br />

Freiwilligendienst und die Lebensverhältnisse vor<br />

Ort?<br />

Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfüllung dieser Kriterien entstand das<br />

I<strong>de</strong>albild einer/eines Freiwilligen als eine Person,<br />

die dieses Auslandsjahr zuzutrauen war und <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

<strong>weltwärt</strong>s-Aufenthalt nicht nur einen Gewinn für<br />

die Person selbst, die Partnerorganisation und das<br />

Umfeld im Gastland, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch für die Herkunftsgesellschaft<br />

darstellte.<br />

Die Auswahltagung<br />

Die Auswahltagungen, zu <strong>de</strong>nen in <strong>de</strong>n fünf Jahren<br />

insgesamt rund 4.500 Bewerber/innen eingela<strong>de</strong>n<br />

waren, boten die Möglichkeit zur Überprüfung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kriterien. Zu<strong>de</strong>m fand ein kurzer Sprachtest statt,<br />

die Bewerber/innen erhielten Anregungen zur<br />

SelbstreNektion und konnten sich ein umfassen<strong>de</strong>s<br />

Bild <strong>de</strong>s Programms „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“<br />

machen.<br />

Pro Auswahltagung wur<strong>de</strong>n 75 Bewerber/innen<br />

eingela<strong>de</strong>n. Je vier Assessor/innen waren einer<br />

Gruppe von zwölf Kandidat/innen zugeteilt, so<br />

dass sich ein Schlüssel von 1:3 ergab. Auf das Kennenlernen<br />

am Abend folgte am nächsten Vor<strong>mit</strong>-<br />

tag ein vierstündiger Workshop in Kleingruppen.<br />

Dieser bestand aus vier Elementen: Zunächst gab<br />

es Paarinterviews, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Bewerber/innen sich<br />

in Zweier-Teams nach ihrer Motivation und Erwartungen<br />

befragten. Daraus folgte eine kurze Selbstpräsentation<br />

<strong>mit</strong> Rückfragen durch die Assessor/<br />

innen. Durch diese Übung wur<strong>de</strong>n neben Offenheit<br />

und Kooperativität auch ReNektionsvermögen<br />

und eine realistische Vorstellung <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-<br />

Programms überprüft.<br />

„Ist die Person bereit, sich<br />

Belastungen auszusetzen<br />

und <strong>mit</strong> diesen konstruktiv<br />

umzugehen? Ist sie in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lage, Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlichkeiten<br />

wahrzunehmen und<br />

differenziert zu bewerten?“<br />

Anschließend wur<strong>de</strong>n die Bewerber/innen einzeln<br />

in einer Simulation <strong>mit</strong> potenziell schwierigen Situationen<br />

im Ausland konfrontiert. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten<br />

Telefonaufgabe, erhielten sie eine :ktive<br />

E-Mail eines Freun<strong>de</strong>s, <strong><strong>de</strong>r</strong> als Freiwilliger vor Ort<br />

ein Problem beschreibt. Nach kurzer Vorbereitung<br />

mussten die Kandidat/innen einzeln ein Telefongespräch<br />

<strong>mit</strong> dieser Person simulieren, die nun um<br />

Ratschläge bat. Anschließend wur<strong>de</strong>n die Bewerben<strong>de</strong>n<br />

dazu eingela<strong>de</strong>n, das eigene Gesprächsverhalten<br />

zu reNektieren. In diesem Rollenspiel, in<br />

<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong>/die Kandidat/in<br />

sich selbst<br />

spielte, konnte<br />

Kommunikationsund<br />

Empathiefähigkeit<br />

unter Beweis<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Übung<br />

regte zu<strong>de</strong>m an,<br />

sich <strong>mit</strong> möglichen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen im <strong>weltwärt</strong>s-Jahr<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu setzen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten<br />

Übung wur<strong>de</strong> die Gruppe aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, eine gemeinsame<br />

Aufgabe, wie zum Beispiel <strong>de</strong>n Bau eines<br />

Papierturms o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Planung einer Rückkehrveranstaltung<br />

zu bearbeiten. Anschließend wur<strong>de</strong>n<br />

sie aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, über ihr (Gruppen-) Verhalten zu<br />

reNektieren. Der Fokus lag bei dieser Übung auf<br />

<strong>de</strong>n zwischenmenschlichen Kompetenzen und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fähigkeit, das eigene Verhalten einschätzen zu<br />

können. Abgerun<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> das Assessment Center<br />

<strong>mit</strong> einem Einzelgespräch, in <strong>de</strong>m die Assessor/innen<br />

Fragen klärten, die sich aus ihren Beobachtungen<br />

<strong>de</strong>s Vor<strong>mit</strong>tags ergaben und die Bewerber/innen<br />

noch einmal selbst eine<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

12


3<br />

Einschätzung zu ihrem Auftreten geben konnten.<br />

Den Rahmen bil<strong>de</strong>ten<strong><strong>de</strong>r</strong> zwei Informationsveranstaltungen.<br />

Die erste beinhaltete die Begrüßung<br />

und die Vorstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahltagung und –<br />

kriterien und diente <strong>de</strong>m Ankommen und Aufwärmen.<br />

Die zweite Veranstaltung informierte die<br />

Bewerber/innen über das Programm, um einen<br />

realistischen Eindruck zu ver<strong>mit</strong>teln, was ein einjähriger<br />

Freiwilligendienst <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ be<strong>de</strong>utete.<br />

Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> ausführlich auf Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kandidat/innen<br />

eingegangen. Abschließend hatten die<br />

Kandidat/innen die Möglichkeit, sich untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an Hand von Leitfragen über Befürchtungen<br />

und Erwartungen auszutauschen und so<strong>mit</strong> für<br />

sich selbst eine bessere Entscheidungsgrundlage<br />

bezüglich ihrer Programmteilnahme zu entwickeln.<br />

Assessor/innen<br />

Um die Bewerber/innen in ihrem Auswahlverfahren<br />

möglichst professionell zu begleiten, wur<strong>de</strong><br />

auf eine heterogene Zusammenstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Assessor/innen<br />

geachtet. Sie wur<strong>de</strong>n jeweils in Tan<strong>de</strong>ms<br />

aufgeteilt. Ein/e Tan<strong>de</strong>mpartner/in hatte<br />

GIZ-Hintergrund und verfügte in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel über<br />

langjährige Auslandserfahrungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

und einen relativ großen<br />

Altersabstand zu <strong>de</strong>n Bewerber/innen. Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Person hatte ASA-Hintergrund und meist eine<br />

kürzere Auslandserfahrung, die oft in einem ähnlichen<br />

Alter wie die Bewerber/innen gemacht wor<strong>de</strong>n<br />

war. ASAt/innen hatten einen <strong>de</strong>utlich geringeren<br />

Altersabstand zu <strong>de</strong>n Kandidat/innen. Diese<br />

unterschiedlichen Perspektiven in einem Beobachtungstan<strong>de</strong>m<br />

zusammenzuführen hat sich aus<br />

Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Assessor/innen sehr bewährt und wur<strong>de</strong><br />

auch in <strong>de</strong>n Rückmeldungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewerber/innen<br />

positiv hervorgehoben.<br />

Rückmeldung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewerber/innen<br />

In einem anonymen, zum Abschluss je<strong><strong>de</strong>r</strong> Tagung<br />

erhobenen Fragebogen wur<strong>de</strong> von fast allen Bewerben<strong>de</strong>n<br />

eine Rückmeldung zur Auswahl eingeholt.<br />

Diese zeigt, dass über 90 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Kandidat/innen<br />

die Atmosphäre als angenehm empfan<strong>de</strong>n<br />

und sich nach eigener Einschätzung authentisch<br />

zeigen konnten.<br />

Gleichzeitig wur<strong>de</strong> immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> die hohe Professionalität<br />

gelobt, die ihnen Vertrauen zur Entsen<strong>de</strong>organisation<br />

ver<strong>mit</strong>telte. 93 Prozent gaben an,<br />

in ihrem Bestreben, am Programm teilzunehmen,<br />

durch die Auswahltagung gestärkt wur<strong>de</strong>n. Ebenfalls<br />

positiv wur<strong>de</strong> die Auswahl als Lernmoment<br />

wahrgenommen, in <strong>de</strong>m die Teilnehmen<strong>de</strong>n etwas<br />

für sich persönlich <strong>mit</strong>nehmen konnten (87 Prozent).<br />

Qualitätssicherung<br />

Die Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahltagungen wur<strong>de</strong> durch<br />

<strong>de</strong>n Einsatz verschie<strong>de</strong>ner Instrumente gesichert<br />

und weiterentwickelt. Die Assessor/innen hatten<br />

eine <strong>de</strong>taillierte Workshopbeschreibung, sowie das<br />

ausgearbeitete Auswahlkonzept zur Verfügung. In<br />

diesem wur<strong>de</strong>n neben <strong><strong>de</strong>r</strong> genauen Operationalisierung<br />

und Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kriterien und Indikatoren<br />

auch Hinweise zu möglichen Beobachtungsfehlern<br />

gemacht. Darüber hinaus gab es<br />

standardisierte Beobachtungs- und Bewertungsunterlagen,<br />

die zur Arbeitserleichterung während<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Tagung dienten.<br />

Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n zu Beginn <strong>de</strong>s Auswahlzyklus Beobachtungsschulungen<br />

angeboten. Dort setzten<br />

sich die Assessor/innen <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> konkreten Umsetzung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Übungen praktisch auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Darüber hinaus machten sie sich <strong>mit</strong> ihrer<br />

Rolle, <strong>de</strong>n potenziellen Erwartungen, Ängsten und<br />

Befürchtungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewerber/innen, sowie <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lebensphase vertraut. Ein weiterer Schulungsschwerpunkt<br />

war die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />

<strong>mit</strong> typischen und eigenen Beobachtungs- und<br />

Bewertungsfehlern. Also BeeinNussungen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Beobachtung, die beispielsweise dadurch erzeugt<br />

wer<strong>de</strong>n können, dass eine Bewerberin an eine Bekannte<br />

erinnert. Hinzu kamen konkrete Hilfestellungen<br />

für die Einzelgespräche, wie z.B. Fragetechniken.<br />

Die Weiterentwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahltagung basierte<br />

auf <strong>de</strong>n systematischen Rückmeldungen von<br />

<strong>de</strong>n Assessor/innen und <strong>de</strong>n Bewerber/innen, die<br />

ebenso wie die Rückmeldungen aus <strong>de</strong>n Partnerlän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

in die Überarbeitung <strong>de</strong>s Auswahlkonzeptes<br />

einNossen.<br />

13 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


3<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung je<strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahltagung bestand<br />

darin, eine Atmosphäre zu schaffen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

junge Menschen sich — trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> offensichtlichen<br />

Auswahlsituation — öffnen und authentisch verhalten<br />

können und wollen. Ein Vorteil war, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahltagung keine Quote zu Grun<strong>de</strong> lag,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die generelle Eignung einer/s je<strong>de</strong>n Bewerber/in<br />

überprüft wer<strong>de</strong>n konnte. Zu<strong>de</strong>m beför<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />

die herzliche Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Assessor/innen eine<br />

vertrauensvolle Atmosphäre. Gleichzeitig erlaubte<br />

eine professionelle Distanz die Erzeugung von<br />

Situationen, in <strong>de</strong>nen die Bewerben<strong>de</strong>n sich einem<br />

Druck ausgesetzt fühlten und so Stressresistenz<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

„Die Auswahl bil<strong>de</strong>t die<br />

Grundlage für <strong>de</strong>n Erfolg<br />

<strong>de</strong>s Programms.“<br />

Kontroverse Diskussionen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Konzept</strong>ion <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Auswahl ergaben sich aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung,<br />

dass das Format Assessment<br />

Center, in <strong>de</strong>m<br />

die Auswahltagung<br />

gehalten wur<strong>de</strong>, sich<br />

durch eine hohe Standardisierung<br />

und Objektivierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beobachtungs-<br />

und Bewertungstätigkeit auszeichnet.<br />

Hier wur<strong>de</strong> in Frage gestellt, inwiefern die für einen<br />

Freiwilligendienst nötigen Eigenschaften in<br />

einem eintägigen Workshop standardisiert diagnostiziert<br />

wer<strong>de</strong>n können o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob es nicht doch so<br />

etwas wie ein Bauchgefühl gibt, das in die Entscheidung<br />

über eine Programmteilnahme einNießen<br />

sollte.<br />

Das Vertrauen, dass die Partnerorganisationen<br />

da<strong>mit</strong> in die GIZ setzten, ließ die Verantwortung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Assessor/innen für eine gute Einschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bewerber/innen zusätzlich steigen.<br />

Abschließen<strong>de</strong> Empfehlungen<br />

Die Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> zu diesem Zeitpunkt geeigneten<br />

Personen für einen <strong>weltwärt</strong>s-Freiwilligendienst<br />

bil<strong>de</strong>t die Grundlage für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s Programms<br />

und rechtfertigt so<strong>mit</strong> die zeitliche und<br />

personelle Investition in einen ausführlichen Auswahlprozess.<br />

Da sich viele Bewerber/innen erst<br />

durch die Auswahltagung wirklich persönlich <strong>mit</strong><br />

möglichen Realitäten und Schwierigkeiten vor Ort<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen, ist es wichtig, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahlprozess<br />

ihnen die Gelegenheit gibt, ihre Bewerbung<br />

und ihre Motivation nochmal aktiv zu<br />

überprüfen. Vor allem aber sollten quali:zierte<br />

Assessor/innen sich ein möglichst umfassen<strong>de</strong>s<br />

Bild von <strong><strong>de</strong>r</strong> Eignung je<strong>de</strong>s/r Einzelnen machen<br />

können. Um sie und ihre Motivation wirklich kennen<br />

zu lernen, ist das Erleben <strong><strong>de</strong>r</strong> jungen Menschen<br />

in interaktiven Situationen ebenso essenziell<br />

wie Einzelgespräche.<br />

Wir haben uns für eine Mischform entschie<strong>de</strong>n, für<br />

die die Bewusstmachung <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Beobachtungs-<br />

und Bewertungsweise zentral war. Ein<br />

grundlegen<strong>de</strong>s De:zit <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl bestand darin,<br />

dass die Partner/innen vor Ort, die die Freiwilligen<br />

für ein Jahr in ihre Organisationen aufnahmen, an<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> persönlichen Auswahl nicht beteiligt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

14


Neun Tage Kompetenzerweiterung durch Re*ektion und Themenarbeit<br />

in zentraler Ausgangspunkt für <strong>de</strong>n erfolgreichen<br />

Freiwilligendienst ist das Vorbereitungs-<br />

E<br />

seminar in Deutschland. Hier wer<strong>de</strong>n durch die<br />

Themen, die angewandte Methodik und das Auftreten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Entsen<strong>de</strong>organisation bei <strong>de</strong>n Freiwilligen<br />

Kompetenzen entwickelt und gestärkt. Im<br />

Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stehen dabei das Einüben von SelbstreNektion<br />

als zentraler interkultureller Kompetenz,<br />

sowie die Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen als Lernen<strong>de</strong><br />

und spätere Multiplikator/innen. Gleichzeitig geben<br />

die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung <strong>mit</strong> Themen wie z.B.<br />

Anti-Rassismus, Interkulturalität und Kommunikation<br />

eine wichtige Orientierung für <strong>de</strong>n Freiwilligendienst.<br />

Die Vielfalt <strong><strong>de</strong>r</strong> relevanten Themen<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t eine gute Balance zwischen Ver<strong>mit</strong>tlung,<br />

Ausprobieren, ReNektionszeit und Pausen. Eine<br />

erfolgreiche Vorbereitung erleichtert es <strong>de</strong>n Freiwilligen,<br />

ihrem Umfeld vor Ort offen zu begegnen,<br />

zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten,<br />

KonNikte und Krisen zu meistern und <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlichkeiten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Rolle umzugehen.<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n wird das Vorbereitungskonzept <strong>de</strong>s<br />

<strong>weltwärt</strong>s-Programms <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ vorgestellt.<br />

Seminarrahmen und Seminarteams<br />

An einem Vorbereitungsseminar nahmen rund<br />

sechzig Freiwillige teil, die in Län<strong><strong>de</strong>r</strong>arbeitsgruppen<br />

unterteilt wur<strong>de</strong>n. Diese sechs Län<strong><strong>de</strong>r</strong>arbeitsgruppen<br />

umfassten jeweils zwischen sieben und<br />

zwölf Freiwillige, die zum gleichen Zeitpunkt in<br />

das jeweilige Land ausreisten. Sie wur<strong>de</strong>n über das<br />

gesamte Seminar durch eine/n Tutor/in begleitet.<br />

Die Län<strong><strong>de</strong>r</strong>aufteilung auf <strong>de</strong>n Seminaren erfolgte<br />

Kontinent übergreifend, um <strong>de</strong>n Austausch zwischen<br />

<strong>de</strong>n Freiwilligen zu beför<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

verbrachten etwa die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Seminarzeit<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtgruppe, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Themen gemeinsam bearbeitet wur<strong>de</strong>n. Die restliche<br />

Zeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Län<strong><strong>de</strong>r</strong>arbeitsgruppe diente <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ReNektion <strong><strong>de</strong>r</strong> bearbeiteten Themen, <strong>de</strong>m intensiven<br />

Kennenlernen, sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> Bearbeitung län<strong><strong>de</strong>r</strong>spezi:scher<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten. Neben <strong>de</strong>n sechs<br />

Tutor/innen bestand das Seminarteam aus zwei<br />

Seminarleitungen, die für die Gesamtorganisation<br />

und <strong>de</strong>n pädagogischen Überblick verantwortlich<br />

waren.<br />

Zu<strong>de</strong>m war durchgehend eine hauptamtliche Vertretung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ anwesend, die für die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

die Ansprechpartner/in für alle Fragen<br />

rund um ihren Einsatz war. In <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

wur<strong>de</strong>n die Teams zu<strong>de</strong>m durch eine Seminarassistenz<br />

unterstützt, die so erste Erfahrungen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

pädagogischen Arbeit sammeln konnte.<br />

Die Seminarleitung und die Tutor/innen wur<strong>de</strong>n<br />

aus <strong>de</strong>m ASA-Netzwerk rekrutiert. Kriterien für die<br />

Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Trainer/innen waren neben Auslandserfahrungen,<br />

die <strong>de</strong>nen eines Freiwilligendienstes<br />

ähnlich waren, tiefergehen<strong>de</strong> Erfahrung in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Begleitung von Gruppen und partizipativer Methodik.<br />

Darüber hinaus wur<strong>de</strong>n fundierte Kenntnisse<br />

in min<strong>de</strong>stens einem <strong><strong>de</strong>r</strong> zentralen Seminarinhalten,<br />

wie Globales Lernen, Teamarbeit, Interkulturalität<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Privilegien erwartet. Die GIZ verfolgte<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung <strong>mit</strong> ASA einen peer-to-peer-<br />

Ansatz. Die Teamen<strong>de</strong>n befan<strong>de</strong>n sich häu:g am<br />

En<strong>de</strong> ihres Studiums und zu Beginn ihres Berufslebens.<br />

Da<strong>mit</strong> hatten sie einen <strong>de</strong>utlichen Erfahrungsvorsprung<br />

vor <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n, waren<br />

jedoch vom Verständnis noch nah an <strong><strong>de</strong>r</strong>en Lebensrealität.<br />

Grundsätzlich sollten sich die Teamen<strong>de</strong>n<br />

auch als Lernen<strong>de</strong> verstehen. Zum einen,<br />

konnten sie sich als Trainer/innen in <strong>de</strong>m sicheren<br />

Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Seminare didaktisch und methodisch<br />

professionalisieren. Zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en basierend auf<br />

<strong>de</strong>m grundlegen<strong>de</strong>n pädagogischen Verständnis,<br />

dass Lehren<strong>de</strong> immer auch Lernen<strong>de</strong> sind.<br />

Ziele und Inhalte <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung<br />

Die Ziele <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung wur<strong>de</strong>n inhaltlich in<br />

vier Stränge unterteilt: Interkulturalität und Diversität,<br />

Vorbereitung auf <strong>de</strong>n Einsatzort, Kommunikation,<br />

Teamarbeit und eigene Ressourcen, sowie<br />

globale Verantwortung. Das Bild <strong><strong>de</strong>r</strong> Stränge sollte<br />

ver<strong>de</strong>utlichen, dass alle Themen <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> verwoben<br />

waren und eine klare Trennung <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhalte<br />

voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> nur begrenzt sinnvoll war.<br />

Vielmehr zogen sich diese Stränge durch das gesamte<br />

Seminar, waren an verschie<strong>de</strong>nen Stellen<br />

stärker o<strong><strong>de</strong>r</strong> schwächer ausgeprägt, immer <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verknüpft und von gleicher Wertigkeit.<br />

4<br />

15 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


4<br />

Gleichzeitig vereinfachten sie die Darstellung von<br />

Zielen und Inhalten, auf <strong><strong>de</strong>r</strong>en Basis das Seminarplanraster<br />

entwickelt wur<strong>de</strong>, nach<strong>de</strong>m alle Vorbereitungsseminare<br />

ausgerichtet waren. Und es berücksichtigte<br />

die Grundsätze <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppendynamik<br />

und baute die verschie<strong>de</strong>nen Themen modular<br />

aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong> auf. Welche Metho<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Einheiten angewandt wur<strong>de</strong>n, um die gesetzten<br />

Ziele zu erreichen, blieb <strong>de</strong>n Seminarteams<br />

überlassen. Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die Ziele und<br />

da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>nen Inhalte <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Stränge<br />

dargestellt, sowie exemplarisch eine Good practice<br />

Einheit aus je<strong>de</strong>m Bereich hervorgehoben.<br />

Strang: Interkulturalität/Diversität<br />

Die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung <strong>mit</strong> Fragen von Interkulturalität<br />

und Diversität stellt die Basis eines internationalen<br />

Freiwilligendienstes dar. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n vor Ort häu:g <strong>mit</strong> ihnen fremd<br />

erscheinen<strong>de</strong>n Regeln, Gewohnheiten und Herangehensweisen<br />

konfrontiert. Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />

war, diese Situationen in einem ersten<br />

Schritt möglichst wertneutral wahrzunehmen und<br />

eigene Wertungen, Irritationen und Fremdheitsgefühle<br />

bewusst zu reNektieren. Dies sollte vorbeugend<br />

wirken, da<strong>mit</strong> die Teilnehmen<strong>de</strong>n Momente<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Irritation nicht vorschnell als „(nationale) kulturelle<br />

Unterschie<strong>de</strong>“ in eine Schubla<strong>de</strong> steckten<br />

und da<strong>mit</strong> ihnen frem<strong>de</strong>s Verhalten zu einer festen<br />

Zuschreibung reduzierten. Dafür wur<strong>de</strong>n ihnen<br />

Kulturbegriffe vorgestellt, die Kulturen als sich<br />

dynamisch verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong> und vielfältige GeNechte<br />

aus Milieus und Subkulturen jenseits von nationalstaatlichen<br />

Grenzen verstehen, in <strong>de</strong>nen sich Werte,<br />

Diskurse, Deutungen und Alltagspraktiken stetig<br />

wan<strong>de</strong>ln und von Menschen <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> gestaltet<br />

und verhan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus konnten sich die Freiwilligen intensiv<br />

<strong>mit</strong> ihrer eigenen Prägung auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen,<br />

die ihre Wahrnehmung entschei<strong>de</strong>nd beein-<br />

Nusst. Dass diese unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em durch Machtstrukturen,<br />

Rassismen und Privilegien geprägt ist,<br />

die wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um Vorurteile und Stereotype erzeugen,<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n Seminaren<br />

häu:g erstmals bewusst und war für viele eine<br />

zentrale und <strong>mit</strong>unter aufwühlen<strong>de</strong> Erkenntnis.<br />

Darauf aufbauend setzten sich die Freiwilligen <strong>mit</strong><br />

Ihren eigenen Privilegien, Weißsein, sowie unterschiedlichen<br />

Formen von Diskriminierung, speziell<br />

Rassismus auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Beispiel Luca & Alex: Trennung von Beobachtung<br />

und Bewertung<br />

Um <strong>de</strong>n Freiwilligen ihre eigene Prägung und ihre<br />

dadurch beeinNusste Wahrnehmung bewusst zu<br />

machen, wur<strong>de</strong> ihnen ein Theaterstück vorgespielt,<br />

in <strong>de</strong>m wortlos ein KonNikt zwischen zwei Personen<br />

darstellt wur<strong>de</strong>. Das Stück <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Arbeitstitel<br />

„Luca und Alex“ wur<strong>de</strong> im Anschluss in Kleingruppen<br />

von <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n im Dreischritt analysiert:<br />

Zu Beginn wur<strong>de</strong>n die Beobachtungen festgehalten,<br />

im zweiten Schritt die dazugehörige Interpretation<br />

und im dritten Schritt die daraus folgen<strong>de</strong><br />

Bewertung. Im Anschluss wur<strong>de</strong> die dahinter<br />

liegen<strong>de</strong> wahre<br />

„Die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung <strong>mit</strong><br />

Fragen von Interkulturalität<br />

und Diversität ist die Basis<br />

eines internationalen Freiwilligendienstes.“<br />

Begebenheit aufgelöst,<br />

die von <strong>de</strong>n<br />

Interpretationen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel stark<br />

abwich. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>n ermutigt, ihre persönlichen<br />

Interpretationen und darauf basieren<strong>de</strong>n Bewertungen<br />

alltäglicher Situationen, zu hinterfragen.<br />

Gleichzeitig wur<strong>de</strong> darüber reNektiert, wie sehr<br />

diese durch ihre eigenen Biographie und Prägungen<br />

beeinNusst ist. Die Freiwilligen wur<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> bewussten Trennung von Beobachtung, Interpretation<br />

und Bewertung geschult um Situationen<br />

in ihrem Auslandsjahr nicht voreilig zu bewerten<br />

und für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Interpretationsmöglichkeiten<br />

Verständnis zu entwickeln. Bei dieser Herangehensweise<br />

war zentral, <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n bewusst<br />

zu machen, dass alle Interpretationen möglich<br />

sein können.<br />

Strang: Vorbereitung auf <strong>de</strong>n Einsatzort<br />

Die Vorbereitung auf <strong>de</strong>n Einsatzort fokussierte die<br />

Generierung von Wissen und Informationen zum<br />

Aufenthalt vor Ort und ging auf die zentralen<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

16


Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen ein: Wie ist meine Entsen<strong>de</strong>organisation<br />

strukturiert? Wie bin ich als Freiwillige/r<br />

darin verortet? Welche PNichten und<br />

Rechte sind da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>n? Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> eine<br />

Sensibilisierung zur gesundheitlichen Vorsorge<br />

und Verhalten im Krankheitsfall durch <strong>de</strong>n ärztlichen<br />

Dienst <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ gewährleistet.<br />

Ein zentraler Bestandteil war zu<strong>de</strong>m die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m politischen,<br />

historischen und gesellschaftlichen Kontext, in<br />

<strong>de</strong>m sie sich an ihrem Einsatzort bewegen. Dies<br />

wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Seminaren unter <strong>de</strong>m Begriff Län<strong><strong>de</strong>r</strong>kun<strong>de</strong><br />

zusammengefasst. Ein Großteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

kam auf die Vorbereitung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwartung,<br />

auf <strong>de</strong>m Seminar intensiv län<strong><strong>de</strong>r</strong>kundliches<br />

Wissen ver<strong>mit</strong>telt zu bekommen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorabumfrage<br />

zu Erwartungen an das Vorbereitungsseminar<br />

war in allen Jahren Län<strong><strong>de</strong>r</strong>kun<strong>de</strong> das meistgenannte<br />

Thema. Häu:g wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wunsch geäußert,<br />

konkrete Do´s und Dont´s zu erhalten um sie<br />

vor Ort „richtig“ zu verhalten. Die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

bestand darin, die Teilnehmen<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Suche nach einer „Gebrauchsanweisung“ für ihr<br />

Gastland wegzubewegen und <strong>de</strong>n Blick für eine<br />

reNektierte, nicht-stereotypisieren<strong>de</strong> Län<strong><strong>de</strong>r</strong>kun<strong>de</strong><br />

zu öffnen.<br />

Beispiel Län<strong><strong>de</strong>r</strong>kun<strong>de</strong>: Wissensgenerierung versus<br />

Stereotypenbildung<br />

Bereits während <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahltagung wur<strong>de</strong>n die<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n animiert, sich eigenständig <strong>mit</strong><br />

ihrem Gastland auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu setzen. In <strong>de</strong>n ersten<br />

Jahren erhielten sie vor <strong>de</strong>m Seminar die Aufgabe<br />

eine län<strong><strong>de</strong>r</strong>kundliche Präsentation zu einem<br />

Thema aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kultureller Szene <strong>de</strong>s Gastlan<strong>de</strong>s vorzubereiten<br />

und auf <strong>de</strong>m Seminar vorzustellen. Diese waren<br />

jedoch selten eine lehrreiche Ergänzung zur individuellen<br />

Lektüre zum Thema Län<strong><strong>de</strong>r</strong>kun<strong>de</strong> und die<br />

Darstellungen gaben wenig Raum für Interaktion<br />

und Diskussion.<br />

Im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahre hat sich <strong>de</strong>shalb die Vorabversendung<br />

eines Län<strong><strong>de</strong>r</strong>quiz <strong>mit</strong> zahlreichen Fragen<br />

zum Gastland durchgesetzt, dass die Freiwilligen<br />

im Vorfeld beantworten sollten. Dadurch wur<strong>de</strong>n<br />

sie animiert sich thematisch breiter <strong>mit</strong> ihrem<br />

Gastland auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>zusetzen. Es wur<strong>de</strong> darauf<br />

geachtet, Fragen einzubauen, die bewusst zum<br />

Nach<strong>de</strong>nken anregten und auch nicht durch eine<br />

einfache Wikipedia-Recherche zu beantworten<br />

waren: Welchen Wert an ökologischen Fußabdruck<br />

hat Dein Gastland? Welchen EinNuss haben IWF<br />

und Weltbank? Wie ist die Situation von Menschen,<br />

die sich gleichgeschlechtlich lieben?. Die<br />

erarbeiteten Ergebnisse wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Seminar<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Län<strong><strong>de</strong>r</strong>arbeitsgruppe, gemeinsam <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Tutor/innen ausgewertet und diskutiert.<br />

Um die dabei häu:g entstehen<strong>de</strong>n Generalisierungen<br />

bewusst zu machen, wur<strong>de</strong> gemeinsam <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n reNektiert, welche Stereotype<br />

sie zu ihrem Gastland haben und diesen Vorurteile<br />

über Deutschland entgegengestellt. Gemeinsam<br />

wur<strong>de</strong> im Anschluss über die Ursachen und die<br />

Gefahren von Vorurteilen als Grundlage von Diskriminierung<br />

gesprochen. Im weiteren Verlauf <strong>de</strong>s<br />

Seminars achtete die Gruppe bewusst darauf, unbedacht<br />

geäußerte Stereotype transparent zu machen<br />

und zu hinterfragen.<br />

Strang: Kommunikation, Teamarbeit und eigene<br />

Ressourcen<br />

Häu:g war <strong>weltwärt</strong>s für die Teilnehmen<strong>de</strong>n die<br />

erste langfristige Erfahrung in einem Arbeitskontext<br />

und da<strong>mit</strong> auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit in einem professionellen<br />

Team. Um sich hier und auch in ihrem<br />

privaten Umfeld vor Ort angemessen bewegen zu<br />

können, konnten sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vorbereitung <strong>mit</strong> Kommunikation und Gruppenprozessen<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen, was ihnen <strong>de</strong>n konstruktiven<br />

Umgang <strong>mit</strong> Diversität sowie <strong>mit</strong> Kon-<br />

Nikten erleichtern sollte. Dabei konnten sie ihr eigenes<br />

Kommunikations- und Gruppenverhalten<br />

reNektieren. Gleichzeitig wur<strong>de</strong>n sie für die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

eines Arbeitsalltages im Freiwilligendienst<br />

sensibilisiert. Um ihren Blick auf die eigenen<br />

Ressourcen zu stärken, setzten die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

sich auf <strong>de</strong>n Seminaren zu<strong>de</strong>m <strong>mit</strong> folgen<strong>de</strong>n<br />

Fragen auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>: Welche Ängste und Befürchtungen<br />

verbin<strong>de</strong> ich <strong>mit</strong> meinem Auslandsjahr?<br />

Was stärkt mich in persönlichen Krisen? und<br />

Wo sind meine persönlichen Grenzen und wie<br />

kann ich sie schützen?<br />

4<br />

17 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


4<br />

Beispiel: Die Einheit Arbeitswelt<br />

Zu Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Seminareinheit zum Thema Arbeitswelt<br />

wur<strong>de</strong> an die bisherigen Arbeitserfahrungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen angeknüpft. Diese waren sehr unterschiedlich:<br />

von Praktika und ehrenamtlichen<br />

Tätigkeiten über Nebenjobs bis hin zu einer umfassen<strong>de</strong>n<br />

Berufsausbildung. Die Freiwilligen<br />

konnten ihre Erfahrungen über Hierarchien, Arbeitsweisen<br />

und –normen, sowie daraus entstehen<strong>de</strong><br />

KonNikte teilen. In Seminaren, die zur überwiegen<strong>de</strong>n<br />

Mehrheit von Abiturient/innen besucht<br />

wur<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> die Expertise <strong><strong>de</strong>r</strong> wenigen Berufstätigen<br />

hervorgehoben und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wertgeschätzt.<br />

Daran anschließend übertrugen die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

die gesammelten Erfahrungen auf<br />

eigene Erwartungen an die Einsatzstelle, und auf<br />

die potenziellen Erwartungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation<br />

an die Freiwilligen. Im Anschluss wur<strong>de</strong>n diese<br />

Erwartungen diskutiert und sich daraus häu:g<br />

ergeben<strong>de</strong> Problemstellungen bearbeitet. Themen<br />

wie Bore Out, Aktionismus von Freiwilligen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Umgang <strong>mit</strong><br />

„Welche Ängste und Befürchtungen<br />

verbin<strong>de</strong> ich <strong>mit</strong> meinem<br />

Auslandsjahr?<br />

Was stärkt mich in persönlichen<br />

Krisen? Wo sind meine<br />

persönlichen Grenzen und wie<br />

kann ich sie schützen?“<br />

Hierarchien<br />

konnten gut in<br />

Form von kleinen<br />

Theaterstücken<br />

durch die Freiwilligen<br />

aufbereitet<br />

wer<strong>de</strong>n. Durch<br />

diesen spielerisch<br />

-kreativen Zugang ließen sich verschie<strong>de</strong>ne Lösungsmöglichkeiten<br />

erarbeiten. Ein zentraler Bestandteil<br />

war dabei die Ver<strong>mit</strong>tlung <strong>de</strong>s Wertes<br />

von bewusster Kommunikation. Hierzu gehörte die<br />

Erläuterung und Einübung von Feedbackregeln,<br />

wobei auch <strong><strong>de</strong>r</strong>en Grenzen im interkulturellen<br />

Kontext diskutiert wur<strong>de</strong>n. Im weiteren Verlauf<br />

<strong>de</strong>s Seminars wur<strong>de</strong>n die Teilnehmen<strong>de</strong>n immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> motiviert und aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t ihr Kommunikationsverhalten<br />

zu reNektieren und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Kommunikationsarten<br />

auszuprobieren und einzuüben.<br />

Strang: Globale Verantwortung / Eigenverantwortung<br />

Mit <strong>de</strong>m langfristigen Ziel, dass <strong>weltwärt</strong>s-<br />

Freiwillige Multiplikator/innen im Sinne <strong>de</strong>s Globalen<br />

Lernens wer<strong>de</strong>n, ist die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />

<strong>mit</strong> Zukunftsfragen wie nachhaltigem Wirtschaften,<br />

sozialer Gerechtigkeit und Auswirkungen <strong>de</strong>s<br />

Klimawan<strong>de</strong>ls zentraler Bestandteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Lernerfahrung<br />

und da<strong>mit</strong> auch <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung.<br />

Dafür bedarf es <strong><strong>de</strong>r</strong> Sensibilisierung für die<br />

Komplexität und Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nz von globalen<br />

Themen sowie Wissen auch über persönliche Verstrickungen<br />

und Handlungsmöglichkeiten. Dafür<br />

setzten sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n intensiv <strong>mit</strong> diesen<br />

Zusammenhängen sowie ihrer Rolle in einer vernetzen<br />

Welt auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong> und beschäftigten sich<br />

<strong>mit</strong> Handlungsmöglichkeiten. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e wur<strong>de</strong><br />

dabei ihre Rolle und Motivation als <strong>weltwärt</strong>s-<br />

Freiwillige sowie die da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>ne Verantwortung<br />

reNektiert. Darüber hinaus wur<strong>de</strong> hier die<br />

entwicklungspolitische Lerndimension <strong>de</strong>s Programms<br />

in <strong>de</strong>n Fokus gerückt. Dazu erhielten die<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n eine Einführung in die Entwicklungszusammenarbeit<br />

und setzten sich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ<br />

und ihrer Geschichte auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Beispiel Ausstellung zu<br />

Globalen Zusammenhängen<br />

Zur Einführung in das Thema globale Zusammenhänge<br />

wur<strong>de</strong> eine interaktive Ausstellung entwickelt.<br />

Im letzten Jahr von „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“<br />

wur<strong>de</strong> eine Rio+20-Konferenz nachgestellt, in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

in die globalen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und das Thema<br />

Nachhaltigkeit eingeführt wur<strong>de</strong>. Im Anschluss<br />

hatten die Teilnehmen<strong>de</strong>n Zeit, alleine o<strong><strong>de</strong>r</strong> in kleinen<br />

Gruppen verschie<strong>de</strong>ne Räume <strong><strong>de</strong>r</strong> interaktiven<br />

Ausstellung zu besuchen, die thematisch wie methodisch<br />

vielfältig gestaltet waren. Ein stiller Leseraum<br />

zum Thema Entwicklungstheorien und -<br />

paradigmen, ein interaktiver Workshop zur globalen<br />

Arbeitsteilung, ein Vortrag zum Thema Ernährung<br />

und Landwirtschaft sprachen an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Lernstile<br />

an als <strong><strong>de</strong>r</strong> Wald <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbun<strong>de</strong>nheit, in <strong>de</strong>m <strong>mit</strong><br />

naturpädagogischen Metho<strong>de</strong>n ein persönlicher<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

18


4<br />

und emotionaler Zugang zum Thema Nachhaltigkeit<br />

angeboten wur<strong>de</strong>. Im Anschluss an <strong>de</strong>n Ausstellungsbesuch<br />

erfolgte eine ReNektion zum Zusammenhang<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen Themen und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Suche nach gemeinsamen Ursachen globaler Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen.<br />

Das <strong>Konzept</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> interaktiven<br />

Ausstellung ermöglichte hier, sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n systemischen<br />

Zusammenhängen zu befassen. In einem<br />

dritten Schritt diskutierten die Freiwilligen<br />

schließlich in kleinen Gruppen alternative Handlungsansätze.<br />

Zeit für Re*ektion<br />

Eine ständige Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung<br />

blieb die Zeit. Häu:g wur<strong>de</strong>n die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

erstmalig <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n angeschnittenen Themen<br />

und einer intensiven ReNektion <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen<br />

Prägung und Persönlichkeit konfrontiert. Gera<strong>de</strong><br />

ReNektion bedarf dieser Zeit und oft hätten sich<br />

die Teilnehmen<strong>de</strong>n mehr davon gewünscht, um<br />

Aspekte sacken zu lassen und <strong>de</strong>n Kopf wie<strong><strong>de</strong>r</strong> frei<br />

zu bekommen.<br />

Die Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Seminarplanrasters<br />

war ein ständiges Abwägen zwischen <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

Themen und <strong>de</strong>m ausreichen<strong>de</strong>n Raum für<br />

ReNektion. Im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahre wur<strong>de</strong> an je<strong>de</strong>m<br />

Seminartag ein Zeitraum für individuelle ReNektion<br />

eingerichtet, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>mit</strong> methodischen Anregungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Tutor/innen zur Aufarbeitung <strong>de</strong>s Gelernten<br />

genutzt wur<strong>de</strong>. Zu<strong>de</strong>m erhielten die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

ein Lerntagebuch zum Seminar und wur<strong>de</strong>n<br />

angeregt, dieses auch während ihres <strong>weltwärt</strong>s-Jahres<br />

weiter zu nutzen und darauf zurückzugreifen.<br />

So sollte gewährleistet wer<strong>de</strong>n, dass die<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n sich langfristig <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Themen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzten und gera<strong>de</strong><br />

in schwierigen Situationen während ihrem Auslandsjahr<br />

auf Anregungen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung<br />

zurückgreifen konnten.<br />

Evaluierung und Wissenstransfer<br />

In <strong>de</strong>n fünf Jahren von „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“<br />

haben sich die Vorbereitungsseminare kontinuierlich<br />

überarbeitet. Die Ziele wur<strong>de</strong>n angepasst, das<br />

Seminarplanraster überarbeitet und die Methodik<br />

weiterentwickelt.<br />

Dies erfolgte auf Basis <strong><strong>de</strong>r</strong> systematisch eingeholten<br />

Rückmeldungen von Freiwilligen, Teamen<strong>de</strong>n<br />

und Ansprechpartner/innen vor Ort.. Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswertung<br />

anonymisierter Onlinefragebögen wur<strong>de</strong>n<br />

Studien zur Wirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Programmelemente, aus<br />

Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n, erstellt. Zusätzlich verfassten<br />

die Seminarteams einen Abschlussbericht,<br />

in <strong>de</strong>m sie ihre Seminarerfahrungen dokumentierten.<br />

Nach Abschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Seminare fand ein Auswertungsseminar<br />

statt, auf <strong>de</strong>m ein Großteil <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Seminarteams für drei Tage zusammen kam, um<br />

<strong>de</strong>n Seminarzyklus unter Berücksichtigung dieser<br />

Dokumente zu evaluieren und Vorschläge für die<br />

Weiterentwicklung auszuarbeiten.<br />

Um im aktuellen Zyklus bestmöglich auf die Erfahrungen<br />

<strong>de</strong>s Vorjahres aufzubauen, wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne<br />

Maßnahmen initiiert, die einen Wissenstransfer<br />

ermöglichten, wie ein pädagogischer Seminarleitfa<strong>de</strong>n<br />

und ein Metho<strong>de</strong>n-Wiki. Der zentrale<br />

Aspekt <strong>de</strong>s Wissenstransfers war jedoch die<br />

personelle Kontinuität von Seminarleiter/innen<br />

und Tutor/innen über mehrere Jahre. Dies war eine<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, da diese sich häu:g<br />

im Übergang von Studium zu Beruf befan<strong>de</strong>n und<br />

die geringe :nanzielle Honorierung eine längerfristige<br />

Tätigkeit erschwerte. Bewusst wur<strong>de</strong>n die<br />

<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ-erfahrenen Teamen<strong>de</strong>n im<br />

Folgejahr auf verschie<strong>de</strong>ne Teams aufgeteilt, um<br />

eine Vielfalt an Erfahrungen weiterzugeben. Diese<br />

Konstellation wur<strong>de</strong> bereichert durch <strong>de</strong>n frischen<br />

Blick von neuen Team<strong>mit</strong>glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Die hohe Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Seminare basierte in erster<br />

Linie auf <strong>de</strong>m beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lernrahmen, <strong>de</strong>n die<br />

Seminarteams <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n boten. In diesem<br />

fühlten sie sich ernst genommen und kompetent<br />

begleitet. Die einzigartige Atmosphäre auf <strong>de</strong>n<br />

Seminaren basierte auf <strong>de</strong>n Persönlichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teamen<strong>de</strong>n die eine Mischung an hoher fachlicher<br />

Kompetenz, viel Kreativität und Spaß an <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung,<br />

sowie einer wertschätzen<strong>de</strong>n und motivieren<strong>de</strong>n<br />

Haltung gegenüber <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

<strong>mit</strong>brachten.<br />

19 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


5<br />

Vom Ausschlussproze<strong><strong>de</strong>r</strong>e zur lebendigen Feedbackkultur<br />

ls geeignet für <strong>weltwärt</strong>s gelten diejenigen<br />

A Bewerber/innen, <strong>de</strong>nen ein Auslandsjahr zuzutrauen<br />

ist, ohne dass sie selbst o<strong><strong>de</strong>r</strong> das Umfeld<br />

vor Ort zu Scha<strong>de</strong>n kommen. In Auswahltagungen<br />

wer<strong>de</strong>n die dafür nötigen Kompetenzen überprüft<br />

und die Teilnehmen<strong>de</strong>n ausgewählt. Nichts<strong>de</strong>stotrotz<br />

ist eine Auswahl immer zeitlich begrenzt und<br />

eine Einschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n in diesem<br />

Rahmen nur eine Momentaufnahme. Wie also da<strong>mit</strong><br />

umgehen, wenn das Verhalten auf <strong>de</strong>m Vorbereitungsseminar<br />

nicht <strong>de</strong>n Erwartungen an die<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n entspricht?<br />

Der Umgang <strong>mit</strong> „auffälligen“ Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

auf <strong>de</strong>m Vorbereitungsseminar<br />

Diese Frage stellte sich bereits auf <strong>de</strong>m allerersten<br />

Vorbereitungsseminar. Da<strong>mit</strong> wur<strong>de</strong> rasch <strong>de</strong>utlich,<br />

dass für diese Fälle ein Vorgehen gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n musste. Dies sollte zu keinem Zeitpunkt<br />

ein Druck<strong>mit</strong>tel o<strong><strong>de</strong>r</strong> Drohpotential sein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

war vielmehr als Schutzfunktion und Verantwortung<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Partner/innen<br />

vor Ort zu verstehen. Gleichzeitig sollte<br />

es auch für Freiwillige die Möglichkeit geben,<br />

„unbürokratisch“ vom Programm zurückzutreten,<br />

falls es sich, durch die intensive persönliche Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung, für sie als<br />

Fehlentscheidung erwies.<br />

Von Beginn an stellte dieses Vorgehen eine Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

dar. Inwieweit lässt sich eine vertrauensvolle<br />

Arbeitsatmosphäre auf <strong>de</strong>n Seminaren<br />

schaffen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Freiwilligen sich öffnen<br />

können, Ängste und Befürchtungen zu äußern,<br />

kritisch zu reNektieren und sich intensiv <strong>mit</strong> neuen<br />

Themen auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu setzen, wenn es gleichzeitig<br />

die Option gab, dass eine Ausreise zu diesem<br />

späten Zeitpunkt noch abgesagt wer<strong>de</strong>n konnte?<br />

Der Umgang <strong>mit</strong> dieser Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung lag in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Transparenz gegenüber <strong>de</strong>n Freiwilligen. Bereits<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahltagung und zu Beginn <strong>de</strong>s Vorbereitungsseminars<br />

wur<strong>de</strong> auf diese Möglichkeit hingewiesen.<br />

Gleichzeitig wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich gemacht,<br />

dass dies eine große Ausnahmesituation darstellt.<br />

Um die Teamen<strong>de</strong>n auf diese Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Begleitung<br />

gut vorzubereiten, erhielten sie im Vorfeld <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Seminare die Möglichkeiten an Schulungen teil zu<br />

nehmen, die ihre Sensibilität gegenüber<br />

„Auffälligkeiten“ bei Teilnehmen<strong>de</strong>n erhöhten, ihre<br />

Fähigkeiten im empathischen Umgang da<strong>mit</strong> stärkten<br />

und das festgelegte Proze<strong><strong>de</strong>r</strong>e erläuterten.<br />

Was heißt „auffällig“?<br />

„Auffällig“ be<strong>de</strong>utete, dass das Verhalten einer<br />

Person nicht angemessen, nicht sichtbar o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht<br />

verständlich erschien. Dies hieß wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um nicht,<br />

dass die Person nicht geeignet wäre, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n dass<br />

es hier Klärungsbedarf gab. Häu:ge Fälle von<br />

„auffälligem“ Verhalten war keine aktive Teilnahme<br />

am Seminar, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s dominantes o<strong><strong>de</strong>r</strong> extrem<br />

verhaltenes Auftreten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe, respektloses<br />

Verhalten an<strong><strong>de</strong>r</strong>en gegenüber o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> fahrige<br />

Umgang <strong>mit</strong> Seminarregeln. Extremfälle :elen<br />

durch Drogen- und Alkoholmissbrauch auf o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

thematisierten von sich aus Essstörungen.<br />

Dies waren Warnhinweise, auf Basis <strong><strong>de</strong>r</strong>er die Teamen<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n Dialog <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

gingen. In einem ersten Schritt fan<strong>de</strong>n Feedbackgespräche<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>m o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> direkten Tutor/in<br />

statt. Um <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n die Chance zu geben<br />

im weiteren Verlauf <strong>de</strong>s Seminars auf Feedback zu<br />

„Aus Schutz und Verantwortung<br />

gegenüber Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

und <strong>de</strong>n<br />

Partner/innen vor Ort.“<br />

reagieren, wur<strong>de</strong> zum<br />

frühestmöglichen Zeitpunkt<br />

ein solches Gespräch<br />

anberaumt, wobei<br />

darauf geachtet<br />

wur<strong>de</strong>, die betreffen<strong>de</strong><br />

Person nicht zu exponieren. Häu:g ließen sich die<br />

Irritationen durch ein o<strong><strong>de</strong>r</strong> zwei Gespräche auNösen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> klären. Manchmal erwiesen sich Be<strong>de</strong>nken<br />

als unbegrün<strong>de</strong>t, häu:g waren die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

für ein klares Feedback dankbar und<br />

konnten glaubhaft machen, an sich zu arbeiten.<br />

Die Nicht-Ausreise wur<strong>de</strong> erst dann eine ernsthafte<br />

Option, wenn Auffälligkeiten im Verhalten durch<br />

die Gespräche bestätigt wur<strong>de</strong>n und im Folgen<strong>de</strong>n<br />

keinerlei Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erfolgte.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

20


5<br />

Entstehung einer Feedbackkultur<br />

„Feedbackgespräche wur<strong>de</strong>n<br />

ein grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bestandteil <strong>de</strong>s Umgangs<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Freiwilligen.“<br />

In diesen Fällen wur<strong>de</strong>n die Seminarleitungen und<br />

die/<strong><strong>de</strong>r</strong> hauptamtliche Vertreter/in <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ zu<br />

Rate gezogen, die anschließend Gespräche <strong>mit</strong><br />

betreffen<strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n führten. Verdichtete<br />

sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Eindruck, dass das Verhalten einer Person<br />

für einen erfolgreichen <strong>weltwärt</strong>s-Aufenthalt nicht<br />

tragfähig war, beriet das Team gemeinsam über<br />

das folgen<strong>de</strong> Vorgehen. Auch wenn die Lage ein<strong>de</strong>utig<br />

erschien, be<strong>de</strong>utete<br />

es eine psychische<br />

Kraftanstrengung<br />

<strong>de</strong>s Teams diesen<br />

Prozess zu begleiten,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> häu:g,<br />

im sehr engen Zeitplan <strong>de</strong>s Seminars, durch viele<br />

Gespräche und Beratungen erhebliche Kapazitäten<br />

beanspruchte. Schwieriger noch, wenn die Lage<br />

nicht ein<strong>de</strong>utig erschien. In letzter Konsequenz<br />

wur<strong>de</strong> die Entscheidung von <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ im Anschluss<br />

<strong>de</strong>s Seminars getroffen und <strong><strong>de</strong>r</strong>/<strong>de</strong>m Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

zeitnah <strong>mit</strong>geteilt, wenn diese wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in ihrem<br />

gewohnten, sicheren Umfeld angekommen war.<br />

Dass sich das Vorgehen nicht negativ auf die Seminarstimmung<br />

ausgewirkt hat, ist neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Transparenz<br />

vor allem <strong>de</strong>m emphatischen, integrativen<br />

Auftreten <strong><strong>de</strong>r</strong> Teamen<strong>de</strong>n zu verdanken, die auf<br />

allen Seminaren eine Atmosphäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Wertschätzung,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Offenheit und <strong>de</strong>s Respekts geschaffen<br />

haben und das Vertrauen <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen genossen.<br />

Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit hat sich das Vorgehen zu Auffälligkeiten<br />

bei Teilnehmen<strong>de</strong>n fest im Seminarprozess<br />

verankert. Feedbackgespräche wur<strong>de</strong>n ein<br />

grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong> Bestandteil <strong>de</strong>s Umgangs <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Freiwilligen, <strong><strong>de</strong>r</strong> auch von <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n eingefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>. Dies ging soweit das Teamen<strong>de</strong><br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Län<strong><strong>de</strong>r</strong>arbeitsgruppe aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t wur<strong>de</strong>n<br />

allen Feedback zu geben, bzw. Teamen<strong>de</strong> dies von<br />

sich aus anboten. Auf diese Weise verstärkte sich<br />

auf <strong>de</strong>n Seminaren eine lebendige und sehr geschätzte<br />

Feedbackkultur, die eine wertvolle Unterstützung<br />

im Lernprozess <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n darstellte.<br />

21 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


6<br />

Wer hilft hier eigentlich wem? Rassismus, Weißsein und Privilegien als zentrale Themen<br />

ie öffentlichkeitswirksame Ausrichtung <strong>de</strong>s<br />

D <strong>weltwärt</strong>s-Programms <strong>mit</strong> hohen Zahlen an<br />

Freiwilligen und Entsen<strong>de</strong>organisationen, <strong>de</strong>m<br />

ursprünglichen Motto „Lernen durch tatkräftiges<br />

Helfen“ und <strong><strong>de</strong>r</strong> Verortung im entwicklungspolitischen<br />

Kontext wirft zentrale Fragen auf: Wer hilft<br />

hier eigentlich wem? Reproduziert <strong>weltwärt</strong>s<br />

Machtverhältnisse? Verstärkt <strong>weltwärt</strong>s xenophobe<br />

Haltungen?<br />

Denn <strong>weltwärt</strong>s lässt die globalen Machtstrukturen<br />

<strong>de</strong>utlich ins Bewusstsein treten. Allein die<br />

Möglichkeit eines Gap years von <strong>de</strong>utschen Freiwilligen<br />

im Globalen Sü<strong>de</strong>n zeugt von zahllosen<br />

Privilegien in Bezug auf Zeit, Finanzen und Bewegungsfreiheit.<br />

Ein solcher Auslandsaufenthalt kann<br />

dabei unterstützen globale Machtstrukturen und<br />

die eigene Verstrickung darin bewusst zu reNektieren,<br />

neue Strategien im Umgang da<strong>mit</strong> zu entwickeln<br />

und Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig<br />

birgt ein unreNektierter Aufenthalt die Gefahr,<br />

xenophobe Haltungen und ungleiche Machtstrukturen<br />

zu verschärfen. In Bezug auf das individuelle<br />

Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen ist hier die pädagogische<br />

Begleitung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortung, relevante<br />

Themen wie Anti-Rassismus, Weißsein und<br />

<strong>de</strong>m Umgang <strong>mit</strong> Privilegien Raum zu geben.<br />

Die Teilnehmen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Programms <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

GIZ sollten Rassismus als ein Machtverhältnis verstehen<br />

lernen, dass Gesellschaft prägt und das<br />

permanent reproduziert wird, sowie die da<strong>mit</strong> einhergehen<strong>de</strong>n<br />

Privilegien und Diskriminierungen<br />

reNektieren. Weiße Teilnehmen<strong>de</strong> sollten darüber<br />

hinaus für Weißsein als Teil ihrer I<strong>de</strong>ntität und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Wirkung auf sich selbst und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e sensibilisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Darauf aufbauend sollten die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

positive Strategien im Umgang <strong>mit</strong><br />

Rassismus kennen lernen, um Verantwortung für<br />

die eigene Verstrickung übernehmen zu können.<br />

Die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung <strong>mit</strong> weißer I<strong>de</strong>ntität, <strong>mit</strong><br />

Privilegien und Rassismus, ist tiefgreifend und erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

einen langen ReNektionsprozess.<br />

Sensibilisierung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung<br />

Begonnen <strong>mit</strong> ersten Workshops zu Anti-Bias und<br />

Kritischem Weißsein, nahm dieser Themenkomplex<br />

rasch mehrere Einheiten auf <strong>de</strong>m Seminar ein.<br />

Einen vollen Tag setzten sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

dabei <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ReNektion von Weißsein und <strong>de</strong>m<br />

Kennenlernen <strong>de</strong>s Machtsystems Rassismus auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Dazu lu<strong>de</strong>n wir von Beginn an externe Expert/innen<br />

ein, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Ansätze inhaltlich maßgeblich<br />

zur Weiterentwicklung beitrugen. Eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung blieb jedoch die methodische<br />

Herangehensweise. So arbeiteten wir zunächst<br />

<strong>mit</strong> provozierend-konfrontativen Metho<strong>de</strong>n.<br />

Die Themen sind so herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>nd, dass<br />

Teilnehmen<strong>de</strong> von Inhalt und Methodik oft überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

waren und Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stän<strong>de</strong> entwickelten. Aus<br />

diesem Grund wur<strong>de</strong> nach einem Weg gesucht,<br />

eine wertschätzen<strong>de</strong> und selbst-emphatische Herangehensweise<br />

anzuwen<strong>de</strong>n. Übereinstimmung<br />

fan<strong>de</strong>n wir hier <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Referenten von Phoenix,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fokus auf Befreiung von rassistischen Strukturen<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Übernahme von Verantwortung<br />

liegt. Referenten von Phoenix begleiteten uns in<br />

<strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Jahren als Trainer für die Seminarteams,<br />

Berater für die <strong>Konzept</strong>entwicklung,<br />

sowie auf <strong>de</strong>n Vorbereitungsseminaren.<br />

Anti-Rassismus und weiße I<strong>de</strong>ntität<br />

Zu Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Phoenix-Referenten<br />

erhielten die Teilnehmen<strong>de</strong>n eine historische Einordnung<br />

<strong>de</strong>s kolonialen Kontextes ihres Gastlan<strong>de</strong>s.<br />

Im Anschluss sollte eine kurze Übung ver<strong>de</strong>utlichen,<br />

wie wenig Weiße häu:g über <strong>de</strong>n Ein-<br />

Nuss von Schwarzen/People of Colour (POC) auf<br />

die menschlichen Errungenschaften in Wissenschaft,<br />

Kunst, Politik und Kultur wissen. So wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n weiße De:nitionsmacht vor<br />

Augen geführt. Das Kernstück <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit bil<strong>de</strong>te<br />

die Sensibilisierung für die eigene bereits kindliche<br />

rassistische Prägung eines je<strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n.<br />

Dafür erarbeiteten die Teilnehmen<strong>de</strong>n in Kleingruppen,<br />

wie sie in verschie<strong>de</strong>nen Altersphasen <strong>mit</strong><br />

Ansichten über und Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n von POC konfrontiert<br />

waren. Diese stellten sie im Anschluss im Plenum<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

22


6<br />

vor, häu:g überrascht, wie eindimensional, stereotypisierend<br />

und diskriminierend diese Prägung<br />

über Familie, Medien und die weitere Umgebung<br />

erfolgt war. Diese Erkenntnis wur<strong>de</strong> noch vertieft<br />

über die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung <strong>mit</strong> Darstellungen in<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>büchern, wie „Der Struwwelpeter“, Büchern<br />

von Janosch und „Mecki“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> Comics von Walt<br />

Disney und „Tim und Struppi“. Im Anschluss erarbeiteten<br />

sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n durch einen Text<br />

von Ursula Wachendorfer ein grundsätzliches Verständnis<br />

zum Thema Weißsein, dass <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Phoenix-Referenten im Dialog vertieft wur<strong>de</strong>.<br />

Freiwilligentourismus<br />

Eine zentrale Einheit <strong>mit</strong> Fokus auf Privilegien<br />

:rmierte unter <strong>de</strong>m Titel Freiwilligentourismus<br />

und griff Kritik und Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlichkeiten <strong>de</strong>s<br />

<strong>weltwärt</strong>s-Programms auf. Die Einheit verfolgte<br />

das Ziel die SelbstreNektion und Ambiguitätstoleranz<br />

zu stärken. Sie begann <strong>mit</strong> einem Theaterstück,<br />

in <strong>de</strong>m einem/r Freiwilligen Engelchen und<br />

Teufelchen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nacht vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausreise im<br />

Traum erscheinen. Die bei<strong>de</strong>n streiten sich, wobei<br />

das Teufelchen Kritisches an <strong>weltwärt</strong>s auf<strong>de</strong>ckt<br />

und das Engelchen die positiven Seiten <strong>de</strong>s Programms<br />

herausstellt. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n<br />

durch das Theaterstück <strong>mit</strong> Aspekten konfrontiert,<br />

die ihnen bereits in ihrer individuellen Vorbereitung<br />

begegnet sind, häu:g aber auch <strong>mit</strong> neuen<br />

Fragestellungen: Wenn <strong>weltwärt</strong>s Engagement in<br />

Deutschland för<strong><strong>de</strong>r</strong>n möchte, warum sich nicht<br />

gleich in Deutschland engagieren? Können unausgebil<strong>de</strong>te,<br />

junge Deutsche wirklich in Partnerorganisationen<br />

vor Ort eine Unterstützung sein? Welche<br />

Unterschie<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Visapolitik zwischen<br />

Deutschen und Menschen aus Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Globalen Sü<strong>de</strong>ns gemacht? Wie ist es möglich,<br />

dass das Taschengeld eines <strong>weltwärt</strong>s-Freiwilligen<br />

über <strong>de</strong>m Gehalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Kolleg/innen von Partnerorganisationen<br />

liegt? Die im Theaterstück präsentierten<br />

Argumente wur<strong>de</strong>n anschließend in einer<br />

Diskussion aufgegriffen und vertieft, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Freiwilligen verschie<strong>de</strong>ne Rollen einnahmen. Abschließend<br />

fand eine Auswertung statt, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n ihre persönliche Haltung reNektierten<br />

und sich <strong>mit</strong> ihrer eigenen Motivation<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzten. Häu:g waren die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

überrascht, aber auch froh, sich so explizit <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kritik an <strong>weltwärt</strong>s und <strong>de</strong>n zweifelsohne vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlichkeiten auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>zusetzen.<br />

Umgang <strong>mit</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Sprache<br />

Eine positive Handlungsalternative war <strong><strong>de</strong>r</strong> bewusste<br />

Umgang <strong>mit</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Sprache. In ihrem<br />

Herkunftsumfeld gelten die Teilnehmen<strong>de</strong>n häu:g<br />

als authentische Expert/innen für ihr jeweiliges<br />

Gastland. Emails und Blog-Einträge prägen die<br />

Eindrücke von Familie und Bekannten und ver<strong>mit</strong>teln<br />

bewusst o<strong><strong>de</strong>r</strong> unbewusst Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> von Menschen<br />

und vermeintlichen Realitäten. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

hatten die Chance, zu einer Verständigung beizutragen,<br />

statt Missverständnisse und vereinfachte,<br />

stereotypisierte Sichtweisen zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Dazu wur<strong>de</strong><br />

häu:g die Re<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> nigerianischen Schriftstellerin<br />

Chimamanda Andichie „Danger of a single story“,<br />

sowie im letzten Jahr die glokal-Broschüre<br />

„Mit kolonialen Grüßen…“ verwandt. Als Unterstützung<br />

erhielten die Freiwilligen darüber hinaus<br />

„Leitfragen zum Umgang <strong>mit</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Sprache“<br />

an die Hand. Diese sollten sie ermutigen, sich immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Fragen zu stellen: Wie möchtest Du<br />

selbst gesehen und gezeigt wer<strong>de</strong>n? Wie sollte<br />

man über Dich re<strong>de</strong>n? Zeigst Du ausschließlich<br />

Unterschie<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch Gemeinsamkeiten? Wür<strong>de</strong>st<br />

Du die Begriffe, die Du nutzt, genauso für<br />

Deutschland und Europa anwen<strong>de</strong>n (z.B. „Stamm,<br />

Häuptling, Bananenrepublik“)? Kannst Du eine<br />

Möglichkeit schaffen, wie die betroffenen Personen<br />

die Art und Weise, wie sie dargestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>mit</strong>gestalten können?<br />

Weiterbildung und Selbstre*ektion<br />

Durch die Verknüpfung dieser Einheiten entstand<br />

über die Jahre ein stimmiges <strong>Konzept</strong>, dass die<br />

herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n Themen Rassismus, Privilegien<br />

und weiße I<strong>de</strong>ntität auf eine Weise ver<strong>mit</strong>telte, die<br />

die Teilnehmen<strong>de</strong>n gut erreichte. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wertvoll<br />

war dabei die kontinuierliche Weiterbildung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Teamen<strong>de</strong>n und <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptamtlichen. Je mehr<br />

Sicherheit sie gewannen, <strong>de</strong>sto besser konnten die<br />

Themen auf <strong>de</strong>n Seminaren platziert wer<strong>de</strong>n.<br />

23 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


7<br />

Begegnung schafft Wirklichkeit: Interview <strong>mit</strong> Austen P. Brandt und Andreas Mann<br />

von Phoenix e.V. — Referenten zum Thema Rassismus und Weißsein<br />

ie Seminareinheit zum Thema Rassismus und<br />

D Weißsein wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Jahren<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung von „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“<br />

maßgeblich von Phoenix-Referenten gestaltet.<br />

Phoenix ist formal ein Verein, versteht sich jedoch<br />

inhaltlich als Teil einer Bewegung, die eine persönliche,<br />

wie auch strukturell-gesellschaftliche Befreiung<br />

von rassistischen Strukturen anstrebt. Zu diesem<br />

Zweck bietet Phoenix u.a. Anti-Rassis-musund<br />

Empowerment-Trainings an. Phoenix ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Überzeugung, dass, je mehr die Menschen sich<br />

eigener rassistischer Prägungen bewusst wer<strong>de</strong>n,<br />

sie die Möglichkeit erhalten, <strong><strong>de</strong>r</strong> Negativität <strong>de</strong>s<br />

Rassismus positive Strategien entgegenzustellen.<br />

Die Referenten von Phoenix kamen für jeweils<br />

einen Tag auf die Vorbereitungsseminare und gestalteten<br />

eine siebenstündige Einheit. Diese hatte<br />

zum Ziel, die Teilnehmen<strong>de</strong>n für das Machtsystem<br />

Rassismus zu sensibilisieren und ihnen ihre eigene,<br />

meist weiße, I<strong>de</strong>ntität und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Wirkung bewusst<br />

zu machen.<br />

Austen P. Brandt und Andreas Mann, bei<strong>de</strong> Grün<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

von Phoenix e.V., berichten im Gespräch von<br />

ihren Erfahrungen <strong>mit</strong> „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“:<br />

GIZ: In <strong>de</strong>n letzten zwei Jahren von <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ wart Ihr auf fast allen Vorbereitungsseminaren<br />

präsent, um <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n zu Rassismus<br />

und Weißsein zu arbeiten. Welche Be<strong>de</strong>utung<br />

haben diese Themen in Bezug auf <strong>weltwärt</strong>s<br />

für Euch?<br />

Austen P. Brandt: Ich glaube, egal in welcher Position<br />

weiße Menschen sich be:n<strong>de</strong>n, ist es wichtig,<br />

dass sie sich reNektieren lernen. Unabhängig ob<br />

jemand in Deutschland lebt o<strong><strong>de</strong>r</strong> ins Ausland geht.<br />

Das Format <strong>weltwärt</strong>s kann hier Räume zur Bewusstseinsbildung<br />

öffnen. Gleichzeitig reproduziert<br />

es Machtstrukturen. Das zeigt sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

darin, dass es kaum junge Menschen gibt, die aus<br />

<strong>de</strong>m Globalen Sü<strong>de</strong>n für einen Freiwilligendienst<br />

nach Deutschland kommen können. Dennoch, je<br />

mehr Menschen ein Bewusstsein dafür haben, was<br />

Rassismus ist und wie dagegen eingetreten wer<strong>de</strong>n<br />

kann, <strong>de</strong>sto mehr wer<strong>de</strong>n sie es verbreiten. So entsteht<br />

Schritt für Schritt ein größeres Netzwerk. Auf<br />

einer Mikroebene können Machtstrukturen einer<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

24<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Macht etabliert wer<strong>de</strong>n, die stärker auf<br />

Gerechtigkeit und Versöhnung aus ist. Und auf<br />

dieser Ebene sind solche Begegnungen für die Freiwilligen,<br />

die vielleicht später für eine ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Art von Gerechtigkeit eintreten, ganz wesentliche<br />

Grundmotive <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeitserfahrung.<br />

GIZ: Wir haben uns vor dreieinhalb Jahren das erste<br />

Mal getroffen und über eine mögliche Zusammenarbeit<br />

gesprochen. Eure erste Reaktion war<br />

verhalten. Was hat Euch damals zögern lassen?<br />

Andreas Mann: Inhaltlich basierte die Skepsis auf<br />

zwei Punkten: Erstens auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligkeit.<br />

Unsere Anti-Rassismus-Trainings basieren<br />

darauf, dass sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n aus eigenem<br />

Wunsch <strong>mit</strong> Rassismus und ihrer weißen I<strong>de</strong>ntität<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen. Für die Teilnehmen<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>weltwärt</strong>s-Seminare war es hingegen ein verpNichten<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bestandteil ihres Seminarplans. Zweitens<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Länge <strong>de</strong>s Seminars und <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit<br />

für die Verarbeitung. Grundlagentrainings zu Rassismus<br />

dauern bei Phoenix drei Tage, bei Euch waren<br />

wir <strong>mit</strong> sieben Stun<strong>de</strong>n nur ein kleiner Teil im<br />

Seminarplan. Da die Zielsetzung jedoch darauf<br />

reduziert war, die Augen dafür zu öffnen, was<br />

Weißsein ist und wie es wirkt, hatten wir <strong>de</strong>n Eindruck,<br />

dies sei machbar. Wobei die Frage blieb, ob<br />

man ein Element unseres Trainings herausnehmen<br />

und in einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Kontext setzen kann.<br />

Austen P. Brandt: Zu<strong>de</strong>m war das Thema internationale<br />

Freiwilligendienste für Phoenix etwas ganz<br />

Neues. Zentral sind für uns jedoch immer <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontakt<br />

und die Begegnung. Denn nur über die Begegnung<br />

wird Wirklichkeit geschaffen. Nach zahlreichen<br />

Telefonaten und Treffen waren wir überzeugt,<br />

dass die Zusammenarbeit interessant und<br />

gut sein kann.<br />

GIZ: Wie habt Ihr die Seminararbeit erlebt? Hat<br />

sich das <strong>Konzept</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis bewährt?<br />

Andreas Mann: Die Seminarteams hatten, wenn<br />

wir kamen, bereits eine vertrauensvolle Atmosphäre<br />

aufgebaut. Austen benutzt ja gerne das Bild vom<br />

Rafting. Steig ich jetzt in das Boot und fahr einfach<br />

mal los ohne zu wissen, wo ich lan<strong>de</strong>?


7<br />

„Wir versuchen eine<br />

Offenheit herzustellen<br />

für die Begegnung <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit.“<br />

Wenn ich Vertrauen zu <strong>de</strong>n Leuten, die mich anleiten,<br />

habe, dann steige ich natürlich lieber in das<br />

Boot. Am Anfang gab es natürlich immer eine gewisse<br />

Vorsicht und<br />

auch Skepsis bei <strong>de</strong>n<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n, aber<br />

nicht mehr und nicht<br />

weniger als bei unseren<br />

Trainings auch. Wichtig<br />

war zu<strong>de</strong>m, dass unser Beitrag in ein größeres<br />

<strong>Konzept</strong> eingebettet war. Was wir gemacht haben,<br />

konnte in <strong>de</strong>n Län<strong><strong>de</strong>r</strong>arbeitsgruppen nachbearbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> wenn man mal eine Nacht<br />

darüber geschlafen hat, klingt noch einiges nach.<br />

Da war es wichtig, dass ihr quali:zierte Leute hattet,<br />

die da<strong>mit</strong> umgehen konnten.<br />

Austen P. Brandt: Zentral für das Gelingen <strong>de</strong>s<br />

<strong>Konzept</strong>es war die Quali:kation <strong><strong>de</strong>r</strong> Tutor/innen.<br />

Diese hatten wir ja im Vorfeld selbst weitergebil<strong>de</strong>t.<br />

Einige brachten auch bereits Erfahrung <strong>mit</strong>.<br />

Die haben <strong>mit</strong> viel Achtsamkeit und Behutsamkeit<br />

weitgehend einen sehr guten Rahmen für die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

geschaffen, in <strong>de</strong>m Freiräume für Entwicklung<br />

möglich waren.<br />

GIZ: Wie seid Ihr bei <strong>de</strong>n Trainings vorgegangen?<br />

Andreas Mann: Grundlage eines je<strong>de</strong>n Trainings<br />

ist die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte <strong>de</strong>s<br />

Rassismus, sowie <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> individuellen Prägung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n, die gemeinsam <strong>mit</strong> ihnen<br />

erarbeitet wird.<br />

Austen P. Brandt: Wir glauben, dass zwischenmenschliche<br />

Kommunikation und Begegnung zu<br />

80 Prozent durch Unbewusstes beeinNusst sind.<br />

Dieses Unbewusste zu reNektieren und da<strong>mit</strong> umzugehen,<br />

ist unser Ziel. Wir versuchen <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen<br />

Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> und Bewertungen in Bezug auf <strong>de</strong>n<br />

eigenen und <strong>de</strong>n globalen Kontext kennen zu lernen.<br />

Weg von unreNektierten zu mehr realistischen<br />

Vorstellungen zu kommen. Im Prinzip versuchen<br />

wir eine Offenheit herzustellen für die Begegnung<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit. Wir arbeiten daran,<br />

eine Flexibilität zu erhalten, da<strong>mit</strong> umzugehen.<br />

Dieser Prozess <strong><strong>de</strong>r</strong> inneren Transformation<br />

kann labile Charaktere zutiefst verunsichern.<br />

GIZ: Viele <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n setzten sich ja auch<br />

auf <strong>de</strong>n Seminaren zum ersten Mal <strong>mit</strong> Rassismus<br />

und ihrer eigenen weißen I<strong>de</strong>ntität auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Das kann zu heftigen Emotionen und auch Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stän<strong>de</strong>n<br />

führen. Wie geht ihr da<strong>mit</strong> um?<br />

Andreas Mann: Wichtig ist uns, dass wir nicht <strong>mit</strong><br />

Vorwürfen arbeiten. Bei uns geht es um Befreiung<br />

und Verantwortung, nicht um Schuld. Als Trainer<br />

zeigen wir, dass es eine Möglichkeit gibt, sich auf<br />

eine empowern<strong>de</strong> und humorvolle Art <strong>mit</strong> Rassismus<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu setzen. Schon <strong>mit</strong> unserem<br />

Auftreten geben wir wichtige Signale. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

nehmen wahr, dass wir gerne zu diesen<br />

Themen arbeiten und dass uns das Kraft gibt. Wir<br />

bauen ein positives Bild auf. Den meisten ist das<br />

dann auch erstmal Ermutigung genug.<br />

GIZ: Wie reagierten die Teilnehmen<strong>de</strong>n auf Euch<br />

und Eure Seminareinheit?<br />

Austen P. Brandt: Es gab einen Teil, <strong><strong>de</strong>r</strong> sehr interessiert<br />

war. Es gab Leute im <strong>mit</strong>tleren Feld, die es<br />

okay fan<strong>de</strong>n, und dann gab es noch eine kleine<br />

Gruppe, die sich sehr dagegen auNehnte. Wir können<br />

immer nur ein Angebot machen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hoffnung,<br />

dass vielleicht 5-10 Prozent an <strong><strong>de</strong>r</strong> Thematik<br />

dran bleiben, es 60 Prozent in <strong><strong>de</strong>r</strong> einen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Art hilft, <strong>de</strong>n Aufenthalt reNektierter zu gestalten.<br />

Es gibt aber sicher auch Teilnehmen<strong>de</strong>, die<br />

inhaltlich gar nichts <strong>mit</strong> uns anfangen können. Es<br />

gibt ja auch einen Teil, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Konfrontativere<br />

liebt. Wichtig ist uns, dass sie sich bewusst da positionieren,<br />

wo sie sich positionieren möchten. Uns<br />

bei Phoenix ist es wichtig, Menschen die Möglichkeit<br />

zu geben, auch bei Anti-Rassismus und POC-<br />

Consciousness ihren eigenen Weg zu gehen.<br />

GIZ: Wir haben während unserer Zusammenarbeit<br />

häu:ger thematisiert, dass wir die Befürchtung<br />

haben, unsere pädagogische Arbeit sei zu sehr auf<br />

die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> weißen Teilnehmen<strong>de</strong>n ausgerichtet<br />

und die POC-Teilnehmen<strong>de</strong>n kämen zu<br />

kurz. Wie ist hier Eure Einschätzung?<br />

25 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


7<br />

Austen P. Brandt: Wir sind für eine reNektierte,<br />

achtsame und pädagogische Herangehensweise,<br />

da<strong>mit</strong> nicht aufs Neue Verletzungen entstehen.<br />

Wir halten es für wichtig, dass die POC während<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit frei sind, sich selbst zu positionieren. Es<br />

gibt verschie<strong>de</strong>ne Phasen unseres Bewusstseins<br />

und auch unserer Bereitschaft, uns öffentlich zu<br />

positionieren. Das hat zu tun <strong>mit</strong> rassistischen Erfahrungen<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft und unseren verschie<strong>de</strong>nen<br />

Coping strategies. Aus eigener Erfahrung<br />

weiß ich, dass es schmerzhaft und verletzend<br />

sein kann, sich positionieren zu müssen, wenn eine<br />

innere Bereitschaft noch nicht da ist.<br />

Ich <strong>de</strong>nke, dass ein Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> POC, die im Moment<br />

einen starken Fokus auf ihr POC-Sein legen, zu<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Programmen gehen, wie zur Initiative<br />

Schwarzer Menschen in Deutschland. Sie wür<strong>de</strong>n<br />

nicht das Format <strong>weltwärt</strong>s wählen. Ich habe auf<br />

<strong>de</strong>n Seminaren die verschie<strong>de</strong>nsten Dinge erlebt.<br />

Auf einem Seminar sind POC ganz tief eingestiegen,<br />

daneben gab es POC, die noch nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

öffentlichen Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung <strong>mit</strong> ihrem POC-<br />

Sein waren. Deshalb bin ich dafür, ein sehr offenes<br />

Angebot zu machen und nicht die POC in eine Art<br />

von Rechtfertigungsposition zu stellen. Denn sonst<br />

wer<strong>de</strong>n POC interessanterweise von Weißen wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

dazu gebracht: „Du muss Dich jetzt an diesem<br />

Punkt öffentlich selbst reNektieren“. Das funktioniert<br />

nicht. Es ist auch interessant, wenn Weiße<br />

dann eine Fürsorgehaltung gegenüber <strong>de</strong>n POC<br />

haben, das ist wie<strong><strong>de</strong>r</strong> eine neokoloniale Form <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hilfe. In <strong>de</strong>m Moment, wo POC sich artikuliert,<br />

müssen wir da sein, und das waren wir auch. Da<br />

haben wir unsere Module im Kopf und können<br />

reagieren. Im Moment sind wir in Kontakt <strong>mit</strong> einigen<br />

POC, die durch unseren Beitrag ReNektionsanstöße<br />

bekommen haben und nach ihrem Auslandsaufenthalt<br />

nun Empowerment-Trainings bei<br />

uns machen möchten und dann bei Phoenix <strong>mit</strong>arbeiten,<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Perspektive selber Trainer o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Trainerin zu wer<strong>de</strong>n.<br />

GIZ: Uns hat immer beeindruckt, dass Ihr allen<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n angeboten habt, sich bei Euch zu<br />

mel<strong>de</strong>n, falls es noch Re<strong>de</strong>bedarf gibt. Wur<strong>de</strong> das<br />

von <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n in Anspruch genommen?<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

26<br />

Austen P. Brandt: Einige schicken mir ihre Rundbriefe<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> schreiben direkt. Von einigen Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

kriege ich die Rückmeldung, dass sie unsere<br />

Einheit sehr gut fan<strong>de</strong>n und sie ihnen hilft, die<br />

Situation vor Ort besser zu erkennen. Manche fragen,<br />

ob wir skypen könnten, um noch offene Fragen<br />

zu klären. Es gibt auch ein paar, die nach ihrer<br />

Rückkehr bei Phoenix <strong>mit</strong>machen möchten. Eine<br />

POC hat mir in einem berühren<strong>de</strong>n Brief geschrieben,<br />

dass ihr eigentlich dieser Tag die Augen geöffnet<br />

hat und sie einen neuen Bezug zu ihrer POC-<br />

Wirklichkeit in Deutschland gewonnen hat. Es gibt<br />

auch Teilnehmen<strong>de</strong>, die uns in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung<br />

kennen gelernt haben und uns nach ihrer Rückkehr<br />

für Trainings anfragen. So haben wir für einige<br />

Gruppen (WinD-Gruppe in Hamburg) bereits einige<br />

Trainings durchgeführt. Da ist einiges passiert.<br />

GIZ: Gibt es etwas, dass Ihr <strong>de</strong>m <strong>weltwärt</strong>s-<br />

Programm empfehlen wür<strong>de</strong>t?<br />

Austen P. Brandt: Es gibt sicherlich einen Teil von<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n, die vor Ort nicht nur gute Impulse<br />

geben. Dann ist die Frage, wie stark <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontext im<br />

Globalen Sü<strong>de</strong>n ist und wer da<strong>mit</strong> umgehen kann.<br />

Dafür wäre es zentral, die Leute, die im Globalen<br />

Sü<strong>de</strong>n die Freiwilligen begleiten, auszubil<strong>de</strong>n. Da<br />

müsste eigentlich ein ähnlicher Bewusstseinsprozess<br />

statt:n<strong>de</strong>n wie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung. Dafür<br />

müsste man Prozesse in verschie<strong>de</strong>nen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

starten und <strong>mit</strong> empowern<strong>de</strong>n Schritten verbin<strong>de</strong>n.<br />

Denn wenn ein Überheblicher o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Unfähige<br />

aus <strong>de</strong>m Westen kommt, können sie Unheil anrichten.<br />

In <strong>de</strong>m Moment, wo ich POC-Begleiten<strong>de</strong> in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Struktur habe, die das erkennen, können sie<br />

diese Teilnehmen<strong>de</strong>n coachen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sie auch gegebenenfalls<br />

von ihren Aufgaben entbin<strong>de</strong>n. Das<br />

wür<strong>de</strong> ich zu einem wichtigen Punkt einer weiteren<br />

Planung machen. Es ist schwierig, aber ich glaube,<br />

das könnte wirklich neue Impulse setzen und neue<br />

Ebenen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gerechtigkeit bil<strong>de</strong>n.<br />

GIZ: Wir danken Euch für das Gespräch und die<br />

sehr bereichern<strong>de</strong> Zusammenarbeit!


Formate und Strukturen am Beispiel <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Programms auf <strong>de</strong>n Philippinen<br />

8<br />

ie Gestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung<br />

D in <strong>de</strong>n Einsatzlän<strong><strong>de</strong>r</strong>n beinhaltet verschie<strong>de</strong>ne<br />

Versatzstücke, die die Freiwilligen in ihrem<br />

Lernprozess begleiten. Hier können vielfältige und<br />

kontinuierliche Angebote optimal an die individuellen<br />

Lernbedürfnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen anschließen.<br />

Seminare, individuelles Coaching, Berichte o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

monatliche Austauschtreffen ermöglichen es <strong>de</strong>n<br />

Freiwilligen immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ihren Lernprozess zu<br />

reNektieren und da<strong>mit</strong> unbewusste Erfahrungen in<br />

Erkenntnisse zu transferieren. Darauf aufbauend<br />

können mögliche Handlungskompetenzen entwickelt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ lag die Ausgestaltung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung vor Ort maßgeblich<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortung <strong><strong>de</strong>r</strong> Län<strong><strong>de</strong>r</strong>büros. Die Ansprechpartner/innen<br />

konnten so die <strong>Konzept</strong>e<br />

bestmöglich auf <strong>de</strong>n jeweiligen Bedarf anpassen<br />

und eigene Schwerpunkte setzen. Im Folgen<strong>de</strong>n<br />

wird das pädagogische <strong>Konzept</strong> <strong>de</strong>s Län<strong><strong>de</strong>r</strong>büros<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Philippinen exemplarisch vorgestellt.<br />

„In meinem <strong>weltwärt</strong>s Jahr habe ich mehr gelernt<br />

als in <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten gymnasialen Oberstufe” —<br />

solche Kommentare waren in unseren Endseminaren<br />

oft zu hören. Die Erfahrungen, die die Freiwilligen<br />

machten und die Einsichten, die sie gewannen<br />

prägen nachhaltig.<br />

Pädagogisches <strong>Konzept</strong><br />

Die Freiwilligen kamen auf <strong>de</strong>n Philippinen gut<br />

informiert und sensibilisiert für entwicklungspolitisch<br />

relevante Themen wie Rassismus, Kulturschock,<br />

Gen<strong><strong>de</strong>r</strong>, kultursensibler Umgang <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

lokalen Bevölkerung, aber auch <strong>mit</strong> vielen (Selbst-)<br />

Zweifeln, Unsicherheiten und Ängsten an. Eine<br />

Umfrage beim Einführungsseminar <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten<br />

Freiwilligengruppe hat ergeben, dass drei Viertel<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen Ängste vor Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen hatten.<br />

Das Großstadtleben in Manila, die Erwartungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisationen und die ungewohnten<br />

Lebensumstän<strong>de</strong> gehörten zu <strong>de</strong>n meist genannten<br />

Grün<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m brachten die Freiwilligen<br />

verschie<strong>de</strong>nste individuelle Lebensgeschichten<br />

<strong>mit</strong>, die auf das Lernen im Partnerland einen<br />

großen EinNuss hatten. Nicht selten tauchten,<br />

ausgelöst durch die für sie frem<strong>de</strong>n Lebens- und<br />

Arbeitsbedingungen, familiäre Altlasten auf, die<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in Phasen <strong><strong>de</strong>r</strong> Unsicherheit, Unter- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und <strong>de</strong>s sich Fremdfühlens aufbrachen.<br />

Für Betreuer/innen auf <strong>de</strong>n Philippinen war<br />

die Basis für eine<br />

„Die Basis war eine vertrauensvolle,<br />

authentische und<br />

verlässliche Beziehung zu <strong>de</strong>n<br />

Freiwilligen.“<br />

pädagogische Zusammenarbeit<br />

vor<br />

Ort eine, in <strong><strong>de</strong>r</strong> sie<br />

versuchten, auf<br />

individuelle und<br />

gruppenspezi:sche Bedürfnisse einzugehen. Unterstützen<strong>de</strong><br />

Elemente <strong>de</strong>s pädagogischen <strong>Konzept</strong>s<br />

waren <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltensko<strong>de</strong>x, die Seminare,<br />

regelmäßige Besuche vor Ort, die Mentor/innen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisationen, monatliche strukturierte<br />

Freiwilligentreffen und eine beruNiche bzw. entwicklungspolitische<br />

Orientierung.<br />

Der Verhaltensko<strong>de</strong>x<br />

Während <strong>de</strong>s ersten <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m DED - Jahres<br />

auf <strong>de</strong>n Philippinen 2008/ 2009 wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedarf<br />

erkannt, einen Verhaltensko<strong>de</strong>x für die Freiwilligen<br />

zu entwickeln. Dieser wur<strong>de</strong> mehrfach<br />

modi:ziert und war für die Freiwilligen seit 2009<br />

verbindlich. Er setzte einen Rahmen und diente als<br />

Orientierung für ein kultursensibles und angemessenes<br />

Verhalten auf <strong>de</strong>n Philippinen, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

im Arbeitskontext. Da die wenigsten Freiwilligen<br />

Erfahrungen im Berufsleben hatten, waren Hinweise<br />

auf feste Arbeitszeiten, Urlaubsanträge, Krankmeldungen<br />

und angemessene Kleidung notwendig.<br />

Alle Partnerorganisationen waren über <strong>de</strong>n Verhaltensko<strong>de</strong>x<br />

informiert und er wur<strong>de</strong> übereinstimmend<br />

begrüßt. Er setzte Grenzen und bil<strong>de</strong>te bei<br />

Nichteinhaltung und Fehlverhalten die Grundlage<br />

für mögliche Konsequenzen.<br />

Die Seminare<br />

Das gegenseitige Kennenlernen von Freiwilligen<br />

und GIZ-Ansprechpartner/innen und die lan<strong>de</strong>spezi:sche,<br />

kulturelle Einführung bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ankunft<br />

waren ein wichtiger Schlüssel zu einem erfolgreichen<br />

<strong>weltwärt</strong>s-Jahr.<br />

27 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


8<br />

Dazu gehörten Module wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprachkurs, eine<br />

historische Stadtführung, die administrativen Vorgaben,<br />

aber auch das Kennenlernen <strong>de</strong>s GIZ-<br />

Portfolios <strong><strong>de</strong>r</strong> Philippinen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter/<br />

innen. Hier nahm auf <strong>de</strong>n Philippinen z.B. die Sicherheitsbeauftragte<br />

eine zentrale Rolle ein, die<br />

auf drohen<strong>de</strong> Naturkatastrophen und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Sicherheitsrisiken<br />

im Land aufmerksam machte. Die<br />

Freiwilligen wussten, dass sie sich in Notfällen<br />

„Den Freiwilligen wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>utlich gemacht, dass es<br />

eine Außenstruktur <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ<br />

gibt, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie angehören.“<br />

immer an sie wen<strong>de</strong>n<br />

konnten und<br />

zu<strong>de</strong>m ein Notfalltelefon<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ auf<br />

<strong>de</strong>n Philippinen existiert.<br />

Dadurch wur<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n Freiwilligen im Einführungsseminar <strong>de</strong>utlich<br />

gemacht, dass es eine Außenstruktur <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ<br />

auf <strong>de</strong>n Philippinen gibt, <strong><strong>de</strong>r</strong> sie angehörten.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung von Zwischen- und Endseminaren<br />

wur<strong>de</strong> über die Jahre zunehmend auf die Interessen<br />

und Wünsche <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen eingegangen.<br />

Mit <strong>de</strong>n Vertreter/innen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>weltwärt</strong>s Freiwilligen,<br />

die im Einführungsseminar gewählt wur<strong>de</strong>n,<br />

wur<strong>de</strong>n Themen i<strong>de</strong>nti:ziert und Seminarprogramme<br />

entwickelt, die bei <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Freiwilligen ansetzten und Raum für Erfahrungsaustausch<br />

und SelbstreNektion gaben.<br />

Regelmäßige Besuche<br />

Nach<strong>de</strong>m die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>weltwärt</strong>s Freiwilligen auf<br />

<strong>de</strong>n Philippinen von 2008 auf 2009 von 20 auf 47<br />

Freiwillige angestiegen war, ging es darum, bessere<br />

Strukturen für die pädagogische Arbeit zu schaffen.<br />

Der Kontakt zwischen Betreuer/innen und<br />

Freiwilligen, <strong><strong>de</strong>r</strong> vorher vorwiegend über SMS,<br />

Handy und E-Mail erfolgte, erwies sich als nicht<br />

ausreichend. Abhilfe wur<strong>de</strong> z.B. dadurch geschaffen,<br />

dass ein Ansprechpartner nach Bacolod in das<br />

dort existieren<strong>de</strong> GIZ Büro umzog, wo auch die<br />

meisten Freiwilligen auf Negros eingesetzt waren.<br />

Die erhöhte Präsenz und Erreichbarkeit hatten<br />

einen sehr positiven EinNuss auf die Zusammenarbeit.<br />

Gera<strong>de</strong> durch die persönliche Begegnung<br />

konnten frühzeitig Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen im Verhalten<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> äußeren Erscheinungsbild<br />

wahrgenommen wer<strong>de</strong>n, die auf eine Krankheit<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Belastungsstörung hinwiesen. Die größere<br />

Nähe zwischen Betreuer/innen und Freiwilligen<br />

ermöglichte, wenn nötig, eine zeitnahe Intervention.<br />

Auch wur<strong>de</strong>n vier bis sechs persönliche Besuche<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Ansprechpartner/innen bei <strong>de</strong>n Freiwilligen<br />

im Jahr in ihren Partnerorganisationen vor Ort<br />

vereinbart. Die Besuche umfassten <strong>de</strong>n Erfahrungsaustausch<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Freiwilligen, das Kennenlernen<br />

ihres Arbeits- und Lebensumfel<strong>de</strong>s und die<br />

Möglichkeit eines Coachings hinsichtlich herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Situationen.<br />

Mentor/innen <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisationen<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Betreuung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

spielten die Mentor/innen in <strong>de</strong>n Partnerorganisationen<br />

eine tragen<strong>de</strong> Rolle, da sie die Freiwilligen<br />

direkt vor Ort im Arbeitskontext erlebten. Die Gespräche<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Austausch <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

philippinischen Mentor/innen trugen zu einem<br />

umfassen<strong><strong>de</strong>r</strong>en Bild aus an<strong><strong>de</strong>r</strong>er kultureller Perspektive<br />

bei. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Mentor/innen <strong>mit</strong> Erfahrungen<br />

im Umgang <strong>mit</strong> <strong>de</strong>utschen Freiwilligen<br />

verstan<strong>de</strong>n es, gera<strong>de</strong> in konNiktiven Situationen<br />

zu entschärfen und Verständnis für bei<strong>de</strong> Seiten zu<br />

wecken.<br />

Monatliche Freiwilligentreffen<br />

Seit September 2010 gab es für alle Freiwilligen in<br />

und um Manila regelmäßige monatliche Treffen,<br />

die meist im GIZ Büro stattfan<strong>de</strong>n und da<strong>mit</strong> einen<br />

Arbeitsrahmen <strong>mit</strong> einer gesetzten Agenda hatten.<br />

Für die Freiwilligen be<strong>de</strong>uteten die Treffen Struktur<br />

im <strong>weltwärt</strong>s Jahr und eine Plattform, um Erfahrungen,<br />

Be:ndlichkeiten und Informationen<br />

auszutauschen und zu reNektieren, auf schwelen<strong>de</strong><br />

KonNikte, Über- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Unterfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen hinzuweisen<br />

und sich die Ziele <strong>de</strong>s Programms immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zu vergegenwärtigen. Die persönlichen Begegnungen<br />

einmal im Monat <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Freiwilligen<br />

dienten auch als Frühwarnsystem für Krisen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

KonNikte. Von <strong>de</strong>m Angebot im Anschluss individuelle<br />

Gespräche zu führen, machten viele Freiwillige<br />

Gebrauch, um Themen wie Selbstzweifel o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

psychische Belastungen anzusprechen.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

28


8<br />

„Monatliche Treffen dienten<br />

auch als Frühwarnsystem für<br />

Krisen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kon*ikte.“<br />

Manchmal wur<strong>de</strong>n auch Gesprächseinladungen an<br />

Freiwillige ausgesprochen, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e wenn<br />

sich Freiwillige ausschließlich negativ über ihre<br />

Arbeit äußerten, sich Frustrationen wegen Untero<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

breit machten<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Beziehungsstress<br />

bestand. Die<br />

Partnerorganisationen<br />

wur<strong>de</strong>n monatlich über die Treffen und ihre<br />

Inhalte informiert und stellten die Freiwilligen<br />

dafür frei. Sie nahmen die Treffen als Entlastung in<br />

ihrer Verantwortung wahr und begrüßten die enge<br />

Betreuungsstruktur.<br />

Beru*iche und entwicklungspolitische<br />

Orientierung<br />

Dem verstärkten Interesse an entwicklungspolitischen,<br />

wirtschaftlichen und lan<strong>de</strong>spolitischen<br />

Themen wur<strong>de</strong> zunehmend bei Zwischenseminaren<br />

und Freiwilligentreffen Rechnung getragen,<br />

in<strong>de</strong>m GIZ-Kolleg/innen, sowie Gäste aus Verbän<strong>de</strong>n<br />

und Stiftungen eingela<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.<br />

und Freu<strong>de</strong> an <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit ermöglichen. Für uns als<br />

betreuen<strong>de</strong> Pädagog/innen be<strong>de</strong>utete das, die<br />

Handlungs- und Kommunikationskompetenz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Freiwilligen zu erhalten und zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n, und sie auf<br />

diesem über Höhen und durch Tiefen führen<strong>de</strong>n<br />

Weg zu begleiten. Erlebtes zu hinterfragen und<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Zuordnungsansätze aufzuzeigen, zu ermutigen<br />

und Beiträge einzufor<strong><strong>de</strong>r</strong>n, gehörte dabei zu<br />

<strong>de</strong>n anspruchsvollen Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansprechpartner/innen.<br />

Im Endseminar äußerten die Freiwilligen, sie hätten<br />

auf verschie<strong>de</strong>nsten Ebenen viel in diesem Jahr<br />

gelernt und über sich erfahren. Nicht nur ihre Berichte<br />

zeugen von einem persönlichen Reifungsprozess,<br />

auch ihr Verhalten und Auftreten zeigt<br />

eine Zunahme an Selbstvertrauen und realistischem<br />

Engagement.<br />

Der entwicklungspolitische Bezug <strong>de</strong>s Programms<br />

und da<strong>mit</strong> auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezug zur GIZ konnte in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren intensiviert wer<strong>de</strong>n. Die Freiwilligen<br />

hatten bei Zwischenseminaren o<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligentreffen<br />

die Möglichkeit, Programme kennenzulernen<br />

und ganz persönlich Mitarbeiter/innen zu<br />

befragen.<br />

Darüber hinaus wur<strong>de</strong> auf Zwischenseminaren die<br />

Möglichkeit geschaffen entwicklungspolitisch<br />

interessante Initiativen und Organisationen, wie<br />

das International Rice Research Institut zu besuchen.<br />

Auch die monatlichen Freiwilligentreffen<br />

wur<strong>de</strong>n für politische Weiterbildungen genutzt,<br />

wie ein Vortrag zur politischen Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Philippinen von 2010 bis 2013 unter Präsi<strong>de</strong>nt<br />

Benigno Aquino durch <strong>de</strong>n Vertreter <strong><strong>de</strong>r</strong> Konrad<br />

A<strong>de</strong>nauer Stiftung Manila.<br />

Schlussbetrachtung<br />

Die pädagogische Begleitung im <strong>weltwärt</strong>s Jahr<br />

soll menschliches Reifen, Perspektivwechsel- und<br />

erweiterung, Lernen im interkulturellen Kontext<br />

29 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


9 Voller Einsatz vor Ort: Begleitungsteams während <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Jahres<br />

ie Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an die Betreuung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

als auch an ihr Umfeld sind sehr<br />

D<br />

vielfältig. Das mögliche Spektrum reicht von persönlichen<br />

Krisen über KonNikte <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation<br />

bis hin zu einer generellen Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen am Einsatzplatz o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch<br />

<strong>de</strong>n Einsatzort, die bis zu einem Abbruch führen<br />

können. Auch das Umfeld steht vor vielfältigen<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, die sich durch <strong>de</strong>n Aufenthalt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen auftun. Um einen positiven Erfahrungs-<br />

und Lernerfolg in dieser intensiven gemeinsamen<br />

Zeit zu unterstützen, hat die GIZ eine intensive<br />

Begleitstruktur vor Ort aufgebaut, die die<br />

Partnerorganisationen entlasten konnte und <strong>de</strong>n<br />

Freiwilligen hilfreiche Ansprechpartner/innen bot.<br />

Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Begleitung<br />

Die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen können äußerer Natur<br />

sein, wenn die Freiwilligen sich ihrem Aufgabenfeld<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation nicht gewachsen<br />

sehen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schwierigkeiten haben, ihr Verhalten<br />

an das kulturelle<br />

„Um einen Lernerfolg zu<br />

gewährleisten, hat die GIZ<br />

eine intensive Begleitung<br />

aufgebaut, die Partnerorganisationen<br />

entlastete<br />

und hilfreicher<br />

Ansprechpartner war.“<br />

Umfeld anzupassen.<br />

Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n die<br />

jungen Menschen<br />

vor Ort oft <strong>mit</strong> Realitäten<br />

und Perspektiven<br />

konfrontiert, die<br />

die Selbstverständlichkeit<br />

ihres bisherigen<br />

Weltbilds und auch ihres Selbstkonzepts<br />

grundlegend in Frage stellen. Dies kann zu massiven<br />

Desorientierungen und Verunsicherungen führen,<br />

die von <strong>de</strong>n Betroffenen nicht unbedingt<br />

gleich als solche erkannt wer<strong>de</strong>n. Häu:g führen<br />

diese Erfahrungen nicht zu einer konstruktiven<br />

Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung son<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu einem inneren<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> äußeren Rückzug <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen. Neben <strong>de</strong>n<br />

Krisen, die durch Umstän<strong>de</strong> vor Ort ausgelöst wer<strong>de</strong>n<br />

können, ist häu:g zu beobachten, dass im<br />

Auslandsaufenthalt Themen aufkommen, die die<br />

Freiwilligen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit vorher als Probleme <strong>mit</strong>bringen.<br />

Diese können zu beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s intensiven<br />

Krisen führen. Eine Vertrauensperson vor Ort, die<br />

diese Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsprozesse wahrnimmt, kann<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>/<strong>de</strong>m Freiwilligen unterstützend zur Seite stehen.<br />

Diese Begleitperson muss dafür nah genug am<br />

Freiwilligen sein um die Situation zu bemerken und<br />

einordnen zu können. Zu<strong>de</strong>m sollte sie über die<br />

Zeit verfügen, <strong><strong>de</strong>r</strong>/<strong>de</strong>m Freiwilligen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Krise<br />

zu helfen, Halt zu geben und sie/ihn zu ermutigen,<br />

neue Handlungsweisen auszuprobieren und zu<br />

reNektieren.<br />

Nicht nur für die Freiwilligen, auch für ihr lokales<br />

Umfeld stellt ihr Aufenthalt eine große Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

dar. Um auch hier vorzubeugen, dass es zu<br />

Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und Abweisung <strong>de</strong>n Freiwilligen<br />

gegenüber kommt, ist es wichtig, dass aufkommen<strong>de</strong><br />

KonNikte frühzeitig erkannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisationen sind bereits<br />

sehr vielfältig. Sie müssen nicht nur eine neue<br />

Person in ihren Arbeitsablauf integrieren, vor allem<br />

stehen sie immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> vor interkulturellen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen.<br />

Sei es durch ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Hierarchieverständnis,<br />

das die Freiwilligen <strong>mit</strong>bringen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Alltagsverhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen, das zu<br />

Irritationen führt. Gleiches gilt für Situationen in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gastfamilie bzw. <strong>de</strong>m Wohnumfeld <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen.<br />

Diese Irritationen zu erkennen und zu<br />

bearbeiten, kann durch Ansprechpartner/innen vor<br />

Ort, die in diesem Bereich sensibilisiert sind, maßgeblich<br />

unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />

GIZ-Begleitstrukturen vor Ort<br />

Die GIZ hat die pädagogische Begleitung vor Ort<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Gegebenheiten vor Ort angepasst.<br />

Durch die vorhan<strong>de</strong>nen Bürostrukturen <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ in<br />

allen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n, in die sie <strong>weltwärt</strong>s Freiwillige entsandte,<br />

war ein Kristallisationspunkt gegeben, von<br />

<strong>de</strong>m aus über <strong>weltwärt</strong>s-Ansprechpartner/innen<br />

regionale und lokale Begleitstrukturen aufgebaut<br />

und gepNegt wur<strong>de</strong>n. Ausgehend von <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>nzahlen<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ-Struktur im Land wur<strong>de</strong>n<br />

die Begleitteams unter Berücksichtigung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

räumlichen, personellen aber auch kulturellen Gegebenheiten<br />

vor Ort so zusammengestellt, dass<br />

sich eine möglichst optimale Ansprechpartnerstruktur<br />

für je<strong>de</strong>/n Freiwilligen und je<strong>de</strong> Partnerorganisation<br />

ergab. In <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Vielfalt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

konkreten Ausprägungen lassen sich<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

30


9<br />

drei Rollen im Begleitteam ausmachen, die sich<br />

lan<strong>de</strong>sspezi:sch auf verschie<strong>de</strong>ne Personen verteilten:<br />

eine Mentoringperson in <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation,<br />

eine Ansprechpartner/in <strong><strong>de</strong>r</strong> Entsen<strong>de</strong>organisation<br />

vor Ort und eine Person zur persönlichen<br />

Unterstützung im Falle persönlicher Krisen.<br />

Zunächst gab es ein/e Ansprechpartner/in in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Partnerorganisation. Sie unterstützte bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Klärung<br />

von Aufgaben und <strong><strong>de</strong>r</strong> Einarbeitung am Einsatzplatz<br />

und half bei <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung in<br />

das Arbeitsumfeld.<br />

„Auf Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> fehlen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitserfahrung <strong><strong>de</strong>r</strong> jungen<br />

Freiwilligen kam es<br />

oftmals zu Unzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

und Kon*ikten.“<br />

Sie war für die Freiwilligen<br />

die erste<br />

Anlaufstelle in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Partnerorganisation<br />

und konnte bei alltäglichen<br />

Arbeitssituationen<br />

unterstützen. Auf Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> fehlen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitserfahrung <strong><strong>de</strong>r</strong> jungen Freiwilligen kam es<br />

oftmals zu Unzufrie<strong>de</strong>nheit und KonNikten auf<br />

allen Seiten. Hier konnte die Ansprechpartner/in<br />

gera<strong>de</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Klärung falscher Erwartungen<br />

durch Gesprächsangebote für die Ausräumung von<br />

Unstimmigkeiten sorgen.<br />

Um die Partnerorganisationen zu entlasten integrierte<br />

die GIZ eine weitere Rolle in das Begleitteam,<br />

die über die Vorgaben <strong>de</strong>s BMZ hinausging.<br />

Für je<strong>de</strong>/n Freiwillige/n wur<strong>de</strong> eine von <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation<br />

unabhängige Kontaktperson gefun<strong>de</strong>n,<br />

die von außen ver<strong>mit</strong>telnd auftreten<br />

konnte, wenn es KonNikte am Einsatzplatz gab,<br />

die innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Organisation nicht gelöst wer<strong>de</strong>n<br />

konnten. Sie konnte als Vertrauensperson in<br />

Son<strong><strong>de</strong>r</strong>situationen fungieren, beispielsweise in<br />

<strong>de</strong>m sie persönliche Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

erkannten. Diese Person konnte für eine bestimmte<br />

Region <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s zuständig sein und<br />

lokale Kenntnisse ver<strong>mit</strong>teln. Ihr Hauptaugenmerk<br />

lag auf <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Integration <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation sowie am Wohnort. In<br />

ihrer Funktion ver<strong>mit</strong>telte sie beispielsweise in<br />

KonNikten zwischen Freiwilligen, Vermieter/innen<br />

und Nachbar/innen. Hier war ihre Aufgabe, das<br />

gegenseitige Verständnis zu erhöhen und zu Kon-<br />

Niktlösungen beizutragen.<br />

Die Hauptanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung an ihre Quali:kation war<br />

interkulturelle und kommunikative Kompetenz.<br />

Durch ihre Position konnte sie sich allparteilich in<br />

schwierige Situationen einbringen und für ein gegenseitiges<br />

Verständnis werben.<br />

Ansprechpartner für alle Fragen<br />

Darüber hinaus übernahmen auch die Ansprechpartner/innen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ einen zentralen Part in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

persönlichen Begleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen. Zu ihren<br />

Aufgaben gehörte es sowohl in Ausnahmesituationen<br />

und Notfällen einzugreifen, als auch <strong>de</strong>n großen<br />

Kontext herzustellen und die Freiwilligen<br />

durch ReNektionsseminare in ihren Lernprozessen<br />

zu begleiten. Das Team wur<strong>de</strong> also vervollständigt<br />

durch eine lan<strong>de</strong>sweit koordinieren<strong>de</strong> Person, die<br />

auf <strong>de</strong>n Programmrahmen achtete und grundlegen<strong>de</strong><br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> Rahmenbedingungen<br />

<strong>de</strong>s Programms umsetzte (Projektwechsel,<br />

Wohnungswechsel, medizinische Rückführungen,<br />

Abbrüche). Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Programmverantwortung im<br />

Land einher ging die die Gewährleistung <strong><strong>de</strong>r</strong> administrative<br />

Programmentwicklung, sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> Planung<br />

und Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ankunfts-, Zwischenund<br />

Endseminare für die Freiwilligen.<br />

Die Ansprechpartner/innen trugen Sorge dafür,<br />

dass die Rollen in <strong>de</strong>n Begleitteams besetzt wur<strong>de</strong>n<br />

und unterstützte bei KonNikten. Es bewährte<br />

sich, dass die Ansprechpartner/innen alle Freiwilligen<br />

circa zwei Monate nach Einreise in ihren Einsatzplätzen<br />

besuchten, Gespräche <strong>mit</strong> allen relevanten<br />

Akteuren führten und so einen guten Überblick<br />

über die <strong>weltwärt</strong>s-Situation im Land gewannen.<br />

Diese Besuche wur<strong>de</strong>n im I<strong>de</strong>alfall im Verlaufe<br />

<strong>de</strong>s Jahres alle drei Monate wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt. Auf diese<br />

Weise erhielten sie einen guten und kontinuierlichen<br />

Einblick in die Arbeit sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisationen und waren über<br />

aufkommen<strong>de</strong> Schwierigkeiten frühzeitig informiert.<br />

31 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


9<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und Empfehlungen<br />

Da sich ein großer Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgaben im Kontext<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> interkulturellen KonNiktbearbeitung bewegt,<br />

ist eine interkulturelle Zusammensetzung <strong>de</strong>s Begleitteams<br />

optimal.<br />

„Die pädagogische Begleitung<br />

muss sehr gezielt auf diese<br />

Altersphase und Umstän<strong>de</strong><br />

abgestimmt sein, und gleichzeitig<br />

im Auge behalten,<br />

dass genügend unbegleitete<br />

Freiräume bestehen bleiben.“<br />

So wird sichergestellt, dass mehrdimensional über<br />

Lösungswege nachgedacht wird und alle KonNiktparteien<br />

vertreten sind. Ebenso wichtig ist, dass<br />

alle Beteiligten, die Freiwilligen, wie auch die Mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Partner- und<br />

Entsen<strong>de</strong>organisation<br />

durch das<br />

<strong>weltwärt</strong>s-<br />

Programm in<br />

einen gemeinsamen<br />

Lernprozess<br />

eingetreten sind.<br />

Diese Haltung als Lernen<strong>de</strong> auf allen Seiten ermöglicht<br />

eine gegenseitige Offenheit und die Flexibilität,<br />

Neues auszuprobieren und aus möglichen<br />

Fehlern zu lernen.<br />

Die pädagogische Begleitung muss sehr gezielt auf<br />

diese Altersphase und Umstän<strong>de</strong> abgestimmt sein,<br />

und gleichzeitig im Auge behalten, dass genügend<br />

unbegleitete Freiräume bestehen bleiben, also<br />

nicht unintendiert durch Überbehütung zur Lernprozesse<br />

verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig ist <strong>weltwärt</strong>s<br />

für das Umfeld <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen vor Ort —<br />

vom Vorgesetzten bis zum Wohnumfeld — eine<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, auf die dieses in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel nicht<br />

vorbereitet wird. Eine gute Begleitung vor Ort, die<br />

sowohl die Belange <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen als auch die<br />

Bedürfnisse <strong>de</strong>s Umfelds im Blick hat und bei auftreten<strong>de</strong>n<br />

Belastungen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Betroffenen arbeitet,<br />

kann bei KonNikten unterstützend eingreifen<br />

und die vielfältigen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen aller Beteiligten<br />

positiv transformieren. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s diese<br />

Rücksichtnahme auf Bedürfnisse und Kapazitäten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisationen tragen zum Erfolg <strong>de</strong>s<br />

<strong>weltwärt</strong>s-Programms bei.<br />

<strong>weltwärt</strong>s-Freiwillige be:n<strong>de</strong>n sich als junge Erwachsene<br />

in einer Lebensphase, die in vielerlei<br />

Hinsicht prägend und for<strong><strong>de</strong>r</strong>nd ist: I<strong>de</strong>ntitätssuche,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Auszug aus <strong>de</strong>m Elternhaus und die<br />

(Weiter-) Erprobung <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstständigkeit. Durch<br />

ihren Freiwilligendienst setzen sie sich einer neuen<br />

Erfahrungswelt aus, die sie vor vielfältige, oft unerwartete<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen stellt.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

32


Räume für Austausch und Re*ektion: Das Einführungs-, Zwischen und Endseminar<br />

m Ausland tauchen die Freiwilligen in ein für<br />

I sie völlig neues Umfeld ein. Sie erfahren direkt<br />

was es be<strong>de</strong>utet in einem Land <strong>mit</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Regeln,<br />

Strukturen und Gewohnheiten zu leben, machen<br />

erste Erfahrungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit in festen<br />

Strukturen, machen zahlreiche neue Bekanntschaften<br />

und erleben persönliche Erfolgserlebnisse<br />

und Krisen. Um diese Erfahrungen nachhaltig<br />

konstruktiv nutzbar zu machen, braucht es Räume<br />

in <strong>de</strong>nen diese reNektiert, über <strong>de</strong>n Austausch <strong>mit</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en vertieft und in Handlungskompetenz<br />

übersetzt wer<strong>de</strong>n können. Dadurch wer<strong>de</strong>n die<br />

Seminare vor Ort zu einem essenziellen Bestandteil,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung. Die folgen<strong>de</strong>n<br />

Praxiserfahrungen stammen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Seminararbeit<br />

in Nicaragua, Uganda und Namibia.<br />

Einführungsseminar<br />

Die Zeit vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Abreise und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausblick auf bevorstehen<strong>de</strong><br />

Unwägbarkeiten führten dazu, dass<br />

die Freiwilligen häu:g sehr aufgewühlt im Land<br />

ankamen. Das Einführungsseminar hatte hier die<br />

Aufgabe, Klarheit, Sicherheit und Orientierung zu<br />

ver<strong>mit</strong>teln und die konkrete Schritte in <strong>de</strong>n Aufenthalt<br />

vor Ort zu ebnen.<br />

Ein wichtiger erster Schritt war hier die Klärung<br />

administrativer Dinge, wie Visafragen o<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Eröffnung von Bankkonten. Zu<strong>de</strong>m ver<strong>mit</strong>telte<br />

das Kennenlernen <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ im Land, sowie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zentralen Ansprechpartner/innen für das folgen<strong>de</strong><br />

Jahr eine erste Sicherheit. Inhaltlich wur<strong>de</strong> häu:g<br />

ein Fokus auf konkrete Län<strong><strong>de</strong>r</strong>kun<strong>de</strong> gesetzt und<br />

erste Einblicke in die Entwicklungszusammenarbeit<br />

vor Ort ver<strong>mit</strong>telt. Des Weiteren stärkten gemeinsame<br />

Aktivitäten das Gruppengefühl und<br />

gaben einen ersten Eindruck <strong>de</strong>s Lebens vor Ort.<br />

Auf <strong>de</strong>m Einführungsseminar wur<strong>de</strong>n die Freiwilligen<br />

darüber hinaus über <strong>de</strong>n län<strong><strong>de</strong>r</strong>spezi:schen<br />

Verhaltensko<strong>de</strong>x informiert. Ein solcher war im<br />

ersten <strong>weltwärt</strong>s Jahr auf <strong>de</strong>n Philippinen entwickelt<br />

und von vielen GIZ-Län<strong><strong>de</strong>r</strong>büros übernommen<br />

wor<strong>de</strong>n. Er enthielt verbindliche Regeln für<br />

die Freiwilligen und galt als Grundlage für mögliche<br />

Konsequenzen. Er umfasste Hinweise zu administrativen<br />

Regelungen und zum Verhalten in<br />

„Raum für Re*ektion und<br />

Austausch <strong>mit</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en helfen<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> nachhaltigen<br />

Verwertung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrungen<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Übersetzung in<br />

Handlungskompetenz.“<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation. Verbindlich wur<strong>de</strong> er<br />

durch die Unterzeichnung aller Freiwilligen. Über<br />

die Jahre wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich, dass die Aufnahmefähigkeit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Einführungsseminars<br />

aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> aufgeregten Stimmung<br />

begrenzt war. Oft mussten bereits thematisierte<br />

Fragen in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Wochen immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n. Aus<br />

diesem Grund bot<br />

es sich an, das<br />

Einführungsseminar<br />

schlank zu<br />

halten und <strong>de</strong>n<br />

Freiwilligen nicht<br />

zu viel Programm vorzugeben. Zu<strong>de</strong>m war eine<br />

gute Abstimmung zur Vorbereitung in Deutschland<br />

wichtig. Die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung von Themen und Metho<strong>de</strong>n<br />

konnte bei <strong>de</strong>n Freiwilligen gera<strong>de</strong> in dieser<br />

Phase, in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Fokus auf <strong>de</strong>m Neuen und Unbekannten<br />

lag, leicht zu Frust führen.<br />

Zwischenseminare<br />

Die Zwischenseminare boten <strong>de</strong>n Freiwilligen die<br />

Chance, ein paar Tage Abstand zu ihrer aktuellen<br />

Situation zu gewinnen und auf die bereits vergangene<br />

Zeit zurück zu blicken. Sie bil<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>n sicheren<br />

Rahmen um konstruktiv zu reNektieren und<br />

gegebenenfalls Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen anzustoßen.<br />

Im Rahmen von „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“ fan<strong>de</strong>n<br />

zumeist zwei Zwischenseminare statt. Ein erstes<br />

erfolgte oft bereits nach drei Monaten im Land.<br />

Dieser Zeitpunkt stellte bei einem Großteil <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Freiwilligen einen neuralgischen Punkt im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Freiwilligendienstes dar. Das Neue, Ungewohnte,<br />

das zu Beginn <strong>de</strong>s Aufenthaltes als spannend<br />

und aufregend wahrgenommen wur<strong>de</strong>, erschien<br />

zu diesem Zeitpunkt oft als anstrengend<br />

und irritierend. Unterschie<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n in dieser<br />

Phase sehr betont und führten zu Heimweh und<br />

Frust. Zu diesem Zeitpunkt konnte ein erstes Zwischenseminar<br />

einen wertvollen EinNuss auf die<br />

Gestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong>n Zeit liefern. Eine gemeinsame<br />

ReNektion <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Erfahrungen<br />

ermöglichte es, diese in einen größeren Kontext zu<br />

stellen.<br />

10<br />

33 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


10<br />

Der Austausch <strong>mit</strong> Gleichgesinnten schaffte Entlastung<br />

durch die Bewusstwerdung, dass es <strong>de</strong>n<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Freiwilligen ähnlich ging. Darüber hinaus<br />

waren die Freiwilligen nach drei Monaten in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lage, interkulturelle Fragenstellungen, aber auch<br />

geschichtliche und politische Themen intensiver<br />

aufzunehmen. Durch die Konfrontation im Alltag<br />

hatten die Freiwilligen ein Grundverständnis erworben<br />

und gleichzeitig Fragen entwickelt, die<br />

nun gemeinsam bearbeitet wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Auf <strong>de</strong>m ersten, wie auch auf <strong>de</strong>m zweiten Zwischenseminar,<br />

das häu:g nach sechs Monaten<br />

stattfand, war die ReNektion <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation<br />

und da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>ne Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

und KonNikte ein zentrales Thema. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

wertvoll war, wenn auch Vertrer/innen<br />

von Partnerorganisationen und Mentor/innen teilnehmen<br />

konnten. So konnten mögliche KonNikte<br />

direkt bearbeitet wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig war es möglich,<br />

noch einmal die verschie<strong>de</strong>nen Erwartungen<br />

aneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> abzugleichen und das Verständnis für<br />

einan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu vertiefen. Zu<strong>de</strong>m konnte durch die<br />

Teilnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Mentor/innen und Vertreter/innen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisationen <strong><strong>de</strong>r</strong>en zentrale Rolle im<br />

Programm noch einmal <strong>de</strong>utlich gemacht und gewürdigt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

In Namibia gestalteten Referent/innen aus Partnerorganisationen<br />

darüber hinaus auch inhaltliche<br />

Einheiten zu Themen wie Umweltschutz und<br />

nachhaltige Entwicklung. Um die Sichtweisen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>weltwärt</strong>s-Akteure in je<strong>de</strong>m Fall auf <strong>de</strong>n<br />

Seminaren einbeziehen zu können, wur<strong>de</strong>n in Nicaragua<br />

im Vorfeld <strong><strong>de</strong>r</strong> Seminare die Mentor/innen<br />

gebeten, schriftlich ihre Einschätzung zum Lernprozess<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen abzugeben. Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n<br />

auch Gastfamilien im Vorfeld nach ihrer Einschätzung<br />

gefragt. Hierbei kamen häu:g Themen<br />

wie ein respektvoller Umgang und die Haltung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Freiwilligen als Lernen<strong>de</strong> und nicht als Leiten<strong>de</strong> zu<br />

Tage, die dann gemeinsam <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Freiwilligen<br />

reNektiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Auf <strong>de</strong>n Zwischenseminaren bestand auch Raum<br />

für eine Vertiefung von politischen und gesellschaftlichen<br />

Themen. Kolleg/innen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ<br />

trugen Inputs zu Themen wie HIV/AIDS, nachhaltiger<br />

Entwicklung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong> bei. Darüber<br />

hinaus wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Freiwilligen die Möglichkeit eröffnet,<br />

auch die praktische Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ näher<br />

kennen zu lernen. In Nicaragua gab es z.B. Projektbesuche<br />

in <strong>de</strong>n Bereichen Umweltschutz, För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

von Wirtschaftsprojekten und erneuerbare<br />

Energien. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Tagungsort war häu:g Teil <strong>de</strong>s<br />

pädagogischen <strong>Konzept</strong>es. So fan<strong>de</strong>n in Nicaragua<br />

die Seminare in einer sozialen Einrichtung statt.<br />

Diese konnten dadurch :nanziell unterstützt wer<strong>de</strong>n<br />

und die Freiwilligen erhielten einen Einblick in<br />

die Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

„Die Freiwilligen konnten an<br />

eigenen Mails, Fotos o<strong><strong>de</strong>r</strong> Blog-<br />

Einträgen überprüfen, inwiefern<br />

das Bild, dass sie von ihrem<br />

Gastland zeichneten ein<br />

Differenziertes war o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Stereotypen reproduzierte.“<br />

Initiative. Auf<br />

<strong>de</strong>m zweiten<br />

Zwischenseminar<br />

war es wertvoll<br />

einen Ausblick<br />

auf die<br />

Rolle als Multiplikator/in<br />

nach<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehr nach Deutschland zu werfen. Es war<br />

hilfreich, wenn die Freiwilligen hier weiter darüber<br />

nachdachten, wie ihr Engagement aussehen könnte,<br />

um eventuell nötige Kontakte zu knüpfen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Materialien zu sammeln. Hier bot es sich zu<strong>de</strong>m an,<br />

noch einmal für <strong>de</strong>n Umgang <strong>mit</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Sprache<br />

zu sensibilisieren. Die Freiwilligen konnten an<br />

eigenen Mails, Fotos o<strong><strong>de</strong>r</strong> Blog-Einträgen noch<br />

einmal überprüfen, inwiefern das Bild, dass sie von<br />

ihrem Gastland zeichneten ein Differenziertes war<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Stereotypen reproduzierte. Hierbei konnten<br />

sie sich am „Leitfa<strong>de</strong>n zum Umgang <strong>mit</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

und Sprache“ aus <strong>de</strong>m Vorbereitungsseminar orientieren.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Seminare wur<strong>de</strong>n die<br />

Freiwilligen aktiv eingebun<strong>de</strong>n. Sie übernahmen<br />

Aufgaben bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Seminargestaltung und konnten<br />

im Vorfeld für sie wichtige Themen benennen.<br />

Häu:g boten Freiwillige auch eigene Beiträge an, je<br />

nach Interessensgebiet z.B. Ernährung, Globalisierung,<br />

Rassismus o<strong><strong>de</strong>r</strong> Koloniale Vergangenheit.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

34


10<br />

Zu<strong>de</strong>m stellten sie eigene Projekte aus ihren Einsatzstellen<br />

vor o<strong><strong>de</strong>r</strong> übernahmen die Gestaltung<br />

ganzer Einheiten. Die Aben<strong>de</strong> dienten meist <strong>de</strong>m<br />

informellen Zusammenkommen.<br />

Themenseminare<br />

In einigen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n wur<strong>de</strong>n Themenseminare für<br />

die Freiwilligen angeboten. So fand etwa in Uganda<br />

nach sechs Monaten ein Seminar zum Thema<br />

Entwicklungszusammenarbeit statt. Ziele <strong>de</strong>s Seminars<br />

waren es, <strong>de</strong>n Freiwilligen <strong>de</strong>n entwicklungspolitischen<br />

Bezug <strong>de</strong>s Programms in Erinnerung<br />

zu rufen, ihnen Einblicke in die Entwicklungszusammenarbeit<br />

in ihrem Gastland zu ermöglichen,<br />

EZ-Akteuren vor Ort vorzustellen und<br />

da<strong>mit</strong> eine Grundlage für eine informierte und<br />

differenzierte Meinungsbildung zum Thema Entwicklungspolitik<br />

und -zusammenarbeit zu schaffen.<br />

Abschlussseminar<br />

Beim Abschlussseminar konnten sich die Freiwilligen<br />

aktiv <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Beendigung ihres Aufenthaltes<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong> setzen und sich auf ihre Rückkehr<br />

vorbereiten. In einem ersten Rückblick auf das<br />

Jahr hatten die Freiwilligen die Möglichkeit, ihren<br />

Aufenthalt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation und <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ<br />

zu evaluieren. Um sich <strong>de</strong>n eigenen Lernprozess<br />

bewusst zu machen, setzten sich die Freiwilligen<br />

u.a. <strong>mit</strong> folgen<strong>de</strong>n Fragen auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>: Welche<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen kann ich an mir feststellen? Welche<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und Krisen habe ich gemeistert?<br />

Welche neuen Fähigkeiten habe ich erlernt?<br />

Solche Fragen konnten darüber hinaus in<br />

einem persönlichen Abschlussgespräch thematisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. So sollte verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, dass die<br />

Freiwilligen unbearbeitete KonNikte <strong>mit</strong> nach<br />

Deutschland nehmen.<br />

Hier wur<strong>de</strong>n gemeinsam Strategien, Maßnahmen<br />

und Vorsätze erarbeitet. Dazu gehörten bewusste<br />

Abschie<strong>de</strong> von liebgewonnen Personen, das Abschließen<br />

von Projekten, das Reaktivieren <strong>de</strong>s Beziehungsnetzes<br />

in Deutschland, sowie die mentale<br />

Vorbereitung auf Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zuhause. Schließlich<br />

war auch hier noch einmal <strong><strong>de</strong>r</strong> Ort, um ein<br />

mögliches zukünftiges Engagement als Multiplikator/in<br />

anzu<strong>de</strong>nken, um die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Transfers <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Erfahrungen in die Herkunftsgesellschaft<br />

zu betonen.<br />

Für die meisten Freiwilligen war es wichtig, <strong>de</strong>n<br />

Abschied bewusst zu zelebrieren. Dies wur<strong>de</strong><br />

durch gemeinsame Aktivitäten und Abschiedsrituale<br />

unterstützt. An dieser Stelle erfolgte auch eine<br />

abschließen<strong>de</strong> Anerkennung <strong>de</strong>s Engagements <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Freiwilligen, die einen wichtigen Schritt für einen<br />

guten Abschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Auslandszeit darstellte.<br />

Räume für Austausch und Selbstre*ektion<br />

Die Seminare in ihren Gastlän<strong><strong>de</strong>r</strong>n waren für die<br />

Freiwilligen die zentralen Orte um ihre praktischen<br />

Erfahrungen und Erkenntnisse zu reNektieren, sie<br />

im Austausch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Freiwilligen in einen<br />

größeren Kontext zu stellen und über konkrete<br />

Handlungsalternativen nachzu<strong>de</strong>nken. Die Erfahrung,<br />

<strong>mit</strong> seinen KonNikten und Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

nicht allein zu sein, von <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu lernen und sich in einem ruhigen Rahmen<br />

<strong>mit</strong> Partnern und Mentor/innen austauschen<br />

zu können, machte die Seminare häu:g zu Wen<strong>de</strong>punkten<br />

im Freiwilligenjahr.<br />

Die Abschlussseminare dienten zu<strong>de</strong>m dazu, dass<br />

die Freiwilligen ihre Erwartungen an die Rückkehr<br />

bewusst reNektierten. Dabei war es wichtig, auf<br />

einen möglichen sogenannten Reverse culture<br />

shock in Deutschland hinzuweisen. Zu<strong>de</strong>m bedurfte<br />

es einer Planung <strong>de</strong>s Abschieds.<br />

35 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


11 Lernen im alltäglichen Umfeld : Die Gastfamilie als informelle Lernbegleitung<br />

ine zentrale Frage war die Unterbringung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

E Freiwilligen. Hier gab es ganz verschie<strong>de</strong>ne<br />

Ansätze von Freiwilligen-WGs bis zum Leben in<br />

Gastfamilien. Durch <strong>de</strong>n engen Bezug haben die<br />

Gastfamilien eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Rolle in <strong><strong>de</strong>r</strong> informellen<br />

Begleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen eingenommen. Die<br />

Unterbringung in Gastfamilien bot ein Lernumfeld<br />

<strong>mit</strong> großen Chancen für die soziale und kulturelle<br />

Integration <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen vor Ort und umfasste<br />

gleichzeitig zahlreiche Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen. Die<br />

folgen<strong>de</strong>n Erfahrungen stammen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Programms in Bolivien, Südafrika<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Dominikanischen Republik.<br />

Die Unterbringung in Gastfamilien erfolgte regional<br />

nach unterschiedlichen <strong>Konzept</strong>en. Während<br />

die Freiwilligen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Dominikanischen Republik<br />

und Südafrika für das ganze Jahr in einer Gastfamilie<br />

untergebracht waren, lebten die Freiwilligen in<br />

Bolivien zunächst für drei Monate in einer Gastfamilie,<br />

um danach gemeinsam <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie zu<br />

entschei<strong>de</strong>n, ob ein weiteres Zusammenleben in<br />

Frage kommt. Dieses „Probezeitmo<strong>de</strong>ll“, dass eine<br />

Flexibilität und auch Entscheidungsspielraum für<br />

alle Beteiligten ermöglichte, konnte in <strong><strong>de</strong>r</strong> Dominikanischen<br />

Republik vor allem wegen Schwierigkeiten<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Anmietung von Wohnungen und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sicherheitslage nicht umgesetzt wer<strong>de</strong>n. Hier war<br />

die Gastfamilie nicht nur eine pädagogisch wertvolle,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch die einfachste und sicherste<br />

Unterbringungsmöglichkeit. Gleichzeitig war es<br />

auch für die Verantwortlichen in Bolivien erstrebenswert,<br />

wenn die Freiwilligen das gesamte Jahr<br />

in einer Familie blieben, worauf sich jedoch die<br />

meisten Familien nicht von Beginn an festlegen<br />

wollten.<br />

Anwerbung und Auswahl<br />

Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach geeigneten Gastfamilien entstan<strong>de</strong>n<br />

erste Kontakte meist über Partnerorganisationen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> ehemalige Freiwillige. Die Anwerbung<br />

von Familien war jedoch nicht immer einfach<br />

und so wur<strong>de</strong> auch über Kolleg/innen und Verwandte<br />

nach interessierten Familien gesucht, sowie<br />

darüber hinaus Aushänge an Schulen und auf<br />

Märkten gemacht. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl wur<strong>de</strong> vor allem<br />

auf die Stabilität <strong><strong>de</strong>r</strong> Familien geachtet. Sie<br />

sollten am persönlichen Austausch <strong>mit</strong> Freiwilligen<br />

interessiert sein und Offenheit für <strong>de</strong>n Umgang <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gewohnheiten aufbringen. Zu<strong>de</strong>m mussten<br />

die Familien bereit sein, diese Aufgabe für eine<br />

relativ niedrige Vergütung zu übernehmen. In Bolivien<br />

bestand darüber hinaus <strong><strong>de</strong>r</strong> Anspruch, <strong>de</strong>n<br />

Freiwilligen die Vielfalt von Einstellungen und Traditionen<br />

nahe zu bringen und dafür Familien aus<br />

verschie<strong>de</strong>nen Stadtvierteln und verschie<strong>de</strong>n sozialen<br />

Milieus auszuwählen. Viele Familien hatten<br />

großes Interesse am kulturellen Austausch <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

Freiwilligen und waren froh über mehr Leben im<br />

Haus.<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s achtsam wur<strong>de</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage umgegangen,<br />

inwiefern die Freiwilligen für die Familie als<br />

mögliche Einnahmequelle erachtet wur<strong>de</strong>n. Allerdings<br />

war es keineswegs so, dass bei ökonomisch<br />

schwächeren Familien automatisch das :nanzielle<br />

Motiv im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stand.<br />

Vorbereitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gastfamilie<br />

Die Voraussetzungen für die erfolgreiche Aufnahme<br />

von Freiwilligen wur<strong>de</strong>n entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> im direkten<br />

Gespräch zwischen Ansprechpartner/in <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ<br />

vor Ort o<strong><strong>de</strong>r</strong> zwischen <strong>de</strong>n Partnerorganisationen<br />

und <strong>de</strong>n Familien besprochen. Einigte man sich auf<br />

eine Zusammenarbeit, wur<strong>de</strong>n weitere Gespräche<br />

geführt, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>n Familien von <strong>de</strong>n Erfahrungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> vorangegangenen Jahre berichtet und über<br />

die mögliche Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Familien<strong>mit</strong>glie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gesprochen wur<strong>de</strong>. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n mögliche<br />

Maßnahmen thematisiert, die für die Integration<br />

in die Familie hilfreich sein könnten. Um die<br />

Verbindlichkeit zu unterstreichen, wur<strong>de</strong> in Bolivien<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Dominikanischen Republik <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Familien<br />

eine Vereinbarung unterzeichnet, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Rollen<br />

und Aufgaben dargestellt und Empfehlungen<br />

für das Zusammenleben anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedürfnisse<br />

von Familien und Freiwilligen festgehalten wur<strong>de</strong>n.<br />

Diese Vereinbarung wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>s Jahr auf Basis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

neuen Erfahrungen überprüft und bei Bedarf angepasst.<br />

In Südafrika unterschrieben wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um die<br />

Freiwilligen bereits vor ihrer Ausreise einen<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

36


11<br />

Co<strong>de</strong> of Conduct <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation, <strong><strong>de</strong>r</strong> auch<br />

ein angemessenes Verhalten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gastfamilie<br />

umfasste. Um <strong>de</strong>n Familien eine weitere Unterstützung<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausübung ihrer Rolle zu geben,<br />

wur<strong>de</strong>n regelmäßig gemeinsame Treffen organisiert,<br />

bei <strong>de</strong>nen sich die Beteiligten untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

austauschen und auch im Umgang <strong>mit</strong> herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Situationen gegenseitig beraten konnten.<br />

Voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> Lernen<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong>de</strong>n ersten drei Monaten <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufenthalts<br />

konnte die Gastfamilie eine essentielle Stütze<br />

beim Ankommen <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen in das Umfeld<br />

vor Ort sein. Über die Integration in die Familie<br />

konnten die Freiwilligen sprachlich große Fortschritte<br />

machen<br />

„Über die Integration in die<br />

Familie konnten die Freiwilligen<br />

sprachlich große Fortschritte<br />

machen und ein besseres<br />

Verständnis für gesellschaftliche,<br />

soziale und politische<br />

Zusammenhänge erlangen.“<br />

und ein besseres<br />

Verständnis für<br />

gesellschaftliche,<br />

soziale und<br />

politische Zusammenhänge<br />

erlangen. Die<br />

Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Familie waren gera<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Zeit wichtige<br />

Ansprechpartner/innen für organisatorische Fragen<br />

zur Lebensgestaltung vor Ort. Über die Monate<br />

konnten auch sehr vertrauensvolle Kontakte<br />

entstehen, die <strong>de</strong>n Freiwilligen auch über persönliche<br />

Krisensituationen hinweg halfen. Die Freiwilligen<br />

hatten durch Gastfamilien die Möglichkeit,<br />

das Familienleben vor Ort <strong>mit</strong> allen seinen alltäglichen<br />

Ritualen, Gewohnheiten, Festen und auch<br />

Sorgen und Nöten kennen zu lernen. Auch für die<br />

Gastfamilien bot das alltägliche Zusammenleben<br />

<strong>mit</strong> einem jungen Menschen aus Deutschland die<br />

Möglichkeit, im Umgang <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />

Gewohnheiten, Rollenbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n, Kommunikationsund<br />

KonNiktkulturen viel über sich selbst zu erfahren<br />

und zu lernen.<br />

Empfehlungen<br />

Natürlich stellte das Zusammenleben auch an vielen<br />

Stellen eine Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung dar. Unstimmigkeiten<br />

<strong>mit</strong> Gastfamilien hatten fast immer <strong>mit</strong> sozialen<br />

Verhaltensregeln und Tabus zu tun — sowohl<br />

von Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen als auch von<br />

Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Gastfamilie — die entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht bekannt<br />

waren o<strong><strong>de</strong>r</strong> aber nicht beachtet wur<strong>de</strong>n.<br />

Auch bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Art <strong><strong>de</strong>r</strong> VerpNegung gab es häu:g<br />

unterschiedliche Vorstellungen. Schwierigkeiten<br />

erzeugte es auch, wenn Freiwillige ihre Gastfamilie<br />

als Hotel o<strong><strong>de</strong>r</strong> Familien Freiwillige als Untermieter/innen<br />

wahrnahmen. Aber auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Alltag<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> interkulturellen Kommunikation führte zu<br />

Missverständnissen und KonNikten.<br />

Die Ansprechpartner/in unterstützten und ermutigten<br />

die Freiwilligen darin, eventuell auftreten<strong>de</strong><br />

Probleme <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gastfamilie zunächst ohne die<br />

Intervention Dritter zu lösen. Die Erfahrung, Kon-<br />

Nikte eigenständig <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie bearbeiten zu<br />

können, stellte eine wertvolle Lernerfahrung für<br />

die Freiwilligen dar.<br />

Wenn eine Intervention Dritter nötig ist, sollte dies<br />

immer transparent und <strong>mit</strong> Zustimmung bei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Parteien geschehen. Wichtig ist insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e, dass<br />

die intervenieren<strong>de</strong> Person sich als neutrale,<br />

allparteiliche Unterstützung versteht, da<strong>mit</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gastfamilie nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Eindruck entsteht, man<br />

wür<strong>de</strong> in ihre häusliche Integrität eingreifen.<br />

Letztlich liegt einer <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigsten Schlüssel für<br />

ein erfolgreiches Zusammenleben in ausführlichen<br />

Vorbereitungsgesprächen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Familien. Wenn<br />

hier die I<strong>de</strong>e eines familiären Zusammenlebens<br />

gemeinsam entwickelt, wichtige Rollenfragen und<br />

mögliche KonNiktfel<strong><strong>de</strong>r</strong> offen besprochen wer<strong>de</strong>n<br />

können, ist das eine gute Basis. Gleichzeitig tragen<br />

die Freiwilligen selbst eine wesentliche Verantwortung<br />

für das Gelingen eines gemeinsamen Alltaglebens.<br />

Ihnen muss vor allem bewusst sein (und<br />

<strong>de</strong>utlich gemacht wer<strong>de</strong>n), dass ihre Gastfamilie<br />

kein Hotelbetrieb ist, in <strong>de</strong>m sie bedient wer<strong>de</strong>n<br />

und übertriebene Ansprüche stellen können.<br />

Wenn die Erwartungen und Haltungen auf bei<strong>de</strong>n<br />

Seiten stimmen, kann das Leben in einer Gastfamilie<br />

für alle Beteiligten eine sehr wertvolle und prägen<strong>de</strong><br />

Erfahrung wer<strong>de</strong>n. Der Großteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

schätzt diese Erfahrung sehr und hält auch<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehr einen guten Kontakt zu „ihrer“<br />

Familie.<br />

37 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


12 Lerntan<strong>de</strong>ms: Peer-learning von lokalen und internationalen Freiwilligen<br />

in erfolgversprechen<strong><strong>de</strong>r</strong> Lernansatz, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

in einem interkulturellen und bilingualen<br />

E<br />

Kontext ist das sogenannte Lerntan<strong>de</strong>m, eine Form<br />

<strong>de</strong>s peer-learning. Diese informelle Lernform entsteht<br />

im Alltag, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit, im familiären Kontext<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Freizeit. Sie ist oft nicht initiiert,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n entwickelt sich spontan im sozialen Umfeld,<br />

ist wenig strukturiert Lerntan<strong>de</strong>ms wer<strong>de</strong>n als<br />

<strong>pädagogisches</strong> Instrument vor allem im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Fremdsprachenerwerbs angewandt, lassen<br />

sich jedoch gut als zusätzliche pädagogische Lernform<br />

im Freiwilligendienst nutzen. Die folgen<strong>de</strong>n<br />

Erfahrungen stammen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung <strong>de</strong>s<br />

<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ-Programms in Südafrika.<br />

„Lerntan<strong>de</strong>ms verfolgen<br />

ein Ziel und re*ektieren<br />

gemeinsam über die<br />

gemachten Erfahrungen.“<br />

In Südafrika unterstützte die GIZ Lerntan<strong>de</strong>ms in<br />

einigen <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisationen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> zugleich<br />

südafrikanische und <strong>de</strong>utschene Freiwilligen arbeiteten.<br />

Ein Lerntan<strong>de</strong>m<br />

setzte sich zusammen<br />

aus einer/m südafrikanischen/r<br />

und einer/m<br />

<strong>de</strong>utsche/r Freiwillige,<br />

die in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Organisation<br />

in einem Projekt zusammenarbeiteten. Sie<br />

verfolgten ein gemeinsames Ziel und reNektierten<br />

gemeinsam über die gemachten Erfahrungen. Sie<br />

lernten zu kooperieren, als Team zu arbeiten, eigene<br />

Stärken und Schwächen zu erkennen, und ihre<br />

sprachlichen Kompetenzen ausbauen. Die Arbeit<br />

im Tan<strong>de</strong>m beför<strong><strong>de</strong>r</strong>te es eigene Annahmen und<br />

Perspektiven zu hinterfragen und <strong>de</strong>n kulturellen<br />

Kontext verstärkt in das Projekt <strong>mit</strong> einzubauen.<br />

Durch fühlbare Erfahrungen wie zwischenmenschliche<br />

Erlebnisse erlernten die Freiwilligen zu<strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>n eigenen Standpunkt als subjektiv zu sehen und<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>m/<strong><strong>de</strong>r</strong> Tan<strong>de</strong>mpartner/in abzugleichen.<br />

Basierend darauf konnte eine neue, gemeinsame<br />

Herangehensweise entwickelt wer<strong>de</strong>n. Ganz praktisch<br />

wur<strong>de</strong>n notwendige interkulturelle Kompetenzen<br />

erworben und nicht selten entwickelten<br />

sich darüber enge Freundschaften.<br />

Erfolgsfaktoren<br />

Die Erfahrung <strong>mit</strong> binationalen Freiwilligen-<br />

Tan<strong>de</strong>ms hat gezeigt, dass folgen<strong>de</strong> Faktoren eine<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit för<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

Gleiche Altersgruppe<br />

Vergleichbare Lebenssituation: Übergang<br />

Schule-Beruf, Berufsanfänger, ohne eigene<br />

Familie<br />

Ähnliche hierarchische Position in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Partnerorganisation und <strong><strong>de</strong>r</strong> Tätigkeit im<br />

gleichen Projekt<br />

Verfolgung <strong>de</strong>s gleichen Projektzieles<br />

Gleichberechtigte Lernpartner/innen bei<br />

unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen<br />

Grundsätzliches Interesse aneinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Häu:g entstan<strong>de</strong>n Tan<strong>de</strong>mteams unbeabsichtigt.<br />

Die Freiwilligen kamen informell zusammen,<br />

wodurch ein Lernprozess für bei<strong>de</strong> begann. In einigen<br />

Partnerorganisationen wur<strong>de</strong> jedoch die Tan<strong>de</strong>mbildung<br />

bewusst initiiert und <strong>mit</strong> nonformalen<br />

Bildungsansätzen verbun<strong>de</strong>n. Die Freiwillige<br />

nahmen gemeinsam an Fortbildungsmaßnahmen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Organisation teil und nutzten das Erlernte<br />

dann gemeinsam in ihrem Projekt. Es gab Lerntan<strong>de</strong>ms,<br />

die nur für die Zeit <strong>de</strong>s gemeinsamen Projektes<br />

zusammen arbeiteten, aber auch Beispiele,<br />

wo sich das Tan<strong>de</strong>m für <strong>de</strong>n gesamten Zeitraum<br />

<strong>de</strong>s Freiwilligeneinsatzes gegenseitig unterstützte<br />

und voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> lernte. Die Partnerorganisationen<br />

för<strong><strong>de</strong>r</strong>ten <strong>de</strong>n Lernprozess <strong><strong>de</strong>r</strong> Tan<strong>de</strong>ms durch<br />

monatliche ReNektionsrun<strong>de</strong>n.<br />

Prozess und Re*ektion<br />

Die Partnerorganisation gab <strong>de</strong>m Tan<strong>de</strong>m eine<br />

Aufgabe (z.B. die Organisation eines Events). Gemeinsam<br />

wur<strong>de</strong>n die Tan<strong>de</strong>mpartner/innen in das<br />

Projekt durch die Partnerorganisation eingeführt<br />

und, wenn notwendig, fortgebil<strong>de</strong>t. Nun begann<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> spannen<strong>de</strong> Prozess im Team, eine gemeinsame<br />

Strategie zu entwickeln. Die Partner mussten ihre<br />

eigenen Vorstellungen einbringen und einen gemeinsamen<br />

Weg :n<strong>de</strong>n.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

38


12<br />

Sie erkannten, wo sie Wissenslücken hatten, wo<br />

ihre jeweiligen Stärken und Schwächen lagen und<br />

wie sie dies in die Umsetzung einbringen konnten.<br />

Die Ansprechpartner/in <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ unterstütze die<br />

Freiwilligen in <strong><strong>de</strong>r</strong> ReNektion dieses Lernprozesses.<br />

Gegenüber <strong>de</strong>n Partnerorganisationen wur<strong>de</strong><br />

von Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ ebenfalls die Be<strong>de</strong>utung dieser<br />

internationalen Lerntan<strong>de</strong>ms hervorgehoben und<br />

die sensible Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Tan<strong>de</strong>mpartner/innen<br />

unterstützt. Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> gab es für die südafrikanischen<br />

Freiwilligen nicht immer einen bewussten Raum<br />

für ReNektion. Dies hing auch da<strong>mit</strong> zusammen,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong>en Freiwilligenarbeit weniger als ein Lernprogramm,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eher als eine Art Probezeit hin<br />

zu einer längerfristigen Tätigkeit verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.<br />

Lernerfolge<br />

Alle Tan<strong>de</strong>mpartner/innen bestätigten, dass durch<br />

die ReNektion, Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung und Kooperation<br />

<strong>mit</strong> einem/r gleichaltrigen Kollegen/in interkulturelle<br />

Kompetenzen ausgebil<strong>de</strong>t und das Verständnis<br />

füreinan<strong><strong>de</strong>r</strong> geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t wur<strong>de</strong>n. Die Freiwilligen<br />

haben gelernt, ihre Interessen zu formulieren<br />

und die Interessen An<strong><strong>de</strong>r</strong>er zu sehen. Kon-<br />

Nikte wur<strong>de</strong>n angesprochen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgang da<strong>mit</strong><br />

gelernt. Eigene Grenzen wur<strong>de</strong>n erkannt und<br />

das Aushalten unlösbarer Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche eingeübt.<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Die gemeinsamen Lernerfolge können jedoch<br />

durch einige Bedingungen gemin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n. Die<br />

unterschiedlichen Voraussetzungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

können<br />

„Alle Tan<strong>de</strong>mpartner/innen<br />

bestätigten, dass interkulturelle<br />

Kompetenzen ausgebil<strong>de</strong>t und<br />

das Verständnis füreinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t wur<strong>de</strong>n.“<br />

dazu führen,<br />

dass das Tan<strong>de</strong>m<br />

nicht<br />

mehr an einem<br />

gemeinsamen<br />

Ziel arbeitet.<br />

Der/die südafrikanische Freiwillige suchte häu:-<br />

ger eine bezahlte Beschäftigung und möchte vorrangig<br />

diesem Ziel näherkommen.<br />

Freiwilligendienst in Deutschland wird dagegen als<br />

Gap year und Lernjahr genutzt und <strong><strong>de</strong>r</strong>/die <strong>de</strong>utsche<br />

Tan<strong>de</strong>mpartner/in verfolgt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation<br />

keine langfristigen Interessen. Die <strong>de</strong>utschen<br />

Freiwilligen sind zu<strong>de</strong>m während ihres Einsatzes<br />

:nanziell abgesichert, während die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Freiwilligen meist ehrenamtlich arbeiten. Diese<br />

strukturelle Ungleichheit kann <strong>de</strong>n Aufbau eines<br />

freundschaftlichen und kollegialen Verhältnisses<br />

zwischen <strong>de</strong>n Tan<strong>de</strong>mpartner erschweren. Oft<br />

kommen Freiwillige <strong>mit</strong> sehr unterschiedlichem<br />

Bildungs- und Erfahrungshintergrund zusammen.<br />

Wenn das Tan<strong>de</strong>m nicht lernt, einen gemeinsamen<br />

Weg zu :n<strong>de</strong>n, kann dies dazu führen, dass bei<strong>de</strong><br />

frustriert sind und <strong><strong>de</strong>r</strong> Lernerfolg in Frage steht.<br />

Südafrianische und <strong>de</strong>utsche Freiwillige wer<strong>de</strong>n<br />

darüber hinaus in einer Partnerorganisation zuweilen<br />

nicht gleich behan<strong>de</strong>lt. Es wird häu:g erwartet<br />

und auch gespiegelt, dass <strong>de</strong>utsche Freiwillige in<br />

einigen Bereichen mehr wissen und leichter Dinge<br />

umsetzen können. Bei südafrikanischen Freiwilligen<br />

wird davon ausgegangen, dass sie vordringlich<br />

auf Jobsuche sind. Umgekehrt weiß die Partnerorganisation,<br />

dass diese Freiwillige langfristiger zur<br />

Verfügung stehen. Bei <strong>de</strong>utschen Freiwilligen wird<br />

häu:g kritisiert, dass sie zwar neue Projekte entwickeln,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Umsetzung aber dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisation<br />

überlassen.<br />

Zusammenfassung<br />

Ein Freiwilligendienst zielt darauf ab junge Erwachsene<br />

in ihrer persönlichen Weiterentwicklung<br />

zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n und ihnen Zugang zu an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lebensweisen<br />

und Kulturen zu ermöglichen, um ihre<br />

Sichtweisen und Wertesysteme zu öffnen. Lerntan<strong>de</strong>ms<br />

sind eine Lernform, die <strong>mit</strong> wenig Aufwand,<br />

gezielt und sinnvoll diese Zielerreichung unterstützen<br />

kann. Sie arbeitet <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Ressourcen.<br />

Die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen für die entsen<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

und aufnehmen<strong>de</strong> Organisation bestehen<br />

darin, die richtigen Lernpartner/innen zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zu führen, möglichst wenig in <strong>de</strong>n Arbeitsprozess<br />

hinein zu gehen und Räume für ReNektion zu<br />

schaffen.<br />

39 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


13 Indikatoren, Seminargestalter und Re*ektionsinstrument. Ein Plädoyer für Freiwilligenberichte<br />

as Schreiben und Einreichen von drei Berichten<br />

ist eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundaufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> welt-<br />

D<br />

wärts-Freiwilligen. Diese Berichte sind als Monitoring-Instrument<br />

eingeführt wor<strong>de</strong>n, um auch<br />

nicht direkt Beteiligten einen Einblick in <strong>de</strong>n Ablauf<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligendienste zu ermöglichen. Gemeint<br />

waren da<strong>mit</strong> zunächst das geldgeben<strong>de</strong><br />

Bun<strong>de</strong>sministerium und das <strong>weltwärt</strong>s-Sekretariat.<br />

Und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Struktur DED/GIZ auch die Lan<strong>de</strong>sleitung<br />

und die Programmverantwortliche im Gastland.<br />

Das Verfassen von schriftlichen Berichten<br />

„Die gemachten Erfahrungen<br />

in eigene Worte zu fassen,<br />

kann dabei unterstützen, sich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Gefühle und<br />

Gedanken klarer zu wer<strong>de</strong>n.“<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

kann sich sehr positiv<br />

auf <strong>de</strong>n Lernprozess<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

auswirken.<br />

Die gemachten<br />

Erfahrungen in<br />

eigene Worte zu<br />

fassen, kann dabei unterstützen, sich <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen<br />

Gefühle und Gedanken klarer zu wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig<br />

ermöglicht die Dokumentation eine Rückschau<br />

auf einen längeren Lernprozess und ver<strong>de</strong>utlicht<br />

da<strong>mit</strong> die eigenen Entwicklungsschritte,<br />

was sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um motivierend auf <strong>de</strong>n weiteren<br />

Lernprozess auswirken kann.<br />

Die institutionalisierte Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligenberichte<br />

lädt jedoch wenig zum persönlichen ReNektieren<br />

und umfassen<strong>de</strong>n Erzählen ein. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Hinweis im Vorspann <strong>de</strong>s elektronischen Formulars,<br />

„beim Verfassen persönlicher Erlebnisse,<br />

Eindrücke und Ansichten daran [zu <strong>de</strong>nken], dass<br />

Ihr Bericht von Außenstehen<strong>de</strong>n gelesen wird“,<br />

zusammen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Zweifel, ob <strong>de</strong>nn die Berichte<br />

überhaupt gelesen wer<strong>de</strong>n, kann <strong>de</strong>motivieren.<br />

Berichte als Krisenindikatoren<br />

Trotz dieser Einschränkungen können die Berichte<br />

eine wichtige Rolle in <strong><strong>de</strong>r</strong> Begleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

während ihres Einsatzes spielen. Der Umstand,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong> explizite Informationsgehalt eher gering<br />

ist, sollte auch die Programmverantwortlichen<br />

nicht davon abhalten, näher hin zu schauen. Selbst<br />

dürftiger Inhalt kann wichtige Hinweise enthalten,<br />

die auf eine mögliche Krisensituation <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

hinweisen können, <strong>de</strong>nen nachzugehen es sich<br />

lohnt.<br />

40<br />

So kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Gebrauch von Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schlüsselwörtern,<br />

von doppeln<strong>de</strong>n Füllwörtern und Einschränkungen<br />

aufschlussreich sein. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> gehäufte<br />

Gebrauch <strong><strong>de</strong>r</strong> distanzieren<strong>de</strong>n Form und<br />

Perspektive „man“, wenn die Schreiberin von sich<br />

selbst berichtet, kann ein Signal sein. Wenn über<br />

nahe liegen<strong>de</strong> Dinge/Ereignisse nicht berichtet<br />

wird o<strong><strong>de</strong>r</strong> direkte Fragen nicht bedient wer<strong>de</strong>n, ist<br />

dies ein Anlass, entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Autorin direkt,<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> aber bei Partnerorganisation o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mentorin<br />

nachzufragen. Ebenso sollte auf Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche<br />

zwischen <strong>de</strong>m Geschriebenen und <strong><strong>de</strong>r</strong> darauf folgen<strong>de</strong>n<br />

Skalierung (1-5; von „Aussage trifft nicht<br />

zu“ bis „trifft zu“) geachtet wer<strong>de</strong>n. Unstimmigkeiten<br />

sollten aufgegriffen wer<strong>de</strong>n, bevor sie sich ungünstigen<br />

Falls zu schwerwiegen<strong>de</strong>n Problemen<br />

verdichten.<br />

Einbeziehung in Seminargestaltung<br />

Für die Planung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betreuung im Gastland bewährt<br />

es sich, die Berichterstellung z.B. sinnvoll auf<br />

die begleiten<strong>de</strong>n Seminare abzustimmen: Rechtzeitig<br />

vor <strong>de</strong>m ersten Zwischenseminar reichen die<br />

Freiwilligen <strong>de</strong>n ersten Bericht ein, <strong>de</strong>n zweiten<br />

entsprechend vor <strong>de</strong>m zweiten Zwischenseminar<br />

und <strong>de</strong>n Abschlussbericht kurz vor <strong>de</strong>m Debrie$ng<br />

direkt vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehr nach Deutschland. Eine<br />

solche Verknüpfung ermöglicht <strong>de</strong>n Freiwilligen<br />

entlang <strong><strong>de</strong>r</strong> Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ungspunkte <strong>de</strong>s Berichts die<br />

mentale Vorbereitung auf das jeweilige Seminar.<br />

Die Programmverantwortlichen erhalten darüber<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um einen Einblick in <strong>de</strong>n Grad <strong><strong>de</strong>r</strong> Erreichung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>weltwärt</strong>s-Lernziele sowie in die Bedürfnislage<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen:<br />

Wenn z.B. 30 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Berichte Hinweise auf<br />

Unzufrie<strong>de</strong>nheit bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit enthalten und 25<br />

Prozent die Unterstützung durch Mentorin o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lan<strong>de</strong>sbüro bemängeln, sind einige im Seminar zu<br />

behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Themen vorgegeben, falls sie nicht<br />

schon im Vorfeld auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>em Wege erschöpfend<br />

behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Berichte als Re*ektionsinstrument<br />

Die Freiwilligen wer<strong>de</strong>n durch das Berichten dazu<br />

angehalten , „ihre Erfahrungen im jeweiligen Berichtszeitraum<br />

zu reNektieren [und]


13<br />

etwa aufgetretene Probleme zu analysieren und<br />

Lösungsmöglichkeiten zu überlegen“. Die schriftliche<br />

Rekapitulation von komplexen Situationen<br />

und Sachverhalten, auch wenn dadurch keine Lösungen<br />

gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, kann <strong>de</strong>n Erkenntnisprozesse<br />

<strong>de</strong>utlich för<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Sie schärft die Wahrnehmungsfähigkeit<br />

in Bezug auf das eigenen Denken<br />

und Verhalten und för<strong><strong>de</strong>r</strong>t da<strong>mit</strong> die Fähigkeit<br />

zur SelbstreNektion. Zu<strong>de</strong>m kann das Verschriftlichen<br />

dabei helfen, seelischen Druck wie Sorge,<br />

Angst und Wut abzubauen. Das trägt zur Stimmungsaufhellung<br />

bei und dient <strong>de</strong>m Gelingen ihres<br />

<strong>weltwärt</strong>s-Einsatzes.<br />

Hier bietet es sich an, wie in <strong>de</strong>n Berichten, ReNektionsfragen<br />

anzubieten, die die Freiwilligen zu bestimmten<br />

Themen o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu bestimmten Zeitpunkten<br />

bearbeiten können. Diese können über das Jahr<br />

nachgereicht wer<strong>de</strong>n. So wer<strong>de</strong>n die Freiwilligen<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> angeregt ihre Erfahrungen bewusst<br />

zu reNektieren und da<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n eigenen Lernprozess<br />

zu vertiefen.<br />

Empfehlungen<br />

Die schriftliche ReNektion und Dokumentation<br />

von Lernerfahrungen ist ein wertvolles Instrument<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Arbeit. Es dient zum einem<br />

<strong>de</strong>m InformationsNuss zwischen Freiwilligen und<br />

Programmverantwortlichen, gleichzeitig kann es<br />

<strong>de</strong>n Lernprozess <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen vertiefen.<br />

Es emp:ehlt sich, schon in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitungsphase<br />

in Deutschland und dann während <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Dienstes<br />

im Gastland darauf zu achten, dass<br />

diese Berichte von <strong>de</strong>n Freiwilligen nicht als leidige<br />

Disziplinierungs- o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar Strafmaßnahme verstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. So kann etwa an das vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Mitteilungsbedürfnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen angeknüpft<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn die<br />

„Das Verschriftlichen kann<br />

helfen, seelischen Druck wie<br />

Sorge, Angst und Wut<br />

abzubauen. Das trägt zur<br />

Stimmungsaufhellung bei<br />

und dient <strong>de</strong>m Gelingen<br />

ihres <strong>weltwärt</strong>s-Einsatzes.“<br />

Berichte trotz <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

einengen<strong><strong>de</strong>r</strong> Strukturvorgaben<br />

als<br />

Nebenprodukt ihrer<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>weitigen<br />

schriftlichen Kommunikation<br />

(facebook, Rundbriefe,<br />

Artikel für Heimatzeitung) beworben wer<strong>de</strong>n,<br />

das relativ zügig erstellt wer<strong>de</strong>n kann. Zu<strong>de</strong>m<br />

kann die schriftliche LernreNektion und Dokumentation<br />

bewusst in die pädagogische Arbeit <strong>mit</strong><br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n. Die Freiwilligen können<br />

bereits in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung angeregt wer<strong>de</strong>n ein<br />

Lerntagebuch zu führen, das ihnen als Grundlage<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Berichte dienen kann.<br />

41 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


14<br />

Gegenseitige Beratung und voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> lernen:<br />

Qualitätssteigerung durch Vernetzung von Ansprechpartner/innen<br />

ei „<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ“ lag die <strong>Konzept</strong>ion<br />

B und Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung<br />

vor Ort von Beginn an in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>büros. So entstand gera<strong>de</strong> in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Anfangszeit eine große Vielfalt an <strong>Konzept</strong>en<br />

und Herangehensweisen. Die Komplexität <strong><strong>de</strong>r</strong> Programmgestaltung<br />

nahm beständig zu und machte<br />

<strong>de</strong>n Wunsch aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgehensweise an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Län<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zu lernen, rasch <strong>de</strong>utlich. Um die Vielfalt zu<br />

nutzen und Synergien zu schaffen, wur<strong>de</strong>n durch<br />

Ansprechpartner/innen Austausch und Vernetzung<br />

initiiert, die über die Jahre institutionalisiert<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Begonnen hat diese systematische Vernetzung <strong>mit</strong><br />

zaghaftem Emailkontakt zwischen <strong>de</strong>n Ansprechpartner/innen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Nachbarlän<strong><strong>de</strong>r</strong>. Je<strong>de</strong>/r war <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m Programmaufbau im eigenen Land beschäftigt<br />

und zu wissen "Du bist nicht alleine", gab beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

zu Beginn Kraft, als es darum ging, in relativ<br />

kurzer Zeit ein Programm für 20 bis 50 Freiwillige<br />

aufzubauen. Gera<strong>de</strong> aus Mangel an <strong>de</strong>taillierten<br />

Vorgaben war dieser Austausch sehr wertvoll<br />

und gab neue Impulse und Umsetzungsi<strong>de</strong>en. Um<br />

nicht in je<strong>de</strong>m Land das Rad neu zu er:n<strong>de</strong>n und<br />

um einen gewissen Standard zu gewährleisten, gab<br />

es zunehmend Kontakt. Es wur<strong>de</strong>n Formulare<br />

ausgetauscht, Seminarstrukturen und -inhalte weiterentwickelt<br />

und Materialien und Formulare ausgetauscht.<br />

Als die Möglichkeit geschaffen wur<strong>de</strong>, regionale<br />

Treffen über die Begleitmaßnahmen <strong>de</strong>s BMZ zu<br />

:nanzieren, wur<strong>de</strong>n diese rasch in allen Regionen<br />

in die Tat umgesetzt.<br />

Jährlich stattPn<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Regionaltreffen<br />

Im Jahr 2009 fan<strong>de</strong>n die ersten Regionaltreffen für<br />

die Ansprechpartner/innen <strong><strong>de</strong>r</strong> Län<strong><strong>de</strong>r</strong> im Südlichen<br />

und Östlichen Afrika, in Westafrika, in Lateinamerika<br />

und in Asien statt. Diese wur<strong>de</strong>n von da an<br />

jährlich durchgeführt. Während bei <strong>de</strong>n ersten<br />

regionalen Treffen das gegenseitige Kennenlernen<br />

und die Schaffung eines Überblicks über die Vielfalt<br />

<strong>de</strong>s Programms im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stand, wur<strong>de</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Austausch in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>utlich<br />

fokussierter.<br />

Hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Begleitung wur<strong>de</strong>n<br />

hier <strong>Konzept</strong>e für Seminare ausgetauscht und gemeinsam<br />

weiterentwickelt, Fragen zum Mentoring<br />

besprochen, gemeinsam Grundsatzdokumente wie<br />

ein Verhaltensko<strong>de</strong>x für die Freiwilligen entwickelt<br />

und Erfahrungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Begleitung von Freiwilligen<br />

ausgetauscht. In Arbeitsgruppen und im Plenum<br />

wur<strong>de</strong> gemeinsam über De:nition und Rolle von<br />

Mentor/innen, Aufgaben und PNichten <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisationen,<br />

Umgang <strong>mit</strong> KonNikten sowie<br />

über eine bessere Einbindung aller Beteiligten in<br />

das Freiwilligenprogramm diskutiert. Zum En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Programms<br />

„In Arbeitsgruppen und im<br />

Plenum wur<strong>de</strong> gemeinsam<br />

über eine bessere Einbindung<br />

aller Beteiligten in das<br />

Freiwilligenprogramm diskutiert.“<br />

konnte gemeinsam<br />

das Vorgehen zum<br />

Ausstieg und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Abschlussphase <strong>de</strong>s<br />

<strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

GIZ-Programms<br />

erarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Neben <strong>de</strong>n Ansprechpartner/innen und Kolleg/<br />

innen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ-Zentrale in Bonn nahmen häu:g<br />

auch Vertreter/innen <strong><strong>de</strong>r</strong> Partnerorganisationen<br />

und Mentor/innen teil. Eine sehr gute Erfahrung<br />

war die jährliche Rotation <strong><strong>de</strong>r</strong> Tagung durch die<br />

regional beteiligten Län<strong><strong>de</strong>r</strong>büros. Dadurch konnten<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Vertreter/innen von Partnerorganisationen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e ins Programm Involvierte<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

„Die Möglichkeit sich auch <strong>mit</strong> regionalen Partnerorganisationen<br />

aus an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu vernetzen,<br />

war für mich und meine Arbeit für <strong>weltwärt</strong>s dabei<br />

sehr wertvoll. Ich habe diesen Austausch auf <strong>de</strong>n<br />

Treffen immer sehr, sehr genossen und gera<strong>de</strong> die<br />

Perspektiven, die von <strong>de</strong>n unterschiedlichen Akteuren<br />

eingebracht wur<strong>de</strong>n, sehr geschätzt. Die<br />

Chance, eigene Partnerorganisationen <strong>mit</strong> zu <strong>de</strong>n<br />

Treffen einzula<strong>de</strong>n, war meines Erachtens sehr<br />

wichtig und sinnvoll und trug zum beidseitigen<br />

besseren Programmverständnis und KontaktpNege<br />

bei. Sie för<strong><strong>de</strong>r</strong>te zu<strong>de</strong>m die interkulturelle Achtsamkeit.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

42


14<br />

Die Arbeit <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Partnerorganisationen bot mir<br />

bei diesem "weißen" Programm einen guten Startpunkt,<br />

<strong>de</strong>n man/frau im Blick auf Partnerschaftlichkeit<br />

und Beidseitigkeit hätte gerne noch weiter<br />

ausbauen können.“ (Katja Gruber).<br />

Weiterbildung im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Netzwerktreffen<br />

Durch <strong>de</strong>n Austausch und die Vernetzung wur<strong>de</strong><br />

auch <strong><strong>de</strong>r</strong> hohe Anspruch <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-<br />

Programms an die pädagogischen Fähigkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Begleiter/innen <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen <strong>de</strong>utlich. In Kon-<br />

Nikten zu ver<strong>mit</strong>teln, <strong>mit</strong> Krisen <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen<br />

umzugehen und <strong>de</strong>m daraus entstehen<strong>de</strong>n psychischen<br />

Druck Stand zu halten, Seminare zu gestalten,<br />

usw. erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein hohes Maß an kommunikativer,<br />

didaktischer und methodischer Kompetenz.<br />

Dem Wunsch nach Weiterbildungen in diesen<br />

Bereichen konnte auch über die Regionaltreffen<br />

nachgekommen wer<strong>de</strong>n. Dazu wur<strong>de</strong>n externe<br />

Referent/innen eingela<strong>de</strong>n, es gab gegenseitige<br />

kollegiale Beratungen und Inputs.<br />

„Es fan<strong>de</strong>n Weiterbildungen<br />

zum Umgang <strong>mit</strong> Kon*ikten<br />

und Krisen, zur Seminarkonzeption<br />

und zu Didaktik<br />

und Methodik statt.“<br />

Zwischen 2009 und 2010 wur<strong>de</strong>n in drei Regionen<br />

pädagogische Weiterbildungen im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Regionaltreffen von ASA durchgeführt, die als<br />

Kooperationspartner in Deutschland für die Auswahl<br />

und Vorbereitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen zuständig<br />

waren. In Rahmen dieser Train-the-Trainer-<br />

Seminare konnten auch die Abstimmung zur Vorbereitung<br />

vertieft und die Ziele <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen<br />

Seminare besprochen<br />

wer<strong>de</strong>n. Auf<br />

diesem Wege wur<strong>de</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> rote Fa<strong>de</strong>n<br />

durch die Seminare<br />

gestärkt. So entstand<br />

zum Beispiel<br />

die I<strong>de</strong>e, <strong>de</strong>n Ansprechpartner/innen nach je<strong>de</strong>m<br />

Vorbereitungsseminar eine ausführliche Dokumentation<br />

über Metho<strong>de</strong>n und Seminarbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten<br />

zu schicken, auf Basis <strong><strong>de</strong>r</strong>er die Seminare<br />

vor Ort angepasst wer<strong>de</strong>n konnten. Dieses Vorgehen<br />

wur<strong>de</strong> von diesem Zeitpunkt an eingesetzt<br />

und konnte die Abstimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen<br />

Arbeit <strong>de</strong>utlich verbessern. Bei diesen Seminaren<br />

fan<strong>de</strong>n darüber hinaus Weiterbildun-<br />

gen zum Umgang <strong>mit</strong> KonNikten und Krisen, zur<br />

Seminarkonzeption und zu Fragen von Didaktik<br />

und Methodik statt. So wur<strong>de</strong> klar, wie die pädagogische<br />

Arbeit auf <strong>de</strong>n Vorbereitungsseminaren<br />

erfolgt und darüber hinaus konkrete Inputs zu<br />

Themen wie Privilegien/Rassismus o<strong><strong>de</strong>r</strong> Interkulturalität<br />

gegeben und <strong>mit</strong>einan<strong><strong>de</strong>r</strong> diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Qualitätssteigerung durch Austausch<br />

Regionale Vernetzung be<strong>de</strong>utet Austausch vor<br />

einem ähnlichen Hintergrund, bei <strong>de</strong>m eine hohe<br />

Wahrscheinlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Übertragbarkeit von Lösungsansätzen<br />

gegeben ist. Regionaler Austausch<br />

be<strong>de</strong>utet auch, dass sich die Kolleg/innen persönlich<br />

kennen lernen und bei Bedarf kollegial beraten<br />

können. Dieser kollegiale Austausch, die Vernetzung<br />

von Ansprechpartner/innen, Vertreter/innen<br />

von Partnerorganisationen und Mentor/innen und<br />

die pädagogischen Weiterbildungen haben die<br />

Professionalität und die Qualität <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ-Programms insgesamt <strong>de</strong>utlich erhöht.<br />

43 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


15<br />

Rückblick – Augenblick – Ausblick<br />

Nachbereitung als Schnittstelle zwischen Freiwilligendienst und zukünftigem Engagement<br />

ach einem Jahr leben, lernen und arbeiten im<br />

N Globalen Sü<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utet die Rückkehr nach<br />

Deutschland für viele Freiwillige einen Eintritt in<br />

eine turbulente Lebensphase. Neben <strong>de</strong>m Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einleben<br />

in Deutschland, ziehen viele in eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Stadt, beginnen Studium o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung, einige<br />

steigen wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ins Berufsleben ein. Neue<br />

Wohnsituation, neues soziales Umfeld, neue Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen;<br />

da bleibt häu:g wenig Zeit das<br />

Erlebte noch einmal bewusst zu reNektieren. Die<br />

oft gehörte Pauschalfrage <strong>de</strong>s persönlichen Umfel<strong>de</strong>s<br />

„Und, wie war´s?“ lädt nur selten dazu ein,<br />

in die Tiefe zu gehen. Die allgemeine Wahrnehmung,<br />

keine/r hört mir zu o<strong><strong>de</strong>r</strong> interessiert sich für<br />

meine Erfahrungen ist verunsichernd und frustrierend.<br />

Die oft drängen<strong>de</strong> Motivation sich zu engagieren<br />

und Kontakte zum Umfeld im Partnerland<br />

zu halten wird über<strong>de</strong>ckt von <strong>de</strong>n zeitintensiven<br />

Aktivitäten zur Gestaltung <strong>de</strong>s neuen Lebensumfel<strong>de</strong>s.<br />

Hier bietet das Nachbereitungsseminar die<br />

optimale Möglichkeit, Abstand zu gewinnen, um<br />

die eigenen Erfahrungen und die aktuelle Situation<br />

im Austausch <strong>mit</strong> Gleichgesinnten zu reNektieren.<br />

Darüber hinaus bietet es die Chance, <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

ihre Rolle als Multiplikator/innen im Sinne<br />

<strong>de</strong>s Globalen Lernens noch einmal bewusst zu<br />

machen und dafür nötige Metho<strong>de</strong>n und Inhalte<br />

zu ver<strong>mit</strong>teln.<br />

Seminarahmen und pädagogische Begleitung<br />

Die Nachbereitungsseminare sind verpNichten<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bestandteil <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Programms und gleichzeitig<br />

ist für viele Rückkehren<strong>de</strong> die Teilnahme<br />

aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> beschriebenen Umstän<strong>de</strong> herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>nd.<br />

Um die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnahme von Seiten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ <strong>de</strong>utlich zu machen, erhielten die ehemaligen<br />

Freiwilligen ohne Nachbereitungsseminar<br />

nur eine eingeschränkte Teilnahmebescheinigung<br />

am <strong>weltwärt</strong>s-Programm. Die größte Motivation<br />

zu <strong>de</strong>n Seminaren zu kommen, war jedoch die<br />

Aussicht auf das Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>sehen <strong>mit</strong> bekannten Mitfreiwilligen<br />

und die guten Erfahrungen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />

pädagogischen Angeboten <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ. Über 90 Prozent<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen nahmen das Angebot <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nachbereitungsseminaren an.<br />

Die fünftägigen Seminare waren auf maximal 55<br />

Personen begrenzt. Für die Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ation und Prozessgestaltung<br />

stan<strong>de</strong>n pro Seminar ein Team von<br />

ein/e Seminarleiter/in und fünf Teamer/innen die<br />

durch zwei Seminarassistenten unterstützt wur<strong>de</strong>,<br />

zur Verfügung. Alle pädagogischen Mitarbeiter/<br />

innen kannten <strong>de</strong>n Prozess <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehr aus <strong>de</strong>m<br />

Ausland aus eigenem Erleben und verfügten über<br />

umfangreiche pädagogische Erfahrungen. Viele<br />

Team<strong>mit</strong>glie<strong><strong>de</strong>r</strong> hatten selbst als Freiwillige o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>mit</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Verträgen längere Zeit im Ausland<br />

gelebt. Zu<strong>de</strong>m kam auf je<strong>de</strong>s Seminar eine hauptamtliche<br />

Vertreter/in <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ.<br />

Ziele und Inhalte <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachbereitung<br />

<strong>Konzept</strong>ionell basierte das Nachbereitungsseminar<br />

auf zwei parallel laufen<strong>de</strong>n Strängen. Zum einen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ReNektion <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n zu Rückblick,<br />

Augenblick und Ausblick, zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Abstraktion<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> persönlich, individuellen Sicht auf die<br />

gesellschaftliche Ebene.<br />

„Die Nachbereitungsseminare<br />

boten die Möglichkeit,<br />

<strong>de</strong>n Auslandsaufenthalt <strong>mit</strong><br />

etwas Distanz über die individuelle<br />

Bearbeitungsebene<br />

hinaus zu re*ektieren.“<br />

Als Schnittstelle zwischen <strong>de</strong>m Auslandsaufenthalt<br />

und <strong>de</strong>m Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einleben in Deutschland unterstützten<br />

die fünf Seminartage die Rückkehrer/<br />

innen dabei, sowohl das Erlebte im Sinne eines<br />

Rückblicks auf <strong>de</strong>n Aufenthalt im Partnerland als<br />

auch die Gegenwart im Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong> persönlichen<br />

Situation, <strong>de</strong>s Augenblicks und Ankommens in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Herkunftsgesellschaft<br />

zu betrachten.<br />

Die Nachbereitungsseminare<br />

boten die Möglichkeit,<br />

<strong>de</strong>n Auslandsaufenthalt<br />

<strong>mit</strong> etwas Distanz<br />

über die individuelle Bearbeitungsebene hinaus <strong>mit</strong><br />

Menschen, die ähnliche o<strong><strong>de</strong>r</strong> gleiche Erfahrungen<br />

gemacht haben zu reNektieren. Der Ausblick umfasste<br />

die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung <strong>mit</strong> ihrer Rolle als<br />

Multiplikator/innen und die dafür nötigen Kompetenzen<br />

und Netzwerke <strong><strong>de</strong>r</strong> entwicklungspolitischen<br />

Bildungsarbeit.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

44


15<br />

In allen Teilschritten wur<strong>de</strong> darüber hinaus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Versuch unternommen, die persönliche, individuelle<br />

Sicht auf eine gesellschaftliche Ebene zu abstrahieren,<br />

um daraus Handlungskompetenzen auf<br />

verschie<strong>de</strong>nsten Ebenen generieren zu können. Im<br />

Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die Ziele und Inhalte <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachbereitung<br />

anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> drei Bereiche Rückblick,<br />

Augenblick und Ausblick vorgestellt, sowie<br />

exemplarisch zu empfehlen<strong>de</strong> Einheiten hervorgehoben.<br />

Rückblick<br />

Eine tief greifen<strong>de</strong> ReNektion <strong><strong>de</strong>r</strong> gemachten Erfahrungen<br />

ist die Basis für ein weiteres Engagement<br />

als Mulitplikator/in im Sinne <strong>de</strong>s Globalen<br />

Lernens. Erst die Bewusstheit über die erfolgten<br />

Lernschritte, die gewonnenen Fähigkeiten und die<br />

gemeisterten Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, ermöglichen ein<br />

Engagement jenseits eines unreNektierten Aktionismus.<br />

Dafür setzten sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n auf<br />

<strong>de</strong>m Seminar <strong>mit</strong> ihren persönlichen Erfahrungen<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Ein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Fokus lag dabei auf<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ReNektion interkultureller Begegnungen und<br />

die Sicht auf bzw. die Kommunikation über die<br />

gesammelten Erfahrungen. Methodisch spielte in<br />

dieser ersten Phase <strong>de</strong>s Seminars <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrungsaustausch<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kleingruppe die zentrale Rolle.<br />

Gera<strong>de</strong> hier war es wichtig, <strong>de</strong>n Gruppenprozess<br />

so zu gestalten, dass die Teilnehmen<strong>de</strong>n die nötige<br />

Vertrautheit und Offenheit für einen persönlichen<br />

Austausch verspürten.<br />

Zu einem intensiven Rückblick gehörten die Rückmeldungen<br />

an die Entsen<strong>de</strong>organisation. Hier hatten<br />

die Teilnehmen<strong>de</strong>n die Möglichkeit Kritik, Lob<br />

und Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsvorschläge an die GIZ heranzutragen,<br />

um so zu einer Optimierung und Qualitätssicherung<br />

<strong>de</strong>s Programms beizutragen. Durch die<br />

Anwesenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> hauptamtlichen Vertreter/in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

GIZ sollte <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n, wie ernst die Rückmeldungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen genommen wur<strong>de</strong>n.<br />

So konnte darüber hinaus auch ein Dialog entstehen,<br />

in <strong>de</strong>m beidseitig Fragen geklärt und bei Bedarf<br />

Verständnis füreinan<strong><strong>de</strong>r</strong> entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine im Lauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahre entwickelte Metho<strong>de</strong> zur<br />

Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong> ReNektion <strong>de</strong>s Auslandsaufenthaltes<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n war das so genannte<br />

Rückehrener/innenspiel. Dadurch wur<strong>de</strong>n die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

spielerisch dazu ermutigt in <strong>de</strong>n Erfahrungsaustausch<br />

zu treten und viele verschie<strong>de</strong>ne<br />

Themen anzusprechen und zu reNektieren.<br />

Das Spielbrett umfasste verschie<strong>de</strong>ne Fel<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Themen symbolisierten. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n erhielten<br />

Spiel:guren und würfelten nacheinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Je nach<strong>de</strong>m welches Feld sie erreichten, erhielten<br />

sie eine Frage zu <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n Thema. Sie<br />

lan<strong>de</strong>ten z.B. auf <strong>de</strong>m Feld Wan<strong>de</strong>l und die dazugehörige<br />

Frage lautete: Was hat sich am stärksten<br />

in dir verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t? Darüber kam ein Gespräch in<br />

Gang, an <strong>de</strong>m alle Teilnehmen<strong>de</strong>n Anteil hatten.<br />

Die folgen<strong>de</strong>n Bereiche wur<strong>de</strong>n dabei thematisiert:<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

∗<br />

Ankommen und Erleben<br />

Liebe, Sex und Zärtlichkeit<br />

Alltag<br />

Scary Moments und Skurriles<br />

Reisen<br />

Wan<strong>de</strong>l<br />

Augenblick<br />

Ein Koffer voll Deutschland<br />

Pantomime<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und Grenzerfahrungen<br />

Rund ums Projekt<br />

Gesellschaft und Politik<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> da<br />

Neben <strong>de</strong>m Beginn einer komplett neuen Lebensphase<br />

im Studium o<strong><strong>de</strong>r</strong> Beruf, erleben die Freiwilligen<br />

nicht selten und auch nicht immer bewusst<br />

einen Reverse culture shock, das Phänomen <strong>de</strong>s<br />

Kulturschocks bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehr aus <strong>de</strong>m Ausland<br />

in das „neue“ alte Deutschland. Dieser kann sehr<br />

unterschiedlich intensiv ausfallen, da es trotz Sensibilisierung<br />

auf <strong>de</strong>m Endseminar im Partnerland<br />

häu:g schwer vorstellbar ist, sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> „Heimat“<br />

nur schwer zu Recht zu :n<strong>de</strong>n.<br />

45 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


15<br />

Ausblick<br />

Auf <strong>de</strong>n Nachbereitungsseminaren tauschten sich<br />

die Teilnehmen<strong>de</strong>n in verschie<strong>de</strong>nen Arbeitseinheiten<br />

über ihre Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehr<br />

aus. Gegenseitig unterstützten sie sich dabei,<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Situation umzugehen. Im Moment<br />

<strong>de</strong>s Augenblicks konnten sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

zu<strong>de</strong>m ihre neu gewonnenen Kompetenzen und<br />

verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Sichtweisen austauschen und reNektieren.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n erste Erfahrungen <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Berichterstattung über ihre Auslandszeit in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Familie o<strong><strong>de</strong>r</strong> im Freun<strong>de</strong>skreis ausgetauscht. Die<br />

Phänomene, sich oft nicht verstan<strong>de</strong>n zu fühlen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> kein Interesse entgegen gebracht zu bekommen<br />

waren sehr stark und Inhalt für Gespräche in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch im informellen Austausch.<br />

Viele Teilnehmen<strong>de</strong> erfuhren allein schon durch<br />

die Wahrnehmung, dass an<strong><strong>de</strong>r</strong>e die gleichen Erfahrungen<br />

machen, eine große Unterstützung für <strong>de</strong>n<br />

weiteren Prozess <strong>de</strong>s Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einlebens.<br />

Zwei Module sind im Programm hervorzuheben,<br />

die <strong>de</strong>n Rückkehren<strong>de</strong>n Anregungen und Hilfestellung<br />

gaben, die Erfahrungen leichter in <strong>de</strong>n Alltag<br />

zu transferieren. Zum einen setzten sich die Rückkehren<strong>de</strong>n<br />

erneut intensiv <strong>mit</strong> ihrem Umgang <strong>mit</strong><br />

Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Sprache auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Gera<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Phase in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Rückkehren<strong>de</strong>n viel von ihrem<br />

<strong>weltwärt</strong>s-Jahr berichten und Engagement sehr<br />

eng an <strong>de</strong>n eigenen Auslandsaufenthalt gekoppelt<br />

ist, ist eine Sensibilisierung für eine differenzierte<br />

Berichterstattung sehr wertvoll bei <strong><strong>de</strong>r</strong> För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

eines Engagements im Sinne <strong>de</strong>s Globalen Lernens.<br />

Zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en setzten sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

intensiv <strong>mit</strong> Rassismus, Weißsein und Privilegien<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Dieses Modul bot einen Rahmen,<br />

sich <strong>mit</strong> eigenen Erfahrungen auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>zusetzen<br />

und unterschiedliche Perspektiven auf Rassismus<br />

und Strukturen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgrenzung kennen zu<br />

lernen. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n erhielten die Möglichkeit,<br />

noch einmal einen Bogen zu spannen, von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung, wo die Beschäftigung <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m Themenkomplex fester Bestandteil war, <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m Spiegeln und Ergänzen eigener Erfahrungen<br />

aus ihren Partnerlän<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

46<br />

Bereits im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> ReNektion stellten die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

durch <strong>de</strong>n Austausch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe<br />

ihre Erfahrungen in einen größeren Kontext. Dies<br />

wur<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Phase <strong>de</strong>s Ausblicks durch <strong>de</strong>n Fokus<br />

auf das zukünftige Engagement verstärkt.<br />

Um die gemachten Erfahrungen im Sinne <strong>de</strong>s Globalen<br />

Lernens einsetzen zu können, hatten die<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Seminar die Möglichkeit<br />

sich Wissen über Themen <strong>de</strong>s entwicklungspolitischen<br />

Engagements anzueignen und interaktive<br />

und partizipative Metho<strong>de</strong>n für ein gesellschaftspolitisches<br />

Engagement kennen zu lernen.<br />

Ein hoher Bedarf zur Unterstützung <strong>de</strong>s Engagements<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehren<strong>de</strong>n besteht im Kennenlernen<br />

von Netzwerken, unterstützen<strong>de</strong>n Institutionen,<br />

Quali:zierungsmöglichkeiten und aktiven<br />

Gruppen. Dafür fand auf <strong>de</strong>n Seminaren ein Markt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeiten statt, auf <strong>de</strong>m sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

über Wege in das Engagement informieren<br />

konnten. Dort erhielten sie speziell Informationen<br />

zu WinD<br />

„Die Rückkehren<strong>de</strong>n konnten<br />

an Workshops teilnehmen, um<br />

ihr inhaltliches Wissen zu<br />

vertiefen und Handlungsoptionen<br />

zu eruieren.“<br />

(<strong>weltwärt</strong>s in<br />

Deutschland)<br />

sowie über Bildung<br />

trifft Entwicklung.<br />

Diese<br />

Programme bieten<br />

die Möglichkeit, eigene I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>s sozial- und<br />

entwicklungspolitischen Engagements umzusetzen.<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Aufmerksamkeit erhielt in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren die Initiative Zugvögel, die von Rückkehren<strong>de</strong>n<br />

gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Sie hat sich zum Ziel<br />

gesetzt auch jungen Menschen aus <strong>de</strong>m Globalen<br />

Sü<strong>de</strong>n einen Freiwilligendienst in Deutschland zu<br />

ermöglichen und da<strong>mit</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> praktischen Umsetzung,<br />

wie in <strong><strong>de</strong>r</strong> politischen Lobbyarbeit große Erfolge<br />

vorzuweisen. Für viele Teilnehmen<strong>de</strong> war es<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wertvoll, ein so praktisches Beispiel für<br />

erfolgreiches und sichtbares Engagement vorgestellt<br />

zu bekommen.


15<br />

Darüber hinaus konnten die Teilnehmen<strong>de</strong>n eigene<br />

Themen in einem Open Space formulieren und<br />

in Form von Kurzworkshops inhaltlich bearbeiten.<br />

Hier wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Raum für die (Weiter-) Entwicklung<br />

von I<strong>de</strong>en und Perspektiven <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehrarbeit<br />

bzw. zum Austausch und <strong>de</strong>m Vertiefen von<br />

Themen ermöglicht.<br />

Zusätzlich konnten die Rückkehren<strong>de</strong>n an inhaltlichen<br />

und methodischen Workshops zur Entwicklungszusammenarbeit<br />

und sozialkritischen Themen<br />

teilnehmen, um ihr inhaltliches Wissen zu<br />

vertiefen und Handlungsoptionen zu eruieren.<br />

Fazit<br />

Die komplexen Erfahrungshintergrün<strong>de</strong> und die<br />

sehr unterschiedlichen Erwartungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

an die Nachbereitungsseminare stellten<br />

eine große pädagogische und organisatorische<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung an das Seminarteam dar. Es bestand<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Anspruch, dass alle 55 Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

in gleichem Maße vom Seminarprogramm angesprochen<br />

wur<strong>de</strong>n. Gleichzeitig sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Raum<br />

geboten wer<strong>de</strong>n, die individuellen Bedürfnisse<br />

nach Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Durch<br />

sehr kompetente Teamer/innen und Seminarleitungen<br />

wur<strong>de</strong> dieser Anspruch ernst genommen<br />

und verwirklicht.<br />

Das skizzierte Programm wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n fünf Jahren<br />

<strong>de</strong>s Bestehens <strong>de</strong>s <strong>weltwärt</strong>s-Programms in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

GIZ kontinuierlich fortentwickelt. Es lebte von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

reNektierten Erfahrung <strong><strong>de</strong>r</strong> Teams, <strong>de</strong>n koordinieren<strong>de</strong>n<br />

Arbeitseinheiten bei Engagement Global<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ sowie <strong>de</strong>n sich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> neu :n<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Teilnehmern/innengruppen. Die auf allen<br />

Ebenen etablierten Module <strong><strong>de</strong>r</strong> Evaluation, die<br />

jährlich statt:n<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Auswertungs-und Planungsworkshops<br />

von Engagement Global und die<br />

kontinuierliche Fortbildung und Begleitung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teams gewährleisten einen optimalen Wissenstransfer<br />

und eine qualitativ hochwertige Nachbereitung.<br />

47 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


16<br />

Engagement professionell begleiten.<br />

Die Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehren<strong>de</strong>n in ihrer Rolle als Multiplikator/innen<br />

eltwärts — wie auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Freiwilligendienste,<br />

die junge Menschen in Län<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s<br />

W<br />

Globalen Sü<strong>de</strong>ns entsen<strong>de</strong>n — versteht sich in erster<br />

Linie als Lernprogramm. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

machen Erfahrungen in einem neuen Kontext, lernen<br />

praktisch globale Zusammenhänge kennen<br />

und erweitern ihren Horizont und ihre Perspektiven.<br />

Das Ziel von <strong>weltwärt</strong>s ist jedoch nicht nur die<br />

Weiterentwicklung und Potentialentfaltung seiner<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch dass die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

die gemachten Erfahrungen für ein zivilgesellschaftliches<br />

Engagement nutzen. Rückkehren<strong>de</strong><br />

sollen Multiplikator/innen wer<strong>de</strong>n und im<br />

Sinne <strong>de</strong>s Globalen Lernens ihre Erfahrungen weitergeben<br />

und EinNuss nehmen. Die letzten Jahre<br />

zeigen, dass die Motivation für ein Engagement<br />

<strong>de</strong>utlich gesteigert wird, wenn die Rückkehren<strong>de</strong>n<br />

Netzwerke haben in <strong>de</strong>nen sie <strong>mit</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zusammen<br />

aktiv wer<strong>de</strong>n können. Darüber hinaus bedarf<br />

es häu:g weiterer Fortbildungsangebote um <strong>de</strong>n<br />

Rückehren<strong>de</strong>n Inhalte und Metho<strong>de</strong>n zu ver<strong>mit</strong>teln,<br />

die ein reNektiertes Engagement möglich<br />

machen.<br />

Rückkehrarbeit als Kern <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildungsarbeit<br />

Junge Menschen, die ein Jahr lang Erfahrungen in<br />

einem Land <strong>de</strong>s Globalen Sü<strong>de</strong>ns sammeln konnten,<br />

scheinen dazu prä<strong>de</strong>stiniert, daran <strong>mit</strong>zuwirken,<br />

unsere Gesellschaft toleranter, weltoffener<br />

und sozial gerechter zu machen. Diese Überlegung<br />

gab es schon Anfang 2009, während sich <strong><strong>de</strong>r</strong> erste<br />

große Schwung von <strong>weltwärt</strong>s-Freiwilligen noch<br />

„draußen“ engagierte. Dort hatte man das Potenzial<br />

ehemaliger Entwicklungshelfer/innen für die<br />

entwicklungspolitische Bildungsarbeit längst erkannt<br />

und nutzte nun diese Erfahrungen für einen<br />

neuen Ansatz, die über <strong>de</strong>n DED entsen<strong>de</strong>ten<br />

<strong>weltwärt</strong>s-Freiwilligen nach ihrer Rückkehr als<br />

Botschafterinnen und Botschafter für entwicklungspolitisches<br />

Engagement einzusetzen. So wur<strong>de</strong><br />

das Programm <strong>weltwärt</strong>s in Deutschland<br />

(WinD) ins Leben gerufen. Da<strong>mit</strong> zählt <strong><strong>de</strong>r</strong> DED zu<br />

<strong>de</strong>n Pionieren im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehrarbeit <strong>mit</strong><br />

<strong>weltwärt</strong>s-Freiwilligen.<br />

WinD sowie weitere Angebote für zurückgekehrte<br />

Freiwillige wur<strong>de</strong> nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuordung <strong><strong>de</strong>r</strong> staatlichen<br />

Organisationen <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>nen AuNösung <strong>de</strong>s<br />

DED 2011 zunächst von <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Gesellschaft<br />

für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)<br />

weitergeführt. Seit 2012 ist WinD bei Engagement<br />

Global gGmbH – Service für Entwicklungsinitiativen.<br />

„Ein Ziel von <strong>weltwärt</strong>s ist,<br />

dass die Teilnehmen<strong>de</strong>n die<br />

gemachten Erfahrungen für<br />

zivilgesellschaftliches<br />

Engagement nutzen.“<br />

Rückkehrarbeit <strong>mit</strong> Freiwilligen sollte ein Kernelement<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> entwicklungspolitischen Bildungsarbeit<br />

sein. Häu:g sind Freiwillige nach ihrer Rückkehr in<br />

zwei Fel<strong><strong>de</strong>r</strong>n eingesetzt: bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Werbung für die<br />

Entsen<strong>de</strong>programme<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbereitung<br />

von ausreisen<strong>de</strong>n<br />

Freiwilligen.<br />

Wir wissen aber,<br />

dass sie ähnlich wie<br />

zurückgekehrte<br />

Entwicklungshelfer/innen bei entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Weiterbildungsangeboten wesentlich mehr in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

entwicklungspolitischen Bildungsarbeit leisten<br />

können. Denn in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel sind zurückgekehrte<br />

Freiwillige sehr motiviert, über ihre Erfahrungen zu<br />

berichten und sich weiter zu engagieren. Sie wirken<br />

auf ihr Umfeld und ihre Peer-Group. Da<strong>mit</strong> dieses<br />

Potenzial nachhaltig in Wert gesetzt wird, sollten<br />

nach <strong>de</strong>m Bildungszyklus von Vor-, Zwischen- und<br />

Nachbereitungsseminarenspezi:sche Weiterbildungen<br />

und (:nanzielle) Unterstützung angeboten<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Angebote sollten sich an <strong>de</strong>m Bedarf, <strong>de</strong>n Erfahrungen<br />

und Vorstellungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligen sowie<br />

an <strong>de</strong>n Rahmenbedingungen (Ressourcen, Zeit)<br />

orientieren. Denn die Themen und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Engagements sind vielseitig. In ein <strong>Konzept</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rückkehrarbeit sollten För<strong><strong>de</strong>r</strong>- und Bildungsformate<br />

einNießen, die diese Kriterien berücksichtigen.<br />

Bisher schon im Einsatz sind die folgen<strong>de</strong>n<br />

vier Formate:<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

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16<br />

1. Fachliche und :nanzielle Unterstützung von<br />

zurückgekehrten Freiwilligen, die ihre eigenen<br />

I<strong>de</strong>en umzusetzen.<br />

2. Weiterbildung, die zurückgekehrten Freiwilligen<br />

konkrete Möglichkeiten aufzeigt, ihre Erfahrungen<br />

kreativ in die Gesellschaft einzubringen.<br />

3. Weiterbildung, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> zurückgekehrte Freiwillige<br />

sich <strong>mit</strong> Themen und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Globalen<br />

Lernens auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen und ihre Erfahrungen<br />

reNektieren.<br />

4. Seminare, in <strong>de</strong>nen zurück gekehrte Freiwillige<br />

ihre Erfahrungen an die nächste Generation von<br />

Freiwilligen weitergeben können.<br />

Diese vier Formate wer<strong>de</strong>n aktuell in <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehrarbeit<br />

<strong>mit</strong> Freiwilligen von verschie<strong>de</strong>nen Akteuren<br />

in unterschiedlichen Formen bedient. Engagement<br />

Global hat zu einigen dieser Formate bereits<br />

Angebote:<br />

WinD und BtE<br />

Das Programm <strong>weltwärt</strong>s in Deutschland (WinD)<br />

bietet zurückgekehrten Freiwilligen die Möglichkeit,<br />

eigene I<strong>de</strong>en weiterzuentwickeln und in Projekten<br />

umzusetzen. Sie wer<strong>de</strong>n fachlich und :nanziell<br />

unterstützt und lernen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung<br />

ihrer I<strong>de</strong>en beispielsweise professionelles Projektmanagement<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong>n und Themen <strong>de</strong>s<br />

Globalen Lernens in die Gesellschaft zu tragen .So<br />

entwickeln sich die Freiwilligen zu kompetenten<br />

Multiplikator/innen in <strong><strong>de</strong>r</strong> entwicklungspolitischen<br />

Bildungsarbeit, die über eine längere Zeitspanne<br />

durch ihr Engagement beruNich wie privat<br />

unsere Gesellschaft <strong>mit</strong>gestalten.<br />

Die Attraktivität <strong>de</strong>s Programms belegen mehr als<br />

30 WinD-Gruppen im gesamten Bun<strong>de</strong>sgebiet, in<br />

<strong>de</strong>nen sich Freiwillige treffen, austauschen, gemeinsame<br />

Aktionen planen und durchführen. Die<br />

Aktionen sind vielfältig, sowohl im Hinblick auf die<br />

Themen als auch auf die Größe <strong><strong>de</strong>r</strong> Veranstaltung.<br />

Zum Beispiel fan<strong>de</strong>n in Jena im Rahmen einer Universitätsveranstaltung<br />

Podiumsdiskussionen und<br />

Workshops zum Thema Anti-Rassismus statt. So<br />

wur<strong>de</strong>n min<strong>de</strong>stens 300 Studieren<strong>de</strong> <strong>mit</strong> diesem<br />

Thema konfrontiert.<br />

In Tübingen setzten sich circa 30 Personen <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>m Thema Ressourcenverteilung im Rahmen eines<br />

Global Dinners auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Am Welt-Aids-Tag<br />

gingen WinDler/innen in verschie<strong>de</strong>nen Städten<br />

auf die Straße, um <strong>mit</strong> Flyern, Flashmobs und<br />

durch Gespräche <strong>mit</strong> Passant/innen das Thema<br />

Auswirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheit Aids auf unsere Welt<br />

zu thematisieren. Der Erfolg <strong>de</strong>s Engagements <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ehemaligen Freiwilligen spiegelt sich sowohl in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Personen, die angeregt wer<strong>de</strong>n über<br />

globale Themen nachzu<strong>de</strong>nken, wie auch an <strong>de</strong>n<br />

Lernerfahrungen <strong><strong>de</strong>r</strong> WinDlerinnen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Projekte<br />

immer anspruchsvoller und kreativer wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Programm Bildung trifft Entwicklung (BtE)<br />

bietet <strong>de</strong>n Freiwilligen die Möglichkeit als Bildungsreferentinnen<br />

Globales Lernen an Schulen, in<br />

Peer-Groups und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Einrichtungen durchzuführen.<br />

Themen wie beispielsweise Alltag in Mali<br />

(Län<strong><strong>de</strong>r</strong>kun<strong>de</strong>), Wasserschutz als Ressourcenschutz,<br />

fairer Han<strong>de</strong>l am Beispiel von Schokola<strong>de</strong><br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenrechte wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Bildungsreferentinnen<br />

zielgruppengerecht aufbereitet. Die<br />

authentische Ver<strong>mit</strong>tlung von Erlebtem und Erfahrungen<br />

steht hierbei im Mittelpunkt. Um als Referentin<br />

arbeiten<br />

„Ehemalige Freiwillige, die pädagogisch<br />

weitergebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n,<br />

können an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Freiwilligen<br />

durch ihren Wissensschatz <strong>de</strong>n<br />

Weg in die Frem<strong>de</strong> und später<br />

<strong>de</strong>n Weg zurück in die Heimat<br />

bahnen. “<br />

zu können, ist<br />

eine Weiterbildung<br />

<strong>mit</strong> drei<br />

Modulen nötig.<br />

Bei BtE sind<br />

rund 30 Freiwillige<br />

als Bildungsreferent/<br />

innen aktiv und gestalten so jährlich um die 90<br />

Veranstaltungen an Schulen und Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>gärten.<br />

Das Seminarprogramm bietet Seminare zu Themen<br />

und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Globalen Lernens. Zurückgekehrte<br />

Freiwillige können dadurch ihre Kompetenzen<br />

erweitern, die sie für die Programme WinD und<br />

BtE brauchen. Jährlich wer<strong>de</strong>n hier etwa 70 Freiwillige<br />

weitergebil<strong>de</strong>t. Bei <strong>de</strong>n Vor- und Nachbereitungsseminaren<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ wur<strong>de</strong>n ehemalige Freiwillige<br />

als Seminarassistenzen und im Anschluss<br />

auch als Teamer/innen eingesetzt.<br />

49 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


16<br />

Ehemalige Freiwillige, die pädagogisch weitergebil<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>n, können durch ihren Wissensschatz<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> jüngeren Generation von Freiwilligen, die gera<strong>de</strong><br />

ausreisen o<strong><strong>de</strong>r</strong> zurückkehren, besser als je<strong>de</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Person <strong>de</strong>n Weg in die Frem<strong>de</strong> und später<br />

<strong>de</strong>n Weg zurück in die Heimat bahnen. Je<strong>de</strong>s Jahr<br />

hatten rund neun Freiwillige die Möglichkeit als<br />

Seminarassistenten eingesetzt zu wer<strong>de</strong>n, von<br />

<strong>de</strong>nen viele im darauffolgen<strong>de</strong>n Jahr als Teamer/<br />

in aktiv wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Fortführung <strong><strong>de</strong>r</strong> ProgrammeWinD und BtEdurch<br />

Engagement Global (seit 2012) gewährleistet<br />

eine Kontinuität <strong><strong>de</strong>r</strong> Programme trotz aller<br />

strukturellen Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen. Und nicht nur das:<br />

Seit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>weltwärt</strong>s-Entsendungen<br />

durch die GIZ stehen die Programme nicht mehr<br />

allein Rückkehren<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> staatlichen Entsen<strong>de</strong>organisation<br />

offen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n allen Freiwilligen, die<br />

aus Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>s Globalen Sü<strong>de</strong>ns zurückgekehrt<br />

und an entwicklungspolitischem Engagement<br />

interessiert sind. Das sind pro Jahr etwa 4.000<br />

junge Menschen. Darüber hinaus hat Engagement<br />

Global weitere Angebote für die Zielgruppe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zurückgekehrten <strong>weltwärt</strong>s-Freiwilligen, die sich<br />

entwicklungspolitisch engagieren möchten, beispielsweise<br />

<strong>de</strong>n Rückkehrtopf <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>weltwärt</strong>s-<br />

Koordinierungsstelle, das Aktionsgruppenprogramm<br />

und Angebote <strong>de</strong>s ASA-Programms.<br />

Thema ist hier unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em die schwierige Finanzierung<br />

von Rückkehrarbeit, da die Finanzierungstöpfe<br />

und Projekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehrarbeit nur<br />

ehemaligen Freiwilligen eines Entsen<strong>de</strong>programmes<br />

zur Verfügung stehen. Dies geht aber an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Realität vorbei, da Freiwillige Multiplikator/innen<br />

sind und in ihren Peer-Groups interessierte junge<br />

Menschen zu gemeinsamen Engagement begeistern.<br />

Eine Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung in <strong>de</strong>n nächsten Jahren<br />

wird auch sein, die Freiwilligen, die aus <strong>de</strong>m Globalen<br />

Sü<strong>de</strong>n nach Deutschland kommen so in die<br />

Rückkehrarbeit zu integrieren, dass für alle ein<br />

Mehrwert entsteht.<br />

Darüber hinaus sollte das Thema Wirkungsmessung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehrarbeit <strong>mit</strong> Freiwilligen sowohl<br />

träger- als auch programmübergreifend und unter<br />

Einbeziehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Organisationen <strong><strong>de</strong>r</strong> entwicklungspolitischen<br />

Bildungsarbeit angegangen<br />

wer<strong>de</strong>n. Gemeinsame Instrumente zur Evaluierung<br />

sind dazu genauso notwendig wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Austausch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Akteur/innen untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. So können<br />

die Angebote zielgruppenorientiert verbessert<br />

und die Rückkehren<strong>de</strong>n da<strong>mit</strong> bestmöglich in<br />

ihrem Engagement gestärkt wer<strong>de</strong>n.<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und Empfehlungen<br />

Die Rückkehrarbeit <strong>mit</strong> Freiwilligen steht im Bereich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> entwicklungspolitischen Bildungsarbeit<br />

noch an ihrem Anfang, daraus ergeben sich viele<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen. Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Evaluierung <strong>de</strong>s<br />

<strong>weltwärt</strong>s-Programmes wur<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsgruppe<br />

zu Rückkehrarbeit Verbesserungen diskutiert<br />

und als Ergebnis entsteht beispielsweise die<br />

Engagement-Landkarte.<br />

Auch die träger- und programmübergreifen<strong>de</strong><br />

Steuergruppe zu Rückkehrarbeit <strong>mit</strong> internationalen<br />

Freiwilligen hat es sich zur Aufgabe gemacht<br />

an <strong>de</strong>n Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zu arbeiten.<br />

Pädagogische Dokumentation<br />

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51 <strong>weltwärt</strong>s <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GIZ


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH<br />

Sitz <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft<br />

Bonn und Eschborn<br />

Spezialisierte Geschäftseinheit Entsendung Entwicklungshelfer S 500<br />

Gruppe <strong>weltwärt</strong>s S 560<br />

Friedrich-Ebert-Allee 40<br />

53113 Bonn<br />

Tel. + 49 (0) 228 4460 - 0<br />

Fax + 49 (0) 228 4460 - 1766<br />

info@giz.<strong>de</strong><br />

www.giz.<strong>de</strong><br />

Verantwortlich<br />

Erwin Wil<strong>de</strong> von Wil<strong>de</strong>mann<br />

Autor/innen<br />

Brigitte Banck-Salzer, Christine-Maria Baum, Tanja Dorn, Florin Feldmann, Julia Gruyters, Viviana Horalek, Renata Krzywon-<br />

Schramm, Anja Langer, Tork Liebezeit, Eva Lin<strong>de</strong>nlaub, Dominique Pannke, Nikaulis Ricart, Julia Sch<strong>mit</strong>z, Manfred Schumacher,<br />

Cornelia Stolzenberg, Monika Toussaint, Ulrike von Krosigk, Dagny Wachs<br />

Redaktion<br />

Dominique Pannke, Florin Feldmann<br />

Gestaltung<br />

David Sabau<br />

Bildnachweis<br />

Umschlag David Sabau<br />

Stand<br />

Bonn, Januar 2014<br />

Die GIZ ist für <strong>de</strong>n Inhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> vorliegen<strong>de</strong>n Publikation verantwortlich.<br />

Im Auftrag <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Referat 114<br />

Postanschriften <strong><strong>de</strong>r</strong> Dienstsitze<br />

BMZ Bonn<br />

Dahlmannstr. 4<br />

53111 Bonn<br />

Tel. + 49 (0) 228 99 535 - 0<br />

Fax + 49 (0) 228 99 535 - 3500<br />

BMZ Berlin<br />

Stresemannstraße 94<br />

10963 Berlin<br />

Tel. + 49 (0) 30 18 535 - 0<br />

Fax + 49 (0) 30 18 535 - 2501<br />

poststelle@bmz.bund.<strong>de</strong><br />

www.bmz.<strong>de</strong><br />

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