Ausgabe 3/2013 - Ghorfa

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01.03.2014 Aufrufe

SOUQ INTERVIEW Die Wüstenstadt Al-Ain bietet mit neuen Diagnosetechniken eine optimale Gesundheitsversorgung „Siemens hat in der Region eine führende Position“ Die Siemens AG ist seit vielen Jahrzehnten erfolgreich in den arabischen Ländern tätig. Im Gespräch mit dem SOUQ erläutert Erich Kaeser, CEO Siemens Mittlerer Osten, worauf es bei dem Geschäft in der Region ankommt und welche Projekte das Unternehmen derzeit realisiert. SOUQ: Herr Kaeser, warum sind die arabischen Länder ein attraktiver Markt für Siemens? Kaeser: Der Mittlere Osten hat in den letzten zehn Jahren ein rasantes Wachstum erlebt, dank stetig steigender Einnahmen aus dem Öl und Gas Geschäft, aber auch dank der Entwicklung in anderen Bereichen und Industrien. Ein so starkes Wachstum bringt viele Herausforderungen mit sich. Einerseits benötigt die stetig wachsende Bevölkerung neue Infrastrukturen in vielen Bereichen, in denen wir auch tätig sind. Andererseits ist es für die regionale Wirtschaft notwendig, dass der steigende Strombedarf zuverlässig und nachhaltig gedeckt wird. Da es auch im Mittleren Osten keine unendlichen Öl-, Gas- und Wasservorräte gibt, ist es umso wichtiger, dass alle Ressourcen so efizient wie möglich genutzt werden. Deshalb investieren die Regierungen und die regionalen Unternehmen in einige der innovativsten und technisch anspruchsvollsten Projekte im Infrastruktur- und Energiebereich. Dies ist ein sehr attraktives Umfeld für Siemens. SOUQ: Wie ist Siemens in der Region aufgestellt? Kaeser: Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass Siemens bereits über 150 Jahre in dieser Region tätig und zuhause ist. Wir sind seit 1859 hier aktiv und vor Ort. Über diese lange Zeit haben wir uns immer als wichtiger Partner für diese Region verstanden und sind auch so gesehen worden. Heute hat Siemens im Mittleren Osten über 8.000 Mitarbeiter in 16 Ländern. Wir sind sehr gut aufgestellt in den für die Region wichtigen Bereichen: in der Energieerzeugung und -verteilung, in der Infrastruktur- und Stadtentwicklung, in der Industrieproduktion und im Gesundheitssektor. Wir engagieren uns ebenfalls stark im sozialen Bereich und in der Aus- und Weiterbildung. Denn lokale Wertschöpfung ist essentiell für die Zukunft dieser Region. SOUQ: An welchen Projekten arbeitet Siemens derzeit in der Region? Kaeser: Unser regionales Portfolio ist sehr breit gestreut und deckt sämtliche Geschäftsbereiche ab. Im Energiesektor bereiten wir die Lieferung von zwölf Gasturbinen, 19 Generatoren und sechs Dampfturbinen für das 4.000-Megwatt-Kraftwerk Qurayyah im Osten Saudi-Arabiens vor. Das Gas- und Dampfturbinen-Werk (GuD) wird gut zehn Prozent der inländischen Elektrizitätsnachfrage decken. Außerdem hat Siemens einen Vertrag über die Lieferung wichtiger Komponenten für ein weiteres GuD-Kraftwerk in Saudi-Arabien unterzeichnet. Die Anlage im Wert von 966,8 Mio. US-Dollar wird im Südwesten des Königreichs in Jazan Economic City entstehen. Für Healthcare haben wir kürzlich einen Großauftrag in Saudi- Arabien gewonnen. Wir haben in verschiedenen Ländern ca. 80 Personen im Umgang mit MRI, Mammographie und Ultrasound- Technologie geschult und werden auf diesem Gebiet auch in Zukunft sehr aktiv sein. Weiterhin hat Siemens letztes Jahr den Zuschlag für die schlüsselfertige Errichtung eines Tramsystems in Doha erhalten. Hier wird Siemens Straßenbahnen liefern, die speziell auf Katars klimatische Bedingungen ausgerichtet sind und komplett oberleitungsfrei fahren werden. Hinzu kommt ein Auftrag für ein schlüsselfertiges System für das derzeit größte Metro-Projekt der Welt in Riyadh. Dieser Erfolg ist ein weiteres Beispiel für unsere führende Position in dieser Region. Foto: Siemens press picture SOUQ / 3/2013 34

INTERVIEW SOUQ SOUQ: Wie wichtig ist es, in der Region vor Ort präsent zu sein? Kaeser: Es geht nicht nur darum, vor Ort präsent zu sein. Als Unternehmen müssen wir auf die gesellschaftlichen Bedürfnisse vor Ort und die unserer Kunden eingehen. Das bedeutet, langfristige Strukturen und Beziehungen zu Kunden und Partnern in der Region aufzubauen. Und wir müssen Arbeitskräfte ausbilden und dafür sorgen, dass diese dauerhaft vor Ort sind. Dies ist ein wichtiger Teil unserer Strategie – global und im Mittleren Osten. SOUQ: Worauf kommt es beim Aufbau solcher Strukturen an? Kaeser: Man braucht für den Aufbau solcher Strukturen Zeit und Kontinuität. Siemens ist zum Beispiel seit Mitte der 50er Jahre ununterbrochen in Saudi-Arabien aktiv. Für Kuwait und die VAE gilt das gleiche seit den 60er und 70er Jahren. Es ist entscheidend, sich von wirtschaftlichen Zyklen oder politischen Entwicklungen nicht beeinlussen zu lassen. Libyen ist ein gutes Beispiel. Siemens ist dort seit 1957 aktiv und hat seit 1972 eine dauerhafte Vertretung im Land. Trotz der turbulenten Entwicklungen hat Siemens Anfang letzten Jahres dafür gesorgt, dass die Elektrizitätsversorgung des beschädigten Misrata Kraftwerks im Schnellverfahren wieder hergestellt wurde. Damit wurde tausenden Menschen wieder Zugang zu Strom verschafft. Im Klartext heißt das: Nur wenn man als Unternehmen bereit ist, auch in schwierigen Zeiten Verantwortung zu übernehmen, kann man sich als glaubwürdiger und zuverlässiger Partner etablieren. SOUQ: In welchen Bereichen investiert Siemens in der Region? Kaeser: Wir investieren natürlich in viele Projekte wie beispielsweise unser Gasturbinenwerk in Dammam in Saudi-Arabien oder unsere neue regionale Hauptniederlassung in Abu Dhabi. Vor allem aber investieren wir in die Aus- und Weiterbildung von Menschen hier in der Region. Dazu gehören unsere „Siemens Experimentierkästen“, mit denen Schulkinder lernen, wie zum Beispiel Elektrizitätsgewinnung funktioniert oder wie wichtig die Schonung unserer natürlichen Ressourcen ist. Außerdem hoffen wir, so Interesse an Wissenschaft und Technologie zu wecken. Hinzu kommt der „Siemens Student Award Middle East“, ein Preis der dieses Jahr zum zweiten Mal vergeben wird. Teilnehmer müssen Lösungen zu realen Problemen ausarbeiten, welche die nachhaltige Entwicklung der Region beeinlussen können. Des Weiteren nehmen 36 Studenten aus Saudi- Arabien an einem dreijährigen, von Siemens geförderten Ausbildungsgang für Elektrik und Mechanik am Saudi Petroleum Services Polytechnic teil. Und in den VAE gibt es seit einiger Zeit das „Siemens Mechatronic Systems Certiication Program“. In diesem Rahmen werden Erich Kaeser, CEO Siemens Mittlerer Osten 30 emiratische Studenten als Mechatroniker und Techniker zertiiziert. Siemens fördert weitere 40 emiratische Studenten, damit diese an einem Weiterbildungsprogramm zum Mechaniker und Schweißer teilnehmen können. Das zeigt, wie ernst wir die Ausbildung der Menschen in dieser Region nehmen. SOUQ: Nimmt der Wettbewerb in dieser Region zu? Kaeser: Wie schon erwähnt, ist der Mittlere Osten ein wichtiger Markt für Siemens. Als globales Unternehmen sind wir Konkurrenz gewohnt, und wir betrachten gesunden und fairen Wettbewerb als grundsätzlich positiv. Ich persönlich bin seit mehr als 30 Jahren im Mittleren Osten und bin sehr zuversichtlich, dass Siemens dank der starken lokalen Präsenz, der Innovationskraft und der ausgewiesenen technologischen Exzellenz auch weiterhin eine führende Rolle in diesem Markt spielen wird. Für die Shuaibah Water and Electricity Company in Riad errichtet Siemens in Kooperation mit der Doosan Heavy Industries & Construction schlüsselfertiges Dampfkraftwerk mit Meerwasserentsalzungsanlage Foto: Siemens press picture 35 SOUQ / 3/2013

SOUQ<br />

INTERVIEW<br />

Die Wüstenstadt Al-Ain bietet mit neuen Diagnosetechniken eine optimale Gesundheitsversorgung<br />

„Siemens hat in der Region eine führende Position“<br />

Die Siemens AG ist seit vielen Jahrzehnten erfolgreich in den arabischen Ländern tätig. Im Gespräch mit dem SOUQ<br />

erläutert Erich Kaeser, CEO Siemens Mittlerer Osten, worauf es bei dem Geschäft in der Region ankommt und welche<br />

Projekte das Unternehmen derzeit realisiert.<br />

SOUQ: Herr Kaeser, warum sind die arabischen<br />

Länder ein attraktiver Markt für Siemens?<br />

Kaeser: Der Mittlere Osten hat in den letzten<br />

zehn Jahren ein rasantes Wachstum erlebt,<br />

dank stetig steigender Einnahmen aus dem Öl<br />

und Gas Geschäft, aber auch dank der Entwicklung<br />

in anderen Bereichen und Industrien. Ein<br />

so starkes Wachstum bringt viele Herausforderungen<br />

mit sich. Einerseits benötigt die stetig<br />

wachsende Bevölkerung neue Infrastrukturen<br />

in vielen Bereichen, in denen wir auch tätig<br />

sind. Andererseits ist es für die regionale Wirtschaft<br />

notwendig, dass der steigende Strombedarf<br />

zuverlässig und nachhaltig gedeckt wird.<br />

Da es auch im Mittleren Osten keine unendlichen<br />

Öl-, Gas- und Wasservorräte gibt, ist es<br />

umso wichtiger, dass alle Ressourcen so efizient<br />

wie möglich genutzt werden. Deshalb investieren<br />

die Regierungen und die regionalen<br />

Unternehmen in einige der innovativsten und<br />

technisch anspruchsvollsten Projekte im Infrastruktur-<br />

und Energiebereich. Dies ist ein sehr<br />

attraktives Umfeld für Siemens.<br />

SOUQ: Wie ist Siemens in der Region aufgestellt?<br />

Kaeser: Zunächst einmal ist es wichtig zu<br />

wissen, dass Siemens bereits über 150 Jahre<br />

in dieser Region tätig und zuhause ist. Wir<br />

sind seit 1859 hier aktiv und vor Ort. Über<br />

diese lange Zeit haben wir uns immer als<br />

wichtiger Partner für diese Region verstanden<br />

und sind auch so gesehen worden. Heute<br />

hat Siemens im Mittleren Osten über 8.000<br />

Mitarbeiter in 16 Ländern. Wir sind sehr gut<br />

aufgestellt in den für die Region wichtigen<br />

Bereichen: in der Energieerzeugung und<br />

-verteilung, in der Infrastruktur- und Stadtentwicklung,<br />

in der Industrieproduktion und<br />

im Gesundheitssektor. Wir engagieren uns<br />

ebenfalls stark im sozialen Bereich und in<br />

der Aus- und Weiterbildung. Denn lokale<br />

Wertschöpfung ist essentiell für die Zukunft<br />

dieser Region.<br />

SOUQ: An welchen Projekten arbeitet Siemens<br />

derzeit in der Region?<br />

Kaeser: Unser regionales Portfolio ist sehr<br />

breit gestreut und deckt sämtliche Geschäftsbereiche<br />

ab. Im Energiesektor bereiten wir<br />

die Lieferung von zwölf Gasturbinen, 19<br />

Generatoren und sechs Dampfturbinen für<br />

das 4.000-Megwatt-Kraftwerk Qurayyah<br />

im Osten Saudi-Arabiens vor. Das Gas- und<br />

Dampfturbinen-Werk (GuD) wird gut zehn<br />

Prozent der inländischen Elektrizitätsnachfrage<br />

decken. Außerdem hat Siemens einen<br />

Vertrag über die Lieferung wichtiger Komponenten<br />

für ein weiteres GuD-Kraftwerk<br />

in Saudi-Arabien unterzeichnet. Die Anlage<br />

im Wert von 966,8 Mio. US-Dollar wird im<br />

Südwesten des Königreichs in Jazan Economic<br />

City entstehen. Für Healthcare haben<br />

wir kürzlich einen Großauftrag in Saudi-<br />

Arabien gewonnen. Wir haben in verschiedenen<br />

Ländern ca. 80 Personen im Umgang<br />

mit MRI, Mammographie und Ultrasound-<br />

Technologie geschult und werden auf diesem<br />

Gebiet auch in Zukunft sehr aktiv sein.<br />

Weiterhin hat Siemens letztes Jahr den Zuschlag<br />

für die schlüsselfertige Errichtung eines<br />

Tramsystems in Doha erhalten. Hier wird<br />

Siemens Straßenbahnen liefern, die speziell<br />

auf Katars klimatische Bedingungen ausgerichtet<br />

sind und komplett oberleitungsfrei<br />

fahren werden. Hinzu kommt ein Auftrag für<br />

ein schlüsselfertiges System für das derzeit<br />

größte Metro-Projekt der Welt in Riyadh.<br />

Dieser Erfolg ist ein weiteres Beispiel für unsere<br />

führende Position in dieser Region.<br />

Foto: Siemens press picture<br />

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