Ausgabe 3/2013 - Ghorfa
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SOUQ<br />
LäNDERREPORT ALGERIEN<br />
Land dies natürlich längst erkannt – und<br />
steuern gegen.<br />
So steht Abdelmalek Sellal, seit September<br />
2012 Ministerpräsident Algeriens, für einen<br />
Kurs, der die Dynamik und das Gewicht des<br />
Privatsektors erhöhen und die wirtschaftliche<br />
Diversifizierung beschleunigen soll.<br />
Einem Bericht der Oxford Business Group<br />
(OBG) zufolge wurden mit dem Budget für<br />
<strong>2013</strong> Maßnahmen verabschiedet, die darauf<br />
ausgerichtet seien, private Initiative und Investitionen<br />
zu unterstützen. Ministerpräsident<br />
Sellal verfolge das Ziel, die Dominanz<br />
des Staatssektors zu reduzieren, indem Public<br />
Private Partnerships und kleine und<br />
mittlere private Unternehmen gefördert<br />
werden. Auch sollen verstärkt ausländische<br />
Investoren gewonnen werden.<br />
Ein Bereich, in dem dies angestrebt wird,<br />
ist der Wohnungsbau. Die Regierung räumt<br />
diesem Sektor höchste Priorität ein, weil der<br />
Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Algerien<br />
groß ist. Nach Angaben des algerischen<br />
Wohnungsbauministeriums benötigt das<br />
Land jedes Jahr 225.000 neue Wohneinheiten,<br />
um die Nachfrage zu decken. Bislang geht die<br />
Bautätigkeit jedoch nicht in dem gewünschten<br />
Tempo voran.<br />
Das algerische Parlament hat daher im November<br />
2012 einen Aktionsplan zur Partnerschaft<br />
mit ausländischen Baufirmen<br />
beschlossen. Von diesen internationalen Kooperationen<br />
erhofft man sich nicht nur die<br />
Beschleunigung der Bauaktivitäten, sondern<br />
auch den Aufbau einer modernen Industrie<br />
für Fertigbauteile. Denn die neuen Wohnungen<br />
entstehen vorwiegend in Hochhäusern<br />
in Großsiedlungen. Die Wolkenkratzer<br />
haben 30 und mehr Etagen und bis zu 1000<br />
Wohnungen.<br />
Im industriellen Bereich hat die Regierung<br />
im vergangenen Juli ein Programm gestartet,<br />
mit dem Projekte in 18 Branchen verwirklicht<br />
werden sollen. Es richtet sich an private<br />
Unternehmen aus dem In- und Ausland und<br />
beinhaltet eine Reihe von Investitionsanreizen:<br />
inanzielle Hilfen, Steuervorteile, Unterstützung<br />
bei der Beschaffung von Gewerbelächen,<br />
Exportförderung und anderes mehr.<br />
Erklärtes Ziel ist es, Arbeitsplätze zu schaffen<br />
und die Diversiizierung der Volkswirtschaft<br />
voranzutreiben.<br />
Deutsche Unternehmen, die an den Projektausschreibungen<br />
interessiert sind, können<br />
sich im Internet beim Ministère de l’Industrie,<br />
de la Petite et Moyenne Entreprise et de la<br />
Promotion de l’Investissement (www.mipmepi.gov.dz)<br />
und bei der Agence Nationale de<br />
Développement de la PME (www.andpme.org.<br />
dz) im Detail informieren. Gefördert werden<br />
insbesondere Projekte im Norden und Süden<br />
des Landes. Die Bewerbungsfrist läuft bis<br />
zum 31. Dezember dieses Jahres.<br />
Auch Projekte in folgenden Branchen wurden<br />
unter anderem bereits ausgeschrieben:<br />
Textilwaren und Bekleidung, Leder und Le-<br />
dererzeugnisse, Holz- und Möbelindustrie,<br />
Stahl- und Metallerzeugnisse, hydraulische<br />
Bindemittel und Baumaterialen (außer<br />
Zement), elektrische Produkte und Kabel,<br />
elektronische Produkte und Elektrogeräte,<br />
pharmazeutische Produkte, Petrochemie<br />
und industrielle Chemie, Luftfahrt, Automobilindustrie,<br />
Informationstechnologie,<br />
Hightech (Nano- und Biotechnologie etc.),<br />
Schiffbau und -reparatur, Agroindustrie,<br />
Eisenbahnindustrie.<br />
Die Möglichkeiten einer Beteiligung ausländischer<br />
Unternehmen an der Entwicklung<br />
der algerischen Volkswirtschaft waren<br />
lange Zeit relativ strikt limitiert. Insofern<br />
signalisiert die Regierung mit dem Industrie-Programm<br />
und mit der Einladung an<br />
ausländische Unternehmen, sich im Wohnungsbau<br />
zu engagieren, eine neue Qualität<br />
der wirtschaftlichen Öffnung gegenüber<br />
dem Ausland. Dies verspricht auch in anderen<br />
Bereichen der algerischen Wirtschaft<br />
potenziell gute geschäftliche Chancen für<br />
ausländische Unternehmen und Investoren,<br />
denn der Nachholbedarf ist in den meisten<br />
Sektoren groß.<br />
Das gilt nicht zuletzt für den algerischen Energiesektor<br />
– sei es nun die Stromerzeugung<br />
oder die Förderung von Öl und Gas. So kam es<br />
in der Elektrizitätswirtschaft im Sommer 2012<br />
immer wieder zu Versorgungsengpässen. Das<br />
staatliche Versorgungsunternehmen Société<br />
Nationale de l‘Electricité et du Gaz (Sonelgaz)<br />
hat daher seine Ausbaupläne aufgestockt.<br />
Algerien präsentiert sich auf der ITB <strong>2013</strong><br />
Foto: Messe Berlin GmbH<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
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