Ausgabe 3/2013 - Ghorfa
Ausgabe 3/2013 - Ghorfa
Ausgabe 3/2013 - Ghorfa
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
LäNDERREPORT ALGERIEN<br />
SOUQ<br />
Foto: © Deutsche Botschaft Algier<br />
Wirtschaftsmetropole Algier<br />
Algerien wirbt gezielt um ausländische<br />
Unternehmen und verspricht gute<br />
geschäftliche Chancen<br />
Von Dr. Ralf Neubauer<br />
Die neue algerische Regierung setzt verstärkt auf den Privatsektor und ausländische<br />
Investoren, um die wirtschaftliche Diversifizierung voranzutreiben<br />
und Arbeitsplätze zu schaffen. Auch für deutsche Unternehmen eröffnen sich<br />
potenziell gute geschäftliche Chancen.<br />
Die algerische Volkswirtschaft hat sich in den<br />
vergangenen drei Jahren stabil entwickelt.<br />
Obwohl der Ölsektor schrumpfte und der<br />
wichtigste Handelspartner, die Länder der<br />
Europäischen Union, mit einer Rezession zu<br />
kämpfen hatte, lag das Wirtschaftswachstum<br />
zwischen 2,4 und 3,6 Prozent (siehe Tabelle).<br />
Möglich war dies, weil der Nicht-Ölsektor in<br />
dem Maghreb-Land mit beachtlichen Raten<br />
von fünf bis 6,3 Prozent wuchs.<br />
Die Gründe liegen auf der Hand: Vor allem<br />
die ambitionierten staatlichen Investitionsprogramme<br />
hielten die algerische Wirtschaft<br />
auf Kurs. Die Regierung verfügt über erhebliche<br />
inanzielle Mittel und kann massiv in die<br />
Infrastruktur und die wirtschaftliche Diversiizierung<br />
des Landes investieren.<br />
Das umsichtige Management der hohen Einnahmen<br />
aus dem Öl- und Gasgeschäft habe<br />
zu einer starken inanziellen Position mit<br />
„komfortablen“ Reserven und einer sehr<br />
niedrigen Auslandsverschuldung geführt,<br />
urteilt der Internationale Währungsfonds<br />
(IWF). Die algerische Regierung sei daher in<br />
der Lage gewesen, durch eine antizyklische<br />
<strong>Ausgabe</strong>npolitik die Auswirkungen der globalen<br />
Finanzkrise abzufedern.<br />
Tatsächlich ist das gebildete inanzielle Polster<br />
beachtlich. Es nahm von 160,2 Mrd. US-Dollar<br />
im Jahr 2010 auf 193,7 Mrd. US-Dollar im<br />
Jahr 2012 zu, was einem Zuwachs von 21 Prozent<br />
entspricht. Dabei waren die algerischen<br />
Öl- und Gasexporte in diesem Zeitraum mengenmäßig<br />
eher rückläuig. Wegen der hohen<br />
Preise expandierten die Einnahmen aus dem<br />
Geschäft mit den Kohlenwasserstoffen trotzdem<br />
deutlich. Während die globalen Ölpreise<br />
im Jahr 2010 ein durchschnittliches Niveau<br />
von 77,45 US-Dollar je Barrel erreichten,<br />
stiegen sie 2011 auf 107,46 US-Dollar und<br />
2012 auf 109,55 US-Dollar.<br />
Der IWF lobt die „kluge“ algerische Wirtschaftspolitik<br />
in der vergangenen Dekade<br />
ausdrücklich. Zugleich weist der IWF auf<br />
Bereiche mit hohem Handlungsbedarf hin.<br />
So sei die Volkswirtschaft nicht ausreichend<br />
diversiiziert und wachse geringer als möglich.<br />
Die Ökonomie sei weiter hochgradig<br />
vom Ölsektor und den öffentlichen <strong>Ausgabe</strong>n<br />
abhängig, während das Wachstum der<br />
privaten Wirtschaft „glanzlos“ bleibe. Bei der<br />
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit seien Fortschritte<br />
erzielt worden, doch sei bei jungen<br />
Menschen und Frauen die Erwerbslosigkeit<br />
nach wie vor hoch.<br />
In der Tat ist die Abhängigkeit der algerischen<br />
Volkswirtschaft vom Öl und Gas noch<br />
immer groß. Beispielsweise belief sich der<br />
Anteil der Kohlenwasserstoffe an den gesamten<br />
Ausfuhren des Landes 2012 auf 98,4<br />
Prozent. Zugleich bleibt die Entwicklung in<br />
der privaten Wirtschaft hinter derjenigen<br />
der großen staatlichen Unternehmen zurück.<br />
Doch haben die Entscheidungsträger in dem<br />
29<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>