Ausgabe 3/2013 - Ghorfa
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3/<strong>2013</strong> Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />
SOUQ<br />
www.ghorfa.de<br />
16th Arab-German Business Forum<br />
Deutsch-Arabische Zusammenarbeit bleibt auf Wachstumskurs<br />
Wasserwirtschaft<br />
Arabische Golfstaaten investieren in den Wasser- und Abwassersektor<br />
Energie<br />
Nordafrika investiert massiv in den Energiesektor<br />
Länderreport<br />
Algerien wirbt um ausländische Investoren
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EDITORIAL<br />
SOUQ<br />
Nachhaltigkeit<br />
Liebe Mitglieder,<br />
liebe Leser,<br />
das diesjährige Arabisch-Deutsche Wirtschaftsforum hat<br />
wieder einmal gezeigt, dass deutsche und arabische Unternehmen<br />
an einer langfristigen nachhaltigen Zusammenarbeit<br />
interessiert sind. Bestehende Geschäftsbeziehungen wurden<br />
auf dem Business Forum vielfach vertieft und neue Kontakte<br />
aufgebaut. Das Wirtschaftsforum hat sich als größte und<br />
wichtigste deutsch-arabische branchenübergreifende Plattform<br />
etabliert (S. 10).<br />
Ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit stehen auch die Foren<br />
der <strong>Ghorfa</strong> im zweiten Halbjahr <strong>2013</strong> sowie die Beiträge in<br />
dieser SOUQ-<strong>Ausgabe</strong>. Insbesondere geht es um die Themen<br />
Energie, Bildung und Wasser.<br />
Das 4th Arab-German Energy Forum wird einen umfassenden<br />
Überblick über die aktuellen Trends im Energiesektor der arabischen<br />
Länder bieten. Nahezu 300 Experten und hochrangige<br />
Entscheidungsträger aus Deutschland und der arabischen Welt<br />
tauschen sich vom 22. bis 23. Oktober <strong>2013</strong> in Berlin aus (S. 16).<br />
Massiv müssen auch die arabischen Länder in Nordafrika in<br />
die Energiewirtschaft investieren. Der SOUQ gibt daher einen<br />
Überblick über die Entwicklungen und aktuellen Projekte<br />
in diesem auch für deutsche Firmen höchst interessanten<br />
Markt (S. 20).<br />
Auch die Bildung bleibt eines der Kernthemen der deutscharabischen<br />
Kooperation. Das Arabisch-Deutsche Bildungsforum<br />
findet in diesem Jahr bereits zum fünften Mal statt. Die<br />
Diversifizierung der Volkswirtschaften hat in der arabischen<br />
Welt einen hohen Stellenwert. Für den Erfolg dieser Strategie<br />
ist jedoch qualifiziertes Personal unabdingbar. Deutschland<br />
gilt mit der dualen Berufsausbildung auch in der arabischen<br />
Welt als vorbildlich. Deswegen werden auf dem 5th Arab-<br />
German Education and Vocational Training Forum vom 20.<br />
bis 21. November <strong>2013</strong> in Berlin wieder mehr als 250 deutsche<br />
und arabische Experten und Unternehmer der Bildungsbranche<br />
erwartet (S. 16).<br />
Ein Novum der <strong>Ghorfa</strong>-Veranstaltungen wird das Arab-German<br />
Women Leaders Forum vom 23. bis 25. Oktober <strong>2013</strong> in<br />
Berlin sein. Das Event wird aufzeigen, dass Frauen ein nicht<br />
zu unterschätzender Motor der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
in der arabischen Welt sind (S. 17). Natürlich gibt es wie<br />
bei allen unseren Veranstaltungen ausgiebig Gelegenheit,<br />
Kontakte zu pflegen und aufzubauen.<br />
Ein wichtiges Thema dieser SOUQ-<strong>Ausgabe</strong> ist die Wasserwirtschaft<br />
in den arabischen Golfstaaten. Um der Knappheit<br />
der Wasserressourcen entgegenzuwirken, bedarf es massiver<br />
Investitionen in den Wasser- und Abwassersektor (S. 26).<br />
Empfehlen möchte ich Ihnen auch die Interviews mit Mohamed<br />
Dileita Aden, Botschafter der Republik Dschibuti in Berlin<br />
(S. 32), und mit Erich Kaeser, CEO Siemens Mittlerer Osten<br />
(S. 34).<br />
Wir würden uns freuen, Sie auf einer unserer Veranstaltungen<br />
begrüßen zu dürfen, und wünschen Ihnen eine anregende<br />
Lektüre des SOUQ.<br />
Ihr<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
Generalsekretär<br />
3<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
Editorial<br />
Abdulaziz Al-Mikhlai 3<br />
Personalien<br />
6<br />
Nachrichten<br />
9<br />
Zusammenarbeit<br />
16th Arab-German Business Forum 10<br />
4th Arab-German Energy Forum 16<br />
5th Arab-German Education and Vocational Training Forum 16<br />
Arab-German Women Leaders Forum 17<br />
50 Jahre marokkanische Migration in Deutschland 17<br />
Tunesischer Ministerpräsident Ali Larayedh zu Besuch in Berlin 18<br />
Energie<br />
Nordafrika investiert massiv in den Energiesektor 20<br />
الصوق جلة غرفة التجارة والصناعة العربية الأمانية<br />
جلة غرفة التجارة والصناعة العربية الأمانية<br />
الصوق<br />
النظام النتخابي ي اأمانيا<br />
املتقى القتصادي العربي الأماي ال 16<br />
موقع امراأة ي قيادة الركات الأمانية<br />
اأمانيا تتصدر امرتبة الأوى ي البحوث ي اأوروبا<br />
3/<strong>2013</strong> Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />
SOUQ<br />
www.ghorfa.de<br />
16th Arab-German Business Forum<br />
Deutsch-Arabische Zusammenarbeit bleibt auf Wachstumskurs<br />
Wasserwirtschaft<br />
Arabische Golfstaaten investieren in den Wasser- und Abwassersektor<br />
Energie<br />
Nordafrika investiert massiv in den Energiesektor<br />
Länderreport<br />
Algerien wirbt um ausländische Investoren<br />
Bildung<br />
Weltpremiere - Science Slam auf Arabisch 24<br />
Wasserwirtschaft<br />
Arabische Golfstaaten investieren in den Wasser- und Abwassersektor 26<br />
Länderreport<br />
Algerien wirbt um ausländische Investoren 29<br />
Interviews<br />
Mohamed Dileita Aden, Botschafter der Republik Dschibuti in Deutschland 32<br />
Erich Kaeser, CEO Siemens Mittlerer Osten 34<br />
Fatma Azmy, ägyptische Gründerin und Social Entrepreneur 36<br />
Neue Mitglieder<br />
Warenaustausch<br />
38<br />
39<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />
Commerce and Industry e.V.<br />
Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />
Telefon: + 49 (0)30 278907-0<br />
Telefax: + 49 (0)30 278907-49<br />
ghorfa@ghorfa.de<br />
www.ghorfa.de<br />
Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlai<br />
Redaktion:<br />
Dr. Ralf Neubauer<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Leoni Abel<br />
Titelbild: Economic Development Board<br />
Layout: Fadhl Al-Romaima<br />
Druck: Druck Center Meckenheim GmbH<br />
Erscheinungsweise:<br />
Der SOUQ erscheint viermal jährlich. Für<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr für die<br />
Richtigkeit der Angaben.<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit<br />
Quellenangabe gestattet.<br />
Erscheinungsdatum: September <strong>2013</strong>
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gleich, ob ein Markteintritt in der Region vorbereitet oder ein bestehendes<br />
Geschäftsmodell weiter ausgebaut werden soll.<br />
Ihre Ansprechpartner für den Nahen Osten<br />
Sabine Reindel<br />
Tel.: + 971 (56) 115 65 44<br />
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Dr. Marcus Felsner<br />
Tel.: +49 (30) 810 795-51<br />
marcus.felsner@roedl.pro<br />
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SOUQ PERSONALIEN<br />
Personalien<br />
Glückwunsch Dr. Bach!<br />
Wir gratulieren Dr. Thomas Bach herzlich zur Wahl zum<br />
Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees.<br />
Die Wahl unterstreicht die hohe Wertschätzung für Thomas<br />
Bachs jahrzehntelanges Engagement im internationalen<br />
Sport.<br />
Im Namen des Vorstandes, des Präsidiums, der Mitglieder<br />
und des Teams der <strong>Ghorfa</strong> wünschen wir Thomas Bach bei<br />
seinen neuen Aufgaben als Präsident des Internationalen<br />
Olympischen Komitees viel Erfolg und Freude sowie persönlich<br />
alles Gute.<br />
Dr. Mustapha Adib<br />
Senussi A. Y. Kwideer<br />
Neuer Botschafter des Libanon in Deutschland<br />
ist seit Juli <strong>2013</strong> Dr. Mustapha Adib. Nach seinem<br />
PhD in Jura und Politikwissenschaft war<br />
Dr. Adib Dozent für Volkerrecht, Verfassungsrecht,<br />
Geopolitik und Internationale Beziehungen<br />
an Universitäten in Libanon und Frankreich.<br />
Im Jahr 2000 dozierte er an der Beirut<br />
War College; 2010 erhielt er die Professur. 2004 wurde Dr. Adib Präsident des<br />
Center for Middle-Eastern Strategic Studies (CESMO). Er arbeitete mit den<br />
Vereinten Nationen, dem Genevea Center for the Civilian Control of Armed<br />
Forces und UNDP. Dr. Adib ist Präsident der libanesischen Association for<br />
International Law sowie der Lebanese Political Science Association. Seit 2000<br />
ist Dr. Adib Berater von Najib Mikati, damaliger Minister of Public Works and<br />
Transportation. 2005 bis 2006 repräsentierte Dr. Adib Premierminister Najib<br />
Mikati beim Komitee für das neue Wahlgesetz. 2011 wurde Dr. Adib von Premierminister<br />
Najib Mikati zum Kabinettschef ernannt. Dr. Mustapha Adib ist<br />
verheiratet und hat vier Kinder.<br />
Eugen Wollfarth<br />
Neuer deutscher Botschafter in Kuwait ist<br />
seit Juli <strong>2013</strong> Eugen Wollfarth. Der gebürtige<br />
Karlsruher (Jahrgang 1958) studierte Wirtschaftsingenieurwesen.<br />
Den Vorbereitungsdienst<br />
für den höheren Auswärtigen Dienst<br />
absolvierte er von 1986 bis 1988. Danach war<br />
er an der Botschaft Bogotá (1988 bis 1991),<br />
Botschaft Belgrad (1991 bis 1992), im Auswärtigen Amt (1992 bis 1995),<br />
dann Leiter des Wirtschaftsdienstes der Botschaft Santiago de Chile (1995<br />
bis 1999) und an der Botschaft Washington (1999 bis 2001). Nach einer<br />
Tätigkeit als Referatsleiter im Auswärtigen Amt wurde Wollfarth Leiter<br />
des Deutschen Verbindungsbüros Kosovo Pristina (2005 bis 2007). Zuletzt<br />
war er Leiter der OSZE Mission Tirana (2010 bis <strong>2013</strong>). Eugen Wollfarth<br />
ist verheiratet und hat zwei Kinder.<br />
Neuer Botschafter von Libyen in Deutschland<br />
ist seit Juli <strong>2013</strong> Senussi A. Y. Kwideer. Der<br />
1953 geborene Diplomat studierte an der University<br />
of Cairo Versorgungstechnik. Senussi<br />
A. Y. Kwideer war Bauingenieur bei Techno<br />
Project Co. in Kairo (1980 bis 1985), Manager<br />
bei Abu Dhabi Maintenance Est. (1986 bis<br />
1988), dann Bauingenieur und Projektmanager bei Abu Dhabi Contracting<br />
Establishment (1988 bis 1998). Es folgte eine Tätigkeit als Facility Manager<br />
im Campus Development Ofice an der Zayed University in Abu Dhabi in<br />
den VAE (1998 bis 2011). Danach war er zuerst Manager und dann Staatssekretär<br />
des Projects and Programs Departments im Büro des Premierministers<br />
(2011 bis <strong>2013</strong>). Zuletzt war Senussi A. Y. Kwideer Senior Berater<br />
des Premierministers (2011 bis <strong>2013</strong>). Er ist verheiratet und hat vier Kinder.<br />
Carola Müller-Holtkemper<br />
Carola Müller-Holtkemper ist neue Botschafterin<br />
der Deutschen Botschaft Sana‘a im Jemen.<br />
Die 1955 in Bad Homburg v.d.Höhe geborene<br />
Diplomatin studierte Volkswirtschaft in Frankfurt<br />
und Paris. Vor dem Auswärtigen Amt<br />
war sie Sectoranalystin der Banco Nacional<br />
de México Mérida in Yucatán (1980 bis 1981),<br />
Projektsachbearbeiterin der Kreditanstalt für<br />
Wiederaufbau (1981 bis 1983) und Entwicklungsbankenberaterin der Société<br />
Tuniso-Séoudienne d‘Investissement (1983). Nach dem Vorbereitungsdienst<br />
des Auswärtiges Amts (1985 bis 1986) folgten u.a. verschiedene Stationen im<br />
Ausland: Botschaft Amman (1987 bis 1990), Botschaft Kairo (1992 bis 1996),<br />
als Botschafterin an der Botschaft Eriwan (1996 bis 1999) und als Ständige<br />
Vertreterin der Botschaft Rabat (2004 bis 2006). Zuletzt war sie Referatsleiterin<br />
im Auswärtigen Amt (2007 bis 2010) und Botschafterin an der Botschaft<br />
Tirana (2010 bis <strong>2013</strong>). Carola Müller-Holtkemper ist verheiratet.<br />
Foto links: dpa/Sören Stache / Foto rechts: Deutsche Botschaft Sanaa Foto links: Botschaft des Libanon / Foto rechts: Libysche Botschaft (El Sauaf)<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
6
PERSONALIEN<br />
SOUQ<br />
Dr. Khouloud Daibes<br />
Mohamed Said Khallaf<br />
Foto links: Lahmeyer GKW Consult GmbH/ Foto rechts: Ras Al Khaimah Free Trade Zone Authority Foto links: Palästinensische Mission / Foto rechts: Handelsabteilung Ägyptische Botschaft<br />
Frau Botschafterin Dr. Khouloud Daibes ist<br />
seit Ende August als Generaldelegierte für<br />
Palästina in Deutschland akkreditiert. Vor<br />
ihrer Nominierung leitete sie von 2007 bis<br />
2012 das Ministerium für Tourismus und<br />
Altertümer sowie von 2007 bis 2009 zusätzlich<br />
das Frauenministerium. Die Diplomatin studierte in Hannover<br />
Architektur und promovierte dort im Bereich Denkmalschutz. Diesen<br />
Schwerpunkt behielt sie auch bei ihren weiteren Tätigkeiten bei. In Kooperation<br />
mit palästinensischen und internationalen Organisationen<br />
sowie als Direktorin des Instituts für Denkmalpflege und Stadtplanung<br />
in Bethlehem, war Botschafterin Dr. Daibes für die Restaurierung historischer<br />
Bauten in Palästina verantwortlich.<br />
Dr. Ralf Buler<br />
Neuer Geschäftsführer von Lahmeyer GKW<br />
Consult GmbH ist Dr. Ralf Bufler. Der Dipl.<br />
Geol. in Hydrogeologie studierte bis 1991<br />
an der Universität Bonn, University of New<br />
Mexico in den USA und an der RWTH Aachen.<br />
Im Jahr 1999 erwarb er an der Technischen<br />
Universität Karlsruhe den Dr. rer. nat.<br />
Von 1991 bis 1992 war er bei Schlumberger Inc. in London als Geologe<br />
tätig. Im Anschluss folgte eine Tätigkeit als Hydro-Geologe bei Hydrodata<br />
in Ballrechten (1992 bis 1993). Als geotechnischer Experte war<br />
Dr. Bufler dann bei Geoconsult in Salzburg (1993 bis 1994). Von 1994<br />
bis 2004 und seit 2007 ist Dr. Bufler bei Lahmeyer GKW Consult. Von<br />
2004 bis 2006 war er bei Dorsch Consult W&E in München und danach<br />
bei der Bauer AG in Schrobenhausen (2006 bis 2007).<br />
Neuer Minister Plenipotentiary und Leiter<br />
des Handelsbüros der Ägyptischen Botschaft<br />
in Berlin ist Mohamed Said Khallaf. Der im<br />
Jahr 1960 geborene Diplomat studierte Wirtschaftswissenschaften<br />
an der Universität Ain<br />
Shams in Ägypten. Mohamed Said Khallaf<br />
war zuvor 3. Sekretär an der Ägyptischen Botschaft in Bonn (1990 bis<br />
1994), dann 2. Sekretär an der Ägyptischen Botschaft in Neu Delhi (1996<br />
bis 2000). Es folgte eine Tätigkeit als Wirtschaftsberater der Ägyptischen<br />
Botschaft in Dar-es-Salam in Tansania (2001 bis 2005) und danach als<br />
Wirtschaftsattaché an der Ägyptischen Botschaft in Almaty in Kasachstan<br />
(2007 bis 2011). Zuletzt war er Wirtschaftsattaché an der Ägyptischen<br />
Botschaft in London (2012 bis <strong>2013</strong>). Mohamed Said Khallaf ist verheiratet<br />
und hat zwei Kinder.<br />
Peter J. Fort<br />
Im Mai <strong>2013</strong> erklärte Scheich Ahmad Saqr<br />
Mohammed Al Qasemi, Chairman der Ras<br />
Al Khaimah Free Trade Zone Authority (RAK<br />
FTZ) Peter J. Fort zum neuen Chief Executive<br />
Oficer. Die RAK FTZ zählt zu einer der am<br />
schnellsten wachsenden Freihandelszonen der<br />
Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Zusätzlich<br />
zu seinem Amt als CEO wird Peter J. Fort Senior Economic Advisor<br />
der Regierung für das VAE-Emirat Ras Al Khaimah (RAK) sein. Zuvor war<br />
Peter J. Fort zehn Jahre bei Morgan Stanley als Head of Mergers, Acquisitions<br />
(M&A) and Restructuring for the Middle East and North Africa<br />
(MENA). Peter J. Fort studierte an der Harvard University International<br />
Political Economics und erwarb einen Masters in Business Administration<br />
an der University of Chicago`s Graduate School of Business.<br />
Generalsekretär empfängt jemenitische Delegation<br />
Der Generalsekretär der <strong>Ghorfa</strong> Abdulaziz Al-Mikhlafi empfing am 5. September <strong>2013</strong> eine 12-köpfige Delegation von<br />
Wirtschafts- und Politikexperten des Khobara Center for Development and Consulting Services unter Leitung von Prof. Dr.<br />
Mohammed Al-Maitami, Vorstand des Centers<br />
aus Sanaa, Jemen. Die von der Gesellschaft für<br />
internationale Zusammenarbeit (GIZ) geleitete<br />
Informationsreise sah neben dem <strong>Ghorfa</strong>-Besuch<br />
Treffen mit Vertretern des Deutschen Bundestages,<br />
des Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
in Halle und dem GIZ-Büro in Berlin vor. Ziel<br />
des Gesprächs war ein Austausch über die wirtschaftliche<br />
und politische Entwicklung im Jemen<br />
und die Aktivitäten des Khobara Centers. Der<br />
Generalsekretär stellte die Arbeit der <strong>Ghorfa</strong> vor<br />
und ging auf die Besonderheiten der deutschen<br />
Wirtschaft ein.<br />
7<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
NACHRICHTEN<br />
Nachrichten<br />
Algerien<br />
Algeriens Schiefergasreserven sind<br />
höher als angenommen<br />
Algeriens Schiefergasreserven betragen<br />
laut einem Bericht des US-amerikanischen<br />
Energy Departments 19.800 Mrd. m 3 , also<br />
mehr als das Dreifache der 2011 geschätzten<br />
6.440 Mrd. m 3 . Dies berichtet die algerische<br />
Nachrichtenagentur APS. Die Schätzung<br />
beruht auf einem Durchschnittswert aus<br />
den Untersuchungsergebnissen mehrerer<br />
US-amerikanischer Institutionen und Beratungsunternehmen.<br />
Die Vorkommen liegen<br />
demnach in Mouydir, Ahnet, Berkine-Ghadames,<br />
Timimoun, Reggane und Tindouf. In<br />
allen Fällen wird eine rentable Förderung<br />
für möglich gehalten. Sonatrach plant mehrere<br />
Probebohrungen, um die Produktivität<br />
einiger leicht erschließbarer Vorkommen in<br />
Berkine-Ghadames, Illizi, Timimoun, Ahnet<br />
und Mouydir zu untersuchen.<br />
Jordanien<br />
300 Mio. US-Dollar für den Ausbau<br />
erneuerbarer Energien<br />
Im Rahmen des 5 Mrd. US-Dollar GCC-<br />
Darlehns für Jordanien wurden 300 Mio.<br />
US-Dollar für den Ausbau der erneuerbaren<br />
Energie zugewiesen. Dieses Geld soll zum<br />
Aufbau von Anlagen für 50-75 MW Solarenergie<br />
und 75-100 MW Windenergie verwendet<br />
werden. Außerdem wurden mit der<br />
Verabschiedung des Renewable Energy &<br />
Efficiency Laws und weiteren Initiativen die<br />
Investitionsmöglichkeiten in diesem Sektor<br />
stark erleichtert. Da Jordanien momentan<br />
97 Prozent seines Energiebedarfs importiert<br />
und dies den Staatshaushalt um ca. 25 Prozent<br />
des BIP belastet, plant die jordanische<br />
Regierung eine Erhöhung der Kapazität auf<br />
insgesamt 1.200 MW Wind- und Solarenergie<br />
im Jahr 2020.<br />
Marokko<br />
Regierung investiert<br />
5,4 Mrd. Euro in neue Häfen<br />
Die marokkanische Regierung will in Nador<br />
im Nordosten des Landes für 700 Mio. Euro<br />
einen neuen Seehafen bauen lassen. Insgesamt<br />
sollen in die Hafeninfrastruktur Marokkos<br />
in den kommenden Jahren etwa 5,4<br />
Mrd. Euro investiert werden. Das berichtet<br />
Germany Trade & Invest (GTAI) unter Berufung<br />
auf das Ministerium für öffentliche Arbeiten<br />
& Verkehr. Der Hafenkomplex in Nador<br />
wird in zwei Abschnitten verwirklicht.<br />
In der ersten Phase sind für den Tiefseehafen<br />
vier Terminals geplant, darunter zwei für<br />
die Umladung von Erdölprodukten. Die Kapazität<br />
der Einrichtungen ist auf jährlich 15<br />
Mio. Tonnen ausgelegt. In der zweiten Phase<br />
sollen zwei Terminals für den Umschlag von<br />
Rohöl mit einer Kapazität von jährlich 20<br />
Mio. Tonnen entstehen. Die Bauzeit wird auf<br />
insgesamt fünf Jahre veranschlagt.<br />
Erklärung von Rabat tritt in Kraft<br />
Laut Auswärtigem Amt trat am 12. September<br />
die „Erklärung von Rabat“ zu den<br />
deutsch-marokkanischen Beziehungen in<br />
Kraft. Dazu übergab der zuständige regionale<br />
Beauftragte des Auswärtigen Amts für<br />
Nah-/Mittelost und Maghreb in Rabat ein<br />
Schrei ben von Außenminister Westerwelle<br />
an seinen marokkanischen Amtskollegen<br />
Saad Dine El-Otmani.<br />
Die Erklärung von Rabat skizziert die<br />
Weiterentwicklung der Beziehungen zwischen<br />
Deutschland und Marokko. Neben<br />
dem Ausbau der wirtschaftlichen und kulturellen<br />
Kontakte ist vor allem auch eine<br />
stärkere Zusammenarbeit bei Demokratie,<br />
Rechtstaat und Menschenrechtsschutz vorgesehen.<br />
Die Erklärung wird zugleich den<br />
politischen Dialog zwischen den beiden Außenministerien<br />
und anderen Ministerien<br />
verstetigen, die im bilateralen Verhältnis<br />
eine Rolle spielen.<br />
Oman<br />
Sultanat plant Logistikzentrum<br />
zwischen Maskat und Sohar<br />
Im Sultanat Oman soll auf halbem Weg<br />
zwischen der Hauptstadt Maskat und Sohar<br />
in der Region Batinah South ein neues<br />
Logistikzentrum entstehen. Ziel ist es, wie<br />
das Magazin MEED weiter berichtet, Maskat<br />
und Sohar zu entlasten. So ist beabsichtigt,<br />
den Hafen der omanischen Hauptstadt<br />
gänzlich als Touristenattraktion auszubauen.<br />
An Sohar soll das neue Logistikzentrum<br />
durch die erste vierspurige Autobahn<br />
in dem Sultanat, den Batinah Expressway,<br />
angebunden werden. Bevor das Projekt verwirklicht<br />
wird, soll eine Beratungsfirma<br />
evaluieren, welche Arbeitsplatzeffekte und<br />
geschäftlichen Möglichkeiten damit verbunden<br />
sind.<br />
Saudi-Arabien<br />
In der Nähe von Mekka soll<br />
eine neue Stadt entstehen<br />
Der Gouverneur von Mekka, Prinz Khaled<br />
Al-Faisal, hat jetzt den Plan für den Bau<br />
einer neuen Stadt in der Nähe von Mekka<br />
bewilligt. Das berichtet die Zeitung „Arab<br />
News“. Die Wohn- und Verwaltungsstadt<br />
namens „Makkah Gate“ soll einmal mehr<br />
als 600.000 Einwohner haben. Sie wird an<br />
der Highway zwischen Mekka und Jeddah<br />
liegen und in 45 Distrikte unterteilt sein.<br />
Vorgesehen ist für das Projekt eine Fläche<br />
von 83 Mio. Quadratmetern. Geplant<br />
sind unter anderem Bildungseinrichtungen,<br />
Regierungsgebäude, Einkaufszentren,<br />
Wohnungskomplexe und ein Nationalpark.<br />
Entwickelt werden soll die neue Stadt in<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
8
NACHRICHTEN<br />
SOUQ<br />
vier Abschnitten über einen Zeitraum von<br />
20 Jahren auf der Basis von Public Private<br />
Partnerships (PPP). In Mekka sind zahlreiche<br />
große Projekte auf dem Weg, um<br />
Wohnraum und Unterbringungsmöglichkeiten<br />
für Pilger zu schaffen. So erhielt die<br />
Saudi Bin Laden Group unlängst den Auftrag<br />
für den Bau des Abraj Kudai-Komplexes<br />
in Mekka. Das Vorhaben beinhaltet unter<br />
anderem zwölf Hochhäuser mit 10.150<br />
Wohneinheiten und Hotelzimmern.<br />
Neue Megaprojekte in der<br />
Petrochemie geplant<br />
gewählt. Das größte der geplanten Projekte<br />
soll in Yanbu verwirklicht werden.<br />
VAE<br />
Siemens errichtet in Fujairah<br />
ein großes Walzwerk<br />
Die Siemens AG wird in Fujairah ein Langprodukte-Walzwerk<br />
errichten, wie das Unternehmen<br />
jetzt mitteilte. Kunde ist die<br />
United Steel Industries LLC. Die Anlage<br />
wird in der Freizone des Emirates gebaut<br />
und ist auf eine Jahreskapazität von 950.000<br />
Tonnen Baustahl ausgelegt. Sie umfasst<br />
eine Stabwalzstraße für Bewehrungstähle<br />
und eine Walzdrahtline, in der sowohl Stabals<br />
auch Ringmaterial hergestellt werden<br />
können. Verwirklichen wird das Projekt<br />
Siemens Metals Technologies. Dieses Tochterunternehmen<br />
des Münchener Konzerns<br />
hat seinen Sitz in Österreich.<br />
Dubai plant erstes privates<br />
Kraftwerk auf Kohlebasis<br />
In Dubai wird das erste private Kraftwerk<br />
auf Kohlebasis verwirklicht, teilte<br />
die Dubai Electricity and Water Authority<br />
(DEWA) mit. Das Unternehmen schrieb<br />
zugleich den Beratungsauftrag für das<br />
Vorhaben aus. Interessierte Unternehmen<br />
In Saudi-Arabien soll die petrochemische<br />
Produktion deutlich ausgeweitet werden.<br />
Hierzu sind insgesamt 70 Mrd. US-Dollar<br />
für Einrichtungen an drei strategischen<br />
Standorten geplant, das berichtet das Magazin<br />
MEED. Wie es heißt, wird der wesentliche<br />
Treiber der neuen Initiative Saudi<br />
Aramco, der größte Ölkonzern der Welt,<br />
sein. Ziel ist es, die im Land vorhandenen<br />
Raffinerien in die geplanten neuen Chemiekomplexe<br />
zu integrieren. Auch die<br />
halbstaatliche Saudi Basic Industries Corporation<br />
(Sabic), einer der größten Chemiekonzerne<br />
der Welt, und die Farabi Petrochemicals<br />
Company, ein privates Unternehmen<br />
mit Sitz in Jubail, werden massiv investieren.<br />
Als Standorte wurden die Jizan Economic<br />
City (JEC), Ras Tanura und Yanbu auskönnen<br />
sich bis zum 8. Oktober bewerben.<br />
Das Independent Power Project (IPP) soll<br />
eine installierte Leistung zur Stromerzeugung<br />
von insgesamt 1.200 Megawatt<br />
(MW) haben und in zwei Abschnitten bis<br />
2021 verwirklicht werden. Im Rahmen der<br />
„Integrated Energy Strategy 2030“ des<br />
Emirates wird das Kraftwerk zwölf Prozent<br />
zur Elektrizitätsversorgung beitragen. Der<br />
Großteil des Stroms (71 Prozent) soll aus<br />
Gaskraftwerken stammen. Die Kernkraft<br />
soll ebenfalls zwölf Prozent und die Solarenergie<br />
fünf Prozent beitragen. Ursprünglich<br />
war das erste IPP auf Gasbasis geplant<br />
worden.<br />
Preise für Häuser steigen<br />
in Dubai um fast 31 Prozent<br />
In Dubai sind Preise für Häuser im ersten<br />
Halbjahr um 30,6 Prozent im Vergleich zur<br />
Vorjahresperiode gestiegen. Das berichtet<br />
die Tageszeitung „The National“ unter Berufung<br />
auf die britische Immobilienirma<br />
Cluttons. Die durchschnittlichen Mietpreise<br />
nahmen ebenfalls deutlich um 11,3 Prozent<br />
zu. Laut Cluttons zieht Dubai Kapital aus der<br />
gesamten Region an, weil das Emirat als so<br />
genannter „sicherer Hafen“ gilt. Doch habe<br />
auch die heimische Nachfrage nach Häuern<br />
zugenommen. Hintergrund seien die günstigen<br />
Zinsen und das Motiv, durch einen Hauskauf<br />
den steigenden Mieten auszuweichen.<br />
Generalsekretär empfängt eine saudische Delegation<br />
Der Generalsekretär der <strong>Ghorfa</strong> Abdulaziz Al-Mikhlai<br />
emping am 11. September <strong>2013</strong> eine Delegation der neu etablierten<br />
Saudi Export Development Authority (SEDA) und<br />
des Ministeriums für Handel und Industrie (MCI) aus dem<br />
Königreich Saudi-Arabien. Die vierköpige saudische Delegation<br />
wurde von dem Generalsekretär der SEDA, Ahmed<br />
Alhakbani und Majdi Al-Sahhaf, Berater des Ministers und<br />
Managing Director der Commercial Attachés im MCI, geleitet.<br />
Ziel des Besuchs war ein Austausch über Deutschlands<br />
Erfahrungen mit der Exportförderung und die Möglichkeiten<br />
für Saudi-Arabien, diese in ihre Exportförderungsstrategien<br />
zu integrieren. An dem Gespräch nahmen auch Wolf<br />
Schwippert und Ralf Schuster aus dem <strong>Ghorfa</strong> Präsidium<br />
teil, wie auch Christian Treichel von Berlin Partner GmbH<br />
und Dr. Peter Neven, Geschäftsführer der AUMA.<br />
9<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
Arab-German Business Forum<br />
Deutsch-Arabische Zusammenarbeit<br />
bleibt auf Wachstumskurs<br />
Die geschäftlichen Chancen deutscher Unternehmen in der arabischen Welt sind weiter exzellent. Die bilaterale Kooperation<br />
wird auch künftig deutlich wachsen. Das war der Tenor auf dem 16th Arab-German Business Forum in<br />
Berlin, an dem rund 600 hochrangige Persönlichkeiten teilnahmen.<br />
Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle<br />
würdigte in seiner Rede auf dem Wirtschaftsforum,<br />
das vom 12. bis 14. Juni <strong>2013</strong> im Hotel<br />
Ritz-Carlton stattfand, die Entwicklung der<br />
deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen.<br />
Der bilaterale Warenaustausch, so der Minister,<br />
habe sich in den vergangenen zehn Jahren<br />
mehr als verdoppelt. Deutsche Unternehmen<br />
seien seit den siebziger Jahren maßgeblich an<br />
der Modernisierung und Diversiizierung der<br />
arabischen Volkswirtschaften beteiligt.<br />
Er erwarte, so Dr. Westerwelle weiter, dass<br />
sich auch in Zukunft „sehr gute“ geschäftliche<br />
Chancen für die Wirtschaft in der Region<br />
ergäben. Hierfür sprächen schon die<br />
hervorragenden Wachstumsaussichten der<br />
arabischen Staaten. Der Außenminister kündigte<br />
an, dass er sich weiter für Erleichterungen<br />
bei der Visavergabe einsetzen werde.<br />
Deutschland sei ein offenes Land. Eine moderne<br />
Visapolitik müsse daher von Offenheit<br />
geprägt sein.<br />
Der Außenminister hielt die Hauptrede auf<br />
dem Galadinner des Wirtschaftsforums am<br />
Dr. Guido Westerwelle, Bundesaußenminister<br />
Donnerstag (13. Juni). Veranstaltet wurde<br />
das Event von der <strong>Ghorfa</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit dem Deutschen Industrie- und<br />
Handelskammertag (DIHK), der Generalunion<br />
der Arabischen Kammern, der Bahrain<br />
Chamber of Commerce and Industry sowie<br />
dem Bahrain Economic Development Board.<br />
Bahrain war in diesem Jahr Partnerland des<br />
Wirtschaftsforums.<br />
Am Mittwoch (12. Juni) hatte <strong>Ghorfa</strong>-<br />
Präsident Thomas Bach das Forum, an dem<br />
rund 600 hochrangige Persönlichkeiten aus<br />
Deutschland und der arabischen Welt teilnahmen,<br />
eröffnet. Auch er hob die guten<br />
wirtschaftlichen Perspektiven der arabischen<br />
Länder hervor. Aufgrund der jungen<br />
Bevölkerungen nehme die Zahl der Arbeitsuchenden<br />
dort laufend zu. Zugleich wüchsen<br />
die Verbrauchermärkte. Die arabischen<br />
Länder müssten daher weiter massiv in die<br />
Foto oben: EDB Bahrain<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
10
ZUSAMMENARBEIT<br />
SOUQ<br />
Infrastruktur, in den Wohnungssektor, in die<br />
Mobilität und in andere Wirtschaftsbereiche<br />
investieren.<br />
Für deutsche Unternehmen resultierten daraus,<br />
so Bach weiter, überall gute geschäftliche<br />
Möglichkeiten. So sei beispielsweise die Informationstechnologie<br />
(IT) in der arabischen<br />
Region ein wachsender Sektor. Die deutsche<br />
Wirtschaft verfüge hier über eine „State of<br />
the Art Technology“ und über hohe Systemkompetenz.<br />
Doch nähmen deutsche Unternehmen<br />
auch in anderen Sektoren der Wirtschaft<br />
eine global führende Position ein.<br />
Laut Anne Ruth Herkes, Staatssekretärin<br />
im Bundeswirtschaftsministerium, sind<br />
deutsche Unternehmen und Institutionen<br />
in der arabischen Welt „bevorzugte Partner“.<br />
Insbesondere bei dem Ausbau des<br />
Bildungssektors und bei der Umsetzung<br />
wirtschaftlicher Reformen könnten sie die<br />
arabischen Länder wirksam unterstützen.<br />
Dabei gebe es eine Reihe von Instrumenten<br />
um die wirtschaftlichen Beziehungen<br />
weiter zu intensivieren – beispielsweise die<br />
Gemischten Wirtschaftskommissionen oder<br />
Delegationsreisen.<br />
Thomas Bach<br />
Kamal Ahmed<br />
Frau Herkes sprach in diesem Zusammenhang<br />
ihre Hoffnung aus, dass die EU und die<br />
Staaten des Golfkooperationsrates (GCC)<br />
bald das schon länger geplante Freihandelsabkommen<br />
abschließen.<br />
Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi<br />
Anne Ruth Herkes<br />
Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi,<br />
saudischer Botschafter in Berlin und<br />
Doyen des arabischen diplomatischen Korps<br />
in Deutschland, hob in seiner Eröffnungsrede<br />
unter anderem die Rolle des Arabisch-<br />
Deutschen Wirtschaftsforums hervor. Das<br />
Forum sei eine „einzigartige Plattform“ zum<br />
Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen.<br />
Für den boomenden arabisch-deutschen Warenaustausch<br />
zeichne auch das Wirtschaftsforum<br />
verantwortlich. Laut Prof. Shobokshi<br />
nahmen die deutschen Importe aus den<br />
arabischen Ländern 2012 im Vergleich zum<br />
Vorjahr um 22,2 Prozent auf 15,3 Mrd. Euro<br />
zu. Die deutschen Exporte wuchsen um 16,6<br />
Prozent auf 33,5 Mrd. Euro.<br />
Georg Fichtner<br />
Georg Fichtner, Vorstandsmitglied beim<br />
Deutschen Industrie- und Handelskammertag<br />
(DIHK), hob die Beziehungen mit den<br />
GCC-Staaten hervor. Diese seien nicht nur<br />
ein Handelspartner. Vielmehr sei Deutschland<br />
mit der Staatengemeinschaft durch eine<br />
strategische Partnerschaft verbunden. Basis<br />
der erfolgreichen Beziehungen seien ein<br />
überaus gutes Einvernehmen der Entscheidungsträger.<br />
Dr. Esam Abdulla Yousif Fakhro<br />
Von Seiten des Königreiches Bahrain sprachen<br />
auf der Eröffnungsveranstaltung des Wirtschaftsforums<br />
Dr. Esam Abdulla Yousif Fakhro,<br />
Chairman der Bahrain Chamber of Commerce<br />
and Industry, und Kamal Ahmed, Verkehrsminister<br />
und CEO des Economic Development<br />
Board Bahrain. Beide betonten ihr Interesse<br />
an einem Ausbau der guten deutsch-bahrainischen<br />
Wirtschaftsbeziehungen und hoben zugleich<br />
die Vorteile Bahrains hervor. Das Land<br />
11<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ ZUSAMMENARBEIT<br />
Tunesien, stellte ihre Institution vor. AICTO<br />
arbeitet unter der Ägide der Arabischen Liga<br />
und entwickelt Tools, die die Zusammenarbeit<br />
der Mitgliedsstaaten bei der ICT-Entwicklung<br />
erleichtern.<br />
Abdulaziz Al-Mikhlai, Dr. Guido Westerwelle, Thomas Bach und Kamal Ahmed (v. l.)<br />
In Sitzung 2 („Logistics & Mobility: Moving<br />
Goods and Passengers”) hob Hamad Mohamed<br />
Fakhro, Chef des Logistics Zones Directorates<br />
in Bahrain, die strategisch günstige<br />
Lage des Königreichs und die Vorteile<br />
der dort angesiedelten Logistikzone hervor.<br />
Der Standort biete hervorragende Voraussetzungen,<br />
um insbesondere die nördlichen<br />
GCC-Staaten und den Irak zu erschließen.<br />
Jörg Scheifler (CEO Siemens Infrastructure<br />
& Cities Sector Middle East) betonte die<br />
wachsende Bedeutung nachhaltiger Mobilitätssysteme<br />
insbesondere in Städten. Siemens<br />
sei in der Lage, komplette Lösungen<br />
im Schienenverkehr anzubieten, um die Herausforderungen<br />
der wachsenden Urbanisierung<br />
zu bewältigen.<br />
Das Wirtschaftsforum gilt als wichtigste Plattform der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
verfüge über exzellente Investitionsbedingungen<br />
und eigne sich hervorragend als Standort<br />
zur Erschließung der GCC-Märkte.<br />
An den beiden Haupttagen des Wirtschaftsforums<br />
fanden insgesamt neun Sitzungen<br />
und die abschließende Plenarsitzung statt. In<br />
Session 1 wurde das Thema „Security & ICT:<br />
Saving the Future” aufgegriffen. Dr. Zakareya<br />
Al-Khajah (Vize-CEO der E-Government<br />
Authority Bahrain) hob in seinem Referat<br />
hervor, dass die Informations- und Kommunikationstechnik<br />
(ICT) in der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung des Königreichs eine wichtige<br />
Rolle spielt. Die jährlichen ICT-<strong>Ausgabe</strong>n<br />
beliefen sich auf sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />
(BIP). In den kommenden<br />
beiden Jahren würden Vorhaben im Wert von<br />
126 Mio. US-Dollar verwirklicht. Deutsche<br />
Unternehmen seien eingeladen, sich daran zu<br />
beteiligen.<br />
Hans Wolfgang Kunz (Mitglied der Geschäftsführung,<br />
Giesecke & Devrient) sprach<br />
zum Thema Sicherheit und ICT. Deutsch-<br />
Arabische Kooperationen hätten im Bereich<br />
ICT Security großes Potenzial. Erfolgsfaktoren<br />
in dem Geschäft seien Vertrauen, Verlässlichkeit,<br />
Qualität, Schnelligkeit und ein<br />
günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Nach<br />
Ansicht von Selim J. Eddé (Vizepräsident<br />
SAP Middle East & North Africa) sollte bei<br />
der IT-Sicherheit über die Grenzen hinweg<br />
zusammengearbeitet werden. Die Regierungen<br />
seien dazu aufgerufen, einen gemeinsamen<br />
Plan auszuarbeiten.<br />
Prof. Dr. Radu Popescu-Zeletin (Direktor<br />
vom FOKUS Fraunhofer-Institut für Offene<br />
Kommunikationssysteme) sprach über das<br />
Verhältnis von Digitalisierung und wirtschaftlicher<br />
Entwicklung. Volkswirtschaften<br />
mit hoher Digitalisierung wüchsen überdurchschnittlich<br />
stark. Eine der größten Herausforderungen<br />
des 21. Jahrhunderts sei die<br />
Migration in Städte. Sein Institut arbeite daher<br />
an Konzepten für „Smart Cities“. Khédija<br />
Hamouda Ghariani, Generalsekretärin der<br />
Arab Information and Communication Technologies<br />
Organization (AICTO) mit Sitz in<br />
Prof. Michael ten Hompel (TU Dortmund<br />
und Geschäftsführer des Fraunhofer-Instituts<br />
für Materialfluss und Logistik) stellte<br />
das Logistiksystem in Deutschland vor. Nach<br />
seiner Einschätzung werden „Logistic & IT<br />
Services (LIS)“ immer stärker konventionelle<br />
Prozesse und Lieferketten ersetzen.<br />
Michael Radunz (Geschäftsführer Consaero<br />
GmbH in Bad Wörishofen) gab einen<br />
Überblick über die Luftfahrt weltweit. Nach<br />
seinen Angaben verdoppelt sich der globale<br />
Luftverkehr alle 15 Jahre. Besonders stark<br />
sei das Wachstum in der arabischen Welt, wo<br />
bis zum Jahr 2031 etwa 2.000 neue Flugzeuge<br />
benötigt würden.<br />
In Sitzung 3 („Small and Medium Sized<br />
Enterprises: Engine of Societies”) präsentierte<br />
Yousif Ali (Senioer Manager, Customer<br />
Engagement and Support, Tamkeen<br />
in Bahrain) seine Organisation. Tamkeens<br />
Aufgabe ist es, die Bahrainis entsprechend<br />
den Erfordernissen des Arbeitsmarktes zu<br />
schulen. Zugleich soll die Institution Unternehmen<br />
– insbesondere Start-ups – wirksam<br />
fördern. Simone Schreiber (CEO, RMA<br />
Middle East S.P.C., Bahrain) beschrieb die<br />
Eigenschaften von kleineren und mittleren<br />
Unternehmen (KMU) in Deutschland. Danach<br />
haben KMUs kleine Teams, statten ihre<br />
Mitarbeiter mit viel Verantwortung aus, sind<br />
durch flache Hierarchien charakterisiert und<br />
treffen schnelle Entscheidungen.<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
12
ZUSAMMENARBEIT<br />
SOUQ<br />
Musa Al-Saket (Vorstandsmitglied Jordan<br />
Chamber of Industry) gab einen Überblick<br />
über die Unternehmensstruktur in Jordanien,<br />
die der deutschen ähnelt. Danach sind<br />
99,6 Prozent aller Unternehmen in dem<br />
Land KMUs. Diese beschäftigen 70 Prozent<br />
aller Arbeitskräfte und zeichnen für 40 Prozent<br />
der Wertschöpfung verantwortlich. Ein<br />
großes Problem für die KMUs in Jordanien<br />
sei der erschwerte Zugang zu Krediten.<br />
Souad Al Hosani (Präsidentin der Nexus Holding,<br />
VAE) skizzierte die Vorteile der Emirate<br />
für deutsche Unternehmen: günstige steuerliche<br />
Bedingungen, ein großer Export- und<br />
Projektmarkt, ein hohes Ansehen des Labels<br />
„Made in Germany“ und ein attraktives Umfeld<br />
für ausländische Investitionen. Laut Felix<br />
Neugart, stellvertretender DIHK-Bereichsleiter,<br />
ist der Mittelstand das Rückgrat der deutschen<br />
Wirtschaft: 99,7 Prozent aller Unternehmen<br />
haben weniger als 500 Beschäftigte; die KMUs<br />
beschäftigten 78,4 Prozent aller Arbeitskräfte;<br />
für jeden Job, der 2011 verloren ging, schufen<br />
die KMUs zwei neue Stellen und 83 Prozent<br />
aller Auszubildenden sind in einem KMU beschäftigt.<br />
In Session 4 („Women in Business: Unfolding<br />
Leadership”) teilte Stephanie Bschorr, Präsidentin<br />
des Verbandes Deutscher Unternehmerinnen<br />
(VDU), mit, dass nur sieben Prozent der<br />
Vorstandsmitglieder in Deutschland Frauen<br />
seien. Dieser Befund hänge wesentlich mit der<br />
deutschen Mentalität zusammen. Es bedürfe<br />
hierzulande einer kulturellen Revolution.<br />
Laut Afnan Rashid Al Zayani (weibliches Vorstandsmitglied<br />
der Bahrain Chamber of Commerce<br />
and Industry) sind von den Erwerbstätigen<br />
in Bahrain 77,36 Prozent Expatriates,<br />
14,56 Prozent bahrainische Männer und 8,08<br />
Prozent bahrainische Frauen. Ziel sei es, den<br />
Frauenanteil bei den Beschäftigten mit bahrainischer<br />
Staatsbürgerschaft von 35,66 Prozent<br />
auf mindestens 40 Prozent zu erhöhen.<br />
Nach Angaben von Ursula Schwarzenbart<br />
(Leiterin des Global Diversity Ofice der<br />
Daimler AG) hat sich ihr Unternehmen bereits<br />
2006 das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020<br />
jede fünfte Führungsposition mit einer Frau<br />
zu besetzen. Gender Diversity sei für Daimler<br />
kein Modethema, sondern ein strategischer<br />
Erfolgsfaktor. Haifa Fahoum Al Kaylani<br />
(Vorsitzende des Arab International Women`s<br />
Forum) sprach sich für eine Brücke zwischen<br />
Frauen aus der arabischen und westlichen<br />
Session 4 „Female Business: Unfolding Leadership“<br />
Welt aus. Die wichtigsten Faktoren für den<br />
berulichen Erfolg von Frauen seien Vernetzung,<br />
Bildung und Selbstbewusstsein.<br />
In Session 5 wurde das Thema „Construction:<br />
Housing and City Development” behandelt.<br />
Laut Istabraq Ibrahim Alshouk, stellvertretender<br />
Bauminister im Irak, wird die irakische<br />
Regierung in den kommenden Jahren<br />
wachsende Beträge in Bau- und Infrastrukturprojekte<br />
investieren. Ein Schwerpunkt sei<br />
wegen des großen Wohnungsmangels der<br />
Wohnungsbau. Auch seien zahlreiche Straßen-<br />
und Brückenprojekte geplant.<br />
Thomas Lücking (Geschäftsführer bei Gerber<br />
Architekten) referierte über den Beitrag der<br />
Architektur zur Verbesserung des Lebens in<br />
Städten. Besonders Nachhaltigkeit sei wichtig<br />
und lasse sich in der Architekturplanung gut<br />
umsetzen. Rechtsanwalt Oliver Alexander<br />
(Alexander & Partner Law and Finance) berichtete<br />
über die geschäftlichen Bedingungen<br />
in Katar. Die Kanzlei ist dort mit einer Niederlassung<br />
präsent und berät ihre Klienten<br />
bei allen geschäftlichen Aktivitäten.<br />
In Session 6 („Industrialization in the Arab<br />
World: Boosting Potentials”) gab Khaled Alohali<br />
von der Saudi Arabian General Investment<br />
Authority (SAGIA) einen Überblick über die<br />
umfangreichen <strong>Ausgabe</strong>nprogramme der Regierung<br />
in dem Königreich. Ausländische Unternehmen<br />
seien willkommen und fänden sehr<br />
günstige Investitionsbedingungen vor: gleiche<br />
Investitionsanreize für in- und ausländische<br />
Unternehmen, 100prozentige ausländische<br />
Eigentümerschaft, freier Verkehr von Kapital<br />
und Gewinnen, äußerst geringe Steuerbelastung,<br />
preisgünstige Grundstücke und mehr.<br />
Joachim Schares (Albert Speer & Partner<br />
GmbH) referierte über die in Saudi-Arabien<br />
entstehenden „Economic Cities“. Sie seien<br />
die Motoren der wirtschaftlichen und industriellen<br />
Entwicklung in dem Königreich.<br />
Sein Architekturbüro wirke beim Aufbau<br />
der Jazan Economic City mit. Khalid Rashid<br />
Al Zayani (Al Zayani Investments, Bahrain)<br />
ging insbesondere auf die Aluminiumindustrie<br />
in Bahrain ein. Inzwischen werde nicht<br />
mehr nur Rohaluminium produziert, sondern<br />
würden zahlreiche höher veredelte Produkte<br />
hergestellt. Für deutsche Unternehmen böten<br />
sich gute geschäftliche Möglichkeiten.<br />
Laut Dr. Claus Rettig (Evonik Industries<br />
AG) sind die arabischen Länder einer der am<br />
schnellsten wachsenden Märkte für Konsumprodukte.<br />
Evonik sei in der Region ein Pionier<br />
bei der Herstellung von so genannten Superabsorbern.<br />
Dr. Werner Schnappauf (Graf<br />
von Westphalen Rechtsanwälte) skizzierte<br />
die Stärken der deutschen Industrie. Diese sei<br />
insbesondere in der Lage maßgeschneiderte<br />
Lösungen anzubieten und Komplexität zu<br />
bewältigen. Laut Prof. Dr. Bernd Höfer (CEO<br />
von A9C Capital, Bahrain) spielt die Industrie<br />
die zentrale Rolle in der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung der GCC-Staaten. Dabei wirke<br />
privates Beteiligungskapital (Private Equity)<br />
als Katalysator.<br />
In Session 7 („Family Businesses in the Arab<br />
World: Tradition meets Trends”) schilderte Peter<br />
Brock (Head Family Ofices Services, Ernst<br />
& Young Deutschland) die Vorteile von Familienunternehmen.<br />
Diese seien besonders erfolgreich,<br />
weil sie sehr lexibel und innovativ sind,<br />
sich schnell anpassen, langfristig denken und<br />
weniger Druck von Investoren haben. Fawzi<br />
13<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ ZUSAMMENARBEIT<br />
Plenarsitzung „Political Outlook of Arab-German Business Cooperation“<br />
Kanoo (Deputy Chairman YBA Kanoo, Bahrain)<br />
berichtete, dass sein Unternehmen schon<br />
in der fünften Generation im Familienbesitz<br />
ist. Bei der Führungsnachfolge werde Wert auf<br />
eine qualiizierte Ausbildung des Nachfolgers<br />
gelegt. Ein Erfolgsfaktor sei der Mix aus qualiizierten<br />
Familienmitgliedern und externer<br />
Expertise. Ali Al-Othaim vom Saudi National<br />
Committee for Young Businessmen nannte<br />
folgende Erfolgsfaktoren von Familienunternehmen:<br />
“geduldiges” Kapital, Familienunterstützung<br />
in allen wirtschaftlichen Lagen, Konzentration<br />
auf Kernaktivitäten, das Verfolgen<br />
langfristiger Ziele.<br />
In Session 8 („Financial Services & Insurance:<br />
Accelerating Arab-German Business”)<br />
stellte André Arrago (Chairman, Hannover<br />
Re Takaful in Bahrain) den Rückversicherungsmarkt<br />
in Bahrain vor. Es gebe fünf<br />
Anbieter und das Geschäftsklima sowie<br />
die rechtlichen Rahmenbedingungen seien<br />
gut. Achim Klüber (Europe Arab Bank in<br />
Deutschland) wies darauf hin, dass die internationalen<br />
Banken seit der globalen Finanzkrise<br />
ihr Engagement in der MENA-Region<br />
zurückgeschraubt haben. Lokale Banken<br />
gewännen immer mehr an Bedeutung. Laut<br />
Anwalt Hassan Sohbi (Kanzlei Taylor Wessing)<br />
haben deutsche Unternehmen ihre Warenausfuhren<br />
in die arabischen Länder zwar<br />
deutlich gesteigert, bei den Direktinvestitionen<br />
(FDI) in der Region bleibe Deutschland<br />
aber hinter anderen Ländern zurück.<br />
Jörn Grabowski (Head Middle East, Euler<br />
Hermes Deutschland AG) sprach über die Exportgarantien<br />
von Euler Hermes. Im Geschäft<br />
mit den arabischen Staaten verfüge man über<br />
umfangreiche Erfahrungen. Jamal Ali Al Kishi<br />
(CEO Deutsche Bank in Saudi-Arabien)<br />
zeigte sich für die weitere wirtschaftliche<br />
Entwicklung in den arabischen Ländern optimistisch.<br />
Die Deutsche Bank ist mit Niederlassungen<br />
in Ägypten, Bahrain, Katar, Saudi-<br />
Arabien und in den VAE präsent.<br />
In Session 9 („Infrastructure Megaprojects:<br />
Rails, Ports and Roads”) lud Waleed Al Saie<br />
(Staatssekretär Ministry of Works, Bahrain)<br />
die deutschen Unternehmen ein, sich an den<br />
Infrastrukturprojekten in Bahrain zu beteiligen.<br />
Wie Al Saie mitteilte, soll das geplante<br />
40 Kilometer lange Brückenprojekt zwischen<br />
Bahrain und Katar („Friendship Causeway“)<br />
weiter vorangetrieben werden. Dr. Jürgen R.<br />
Kofler (Geschäftsführer Dornier Consulting<br />
GmbH) gab einen Überblick über den Saudi<br />
Railway Master Plan 2010 – 2040. Danach<br />
umfasst das Schienennetz in dem Königreich<br />
derzeit 2.700 KM, geplant sind insgesamt<br />
9.900 KM.<br />
Marco Neelsen (CEO APM Terminals, Bahrain)<br />
referierte über den Khalifa Bin Salman<br />
Port in Bahrain. Dieser sei keine Konkurrenz<br />
zu Jebel Ali in Dubai, sondern bediene<br />
vor allem den regionalen Markt (Katar,<br />
Saudi-Arabien und Kuwait). Ein Vorteil des<br />
Hafens sei die große Tiefe von 40 bis 50 Metern.<br />
Klaus Schmöcker (Geschäftsführer HPC<br />
Hamburg Port Consulting GmbH) gab einen<br />
Überblick über die Seehäfen am Arabischen<br />
Golf. Im Jahr 2012 seien dort insgesamt 24,5<br />
Mio. Standardcontainer umgeschlagen worden,<br />
davon 75 Prozent in den VAE. Dr. Jens<br />
André Gräfer (Leiter Internationale Projekte,<br />
Deutsche Bahn AG) ging auf die aktuellen<br />
Eisenbahnprojekte am Arabischen Golf ein.<br />
Die GCC-Staaten planten in den kommenden<br />
Jahren Projekte im Wert von 79 Mrd. US-<br />
Dollar, davon 30 Mrd. US-Dollar für die Entwicklung<br />
des GCC-Schienennetzes.<br />
In der abschließenden Plenarsitzung warb Elsiddig<br />
Mohamed ElShiekh (Finanz- und<br />
Wirtschaftsminister des Bundestaates Khartum,<br />
Republik Sudan) für Investitionen in<br />
seiner Region. Der Bundesstaat Khartum sei<br />
relativ gut entwickelt und biete gute geschäftliche<br />
Möglichkeiten im Agrarsektor und in<br />
der Industrie. Dr. Mohammed Halaiqah, ehemals<br />
stellvertretender jordanischer Premierminister<br />
für Wirtschaft, rief dazu auf, Jordanien<br />
bei der Bewältigung des<br />
Flüchtlingsstroms aus Syrien zu unterstützen.<br />
Boris Ruge, Beauftragter für den Nahen<br />
und Mittleren Osten im Auswärtigen Amt,<br />
versicherte, dass die arabische Welt für<br />
Deutschland einen hohen Stellenwert habe.<br />
Dies zeigten schon die zahlreichen Besuche<br />
deutscher Minister in der Region. Nach Angaben<br />
von Hussain M. F. Alkhateeb, irakischer<br />
Botschafter in Berlin, sind inzwischen in fast<br />
jeder Stadt im Irak deutsche Unternehmen<br />
aktiv. Zugleich warb er für weitere Investitionen.<br />
Dieter Haller, deutscher Botschafter in<br />
Riad, wünschte sich mehr Engagement deutscher<br />
Unternehmen bei der Ausbildung junger<br />
Menschen in Saudi-Arabien. Vorbildlich<br />
sei hier die Siemens AG.<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
14
Algeria<br />
Bahrain<br />
Egypt<br />
Iraq<br />
Jordan<br />
Kuwait<br />
Lebanon<br />
Libya<br />
Morocco<br />
Oman<br />
Palestine<br />
Qatar<br />
Saudi Arabia<br />
Sudan<br />
Syria<br />
Tunisia<br />
Turkey<br />
UAE<br />
Yemen<br />
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15<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
ZUSAMMENARBEIT<br />
4th Arab-German Energy Forum in Berlin<br />
Die Stromnachfrage wächst in allen arabischen<br />
Ländern rasant. Vielfach produzieren die Kraftwerke<br />
dort an der Kapazitätsgrenze, und die Versorgungslage<br />
ist in einigen Staaten angespannt.<br />
Der Ausbau des Stromsektors steht daher in der<br />
Region ganz oben auf der Agenda. Investiert<br />
wird in alle Bereiche – ob nun in konventionelle<br />
Kraftwerke oder in Anlagen im Sektor der erneuerbaren<br />
Energien. Die ressourcenreichen<br />
Länder am Arabischen Golf und Nordafrika<br />
treiben zudem den Ausbau der Öl- und Gasförderung<br />
sowie der entsprechenden Infrastruktur<br />
voran.<br />
Ein umfassender Überblick über aktuelle Entwicklungen<br />
in der Energiewirtschaft der arabischen<br />
Welt wird auf dem 4th Arab-German<br />
Energy Forum gegeben. Es indet am 22. und 23.<br />
Oktober <strong>2013</strong> in Berlin statt. Zu der Veranstaltung<br />
werden erneut nahezu 300 Experten und<br />
hochrangige Entscheidungsträger aus Deutschland<br />
und der arabischen Welt erwartet. Deutschen<br />
Branchenunternehmen wird ein wertvoller<br />
Einblick in die geschäftlichen Chancen in der<br />
Region geboten. Wie auf allen Foren der <strong>Ghorfa</strong><br />
Im pres si onen des 3rd Arab-German Energy Forums<br />
besteht ausgiebig Gelegenheit, mit den Vertretern<br />
aus den arabischen Ländern in Kontakt<br />
zu kommen. „Das Energieforum hat sich etabliert<br />
und ist die führende Branchenplattform<br />
im deutschsprachigen Raum geworden“, sagt<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlai.<br />
Auf dem Programm des diesjährigen Energieforums<br />
stehen Sitzungen zu folgenden Themen:<br />
„Smart Grids and Virtual Power Plants:<br />
New Solutions for Power Transmission“; „Water<br />
– Energy – Nexus: Sustainable Solutions“,<br />
„Frameworks and Financing: Approaches to<br />
Strategic Partnerships“; „Changing Parameters:<br />
Current and Future Trends in the Energy<br />
Sector“; „Securing Energy Supply: Innovations<br />
in the Conventional Energy Sector”; „Solar &<br />
Wind Power: Technologies and Partnerships”.<br />
Das Energieforum indet wie im Vorjahr im Hotel<br />
Adlon am Brandenburger Tor statt.<br />
5th Arab-German Education and Vocational Training Forum<br />
Die Bildung und Ausbildung ist für die arabische<br />
Welt ein Thema mit strategischer Bedeutung.<br />
Die Länder treiben die Modernisierung<br />
und Diversiizierung ihrer Volkswirtschaften<br />
mit Nachdruck voran. Erfolgreich kann diese<br />
Politik aber nur sein, wenn genügend qualiizierte<br />
Fachkräfte bereit stehen. Die Nachfrage<br />
nach Fachkräften übersteigt jedoch vielfach das<br />
Angebot. Gleichzeitig suchen in allen arabischen<br />
Ländern tausende junge Menschen nach<br />
einer Beschäftigung. Für sie müssen Arbeitsplätze<br />
gefunden werden. Dies wird nur möglich<br />
sein, wenn junge Leute über die erforderlichen<br />
Qualiikationen verfügen. Die arabischen<br />
Länder investieren daher massiv in die Bildung<br />
und Ausbildung ihrer jungen Bevölkerungen.<br />
Vor diesem Hintergrund indet am 20. und<br />
21. November <strong>2013</strong> das 5th Arab-German<br />
Education and Vocational Training Forum in<br />
Berlin statt. Die <strong>Ghorfa</strong> richtet es erneut in<br />
Kooperation mit iMOVE, einer Initiative des<br />
Bundesbildungsministeriums zum Export von<br />
Bildungsdienstleistungen, und dem Didacta<br />
Verband der Bildungswirtschaft aus. Wie<br />
Teilnehmer des 4th Arab-German Education and Vocational Training Forums<br />
im Vorjahr werden nahezu 300 Experten aus<br />
Deutschland und der arabischen Welt erwartet.<br />
Deutsche Unternehmen und Institutionen<br />
aus dem Bereich der berulichen Aus- und<br />
Weiterbildung, dem Hochschulbereich sowie<br />
Bildungsanbieter haben im Rahmen des Forums<br />
ausgiebig Gelegenheit, sich über Kooperationsmöglichkeiten<br />
mit den arabischen Ländern<br />
zu informieren und mit hochrangigen<br />
Personlichkeiten und Experten aus der Region<br />
Kontakt aufzunehmen. Die Zusammenarbeit<br />
hat bereits in den vergangenen Jahren<br />
deutlich an Tempo gewonnen, denn deutsche<br />
Bildungsanbieter genießen in der arabischen<br />
Welt einen hervorragenden Ruf und sind vielfach<br />
ein bevorzugter Partner. „Für deutsche<br />
Bildungsanbieter, die in den arabischen Ländern<br />
Fuß fassen wollen, ist das Bildungsforum<br />
eine Plichtveranstaltung“, sagt <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär<br />
Abdulaziz Al-Mikhlai.<br />
Foto: iMOVE<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
16
ZUSAMMENARBEIT<br />
SOUQ<br />
Arab-German Women Leaders Forum<br />
Von Frauen geführte Unternehmen in Deutschland<br />
und der arabischen Welt entwickeln sich immer stärker<br />
zum Motor der wirtschaftlichen Entwicklung.<br />
Laut einer Weltbank-Studie sind etwa ein Achtel<br />
aller Unternehmen in den arabischen Ländern im<br />
Eigentum von Frauen. In Deutschland werden 30<br />
Prozent aller neuen Unternehmen von Frauen gegründet.<br />
Allerdings ist das Potenzial längst nicht<br />
ausgeschöpft. Nach wie vor gibt es im unternehmerischen<br />
Bereich eine erhebliche „Gender Gap“.<br />
Um die wirtschaftliche Kooperation zwischen arabischen<br />
Geschäftsfrauen und der deutschen Wirtschaft<br />
zu fördern, indet vom 23. bis 25. Oktober<br />
<strong>2013</strong> in Berlin das Arab-German Women Leaders<br />
Forum statt. Es wird von der <strong>Ghorfa</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit der Generalunion der Arabischen<br />
Kammern und dem Arab International Women’s<br />
Forum veranstaltet und steht unter dem Motto:<br />
„From Partnership to Inclusive Growth: Business<br />
Women in the Arab World, Germany and the International<br />
Community“. Die Schirmherrschaft<br />
für die im Hotel Adlon stattindende Veranstaltung<br />
Erstmals wird ein Arab-German Women Leaders Forum in Berlin veranstaltet<br />
hat Klaus Wowereit, der Regierende Bürgermeister<br />
von Berlin, übernommen. Zu dem Event werden<br />
zahlreiche hochrangige Geschäftsfrauen aus<br />
Deutschland und der arabischen Welt erwartet. Die<br />
hochkarätige Veranstaltung bietet eine ideale Plattform,<br />
um neue Wege für nachhaltige Geschäftsbeziehungen<br />
und Investitionen zu ebnen, Einblicke<br />
in die Motivationen und Herausforderungen deutscher<br />
und arabischer Frauen in Führungspositionen<br />
zu ermöglichen und Wirtschaftswachstum,<br />
Innovation und interkulturelle Kollaboration zwischen<br />
Deutschland und der arabischen Welt zu fördern.<br />
Die drei Plenarsitzungen haben folgende<br />
Themen: „Addressing Inequality for a More Inclusive<br />
Society: The Role of Women Business Leaders“;<br />
„From School to Work: Arab Initiatives and<br />
how to Learn from the German Example“ und<br />
„Women in SMEs: The Backbone of the Economy“.<br />
Auch Business-to-Business Meetings werden<br />
veranstaltet.<br />
50 Jahre Marokkanische Migration in Deutschland<br />
Das Deutsch-Marokkanische Kompetenznetzwerk<br />
(DMK) e.V. und das Centrum für Internationale<br />
Migration und Entwicklung (CIM)<br />
luden am 25. und 26. Juni dazu ein, den 50.<br />
Jahrestag des Anwerbeabkommens zwischen<br />
Deutschland und Marokko mit einem Festakt<br />
und einer Fachtagung zu zelebrieren. Etwa 200<br />
Vertreter deutscher und marokkanischer Institutionen,<br />
Unternehmer und Zeitzeugen nahmen<br />
an der Veranstaltung teil.<br />
Foto: © CIM/GIZ, Fotograf: Paul Hahn<br />
Am Abend des Festaktes betonte Abdellatif<br />
Maâzouz, marokkanischer Minister für im<br />
Ausland lebende Marokkaner, dass die Migranten<br />
ein gemeinsames Kapital von Deutschland<br />
und Marokko seien. Anschließend unterzeichneten<br />
Minister Maâzouz und Cornelia Richter,<br />
Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft<br />
für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), eine<br />
Kooperationsvereinbarung zwischen dem Ministerium<br />
für im Ausland lebende Marokkaner<br />
(MRE) und der GIZ.<br />
Günter Nooke, Persönlicher G8-Afrika-Beauftragter<br />
der Bundeskanzlerin, und Dr. Soraya<br />
Moket, Vorsitzende des DMK, begrüßten die<br />
Gäste. Die Fachtagung am folgenden Tag wurde<br />
– nach einer Begrüßung von Isabel Mattes-<br />
Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung<br />
Kücükali, Leiterin des CIM, Stephan Bethe,<br />
Referatsleiter für das Themengebiet Migration<br />
des Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und<br />
Younès Ajarraï, Präsident der Arbeitsgruppe<br />
Kultur, Identität und Bildung beim Rat der<br />
Marokkanischen Auslandsgemeinden (CCME)<br />
– mit einer Diskussionsrunde eröffnet, die von<br />
Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundesministerin a.D.,<br />
mit einem Impulsreferat eingeleitet wurde.<br />
Im Anschluss an die Diskussionsrunde fanden<br />
drei parallele Dialogforen statt, die sich jeweils<br />
mit einem Aspekt marokkanischer Migration<br />
beschäftigten. Abdulaziz Al-Mikhlai, Generalsekretär<br />
der <strong>Ghorfa</strong>, diskutierte gemeinsam<br />
mit Vertretern der GIZ, des Deutschen Industrie-<br />
und Handelskammertags (DIHK), des<br />
MRE und der Privatwirtschaft über das wirtschaftliche<br />
und entwicklungspolitische Engagement<br />
zwischen Deutschland und Marokko.<br />
Abgeschlossen wurde die Fachtagung durch<br />
Reden von Minister Maâzouz, Günter Gloser,<br />
Mitglied des Deutschen Bundestages, und Prof.<br />
Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen<br />
Bundestages.<br />
17<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ ZUSAMMENARBEIT<br />
Tunesischer Ministerpräsident Ali Larayedh<br />
zu Besuch in Berlin - Rund 80 deutsche<br />
Unternehmen nehmen teil<br />
Zudem thematisierte der Ministerpräsident<br />
die Ziele der Regierung: „Wir wollen Verwaltungsabläufe<br />
vereinfachen und das Klima<br />
für Investitionen verbessern“. Deshalb sei<br />
ein neues Investitionsgesetz geplant. Weitere<br />
Ziele seien eine verbesserte Infrastruktur,<br />
Stabilität, Public-Private Partnerships und<br />
eine Diversiizierung der Wirtschaft.<br />
Ansprache von Ali Larayedh, Ministerpräsident der Republik Tunesien<br />
Rund 80 deutsche Unternehmen nahmen<br />
an einem Business Treffen mit Ali Larayedh<br />
teil. Der Ministerpräsident der Republik<br />
Tunesien reiste in Begleitung einer<br />
hochrangigen Delegation aus Politik und<br />
Wirtschaft nach Berlin. Die <strong>Ghorfa</strong> veranstaltete<br />
das Meeting in Kooperation mit<br />
der Botschaft der Republik Tunesien am 7.<br />
Juni. Zu der Delegation gehörten unter anderem<br />
Mehdi Jomaâ, Minister für Industrie,<br />
und Ridha Saidi, tunesischer Minister<br />
beim Premierminister, Beauftragter für<br />
Wirtschaftsangelegenheiten. Die Veranstaltung<br />
diente dem Austausch über die<br />
politische und wirtschaftliche Situation in<br />
Tunesien.<br />
Abdulaziz Al-Mikhlai, Generalsekretär der<br />
<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of Commerce<br />
and Industry, und Elyes Ghariani, Botschafter<br />
der Republik Tunesien, begrüßten<br />
die Teilnehmer. Sie hoben die Ausweitung<br />
der Aktivitäten der rund 270 deutschen Unternehmen<br />
in Tunesien positiv hervor. In diesem<br />
Zusammenhang dankte der Botschaft er<br />
der Republik Tunesien Deutschland für die<br />
Unterstützung während der Transformationsphase.<br />
Ali Larayedh, Ministerpräsident der Republik<br />
Tunesien, sprach über die besondere<br />
Beziehung zwischen Deutschland und Tunesien.<br />
Er begrüße weitere Kooperationen für<br />
eine effektive und gewinnbringende Partnerschaft.<br />
Mit der neuen Verfassung und den<br />
für <strong>2013</strong> angesetzten Wahlen beinde sich<br />
Tunesien auf einem guten Weg. Die Schaffung<br />
stabiler Institutionen sei essentiell zur<br />
Vorbereitung der Abstimmung. Einen besonderen<br />
Stellenwert lege die tunesische Regierung<br />
auf die regionale Förderung sowie die<br />
Schaffung neuer Arbeitsplätze.<br />
Die Sicherheitslage verbessere sich stetig,<br />
so der Ministerpräsident. Die Touristenzahl<br />
wachse auch wieder konstant. Im Jahr 2012<br />
habe Tunesien knapp sechs Mio. Touristen<br />
begrüßt. Dies bedeute eine deutliche Steigerung<br />
im Vergleich zu 2011. Die Touristenzahl<br />
von 2010 sei damit jedoch noch nicht<br />
wieder erreicht.<br />
Für diesen Prozess sei Deutschland ein wichtiger<br />
Wirtschaftspartner Tunesiens, so der<br />
Ministerpräsident: „Wir begrüßen alle Investoren<br />
aus Deutschland“. Insbesondere<br />
gebe es ein großes Interesse an Partnerschaften<br />
im Energiesektor, speziell bei den erneuerbaren<br />
Energien. Auch Landwirtschaft biete<br />
noch großes Potenzial. Weitere Branchen mit<br />
großen Geschäftschancen seien Kommunikationstechnik<br />
und die Automobilindustrie.<br />
Rund 270 deutsche Unternehmen seien in<br />
Tunesien aktiv. Während der Transformationsphase<br />
hätten deutsche Unternehmen<br />
Tunesien nicht verlassen. Im Gegenteil – sie<br />
hätten ihre Aktivitäten sogar noch verstärkt.<br />
Der Ministerpräsident wies darauf hin, dass<br />
Tunesien 2012 wirtschaftlich stabil gewesen<br />
sei und <strong>2013</strong> mit einer positiven wirtschaftlichen<br />
Entwicklung zu rechnen sei.<br />
Auch bestätigen die Zahlen des Internationale<br />
Währungsfonds (IWF) diesen Trend.<br />
Für das Bruttoinlandsprodukts (BIP) Tunesiens<br />
im Jahr <strong>2013</strong> prognostiziert der IWF<br />
ein Wachstum von vier Prozent. 2012 hatte<br />
das BIP-Wachstum Tunesiens bei 3,6 Prozent<br />
gelegen.<br />
Auch Ernst Burgbacher, Parlamentarischer<br />
Staatssekretär im Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Technologie, ging auf das<br />
große Potenzial im Energiesektor, insbesondere<br />
bei den erneuerbaren Energien, und in<br />
der Tourismusbranche ein. So hätten der<br />
Bundesminister für Wirtschaft und Technologie,<br />
Dr. Philipp Rösler, und der tunesische<br />
Minister für Wirtschaft beim Premierministeramt,<br />
Ridha Saidi, am 28. Januar <strong>2013</strong><br />
in Berlin den ofiziellen Startschuss für die<br />
Deutsch-Tunesische Energiepartnerschaft<br />
gegeben. Schwerpunkte der Kooperation<br />
bildeten Stromnetzausbau, Energieefizienz,<br />
Energieforschung und erneuerbare Ener gien.<br />
Burgbacher dankte den deutschen Unternehmen,<br />
dass sie auch in schwierigen Zeiten in<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
18
ZUSAMMENARBEIT<br />
SOUQ<br />
Tunesien geblieben seien: „Dies war eine<br />
kluge Entscheidung“.<br />
Im Anschluss begrüßte Noureddine Zekri,<br />
Generaldirektor der FIPA (tunesisches Förderungsamt<br />
für ausländische Investitionen),<br />
die vielen neuen Investitionen der deutschen<br />
Industrie in Tunesien im Jahr 2012.<br />
Als Branchen mit Potenzial nannte er die<br />
Fahrzeugmontage, Textilindustrie und Nahrungsmittelproduktion.<br />
Die Investitionen in den Industriesektor Tunesiens<br />
lagen in den ersten fünf Monaten<br />
dieses Jahres um 17 Prozent höher gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum. 2012 waren die<br />
Gesamtinvestitionen in die Industrie um 6,5<br />
Prozent gewachsen.<br />
Hishem Elloumi, Vizepräsident der UTICA<br />
(Union Tunisienne de l‘Industrie, du Commerce<br />
et de l‘Artisanat) unterstrich das<br />
hohe Humankapital Tunesiens. 2012 seien<br />
40 Prozent der tunesischen Exporte aus den<br />
Bereichen Automobilzubehör und Elektronik<br />
erfolgt. Amelia Zinke, Linde AG, Linde<br />
Gas Devision, präsentierte ihr Unternehmen<br />
und sprach über deren Erfahrungen in Tunesien<br />
und den stabilisierenden Einluss von<br />
Investitionen auf die tunesische Wirtschaft.<br />
Als wirtschaftlichen Pluspunkt bezeichnete<br />
sie die geograische Nähe zu Europa. Damit<br />
bleibt Tunesien ein guter Produktionsstandort<br />
für eine exportorientierte Industrie.<br />
Laut Mehdi Jomaâ, Minister für Industrie,<br />
entwickle sich der tunesische Gesundheitsmarkt<br />
auch durch Patienten aus dem Ausland<br />
sehr gut. Hinsichtlich erneuerbarer<br />
Energien wolle Tunesien den Anteil an der<br />
Plenum des Business Treffens<br />
Energieproduktion bis 2023 auf 30 Prozent<br />
erhöhen, so der Minister. Derzeit liege der<br />
Anteil bei rund fünf Prozent.<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi, Generalsekretär der<br />
<strong>Ghorfa</strong>, leitete anschließend eine Diskussionsrunde,<br />
in der die Unternehmen ihre<br />
Fragen und Anregungen den Ministern<br />
vorbringen konnten. Zahlreiche millionenschwere<br />
Projekte befinden sich in Tunesien<br />
in der Vorstudienphase oder in der Durchführung.<br />
So sehen die Autobahnstrecken<br />
Gabes-Medenine-Ras Jedir und Oued Zarga-Bou<br />
Salem eine Investitionssumme von<br />
839 Mio. US-Dollar vor. Die Strecke Oued<br />
Zarga-Bou Salem soll Ende 2015 fertig sein;<br />
die Strecke Gabes-Medenine-Ras Jedir Anfang<br />
2018. Kurz vor der Fertigstellung steht<br />
das STEG – Sousse Gas- und –Dampfkraftwerk,<br />
mit einer Investitionssumme von 400<br />
Mio. US-Dollar, bei dem zwei Gas-Dampf-<br />
Kombikraftwerke mit jeweils 400 MW entstehen.<br />
Für das El Haouaria-Kraftwerk (Elmed<br />
PP) mit einer Investitionssumme von<br />
2,2 Mrd. US-Dollar ist die Präqualifikation<br />
abgeschlossen. Hier wird ein Kraftwerk für<br />
einen unabhängigen Stromproduzenten in<br />
El Haouaria mit Energieexporten über Unterseekabel<br />
(800MW) entwickelt. Die Raffinerie<br />
in La Skhira, die eine Investitionssumme<br />
von 2.000 Mio. US-Dollar vorsieht,<br />
soll eine Kapazität von rund 120.000 Barrel<br />
ermöglichen. Die Fertigstellung ist für Ende<br />
2016 geplant. Weitere Großprojekte, die sich<br />
in der Vorstudienphase befinden, sind El<br />
Fouladh – Stahlwerkerweiterung mit einer<br />
Investitionssumme von 200 Mio. US-Dollar<br />
und einer geplanten Produktionskapazität<br />
von 200.000 Tonnen pro Jahr auf 900.000<br />
Tonnen pro Jahr sowie das STEG – Nefta<br />
Solarkraftwerk mit einer Investitionssumme<br />
von 65 Mio. US-Dollar. Die Solaranlage<br />
mit 20 MW Leistung ist Teil des tunesischen<br />
Solarplans. Die Ausschreibung ist für Januar<br />
2014 geplant.<br />
Laut Ridha Saidi, Minister beim Premierminister,<br />
Beauftragter für Wirtschaftsangelegenheiten,<br />
gingen die deutsch-tunesischen<br />
Beziehungen gestärkt aus der tunesischen<br />
Umbruchphase hervor. Die wirtschaftliche<br />
Kooperation mit Deutschland werde in Tunesien<br />
sehr begrüßt. Besonders spezialisierte<br />
deutsche Unternehmen könnten eine wichtige<br />
Rolle spielen, wie man an der Entwicklung<br />
der erneuerbaren Energien in Tunesien<br />
erkennen könne.<br />
Eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung<br />
besonders des Landesinneren werde<br />
angestrebt. Die Regierung reformiere die<br />
nationale Wirtschaft, um sie efizienter und<br />
wettbewerbsfähiger zu gestalten. Investitionen<br />
aus dem In- und Ausland spielten<br />
hierbei eine zentrale Rolle. Besonders die<br />
Tourismus- und Gesundheitsbranche sei für<br />
Investoren interessant. Als Beispiel nannte<br />
er Thermalbäder: Im Süden des Landes gäbe<br />
es eine Region mit heißen Quellen, die bisher<br />
nur landwirtschaftlich, aber in Zukunft auch<br />
touristisch genutzt werden solle. Tunesien<br />
strebe qualitativ hochwertige und vielseitige<br />
Produkte und Leistungen im Tourismussektor<br />
an. Notwendig seien der Ausbau und die<br />
Weiterentwicklung der Logistik.<br />
Im Anschluss folgten während eines Business-Lunchs<br />
B2B-Gespräche mit den Gästen<br />
aus Tunesien.<br />
Insgesamt sind die Aussichten der deutschtunesischen<br />
Wirtschaftsbeziehungen sehr<br />
positiv. 2012 betrug der bilaterale Handel<br />
knapp drei Milliarden Euro, mit gleichmäßiger<br />
Beteiligung Tunesiens und Deutschlands.<br />
Die deutschen Einfuhren aus Tunesien betrugen<br />
1.458,7 Mio. Euro. Die deutschen Exporte<br />
nach Tunesien beliefen sich auf 1.402,8<br />
Mio. Euro. Deutsche Unternehmen haben<br />
ihr Engagement 2012 fortgesetzt und kräftig<br />
investiert. Deutschland ist der drittgrößte<br />
Handelspartner und ausländische Investor<br />
in Tunesien. Weitere Kooperationsmöglichkeiten<br />
liegen besonders in den Bereichen<br />
Infrastruktur, Tourismus, Lebensmittel- und<br />
Textilindustrie, Telekommunikation, Gesundheit<br />
und erneuerbare Energien.<br />
19<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
ENERGIE<br />
Die arabischen Länder in<br />
Nordafrika investieren massiv<br />
in den Energiesektor<br />
Von Dr. Ralf Neubauer<br />
In der Energiewirtschaft der arabischen Staaten in Nordafrika ist viel Bewegung.<br />
Alle müssen die Stromerzeugung massiv ausbauen. Für die ressourcenreichen<br />
Länder Algerien und Libyen gilt es zudem, den Öl- und Gassektor<br />
weiter zu entwickeln. Der SOUQ gibt einen Überblick.<br />
sind damit insbesondere im Vergleich zu Libyen<br />
und Algerien begrenzt. Doch werden<br />
wie beim Gas immer wieder neue Vorkommen<br />
entdeckt. Im Jahr 2010 hatten sich die<br />
Ölreserven auf 3,7 Mrd. Barrel belaufen. Die<br />
ägyptische Ölförderung lag im Jahr 2012 laut<br />
US Energy Information Administration bei<br />
720.000 Barrel pro Tag. Die Exporte summierten<br />
sich auf 100.000 Barrel pro Tag.<br />
Die Stromnachfrage in dem bevölkerungsreichsten<br />
arabischen Land (etwa 85 Mio. Einwohner)<br />
wächst jährlich um etwa sieben Prozent,<br />
und es herrscht latenter und mitunter<br />
akuter Strommangel. Der Investitionsbedarf<br />
in der ägyptischen Elektrizitätswirtschaft ist<br />
demzufolge hoch. Viele Vorhaben werden<br />
mit der Unterstützung internationaler Geber<br />
verwirklicht. Erst kürzlich gab die Weltbank<br />
grünes Licht für das Megaprojekt Helwan<br />
South. Dieses Gaskraftwerk wird mehr als<br />
zwei Mrd. US-Dollar kosten und eine installierte<br />
Leistung zur Erzeugung von Strom in<br />
Höhe von 1.950 Megawatt (MW) haben. An<br />
der Finanzierung beteiligen sich neben der<br />
Weltbank eine Reihe arabischer Finanzinstitutionen.<br />
Die erneuerbaren Energien sollen in Ägypten<br />
– wie überall in der Region – einen wachsenden<br />
Beitrag zur Stromversorgung leisten.<br />
Das Land verfügt bei der Windenergie bereits<br />
über eine installierte Leistung von 550 MW.<br />
In den kommenden acht Jahren sind weitere<br />
Windvorhaben mit einer Kapazität von insgesamt<br />
6.650 MW geplant. Auch die Solarenergie<br />
soll künftig forciert werden. Im Bereich<br />
Wasserkraft verfügt das Land am Nil bereits<br />
über eine installierte Kapazität von schätzungsweise<br />
23.000 MW.<br />
KfW-inanzierte Windkraftanlagen in Ägypten<br />
Die arabischen Länder in Nordafrika sind,<br />
was den Energiesektor anbelangt, kein einheitlicher<br />
Wirtschaftsraum. Während Algerien<br />
und Libyen in bedeutendem Umfang über<br />
Öl- und Gasvorkommen verfügen und aus<br />
dem Geschäft mit den Kohlenwasserstoffen<br />
hohe Einnahmen generieren, sind Marokko,<br />
Mauretanien und Tunesien eher ressourcenarm.<br />
Eine mittlere Position nimmt Ägypten<br />
ein.<br />
Das Land am Nil ist nach Algerien der zweitgrößte<br />
Gasproduzent in Afrika. Die nachge-<br />
Algerien verfügt über nachgewiesene Gasvorkommen<br />
in Höhe von 4.502 Mrd. Kubikwiesenen<br />
Reserven belaufen sich auf 2.186<br />
Mrd. Kubikmeter (siehe Tabelle), womit<br />
Ägypten in der globalen Rangliste der gasreichsten<br />
Staaten den 16. Platz belegt. Die<br />
ägyptische Gasproduktion hat sich zwischen<br />
1998 und 2009 vervierfacht. Im Jahr 2010<br />
wurden 61,33 Mrd. Kubikmeter Gas produziert<br />
und 15,17 Mrd. Kubikmeter exportiert.<br />
Das im Inland verbrauchte Gas wird in erster<br />
Linie zur Stromerzeugung eingesetzt.<br />
Die ägyptischen Ölreserven belaufen sich<br />
auf 4,45 Mrd. Barrel (weltweit Rang 27) und<br />
Libyen und Algerien spielen traditionell eine<br />
bedeutende Rolle als Energielieferanten für<br />
die europäischen Länder, wobei das Potenzial<br />
der Wirtschaftsbeziehungen bei Öl und Gas<br />
längst noch nicht ausgereizt scheint. Daher<br />
einigten sich im vergangenen Juli die EU und<br />
Algerien auf eine Energiepartnerschaft. Das<br />
von EU-Kommissionspräsident José Manuel<br />
Barroso und dem algerischen Regierungschef<br />
Abdelmalek Sellal in Algier unterzeichnete<br />
Dokument sieht unter anderem eine intensivere<br />
Zusammenarbeit bei den Kohlenwasserstoffen<br />
vor.<br />
Foto: KfW-Bildarchiv / Fotograf: Rüdiger Nehmzow<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
20
ENERGIE<br />
meter und belegt damit im Ranking der gasreichsten Staaten den<br />
zehnten Rang. Laut World Factbook produzierte das Land 84,6<br />
Mrd. Kubikmeter Gas im Jahr 2010. Davon wurden 55,8 Mrd. Kubikmeter<br />
(66 Prozent) exportiert.<br />
Rund 35 Prozent der algerischen Gasausfuhren bestehen aus LNG<br />
(Flüssiggas), der Rest wird über zwei Pipelines nach Spanien bzw.<br />
Italien exportiert. Nach Russland und Norwegen war Algerien im<br />
Jahr 2010 der drittgrößte Gasanbieter in Europa. Experten zufolge<br />
schöpft das Land sein Potenzial bei der Erdgasförderung und beim<br />
Export trotzdem nicht aus. Grund seien relativ geringe Investitionen<br />
in die Infrastruktur und in die Exploration.<br />
DEZENTRALE ENERGIESYSTEME<br />
DUE DILIGENCE<br />
FORSCHUNG & ENTWICKLUNG<br />
MANAGEMENT CONSULTING<br />
UMWELT ASSESSMENT<br />
PLANUNG & PROJEKTMANAGEMENT<br />
WIND ASSESSMENT<br />
ENERGIEWENDE<br />
SOUQ<br />
Die Ölreserven Algeriens belaufen sich auf rund 12,3 Mrd. Barrel.<br />
In der Rangliste der ölreichsten Staaten belegt das Land damit<br />
immerhin den 17. Platz. Im Jahr 2012 wurden laut US Energy Information<br />
Administration 1,81 Mio. Barrel Öl pro Tag gefördert.<br />
Die Rohöl-Exporte beliefen sich auf knapp 800.000 Barrel pro Tag,<br />
wovon 49 Prozent nach Europa und 36 Prozent nach Nordamerika<br />
geliefert wurden.<br />
Algerien will in den kommenden Jahren in alle Bereiche der Energiewirtschaft<br />
massiv investieren. Beim Öl und Gas ist dies nötig,<br />
um die bestehende Förderung abzusichern und die gewünschte<br />
Expansion zu ermöglichen. In den Stromsektor muss investiert<br />
werden, um die rasant wachsende inländische Nachfrage zu befriedigen.<br />
Auch die erneuerbaren Energien sollen deutlich ausgebaut<br />
werden. Details zu den Investitionsplänen im Energiesektor<br />
sind im „Länderreport Algerien“ in dieser SOUQ-<strong>Ausgabe</strong> zu<br />
inden (S. 27).<br />
Auch Libyen ist für Europa ein wichtiger Energielieferant mit<br />
großem Potenzial für eine deutliche Expansion der Exporte. Mit<br />
nachgewiesenen Ölreserven in Höhe von rund 48 Mrd. Barrel belegt<br />
das Land im globalen Ranking den neunten Rang. Und schon<br />
vor der Revolution des Jahres 2011 wurde das libysche Öl vor<br />
allem nach Europa geliefert. Im Jahr 2010 exportierte Libyen 1,58<br />
Mio. Barrel Öl pro Tag (bpd). Davon gingen 28 Prozent nach Italien,<br />
15 Prozent nach Frankreich und jeweils zehn Prozent nach<br />
Deutschland und Spanien. Insgesamt belief sich der Anteil Europas<br />
an den libyschen Ölexporten 2010 auf rund 75 Prozent.<br />
Mittel- und langfristig will und muss das Land die Ölförderung<br />
und den Ölexport deutlich steigern. Der Wiederaufbau kann nur<br />
gelingen, wenn hohe und wachsende Einnahmen aus dem Ölgeschäft<br />
generiert werden. Bereits unter dem Gaddai-Regime war<br />
geplant, die Ölförderung von etwa täglich 1,8 Mio. auf drei Mio.<br />
Barrel auszuweiten.<br />
Auch in den libyschen Stromsektor muss investiert werden. Insbesondere<br />
im Sommer ist die Versorgungslage laut Germany<br />
Trade & Invest angespannt. Der öffentliche Elektrizitätsversorger<br />
General Electricity Company of Libya (GECOL) hat daher eine<br />
Reihe von Projekten zur Kapazitätserweiterung in der Pipeline.<br />
Allerdings macht die Umsetzung gegenwärtig nur geringe Fortschritte.<br />
GECOL plant zudem vier größere Windkraftvorhaben<br />
mit einer Leistung zur Erzeugung von Strom von insgesamt fast<br />
CUBE Engineering ist seit über 20 Jahren an der Entwicklung regenerativer<br />
Energiekonzepte mit Innovationskraft beteiligt und<br />
stolz einen Beitrag zur unaufhaltbaren Energiewende zu leisten.<br />
Viele Grundsteine sind gelegt, doch der Weg geht weiter und CUBE<br />
Engineering ebnet mit der Kombination aus Pioniergeist und Erfahrung<br />
weitere Abschnitte.<br />
Ohne Wissenstransfer ergibt sich Stillstand.<br />
Nur durch die Weitergabe von Wissen und Erfahrung<br />
können neue Ideen entstehen. Machen<br />
Sie sich gemeinsam mit CUBE Engineering auf<br />
zu neuen Wegen und partizipieren Sie von unserer<br />
Erfahrung!<br />
www.cube-engineering.com<br />
21 SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ ENERGIE<br />
900 MW. Die natürlichen Bedingungen zur<br />
Nutzung der Windenergie in Libyen gelten<br />
als sehr günstig. Das trifft im Übrigen auch<br />
auf die Solarenergie zu.<br />
Marokko verfügt über so gut wie keine Vorräte<br />
an Öl und Gas. Die benötigte Energie<br />
muss zu 97 Prozent importiert werden, und<br />
die Stromnachfrage wächst jährlich um etwa<br />
sieben Prozent. Aus Spanien wird über ein<br />
Unterseekabel Strom eingeführt. Vor diesem<br />
Hintergrund verwundert es nicht, dass<br />
das Land als der Vorreiter bei den erneuerbaren<br />
Energien in Nordafrika gilt. Bis zum<br />
Jahr 2020 sollen regenerative Energiequellen<br />
42 Prozent zur Stromversorgung beitragen.<br />
Hierzu sind vor allem Windparks und solarthermische<br />
Kraftwerke geplant.<br />
In der Windkraft wurde bereits eine installierte<br />
Leistung zur Stromerzeugung von 280<br />
MW geschaffen. Im Bereich Solarenergie<br />
schreiten die Projekte ebenfalls voran. So beinden<br />
sich derzeit die Vorhaben Noor 2 (200<br />
MW) und Noor 3 (100 MW) in Ouarzazate<br />
im Ausschreibungsprozess. Hierbei handelt<br />
es sich um CSP-Projekte (Concentrated Solar<br />
Power), die als Independent Power Projects<br />
(IPP) verwirklicht werden. Insgesamt haben<br />
sich sieben Konsortien für die beiden Vorhaben<br />
vorqualiiziert. Deutsche Unternehmen<br />
sind nicht darunter. Den Zuschlag für Noor<br />
1 (160 MW) hatte die saudi-arabische Firma<br />
Acwa Power International erhalten.<br />
Auch Kraftwerke auf der Basis fossiler Brennstoffe<br />
werden in Marokko weiter verwirklicht.<br />
So hat das öffentlich-rechtliche Energie- und<br />
Wasserunternehmen L‘Ofice National de<br />
l‘Electricité et de l‘Eau potable (ONEE) - Branche<br />
Electricité Ende Juli <strong>2013</strong> das chinesische<br />
Unternehmen Sepco III damit beauftragt, ein<br />
Techniker überprüft die Elektronik einer Windkraftanlage in Marokko<br />
Kohlekraftwerk (318 MW) in Jerada zu errichten.<br />
An diesem Standort nahe der Grenze zu<br />
Algerien existiert bereits ein Kohlekraftwerk<br />
mit einer Leistung von 165 MW.<br />
In Tunesien lagern zwar nennenswerte Gasund<br />
Ölvorkommen (siehe Tabelle). Diese sind<br />
allerdings begrenzt, so dass das Land bereits<br />
seit dem Jahr 2000 Nettoimporteur bei Energie<br />
ist. Da die Elektrizitätsnachfrage jährlich<br />
um vier bis sechs Prozent wächst, muss Tunesien<br />
ebenso wie Marokko in zusätzliche<br />
Kapazitäten zur Stromerzeugung investieren.<br />
Dies soll in Zukunft verstärkt im Bereich der<br />
erneuerbaren Energien geschehen.<br />
Laut Plan Solaire Tunisien (PST) soll bis zum<br />
Jahr 2016 bei den regenerativen Energien eine<br />
installierte Leistung von 1.000 MW und bis<br />
2030 von 4.700 MW geschaffen werden. Priorität<br />
hat dabei die Windkraft, doch sollen auch<br />
Solarprojekte verwirklicht werden. Derzeit<br />
liegt die Kapazität der erneuerbaren Energien<br />
erst bei knapp 200 MW, und die Stromerzeu-<br />
gung in dem Maghreb-Land basiert zu etwa<br />
90 Prozent auf Gas.<br />
Das an fossilen Energieträgern arme Mauretanien<br />
verfügt über keine ausgebaute Elektrizitätswirtschaft.<br />
Bislang belief sich die installierte<br />
Leistung zur Stromerzeugung auf<br />
lediglich 144 MW, und die Elektrizität wird<br />
im Wesentlichen von Dieselgeneratoren produziert.<br />
Im April <strong>2013</strong> kamen 15 MW hinzu:<br />
Das in Abu Dhabi ansässige staatliche Energieunternehmen<br />
Masdar eröffnete eine Photovoltaik-Anlage.<br />
Diese ist laut der Zeitung<br />
„The National“ die größte ihrer Art in Afrika<br />
und versorgt in der mauretanischen Hauptstadt<br />
Nouakchott etwa 10.000 Haushalte mit<br />
Strom.<br />
Mauretanien bietet günstige Voraussetzungen<br />
für die Nutzung der Wind- und Solarenergie.<br />
Die erneuerbaren Energien könnten daher bei<br />
der Elektriizierung des Landes mit seinen<br />
knapp 3,5 Mio. Einwohnern künftig eine tragende<br />
Rolle spielen.<br />
Der Energiesektor in den arabischen Staaten Nordafrikas<br />
Ölvorkommen<br />
(Mio. Barrel)<br />
Gasvorkommen<br />
(Mrd. Kubikmeter)<br />
Stromerzeugung<br />
(Mrd. kWh in 2009)<br />
Ägypten 4.450 2.186 136,60*<br />
Algerien 12.260 4.502 40,22<br />
Libyen 48.080 1.495 28,29<br />
Marokko 100 2 20,09<br />
Mauretanien 20 28 0,47<br />
Tunesien 425 65 14,76<br />
Quelle: World Factbook<br />
*Angabe gilt für das Jahr 2010<br />
Foto: KfW-Bildarchiv / Fotoagentur: photothek.net<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
22
SOUQ<br />
Wir fördern Zukunft.<br />
Zukunft braucht Energie. Deshalb arbeiten wir international an der Suche,<br />
Erschließung und Entwicklung neuer Erdöl- und Erdgaslagerstätten.<br />
Mit modernster Technologie und starken Partnern. Vor allem in Europa,<br />
Nordafrika, Südamerika, Russland und dem Raum am Kaspischen Meer<br />
verfügen wir über ein hohes Maß an regionaler und technologischer Expertise.<br />
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für eine sichere Energieversorgung. Heute und in Zukunft.<br />
www.wintershall.com<br />
23<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ BILDUNG<br />
Yousra Mahmoud Taha bei ihrer Präsentation Krebs – Ursachen und Heilmöglichkeiten<br />
Weltpremiere – Science Slam auf Arabisch<br />
Weltpremiere und Workshop zum ersten arabischen Science Slam ielen in eine Stadt – Alexandria. Junge Wissenschaftler<br />
lernen das eigene Wissen kreativ zu verpacken und zu präsentieren. Der folgende Artikel erschien zuerst bei www.<br />
goethe.de/aegypten, der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Goethe-Instituts Kairo.<br />
Von Mona Feise<br />
17 junge Wissenschaftler nahmen vom 15. bis<br />
zum 18. April <strong>2013</strong> an einem Workshop zum Thema<br />
Science Slam im Goethe-Institut Alexandria<br />
teil. Hany Abo el Wafa, Gewinner des EGY-EU<br />
Slams 2012 in Kairo, führte sie in die verschiedenen<br />
Präsentations- und Vortragstechniken<br />
ein, um komplexe fachliche Inhalte auch einem<br />
nichtwissenschaftlichen Publikum verständlich<br />
vermitteln zu können. Zudem diente der Workshop<br />
als Vorbereitung auf den Wettbewerb am<br />
19. April – dem weltweit ersten Science Slam in<br />
arabischer Sprache.<br />
Verbindung von Fachwissen<br />
und Kreativität<br />
Bei dem als Science Slam bezeichneten Format<br />
zur Präsentation wissenschaftlicher Inhalte<br />
kommt eine Vielfalt von Methoden zur Anwendung.<br />
Das Format ist in Deutschland entstanden,<br />
und mittlerweile haben sich Wettbewerbe in verschiedenen<br />
Städten etabliert. In der arabischsprachigen<br />
Welt erhielt der Science Slam 2012 durch<br />
den vom Deutschen Wissenschaftszentrum in<br />
Kairo veranstalteten EGY-EU Slam Einzug. In der<br />
Wahl der Mittel sind die Vortragenden frei; wichtig<br />
ist, dass ein Zeitlimit von zehn Minuten nicht<br />
überschritten wird und Verständlichkeit sowie<br />
wissenschaftliche Richtigkeit gewährleistet sind.<br />
Zumeist ist es das Publikum, welches am Ende<br />
den Sieger kürt.<br />
Fähigkeiten entwickeln<br />
und Potentiale stärken<br />
„Ich nehme am Workshop teil, um zu erfahren,<br />
wie ich mein Projekt einem breiten Publikum<br />
vermitteln kann, und wie der Wissenstransfer<br />
zwischen Wissenschaftlern und der Gesellschaft<br />
gelingt“, sagt Zakaria Ahmed Mohamed Kamel.<br />
Die Teilnehmer des Workshops sind vornehmlich<br />
im Bereich Environmental Science und Geologie<br />
tätig, arbeiten im Space Technologie Programm<br />
der Bibliotheca Alexandrina oder als Freiwillige<br />
im Planetarium und Science Center.<br />
Am ersten Tag führte Hany Abo el Wafa in die<br />
Zielsetzung des Science Slamming ein. „Mir ist es<br />
wichtig, deutlich zu machen, worum es in diesem<br />
Workshop geht, damit keine falschen Erwartungen<br />
entstehen“, führt er an und betont, dass der<br />
Umgang mit Präsentationstechniken geübt werden<br />
muss und der Workshop als Anregung dient.<br />
Durch die Einbeziehung von Videomaterial und<br />
praktischen Übungen wurden die Lerninhalte<br />
stets anschaulich und praxisorientiert vermittelt,<br />
was bei den Teilnehmern auf große Zustimmung<br />
stieß. „Durch den Workshop habe ich gelernt, wie<br />
ich wissenschaftliche Fakten anschaulich und verständlich<br />
darstellen kann“, sagt Sarah Hesham.<br />
„Herr Abo el Wafa gab uns wertvolle Tipps und<br />
erklärte alles mit viel Geduld“, fügt sie hinzu. Es<br />
entspannten sich fruchtbare Diskussionen, die<br />
Atmosphäre war geprägt von aktiver Partizipation<br />
und großer Motivation der Teilnehmer.<br />
Mit viel Freude diskutierten die Teilnehmer im<br />
Workshop miteinander und lernten, dass es sich<br />
mit humorvollen Worten leicht in die Herzen der<br />
Zuhörer slamt.<br />
Ebenso ging es um Möglichkeiten des Transfers<br />
vom wissenschaftlichen Projekt zur anschaulichen<br />
Präsentation. Dabei wurde auch die wesentliche<br />
Rolle der Kommunikation zwischen<br />
Vortragendem und Publikum thematisiert und<br />
wie audio-visuelle Medien wirksam eingesetzt<br />
werden können.<br />
Foto: © Goethe-Institut Alexandria<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
24
BILDUNG<br />
SOUQ<br />
Gemeinsam überarbeiteten die Teilnehmer mithilfe<br />
der gelernten Methoden ihre Konzepte für<br />
den Wettbewerb und lernten Wege zur Bewältigung<br />
von Lampenieber kennen. Am Ende des<br />
Workshops fand schließlich eine Generalprobe<br />
statt.<br />
Foto: © Goethe-Institut Alexandria<br />
Die Auswahl der Kandidaten für die Teilnahme am<br />
Wettbewerb iel nicht leicht, da alle großes Engagement<br />
zeigten. „Für mich war es erfreulich, dass<br />
fast alle am Wettbewerb mitwirken wollten, um<br />
ihre Projekte mit den erlernten Techniken zu präsentieren“,<br />
sagt Hany Abo el Wafa. Beeindruckend<br />
sei, dass sie trotz des Zeitdrucks die neu erlernten<br />
Strategien sofort umgesetzt und eigene Möglichkeiten<br />
zu deren Anwendung entwickelt hätten.<br />
Eine Premiere<br />
in arabischer Sprache<br />
Am 19. April war es soweit: Sechs Kandidaten<br />
stellten in jeweils zehn Minuten ihre Projekte<br />
dem Publikum vor, das sich in der Halle des<br />
Goethe-Instituts eingefunden hatte. Nach jedem<br />
Vortrag gab eine dreiköpige Jury Feedback, Kriterien<br />
waren die Originalität des Vortrags, eine<br />
klare Strukturierung und der passende Einsatz<br />
von audio-visuellen Hilfsmitteln, die Einhaltung<br />
der Zeit sowie die Nachvollziehbarkeit der Kernaussagen.<br />
Mit ihrer Präsentation Krebs – Ursachen und<br />
Heilmöglichkeiten, hängte Yousra Mahmoud<br />
Taha die Messlatte gleich zu Beginn hoch. Die<br />
Jury zeigte sich beeindruckt von ihrer Fähigkeit<br />
schwer fassbare Fakten anschaulich darzustellen.<br />
Mohamed Abd El Aziz erklärte den Zuhörern die<br />
KnaufIlan_210x93_C260713.pdf 1 8/27/13 5:14 PM<br />
Der Sieger des Science Slam wird durch das Publikum bestimmt<br />
komplexen Zusammenhänge zwischen dem XY-<br />
Chromosomensatz und den Vererbungsmechanismen,<br />
Mahmoud Hanafy widmete seinen Slam<br />
der Funktionsweise von Satelliten und deren Bedeutung<br />
für den Alltag. Nicht weniger interessant<br />
waren der Vortrag von Zakaria Ahmed Mohamed<br />
Kamel über Anwendungsbereiche der Nanotechnologie<br />
und Nancy Sabry Agibs Darstellung über<br />
die Nutzung von Karbon und die Auswirkung<br />
der Bindung von Kohlenstoffen auf die Umwelt.<br />
Mohab El-Sayed Saad vermittelte interessante<br />
Informationen zum geologischen Aufbau der<br />
Erdoberläche.<br />
Am Ende sprach das Publikum in zwei Abstimmungsrunden<br />
– durch Applaus und Handzeichen<br />
– Zakaria Kamel den ersten Platz zu. Die Verbindung<br />
von wissenschaftlicher Darstellung und<br />
Humor hat die Zuhörer überzeugt. Die zweitplatzierte<br />
Yousra Taha war sichtlich gerührt und<br />
bezeichnete den Wettbewerb als einen der besten<br />
Tage ihres Lebens. Auch Nancy Agib, die sich den<br />
dritten Platz sichern konnte, zieht ein positives<br />
Fazit: „Einerseits verbindet Science Slam Wissenschaft<br />
und Spaß. Zudem testen Arbeitgeber im<br />
Bewerbungsgespräch die Fähigkeiten Kenntnisse<br />
präzise und schnell auf den Punkt zu bringen,<br />
wenn ich diese Fähigkeiten beherrsche, kann ich<br />
mich von anderen differenzieren.“<br />
Sowohl der Workshop als auch der Wettbewerb<br />
waren für alle Beteiligten zugleich Herausforderung<br />
und Bereicherung. Hany Abo el Wafa bilanziert:<br />
„Mir hat es Spaß gemacht, an dieser Veranstaltung<br />
teilzuhaben, und jungen Wissenschaftlern<br />
zu helfen, die Trennung zwischen wissenschaftlicher<br />
Arbeit und Öffentlichkeit durch Vermittlung<br />
neuer Fähigkeiten zu überwinden.“<br />
25<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ WASSERWIRTSCHAFT<br />
Die arabischen Golfstaaten müssen massiv in<br />
den Wasser- und Abwassersektor investieren<br />
Der Wassermangel in den ariden Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) ist groß. Zugleich nimmt die Wassernachfrage<br />
laufend zu. Die Regierungen müssen den Sektor daher massiv ausbauen. Vor allem in Anlagen zur Meerwasserentsalzung<br />
wird investiert.<br />
Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Kraftwerk mit angeschlossener Meerwasserentsalzung, Taweelah New B Extension<br />
Von Dr. Ralf Neubauer<br />
Wasser ist überall in der arabischen Welt ein<br />
knappes Gut. Dreizehn arabische Länder zählen<br />
weltweit zu den 19 Staaten mit dem größten<br />
Wassermangel. In acht von ihnen liegt die<br />
natürliche Wasserverfügbarkeit pro Kopf bei<br />
unter 200 Kubikmetern pro Jahr. Das ist weniger<br />
als die Hälfte der Menge, bei der man<br />
von starkem Wassermangel spricht. Insbesondere<br />
in den GCC-Staaten ist Wasserverfügbarkeit<br />
je Einwohner extrem gering.<br />
Das Dilemma: Das starke Bevölkerungswachstum<br />
und die intensive Landnutzung<br />
verringern die Wasserverfügbarkeit pro Kopf<br />
immer mehr, und der Klimawandel verstärkt<br />
diesen Trend zusätzlich. Zugleich wird in den<br />
Ländern der Region der Wasserverbrauch<br />
durchweg staatlich subventioniert, was zur<br />
Verschwendung der knappen Ressource beiträgt.<br />
Anreizsysteme für einen sparsamen Umgang<br />
mit Wasser gibt es bisher kaum. Die Folgen<br />
Trotzdem lag der Anteil des Agrarsektors am<br />
saudischen Wasserverbrauch im Jahr 2011<br />
bei mehr als 80 Prozent. Saudi-Arabien ist<br />
diesbezüglich in den GCC-Staaten kein Einzelfall.<br />
Überall beanspruchte bislang die landsind<br />
erheblich: Laut einer Studie der US-Unternehmensberatung<br />
Booz & Company liegt<br />
der Pro-Kopf-Wasserverbrauch in Saudi-Arabien<br />
um 91 Prozent und in den Vereinigten<br />
Arabischen Emiraten (VAE) um 83 Prozent<br />
über dem globalen Durchschnitt.<br />
Doch welche Konsequenzen ziehen die GCC-<br />
Staaten aus der Wasserknappheit? In welche<br />
Projekte investieren sie, um die Versorgung<br />
der Bevölkerung und Unternehmen sicherzustellen?<br />
Welche wasserpolitischen Initiativen<br />
wurden gestartet?<br />
Die Regierungen haben schon in der Vergangenheit<br />
massiv in den Ausbau und in<br />
die Modernisierung ihrer Wasserversorgung<br />
und -entsorgung investiert und werden dies<br />
auch in Zukunft tun. Früheren Schätzungen<br />
von Booz & Company zufolge planen<br />
die GCC-Staaten im Zeitraum 2011 bis 2016<br />
<strong>Ausgabe</strong>n von mehr als 100 Mrd. US-Dollar<br />
für Wasserprojekte. Nach Angaben des Ma-<br />
gazins MEED wollen die Länder allein in den<br />
Jahren <strong>2013</strong> bis 2015 entsprechende Aufträge<br />
im Wert von 22,5 Mrd. US-Dollar vergeben.<br />
Der Löwenanteil davon (9,1 Mrd. US-Dollar)<br />
entfällt auf Saudi-Arabien.<br />
Das Königreich ist das mit Abstand bevölkerungsreichste<br />
Land am Arabischen Golf und<br />
verbraucht somit im Vergleich der GCC-<br />
Staaten das meiste Wasser. In der jüngeren<br />
Vergangenheit ist der Verbrauch in Saudi-<br />
Arabien allerdings gegen den allgemeinen<br />
Trend zurückgegangen (siehe Tabelle). Der<br />
Hintergrund ist klar: Die Regierung verabschiedet<br />
sich sukzessiv von der Bewässerungslandwirtschaft.<br />
Bis Ende 2016 soll auch<br />
der Weizenanbau auslaufen.<br />
Foto: Siemens press picture<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
26
WASSERWIRTSCHAFT<br />
SOUQ<br />
wirtschaftliche Produktion große Teile der<br />
Wasserressourcen, die der Staat zu günstigen<br />
Preisen bereitstellte. Diese Politik stößt jedoch<br />
wegen der schrumpfenden fossilen Wasservorräte<br />
immer mehr an Grenzen. Experten<br />
empfehlen den Golfstaaten daher schon seit<br />
längerem die Abkehr von der energieintensiven<br />
Bewässerungslandwirtschaft.<br />
Foto: Siemens press picture<br />
Der kommunale Wasserverbrauch, wohinter<br />
sich im Wesentlichen der Verbrauch der privaten<br />
Haushalte verbirgt, hat in Saudi-Arabien<br />
deutlich zugenommen. Er expandierte<br />
zwischen 2005 und 2011 um rund 37 Prozent.<br />
Laut Germany Trade & Invest (GTAI)<br />
wird dieser Bedarf zu etwa 55 Prozent von<br />
Anlagen zur Meerwasserentsalzung gedeckt.<br />
Den Angaben zufolge ist nicht-erneuerbares<br />
Grundwasser die wichtigste Wasserquelle,<br />
gefolgt von Oberlächenwasser und erneuerbaren<br />
Grundwasserquellen. Auf Entsalzungsanlagen<br />
entfallen etwa sieben Prozent<br />
(2010) des Wasserangebotes. Durch aufbereitetes<br />
Abwasser werden nur zwei Prozent<br />
gedeckt.<br />
Ofiziellen saudischen Angaben zufolge gab<br />
es 2011 in dem Königreich insgesamt 27<br />
Anlagen zur Meerwasserentsalzung. Davon<br />
waren sechs am Arabischen Golf und 21 am<br />
Roten Meer. Wichtigster Betreiber ist die<br />
staatliche Saline Water Conversion Corporation<br />
(SWCC). Sie steigerte ihre Produktion<br />
2011 um 19,3 Prozent auf 1,054 Mrd. Kubikmeter<br />
Wasser. Größtes aktuelles Projekt der<br />
SWCC ist eine Anlage in Ras Al-Khair an der<br />
Ostküste, die laut MEED bis Ende <strong>2013</strong> fertiggestellt<br />
sein soll. Sie ist auf eine Kapazität<br />
von täglich einer Mio. Kubikmeter Wasser<br />
ausgelegt.<br />
Größter privater Trinkwasserproduzent ist<br />
laut GTAI das Independent Water and Power<br />
Project (IWPP) Shuaibah III in der Provinz<br />
Mekka. Zusammen mit der Shuaibah Expansion<br />
Project Company verfügt Shuaibah III<br />
über eine Kapazität von jährlich 375 Mio. Kubikmeter<br />
Trinkwasser.<br />
Zahlreiche weitere Entsalzungsanlagen sind<br />
in Saudi-Arabien in der Planung oder Umsetzung.<br />
Die Regierung zielt darauf ab, die Wasserwirtschaft<br />
weitgehend zu privatisieren.<br />
Ausländische Unternehmen sind unter anderem<br />
als Lieferanten von Technologie und als<br />
Investoren gefragt. Lokale staatliche und private<br />
Unternehmen stehen als Partner bereit.<br />
Die leistungsfähige Kraftwerks- und Entsalzungsanlage Shuweihat in den Vereinigten Arabischen Emiraten<br />
Großen Nachholbedarf hat Saudi-Arabien<br />
vor allem im Abwasserbereich. Beispielsweise<br />
sind in Jeddah etwa 70 Prozent der Haushalte<br />
nicht an die Kanalisation angeschlossen. In<br />
diesen Fällen wird das Abwasser in unterirdischen<br />
Tanks aufgefangen. Wie MEED berichtet,<br />
treiben die Stadtverwaltung und die National<br />
Water Company (NWC) jetzt in Jeddah<br />
eine Reihe von Abwasserprojekten voran.<br />
Auch die Vereinigten Arabischen Emirate<br />
(VAE) haben in der jüngeren Vergangenheit<br />
massiv in die Wasserwirtschaft investiert, so<br />
dass nach GTAI-Einschätzung mittlerweile<br />
die Kapazitäten der errichteten Anlagen zur<br />
Meerwasserentsalzung den Bedarf übersteigen.<br />
Gleichwohl wird weiter investiert – und<br />
das aus gutem Grund.<br />
So wird in Abu Dhabi, dem größten Emirat,<br />
damit gerechnet, dass sich die Wassernachfrage<br />
bis 2030 nahezu verdoppelt. Das ergibt sich<br />
aus den Schätzungen der Abu Dhabi Water &<br />
Electricity Company (Adwec). Danach wird<br />
die Nachfrage von 648 Mio. Gallonen pro<br />
Tag im Jahr 2011 auf 1.033 Mio. Gallonen<br />
im Jahr 2020 und auf 1.259 Mio. Gallonen<br />
im Jahr 2030 zunehmen. Zugleich werden der<br />
Prognose zufolge die Wasserlieferungen Abu<br />
Dhabis in die nördlichen Emirate zwischen<br />
2011 und 2030 um 250 Prozent expandieren.<br />
Um die wachsende Nachfrage zu befriedigen,<br />
hat die Abu Dhabi Water and Electricity<br />
Authority (Adwea) eine Reihe von IWPPs<br />
initiiert. Jüngstes Projekt ist das IWPP Shuweihat<br />
S3, an dem verschiedene ausländische<br />
Unternehmen beteiligt sind. Die Anlage soll<br />
eine Leistung zur Stromerzeugung von 1.600<br />
Megawatt (MW) haben und täglich 100 Mio.<br />
Gallonen Wasser erzeugen können.<br />
Der Wasserbedarf wird in Abu Dhabi durch<br />
Grundwasser und entsalztes Meerwasser<br />
gedeckt. Die Grundwasserreserven tragen<br />
zwei Drittel zum Wasserangebot bei, den<br />
Rest liefern die Entsalzungsanlagen. Gegenwärtig<br />
existieren in den VAE mehr als 70<br />
Meerwasserentsalzungsanlagen. Etwa zwei<br />
Drittel davon sind in Abu Dhabi stationiert.<br />
Nachholbedarf gibt es in den VAE vor allem<br />
im Abwassersektor, was insbesondere auf die<br />
nördlichen Emirate zutrifft.<br />
Schlagzeilen hat Abu Dhabi mit einem großen<br />
Wasserprojekt im Gebiet der Liwa-Oase<br />
150 Kilometer südwestlich von Abu Dhabi<br />
City gemacht. Dort liegen unter den Sandschichten<br />
der Wüste riesige Grundwasserspeicher<br />
verborgen. Das kostbare Nass<br />
weist vor allem in den erdnahen Schichten<br />
einen derart geringen Salzgehalt auf, dass es<br />
sich als Trinkwasser eignet. Jetzt wird über<br />
Pipelines zusätzlich entsalztes Meerwasser<br />
eingeleitet, um eine strategische Reserve<br />
aufzubauen, mit der sich im Krisenfall die<br />
Wasserversorgung des Emirates bis zu 90<br />
Tage sicherstellen lässt.<br />
In Kuwait wird der Wasserbedarf in erster<br />
Linie durch entsalztes Meerwasser gedeckt.<br />
Der Wasserverbrauch des Landes belief sich<br />
nach Angaben des Ministry of Electricity<br />
and Water (MEW) im Jahr 2011 auf 405 Mio.<br />
27<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
WASSERWIRTSCHAFT<br />
Gallonen pro Tag und soll bis zum Jahr 2020<br />
auf gut 800 Mio. Gallonen pro Tag zunehmen.<br />
Um diese Nachfrage zu decken, ist eine<br />
Reihe von Entsalzungsprojekten geplant.<br />
Darunter ist das erste IWPP, das in Kuwait<br />
verwirklicht werden soll. Es wird am Standort<br />
Al Zour North entstehen. Geplant ist dort ein<br />
Kraftwerk mit einer Kapazität von 1.500 MW<br />
sowie ein Anlage zur Entsalzung von Meerwasser,<br />
die täglich 102 Mio. Gallonen Wasser<br />
erzeugen soll. Der Auftrag für das Vorhaben<br />
wurde bereits im Januar <strong>2013</strong> an ein Konsortium<br />
unter Führung der Konzerne GDF Suez<br />
(Frankreich) und Sumitomo (Japan) vergeben.<br />
Doch steht bislang noch die Finanzierungsvereinbarung<br />
aus. Gegenwärtig betreibt das<br />
MEW acht Anlagen zur Meerwasserentsalzung.<br />
Kuwaits Wasserbedarf soll bis 2020 auf rund 800 Mio. Gallonen pro Tag zunehmen<br />
Katar verfügte Ende 2011 nach Angaben<br />
der Qatar General Electricity & Water Corporation<br />
(Kahramaa) über eine installierte<br />
Kapazität zur Entsalzung von Meerwasser<br />
in Höhe von 327 Mio. Gallonen pro Tag.<br />
Bis zum Jahr 2015 soll laut Unternehmensplanung<br />
eine zusätzliche Leistung von täglich<br />
72 Mio. Gallonen geschaffen werden.<br />
Zwischen 2016 und 2020 soll die Kapazität<br />
noch einmal um 192 Mio. Gallonen pro Tag<br />
erweitert werden. Zudem gibt es Pläne, wie<br />
Abu Dhabi eine strategische Wasserreserve<br />
aufzubauen.<br />
Auch im Bereich Abwasser verfolgt die katarische<br />
Regierung ambitionierte Pläne. So hat<br />
die Qatar Public Works Authority (Ashghal)<br />
unlängst den Ausschreibungsprozess für die<br />
„Doha Re-sewerage Implementation Strategy“<br />
(Idris) gestartet. Der Wert des in sechs<br />
Teilaufträge aufgeteilten Vorhabens beläuft<br />
sich auf insgesamt 2,7 Mrd. US-Dollar. Im<br />
Rahmen des Projektes sollen unter anderem<br />
Abwasserkanäle gebaut werden. Weitere Abwasserprojekte<br />
sind in der Planung.<br />
Auch in Bahrain ist der Wasserverbrauch, der<br />
mittlerweile überwiegend durch Anlagen zur<br />
Meerwasserentsalzung gedeckt wird, in der<br />
jüngeren Vergangenheit deutlich gestiegen.<br />
Er nahm laut GTAI von täglich 81,6 Mio.<br />
Gallonen im Jahr 2001 auf geschätzte 142,8<br />
Mio. Gallonen pro Tag im Jahr 2011 zu. Da die<br />
bestehenden Entsalzungsanlagen sich auf die<br />
Kapazitätsgrenze zubewegen und die knappen<br />
Grundwasservorkommen geschont werden<br />
sollen, ist geplant, bis zum Jahr 2016 eine zusätzliche<br />
Entsalzungskapazität von täglich 48<br />
Mio. Gallonen zu schaffen.<br />
Im Sultanat Oman hat der Wasserverbrauch<br />
zwischen 2006 und 2011 um 60 Prozent auf<br />
242 Mio. Kubikmeter zugenommen, wobei<br />
das Wasserangebot für Bewässerungszwecke<br />
in der Landwirtschaft nicht eingerechnet ist.<br />
Die Kapazität der Anlagen zur Meerwasser-<br />
entsalzung in dem Land beläuft sich derzeit<br />
auf 262 Mio. Kubikmeter und wird weiter<br />
ausgebaut. Neue Anlagen werden gebaut,<br />
bestehende modernisiert und erweitert. Laut<br />
MEED-Projektdatenbank sollen im Zeitraum<br />
<strong>2013</strong> bis 2015 Aufträge für wasserwirtschaftliche<br />
Projekte im Wert von 2,4 Mrd.<br />
US-Dollar vergeben werden. Davon ist etwa<br />
die Hälfte für Meerwasserentsalzungsanlagen<br />
vorgesehen. Auch in Abwassernetze und<br />
Kläranlagen wird weiter investiert.<br />
Eine sichere Wasserversorgung hat am Arabischen<br />
Golf zweifelsohne hohe Priorität. Das<br />
dokumentiert auch eine Nachricht der Zeitung<br />
„Arab News“, wonach die Staaten des<br />
Golfkooperationsrates eine länderübergreifende<br />
Wasserpipeline erwägen. Vorbild ist das<br />
GCC-Stromnetz, das sich beim Ausgleich von<br />
Versorgungsengpässen in den Mitgliedsstaaten<br />
bewährt habe, heißt es. Eine Studie soll<br />
jetzt Aufschluss über die Machbarkeit eines<br />
solchen Projektes bringen.<br />
Sektoraler Wasserverbrauch in Saudi-Arabien 2005 – 2011 (Mio. Kubikmeter)<br />
Sektoren 2005 2007 2009 2010 2011<br />
Landwirtschaft 18.586 15.420 14.747 14.410 14.000<br />
Kommunen 1.748 1.977 2.123 2.283 2.400<br />
Industrie 654 683 714 753 800<br />
Gesamt 20.988 18.080 17.584 17.446 17.200<br />
Quelle: Ministry of Electricity and Water Saudi-Arabien bzw. GTAI Juli <strong>2013</strong><br />
Foto: KfW-Bildarchiv Fotograf Thomas Klewar<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
28
LäNDERREPORT ALGERIEN<br />
SOUQ<br />
Foto: © Deutsche Botschaft Algier<br />
Wirtschaftsmetropole Algier<br />
Algerien wirbt gezielt um ausländische<br />
Unternehmen und verspricht gute<br />
geschäftliche Chancen<br />
Von Dr. Ralf Neubauer<br />
Die neue algerische Regierung setzt verstärkt auf den Privatsektor und ausländische<br />
Investoren, um die wirtschaftliche Diversifizierung voranzutreiben<br />
und Arbeitsplätze zu schaffen. Auch für deutsche Unternehmen eröffnen sich<br />
potenziell gute geschäftliche Chancen.<br />
Die algerische Volkswirtschaft hat sich in den<br />
vergangenen drei Jahren stabil entwickelt.<br />
Obwohl der Ölsektor schrumpfte und der<br />
wichtigste Handelspartner, die Länder der<br />
Europäischen Union, mit einer Rezession zu<br />
kämpfen hatte, lag das Wirtschaftswachstum<br />
zwischen 2,4 und 3,6 Prozent (siehe Tabelle).<br />
Möglich war dies, weil der Nicht-Ölsektor in<br />
dem Maghreb-Land mit beachtlichen Raten<br />
von fünf bis 6,3 Prozent wuchs.<br />
Die Gründe liegen auf der Hand: Vor allem<br />
die ambitionierten staatlichen Investitionsprogramme<br />
hielten die algerische Wirtschaft<br />
auf Kurs. Die Regierung verfügt über erhebliche<br />
inanzielle Mittel und kann massiv in die<br />
Infrastruktur und die wirtschaftliche Diversiizierung<br />
des Landes investieren.<br />
Das umsichtige Management der hohen Einnahmen<br />
aus dem Öl- und Gasgeschäft habe<br />
zu einer starken inanziellen Position mit<br />
„komfortablen“ Reserven und einer sehr<br />
niedrigen Auslandsverschuldung geführt,<br />
urteilt der Internationale Währungsfonds<br />
(IWF). Die algerische Regierung sei daher in<br />
der Lage gewesen, durch eine antizyklische<br />
<strong>Ausgabe</strong>npolitik die Auswirkungen der globalen<br />
Finanzkrise abzufedern.<br />
Tatsächlich ist das gebildete inanzielle Polster<br />
beachtlich. Es nahm von 160,2 Mrd. US-Dollar<br />
im Jahr 2010 auf 193,7 Mrd. US-Dollar im<br />
Jahr 2012 zu, was einem Zuwachs von 21 Prozent<br />
entspricht. Dabei waren die algerischen<br />
Öl- und Gasexporte in diesem Zeitraum mengenmäßig<br />
eher rückläuig. Wegen der hohen<br />
Preise expandierten die Einnahmen aus dem<br />
Geschäft mit den Kohlenwasserstoffen trotzdem<br />
deutlich. Während die globalen Ölpreise<br />
im Jahr 2010 ein durchschnittliches Niveau<br />
von 77,45 US-Dollar je Barrel erreichten,<br />
stiegen sie 2011 auf 107,46 US-Dollar und<br />
2012 auf 109,55 US-Dollar.<br />
Der IWF lobt die „kluge“ algerische Wirtschaftspolitik<br />
in der vergangenen Dekade<br />
ausdrücklich. Zugleich weist der IWF auf<br />
Bereiche mit hohem Handlungsbedarf hin.<br />
So sei die Volkswirtschaft nicht ausreichend<br />
diversiiziert und wachse geringer als möglich.<br />
Die Ökonomie sei weiter hochgradig<br />
vom Ölsektor und den öffentlichen <strong>Ausgabe</strong>n<br />
abhängig, während das Wachstum der<br />
privaten Wirtschaft „glanzlos“ bleibe. Bei der<br />
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit seien Fortschritte<br />
erzielt worden, doch sei bei jungen<br />
Menschen und Frauen die Erwerbslosigkeit<br />
nach wie vor hoch.<br />
In der Tat ist die Abhängigkeit der algerischen<br />
Volkswirtschaft vom Öl und Gas noch<br />
immer groß. Beispielsweise belief sich der<br />
Anteil der Kohlenwasserstoffe an den gesamten<br />
Ausfuhren des Landes 2012 auf 98,4<br />
Prozent. Zugleich bleibt die Entwicklung in<br />
der privaten Wirtschaft hinter derjenigen<br />
der großen staatlichen Unternehmen zurück.<br />
Doch haben die Entscheidungsträger in dem<br />
29<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
LäNDERREPORT ALGERIEN<br />
Land dies natürlich längst erkannt – und<br />
steuern gegen.<br />
So steht Abdelmalek Sellal, seit September<br />
2012 Ministerpräsident Algeriens, für einen<br />
Kurs, der die Dynamik und das Gewicht des<br />
Privatsektors erhöhen und die wirtschaftliche<br />
Diversifizierung beschleunigen soll.<br />
Einem Bericht der Oxford Business Group<br />
(OBG) zufolge wurden mit dem Budget für<br />
<strong>2013</strong> Maßnahmen verabschiedet, die darauf<br />
ausgerichtet seien, private Initiative und Investitionen<br />
zu unterstützen. Ministerpräsident<br />
Sellal verfolge das Ziel, die Dominanz<br />
des Staatssektors zu reduzieren, indem Public<br />
Private Partnerships und kleine und<br />
mittlere private Unternehmen gefördert<br />
werden. Auch sollen verstärkt ausländische<br />
Investoren gewonnen werden.<br />
Ein Bereich, in dem dies angestrebt wird,<br />
ist der Wohnungsbau. Die Regierung räumt<br />
diesem Sektor höchste Priorität ein, weil der<br />
Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Algerien<br />
groß ist. Nach Angaben des algerischen<br />
Wohnungsbauministeriums benötigt das<br />
Land jedes Jahr 225.000 neue Wohneinheiten,<br />
um die Nachfrage zu decken. Bislang geht die<br />
Bautätigkeit jedoch nicht in dem gewünschten<br />
Tempo voran.<br />
Das algerische Parlament hat daher im November<br />
2012 einen Aktionsplan zur Partnerschaft<br />
mit ausländischen Baufirmen<br />
beschlossen. Von diesen internationalen Kooperationen<br />
erhofft man sich nicht nur die<br />
Beschleunigung der Bauaktivitäten, sondern<br />
auch den Aufbau einer modernen Industrie<br />
für Fertigbauteile. Denn die neuen Wohnungen<br />
entstehen vorwiegend in Hochhäusern<br />
in Großsiedlungen. Die Wolkenkratzer<br />
haben 30 und mehr Etagen und bis zu 1000<br />
Wohnungen.<br />
Im industriellen Bereich hat die Regierung<br />
im vergangenen Juli ein Programm gestartet,<br />
mit dem Projekte in 18 Branchen verwirklicht<br />
werden sollen. Es richtet sich an private<br />
Unternehmen aus dem In- und Ausland und<br />
beinhaltet eine Reihe von Investitionsanreizen:<br />
inanzielle Hilfen, Steuervorteile, Unterstützung<br />
bei der Beschaffung von Gewerbelächen,<br />
Exportförderung und anderes mehr.<br />
Erklärtes Ziel ist es, Arbeitsplätze zu schaffen<br />
und die Diversiizierung der Volkswirtschaft<br />
voranzutreiben.<br />
Deutsche Unternehmen, die an den Projektausschreibungen<br />
interessiert sind, können<br />
sich im Internet beim Ministère de l’Industrie,<br />
de la Petite et Moyenne Entreprise et de la<br />
Promotion de l’Investissement (www.mipmepi.gov.dz)<br />
und bei der Agence Nationale de<br />
Développement de la PME (www.andpme.org.<br />
dz) im Detail informieren. Gefördert werden<br />
insbesondere Projekte im Norden und Süden<br />
des Landes. Die Bewerbungsfrist läuft bis<br />
zum 31. Dezember dieses Jahres.<br />
Auch Projekte in folgenden Branchen wurden<br />
unter anderem bereits ausgeschrieben:<br />
Textilwaren und Bekleidung, Leder und Le-<br />
dererzeugnisse, Holz- und Möbelindustrie,<br />
Stahl- und Metallerzeugnisse, hydraulische<br />
Bindemittel und Baumaterialen (außer<br />
Zement), elektrische Produkte und Kabel,<br />
elektronische Produkte und Elektrogeräte,<br />
pharmazeutische Produkte, Petrochemie<br />
und industrielle Chemie, Luftfahrt, Automobilindustrie,<br />
Informationstechnologie,<br />
Hightech (Nano- und Biotechnologie etc.),<br />
Schiffbau und -reparatur, Agroindustrie,<br />
Eisenbahnindustrie.<br />
Die Möglichkeiten einer Beteiligung ausländischer<br />
Unternehmen an der Entwicklung<br />
der algerischen Volkswirtschaft waren<br />
lange Zeit relativ strikt limitiert. Insofern<br />
signalisiert die Regierung mit dem Industrie-Programm<br />
und mit der Einladung an<br />
ausländische Unternehmen, sich im Wohnungsbau<br />
zu engagieren, eine neue Qualität<br />
der wirtschaftlichen Öffnung gegenüber<br />
dem Ausland. Dies verspricht auch in anderen<br />
Bereichen der algerischen Wirtschaft<br />
potenziell gute geschäftliche Chancen für<br />
ausländische Unternehmen und Investoren,<br />
denn der Nachholbedarf ist in den meisten<br />
Sektoren groß.<br />
Das gilt nicht zuletzt für den algerischen Energiesektor<br />
– sei es nun die Stromerzeugung<br />
oder die Förderung von Öl und Gas. So kam es<br />
in der Elektrizitätswirtschaft im Sommer 2012<br />
immer wieder zu Versorgungsengpässen. Das<br />
staatliche Versorgungsunternehmen Société<br />
Nationale de l‘Electricité et du Gaz (Sonelgaz)<br />
hat daher seine Ausbaupläne aufgestockt.<br />
Algerien präsentiert sich auf der ITB <strong>2013</strong><br />
Foto: Messe Berlin GmbH<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
30
LäNDERREPORT ALGERIEN<br />
SOUQ<br />
Bislang war vorgesehen, bis 2016 Kraftwerke<br />
mit einer zusätzlichen Leistung zur Stromerzeugung<br />
in Höhe von 4000 Megawatt<br />
(MW) zu schaffen. Jetzt sollen es 8000 MW<br />
sein. Erste große Aufträge für den Bau von<br />
Gaskraftwerken hat, wie das Magazin MEED<br />
berichtet, die Sonelgaz-Tochter Compagnie<br />
de l`Electricité du Gaz (Ceeg) im vergangenen<br />
Juni vergeben. Der Auftragswert beläuft<br />
sich auf insgesamt 1,2 Mrd. US-Dollar, die<br />
installierte Leistung zur Erzeugung von<br />
Strom auf etwa 1900 MW. Zum Zuge kamen<br />
die südkoreanischen Konzerne Daewoo<br />
und Hyundai, die spanische Firma Ansaldo,<br />
die US-Konzerne General Electric (GE) und<br />
Pratt & Whitney sowie in Partnerschaft mit<br />
GE die französische Cegelec.<br />
Auch im Bereich der erneuerbaren Energien<br />
verfolgt Algerien ambitionierte Ziele. Bis<br />
zum Jahr 2030 sollen 40 Prozent der Elektrizität<br />
aus regenerativen Quellen mit einer<br />
installierten Kapazität von 22.000 MW stammen.<br />
Der Ausschreibungsprozess für die ersten<br />
Projekte ist angelaufen. So hat die Ceeg<br />
die Unternehmen unlängst zur Vorqualiikation<br />
für Vorhaben im Sektor Concentrated<br />
Solar Power (CSP) eingeladen. Das Land will<br />
in diesem Bereich bis zum Jahr 2015 eine installierte<br />
Leistung von 300 MW und bis zum<br />
Jahr 2021 von 2000 MW schaffen. Ebenfalls<br />
ausgeschrieben wurden drei kleinere Photovoltaik-Projekte.<br />
In den Gas- und Ölsektor muss ebenfalls<br />
massiv investiert werden. Es gilt, das gegenwärtige<br />
Produktionsniveau abzusichern und<br />
die geplante Expansion zu ermöglichen. Nach<br />
OBG-Informationen sollen hierfür in den<br />
kommenden fünf Jahren 62,28 Mrd. US-Dollar<br />
ausgegeben werden. Versiegende Öl- und<br />
Gasfelder müssen durch neue Projekte ersetzt<br />
werden. Zudem ist es erforderlich, die Infrastruktur<br />
für den Transport (Pipelines) und<br />
Export der Kohlenwasserstoffe auszubauen.<br />
Bei der Verwirklichung der Pläne setzt die Regierung<br />
ebenfalls auf ausländische Unternehmen.<br />
Deswegen wurde im vergangenen Februar<br />
der so genannte „Hydrocarbons Code“<br />
aus dem Jahr 2005 (Gesetz Nr. 05-07) novelliert.<br />
Mit neuen Anreizen soll das Engagement<br />
internationaler Investoren angekurbelt<br />
werden. Insbesondere bei der Ausbeutung der<br />
Schiefergasvorkommen im Land verspricht<br />
man sich mehr ausländisches Engagement.<br />
Nach Schätzungen des US Department of<br />
Energy verfügt Algerien über die weltweit<br />
drittgrößten Reserven an Schiefergas.<br />
Weitere Schwerpunkte der staatlichen Entwicklungsstrategie<br />
sind die Transportinfrastruktur<br />
(Straßen, Schienennetz, Flug- und<br />
Seehäfen) und die Bereiche Wasser- und Abwasser.<br />
Zudem werden im großen Stil Schulen<br />
und Krankenhäuser gebaut. Überall werden<br />
enorme Summen investiert.<br />
Die Beispiele zeigen: Im algerischen Projektmarkt<br />
ist viel Bewegung – und das noch für<br />
viele Jahre. In dem Bestreben, die Wirtschaft<br />
auf eine breitere Basis zu stellen und Arbeitsplätze<br />
zu generieren, rücken mittlerweile jedoch<br />
auch Branchen in den Fokus, die bislang<br />
eine eher untergeordnete Rolle spielten. Ein<br />
Beispiel ist der Tourismus.<br />
Laut OBG hat die Zahl der ausländischen<br />
Besucher in den vergangenen drei Jahren<br />
stetig zugenommen und erreichte 2012 rund<br />
2,6 Mio. Touristen. Der Anteil des Sektors<br />
am Bruttoinlandsprodukt liegt bei zwei Prozent.<br />
Damit bleibt Algerien deutlich hinter<br />
den etablierten Urlaubsländern Marokko<br />
und Tunesien zurück. Oder anders ausgedrückt:<br />
Das Potenzial für weitere Zuwächse<br />
ist noch beträchtlich. Die algerische Regierung<br />
will daher laut OBG private Investitionen<br />
in neue Tourismuseinrichtungen sowie<br />
die Ausbildung von Fachpersonal künftig<br />
stärker fördern. Insbesondere geht es darum,<br />
mehr Hotels mit internationalem Standard<br />
zu schaffen. Die Zahl der Betten in solchen<br />
Häusern soll von derzeit 19.000 bis zum Jahr<br />
2015 auf 75.000 gesteigert werden. Auch hier<br />
soll der Privatsektor die tragende Rolle im<br />
Entwicklungsprozess einnehmen.<br />
Die politischen Beziehungen zwischen Algerien<br />
und Deutschland sind traditionell gut<br />
und freundschaftlich. Im Juli 2008 besuchte<br />
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Algerien.<br />
Im Januar 2012 emping Algerien Außenminister<br />
Dr. Guido Westerwelle. Im Februar<br />
<strong>2013</strong> besuchten Bundestagspräsident Dr. Norbert<br />
Lammert sowie Bundeswirtschaftsminister<br />
Dr. Philipp Rösler Algier. Zuletzt war der<br />
algerische Außenminister Mourad Medelci<br />
Mitte März <strong>2013</strong> zu Gesprächen in Berlin.<br />
Algerien ist einer der wichtigsten Handelspartner<br />
Deutschlands in der arabischen<br />
Welt. Die deutschen Warenexporte nahmen<br />
2012 im Vergleich zu 2011 um 17,3 Prozent<br />
auf 1,8 Mrd. Euro zu. Die deutschen Einfuhren<br />
aus Algerien betrugen ebenfalls 1,8<br />
Mrd. Euro (minus 8,6 Prozent). Deutschland<br />
importiert hauptsächlich Erdöl und chemische<br />
Produkte aus Algerien. Die wichtigsten<br />
deutschen Ausfuhrgüter nach Algerien sind<br />
Fahrzeuge und Fahrzeugteile, Maschinen<br />
sowie chemische und elektrotechnische Erzeugnisse.<br />
Nach Angaben des Auswärtigen<br />
Amtes sind derzeit 200 deutsche Unternehmen<br />
mit etwa 400 deutschen Beschäftigten<br />
in Algerien tätig.<br />
Wirtschaftliche Entwicklung in Algerien 2009 bis 2014<br />
2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong>* 2014*<br />
BIP-Wachstum in % 1,7 3,6 2,4 2,5 3,3 3,4<br />
BIP-Wachstum Nicht-Ölsektor in % 9,4 6,3 5,3 5,0 4,8 4,6<br />
BIP-Wachstum Ölsektor in % -8,0 -2,2 -3,2 -1,7 0,6 1,1<br />
Verbraucherpreisanstieg in % 5,7 3,9 4,5 8,9 5,0 4,5<br />
Ölexporte (Mio. Barrel pro Tag) 1,5 1,4 1,3 1,3 1,3 1,3<br />
Gasexporte (Mrd. Kubikmeter) 53,7 56,1 51,8 50,4 50,5 50,8<br />
Etatdefizit in % des BIP -6,8 -1,8 -1,7 -3,4 -1,8 - 2,7<br />
Leistungsbilanzüberschuss in % des BIP 0,3 7,5 10,0 5,9 6,1 4,5<br />
Quelle: Ministry of Electricity and Water Saudi-Arabien bzw. GTAI Juli <strong>2013</strong><br />
* Prognose<br />
31<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
INTERVIEW<br />
„Dschibuti ist mit seiner strategisch<br />
günstigen Lage ein sehr interessanter<br />
Standort für deutsche Investoren“<br />
Dschibuti liegt an der Mündung zum Roten Meer und in der Nähe mehrerer internationaler Schiffsverkehrs-Routen.<br />
Diese strategisch günstige Lage macht das Land auch für deutsche Unternehmen höchst interessant. Im Gespräch mit<br />
dem SOUQ wirbt Mohamed Dileita Aden, Botschafter des Landes, um Investoren.<br />
Dschibuti ist durch seine hervorragende logistische Position ein Tor zu weiteren afrikanischen Märkten<br />
SOUQ: Herr Botschafter, wie schätzen Sie<br />
die Beziehungen zwischen Deutschland und<br />
Ihrem Land ein?<br />
Aden: Die Beziehungen zwischen Deutschland<br />
und Dschibuti begannen bereits nach<br />
unserer Unabhängigkeit am 27. Juni 1977.<br />
Seit 1978 hat Dschibuti mehr als 18 bilaterale<br />
Übereinkommen mit Deutschland<br />
unterschrieben – zum Beispiel in der Wasserwirtschaft,<br />
beim Polizeitraining oder in<br />
der Telekommunikation. Seit dem Jahr 2002<br />
haben sich die Beziehungen intensiviert –<br />
auch wegen der alarmierenden Piraterie am<br />
Indischen Ozean.<br />
SOUQ: Warum hat Dschibuti 2011 eine Botschaft<br />
in Berlin eröffnet?<br />
Aden: Bevor unsere Botschaft in Berlin<br />
eröffnet wurde, repräsentierte unser Botschafter<br />
in Paris unser Land in Deutschland.<br />
Mohamed Dileita Aden, Botschafter der Republik<br />
Dschibuti in Deutschland<br />
Visa- oder Passanträge mussten deshalb an<br />
die Botschaft in Paris gerichtet werden. Mit<br />
der Eröffnung der Botschaft in Berlin wurden<br />
also die Abläufe wesentlich erleichtert.<br />
Im Jahr 2010 besuchten der deutsche Außenminister<br />
Dr. Guido Westerwelle und der<br />
deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel<br />
Dschibuti. Der Besuch hat zur Intensivierung<br />
der deutsch-dschibutischen Beziehungen<br />
beigetragen. Die Botschaft in Berlin<br />
wurden im November 2011 eröffnet, um<br />
unsere Beziehungen mit Deutschland weiter<br />
zu stärken. Wir sehen großes Potenzial<br />
für die deutsch-dschibutische Zusammenarbeit.<br />
SOUQ: War der Aufbau der Botschaft mit<br />
großem Aufwand verbunden?<br />
Aden: Im ersten Jahr konzentrierte ich mich<br />
auf den Aufbau der Botschaft. Ich suchte<br />
nach Räumen und stellte Personal ein. Wir<br />
begannen, die Struktur der Botschaft zu organisieren.<br />
Das war eine Herausforderung.<br />
Bei dieser spannenden Aufgabe erfuhr ich<br />
von deutscher Seite große Unterstützung.<br />
Foto: Botschaft der Republik Dschibuti<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
32
INTERVIEW<br />
SOUQ<br />
Die Zusammenarbeit war mir eine Freude.<br />
Ich wurde sehr herzlich empfangen. Diese<br />
Wärme hat mich auch gut für den kalten<br />
Winter gerüstet. Jetzt geht es darum, die<br />
wirtschaftlichen Beziehungen zwischen<br />
Deutschland und Dschibuti weiter zu stärken.<br />
SOUQ: Welche Branchen in Dschibuti haben<br />
das größte Potenzial?<br />
Aden: Der wichtigste Wirtschaftszweig in<br />
Dschibuti ist ganz klar die Hafenindustrie.<br />
Wir haben den einzigen Hafen am Horn von<br />
Afrika. Zwei weitere Häfen werden gebaut.<br />
Wir liegen unmittelbar an den Routen zum<br />
Roten Meer, Mittelmeer und nach Asien,<br />
und wir wollen unsere Kapazität beim Frachumschlag<br />
von drei auf zehn Mio. Container<br />
pro Jahr ausbauen.<br />
Auch der Telekommunikationssektor ist<br />
wichtig. Im Jahr 2010 wurde Dschibuti an<br />
das Ostafrikanische Unterseekabel-System<br />
EASSy (Eastern Africa Submarine Cable<br />
System) angeschlossen. Es verbindet Ostafrika<br />
mit der Welt. Die Verbindung des Landes<br />
zum europäisch-asiatischen Glasfasernetzwerk<br />
wurde durch die Djibouti Telecom<br />
finanziert. Das Kabel verbindet Dschibuti<br />
mit 17 Ländern. Dschibuti strebt an, das<br />
zweitgrößte Telekommunikationszentrum<br />
Afrikas zu werden.<br />
SOUQ: Spielt auch der Ölsektor in Dschibuti<br />
eine Rolle?<br />
Aden: Ja, auch der Ölsektor hat für die Regierung<br />
strategischer Bedeutung. Investoren<br />
aus der Schweiz wollen für eine Mrd.<br />
US-Dollar eine Raffinerie in Dschibuti<br />
errichten. Die Projektpläne sehen eine anfängliche<br />
Kapazität von 70.000 Barrel pro<br />
Tag vor, die auf 100.000 Barrel pro Tag erhöht<br />
werden könnte. Die Raffinerie wird<br />
nicht nur tausend neue Stellen mit sich<br />
bringen, sondern auch Dschibutis Energiesicherheit<br />
mit zusätzlichen 70 Megawatt<br />
(MW) gewährleisten.<br />
SOUQ: Welche Potenziale sehen Sie insbesondere<br />
für die Kooperation mit Deutschland?<br />
Aden: Unser Präsident Ismail Omar Guelleh<br />
will Dschibuti zum ersten „grünen“<br />
afrikanischen Land durch die Entwicklung<br />
von Solar-, Wind- und Geothermie-Energie<br />
machen. Deutschland ist bekanntermaßen<br />
Vorreiter bei den erneuerbaren Energien.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen Dschibuti<br />
und deutschen Unternehmen bietet deshalb<br />
interessante Möglichkeiten. Dschibuti will<br />
bis zum Jahr 2020 komplett auf erneuerbare<br />
Energien umsteigen.<br />
SOUQ: Welche Kooperationsmöglichkeiten<br />
gibt es sonst?<br />
Aden: Dschibuti ist das Tor zu einem Markt<br />
mit über 400 Mio. Einwohnern. Auch deutsche<br />
Unternehmen, die in Dschibuti investieren,<br />
können von Dschibuti aus den<br />
gesamten Markt in Ost- und Südafrika erreichen.<br />
Diese strategische Position Dschibutis<br />
bietet deutschen Unternehmen sehr<br />
gute Investitionsmöglichkeiten. Zudem haben<br />
wir Freizonen. Das heißt: Unternehmen<br />
können in unserem Land arbeiten und von<br />
uns aus exportieren, ohne dass sie Steuern<br />
zahlen müssen.<br />
SOUQ: Wie unterstützen Sie deutsche Unternehmen,<br />
die sich in Dschibuti engagieren<br />
wollen?<br />
Aden: Deutsche Unternehmen, die in<br />
Dschibuti investieren wollen, sollten die<br />
Botschaft kontaktieren. Ich lade sie herzlich<br />
dazu ein, mit mir über ihre Projekte zu<br />
sprechen. Auch werden wir im kommenden<br />
Jahr gemeinsam mit der <strong>Ghorfa</strong> ein dschibutisch-deutsches<br />
Wirtschaftsforum organisieren.<br />
In diesem Rahmen können sich<br />
potenzielle deutsche Investoren aus erster<br />
Hand über Dschibuti und die geschäftlichen<br />
Chancen informieren. Ebenfalls plant<br />
die <strong>Ghorfa</strong> eine Delegationsreise in unser<br />
Land.<br />
SOUQ: Was raten Sie deutschen Unternehmen<br />
allgemein?<br />
Aden: Mein Rat an deutsche Geschäftsleute<br />
lautet: Besuchen Sie unser wunderbares<br />
Land und entdecken Sie die vielfältigen<br />
Chancen, die wir bieten. Wir sind ein friedliches<br />
Land mit großem Potenzial für ausländische<br />
Investoren.<br />
Dschibuti bietet auch zahlreiche touristische Attraktionen<br />
Foto: Botschaft der Republik Dschibuti<br />
33<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
INTERVIEW<br />
Die Wüstenstadt Al-Ain bietet mit neuen Diagnosetechniken eine optimale Gesundheitsversorgung<br />
„Siemens hat in der Region eine führende Position“<br />
Die Siemens AG ist seit vielen Jahrzehnten erfolgreich in den arabischen Ländern tätig. Im Gespräch mit dem SOUQ<br />
erläutert Erich Kaeser, CEO Siemens Mittlerer Osten, worauf es bei dem Geschäft in der Region ankommt und welche<br />
Projekte das Unternehmen derzeit realisiert.<br />
SOUQ: Herr Kaeser, warum sind die arabischen<br />
Länder ein attraktiver Markt für Siemens?<br />
Kaeser: Der Mittlere Osten hat in den letzten<br />
zehn Jahren ein rasantes Wachstum erlebt,<br />
dank stetig steigender Einnahmen aus dem Öl<br />
und Gas Geschäft, aber auch dank der Entwicklung<br />
in anderen Bereichen und Industrien. Ein<br />
so starkes Wachstum bringt viele Herausforderungen<br />
mit sich. Einerseits benötigt die stetig<br />
wachsende Bevölkerung neue Infrastrukturen<br />
in vielen Bereichen, in denen wir auch tätig<br />
sind. Andererseits ist es für die regionale Wirtschaft<br />
notwendig, dass der steigende Strombedarf<br />
zuverlässig und nachhaltig gedeckt wird.<br />
Da es auch im Mittleren Osten keine unendlichen<br />
Öl-, Gas- und Wasservorräte gibt, ist es<br />
umso wichtiger, dass alle Ressourcen so efizient<br />
wie möglich genutzt werden. Deshalb investieren<br />
die Regierungen und die regionalen<br />
Unternehmen in einige der innovativsten und<br />
technisch anspruchsvollsten Projekte im Infrastruktur-<br />
und Energiebereich. Dies ist ein sehr<br />
attraktives Umfeld für Siemens.<br />
SOUQ: Wie ist Siemens in der Region aufgestellt?<br />
Kaeser: Zunächst einmal ist es wichtig zu<br />
wissen, dass Siemens bereits über 150 Jahre<br />
in dieser Region tätig und zuhause ist. Wir<br />
sind seit 1859 hier aktiv und vor Ort. Über<br />
diese lange Zeit haben wir uns immer als<br />
wichtiger Partner für diese Region verstanden<br />
und sind auch so gesehen worden. Heute<br />
hat Siemens im Mittleren Osten über 8.000<br />
Mitarbeiter in 16 Ländern. Wir sind sehr gut<br />
aufgestellt in den für die Region wichtigen<br />
Bereichen: in der Energieerzeugung und<br />
-verteilung, in der Infrastruktur- und Stadtentwicklung,<br />
in der Industrieproduktion und<br />
im Gesundheitssektor. Wir engagieren uns<br />
ebenfalls stark im sozialen Bereich und in<br />
der Aus- und Weiterbildung. Denn lokale<br />
Wertschöpfung ist essentiell für die Zukunft<br />
dieser Region.<br />
SOUQ: An welchen Projekten arbeitet Siemens<br />
derzeit in der Region?<br />
Kaeser: Unser regionales Portfolio ist sehr<br />
breit gestreut und deckt sämtliche Geschäftsbereiche<br />
ab. Im Energiesektor bereiten wir<br />
die Lieferung von zwölf Gasturbinen, 19<br />
Generatoren und sechs Dampfturbinen für<br />
das 4.000-Megwatt-Kraftwerk Qurayyah<br />
im Osten Saudi-Arabiens vor. Das Gas- und<br />
Dampfturbinen-Werk (GuD) wird gut zehn<br />
Prozent der inländischen Elektrizitätsnachfrage<br />
decken. Außerdem hat Siemens einen<br />
Vertrag über die Lieferung wichtiger Komponenten<br />
für ein weiteres GuD-Kraftwerk<br />
in Saudi-Arabien unterzeichnet. Die Anlage<br />
im Wert von 966,8 Mio. US-Dollar wird im<br />
Südwesten des Königreichs in Jazan Economic<br />
City entstehen. Für Healthcare haben<br />
wir kürzlich einen Großauftrag in Saudi-<br />
Arabien gewonnen. Wir haben in verschiedenen<br />
Ländern ca. 80 Personen im Umgang<br />
mit MRI, Mammographie und Ultrasound-<br />
Technologie geschult und werden auf diesem<br />
Gebiet auch in Zukunft sehr aktiv sein.<br />
Weiterhin hat Siemens letztes Jahr den Zuschlag<br />
für die schlüsselfertige Errichtung eines<br />
Tramsystems in Doha erhalten. Hier wird<br />
Siemens Straßenbahnen liefern, die speziell<br />
auf Katars klimatische Bedingungen ausgerichtet<br />
sind und komplett oberleitungsfrei<br />
fahren werden. Hinzu kommt ein Auftrag für<br />
ein schlüsselfertiges System für das derzeit<br />
größte Metro-Projekt der Welt in Riyadh.<br />
Dieser Erfolg ist ein weiteres Beispiel für unsere<br />
führende Position in dieser Region.<br />
Foto: Siemens press picture<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
34
INTERVIEW<br />
SOUQ<br />
SOUQ: Wie wichtig ist es, in der Region vor<br />
Ort präsent zu sein?<br />
Kaeser: Es geht nicht nur darum, vor Ort präsent<br />
zu sein. Als Unternehmen müssen wir auf<br />
die gesellschaftlichen Bedürfnisse vor Ort und<br />
die unserer Kunden eingehen. Das bedeutet,<br />
langfristige Strukturen und Beziehungen zu<br />
Kunden und Partnern in der Region aufzubauen.<br />
Und wir müssen Arbeitskräfte ausbilden<br />
und dafür sorgen, dass diese dauerhaft vor Ort<br />
sind. Dies ist ein wichtiger Teil unserer Strategie<br />
– global und im Mittleren Osten.<br />
SOUQ: Worauf kommt es beim Aufbau solcher<br />
Strukturen an?<br />
Kaeser: Man braucht für den Aufbau solcher<br />
Strukturen Zeit und Kontinuität. Siemens<br />
ist zum Beispiel seit Mitte der 50er Jahre<br />
ununterbrochen in Saudi-Arabien aktiv. Für<br />
Kuwait und die VAE gilt das gleiche seit den<br />
60er und 70er Jahren. Es ist entscheidend, sich<br />
von wirtschaftlichen Zyklen oder politischen<br />
Entwicklungen nicht beeinlussen zu lassen.<br />
Libyen ist ein gutes Beispiel. Siemens ist<br />
dort seit 1957 aktiv und hat seit 1972 eine<br />
dauerhafte Vertretung im Land. Trotz der<br />
turbulenten Entwicklungen hat Siemens<br />
Anfang letzten Jahres dafür gesorgt, dass<br />
die Elektrizitätsversorgung des beschädigten<br />
Misrata Kraftwerks im Schnellverfahren<br />
wieder hergestellt wurde. Damit wurde tausenden<br />
Menschen wieder Zugang zu Strom<br />
verschafft. Im Klartext heißt das: Nur wenn<br />
man als Unternehmen bereit ist, auch in<br />
schwierigen Zeiten Verantwortung zu übernehmen,<br />
kann man sich als glaubwürdiger<br />
und zuverlässiger Partner etablieren.<br />
SOUQ: In welchen Bereichen investiert Siemens<br />
in der Region?<br />
Kaeser: Wir investieren natürlich in viele Projekte<br />
wie beispielsweise unser Gasturbinenwerk<br />
in Dammam in Saudi-Arabien oder unsere neue<br />
regionale Hauptniederlassung in Abu Dhabi.<br />
Vor allem aber investieren wir in die Aus- und<br />
Weiterbildung von Menschen hier in der Region.<br />
Dazu gehören unsere „Siemens Experimentierkästen“,<br />
mit denen Schulkinder lernen, wie<br />
zum Beispiel Elektrizitätsgewinnung funktioniert<br />
oder wie wichtig die Schonung unserer<br />
natürlichen Ressourcen ist. Außerdem hoffen<br />
wir, so Interesse an Wissenschaft und Technologie<br />
zu wecken. Hinzu kommt der „Siemens<br />
Student Award Middle East“, ein Preis der dieses<br />
Jahr zum zweiten Mal vergeben wird. Teilnehmer<br />
müssen Lösungen zu realen Problemen<br />
ausarbeiten, welche die nachhaltige Entwicklung<br />
der Region beeinlussen können.<br />
Des Weiteren nehmen 36 Studenten aus Saudi-<br />
Arabien an einem dreijährigen, von Siemens<br />
geförderten Ausbildungsgang für Elektrik und<br />
Mechanik am Saudi Petroleum Services Polytechnic<br />
teil. Und in den VAE gibt es seit einiger<br />
Zeit das „Siemens Mechatronic Systems Certiication<br />
Program“. In diesem Rahmen werden<br />
Erich Kaeser, CEO Siemens Mittlerer Osten<br />
30 emiratische Studenten als Mechatroniker<br />
und Techniker zertiiziert. Siemens fördert<br />
weitere 40 emiratische Studenten, damit diese<br />
an einem Weiterbildungsprogramm zum Mechaniker<br />
und Schweißer teilnehmen können.<br />
Das zeigt, wie ernst wir die Ausbildung der<br />
Menschen in dieser Region nehmen.<br />
SOUQ: Nimmt der Wettbewerb in dieser Region<br />
zu?<br />
Kaeser: Wie schon erwähnt, ist der Mittlere<br />
Osten ein wichtiger Markt für Siemens. Als<br />
globales Unternehmen sind wir Konkurrenz<br />
gewohnt, und wir betrachten gesunden und<br />
fairen Wettbewerb als grundsätzlich positiv. Ich<br />
persönlich bin seit mehr als 30 Jahren im Mittleren<br />
Osten und bin sehr zuversichtlich, dass<br />
Siemens dank der starken lokalen Präsenz, der<br />
Innovationskraft und der ausgewiesenen technologischen<br />
Exzellenz auch weiterhin eine führende<br />
Rolle in diesem Markt spielen wird.<br />
Für die Shuaibah Water and Electricity Company in Riad errichtet Siemens in Kooperation mit der Doosan Heavy Industries & Construction schlüsselfertiges<br />
Dampfkraftwerk mit Meerwasserentsalzungsanlage<br />
Foto: Siemens press picture<br />
35<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
INTERVIEW<br />
Das Start-Up Unternehmen Weladna ist eine 2012 gegründete ägyptische Initiative<br />
„Unternehmertum und Selbstständigkeit sind<br />
gerade für Frauen hervorragend geeignet!“<br />
Die Ägypterin Fatma Azmy gründete Weladna zusammen mit ihrer Partnerin Maissa Abdel Rahmane im September<br />
2012. Die Sozialunternehmerinnen arbeiten bei der Herstellung ihrer Produkte bevorzugt mit lokalen Unternehmen<br />
zusammen, um die einheimische Wirtschaft zu fördern. So bestehen beispielsweise Textilien ausschließlich aus hochwertiger<br />
ägyptischer Baumwolle. Im Februar gewannen die Unternehmerinnen den „Pioneers of Egypt Award“ des<br />
Synergos Instituts. Azmy nahm außerdem am Projekt „Class of <strong>2013</strong>“ teil, das vom Auswärtigen Amt im Rahmen<br />
der Transformationspartnerschaften 2012/<strong>2013</strong> finanziert wird.<br />
Ginzel: Fatma, Sie sind Gründerin und Social<br />
Entrepreneur. Wann haben Sie Ihr Unternehmen<br />
„Weladna“ gegründet?<br />
Azmy: Meine Partnerin und ich haben vor<br />
zwei Jahren mit der Planung angefangen. Da<br />
Weladna ein design-basiertes Unternehmen<br />
ist, hat zum Beispiel die Gestaltung unserer<br />
Webseite viel Zeit in Anspruch genommen.<br />
Ofiziell gegründet haben wir Weladna dann<br />
im September 2012, also vor einem Jahr.<br />
Ginzel: Welche Business-Idee steckt hinter<br />
Weladna?<br />
Azmy: Meine Businesspartnerin und ich sind<br />
beide Mütter, meine Kinder sind 2 und 8 Jahre<br />
alt. Wir wollten die Kreativität und Fantasie<br />
von Kindern nutzen, um spielerisch Werte wie<br />
Toleranz und Weltoffenheit zu vermitteln. Im<br />
Prinzip gibt es zwei Produktlinien: Room-in-a-<br />
Box und Mag-Know.<br />
Ginzel: Was steckt hinter Mag-Know?<br />
Azmy: Mag-Know ist eher ein erzieherisches<br />
Produkt, eine Art magnetisches Brettspiel.<br />
Derzeit gibt es zwei Varianten: „Weladna“<br />
(arabisch für „Unser Land“) und das Reward<br />
Board. Mit dem Reward Board können Eltern<br />
ihren Kinder spielerisch Benimmregeln und<br />
Werte vermitteln, bei Weladna geht es darum,<br />
dass Kinder spielerisch entdecken, wie Kinder<br />
in anderen Regionen Ägypten aufwachsen,<br />
welche kulturellen Aspekte Besonderheiten<br />
der Regionen sind. Leider wird ägyptischen<br />
Kindern in der Schule kein offenes Denken<br />
beigebracht, besonders Kinder in Kairo wissen<br />
sehr wenig über den Rest des Landes und wie<br />
die Menschen dort leben. Weladna vermittelt<br />
geograisches und und kulturelles Wissen und<br />
fördert so den Abbau von sozialen und kulturellen<br />
Spaltungen.<br />
Ginzel: Mit welchen Schwierigkeiten haben<br />
Unternehmensgründer in Ägypten zu rechnen<br />
und was hat sich in dieser Hinsicht verändert<br />
seit den politischen Umbrüchen?<br />
Azmy: Prinzipiell werden Unternehmens-<br />
gründern hier wenig Steine in den Weg gelegt.<br />
Es ist hauptsächlich ein bürokratischer Aufwand.<br />
Man benötigt unglaublich viele Papiere<br />
und muss sich durch die gesamte Bürokratie-<br />
Hierarchie arbeiten. Wer Zeit und Energie sparen<br />
will nimmt sich deshalb einen Anwalt, der<br />
sich auskennt und die entscheidenden Schritte<br />
unternimmt. Mit der Revolution ist es allerdings<br />
schwieriger geworden: viele Büros sind<br />
nur unregelmäßig geöffnet, was den Prozess<br />
erheblich verlangsamt.<br />
Ginzel: Sie haben Ihr Unternehmen bislang<br />
nur mit Eigenkapital inanziert, welche Möglichkeiten<br />
haben Unternehmer, denen das nötige<br />
Kapital zur Gründung fehlt?<br />
Azmy: Abhängig von der Unternehmensform,<br />
die man wählt, braucht man in Ägypten gar<br />
nicht viel Startkapital. Bei einer Limited Liability<br />
Company wie unserer sind es beispielsweise<br />
nur 50.000 Ägyptische Pfund, etwa 5.000<br />
Euro. Einen Gründerkredit zu bekommen ist<br />
vielleicht schwieriger als in Deutschland, aber<br />
es bestehen durchaus Möglichkeiten. Es gibt<br />
Foto: Weladna<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
36
INTERVIEW<br />
SOUQ<br />
Business-Engel, einige Gründerzentren und<br />
nicht zuletzt die Banken.<br />
„Unternehmertum und<br />
Selbstständigkeit sind gerade für<br />
Frauen hervorragend geeignet!“<br />
Ginzel: In Deutschland wird immer wieder<br />
über die Herausforderungen für Frauen in der<br />
Wirtschaft diskutiert, denken Sie, dass Sie im<br />
Vergleich zu Ihren männlichen Wettbewerbern<br />
einen schwereren Stand haben?<br />
Azmy: Ich denke, dass gerade Unternehmertum<br />
und Selbstständigkeit für Frauen hervorragend<br />
geeignet sind, vielleicht sogar besser<br />
als für Männer. Als Unternehmerin kann ich<br />
meine Zeit selber einteilen, so dass die Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie leichter wird.<br />
Als Angestellte kann ich eben maximal drei<br />
Monate in den bezahlten Mutterschutz gehen,<br />
seit ich selbstständig bin, kann ich arbeiten<br />
und trotzdem viel Zeit mit meinen Kindern<br />
verbringen.<br />
Für weibliche Gründer gibt es<br />
kostenlose Management- und<br />
Marketingkurse<br />
Ginzel: Wie organisieren sich ägyptische Unternehmerinnen,<br />
gibt es auf Frauen ausgerichtete<br />
Verbände?<br />
Azmy: Meine Partnerin und ich haben uns<br />
Vereinigungen für Start-Up- und Sozialunternehmer<br />
angeschlossen, von denen ist keine<br />
ausschließlich für Frauen zuständig.<br />
Ägypten bietet optimalen<br />
Nährboden für junge Unternehmen<br />
Ginzel: Nach anfänglichen Schwierigkeiten,<br />
bedingt durch die unruhige politische Lage, die<br />
auch den Konsum in Ägypten gedrückt hat,<br />
sind Sie mit Weladna nun beim Break-even<br />
angelangt. Wie geht es weiter – Produktdiversiizierung<br />
oder internationale Expansion?<br />
Azmy: Wir wollen beides! Zurzeit arbeiten wir<br />
an einem neuen Brettspiel über Religionen. Ich<br />
habe es satt, dass Menschen in Ägypten sich<br />
über ihre Religionszugehörigkeit deinieren<br />
und so die Gesellschaft immer tiefer spalten.<br />
In diesem Spiel werden Kindern also Gemeinsamkeiten<br />
und Unterschiede der fünf großen<br />
Religionen vermittelt, um Vorurteile, Unverständnis<br />
und Intoleranz abzubauen.<br />
unseren Zwischenhändler in Dubai in alle<br />
GCC-Staaten.<br />
Ginzel: Sie schauen also positiv in die Zukunft?<br />
Azmy: Absolut! Entrepreneurship ist der<br />
Trend in Ägypten, das Klima ist ausgezeichnet<br />
für Gründer. Die Mehrheit der Ägypter ist<br />
jung, die Kaufkraft ist enorm. Auch wenn die<br />
politische Lage eine Herausforderung ist, dies<br />
ist die Zeit, den Samen zu planzen. Auch für<br />
deutsche Unternehmen oder Gründer ist es<br />
eine tolle Gelegenheit, nach Ägypten zu kommen<br />
und hier zu investieren oder Jointventures<br />
aufzubauen.<br />
Zur Autorin<br />
Das Interview wurde von Laura Ginzel geführt.<br />
Es wurde in Kooperation mit dem Magazin<br />
zenith veröffentlicht.<br />
Foto: Dawid Meckel<br />
Ginzel: Gibt es spezielle Fördermaßnahmen<br />
für weibliche Start-Up-Gründer?<br />
Azmy: Oh ja, die gibt es – sehr viel mehr als<br />
für Männer. Die American University in Cairo<br />
(AUC) zum Beispiel bietet Frauen kostenlos<br />
Kurse in den Bereichen Management, Marketing<br />
und Unternehmertum an, genau wie die<br />
Deutsche Universität.<br />
Gleichzeitig versuchen wir, Weladna neue<br />
Märkte zu erschließen. Bei der Kind+Jugend-<br />
Messe in Köln haben wir das Spiel Roomin-a-Box<br />
vorgestellt und sehr positive<br />
Rückmeldungen von deutschen Händlern<br />
erhalten. Deshalb arbeiten wir jetzt an unserer<br />
CE-Zertifizierung, um das Produkt<br />
in Deutschland vertreiben zu können. Die<br />
Mag-Know-Brettspiele vertreiben wir über<br />
Fatma Azmy<br />
Bei dem Spiel Weladna (Deutsch: „unser Land“) lernen Kinder spielerisch kulturelle Besonderheiten verschiedener Regionen kennen<br />
Foto: Weladna<br />
37<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
NEUE ARABISCHE MITGLIEDER<br />
5ps marketing & advertising<br />
As an advertising and marketing agency, we have been successfully supporting<br />
companies in Qatar for several years for their projects in the GCC<br />
states and Europe. Primarily servicing clients in the Oil and Gas, Banking and<br />
Educational sector, the agency has come a long way since its beginnings in<br />
2005. Over the years, the scope of services has expanded to include exhibition<br />
stand design and execution, interior design, event management and a dedicated<br />
multimedia studio, in addition to its core business. It is the only agency in<br />
Qatar, with a fabrication facility in the Industrial zone for the construction of<br />
custom-built exhibition stands.<br />
Ali Gardezi<br />
Managing Partner<br />
5ps marketing & advertising<br />
Office 3, Floor 6, Al Badiya Building, Grand Hamad Street | Doha | Qatar<br />
Phone: +974-44667303 | Fax: +974-44667403<br />
ali@5ps.com.qa | www.5ps.com.qa<br />
Al-Gihaz Holding<br />
Founded by Said Ali Al-Angari in 1975, AlGihaz has grown from a small contracting<br />
irm to a multibillion Saudi Riyals group of companies. The group comprises<br />
of a number of irms, which collaborate to form a prominent entity of various<br />
activities that include power energy, electrical, mechanical & HVAC, telecommunication,<br />
civil, engineering & design, physical model making & 3D visualization, environmental,<br />
structural, commercial, industrial, high end technology products, information<br />
technology, security systems and solutions, value added services (VAS),<br />
healthcare, trading, and real estate development. AlGihaz is today a fast growing<br />
Saudi conglomerate with a workforce of over 3800 staff.<br />
Mr. Sami Al-Angari<br />
President<br />
Al-Gihaz Holding<br />
P.O.Box 7451 | Riyadh 11462 | Saudi Arabia<br />
Phone: +966-1-4609000 | Fax: + +966-1-4609080<br />
main@algihaz.com | www.algihaz.com<br />
Al Saif Advocates & Legal Consultants<br />
We are Al Saif Advocates & Legal Consultants a law irm established in Baghdad<br />
with legal services provided in North of Iraq (Erbil & Sulaimaniya), South of Iraq<br />
(Basra) & middle of Iraq (Najaf & Karbala), it’s a irm by a group of advocates and<br />
legal consultants possessing vast experience in various legal areas.<br />
Al Saif Advocates & Legal Consultants place the highest value on details, diversity,<br />
collaboration, and team spirit providing clients with seamless representation thus,<br />
attaining exceptional results each member of our team of professionals and qualiied<br />
administrative staff is fully committed to providing our clients with accurate,<br />
thorough and cost effective advice.<br />
Saifuldeen Mohsin<br />
Director<br />
Al Saif Advocates & Legal Consultants<br />
Karrada Arassat Al-Hindia-Near Home Center Locality-925/<br />
street-23/ building 69 | Baghdad | Iraq<br />
Phone: +964-7712929959 / +964-7700877999<br />
info@saiflaw.com | www.saiflaw.com<br />
Nexus Business Services/ Nexus Agencies<br />
We provide a “one-stop shop” for all your relocation, PRO and business formation needs in<br />
the UAE. Nexus was founded in Abu Dhabi in June 2009 and continued to grow through<br />
its ofices in Abu Dhabi with forward planning, investments in new services, and ambitious<br />
plans to engage new clients across all sectors, and countries. Nexus aims to maintain dominance<br />
in this dynamic market. Nexus has presence and representatives based in: South<br />
East Asia, United Kingdom, The Netherlands, Russia and Germany with plans for further<br />
expansion. Nexus aims to allow new entrants to concentrate on their business plan, while<br />
we clear a path with streamlined license, visa and related services through professionalism,<br />
unique contacts and a partnership approach to our clients’ businesses.<br />
Souad Mohamed Al Hosani<br />
President<br />
Nexus Business Services/ Nexus Agencies<br />
Khalifa Street, Daughters of Al-Otaiba Building |<br />
P.O.Box: 114564 | Abu Dhabi | UAE<br />
Phone: +971-2-6277442 | Fax: +971-2-6260553<br />
souad@nbsuae.ae | www.nbsuae.ae<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
38
WARENVERKEHR<br />
SOUQ<br />
Die deutschen Warenausfuhren in die arabische Welt<br />
nehmen im ersten Halbjahr <strong>2013</strong> um 8,1 Prozent zu<br />
Die deutschen Warenexporte in die arabischen<br />
Länder befinden sich weiter im Aufwind.<br />
Sie expandierten im ersten Halbjahr<br />
<strong>2013</strong> gegenüber der Vorjahresperiode um 8,1<br />
Prozent auf 16,957 Mrd. Euro. Leicht rückläufig<br />
waren dagegen die deutschen Importe<br />
aus der arabischen Welt. Sie nahmen um 3,1<br />
Prozent auf 7,35 Mrd. Euro ab.<br />
Das Ranking der Empfängerländer von<br />
deutschen Waren führt im ersten Halbjahr<br />
Saudi-Arabien an. Die Exporte in das Königreich<br />
wuchsen überdurchschnittlich stark<br />
um 10,4 Prozent auf 4,67 Mrd. Euro. In der<br />
Rangliste folgen die Vereinigten Arabischen<br />
Emirate (VAE) mit 4,141 Mrd. Euro (plus 4,7<br />
Prozent). Auf dem dritten Platz im Ranking<br />
liegt weiter Ägypten (plus 0,1 Prozent), gefolgt<br />
von Algerien (plus 18,8 Prozent). Immer<br />
besser in Schwung kommt das Geschäft<br />
mit dem Irak. Die deutschen Ausfuhren in<br />
das Zweistromland nahmen im ersten Halbjahr<br />
um 31 Prozent zu. Noch stärker war der<br />
Zuwachs der Exporte nach Libyen (plus 88,4<br />
Prozent). Auch die Ausfuhren nach Marokko<br />
(plus 13,2 Prozent) und Tunesien (plus 6,5<br />
Prozent) legten weiter deutlich zu.<br />
Bei den deutschen Importen aus der arabischen<br />
Welt konnte Libyen seine Position als<br />
wichtigstes Lieferland weiter ausbauen. Die<br />
Einfuhren aus dem Maghreb-Land nahmen<br />
um 15,9 Prozent auf 3,074 Mrd. Euro zu. Auf<br />
dem zweiten Platz im Import-Ranking liegt<br />
Algerien, gefolgt von Ägypten, Tunesien,<br />
Saudi-Arabien und Marokko.<br />
Deutsch-Arabischer Warenaustausch von Januar bis Juni <strong>2013</strong><br />
Einfuhr in Mio. Euro<br />
Ausfuhr in Mio. Euro<br />
Jan.-Juni <strong>2013</strong> Jan.-Juni 2012 +/- (%) Jan.-Juni <strong>2013</strong> Jan.-Juni 2012 +/- (%)<br />
Ägypten<br />
760,9<br />
901,8<br />
-15,62<br />
1.284,3<br />
1.283<br />
0,10<br />
Algerien<br />
813,8<br />
779,4<br />
4,41<br />
1.031,4<br />
868,1<br />
18,81<br />
Bahrain<br />
22,8<br />
19,8<br />
15,15<br />
177,2<br />
193<br />
-8,19<br />
Dschibuti<br />
0,017<br />
0,021<br />
-19,05<br />
10<br />
5<br />
100,00<br />
Irak<br />
98,7<br />
145,6<br />
-32,21<br />
736,6<br />
562,1<br />
31,04<br />
Jemen<br />
2,4<br />
2,4<br />
0,00<br />
84,1<br />
54,8<br />
53,47<br />
Jordanien<br />
10,4<br />
7,4<br />
40,54<br />
345,6<br />
537,1<br />
-35,65<br />
Katar<br />
100,3<br />
389,3<br />
-74,24<br />
598,2<br />
489,9<br />
22,11<br />
Komoren<br />
1,4<br />
1,4<br />
0,00<br />
3,9<br />
1,5<br />
160,00<br />
Kuwait<br />
146,8<br />
31,3<br />
369,01<br />
642,8<br />
571,3<br />
12,52<br />
Libanon<br />
22,9<br />
24,6<br />
-6,91<br />
409,1<br />
461,1<br />
-11,28<br />
Libyen<br />
3074<br />
2651,1<br />
15,95<br />
551,2<br />
292,5<br />
88,44<br />
Marokko<br />
471,6<br />
437,9<br />
7,70<br />
870,3<br />
768,6<br />
13,23<br />
Mauretanien<br />
61,4<br />
76,4<br />
-19,63<br />
71,8<br />
72,6<br />
-1,10<br />
Oman<br />
24,3<br />
24,1<br />
0,83<br />
407,3<br />
372,2<br />
9,43<br />
Palästina<br />
0,263<br />
0,21<br />
25,24<br />
27,1<br />
22,6<br />
19,91<br />
Saudi-Arabien<br />
626,5<br />
836,9<br />
-25,14<br />
4.670,3<br />
4.228,2<br />
10,46<br />
Somalia<br />
0,5<br />
0,26<br />
92,31<br />
1,5<br />
0,6<br />
150,00<br />
Sudan<br />
7,2<br />
9,1<br />
-20,88<br />
106,3<br />
89,9<br />
18,24<br />
Syrien<br />
10,7<br />
50,9<br />
-78,98<br />
41<br />
152<br />
-73,03<br />
Tunesien<br />
728,6<br />
782,9<br />
-6,94<br />
745,5<br />
699,7<br />
6,55<br />
VAE<br />
365<br />
412,6<br />
-11,54<br />
4.141,9<br />
3.952,7<br />
4,79<br />
Zusammen<br />
7.350,48<br />
7.585,391<br />
-3,10<br />
16.957,4<br />
15.678,5<br />
8,16<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />
39<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>
SOUQ MESSEN<br />
Messen in der arabischen Welt im ersten Halbjahr 2014<br />
Datum Name Branche Stadt Land<br />
27.01.-30.01.2014 Arab Health Medizin- und Gesundheitssektor<br />
Dubai<br />
VAE<br />
30.01.-06.02.2014 31 st Session of International<br />
Fair of<br />
Khartoum<br />
17.02.-21.02.2014 International Exhibition<br />
and Forum for<br />
Education (IEFE)<br />
Landwirtschafts- und Industrietechnik,<br />
Ausrüstungen,<br />
Elektronik und Dienstleistungen<br />
Bildung und Weiterbildung,<br />
IT<br />
Khartum<br />
Riad<br />
Sudan<br />
Saudi-Arabien<br />
26.02.-01.03.2014 Solaire Expo Erneuerbare Energien Casablanca Marokko<br />
09.03.-12.03.2014 The Big 5 Saudi Baugewerbe Djidda Saudi-Arabien<br />
10.03.-13.03.2014 Project Iraq Baugewerbe Bagdad Irak<br />
10.03.-13.03.2014 Elenex Energie und Strom Bagdad Irak<br />
17.03.-20.03.2014 The Big Show Baugewerbe, Inneneinrichtung<br />
23.04.-26.04.2014 M.I.T. Marché Méditerranéen<br />
International<br />
du Tourisme<br />
Tourismus im Mittelmeerraum<br />
Maskat Oman<br />
Tunis<br />
05.05.-08.05.2014 Arabian Travel Market Tourismus Dubai VAE<br />
Tunesien<br />
08.05.-10.05.2014 EgyMedica Kairo Medizin- und Gesundheitssektor<br />
12.05.-15.05.2014 Project Qatar Baugewerbe und Umwelttechnologie<br />
Kairo<br />
Doha<br />
Ägypten<br />
Katar<br />
19.05.-22.05.2014 10 th International<br />
Building & Construction<br />
Exhibition<br />
20.05.-23.05.2014 Cityscape Egypt Immobilien, Investment und<br />
Entwicklung<br />
26.05.-28.05.2014 Iraq Medicare Medizin- und Gesundheitssektor<br />
27.05.-29.05.2014 5th Gulf Environment<br />
and Sustainable<br />
Development<br />
Conference<br />
Baugewerbe Tripoli Libyen<br />
Umwelttechnologie, Erneuerbare<br />
Energien, Wasser<br />
02.06.-05.06.2014 Jimex Amman Maschinen, Elektrizität,<br />
Erneuerbare Energien<br />
Kairo<br />
Erbil<br />
Riad<br />
Amman<br />
Ägypten<br />
Irak<br />
Saudi-Arabien<br />
Jordanien<br />
03.06.-06.06.2014 Project Lebanon Baugewerbe Beirut Libanon<br />
03.06.-06.06.2014 Energy Lebanon Energie, Strom, Beleuchtung Beirut Libanon<br />
03.06.-06.06.2014 EcOrient Umwelttechnologie, Nachhaltigkeit,<br />
Erneuerbare Energien<br />
Beirut<br />
Für mehr Informationen können Sie uns gerne kontaktieren: ghorfa@ghorfa.de<br />
Libanon<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong><br />
40
Before<br />
After<br />
SOUQ<br />
The effi cient way of cleaning production equipment:<br />
Dry Ice Cleaning by Ice Field<br />
Dry Ice Cleaning technology benefi ts<br />
• Reduction of downtime<br />
• No surface erosion on metal, ceramic, glass<br />
• No solid or liquid blasting material waste<br />
• No cleaning agent residue remaining on surfaces<br />
• Wide range of applications: removes lubricants,<br />
separating agents, lacquer coatings and all kinds of<br />
surface oxidation<br />
Services<br />
• Dry ice production<br />
• Dry ice cleaning<br />
• High pressure water cleaning<br />
• Enquiring service<br />
Application areas<br />
• Chemical industry<br />
• Printing industry<br />
• Rubber industry<br />
• Food industry<br />
• Airport maintenance<br />
• Oil industry<br />
• Pharmaceutical industry<br />
• Shipyards<br />
Find out more about us and the dry ice cleaning technology:<br />
Ice Field Dry Ice Engineering GmbH // Industriepark Hoechst Building C 346<br />
D-65926 Frankfurt/Main // Germany // Fon: +49 (69) 305 52 400 // Fax: +49 (69) 308 52 404<br />
E-mail: info@icefi eld.de // www.icefield.de<br />
41<br />
SOUQ / 3/<strong>2013</strong>