Jahresbericht - Öffentlicher Gesundheitsdienst
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Einblicke in die Arbeit – kurz zusammengefasst<br />
Betriebliche Gesundheit in der Landesverwaltung verankern<br />
Kurt Gläser, Ref. 96<br />
Prävention<br />
Seit 2011 fördert das Land Baden-Württemberg die<br />
Gesundheit seiner Landesbediensteten mit 6 Mio.<br />
Euro jährlich. Das Landesgesundheitsamt Baden-<br />
Württemberg (LGA) evaluiert diesen Prozess und<br />
unterstützt die Einführung und Umsetzung eines<br />
Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) mit<br />
System. Das Ziel ist, den Gesundheitsgedanken landesweit<br />
in den betrieblichen Strukturen und Prozessen<br />
zu verankern.<br />
Auf der Basis von Experteninterviews mit 23 Organisationen<br />
der Landesverwaltung – darunter alle<br />
Ministerien, der Rechnungshof sowie die Interessenvertretungen,<br />
der Arbeitskreis Chancengleichheit und<br />
weitere Behörden – ermittelte das LGA die qualitative<br />
Umsetzung des BGM in der Landesverwaltung in den<br />
Jahren 2011 und 2012. Ergänzend zu dieser explorativen<br />
Fallstudie wurden die veranlassten Maßnahmen<br />
zur Gesundheitsförderung in der Fläche auch quantitativ<br />
erfasst. Dazu wurden Dokumentationsbögen<br />
aus über 275 Organisationen der Landesverwaltung<br />
ausgewertet. Ziel war es, einen weitgehend repräsentativen<br />
Überblick über die umgesetzten Maßnahmen<br />
des Gesundheitsmanagements, die Beteiligung der<br />
Beschäftigten sowie die Art und Weise der Mittelverwendung<br />
zu erhalten.<br />
Im Ergebnis ist die Notwendigkeit des BGM auf allen<br />
Ebenen der Landesverwaltung angekommen. Erforderliche<br />
Strukturelemente, wie Steuerkreise, Dienstvereinbarungen,<br />
Zuweisung von Verantwortlichkeiten<br />
etc., sind weitgehend etabliert. Die Führungsebenen<br />
stehen hinter dem Gesundheitsmanagement. Der<br />
Schwerpunkt der Maßnahmen lag bisher aber stark<br />
auf verhaltensorientierten Angeboten in den Bereichen<br />
Bewegung, Stressbewältigung, Gesundes<br />
Arbeitsumfeld, Führung und Gesundheit. Verhältnisbzw.<br />
ursachenorientierte Maßnahmen, die Mitarbeiterorientierung<br />
(Partizipation) und die systematische<br />
Implementierung eines nachhaltig wirksamen BGM<br />
im Sinne eines ständigen Verbesserungsprozesses<br />
sind dagegen noch ausbaufähig – und gleichzeitig<br />
dringend geboten.<br />
Die Empfehlungen des LGA waren deshalb, dass<br />
die obersten Führungsebenen in den einzelnen Häusern<br />
planvolle und an mittel- und langfristigen Zielen<br />
orientierte BGM-Prozesse noch stärker fordern und<br />
fördern sollten. Eine Grundlage dafür bietet die Orientierung<br />
an der DIN SPEC 91020 BGM, deren Umsetzung<br />
das LGA durch Fortbildungen und Vor-Ort-Beratungen<br />
unterstützt. Die Spezifikation des Deutschen<br />
Instituts für Normung e. V. ist im Juli 2012 erschienen<br />
und fordert, dass eine betriebliche Gesundheitspolitik<br />
mit Klärung und Durchsetzung von Zuständigkeiten,<br />
Kompetenzen, Entscheidungswegen und Ressourcen<br />
zur „Chefsache“ werden muss. Bestätigt wurde diese<br />
Forderung durch Ergebnisse der Experteninterviews,<br />
in denen die „Unterstützung durch die Hauspitze“ als<br />
wichtigster Erfolgsfaktor für die nachhaltige Umsetzung<br />
des Gesundheitsmanagements genannt wurde.<br />
Unumgänglich für ein effektives und effizientes BGM<br />
ist auch eine bedarfsorientierte Maßnahmenplanung<br />
auf der Basis von gesundheitlichen oder strukturellen<br />
Analysen. So kann sich auch die Landesverwaltung<br />
der demografischen Entwicklung nicht entziehen: Mit<br />
der Dienstrechtsreform 2011 und der Anhebung der<br />
Pensionsaltersgrenze auf 67 Jahre sind im Zeitraum<br />
2012-2029 jahresdurchschnittliche Einsparungen von<br />
89 Mio. Euro und kumulierte Einsparungen von ca.<br />
1,63 Mrd. Euro verbunden (Statistisches Landesamt<br />
Baden-Württemberg [2010]: Versorgungsbericht<br />
Baden-Württemberg. Stuttgart, S. 76). Zu den Einsparungen<br />
tragen aber auch Versorgungsabschläge<br />
bei, die bei vorzeitigen Pensionierungen greifen. Wie<br />
beeinflussen sich aber finanzielle Zwänge, „durchzuhalten“,<br />
und Fehlzeitenquoten im Vorruhestandsalter<br />
bzw. Präsentismus-Phänomene gegenseitig (Leistungsminderung<br />
bzw. Anwesenheit am Arbeitsplatz<br />
bei beginnender oder bestehender Krankheit)? Dies<br />
gilt es zu beobachten und möglichst weit im Vorfeld<br />
entgegen zu steuern.<br />
Alle Facetten des BGM sind dabei gefordert. Insbesondere<br />
sollte das Betriebliche Eingliederungsmanagement<br />
(BEM) nach § 84 Abs. 2 SGB IX, das ein<br />
integraler Bestandteil eines modernen BGM ist, deutlich<br />
ausgebaut und dessen Nutzen erkannt werden.<br />
BGM ist ein Signal, die soziale Verantwortung für<br />
die Gesundheit der Beschäftigten wahr zu nehmen.<br />
Und neben dem Erhalt der Leistungsfähigkeit bei alternden<br />
Belegschaften dient BGM – richtig kommuniziert<br />
– auch als modernes Instrument zur Mitarbeiterbindung<br />
und zur Attraktivitätssteigerung des Arbeitgebers.<br />
Potentiale ergeben sich dabei auch aus<br />
den Synergieeffekten, die die vielfältigen Ansätze<br />
des Ressorts in sich tragen und die es zu vernetzen<br />
gilt. Eine Intranet gestützte Wissensplattform zum<br />
Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen<br />
den strategischen Partnern (LGA, Führungsakademie<br />
und Unfallkasse Baden-Württemberg) und den<br />
BGM-Verantwortlichen in den einzelnen Behörden,<br />
Dienststellen und Verwaltungen soll deshalb die effiziente<br />
Verwendung der eingesetzten Haushaltsmittel<br />
weiter steigern und personelle Ressourcen durch die<br />
Verringerung von Doppelarbeiten entlasten.<br />
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg / <strong>Jahresbericht</strong> 2012