Jahresbericht - Öffentlicher Gesundheitsdienst
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Einblicke in die Arbeit – kurz zusammengefasst 17<br />
EHEC-Surveillance im Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />
Kathrin Hartelt, Gerda Klittich, Ref. 93<br />
Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) gehören<br />
zu den darmpathogenen Bakterien und sind<br />
u. a. für das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS)<br />
verantwortlich, das überwiegend durch die Serogruppe<br />
O157 hervorgerufen wird. Daneben gibt es eine<br />
Vielzahl an Serogruppen, die humane Infektionen<br />
auslösen können. Um einen Überblick über die in<br />
den Jahren 2009-2012 in Baden-Württemberg zirkulierenden<br />
EHEC-Serogruppen zu erlangen, wurden<br />
alle im Landesgesundheitsamt Baden-Würt temberg<br />
(LGA) positiven Proben weiter typisiert.<br />
Bakterien der Spezies Escherichia coli (E. coli) sind<br />
Bestandteil der Darmflora und durch das Auftreten<br />
verschiedener Pathotypen oder Wirkgruppen charakterisiert.<br />
Eine besonders gefährliche Subgruppe der<br />
darmpathogenen E. coli-Bakterien stellen in den Industrieländern<br />
EHEC-Bakterien dar, da sie für die hämorrhagische<br />
Kolitis und für das sich extraintestinal<br />
manifestierende HUS verantwortlich gemacht werden.<br />
Eine EHEC-Infektion kann durch den Kontakt zu Wiederkäuern,<br />
durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln<br />
oder durch Mensch-zu-Mensch-Kontakt<br />
erfolgen. Gemeinsames Merkmal aller EHEC-Bakterien<br />
ist die Fähigkeit zur Bildung von Zytotoxinen, sog.<br />
Shigatoxinen (Stx), die zwei Hauptgruppen (Stx 1<br />
und<br />
Stx 2<br />
) zugeordnet werden. Schwere Erkrankungen<br />
wie das HUS, welches durch hämolytische Anämie,<br />
Thrombozytopenie und Nierenversagen bis hin zur<br />
Anurie charakterisiert ist, werden überwiegend durch<br />
Stx 2<br />
produzierende EHEC hervorgerufen. In den letzten<br />
Jahren wurde jedoch auch eine große Anzahl unterschiedlicher<br />
Stx-produzierender-Stämme von Patienten<br />
isoliert, die nur milde gastroenteritische Symptome<br />
aufwiesen.<br />
Aufgrund ihrer Antigenstruktur<br />
gehören E.<br />
coli verschiedenen Serogruppen<br />
an. Die weltweit<br />
wichtigste humanpathogene<br />
Serogruppe<br />
ist E. coli O157. Dies trifft<br />
auch für Deutschland zu.<br />
Zunehmend werden jedoch<br />
auch weitere EHEC-<br />
Serogruppen nachgewiesen,<br />
insbesondere O26,<br />
O91, O103, O111 und<br />
O145. Da im Zusammenhang<br />
mit humanen<br />
EHEC-Erkrankungen im-<br />
Serovarbestimmungen<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0 %<br />
mer noch neue Serogruppen bzw. Serovare diagnostiziert<br />
werden, ist eine Definition humanpathogener<br />
Stx-produzierender Stämme gegenwärtig nicht möglich.<br />
Aus diesem Grund wird zur Zeit jeder Stx-Nachweis<br />
als potenzieller EHEC angesehen. Um einen<br />
Überblick über die zirkulierenden Serogruppen bzw.<br />
Serovare zu erhalten, werden die Proben daher weiter<br />
typisiert.<br />
Hierzu werden alle im LGA identifizierten EHECpositiven<br />
Proben an das Nationale Referenzzentrum<br />
für Salmonellen und andere bakterielle Enteritiserreger<br />
in Wernigerode geschickt. Die Auswertung der<br />
Daten aus den Jahren 2009-2012 zeigt, dass der prozentuale<br />
Anteil der EHEC-positiven Proben konstant<br />
zwischen 25,3 und 28,3 % liegt. Allerdings gelingt nur<br />
in 40,9-63,6 % der Fälle eine Serovarbestimmung.<br />
Die vorherrschende Serogruppe O157 wurde im Jahr<br />
2011 durch den Ausbruchsstamm O104:H4 sehr zurückgedrängt.<br />
Durch die vermehrte EHEC-Diagnostik<br />
konnte im Jahr 2011 auch ein großes Spektrum weiterer<br />
Serogruppen identifiziert werden (siehe Abbildung).<br />
Dagegen dominierten im Jahr 2012 nur fünf<br />
Serogruppen. Ob mit einer Verschiebung bzw. Reduktion<br />
der nachgewiesenen Serovare in den nächsten<br />
Jahren zu rechnen ist, bleibt weiter offen.<br />
Die im LGA erhobenen Daten verdeutlichen, dass<br />
eine deutschlandweite EHEC-Surveillance mit entsprechender<br />
Typisierung zur Gefährdungsbeurteilung<br />
für Patienten, für Epidemiologen zur Ausbruchsaufklärung<br />
sowie für den Öffentlichen <strong>Gesundheitsdienst</strong><br />
zur Durchsetzung des Infektionsschutzgesetzes<br />
sinnvoll wäre und daher intensiver durchgeführt<br />
werden sollte.<br />
2009 2010 2011 2012<br />
Jahre<br />
Ergebnis der häufigsten Serovare im LGA<br />
O26<br />
O75<br />
O86<br />
O91<br />
O103<br />
O104<br />
O146<br />
O157<br />
O174<br />
Ont<br />
Orauh<br />
Analyse<br />
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg / <strong>Jahresbericht</strong> 2012