Jahresbericht - Öffentlicher Gesundheitsdienst
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Einblicke in die Arbeit – kurz zusammengefasst 15<br />
Von Mäusen und Menschen mit Hantaviren<br />
Ides Boone, Christiane Wagner-Wiening, Dorothee Lohr, Günter Pfaff, Ref. 95<br />
Befragungen von Erkrankten und Menschen aus ihrer<br />
Nachbarschaft zeigen: Wer mehr über Hantaviren<br />
weiß, hat ein geringeres Risiko, zu erkranken.<br />
Im Jahr 2012 wurden in Baden-Württemberg 1 683<br />
Erkrankungen durch Hantavirus-Infektionen gemeldet,<br />
die die Falldefinition des Robert Koch-Instituts<br />
erfüllen. In der bisher größten Hantavirus-Epidemie<br />
erkrankten mehr Menschen als in den früheren Ausbruchsjahren<br />
2007 (1 089 Fälle) und 2010 (997 Fälle).<br />
Bundesweit wurden 60 % der Hantavirus-Fälle in<br />
Baden-Württemberg gezählt. Der Beginn des Ausbruchs<br />
zeichnete sich bereits im Herbst 2011 durch<br />
einen Anstieg der Fälle ab. Ein starker Fruchtanhang<br />
bei Buchen und Eichen hatte das Jahr 2011 zu einem<br />
Mastjahr mit idealen Nahrungsbedingungen für Rötelmäuse<br />
als Überträger des Hantavirus gemacht.<br />
Die meisten Hantavirus-Erkrankungen wurden zwischen<br />
April und Mai 2012 gemeldet. In den Ausbruchsjahren<br />
2007 und 2010 lag der Gipfel der Erkrankungszahlen<br />
etwa drei bzw. fünf Wochen später. Wie bei<br />
früheren Ausbrüchen waren vor allem Männer (70 %)<br />
in der Altersgruppe zwischen 20-59 Jahren betroffen.<br />
Auch die geografische Verteilung der Hantavirus-Fälle<br />
entsprach den Verbreitungsgebieten der Vorjahre.<br />
Fast die Hälfte der Erkrankungen (46 %) wurden aus<br />
Stuttgart und den Landkreisen Reutlingen, Göppingen,<br />
Esslingen und Böblingen übermittelt. Die am häufigsten<br />
verzeichneten Symptome waren Fieber (89 %), Nierenfunktionsstörungen<br />
(67%), Kopfschmerzen (56%),<br />
Muskel-, Glieder- und Rückenschmerzen (48 %). Zwei<br />
Drittel der Fälle mussten im Krankenhaus behandelt<br />
werden; es gab keinen Todesfall.<br />
Bereits zu Beginn des Jahres 2012 veröffentlichte<br />
das Regierungspräsidium Stuttgart eine Pressemitteilung<br />
des LGA zu Hantaviren und Präventionsmaßnahmen.<br />
Weitere Pressemitteilungen des Landesgesundheitsamtes<br />
Baden-Württemberg (LGA)<br />
im März und im Mai 2012 durch das Ministerium für<br />
Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren<br />
Baden-Württemberg bewirkten ein breites<br />
Medienecho. Um Kenntnisse darüber zu gewinnen,<br />
ob die Informationen zu Risikofaktoren und zur Prävention<br />
von Hantavirus-Infektionen von der Bevölkerung<br />
wahrgenommen werden, wurde in Zusammenarbeit<br />
mit Gesundheitsämtern betroffener Kreise<br />
eine Fall-Kontroll-Studie begonnen. Zwischen Juli<br />
und Dezember wurden 246 Erkrankte (Fälle) und<br />
181 Nichterkrankte (Kontrollen) aus deren Nachbarschaft<br />
zu Risikofaktoren, Anwendung von Präventionsmaßnahmen,<br />
zur Risikowahrnehmung und zum<br />
Kenntnisstand über Hantavirus-Infektionen befragt.<br />
Vorläufige Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass<br />
Präventionsmaßnahmen wie das Tragen von Mundschutz<br />
und Handschuhen zwar bekannt sind, jedoch<br />
im Alltag selten umgesetzt werden. Untersucht wird<br />
nun, ob Nichterkrankte einen höheren Wissenstand<br />
zu Hantaviren als Erkrankte hatten. Nach eigenen<br />
Angaben wandten Nichterkrankte auch Präventionsmaßnahmen<br />
häufiger an, wie Lüften von Räumen vor<br />
dem Reinigen und Händewaschen nach der Arbeit.<br />
Analyse<br />
140<br />
Pressemitteilung 3<br />
120<br />
übermittelte Fälle/Woche<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
Pressemitteilung 1<br />
Pressemitteilung 2<br />
20<br />
0<br />
1 4 7 10 13 16 19 22 25 28 31 34 37 40 43 46 49 52<br />
Kalenderwoche<br />
Gemeldete Hantavirus-Fälle 2012 (Säulen), 2010 (gelbe Linie) und 2007 (schwarze Linie)<br />
mit Maxima und Minima 2008, 2009, 2011 (orangene Fläche)<br />
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg / <strong>Jahresbericht</strong> 2012