Jahresbericht - Öffentlicher Gesundheitsdienst
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Einblicke in die Arbeit – kurz zusammengefasst<br />
HIV – Prävalenz, Inzidenz und Neudiagnosen<br />
Johanna Körber, Ref. 94<br />
Analyse<br />
Dargestellt wird die epidemiologische Entwicklung im<br />
Bereich HIV zum Jahresende 2011. Dabei werden die<br />
verschiedenen Kennzahlen für HIV erläutert.<br />
Inzidenz und Prävalenz sind Ergebnis von epidemiologischen<br />
Schätzungen des Robert Koch-Instituts<br />
(RKI). Beide Parameter werden jährlich in den sog.<br />
HIV/Aids-Eckdaten zum Welt-Aids-Tag (WAT) publiziert.<br />
Verkompliziert wird die Sache dadurch, dass<br />
das RKI seine Schätzverfahren jedes Jahr optimiert,<br />
so dass die Eckdaten zum WAT 2012 nicht mit den<br />
früher veröffentlichen Eckdaten ver glichen werden<br />
dürfen. Darüber hinaus muss die Zahl der geschätzten<br />
Neuinfektionen (Inzidenz) von der Zahl der an das<br />
RKI gemeldeten HIV-Neudiagnosen klar unterschieden<br />
werden. Die Zahl der HIV-Neudiagnosen umfasst<br />
nicht nur die HIV-Infektionen, die im fraglichen Jahr<br />
stattgefunden haben, sondern auch jene, die in diesem<br />
Jahr lediglich festgestellt wurden, die Infektion<br />
aber viel früher stattgefunden hat.<br />
Das RKI hat 2012 erstmals zuerst die Zahlen für<br />
die Bundesländer geschätzt und diese dann zu bundesweiten<br />
Daten zusammengeführt. Bisher wurden<br />
die Daten der Länder aus den bundesweiten Daten<br />
abgeleitet. Daher hat das RKI für Baden-Württemberg<br />
die Zahl der HIV-Neuinfektionen für 2009-2012<br />
mit dem weiterentwickelten Verfahren neu berechnet.<br />
Geschätzte HIV-Neuinfektionen in Baden-Württemberg<br />
Jahr<br />
Neu-<br />
Infektionen<br />
Neuinfektionen<br />
(untere<br />
Schranke)<br />
Neuinfektionen<br />
(obere<br />
Schranke)<br />
2009 260 240 290<br />
2010 270 250 300<br />
2011 280 260 310<br />
2012 290 270 320<br />
Quelle: RKI, Eckdaten 2012<br />
Das RKI geht von einem leichten Anstieg der HIV-<br />
Neuinfektionen in Baden-Württemberg aus. Erfreulich<br />
ist, dass die geschätzte Zahl der HIV-Neuinfektionen<br />
bei MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) jedes<br />
Jahr bei 180 lag, also entgegen der Entwicklung<br />
auf Bundesebene stabil ist. Gründe dafür sind das<br />
kostenlose Angebot des Syphilis-Tests für MSM und<br />
der gute Zugang der Aids-/STI-Beratungsstellen zu<br />
dieser Zielgruppe (teilweise bieten sie zusätzlich Un-<br />
tersuchungen auf rektale STI gegen Kostenersatz an).<br />
Sowohl die Früherkennung der Syphilis als auch die<br />
Diagnostik von Chlamydia trachomatis und Gonorrhö<br />
im Rektum können als Beitrag zur Eindämmung<br />
von HIV-Transmissionen gesehen werden. Auch das<br />
Gentle Man-Projekt der Aids-Hilfe Baden-Württemberg<br />
ist hier zu nennen. Dagegen ist die Zahl der<br />
durch intravenösen Drogengebrauch mit HIV neu infizierten<br />
Menschen nach Meinung des RKI im Baden-<br />
Würt temberg in der Vergangenheit eher unterschätzt<br />
worden. Im Jahr 2012 wird von 30 Fällen ausgegangen<br />
im Vergleich zu 20 im Jahr 2009.<br />
Die tatsächlich gemeldeten HIV-Neudiagnosen lagen<br />
2009 bei 278 Fällen, 2010 bei 296, im Jahr 2011<br />
gingen 270 Meldungen ein. Für das Jahr 2012 liegen<br />
263 gemeldete HIV-Neudiagnosen vor (Stand: Januar<br />
2013), diese Zahl wird sich durch Nachmeldungen<br />
jedoch noch erhöhen. Aufgrund der Entwicklung bei<br />
den HIV-Neudiagnosen geht man in Baden-Württemberg<br />
von einer eher stabilen Lage auf hohem Niveau<br />
aus. Im Vergleich zum Jahre 2001 (184 HIV-Neudiagnosen)<br />
ist ein Anstieg zu verzeichnen, der sich aber<br />
bereits im Jahr 2002 (230) abzeichnete und im Jahr<br />
2010 (296) das bisher höchste Niveau erreichte, mit<br />
einem deutlichen Abfall im Jahr 2011 (270).<br />
Ende 2012 leben nach einer aktuellen Schätzung<br />
des RKI in Baden-Württemberg etwa 7 600 Menschen<br />
mit einer HIV-Infektion (Prävalenz). Die Gesamtzahl<br />
der HIV-infizierten Menschen steigt in den<br />
letzten Jahren erheblich an. Dies ist Folge der modernen<br />
antiretroviralen Therapien, die HIV-Infizierten<br />
eine deutlich höhere normale Lebenserwartung als<br />
bisher ermöglichen.<br />
Geschätzte HIV-Prävalenz in Baden-Württemberg<br />
Jahr<br />
Prävalenz<br />
Prävalenz<br />
(untere<br />
Schranke)<br />
Prävalenz<br />
(obere<br />
Schranke)<br />
2009 6 700 5 500 8 000<br />
2010 7 000 5 700 8 300<br />
2011 7 300 6 000 8 600<br />
2012 7 600 6 300 8 900<br />
Quelle: RKI, Eckdaten 2012<br />
Das RKI schätzt, dass im Jahr 2012 in Baden-Württemberg<br />
4 900 Menschen eine HIV-Therapie erhielten<br />
und 1 400 Betroffene nichts von ihrer Infektion wissen.<br />
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg / <strong>Jahresbericht</strong> 2012