Unsigned Sounds 07

01.03.2014 Aufrufe

18 LITMAN 3STROM – gegründet. Später kam noch ein DJ dazu, und wir haben einige Auftritte absolviert. Als ich dann zum Studium weggezogen bin, hat sich das etwas verlaufen, und die Crew hat sich mehr oder minder im stillen Einvernehmen getrennt. Danach habe ich mit einem anderen Freund Musik gemacht. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch angefangen, Beats zu machen. Das müsste so 2003 gewesen sein. Nach dem Studium ist dieses musikalische Projekt auch im Sande verlaufen, und ich habe für mich alleine weiterhin Musik gemacht. In den Jahren 2006 bis 2010 habe ich mich stark auf das Produzieren konzentriert und nur wenige eigene Texte geschrieben. Danach fing ich mit meinem Freund Myg wieder an, Lieder aufzunehmen, und wir haben dann Anfang letzten Jahres als MIT & MYG unser Album "perpetuum mobile" veröffentlicht. Das letzte Jahr stand dann ganz im Zeichen meines neuen Albums "Sepia". Was kannst du uns zu „Sepia“ erzählen? „Sepia“ ist sozusagen mein erstes richtiges Solo-Werk. Einzelne Strophen sind teilweise schon drei Jahre alt, und teilweise habe ich die Ideen zu den Songs schon sehr lange mit mir herumgetragen. Die konkreten Aufnahmen habe ich vor ca. zwei bis drei Monaten begonnen. Ich habe das ganze Album bei mir zu Hause aufgenommen und alles selber gemacht, d. h.: Texte, Beats, Abmischen und „Mastern“. Das einzige Feature ist Sela, der damals auch schon Teil meiner ersten Crew war. So schließt sich der Kreis. Wovon handeln deine Texte? Ich finde es immer schwierig, über die eigenen Texte zu sprechen, aber ich versuch‘s mal: Mein Ansatz ist es, mit Worten Bilder zu kreieren, d. h.: Ich versuche, in aufeinanderfolgenden Zeilen Vergleiche und Metaphern aus dem gleichen Themenbereich zu wählen, z. B. in dem Track „Wenn der Morgen graut“ versuche ich, das Bild eines leeren Bootes, das auf den Wellen treibt, mit dem Bild einer Person, die nach einer durchgefeierten Nacht nach Hause geht, „wie ‘ne Planke auf Asphalt“ zu verbinden . Ich glaube, dass sich Personen mit solchen offenen Bildern besser identifizieren können als mit konkreten Darstellung des eigenen Lebens. Selbstverständlich stecken hinter allen Tracks persönliche Erfahrungen, aber ich versuche, diese eher indirekt zu vermitteln, sodass dem Hörer Raum für eigene Inspirationen bleibt. Wie funktioniert deine Musik? Meine Musik basiert zum Großteil auf Samples. Ich gehe oft auf Trödelmärkte und kaufe dort Platten, von denen ich dann kurze Passagen aufnehme, zerschneide und neu arrangiere. Zum Einspielen der Samples benutze ich ein Akai MPD 32, als Software dienen mir Reason und Cubase. Und warum machst du das? Ich liebe Musik. Musik löst bei mir sehr starke Emotionen aus, ich kann dementsprechend Gefühle durch Musik sehr gut ausdrücken. An HipHop schätze ich,

Interview 19 dass man relativ wenig an Equipment benötigt, um eigene Songs zu machen, d. h.: Es ist wenig elitär; man braucht keine teuren Instrumente, sondern im Grunde kann man einen Beat klatschen und dazu rappen. Außerdem mag ich den Anspruch an die Sprache, viele werden jetzt aufschreien und sagen: „Was für ein Blödsinn!“, aber ein guter MC steckt von den Reimschemata und den Wortspielen jeden anderen Songwriter locker in die Tasche. Für das Album wünsche ich mir im Grunde, dass es vielen Leuten gefällt, und auch Leute, die ggf. aufgrund der bestehenden Stereotypen weniger mit HipHop anfangen konnten, einen Zugang zu der Musik finden. Und das kann man! Auch wenn wir bezweifeln, dass tatsächlich jeder Rapper jeden Songwriter in die Tasche stecken kann! ;-) Danke für das Interview, den Einblick in dein Musizieren, dein Album kann man nur empfehlen! Zieht’s euch rein! Bene JONAS PIKNIAS Liebe Leute, heute haben wir den netten Jonas Piknias bei uns, der sich in seinen Räumlichkeiten ein tolles kleines Studio eingerichtet hat und damit schon den einen oder anderen Erfolg erzielen konnte … Wie bist du eigentlich dazu Irgendwann habe ich mir gekommen? Ich spiele jetzt dann ein einigermaßen akzeptables Mikrofon gekauft, seit gut sieben Jahren Gitarre und jeder, der Musik macht, und als ich anfing, in meiner versucht früher oder später ersten Band zu spielen, habe einmal, sich mit seinem Instrument selbst aufzunehmitglieder aufgenommen. ich auch die anderen Bandmen. Bei mir hat das ganz Mit der Zeit hat auch die simpel mit dem Mikrofon eine oder andere befreundete meiner Webcam und kostenloser Software angefangen. Der Sound der Aufnahmen Band bei mir aufgenommen. Das Ganze hat sich damals war jedoch nie besonders toll. natürlich auch dementsprechend mies angehört. Mal in Hammelburg 2011 war ich dann das erste im

18 LITMAN<br />

3STROM – gegründet.<br />

Später kam noch ein DJ dazu,<br />

und wir haben einige<br />

Auftritte absolviert. Als ich<br />

dann zum Studium weggezogen<br />

bin, hat sich das etwas<br />

verlaufen, und die Crew hat<br />

sich mehr oder minder im<br />

stillen Einvernehmen getrennt.<br />

Danach habe ich mit<br />

einem anderen Freund Musik<br />

gemacht. Zu diesem Zeitpunkt<br />

habe ich auch angefangen,<br />

Beats zu machen.<br />

Das müsste so 2003 gewesen<br />

sein.<br />

Nach dem Studium ist dieses<br />

musikalische Projekt auch im<br />

Sande verlaufen, und ich<br />

habe für mich alleine weiterhin<br />

Musik gemacht. In den<br />

Jahren 2006 bis 2010 habe<br />

ich mich stark auf das Produzieren<br />

konzentriert und nur<br />

wenige eigene Texte geschrieben.<br />

Danach fing ich<br />

mit meinem Freund Myg<br />

wieder an, Lieder aufzunehmen,<br />

und wir haben dann<br />

Anfang letzten Jahres als<br />

MIT & MYG unser Album<br />

"perpetuum mobile" veröffentlicht.<br />

Das letzte Jahr<br />

stand dann ganz im Zeichen<br />

meines neuen Albums "Sepia".<br />

Was kannst du uns zu „Sepia“<br />

erzählen? „Sepia“ ist<br />

sozusagen mein erstes richtiges<br />

Solo-Werk. Einzelne<br />

Strophen sind teilweise schon<br />

drei Jahre alt, und teilweise<br />

habe ich die Ideen zu den<br />

Songs schon sehr lange mit<br />

mir herumgetragen. Die<br />

konkreten Aufnahmen habe<br />

ich vor ca. zwei bis drei Monaten<br />

begonnen. Ich habe das<br />

ganze Album bei mir zu<br />

Hause aufgenommen und<br />

alles selber gemacht, d. h.:<br />

Texte, Beats, Abmischen und<br />

„Mastern“. Das einzige Feature<br />

ist Sela, der damals auch<br />

schon Teil meiner ersten<br />

Crew war. So schließt<br />

sich der Kreis.<br />

Wovon handeln deine Texte?<br />

Ich finde es immer schwierig,<br />

über die eigenen Texte zu<br />

sprechen, aber ich versuch‘s<br />

mal: Mein Ansatz ist es, mit<br />

Worten Bilder zu kreieren, d.<br />

h.: Ich versuche, in aufeinanderfolgenden<br />

Zeilen Vergleiche<br />

und Metaphern aus dem<br />

gleichen Themenbereich zu<br />

wählen, z. B. in dem Track<br />

„Wenn der Morgen graut“<br />

versuche ich, das Bild eines<br />

leeren Bootes, das auf den<br />

Wellen treibt, mit dem Bild<br />

einer Person, die nach einer<br />

durchgefeierten Nacht nach<br />

Hause geht, „wie ‘ne Planke<br />

auf Asphalt“ zu verbinden .<br />

Ich glaube, dass sich Personen<br />

mit solchen offenen Bildern<br />

besser identifizieren<br />

können als mit konkreten<br />

Darstellung des eigenen Lebens.<br />

Selbstverständlich stecken<br />

hinter allen Tracks persönliche<br />

Erfahrungen, aber<br />

ich versuche, diese eher indirekt<br />

zu vermitteln, sodass<br />

dem Hörer Raum für eigene<br />

Inspirationen bleibt.<br />

Wie funktioniert deine Musik?<br />

Meine Musik basiert<br />

zum Großteil auf Samples.<br />

Ich gehe oft auf Trödelmärkte<br />

und kaufe dort Platten,<br />

von denen ich dann kurze<br />

Passagen aufnehme, zerschneide<br />

und neu arrangiere.<br />

Zum Einspielen der Samples<br />

benutze ich ein Akai MPD<br />

32, als Software dienen mir<br />

Reason und Cubase.<br />

Und warum machst du das?<br />

Ich liebe Musik. Musik löst<br />

bei mir sehr starke Emotionen<br />

aus, ich kann dementsprechend<br />

Gefühle durch<br />

Musik sehr gut ausdrücken.<br />

An HipHop schätze ich,

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