Oktober (Doppelseiten) - experimenta.de
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Claudia Rohr: Für wen ist die Meditation geeignet?<br />
Helga Sprenger: Die Meditation ist für alle geeignet, die sich solche Fragen stellen wie: Wer<br />
bin ich? Wer möchte ich sein? Was habe ich? Was brauche ich wirklich? Wie lebe ich? Wie<br />
möchte ich leben? Was ist <strong>de</strong>r Sinn meines Lebens? Und für alle, die bereit sind, sich für neue<br />
Erfahrungen zu öffnen, Erfahrungen mit sich selbst und mit an<strong>de</strong>ren. Es gibt viele Wege. Ob <strong>de</strong>r<br />
Weg für dich <strong>de</strong>r richtige ist, das erfährst du, wenn du ihn gehst. Und du wirst es spüren, <strong>de</strong>nn tief<br />
in uns ist dieses Wissen um uns selbst und um das, was wir wirklich in unserem Leben brauchen<br />
für ein erfülltes Leben.<br />
Claudia Rohr: Die Meditation ist in <strong>de</strong>n letzten Jahren sehr populär gewor<strong>de</strong>n. Wie erklärst du<br />
dir das?<br />
Helga Sprenger: Ich glaube, dass immer mehr Menschen sich solche Fragen stellen angesichts<br />
<strong>de</strong>r jetzigen Entwicklung dieser Welt. Dass sie einen Sinn suchen für ihr Leben. Und vielleicht<br />
suchen sie auch einen Weg, diese Welt zu verän<strong>de</strong>rn. Denn die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Welt beginnt bei<br />
uns selbst. ”Sei Du die Verän<strong>de</strong>rung, die Du in <strong>de</strong>r Welt sehen willst.”, sagte Mahatma Gandhi.<br />
Die Meditation ist im Grun<strong>de</strong> eine revolutionäre Bewegung. Sie stärkt unser Selbst und macht uns<br />
Mut, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen. Dass es so viele alternative Projekte gibt, vor<br />
allem auch von Frauen, das macht Hoffnung. Stärken wir sie!<br />
Claudia Rohr: Wer beim Sport einen gewissen Erfolg erzielen möchte, braucht ein regelmässiges<br />
Training. Ist das bei <strong>de</strong>r Meditation auch so?<br />
Helga Sprenger: Ja, das gilt auch für die Meditation. Sylvia Wetzel, feministische Buddhistin,<br />
wird nicht mü<strong>de</strong>, es in ihren Vorträgen und Tara Gruppen zu wie<strong>de</strong>rholen. Und das Üben<br />
macht Sinn, <strong>de</strong>nn die Neurowissenschaften haben in ihren Studien <strong>de</strong>utliche Verän<strong>de</strong>rungen<br />
im Gehirn von Meditieren<strong>de</strong>n nachweisen können. Da zeigen sich Verän<strong>de</strong>rungen, die uns z.B.<br />
wi<strong>de</strong>rstandsfähiger machen gegen Stress o<strong>de</strong>r die uns mit mehr Gelassenheit <strong>de</strong>n Widrigkeiten<br />
<strong>de</strong>s Lebens begegnen lassen. Und ein Problem? Es kann zu einer Erfahrung wer<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>r ich<br />
etwas lernen kann. Vielleicht bekommst du jetzt eine Ahnung von einer neuen Haltung, von einem<br />
neuen spannen<strong>de</strong>n In-<strong>de</strong>r-Welt-Sein.<br />
Claudia Rohr: Nach vielen Jahren <strong>de</strong>r Meditation: Was ist das Geheimnis für ein erfülltes<br />
Leben?<br />
Helga Sprenger: Eine schwierige Frage. Ich glaube, je<strong>de</strong> kann das Geheimnis nur für sich selbst<br />
ent<strong>de</strong>cken. Das Leben selbst ist ein Geheimnis, das in unserem Leben offenbar wer<strong>de</strong>n möchte.<br />
Und das Leben erfüllt sich, wenn wir es leben so gut wir können, es mutig leben, es aufrichtig<br />
leben und in <strong>de</strong>r Offenheit für alle Erfahrungen, die es für uns bereithält: für die Erfahrungen,<br />
die uns beglücken und froh machen, und dass wir auch versuchen, die schweren Erfahrungen<br />
anzunehmen, die unser Leben belasten und die uns traurig machen. Dass wir sie annehmen als<br />
Teil <strong>de</strong>s Lebens, das so ist, wie es ist in seiner Ganzheit mit Tag und Nacht, dunkel und hell...<br />
In diesem Annehmen ist eine große Kraft <strong>de</strong>r Wandlung und <strong>de</strong>r Heilung, die wir erfahren<br />
dürfen, wenn es uns gelungen ist, eine Krise zu durchleben. Ich glaube, wir alle kennen solche<br />
Erfahrungen.<br />
Doch das Leben ist oft hart, wir verstehen nicht <strong>de</strong>n Sinn davon, und es ist schwer, das<br />
Nichtverstehen auszuhalten. Wir brauchen Liebe und Mitgefühl, Mitgefühl von an<strong>de</strong>ren, doch<br />
vor allem Mitgefühl, das wir selbst uns schenken. Darum wusste schon <strong>de</strong>r Buddha, wenn er in<br />
seiner Meditation <strong>de</strong>s lieben<strong>de</strong>n Mitgefühls die innere Bewegung immer damit beginnen lässt,<br />
dass ich mir selbst dieses Mitgefühl schenke, diese Liebe und dieses Mitgefühl in mir selbst<br />
wecke, stark wer<strong>de</strong>n lasse, dass es ausstrahlen kann... Und gera<strong>de</strong> spüre ich, ja, das ist vielleicht<br />
das Geheimnis, nach <strong>de</strong>m du gefragt hast: Mich selbst lieben lernen, um auch an<strong>de</strong>re Menschen<br />
lieben zu können. Und stell dir vor, was das für <strong>de</strong>in Leben be<strong>de</strong>utet und nicht nur für <strong>de</strong>ins!<br />
Das Interview führte Claudia Rohr, Redakteurin <strong>de</strong>r BOA FrauenMagazin Schweiz<br />
www.boa.fembit.ch<br />
Wir danken für die Genehmigung, es in <strong>de</strong>r eXperimenta zu veröffentlichen.<br />
Helga Sprenger über sich:<br />
”Vor 35 Jahren hätte ich gesagt: Gymnasiallehrerin, vor 30 Jahren: Lektorin, <strong>de</strong>nn ich habe<br />
Sprachen studiert, und seit mehr als 25 Jahren darf ich sagen: Meditationslehrerin und auf<br />
diesem Weg fühle mich noch immer als Lernen<strong>de</strong>. Damit bin ich jetzt 76 Jahre alt gewor<strong>de</strong>n,<br />
und ich wünsche mir, dass ich noch ein Stück auf <strong>de</strong>m Weg sein darf und gemeinsam mit<br />
an<strong>de</strong>ren Menschen leben und wachsen. Mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter fühle ich Dankbarkeit als mein<br />
Grundlebensgefühl. Und dass das Leben es gut mit mir gemeint hat, bei allen Herausfor<strong>de</strong>rungen,<br />
mit <strong>de</strong>nen es mich konfrontiert hat. Doch ohne diese Herausfor<strong>de</strong>rungen wäre ich heute nicht die,<br />
die ich bin. Vielleicht haben sie mich ein bisschen weiser wer<strong>de</strong>n lassen?”<br />
Claudia Rohr über die INTA-Meditation:<br />
„Seit ich die INTA-Mediation persönlich praktiziere, geht es mir gut. Ganz einfach. So einfach?<br />
Nicht immer. Es war und ist ein immer wie<strong>de</strong>r neues Lernen mit mir selbst, ein mich mit mir<br />
auseinan<strong>de</strong>rsetzen und neu anschauen, aber auch ein Kraft holen, ein Auftanken und vor allem:<br />
ein Vertrauen spüren ins Leben, das ich jetzt lebe. Mit all meinen Gefühlen lebe.“<br />
Werner Sprenger<br />
Wichtiger als alles an<strong>de</strong>re<br />
Achtung vor Dir selbst und<br />
Aufrichtigkeit mit Dir selbst und<br />
Freundschaft mit Dir selbst und<br />
Mut zu Dir selbst und<br />
Geduld mit Dir selbst, und<br />
so wird sie wachsen,<br />
die Liebe zu Dir und<br />
die Freu<strong>de</strong> an Dir.<br />
aus:<br />
... ”ausser Du liebst Dich”<br />
www.eXperimenta.<strong>de</strong> 74 <strong>Oktober</strong> 2013<br />
<strong>Oktober</strong> 2013<br />
75<br />
www.eXperimenta.<strong>de</strong>