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Lücken im Recht auf Bildung? Eine Studie zur ... - ETC Graz

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4. Zielgruppe der <strong>Studie</strong>: Frauen und Mädchen mit Migrationsgeschichte<br />

her qualifizierten Tätigkeiten, sie liegt bei 53 %. Allerdings müssen Frauen <strong>im</strong><br />

Rahmen der Anerkennungsverfahren mehr leisten als Männer. Etwa 31 % der<br />

erwerbstätigen Migrantinnen mussten für die Anerkennung Zusatzprüfungen<br />

ablegen, aber nur 24 % der Migranten. 50<br />

- Die Beschäftigung von qualifizierten Frauen (deren Qualifikationen nicht<br />

anerkannt sind) in best<strong>im</strong>mten Arbeitsmarktsegmenten hat von Seiten der<br />

Dienstgeber oft ein rationales Kalkül: Beschäftigte mit nicht anerkannten<br />

Qualifikationen sind billiger als solche, deren Qualifikationen anerkannt wurden.<br />

Auch ohne Anerkennung ihrer Qualifikationen verfügen diese Personen<br />

über eine <strong>Bildung</strong> und Ausbildung und sind entsprechend produktiv, fallen<br />

aber in viel niedrigere kollektivvertragliche Einstufungen. 51<br />

- Für Frauen und Mädchen mit Migrationsgeschichte kann sich ein (übergangsweises)<br />

Einlassen <strong>auf</strong> Tätigkeiten, für die sie überqualifiziert sind, zu einer<br />

Sackgasse entwickeln, da ein Ausstieg aus einem solchen Berufssegment nur<br />

noch schwer erreicht werden kann. <strong>Eine</strong> auch nur übergangswese ausgeübte<br />

Tätigkeit in einem Niedriglohnbereich kann bei Bewerbungen in anderen Bereichen<br />

zu einer nochmaligen Entwertung der bestehenden Qualifikationen<br />

der betroffenen Person führen. 52<br />

- Als ebensolche Sackgassen können sich auch berufliche Umorientierungen<br />

von Frauen oder Mädchen mit Migrationsgeschichte erweisen. Häufig sind<br />

diese in den Bereichen Kinderbetreuung und Pflege angesiedelt. Auf solche,<br />

zumeist auch durch das AMS mitgeförderten Umschulungen, lassen sich auch<br />

Frauen und Mädchen ein, die eigentlich über eine Ausbildung <strong>im</strong> technischen<br />

Bereich verfügen, mit der sie am österreichischen Arbeitsmarkt (nach der Anerkennung)<br />

wesentlich bessere Positionen erhalten könnten. So bleiben viele<br />

Potentiale von Frauen mit Migrationsgeschichte am österreichischen Arbeitsmarkt<br />

ungenutzt. 53<br />

- Für viele Frauen, die gerne eine Umschulung oder Weiterbildung machen<br />

möchten, stellt es sich als nicht einfach heraus, Zeit für ihre (Weiter-)<strong>Bildung</strong><br />

<strong>auf</strong>zubringen: Neben der Vereinbarkeit von <strong>Bildung</strong> und Beruf stellt sich die<br />

Frage der Vereinbarkeit von <strong>Bildung</strong> und Familie. Zudem können auch Umschulungen<br />

und Weiterbildungen, obwohl sie den betroffenen Frauen und<br />

Mädchen den Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglichen sollen, in manchen<br />

Fällen zu einer Dequalifizierung führen. 54<br />

- Bei einigen Frauen und Mädchen mit Migrationsgeschichte findet aus verschiedenen<br />

Gründen ein Rückzug ins Private statt. Dieser führt jedoch nicht<br />

nur zu einem verzögerten Erwerb der deutschen Sprache, sondern auch zu<br />

einem starken Wertverlust der mitgebrachten Qualifikationen. 55<br />

50 Weiss/Kapeller, S. 10.<br />

51 Weiss/Kapeller, S. 9.<br />

52 Vgl. hierzu die Ergebnisse des <strong>ETC</strong>-Projektes Der Einfluss von Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierungen <strong>auf</strong> Karriereverläufe von Betroffenen,<br />

2011-13, gefördert vom Fonds der Österreichischen Nationalbank; Projekthomepage: http://www.etc-graz.at/typo3/index.<br />

php?id=1156#c2582 (19.8.2013). Die Ergebnisse des Projektes werden in Kürze in einer Publikation <strong>im</strong> Springer VS Verlag<br />

veröffentlicht.<br />

53 Weiss/Kapeller, S. 49.<br />

54 Weiss/Kapeller, ebd.<br />

55 Weiss/Kapeller, S. 27.<br />

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