brennpunkt 3-2013 .indd - edition buehrer
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Ausstellungen<br />
Ono Ludwig<br />
»Ikonen und<br />
Helden Werkschau<br />
15 Jahre analoge<br />
Portraitfotografie«<br />
»The Divinity«<br />
Bei der analogen Fotoserie »Divinity«<br />
frönt der Berliner Kunstfotograf Ono<br />
Ludwig dem Terrain der inszenierten<br />
Fotografie und antichambriert damit alle<br />
anderen Serien aus den letzten Jahren.<br />
Interessanter Weise handelt es sich bei<br />
den Modellen ausnahmslos um Freundinnen<br />
und Freunde oder Bekannte aus<br />
dem persönlichen Umfeld des Künstlers.<br />
Es geht ihm dabei weniger um die Menschen,<br />
die aufgrund ihres Bekanntheitsgrades<br />
bereits in irgendeiner Form prominent<br />
sind, genau die interessieren ihn<br />
hier weniger. Vielmehr versetzt er wie<br />
zufällig die Personen in eine Euphorie<br />
und bringt sie dazu aus sich herauszugehen,<br />
ohne grotesk und albern zu<br />
wirken. Die Authentizität der Abgebildeten<br />
bleibt erhalten – gerade wegen<br />
ihres Ausdrucks, der sich speist aus einer<br />
inneren Spannung oder Zerrissenheit<br />
oder einem unbequemen Lebensentwurf<br />
entspringt.<br />
© Ono Ludwig, Chloé, (Original in Farbe)<br />
Die Lebensfreude steckt an, die Situationen<br />
sind energetisch aufgeladen. Der<br />
Selbstdarstellung folgt der Fotograf mit<br />
dem Objektiv und erhöht sie mit den<br />
Mitteln der Fotografie auf sehr subtile<br />
Weise. Im realistischen Ausdruck erinnern<br />
die Fotografien an einen Meister<br />
des italienischen Frühbarocks: Caravaggio<br />
hätte seine helle Freude daran<br />
gehabt.<br />
Franz Werner, Berlin 2010<br />
»Heroes«<br />
Angesichts der inflationären Suche in<br />
den Massenmedien nach Superlativen,<br />
egal ob Stars und Sternchen, Nannys<br />
und Dschungelkönige und der einhergehenden<br />
Armada von allzu selbstsicheren<br />
und peinlichen Dilletanten, die<br />
die Warholsche Halbwertszeit von fünf<br />
Minuten meist über Gebühr überschreiten,<br />
ist es eine reine Wohltat, wenn der<br />
Berliner Fotograf Ono Ludwig einen<br />
ganz anderen Weg geht. Er widersetzt<br />
sich den Gesetzen des durchschaubaren<br />
Marktes, indem der Marktwert eines<br />
Fotografen mit der Anzahl der Celebrity-Portraits<br />
und der Veröffentlichungen<br />
steigt.<br />
Seine Helden und Heldinnen sind von<br />
einem ganz anderen Kaliber, vielleicht<br />
nicht konsumierbar für die Masse, aber<br />
dafür mit umso größerer sozialer Kompetenz.<br />
Alle haben eine Geschichte zu<br />
erzählen, hinter allen stecken persönliche<br />
Geschichten, alle hat er – auch<br />
um eine Objektivität zu erhalten – mit<br />
dem gleichen handwerklichen Können<br />
inszeniert, ohne die subjektive Wirkung<br />
der Portraits abzuschwächen.<br />
Glamour, Protz und aufgemotzte<br />
Gefühlsduselei sucht man bei seinen<br />
analogen Bildern vergebens und wer<br />
sich darauf einlassen kann, für deren<br />
oder dessen Augen werden diese stillen<br />
fast impressionistischen Bildwerke eine<br />
Wohltat in ihrer Poesie und Ernsthaftigkeit<br />
sein. Vielleicht sogar den reizüberfluteten<br />
Blick schärfen für noch weitere<br />
Heldinnen und Helden – es gibt sie tatsächlich!<br />
Da muss man oft nicht lange<br />
suchen.<br />
Franz Werner, Berlin 2008<br />
© Ono Ludwig, Joe, (Original in Farbe)<br />
© Ono Ludwig, Nadja, (Original in Farbe)<br />
»Attitude«<br />
Ich definiere, das Portrait über die Einbettung<br />
des Individuums in bestimmte<br />
Kontexte: räumliche und zeitliche, historische<br />
oder politische, mediale oder<br />
wirtschaftliche. Das Portrait ist ein Spiegel:<br />
von individuellen Wünschen bist zu<br />
gesellschaftlichen Visionen zeigt es uns,<br />
was wir waren, wer wir sind und wie<br />
wir werden können. Ich habe bewußt<br />
diese Männner in Dreiviertelprofil fotografiert.<br />
Immigranten, politisch Verfolgte, anders<br />
Denkende, jegliche Gesellschaftsschichten.<br />
Das Leben hat mehrere<br />
Abschnitte, wir verwandeln uns immer<br />
wieder aufs Neue. Haltung zum Leben,<br />
Haltung zur Freiheit, Haltung in Rand-<br />
48 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2013</strong>