brennpunkt 3-2013 .indd - edition buehrer
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Galerien<br />
ja aber nicht erfunden, Henry Wessel<br />
z.b. ist ein bekannter Vertreter dieser<br />
Methode.<br />
Pepper: In dem bisher Gesagten<br />
beziehst Du Dich ausschließlich auf<br />
Amerikaner, die in der Street Photography<br />
aktiv waren oder es im hohen Alter<br />
eventuell noch sind. William Klein allerdings<br />
lebt und arbeitet in Paris. Was<br />
aber ist mit deutschen Fotografen? Da<br />
gibt es niemanden, der Dich interessiert?<br />
Hier gab und gibt es doch auch<br />
Straßenfotografen - klingt merkwürdig<br />
auf Deutsch, ich weiß - die einiges<br />
geleistet haben. Ist es, weil die deutschen<br />
Fotografen eher mit einem dokumentarischen<br />
Ansatz an die Sache ran<br />
gegangen sind, und nicht mit diesem<br />
experimentellen Ansatz, wie er beispielsweise<br />
von Winogrand und Klein<br />
gepflegt wurde?<br />
Christian Reister: Ja – das mit dem<br />
»eher dokumentarischen Ansatz« trifft<br />
es sicherlich. Trotzdem gibt es natürlich<br />
auch hier viel zu entdecken. Friedrich<br />
Seidenstücker mag ich für seinen<br />
liebevollen Humor, Harald Hauswand<br />
schätze ich wegen seiner authentischen<br />
Geradlinigkeit und Gundula Schulzes<br />
frühe Arbeiten – Berlin in einer Hundenacht<br />
– sind großartig. Letztere würde<br />
man gemeinhin aber nicht als Straßenfotografin<br />
bezeichnen. Vielleicht sind die<br />
Deutschen einfach auf anderen Bereichen<br />
erfolgreicher. Becher, Gursky etc.<br />
- das ist ja eine völlig andere Welt. Und<br />
sehr deutsch.<br />
Pepper: Meinst Du, die Deutschen sind<br />
eher für die Verwaltung und geordnete<br />
Archivierung von Motiven gut? Die<br />
Bechers mit ihren Wassertürmen, Candida<br />
Höfer, die die Pariser Oper oder<br />
Bibliotheken dokumentiert, usw.?<br />
Christian Reister: Deine Formulierung<br />
ist lustig. Da grinse ich mir eins und<br />
lasse das gerne so stehen.<br />
Pepper: Wenn die deutsche Fotografie<br />
in Deinen Augen ihre ganz speziellen<br />
Eigenarten hat, wie sieht es dann<br />
mit der Rezeption von Fotografie in<br />
Deutschland aus. Ist diese nach Deinen<br />
Erfahrungen auch anders als beispielsweise<br />
in den USA, also vor allem im<br />
© Christian Reister, Berlin-Mitte, 2011<br />
Bereich Street Photography, um wieder<br />
auf unser eigentliches Thema zurückzukommen?<br />
Gibt es hier andere Interessen<br />
seitens der Kritik, der Galerien,<br />
der Medien etc. Was für Erfahrungen<br />
hast Du hier?<br />
Christian Reister: Sicher - die Fotografie<br />
und vor allem die Straßenfotografie hat<br />
in Amerika seit je her einen ganz anderen<br />
Stellenwert. Die gehört da einfach<br />
zur Kultur und war ja auch schon viel<br />
früher eine anerkannte Kunstform.<br />
Ich beklage das aber nicht. Es gibt in<br />
Deutschland, besonders in Berlin, genug<br />
Raum, das auszuleben, sowohl was das<br />
Fotografieren angeht als auch die Ausstellungsmöglichkeiten.<br />
Im ersten Halbjahr<br />
<strong>2013</strong> habe/hatte ich Ausstellungen<br />
in Kneipen, Off-Galerien, einem Hotel,<br />
einem italienischen Restaurant und – in<br />
Wien – in einen »Schauraum für Mode<br />
und Fotografie«. Das sind alles keine<br />
subventionierten Kunstadressen und<br />
das ist doch großartig! In gewisser Weise<br />
hängen die Bilder dort wo sie herkommen.<br />
Ich würde mich nicht gegen eine<br />
Ausstellung in einem Museum wehren,<br />
aber notwendig ist das nicht. Neue<br />
Wege der Zurschaustellung der eigenen<br />
Arbeit bietet das Internet und es ist<br />
immer einfacher, selbst Künstlerbücher<br />
zu produzieren und auch ein Publikum<br />
dafür zu finden.<br />
Pepper: Wie benutzt Du das Internet<br />
um Deine Arbeit zu verbreiten?<br />
Christian Reister: Ich habe eine Website<br />
mit den wichtigsten Arbeiten darauf<br />
(reister-images.de) und betreibe ich<br />
einen Blog (blog61.com), auf dem ich<br />
hin und wieder Fotos poste, ein bisschen<br />
aus dem Nähkästchen plaudere<br />
und auf Fotografen, Veröffentlichungen<br />
oder Ausstellunge hinweise, die<br />
ich gerade bemerkenswert finde. Nach<br />
langer Verweigerungshaltung nutze ich<br />
mittlerweile auch Facebook.<br />
Und: Ich vertreibe meine Bücher über<br />
meine Website. Ohne Verlag, ohne<br />
Dealer, alles direkt vom Erzeuger. Dafür<br />
gibt es ein weltweit überschaubares<br />
aber sehr interessiertes Publikum.<br />
bis 6. Oktober <strong>2013</strong><br />
Café Aroma Photogalerie<br />
Hochkirchstraße 8<br />
10829 Berlin-Schöneberg<br />
Mo – Fr 18 – 24 Uhr<br />
Sa + So 14 – 24 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
18 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2013</strong>