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Innenminister will handlungsfähigen Staat - DPolG Kreisverband ...

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<strong>DPolG</strong>-KV Mannheim/Heidelberg/Mosbach Ausgabe Nr. 40 / 2013 vom 14.10.2013<br />

Stand<br />

punkt<br />

Informationsblatt der Deutschen Polizeigewerkschaft in der Kurpfalz<br />

<strong>Innenminister</strong> <strong>will</strong> <strong>handlungsfähigen</strong> <strong>Staat</strong><br />

Von Walter Krech, <strong>DPolG</strong> Mannheim<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Walter Krech, Mannheim 1<br />

<strong>Innenminister</strong> <strong>will</strong> <strong>handlungsfähigen</strong><br />

<strong>Staat</strong><br />

Herbert Adam, Mannheim 3<br />

Beförderung trotz laufendem Disziplinarverfahren<br />

Standpunktredaktion 3<br />

dbb regt Diskussion über bessere<br />

Sicherung der Einkommen im öffentlichen<br />

Dienst an<br />

Walter Krech, Mannheim 4<br />

Blitzermarathon bewegte die Öffentlichkeit<br />

– <strong>DPolG</strong> fordert höhere<br />

Strafen<br />

Standpunktredaktion 5<br />

Aktueller Dank an die Polizeifrei<strong>will</strong>igen<br />

Standpunktredaktion 5<br />

Ob das bereits die nach der Polizeireform<br />

angekündigte Verstärkung<br />

ist?<br />

Standpunktredaktion 6<br />

Anfrage des Abg. Dr. Hans-Ulrich<br />

Rülke und Antwort des IM<br />

Herbert Adam, Mannheim 8<br />

Infos für Ruheständler<br />

Adam, Karl, Raufelder 9<br />

Erinnerungen an die Mannheimer<br />

Polizei<br />

″Zwischen Sicherheit und Freiheit – Plädoyer für einen <strong>handlungsfähigen</strong> <strong>Staat</strong>″<br />

Unter diesem Thema lud die SPD-Gemeinderatsfraktion Mannheim am Sonntag<br />

zum politischen Frühschoppen in das Eichbaum Brauhaus in der Mannheimer<br />

Neckarstadt ein. Die vermutlich weiteste Anreise hatte dabei <strong>Innenminister</strong><br />

Reinhold Gall (SPD), der Hauptredner dieser Veranstaltung. Zu Beginn seines<br />

Plädoyers wies Gall deutlich darauf hin, dass sich Sicherheit und Freiheit auch<br />

an sozialer Gerechtigkeit, am Gesundheitswesen und nicht zuletzt an den Bildungschancen<br />

zeige, dass er in seinem Teil aber auf die Bereiche eingehe, für<br />

die er als <strong>Innenminister</strong> Verantwortung trage. Und dabei wolle er sich bewusst<br />

als 5. SPD-<strong>Innenminister</strong> des Landes in die Tradition seiner Vorgänger stellen<br />

und sich, wie sie, als Garant für die inneren Sicherheit erweisen. Auch wenn Sicherheit<br />

und Freiheit im Alltag gar nicht wahrgenommen würden, seien sie in<br />

eine Balance zu bringen. So beobachte er, dass sich Deutsche gerne an einer<br />

grundsätzlichen Kritik an zu vielen Regelungen beteiligen, dass sie aber, sobald<br />

etwas in ihrem Frühstücksei entdeckt würde, nach schärferen Gesetzen und<br />

Kontrollen rufen und dem <strong>Staat</strong> Versagen vorwerfen würden.<br />

Fortsetzung auf Seite 2<br />

v.l. Michael Heitlinger, Polizeiposten MA-Feudenheim, Walter Krech, Kreisvorsitzender<br />

<strong>DPolG</strong> Mannheim, Dr. Boris Weihrauch, Stadtrat und Fraktionssprecher für Sicherheit und<br />

Ordnung, Malin Melbeck, Bezirksbeirätin und Diskussionsleiterin, Reinhold Gall, <strong>Innenminister</strong>,<br />

Markus Behlau, stellv. Stadtbrandmeister der frei<strong>will</strong>igen Feuerwehr, Norbert Windecker,<br />

Stadtbrandmeister der frei<strong>will</strong>igen Feuerwehr, Helen Heberer, MdL und Stadträtin,<br />

Wolfgang Katzmarek, SPD-Kreisvorsitzender (Bild: <strong>DPolG</strong> Mannheim)


Fortsetzung von Seite 1<br />

Deshalb seien die Erwartungen an<br />

Sicherheit und Freiheit immer auch<br />

eine Frage der Zeit. Bei allen Freiheiten,<br />

die durch neue Medien möglich<br />

würden, bürgen diese aber auch<br />

massive Sicherheitsgefahren. Als<br />

Beispiel nannte er digitale Erpressungen.<br />

Davon hätte es 2010 im<br />

Lande 3 Fälle gegeben, im Jahr<br />

2012 dagegen bereits 3000 Fälle.<br />

Und damit hatte der <strong>Innenminister</strong><br />

die rhetorische Brücke zur Polizeireform<br />

geschlagen und erneut dargestellt,<br />

dass er diese gerade dazu<br />

habe veranlassen müssen, um die<br />

Polizei auch in diesem Bereich der<br />

Kriminalität besser aufstellen zu<br />

können.<br />

An weiteren Beispielen machte der<br />

<strong>Innenminister</strong> den Gästen deutlich,<br />

dass Gefährdungen durch Extremisten,<br />

Terroristen, Scientologen, aber<br />

auch durch Pädophile zunehmen<br />

über das Internet erfolgten. Eine besondere<br />

Gefährdung sieht er auch<br />

in einer Selbstradikalisierung über<br />

das Internet, weshalb im Landesamt<br />

für Verfassungsschutz alleine 80<br />

Beamte dafür eingesetzt würden,<br />

solche Selbstradikalisierungen im<br />

Netz zu erkennen.<br />

Allerdings sieht sich der <strong>Innenminister</strong><br />

hier auch in der Pflicht, der Polizei<br />

die rechtlichen Werkzeuge zu<br />

geben, um einen <strong>handlungsfähigen</strong><br />

<strong>Staat</strong> zu erhalten. Deutlich betonte<br />

er, dass er keine komplette Überwachung<br />

des Internets wolle, dass es<br />

aber einer Balance bedürfe, für die<br />

er um eine Diskussion auf breiter<br />

Basis warb. Schließlich sei Sicherheit<br />

eine Kernaufgabe des <strong>Staat</strong>es<br />

und diesem dafür das Gewaltmonopol<br />

übertragen worden.<br />

Standpunkt Nr. 40 / 2013 - Seite 2 -<br />

Vehement trug <strong>Innenminister</strong> Gall sein<br />

Plädoyer für einen <strong>handlungsfähigen</strong><br />

<strong>Staat</strong> vor. (Bild: <strong>DPolG</strong> Mannheim)<br />

Neben diesen neuen polizeilichen<br />

Handlungsfeldern sei aber die klassische<br />

Polizeiarbeit nach wie vor<br />

wichtig. Gall erzählte, dass er in den<br />

letzten zwei Wochen 5 mal den<br />

Cannstatter Wasen und jedes Mal<br />

auch die Wasenwache besucht<br />

habe. Sehr deutlich sei ihm dort geworden,<br />

dass beim polizeilichen Einschreiten<br />

fast schon immer die<br />

Rechtmäßigkeit des Handelns in<br />

Frage gestellt würde. Deshalb halte<br />

er auch die Verhältnismäßigkeit einer<br />

0-Promillegrenze für diskutabel.<br />

Auch eine Weiterführung der Diskussion<br />

um eine rechtliche Grundlage<br />

für ein zeitlich und örtlich begrenztes<br />

Alkoholverbot auf öffentlichen<br />

Plätzen forderte der <strong>Innenminister</strong><br />

ein. Schließlich hätte die Evaluation<br />

des auch von der SPD mitgetragenen<br />

nächtlichen Alkoholverkaufsverbots<br />

an Tankstellen ergeben,<br />

dass von zuvor 69 Brennpunkten<br />

nur noch 6 übrig geblieben seien.<br />

63 Brennpunkte seien demnach<br />

entschärft worden und die Polizeidienststellen<br />

an diesen Orten könnten<br />

sich wieder anderen Aufgaben<br />

widmen.<br />

Selbst in einer Weinanbaugegend<br />

lebend, wolle und erwarte er natürlich<br />

keine leichtfertigen Alkoholverbote.<br />

Daher seien auch keine Alkoholverbote<br />

auf von der Landesregierung<br />

festgelegten Plätzen geplant.<br />

Er wolle lediglich die klaren und<br />

transparenten Grundlagen, um den<br />

Entscheidungsgremien vor Ort ein<br />

lageangepasstes Reagieren zu ermöglichen.<br />

Auch im Bereich der Verbindungsdatenspeicherung,<br />

ein Begriff den er<br />

dem oft verwendeten Begriff der<br />

″Vorratsspeicherung″ vorziehe, und<br />

im Bereich des Waffenrechtes zeigte<br />

Gall Felder auf, in denen die Balance<br />

zwischen Sicherheit und Freiheit<br />

immer wieder justiert werden<br />

müsse.<br />

Insgesamt versicherte er den Zuhörern,<br />

dass die Polizei eine sehr gute<br />

Arbeit mache und lobte die Mannheimer<br />

Polizei sowohl für die Aufarbeitung<br />

zum kurdischen Kulturfestival<br />

als auch im Blick auf die Zusammenarbeit<br />

in der Arbeitsgruppe Südosteuropa.<br />

Dass sich <strong>Innenminister</strong> Gall ausdrücklich<br />

in die Tradition der SPD-<br />

<strong>Innenminister</strong> stellte, verführte mich<br />

natürlich, dazu bei Wikipedia nachzulesen.<br />

Den SPD-Innenminster<br />

Walter Krause erwähnte er zwar namentlich<br />

mit dem Hinweis, dass sich<br />

dieser mit vielen gewalttätigen Protesten<br />

auseinandersetzten musste.<br />

Wikipedia beleuchtet zur Tätigkeit<br />

des aus Mannheim kommenden <strong>Innenminister</strong>s<br />

aber vor allem, dass er<br />

an der Gemeindereform mitarbeitete.<br />

Bei der wurde die Zahl der selbständigen<br />

Gemeinden von 3379 (im<br />

Jahr 1969) auf 1110 (im Jahr 1975)<br />

reduziert. Damit ist ja vieles klar.<br />

Erneut organisierte Gewalt gegen Polizeibeamte durch Nazi-Gegner<br />

Im Protest gegen einen Aufzug der<br />

″Autonomen Nationalisten″ am<br />

12.10.2013 in Göppingen blieb es<br />

bei den Gegendemonstranten erneut<br />

nicht bei verbaler Ablehnung<br />

einer menschenverachtenden Ideologie.<br />

Vielmehr verwirklichten einige<br />

der Gegendemonstranten selbst,<br />

was sie mit dem Kampf gegen die<br />

Nazis eigentlich verhindern wollen.<br />

Denn wie anders als ″menschenverachtend″<br />

kann es bezeichnet<br />

werden, wenn Polizisten gezielt mit<br />

Steinen und Flaschen angegriffen<br />

werden und durch Blockaden von<br />

Fern- und Regionalverkehren die<br />

Pläne ungezählter Reisender für<br />

den eigenen, wenn auch politisch<br />

motivierten, Willen durchkreuzt werden?<br />

Die mindestens 7 zum Teil<br />

schwer verletzten Kolleginnen<br />

und Kollegen aus den Reihen der<br />

Einsatzkräfte haben jedenfalls<br />

das Mitgefühl der Standpunktredaktion<br />

und sicher der ganzen<br />

Polizei.<br />

Darüber hinaus haben alle Einsatzkräfte<br />

aber auch die in Mannheim<br />

deutlich zum Ausdruck gebrachte<br />

Wertschätzung durch <strong>Innenminister</strong><br />

Reinhold Gall, der vor den Zuhörern<br />

beim politischen Frühschoppen<br />

deutlich machte, dass sicher keiner<br />

der eingesetzten Polizisten gerne<br />

die Rechtsradikalen geschützt<br />

habe. Diese hätten ein grundsätzliches<br />

politisches Recht geschützt,<br />

das der NPD nicht durch Gegendemonstranten,<br />

sondern nur durch ein<br />

Verbot genommen werden könne.<br />

Daher unterstütze er das Parteiverbotsverfahren<br />

und rechne mit einer<br />

Einreichung der Klage im November.


Standpunkt Nr. 40 / 2013 - Seite 3 -<br />

Beförderung trotz laufendem Disziplinarverfahren<br />

Von Herbert Adam, <strong>DPolG</strong> Mannheim<br />

Da steht eine Beamtin oder ein Beamter<br />

zur einer Beförderung heran.<br />

Dummerweise laufen gegen ihn<br />

gerade disziplinarrechtliche Ermittlungen<br />

und vielleicht auch noch<br />

strafrechtliche Ermittlungen. Kann<br />

er trotzdem befördert werden?<br />

Das Verwaltungsgericht Arnsberg<br />

hat mit Beschluss vom 15.09.2011<br />

– 2 L 316/11 – ausgeführt: Grundsätzlich<br />

ist der Dienstherr berechtigt,<br />

einen Beamten für die Dauer eines gegen<br />

ihn Disziplinarverfahrens von einer an sich möglichen<br />

Beförderung auszuschließen.<br />

Begründung ist, dass der Dienstherr sich in Widerspruch<br />

zu seinem eigenen Verhalten setzen würde,<br />

wenn er einen Beamten vor der abschließenden Klärung<br />

des disziplinarischen Vorwurfs befördern und damit<br />

die Befähigung und Eignung des Betreffenden für eine<br />

höherwertige Verwendung bejahen würde.<br />

Mit der Einleitung des Disziplinarverfahrens habe der<br />

Dienstherr zu erkennen gegeben, dass es Anlass gäbe,<br />

die Amtsführung oder das persönliche Verhalten des<br />

Betreffenden in seinem bisherigen Status zu beanstanden.<br />

Von diesem Grundsatz gibt es nach richtiger<br />

Auffassung des Verwaltungsgerichts Arnsberg jedoch<br />

Ausnahmen. Es darf daher nicht schematisch<br />

vorgegangen werden.<br />

Der Dienstherr muss, bevor er einem Beförderungsbewerber<br />

wegen anhängiger disziplinarer Ermittlungen<br />

die Beförderungseignung abspricht, in den<br />

Blick nehmen, wie schwer die Vorwürfe gegenüber<br />

dem Beamten wiegen und mit welchen Disziplinarmaßnahmen<br />

zum Zeitpunkt der Auswahlentscheidung<br />

zu rechnen ist.<br />

Kommt bei prognostischer Sichtweise der Dienstherr zu<br />

der Auffassung, dass allenfalls ein Verweis oder eine<br />

Geldbuße ausgesprochen wird, so darf der Beamte<br />

nach zutreffender Ansicht des Verwaltungsgerichts<br />

Arnsberg nicht von einer Beförderung ausgeschlossen<br />

werden, wenn er bei dem sonst erforderlichen Qualifikationsvergleich<br />

(Abstellen auf die Beurteilung) einen<br />

Qualifikationsvorsprung gegenüber den Mitbewerbern<br />

hat.<br />

Das Verwaltungsgericht führt des Weiteren aus, dass<br />

eine Geldbuße oder ein Verweis einer Beförderung nicht<br />

entgegensteht. Es zieht daraus den allgemeinen<br />

Rechtsgedanken, dass ein Beamter von einer Beförderung<br />

nicht allein deswegen ausgeschlossen werden<br />

darf, weil wegen – wenig gewichtiger – Pflichtverstöße<br />

disziplinarische Ermittlungen laufen.<br />

Soweit so gut. Nach meiner Auffassung muss der<br />

Dienstherr diese Ermessensentscheidung treffen. Das<br />

ergibt sich aus § 45 des Beamtenstatusgesetzes, fast<br />

auch wortgleich mit § 98 des Landesbeamtengesetzes<br />

Baden-Württemberg. Die Pflicht der Fürsorge für den<br />

Beamten ist eine Dienstpflicht. Kommt der Dienstherr<br />

der nicht nach, steht der Weg zu einer Verwaltungsklage<br />

offen. Letztendlich bedeutet dies, dass der<br />

Dienstherr seine Entscheidung nachvollziehbar dokumentieren<br />

muss. In aller Regel wird diese Entscheidung<br />

dann zu den Personalakten genommen werden müssen.<br />

Es spielt keine Rolle, ob die Entscheidung zu<br />

Gunsten des Beamten ausgefallen ist oder negativ war.<br />

Ähnlich wie das VG Arnsberg hat übrigens auch das<br />

Oberverwaltungsgericht Münster mit Beschluss vom<br />

19.09.2011 – 6 B 975/11 – entschieden.<br />

Im nächsten Standpunkt werden wir darüber informieren,<br />

wie es sich verhält, wenn eine disziplinäre Ahndung<br />

schon erfolgt ist.<br />

dbb regt Diskussion über bessere Sicherung der Einkommen im öffentlichen Dienst an<br />

Die Standpunktredaktion informiert<br />

Der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt hat im<br />

Interview mit dem "Handelsblatt" (Ausgabe vom 8. Oktober<br />

2013) eine Diskussion angeregt, um die Finanzierung<br />

der Beamtenversorgung auf solidere Grundlagen<br />

zu stellen. "Man könnte darüber nachdenken, ob<br />

die Abwicklung der Beamtenversorgung nicht einer gemeinsamen<br />

Institution übertragen werden kann. So<br />

könnte analog zur bereits bestehenden Versorgungsanstalt<br />

für die Zusatzversorgung eine Versorgungsanstalt<br />

für Beamtenversorgung gebildet werden, über die alle<br />

Fondsmittel etwa mit Hilfe der Bundesbank mündelsicher<br />

angelegt werden – auf die die einzelnen Länderparlamente<br />

keinen Zugriff hätten.<br />

Fortsetzung auf Seite 4<br />

dbb-Chef Klaus Dauderstädt (Bild: dbb)


Standpunkt Nr. 40 / 2013 - Seite 4 -<br />

Fortsetzung von Seite 3<br />

Das würde sicherstellen, dass einzelne Länder sich bei<br />

der Pensionsvorsorge nicht aus der Verantwortung<br />

stehlen können." Zwar sei ihm bewusst, dass diese Idee<br />

gerade bei den Ländern, die ihre Versorgungsrücklagen<br />

bereits zum Stopfen von Haushaltslöchern "verfrühstückt<br />

haben", auf wenig Gegenliebe stößt, räumte der<br />

dbb Bundesvorsitzende ein. "Ich glaube aber, dass gerade<br />

eine Große Koalition die Chance hat, hier zu sinnvollen<br />

Ergebnissen zu kommen." Darauf sei der öffentliche<br />

Dienst dringend angewiesen: "Denn die sichere<br />

Pension ist neben der Unkündbarkeit der Vorteil, mit<br />

dem der öffentliche Dienst angesichts einer im Durchschnitt<br />

schlechteren Bezahlung im Wettbewerb mit den<br />

privaten Arbeitgebern um das schrumpfende Arbeitskräfteangebot<br />

bestehen kann. Wenn wir das nicht erhalten<br />

können, sind wir verloren."<br />

Eine Forderung, die der dbb Bundesvorsitzende an<br />

eine, wie auch immer zusammengesetzte, künftigen Regierungskoalition<br />

richtet, ist die Rückkehr zu einheitlichen<br />

Bezahlstrukturen im öffentlichen Dienst. "In der<br />

guten alten Zeit gab es einen Bundesangestelltentarif<br />

und ein Bundesbesoldungsgesetz für den ganzen öffentlichen<br />

Dienst. Heute verhandeln Bund und Kommunen<br />

noch zusammen, die Länder aber getrennt." Mit<br />

verheerendem Ergebnis, kritisiert Dauderstädt: "Inzwischen<br />

gibt es bei gleicher Tätigkeit Unterschiede in der<br />

Besoldung von 20 Prozent etwa zwischen Berlin und<br />

Bayern." (Quelle: <strong>DPolG</strong>-ID Nr. 20/2013 vom 10. Oktober<br />

2013)<br />

Blitzermarathon bewegte die Öffentlichkeit – <strong>DPolG</strong> fordert höhere Strafen<br />

Von Walter Krech, <strong>DPolG</strong> Mannheim<br />

Ein bundesweiter Blitzermarathon<br />

über 24 Stunden wurde angekündigt<br />

und sollte auf die Gefahren durch Geschwindigkeitsüberschreitungen<br />

aufmerksam<br />

machen. Da ja nicht mehr<br />

Blitzer eingesetzt werden konnten, als<br />

ohnehin vorhanden sind und regelmäßig<br />

eingesetzt werden, war das Risiko,<br />

erwischt zu werden, eigentlich<br />

nicht viel höher als sonst. Allenfalls<br />

war es etwas wahrscheinlicher, in einem<br />

bestimmten 24-Stundenzeitraum<br />

eine Kontrollstelle zu passieren. Und<br />

doch zeigte die Ankündigung zumindest<br />

für diesen Tag zaghafte Erfolge.<br />

Zaghaft deshalb, weil <strong>Innenminister</strong><br />

Reinhold Gall gegenüber der Presse<br />

allein für Baden-Württemberg bilanzieren<br />

musste, dass es trotz der Ankündigungen<br />

280 Fahrverbote geben<br />

wird. Auch musste er bedauernd ergänzen,<br />

dass im Zeitraum des Blitzermarathons<br />

im Rhein-Neckar-Kreis<br />

eine junge Frau aufgrund überhöhter<br />

Geschwindigkeit aus einer Kurve<br />

schleuderte und zu Tode kam. Erfolgreich<br />

insofern, als an den meisten<br />

Kontrollstellen weniger Verkehrsverstöße<br />

festgestellt wurden als sonst,<br />

weil sich mehr Fahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />

hielten.<br />

Womit bewiesen wäre, dass die Fahrer<br />

diese Grenzen kennen und ansonsten<br />

bewusst missachten. Entweder,<br />

weil sie die Gefahren durch Geschwindigkeitsüberschreitungen<br />

ausblenden<br />

oder weil sie die Konsequenzen<br />

aus einer festgestellten Raserei<br />

nicht fürchten. Vermutlich spielt beides<br />

eine Rolle, doch halte ich die geringen<br />

Bußgelder dabei für den ausschlaggebenden<br />

Aspekt. Habe ich<br />

doch auf meiner Urlaubsreise ganz<br />

eindrücklich beobachtet, wie Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />

diesseits<br />

und jenseits der französischen Grenze<br />

beachtet wurden. In Frankreich<br />

wurde ich ganz selten oberhalb dieser<br />

Grenzen überholt. Weder von deutschen<br />

noch von französischen Fahrzeugen.<br />

Nach der Grenze zurück auf<br />

Bundesgebiet wurde ich dagegen wieder<br />

sehr oft mit deutlich überhöhter<br />

Geschwindigkeit überholt. Und zwar<br />

Poliscan Speed Tower in Böblingen. Im<br />

Hintergrund Gebäude der Bereitschaftspolizei.<br />

(Wikimedia Commons, CC BY-<br />

SA 3.0-Lizenz, Urheber: JuergenG)<br />

sowohl von französischen, als auch<br />

von deutschen Fahrzeugen.<br />

Von daher stimme ich dem <strong>DPolG</strong><br />

Bundesvorsitzenden Rainer Wendt<br />

zu, der im Interview der RNZ für härtere<br />

Strafen plädierte: "Wir benötigen<br />

höhere Sanktionen zur Abschreckung.<br />

Unsere Buß- und Verwarnungsgelder<br />

sind auch im europäischen Vergleich<br />

unfassbar niedrig. Wer mit Tempo 100<br />

in der Verkehrsberuhigten Zone fährt<br />

sollte seinen Führerschein sofort abgeben<br />

müssen und wie bei Trunkenheitsfahrten<br />

zur medizinisch-psychologischen<br />

Untersuchung verpflichtet<br />

werden. Bisher kommen solche Raser<br />

mit ein paar Punkten, einigen Hundert<br />

Euro Bußgeld und einem vorübergehenden<br />

Fahrverbot davon. Solche<br />

Sanktionen schrecken nicht ab."<br />

Dass solche Forderungen umstritten<br />

sind, ist klar. Positiv überrascht las<br />

ich, dass der Automobillobbyist ADAC<br />

den Blitzermarathon für sinnvoll hielt,<br />

um auf die Gefahren von Verstößen<br />

hinzuweisen. Erschreckend dagegen,<br />

dass der hessische Justizminister<br />

Jörg Uwe Hahn (FDP) von einer "Bürger-Abstrafaktion"<br />

sprach, die nicht<br />

zum "mündigen Bürger in einem<br />

Rechtsstaat" passe.<br />

Ich für meinen Teil danke allen Kolleginnen<br />

und Kollegen die bei der Aktion<br />

eingesetzt waren für ihren Einsatz<br />

und hoffe, dass viele Fahrzeugführer<br />

gemerkt haben, dass sie auch bei Einhaltung<br />

der Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />

ans Ziel gekommen sind. Und<br />

das vielleicht entspannter, auf jeden<br />

Fall aber weniger gefährlich für alle<br />

anderen Verkehrsteilnehmer. Und das<br />

vielleicht auch morgen ohne Blitzermarathon<br />

wieder.


Standpunkt Nr. 40 / 2013 - Seite 5 -<br />

Aktueller Dank an die Polizeifrei<strong>will</strong>igen<br />

Die Standpunktredaktion informiert<br />

Wieder einmal fand auf dem Mannheimer Maimarktgelände<br />

die VETERAMA statt, der nach eigener Werbung<br />

Europagrößte Markt für Oldtimer, Youngtimer, Klassiker<br />

und Teile. Für die Besuchertage auf dem seit Juli ausgebuchten<br />

Gelände war die Polizei unter anderem gefragt,<br />

um den an- und abfahrenden Gästen einen flüssigen<br />

Verkehrsstrom zu ermöglichen. Neben zahlreichen<br />

Kolleginnen und Kollegen, die dazu einen Wochenenddienst<br />

leisteten, unterstützten auch 9 Polizeifrei<strong>will</strong>ige<br />

die Verkehrskräfte und ersparten damit 9 Beamtinnen<br />

und Beamten ein weiteres ausgefallenes Wochenende,<br />

das sie so mit Familie, mit Freunden oder auch als Gäste<br />

der VETERAMA genießen konnten. Vielen Dank an<br />

die Polizeifrei<strong>will</strong>igen.<br />

Hoffentlich bleibt Ihr uns noch lange erhalten.<br />

Ob das bereits die nach der Polizeireform angekündigte Verstärkung ist?<br />

Die Standpunktredaktion informiert<br />

Achim Christiani von der Verkehrsüberwachung übersandte uns das Bild, das er fertigte, als er zu seiner Überraschung<br />

die "Beamtin und den Beamten" bei seiner Dienststelle begrüßen konnte, die zur Verstärkung des operativen<br />

Dienstes angekündigt sind. Leider musste er ablehnen, weil das Paar ihre Kinder mitbrachten. Vielleicht hat un -<br />

ser Kollege hier falsch gehandelt. Die Beiden sollten vielleicht nur die Polizeifrei<strong>will</strong>igen ersetzen, die zur Nachtzeit<br />

bislang die Bewachung des Areals übernommen hatten. Gänse sind bekanntlich gut Wächter!


Standpunkt Nr. 40 / 2013 - Seite 6 -<br />

Kleine Anfrage des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP<br />

und die Antwort des <strong>Innenminister</strong>iums<br />

Die Standpunktredaktion informiert<br />

Befürchtungen im Zusammenhang mit den Veränderungen bei der Kriminalpolizei im Zuge der Polizeistrukturreform<br />

Mit Schreiben vom 24. September 2013 Nr. 3-112/45 beantwortet das <strong>Innenminister</strong>ium die Kleine Anfrage wie folgt:<br />

1. Wie positioniert sie sich zu dem<br />

polizeiintern aufkommenden Vorwurf,<br />

dass künftig bei der Kriminalpolizei<br />

Funktionsstellen wegfallen<br />

werden, damit Beförderungschancen<br />

für die Kriminalpolizei<br />

entfallen und dies für die Beamten<br />

in der Kriminalpolizei äußerst demotivierend<br />

wirkt?<br />

Zu 1.: Im Rahmen der Polizeireform<br />

sind keine Veränderungen des Verhältnisses<br />

der Anzahl der Planstellen<br />

der Schutz- und der Kriminalpolizei<br />

vorgesehen. Daher entfallen für die<br />

Kriminalpolizei künftig auch keine<br />

Beförderungsmöglichkeiten. Seit<br />

2004 gehören die Kriminalbeamtinnen<br />

und -beamten fast ausschließlich<br />

den Laufbahnen des gehobenen<br />

oder höheren Dienstes an. Leistungsstarke<br />

Ermittlungsbeamtinnen<br />

und -beamte des gehobenen Dienstes<br />

der Kriminalpolizei können daher<br />

im Rahmen der sogenannten Sachbearbeiterkarriere<br />

auch ohne Führungsfunktion<br />

im Rahmen der vorhandenen<br />

Möglichkeiten bis in das<br />

Spitzenamt des gehobenen Dienstes<br />

aufsteigen.<br />

2. Wurde bei Berechnung der Kosten<br />

für die Polizeireform beispielsweise<br />

miteinberechnet, dass gerade<br />

bei der Kriminalpolizei deutlich<br />

längere Fahrtwege zurückgelegt<br />

werden müssen, was sich bei der<br />

Personal- und Sachausstattung<br />

niederschlagen muss (längere<br />

Fahrtzeiten als Arbeitszeit, Treibstoffkosten<br />

etc.)?<br />

Zu 2.: Im Hinblick auf die flächendeckende<br />

Präsenz der Kriminalpolizei<br />

durch 26 Kriminalkommissariate und<br />

zwölf Kriminalpolizeidirektionen ist<br />

grundsätzlich weiterhin eine ortsnahe<br />

Bearbeitung der im Alltag anfallenden<br />

kriminalpolizeilichen Aufgaben<br />

gewährleistet. Bei der örtlichen Ansiedelung<br />

der Kriminalpolizeidirektionen<br />

und der Kriminaldauerdienste<br />

wurde auch die Kriminalitätsbelastung<br />

berücksichtigt. Sechs Kriminalpolizeidirektionen<br />

befinden sich nicht<br />

an den Standorten des jeweiligen<br />

Polizeipräsidiums. Darüber hinaus<br />

wurden sechs Kriminaldauerdienste<br />

unter Berücksichtigung von Kriminalitätsbrennpunkten<br />

und Interventionszeiten<br />

nicht am Standort der Kriminalpolizeidirektion<br />

bzw. an zusätzlichen<br />

dislozierten Standorten (Bad<br />

Säckingen, Leonberg, Nürtingen, Ravensburg,<br />

Schwäbisch Gmünd, Singen)<br />

eingerichtet. Damit sind in vielen<br />

Aufgabenfeldern nicht zwangsläufig<br />

höhere Fahrtwege und Fahrtzeiten<br />

zu erwarten. Etwaigen in einzelnen<br />

Bereichen zu erwartenden<br />

höheren Fahrleistungen stehen in<br />

der Gesamtschau auch Einsparungen<br />

gegenüber, beispielsweise bei<br />

Fahrten zu künftig zentral in Böblingen<br />

angebotenen Fortbildungen und<br />

bei Aufgaben, die vorrangig im räumlichen<br />

Umfeld der Kriminalpolizeidirektion<br />

anfallen.<br />

Im Hinblick auf die Gesamtfahrleistung<br />

der Polizei sind bisher im Mehrjahresvergleich<br />

erhebliche Schwankungen<br />

zu verzeichnen. Die unabhängig<br />

von der Wirtschaftslichkeitsbetrachtung<br />

zur Polizeireform vorgenommenen<br />

Berechnungen für den<br />

Gesamtfuhrpark lassen erwarten,<br />

dass die Fahrtaufwände der Polizei<br />

auch künftig nicht außerhalb dieser<br />

Grenzen liegen werden.<br />

3. Hat sie die erhöhten privaten<br />

Benzinkosten für die Polizeibeamten<br />

miteinberechnet, wie steht sie<br />

insgesamt zu den ökologischen<br />

Kriterien längerer Fahrtwege bei<br />

der Polizei und wie bringt sie das<br />

in Einklang mit der Aussage in ihrem<br />

Koalitionsvertrag, wonach<br />

"Ressourceneffizienz (…) ein Leitmotiv<br />

politischen Handelns" ist (S.<br />

18 des Koalitionsvertrags)?<br />

Fortsetzung auf Seite 7<br />

Fraktionsvorsitzender der FDP-Landtagsfraktion: Dr. Hans-Ulrich Rülke<br />

(Quelle: FDP/DVP Fraktion im Landtag Baden-Württemberg)


Fortsetzung von Seite 6<br />

Zu 3.: Soweit durch reformbedingte<br />

Versetzungen den Beschäftigten<br />

Kosten entstehen, ist es den Beschäftigten<br />

möglich, Ausgleichszahlungen<br />

in der Gestalt von Trennungsgeld<br />

oder Umzugskostenvergütung<br />

zu erhalten. Im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

wurden<br />

hierfür jährliche Kosten in Höhe von<br />

3,063 Mio. Euro für die Jahre 2014<br />

bis 2016 eingerechnet.<br />

Eine aktuelle Erhebung im Rahmen<br />

des Interessenbekundungsverfahrens<br />

bestätigte die Berechnungen<br />

aus der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung,<br />

dass ca. 3.600 Beschäftigte<br />

von einer Arbeitsplatzverlagerung<br />

über die derzeitigen PD- bzw. PP-<br />

Grenzen hinaus tangiert sind. Für die<br />

Hälfte dieser Beschäftigten wurde<br />

ein Pauschalbetrag in Höhe von<br />

5.000 Euro für die ersten drei Jahre<br />

als Personalkosten (u. a. für Trennungsgeld,<br />

Umzugskostenvergütung)<br />

geltend gemacht. Der zur Berechnung<br />

herangezogene Pauschalbetrag<br />

basiert auf den Daten der<br />

Verwaltungsstrukturreform. Die anfallenden<br />

Kosten für die sozialverträgliche<br />

Umsetzung wurden bei der<br />

Aufstellung des Nachtragshaushalts<br />

2014 eingebracht und werden für die<br />

Jahre 2015 und 2016 bei der Haushaltsplanaufstellung<br />

Berücksichtigung<br />

finden.<br />

Bei 2.440 dieser Beschäftigten erfolgt<br />

der Dienstortwechsel wunschgemäß.<br />

Verfahrensbedingt können<br />

sich die genannten Zahlen/Werte<br />

noch verändern. Es gibt keine Erhebungen,<br />

ob die Beschäftigten den<br />

Weg zu ihrer Dienststelle mit dem<br />

Pkw oder beispielsweise mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zurücklegen.<br />

Eine Prognose, ob und inwiefern sich<br />

durch die Reform die privaten Benzinkosten<br />

der Beschäftigten überhaupt<br />

erhöhen, ist nicht möglich.<br />

Standpunkt Nr. 40 / 2013 - Seite 7 -<br />

Zu 4.: Die Rufbereitschaftsdienste<br />

der Kriminalpolizei werden nach Inkrafttreten<br />

der Polizeireform mit Ausnahme<br />

des Aufgabengebiets der Kriminaltechnik<br />

aufgehoben. Im Gegenzug<br />

wird beispielsweise die aktuelle<br />

Stärke des Kriminaldauerdienstes<br />

beim PP Karlsruhe auf 30 Beamte<br />

adäquat erhöht. Als Bemessungsgrundlage<br />

und zur Festlegung der<br />

Ansiedlung des KDD diente unter anderem<br />

eine Berechnung der in den<br />

letzten Jahren geleisteten Einsatzstunden<br />

der Rufbereitschaftsdienste.<br />

Die aktuellen Planungen sehen den<br />

Einsatz im bisherigen landeseinheitlichen<br />

Wechselschichtdienst (Drei-<br />

Schichten-Dienst mit fünf Dienstgruppen)<br />

vor. Zur Ermöglichung eines<br />

bedarfsabhängigen, lagebildorientierten<br />

Personaleinsatzes wird die<br />

Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle<br />

angestrebt, wodurch sich der<br />

erforderliche Personaleinsatz noch<br />

reduzieren dürfte. Die Bearbeitung<br />

von Sonderfällen, die beispielsweise<br />

zur Einrichtung von Sonderkommissionen<br />

geführt haben, wurde bereits<br />

bisher außerhalb des allgemeinen<br />

Bereitschaftsdienstes gewährleistet.<br />

5. Befürchtet sie Klagen im Anschluss<br />

an das Interessenbekundungsverfahren<br />

in den Fällen, in<br />

denen über eine Stellenbesetzung<br />

aus sozialen Aspekten heraus entschieden<br />

wurde, wenn dabei gegen<br />

die Grundsätze von Eignung,<br />

Leistung und Befähigung hinweggesehen<br />

werden musste?<br />

Zu 5.: Das Interessenbekundungsverfahren<br />

als informelles, den reformbedingten<br />

Versetzungen vorangestelltes<br />

Verfahren eröffnete den<br />

Beschäftigten auf frei<strong>will</strong>iger Basis<br />

die Möglichkeit, alle aus ihrer Sicht<br />

für die Versetzung relevanten Aspekte,<br />

z. B. soziale Gründe, einzubringen.<br />

Die zur Umsetzung der Polizeireform<br />

erforderlichen Versetzungen sollen<br />

nach dem Willen der Landesregierung<br />

möglichst sozialverträglich erfolgen.<br />

In diesem Zusammenhang finden<br />

auch keine Stellenausschreibungen<br />

mit Bewerberauswahl statt, denn<br />

es stehen keine freien Dienstposten<br />

und Arbeitsplätze zur Verfügung, die<br />

über Stellenausschreibungen zu besetzen<br />

wären.<br />

Bei der Versetzungsentscheidung erfolgt<br />

eine Abwägung zwischen den<br />

dienstlichen, den privaten und sozialen<br />

Belangen der Beschäftigten. Zudem<br />

besteht ein Rechtsanspruch auf<br />

eine amtsangemessene Beschäftigung.<br />

Da jeder Beschäftigte mit "seiner"<br />

Stelle in die neue Organisationsstruktur<br />

versetzt wird, ist eine<br />

Stellenbesetzung nach den Grundsätzen<br />

der Bestenauswahl grundsätzlich<br />

nicht erforderlich.<br />

Gall<br />

<strong>Innenminister</strong><br />

4. Trifft es zu, dass die Rufbereitschaft<br />

von Polizeibeamten des Tagesdiensts<br />

als Unterstützung des<br />

Kriminaldauerdiensts (KDD) abgeschafft<br />

werden soll und wie soll<br />

dies in Sonderfällen ausreichen,<br />

wenn beispielsweise beim KDD in<br />

Karlsruhe zwar eine Aufstockung<br />

von 4 auf 6 Beamte erfolgen soll,<br />

diese dafür aber für ein viel größeres<br />

Einsatzgebiet zuständig sind?<br />

<strong>Innenminister</strong> Reinhold Gall (SPD)<br />

(Quelle: SPD-Landtagsfraktion Baden-Württemberg)


Standpunkt Nr. 40 / 2013 - Seite 8 -<br />

Infos für Ruheständler und solche, die es bald werden<br />

Von Herbert Adam, <strong>DPolG</strong> Mannheim<br />

Saure Gurkenzeit geht diesmal bis in den späten<br />

Herbst: Die öffentliche Diskussion über Beamtenpensionen<br />

Jedes Jahr ist es dasselbe: in der nachrichtenarmen<br />

Sommerzeit "entdecken" die Presseleute das Thema<br />

"die Beamtenpensionen" sind zu hoch. Eigentlich ist es<br />

nicht mehr wert, dass man darauf reagiert. Im nächsten<br />

Jahr ist es wieder ein Sommerlochthema. Die Presseleute<br />

wissen schon, was ihre Klientel lesen möchten.<br />

Auf die hohen Löhne und die hohen Pensionen zu<br />

schimpfen und Änderungen einzufordern, das wollen die<br />

Stammtische hören. Nur dieses Jahr war das Ganze<br />

doch etwas anders. Das lässt aufhorchen. Einige<br />

Politiker – zum Beispiel Steinbrück und auch Kretschmann<br />

– haben sich des Themas angenommen. Ah ja,<br />

es war ja Wahlkampf und da zählt die Stimme eines<br />

Stammtischbruders genauso viel wie die Stimme eines<br />

Wählers, der über diese Dinge differenzierter nachdenkt.<br />

Nun, Steinbrück und Kretschmann bekamen ihren<br />

Denkzettel.<br />

Aber halten wir fest: Kretschmann stellte Ende Juli in einem<br />

Vergleich von Renten und Pensionen fest, dass da<br />

etwas auf dem Ruder läuft.<br />

Das hätte sich Kretschmann sparen können, denn in der<br />

Landtagsdrucksache 15/332 kamen das Finanz- und<br />

Wirtschaftsministerium in Abstimmung mit Ministerium<br />

für Arbeit, Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren<br />

zu folgendem Ergebnis:<br />

"Die Rente der gesetzlichen Rentenversicherung deckt<br />

nach der Konzeption des "Drei-Säulen-Modells" ausschließlich<br />

die erste Säule der Alterssicherung, also gewissermaßen<br />

die Grundversorgung ab und soll durch<br />

zusätzliche Altersvorsorge ergänzt werden. Die Beamtenversorgung<br />

umfasst demgegenüber als Vollversorgung<br />

sowohl die Grund- als auch die Zusatzversorgung.<br />

Die Versorgung von Rentnern bildet daher nur dann<br />

einen tauglichen Vergleichsmaßstab, wenn neben er<br />

gesetzlichen Rente auch Einkünfte aus einer betrieblichen<br />

Altersversorgung berücksichtigt werden., so das<br />

Bundesverfassungsgericht in einem Urteil aus 2005.<br />

Der Beamtenpension ist daher die Gesamtrente, also<br />

die Summen von gesetzlicher Rente und Betriebsrente<br />

gegenüberzustellen.<br />

Bei einem Vergleich von Pensionen und Renten sind<br />

darüber hinaus die in beiden Alterssicherungssystemen<br />

anhand unterschiedlicher Parameter zu ermittelnden<br />

Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie die<br />

unterschiedliche steuerliche Belastung der gesetzlichen<br />

Renten einerseits und der Pensionen sowie der Betriebsrenten<br />

andererseits zu berücksichtigen. Während<br />

Pensionen und Betriebsrenten voll zu versteuern sind,<br />

unterliegen gesetzliche Renten derzeit nur teilweise der<br />

Steuer. Erst bei Rentenbeginn ab 2040 werden auch<br />

gesetzliche Renten voll versteuert.<br />

Ein weiterer Unterschied ist, dass Rentenversicherungsbeiträge<br />

von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung (2012: 5.600 Euro im Monat<br />

in allen Bundesländern) erhoben werden. Darüber hinausgehende<br />

Entgelte unterliegen nicht der Beitragspflicht<br />

und sind daher auch nicht rentenwirksam. Zudem<br />

darf nicht auf die durchschnittliche Pension- und Rentenhöhe<br />

abgestellt werden, sondern auf die im Einzelfall<br />

gewährte Alterssicherung. Ansonsten werden völlig unterschiedliche<br />

Berufsgruppen mit unterschiedlichen beruflichen<br />

Qualifikationen miteinander verglichen. So<br />

können Beamte mit einer Hochschulausbildung nur mit<br />

Arbeitnehmern mit einer Hochschulausbildung verglichen<br />

werden. Ihre Versorgungsanwartschaften können<br />

nur mit einem Personalfall der freien Wirtschaft verglichen<br />

werden, der über dasselbe Qualifikationsniveau<br />

verfügt. Insofern verbietet sich ein generalisierende Betrachtung<br />

von Durchschnittsrenten und Durchschnittspensionen<br />

von vornherein." (Quelle: Seniorenmagazin 9<br />

/ 2013)<br />

Unser Ratschlag an Ministerpräsident Kretschmann:<br />

Bevor Sie wieder Äpfel mit Birnen vergleichen, erst<br />

einmal nachlesen, was Ihre eigene Landesverwaltung<br />

hierzu geschrieben hat.<br />

Termine<br />

Polizeipensionäre Mannheim:<br />

Mittwoch, 16. Oktober 2013 ab 15.00 Uhr, Monatstreff PSV-Clubhaus<br />

Seniorenkreisverbände im öffentlichen Dienst Wiesloch, Heidelberg:<br />

Donnerstag, 24. Oktober 2013, 15.00 Uhr, Leimen, Gasthaus "Zum Bären", Rathausstraße 20, Versammlung<br />

und Vortrag mit dem Geschäftsführer der "Rundumpflege", Agentur für polnische Betreuungs- und Pflegekräfte<br />

(Rhein-Neckar-Kreis)<br />

Seniorenkreisverbände im öffentlichen Dienst Mannheim und Schwetzingen:<br />

Donnerstag, 17. Oktober 2013, 14.30 Uhr, Mannheim, Bürgerhaus Neckarstadt-West, Lutherstraße 15-17, Vortrag<br />

Priv.Doz. Dr. med. habil O. Dietrich : "Arthrose – Mögliche Therapieverfahren."


Standpunkt Nr. 40 / 2013 - Seite 9 -<br />

Geschichte(n) und Erinnerungen an die Mannheimer Polizei<br />

Zusammengestellt von Herbert Adam, Gerhard Karl und Klaus Raufelder<br />

Mannheimer Polizeipräsidenten<br />

81 Jahre alt ist das Polizeipräsidium Mannheim. Polizeipräsidium hieß es erst seit dem 4. Februar 1932. Zuvor war<br />

es eine Polizeidirektion. Diese war eine Unterabteilung des Bezirksamtes Mannheim. Der Name "Bezirksratsaal" erinnert<br />

noch heute an die Bezeichnung des Gebäudes in L 6. Die damaligen Leiter der Polizei waren bis zum Zeitpunkt<br />

der Umbenennung Polizeidirektoren. Gerhard Karl hat hierzu ein Bild von den Männern, die Vorläufer der<br />

heutigen Polizeipräsidenten waren.<br />

Impressum<br />

Der Standpunkt ist das Informationsblatt der Deutschen Polizeigewerkschaft in der<br />

Kurpfalz (Kreisverbände Mannheim / Heidelberg / Mosbach)<br />

Herausgeber: <strong>DPolG</strong> <strong>Kreisverband</strong> Mannheim<br />

V. i. S. d. P.: Walter Krech, L 6,1 68161 Mannheim, Telefon: (0621) 174-2020<br />

E-Mail: Standpunktredaktion@gmx.de Internet: www.dpolg-mannheim.de<br />

Redaktionsteam: Herbert Adam, Christiane Eiermann, Michael Ellwanger, Peter<br />

Henn, Walter Krech, Manfred Riehl, Michael Schöfer, Günter Troschka. Fotos: soweit<br />

nicht anderweitig vermerkt von Siggi Offen<br />

Das Redaktionsteam freut sich über eingesandte Beiträge, Reaktionen und Leserbriefe.<br />

Hier können Sie sich auch in den E-Mail-Verteiler eintragen lassen:<br />

Standpunktredaktion@gmx.de

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