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Blattdüngungsversuch im Weinbau - DLR

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<strong>Blattdüngungsversuch</strong> <strong>im</strong> <strong>Weinbau</strong><br />

<strong>DLR</strong>-Rheinpfalz, Breitenweg 71, 67345 Neustadt/W.<br />

Versuchsparzelle<br />

Forster Straße<br />

Einzellage<br />

Plannummer 7109<br />

Parzellengröße<br />

Deideshe<strong>im</strong>er Herrgottsacker<br />

19,59 Ar<br />

Hangneigung 0 - 3 %<br />

Hangrichtung<br />

Zeilenrichtung<br />

Bodenart<br />

Bodenpflege<br />

Ost<br />

West - Ost<br />

Kiesiger Sand<br />

Teilflächenbegrünung (OFF/BEG)<br />

Rebsorte / Unterlage<br />

Riesling N90 – 2 / 5C<br />

Pflanzjahr 1987<br />

Standraum<br />

180 x 120 cm<br />

Versuchsdauer 2000 - 2004<br />

Versuchsvarianten 4<br />

Versuchswiederholungen 3<br />

Auswertb. Stockzahl pro Parz. 28<br />

Varianten<br />

Variante<br />

Konzentration Nährstofflieferung<br />

pro Jahr<br />

1 Kontrolle Ko ohne Behandlung<br />

2 Harnstoff Ha 0,7 % 6 kg N/ha<br />

3 Bittersalz Bi 2,1 % 6 kg MgO/ha<br />

4<br />

Harnstoff +<br />

Bittersalz<br />

Ha + Bi<br />

0,7 % +<br />

2,1 %<br />

6 kg N +<br />

6 kg MgO/ha<br />

Die Ausbringung der Blattdüngemittel erfolgte zwischen Erbsengröße der Beeren und<br />

Veraison dre<strong>im</strong>al pro Jahr auf die Laubwand. Dabei wurde die Traubenzone nicht<br />

besonders berücksichtigt, wie es bei speziellen Stiellähmebehandlungen geschieht.<br />

Die Applikation erfolgte mit den reinen Blattdüngern ohne Be<strong>im</strong>ischung von<br />

Pflanzenschutzmitteln.


Lageplan<br />

Zeile 2 4 6<br />

Nord<br />

1a 2b 4c 7 Stickellängen<br />

2a 4b 3c 7 Stickellängen<br />

3a 1b 2c 7 Stickellängen<br />

4a 3b 1c 7 Stickellängen


Ergebnisse<br />

Nitratkonzentration in Blattstielen<br />

Die Best<strong>im</strong>mung der Nitratkonzentration in Blattstielen erfolgte in den Jahren 2002<br />

und 2004 mehrmals zwischen Traubenschluss und Reifebeginn. Hierbei war<br />

festzustellen, dass der Stickstoff von den Harnstoffspritzungen in den Reben ankam.<br />

So erreichten die Varianten Ha und Ha + Bi die höheren Nitratkonzentrationen.<br />

Darstellung: Durchschnittliche Nitratkonzentrationen in den Blattstielen (2002 + 2004)<br />

500<br />

Nitrat mg/L<br />

400<br />

Ko<br />

Ha<br />

Bi<br />

Ha + Bi<br />

300<br />

00 01 02 03 04 MW<br />

Blattgrün-Intensität<br />

In den Jahren 2000 bis 2002 wurde die Blattgrünintensität mit dem Hydro-N-Tester<br />

(jetzt Yara-N-Tester) best<strong>im</strong>mt. Abgesehen von einem min<strong>im</strong>alen Vorsprung der<br />

reinen Harnstoffvariante (Ha) war mit dem Testgerät kein deutlicher Unterschied<br />

zwischen den Varianten festzustellen.


Darstellung: Best<strong>im</strong>mung des Blattgrüns mittels Hydro-N-Tester<br />

600<br />

500<br />

Ko<br />

Ha<br />

Bi<br />

Ha + Bi<br />

400<br />

00 01 02 03 04 MW<br />

Nährstoffgehalte in Blättern<br />

Im Jahr 2004 wurden nach Abschluss der Behandlungen Blattproben entnommen<br />

und von der FA Geisenhe<strong>im</strong> auf Nährstoffe untersucht. Trotz der Ausbringung von<br />

jeweils 6 kg Stickstoff/ha war zu beiden Terminen in den Blättern der Varianten Ha<br />

und Ha + Bi keine N-Zunahme festzustellen. Auffällig sind die erhöhten P- und Mg-<br />

Gehalte der Harnstoff-Variante zu beiden Beprobungsterminen.<br />

Tabelle: Nährstoffgehalte in Blättern zur Veraison und bei 65 ° Oechsle (2004)<br />

N P K Ca Mg Fe Zn Mn<br />

Veraison % % % % % ppm ppm ppm<br />

Ko 2,1 0,23 1,4 2,4 0,22 100 50 199<br />

Ha 2,1 0,28 1,4 2,3 0,25 107 53 186<br />

Bi 2,1 0,19 1,3 2,6 0,21 99 44 282<br />

Ha + Bi 2,0 0,16 1,5 2,3 0,19 98 52 320


65 ° Oe<br />

Ko 1,9 0,16 1,1 3,0 0,22 94 38 377<br />

Ha 1,8 0,23 1,2 2,8 0,26 89 40 320<br />

Bi 1,8 0,18 1,1 3,2 0,23 96 38 289<br />

Ha + Bi 1,8 0,18 1,1 2,8 0,24 92 36 303<br />

Botrytisbefall an Trauben<br />

Jeweils kurz vor der Traubenlese wurde der Botrytisbefall durch Bonitur an den<br />

einzelnen Trauben ermittelt. Ähnlich dem Ergebnis der Blattgrünuntersuchung war <strong>im</strong><br />

Mittelwert lediglich bei der Variante Harnstoff (Ha) eine leicht erhöhte Befallsstärke<br />

festzustellen.<br />

Darstellung: Botrytisbefall an Trauben<br />

25<br />

20<br />

BS - %<br />

15<br />

10<br />

Ko<br />

Ha<br />

Bi<br />

Ha + Bi<br />

5<br />

0<br />

00 01 02 03 04 MW<br />

Stiellähme an den Trauben<br />

Im Jahr 2004 war <strong>im</strong> Bestand ein nennenswerter Stiellähmebefall zu beobachten.


Darstellung: Traubenerträge<br />

300<br />

kg/Ar<br />

200<br />

100<br />

Ko<br />

Ha<br />

Bi<br />

Ha + Bi<br />

0<br />

00 01 02 03 04 MW<br />

Darstellung: Mostgewichte<br />

100<br />

° Oe<br />

90<br />

80<br />

Ko<br />

Ha<br />

Bi<br />

Ha + Bi<br />

70<br />

00 01 02 03 04 MW


Darstellung: Gesamtsäuregehalte <strong>im</strong> Most<br />

12<br />

10<br />

g/L<br />

8<br />

6<br />

Ko<br />

Ha<br />

Bi<br />

Ha + Bi<br />

4<br />

00 01 02 03 04 MW<br />

Darstellung: Relative Zuckerleistung (Ertrag x Mostgewicht)<br />

110<br />

%<br />

100<br />

90<br />

Ko<br />

Ha<br />

Bi<br />

Ha + Bi<br />

80<br />

00 01 02 03 04 MW


Hefeverwertbarer Stickstoff <strong>im</strong> Most<br />

Aufgrund eines Wechsels der Mostanalysentechnik <strong>im</strong> weinchemischen Labor kann<br />

der Gehalt hefeverwertbarer Aminosäuren nicht in absoluten, sondern nur in relativen<br />

Werten angegeben werden. Hier zeigten die Moste der mit Harnstoff behandelten<br />

Varianten einen schwachen Trend zu etwas höheren Amino-N-Gehalten. Diese<br />

Tendenz setzt sich jedoch <strong>im</strong> Ammoniumgehalt der Moste nicht fort.<br />

Darstellung: Relative Gehalte an hefeverwertbaren Aminosäuren (ferm-N + NOPA)<br />

130<br />

120<br />

%<br />

110<br />

100<br />

Ko<br />

Ha<br />

Bi<br />

Ha + Bi<br />

90<br />

80<br />

00 01 02 03 04 MW


Darstellung: Ammoniumgehalte <strong>im</strong> Most<br />

150<br />

130<br />

mg/L<br />

110<br />

90<br />

Ko<br />

Ha<br />

Bi<br />

Ha + Bi<br />

70<br />

00 01 02 03 04 MW<br />

Sensorische Prüfung der Versuchsweine<br />

Die Verkostung der Versuchsweine zeigte bei den Blattdüngungsvarianten mehr<br />

negative als positive Effekte. So wurde teilweise den Weinen der Bittersalzvarianten<br />

etwas mehr Bittertöne zugesprochen (2002 und 2004). Die Verkostung der 2004er<br />

Versuchsweine durch 10 Prüfer ergab außerdem weniger Fruchtattribute bei den<br />

blattgedüngten Varianten


Darstellung: Sensorische Prüfung von Versuchsweinen aus 2004<br />

Mundgefühl<br />

Körper/Dichte<br />

bitter<br />

Zitrone<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

Apfel<br />

Ananas<br />

Pfirsich<br />

sauer<br />

Akazienblüte<br />

fruchtig<br />

grasig<br />

grüne Bohne<br />

Kontrolle Harnstoff Bittersalz<br />

Fazit<br />

Die prophylaktische Applikation der recht preiswerten Blattdüngersubstanzen<br />

Harnstoff und Bittersalz auf die Laubwand <strong>im</strong> Nachblütenzeitraum hat in der gut<br />

versorgten Rieslingparzelle nur wenige Effekte gezeigt. So war zu erkennen, dass<br />

der Stickstoff der Harnstoffspritzungen in den Reben ankam und dadurch auch leicht<br />

höhere Befälle an Botrytis und Stiellähme verursachte. Ebenso gering waren jedoch<br />

auch die positiven Einflüsse auf Ertragsverhalten und Most-N. Auch bei den<br />

Weinverkostungen konnten keine qualitätsfördernden Eigenschaften gefunden<br />

werden.<br />

Die Tatsache, dass das Mg-haltige Bittersalz gleichmäßig auf der Laubwand verteilt<br />

und nicht massiv in die Traubenzone gebracht wurde, erklärt evtl. das Ausbleiben<br />

einer Stiellähmewirkung.

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