Dom-Magazin - Der Dom

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01.03.2014 Aufrufe

dominieren. Wir favorisieren in diesem Punkt die Möglichkeitsform, die Offenheit. Wie gehen wir zum Beispiel mit Geräten um, die ursprünglich zum Dienst am Altar bestimmt waren? Als kirchliche Einrichtung ist es für uns wichtig, sie in dieser Möglichkeitsform zu belassen: Man kann sie aus kunsthistorischer Sicht betrachten, man kann sie als historisches Zeugnis sehen, aber man kann etwa im Kamm des hl. Bonifatius, den wir ausstellen, auch die Reliquie sehen. Ich nenne das den katholischen Resonanzboden, der eben in der Wahrnehmung auch für solch spirituelle Dimensionen Raum gibt. Unterstützt wird diese eigene Sprache der Objekte durch Inszenierung. Der Besucher hat dadurch die Möglichkeit, aus seiner aktuellen Alltagswelt in einen Kontext eingebunden zu werden, der schon einige hundert Jahre zurückliegt. Dazu eignet sich auch die offene Architektur des Diözesanmuseums ideal. Man bleibt, wenn man sich von unten nach oben bewegt, immer in diesem Illusionsraum und kann auch diagonale Blick-Kontakte mit den unteren Ebenen aufnehmen. Die Besucher sind ja völlig unterschiedlich in ihren Interessen und in Bezug auf das Wissen, das sie mitbringen. Wie geht man als Verantwortlicher damit um? Wir halten uns grundsätzlich offen für alle Besucher und richten uns keineswegs nur an ein Fachpublikum. Wir halten ein breites Angebot an museumspädagogischen Angeboten für alle Altersstufen bereit und Audioguides für Erwachsene und Kinder. Als kirchliches Haus liegt uns sehr daran, die Ausstellung für geistig und körperlich behinderte Mitmenschen aufzuschließen, für die es besondere Themenführungen gibt. Wichtig ist es uns, mit dieser Ausstellung zu den Wurzeln des Glaubens zu führen, sind doch in unserer säkularisierten Gesellschaft die Defizite an Glaubenswissen allein erschreckend groß. Wir versuchen Ein Pluspunkt für Ausstellungen wie CREDO: Die offene Architektur des Diözesanmuseums. „LUX MUNDI“ Der Ausstellungsteil im Diözesanmuseum bildet unter dem Titel: „Lux Mundi“ (lat.: „Licht der Welt“) den Auftakt und Einstieg in die Thematik und zeigt auf, wie sich das Christentum in der Antike ausbreitete. Heidnische Götterbilder sind dabei ebenso zu sehen wie frühe Darstellungen von Jesus Christus und der Apostel Petrus und Paulus. Ausgangspunkt ist Rom. Von dort aus begleiten die Besucher die Missionare auf ihren Wanderungen. Dabei begegnen sie bekannten Persönlichkeiten wie dem hl. Patrick in Irland oder dem hl. Bonifatius in Frankreich. möglichst viele Menschen aus dem Erzbistum zu erreichen, insofern freue ich mich über die Initiative der Bistumszeitung eine eigene Beilage zur CREDO-Ausstellung herauszubringen. Aber auch über die Grenzen des Erzbistums hinaus soll die Ausstellung möglichst viele Menschen nach Paderborn führen. So sind zum Beispiel alle Pfarrgemeinden in Deutschland angeschrieben und auf die Ausstellung aufmerksam gemacht worden. Gruppen können sich etwa durch Bildungstage im Liborianum auf die Ausstellung vorbereiten. Das hat sich auch bei den zurückliegenden Ausstellungen sehr bewährt. Ist das auch ein Anliegen von CREDO: Die Rückbesinnung auf unsere christlichen Wurzeln? Für mich ein wichtiger Aspekt, gerade vor dem Hintergrund, dass Europa gerade von einer ganzen Reihe von ökonomischen Krisen geschüttelt wird. Da ist es wichtig, die Fundamente, aus denen die europäische Identität sich speist, wieder ins Bewusstsein zu rufen. Und da ist die christlich-jüdische Tradition eine gewichtige Größe, die nicht nur wesentlich zur Konstituierung des Mittelalters beitrug, sondern für die Identität Europas bis in die Gegenwart maßgeblich blieb. Schon Johann Wolfgang von Goethe stellte die für Europa konstitutive Bedeutung des Christentums heraus als er schrieb: „Europa ist auf der Pilgerschaft geboren und das Christentum ist seine Muttersprache.“ Ein ganz wesentliches Motiv sind die Inhalte der Botschaft. In der französischen Revolution wurde das in die Termini „Freiheit, Gleichheit Brüderlichkeit“ übersetzt, aber es ist letztlich das Stichwort der Solidarität, das aus dem Gebot der Nächstenliebe des Christentums erwächst. Da haben wir die christliche Grundierung, ohne die unser Menschenbild heute nicht entstanden wäre. Das deutlich zu machen war für mich persönlich eine ganz zentrale Motivation für diese Ausstellung. 12

Am Anfang ist alles aus Pappe Bei der Vorbereitung der Ausstellung darf nichts dem Zufall überlassen bleiben Annika Pröbe (l.) ist Kuratorin des Ausstellungsteils im Museum in der Kaiserpfalz, Dr. Christiane Ruhmann (r.) hat diese Aufgabe im Erzbischöflichen Diözesanmuseum. Foto: Wiedenhaus. Jedes Stück ist an seinem Platz, alles ist stimmungsvoll ausgeleuchtet, perfekt inszeniert und mit Erklärungen versehen: Wenn die CREDO-Ausstellung an diesem Wochenende ihre Pforten öffnet, dann dürfen sich die Besucher auf ein einmaliges Erlebnis freuen. Bis es allerdings soweit war, haben unzählige Mitarbeiter an den drei Ausstellungsorten organisiert, produziert und manchmal auch ein wenig improvisiert – Überraschungen und Überstunden inklusive. von Andreas Wiedenhaus Ein kleines Pappkreuz ist von außen mit Tesafilm an einer Vitrine befestigt: Die Notizen auf dem weißen Stück Pappe erschließen sich nur Eingeweihten. Dr. Christiane Ruhmann, Mitarbeiterin beim Erzbischöflichen Diözesanmuseum, wirft einen kurzen Blick hinter die Glasscheibe und nickt zufrieden: „Alles in Ordnung!“ Gemeinsam mit ihrer Kollegin Annika Pröbe macht sie einen Rundgang durch die Räume des Museums. Die promovierte Archäologin Christiane Ruhmann ist Kuratorin des Ausstellungsteils im Diözesanmuseum, Annika Pröbe ist Historikerin und hat diese Aufgabe im Museum in der Kaiserpfalz. Beide betreuen nicht zum ersten Mal hochkarätige Ausstellungen, doch es sei immer wieder spannend, solch ein ambitioniertes Projekt von der ersten Idee bis zur fertigen Präsentation wachsen zu sehen, sind sie sich einig. Momentan gehört allerdings noch sehr viel Phantasie dazu, in dem Durcheinander aus leeren Vitrinen, Baumaterial, Werkzeug und an die Wand gepinnten Plänen mehr zu sehen als eine Baustelle. Die beiden Kuratorinnen haben diese Vorstellungskraft – schließlich waren beide schon an der Entwicklung der Idee und des Konzeptes beteiligt. „Eine so umfangreiche Ausstellung lässt sich nicht innerhalb eines Jahres realisieren“, erklärt Annika Pröbe. Zitiert Karl der Große unterwirft die Sachsen: „Sterben soll, wer Heide bleiben will und unter den Sachsen sich verbirgt, um nicht getauft zu werden oder es verschmäht, zur Taufe zu gehen.“ Capitulatio de partibus Saxoniae MGH Capitularia regum Francorum 1, Nr. 26 13

Am Anfang ist alles aus Pappe<br />

Bei der Vorbereitung der Ausstellung darf nichts dem Zufall überlassen bleiben<br />

Annika Pröbe (l.) ist Kuratorin<br />

des Ausstellungsteils im<br />

Museum in der Kaiserpfalz,<br />

Dr. Christiane Ruhmann (r.)<br />

hat diese Aufgabe im Erzbischöflichen<br />

Diözesanmuseum.<br />

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Foto: Wiedenhaus.<br />

Jedes Stück ist an seinem Platz, alles ist stimmungsvoll<br />

ausgeleuchtet, perfekt inszeniert und mit Erklärungen<br />

versehen: Wenn die CREDO-Ausstellung an diesem<br />

Wochenende ihre Pforten öffnet, dann dürfen sich<br />

die Besucher auf ein einmaliges Erlebnis freuen. Bis es<br />

allerdings soweit war, haben unzählige Mitarbeiter an<br />

den drei Ausstellungsorten organisiert, produziert und<br />

manchmal auch ein wenig improvisiert – Überraschungen<br />

und Überstunden inklusive.<br />

von Andreas Wiedenhaus<br />

Ein kleines Pappkreuz ist von außen mit Tesafilm an einer<br />

Vitrine befestigt: Die Notizen auf dem weißen Stück Pappe<br />

erschließen sich nur Eingeweihten. Dr. Christiane Ruhmann,<br />

Mitarbeiterin beim Erzbischöflichen Diözesanmuseum,<br />

wirft einen kurzen Blick hinter die Glasscheibe und<br />

nickt zufrieden: „Alles in Ordnung!“ Gemeinsam mit ihrer<br />

Kollegin Annika Pröbe macht sie einen Rundgang durch<br />

die Räume des Museums.<br />

Die promovierte Archäologin Christiane Ruhmann ist<br />

Kuratorin des Ausstellungsteils im Diözesanmuseum,<br />

Annika Pröbe ist Historikerin und hat diese Aufgabe im<br />

Museum in der Kaiserpfalz. Beide betreuen nicht zum<br />

ersten Mal hochkarätige Ausstellungen, doch es sei immer<br />

wieder spannend, solch ein ambitioniertes Projekt von der<br />

ersten Idee bis zur fertigen Präsentation wachsen zu sehen,<br />

sind sie sich einig.<br />

Momentan gehört allerdings noch sehr viel Phantasie<br />

dazu, in dem Durcheinander aus leeren Vitrinen, Baumaterial,<br />

Werkzeug und an die Wand gepinnten Plänen mehr<br />

zu sehen als eine Baustelle. Die beiden Kuratorinnen haben<br />

diese Vorstellungskraft – schließlich waren beide schon<br />

an der Entwicklung der Idee und des Konzeptes beteiligt.<br />

„Eine so umfangreiche Ausstellung lässt sich nicht<br />

innerhalb eines Jahres realisieren“, erklärt Annika Pröbe.<br />

Zitiert<br />

Karl der Große unterwirft die Sachsen:<br />

„Sterben soll, wer Heide bleiben will<br />

und unter den Sachsen sich verbirgt,<br />

um nicht getauft zu werden oder es<br />

verschmäht, zur Taufe zu gehen.“<br />

Capitulatio de partibus Saxoniae MGH<br />

Capitularia regum Francorum 1, Nr. 26<br />

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