Dom-Magazin - Der Dom
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dominieren. Wir favorisieren in diesem Punkt die Möglichkeitsform,<br />
die Offenheit. Wie gehen wir zum Beispiel<br />
mit Geräten um, die ursprünglich zum Dienst am Altar<br />
bestimmt waren? Als kirchliche Einrichtung ist es für uns<br />
wichtig, sie in dieser Möglichkeitsform zu belassen: Man<br />
kann sie aus kunsthistorischer Sicht betrachten, man kann<br />
sie als historisches Zeugnis sehen, aber man kann etwa im<br />
Kamm des hl. Bonifatius, den wir ausstellen, auch die Reliquie<br />
sehen. Ich nenne das den katholischen Resonanzboden,<br />
der eben in der Wahrnehmung auch für solch spirituelle<br />
Dimensionen Raum gibt. Unterstützt wird diese eigene<br />
Sprache der Objekte durch Inszenierung. <strong>Der</strong> Besucher hat<br />
dadurch die Möglichkeit, aus seiner aktuellen Alltagswelt<br />
in einen Kontext eingebunden zu werden, der schon einige<br />
hundert Jahre zurückliegt. Dazu eignet sich auch die offene<br />
Architektur des Diözesanmuseums ideal. Man bleibt, wenn<br />
man sich von unten nach oben bewegt, immer in diesem<br />
Illusionsraum und kann auch diagonale Blick-Kontakte mit<br />
den unteren Ebenen aufnehmen.<br />
Die Besucher sind ja völlig unterschiedlich in ihren Interessen<br />
und in Bezug auf das Wissen, das sie mitbringen.<br />
Wie geht man als Verantwortlicher damit um?<br />
Wir halten uns grundsätzlich offen für alle Besucher und<br />
richten uns keineswegs nur an ein Fachpublikum. Wir<br />
halten ein breites Angebot an museumspädagogischen<br />
Angeboten für alle Altersstufen bereit und Audioguides<br />
für Erwachsene und Kinder. Als kirchliches Haus liegt<br />
uns sehr daran, die Ausstellung für geistig und körperlich<br />
behinderte Mitmenschen aufzuschließen, für die es besondere<br />
Themenführungen gibt. Wichtig ist es uns, mit dieser<br />
Ausstellung zu den Wurzeln des Glaubens zu führen, sind<br />
doch in unserer säkularisierten Gesellschaft die Defizite an<br />
Glaubenswissen allein erschreckend groß. Wir versuchen<br />
Ein Pluspunkt<br />
für Ausstellungen<br />
wie<br />
CREDO:<br />
Die offene<br />
Architektur<br />
des Diözesanmuseums.<br />
„LUX MUNDI“<br />
<strong>Der</strong> Ausstellungsteil im Diözesanmuseum<br />
bildet unter dem Titel: „Lux Mundi“<br />
(lat.: „Licht der Welt“) den Auftakt<br />
und Einstieg in die Thematik und zeigt<br />
auf, wie sich das Christentum in der<br />
Antike ausbreitete. Heidnische Götterbilder<br />
sind dabei ebenso zu sehen wie<br />
frühe Darstellungen von Jesus Christus<br />
und der Apostel Petrus und Paulus.<br />
Ausgangspunkt ist Rom. Von dort aus<br />
begleiten die Besucher die Missionare<br />
auf ihren Wanderungen. Dabei begegnen<br />
sie bekannten Persönlichkeiten<br />
wie dem hl. Patrick in Irland oder dem<br />
hl. Bonifatius in Frankreich.<br />
möglichst viele Menschen aus dem Erzbistum zu erreichen,<br />
insofern freue ich mich über die Initiative der Bistumszeitung<br />
eine eigene Beilage zur CREDO-Ausstellung herauszubringen.<br />
Aber auch über die Grenzen des Erzbistums<br />
hinaus soll die Ausstellung möglichst viele Menschen nach<br />
Paderborn führen. So sind zum Beispiel alle Pfarrgemeinden<br />
in Deutschland angeschrieben und auf die Ausstellung<br />
aufmerksam gemacht worden. Gruppen können sich etwa<br />
durch Bildungstage im Liborianum auf die Ausstellung<br />
vorbereiten. Das hat sich auch bei den zurückliegenden<br />
Ausstellungen sehr bewährt.<br />
Ist das auch ein Anliegen von CREDO: Die Rückbesinnung<br />
auf unsere christlichen Wurzeln?<br />
Für mich ein wichtiger Aspekt, gerade vor dem Hintergrund,<br />
dass Europa gerade von einer ganzen Reihe von<br />
ökonomischen Krisen geschüttelt wird. Da ist es wichtig,<br />
die Fundamente, aus denen die europäische Identität<br />
sich speist, wieder ins Bewusstsein zu rufen. Und da ist<br />
die christlich-jüdische Tradition eine gewichtige Größe,<br />
die nicht nur wesentlich zur Konstituierung des Mittelalters<br />
beitrug, sondern für die Identität Europas bis in die<br />
Gegenwart maßgeblich blieb. Schon Johann Wolfgang<br />
von Goethe stellte die für Europa konstitutive Bedeutung<br />
des Christentums heraus als er schrieb: „Europa ist auf der<br />
Pilgerschaft geboren und das Christentum ist seine Muttersprache.“<br />
Ein ganz wesentliches Motiv sind die Inhalte der<br />
Botschaft. In der französischen Revolution wurde das in<br />
die Termini „Freiheit, Gleichheit Brüderlichkeit“ übersetzt,<br />
aber es ist letztlich das Stichwort der Solidarität, das aus<br />
dem Gebot der Nächstenliebe des Christentums erwächst.<br />
Da haben wir die christliche Grundierung, ohne die unser<br />
Menschenbild heute nicht entstanden wäre. Das deutlich<br />
zu machen war für mich persönlich eine ganz zentrale<br />
Motivation für diese Ausstellung.<br />
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