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Sichtbeton, Faserzement und Glas - Denkmalpflege Baden ...

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Innen- <strong>und</strong> Vorhangfassade musste hier mangels<br />

Vorbilder experimentell entwickelt werden. Mit<br />

dieser mutigen künstlerischen <strong>und</strong> ingenieurtechnischen<br />

Lösung gelang Wilfried Beck-Erlang 1963<br />

bis 1965 ein Prototyp für die später weit verbreitete<br />

differenzierte „<strong>Glas</strong>architektur“.<br />

Predigen<br />

Mitten in einer Wohnsiedlung der 1950er Jahre<br />

steht ein schiefer Kegelstumpf, der in Gänze mit<br />

schindelartig verlegten <strong>Faserzement</strong>platten bedeckt<br />

ist, daneben ein schalungsrauer <strong>Sichtbeton</strong>bau.<br />

Das katholische Gemeindezentrum Maria<br />

Regina in Fellbach wurde 1963 bis 1967 nach Plänen<br />

von Klaus Franz errichtet (Abb. 7). Die Eingänge<br />

in den Kegelstumpf der Kirche bilden drei<br />

Kuben, der Haupteingang wird durch ein freistehendes<br />

Vordach betont. Im Innern sind die Wände<br />

des Kegelmantels mit einem rauen Akustikputz in<br />

gebrochenem Weiß überzogen. Rötliches Kleinpflaster<br />

aus Granit bestimmt den Fußboden <strong>und</strong><br />

schalungsrauer <strong>Sichtbeton</strong> die Einbauten in Kirche<br />

<strong>und</strong> Unterkirche. Die Altarzone wie auch die meisten<br />

Prinzipalstücke sind aus weißem Marmor. Das<br />

Tabernakel tritt als goldenes Ziergehäuse hervor.<br />

Kräftige Farben an Empore, Beichtstühlen usw.<br />

setzen muntere Farbakzente. Die Kirche gilt als bedeutendes<br />

Beispiel für die liturgische Entwicklung<br />

in der katholischen Kirche, die erst im zweiten Vatikanum<br />

ihren Höhepunkt fand. Neuartige Formen<br />

<strong>und</strong> hohe Materialästhetik werden beim Gemeindehaus<br />

durch kombinierte Funktionen ergänzt.<br />

Das Konzept sah neben Gemeindesaal <strong>und</strong> Gruppenräumen<br />

auch Wohnungen für den Pfarrer <strong>und</strong><br />

den Hausmeister sowie Zellen für Nonnen vor.<br />

Franz Brümmendorf entwickelt die Architektur des<br />

1965 entworfenen Gemeindezentrums St. Maria<br />

in Ditzingen dagegen von innen nach außen<br />

(Abb. 8). Die Wand hinter dem Altar wird zur<br />

Skulptur. Die Wand ist trümmerhaft nach außen<br />

aufgebrochen <strong>und</strong> bildet Dreiecksnischen aus. Besondere<br />

Lichtführung <strong>und</strong> differenziertes Farbenspiel<br />

kennzeichnen die künstlerisch gestaltete<br />

<strong>Glas</strong>fassade, die außen durch die dunklen Rahmen<br />

hervortritt.<br />

Die kantige Skulptur des Kirchturms aus Beton <strong>und</strong><br />

Kupfer in Leonberg-Ramtel fällt schon aus der<br />

Ferne ins Auge. Die Baugruppe aus Turm, Kirche<br />

<strong>und</strong> Gemeinderäumen ist um einen Kirchplatz mit<br />

großer Freitreppe angeordnet. Die steigenden <strong>und</strong><br />

fallenden Dachflächen betonen in Gegenbewegung<br />

die Stellung der Kirche am Hang. Den stützenlosen<br />

Innenraum mit spannungsvoller Lichtführung<br />

prägt das Zusammenspiel von rohem<br />

<strong>Sichtbeton</strong>, rötlichem Ziegellochstein <strong>und</strong> warmem<br />

Holz. Heinz Rall hat 1963 bis 1965 bewusst<br />

Holz im Kontrast zu den charakteristischen harten<br />

Materialien der 1960er Jahre wie Beton <strong>und</strong><br />

Ziegelstein eingesetzt (Abb. 10). Altar, Kanzel <strong>und</strong><br />

die gesamte Bestuhlung sind nicht fest montiert<br />

<strong>und</strong> ermöglichen so das Zusammenrücken von<br />

Theologen <strong>und</strong> Gemeinde.<br />

Lehren<br />

Die Daniel-Straub-Realschule in Geislingen an der<br />

Steige zeichnet sich durch unterschiedliche Blickbezüge,<br />

differenzierte Lichtführung <strong>und</strong> Flexibilität<br />

in der Nutzung aus (Abb. 9). Materialien werden<br />

unverfälscht eingesetzt. <strong>Sichtbeton</strong> in einer Vielzahl<br />

von Schalungsvarianten steht im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

kombiniert mit Holzverschalungen, <strong>Glas</strong>,<br />

<strong>Glas</strong>fasern, Fliesen <strong>und</strong> dem Metall der Geländer.<br />

Zentraler Aufenthaltsbereich ist der Lichthof mit<br />

seiner freitragenden, kristallin wirkenden Überda-<br />

7 Schiefer, faserzementverkleideter<br />

Kegelstumpf<br />

der katholischen Kirche<br />

Maria Regina in Fellbach<br />

(Klaus Franz, 1963 – 1967)<br />

<strong>Denkmalpflege</strong> in <strong>Baden</strong>-Württemberg 4 | 2013<br />

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