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Jahresheft 2014 der Sektion Hersbruck e. V. - DAV Sektion Hersbruck

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Nostalgischer<br />

Rückblick<br />

ein Blick zurück<br />

Das Hüttlein am Grat,<br />

Dieter Bärmann,<br />

Mitglied im <strong>DAV</strong> seit 1957.<br />

(oben) Die Mittellegi Hütte heute<br />

(unten) Am Gipfelgrat des Eiger<br />

Angeregt durch einen Artikel in den<br />

Alpenvereinsnachrichten 2011, in<br />

dem über eine Überquerung Mittellegigrat/Südwestflanke<br />

am Eiger zu lesen war,<br />

erinnerte ich an meine Tour vor vielen Jahren,<br />

als dort noch eine Holzhütte stand und<br />

nicht die hochmo<strong>der</strong>ne Aluminiumhütte am<br />

Mittellegigrat, die so protzig und majestätisch<br />

dort thront. Ja, was waren das noch Zeiten,<br />

als man sich diese Genusstour vor 35 Jahren<br />

vornahm und alles noch so viel einfacher und<br />

ursprünglicher war.<br />

Rudi Sebald, Peter Konias und ich hatten die<br />

Kletterei am Eiger bereits seit einigen Jahren<br />

ins Auge gefasst; vom Wetterhorn und vom<br />

Mönch aus hatten wir schon oft hinübergeblickt<br />

zu diesem wun<strong>der</strong>schönen Grat aus<br />

Fels und seiner feinen Firnschneide im<br />

oberen Teil.<br />

Anfang August 1979 war es dann soweit. Die<br />

langfristigen Wetterprognosen schienen einen<br />

erfolgreichen Aufstieg zu gewährleisten, und<br />

so machten wir uns auf den Weg ins Berner<br />

Oberland.<br />

Am übernächsten Morgen nahmen wir die<br />

erste Bahn von Grindelwald auf die kleine<br />

Scheidegg. Dort hielten wir erst einmal inne,<br />

weil die Wolken, entgegen <strong>der</strong> Wetterprognose,<br />

immer noch recht heftig um den Gipfel<br />

des Eiger zogen. Doch auch die Einheimischen<br />

machten uns Mut und so nahmen wir<br />

die nächste Bahn mit dem Ziel „Station Eismeer“.<br />

Durch einen schmalen Gang gelangten<br />

wir ohne jede verschlossene Tür direkt zum<br />

Ausgang mit Blick auf den Kallifirn. Der lag<br />

im gleißenden Licht <strong>der</strong> Morgensonne völlig<br />

unberührt vor uns. Offenbar waren wir heute<br />

die ersten, die sich auf den Weg zur Mittellegihütte<br />

machen wollten. In den Tagen zuvor<br />

hatte es ein wenig geschneit - <strong>der</strong> Gletscher<br />

lag wie verzuckert vor uns und lud uns zu<br />

einer Tour über unberührten Firn und den<br />

leichten Aufstieg über die SO-Flanke zu <strong>der</strong><br />

kleinen Hütte mitten auf dem Grat ein.<br />

Ein bescheidenes Hüttlein, ganz aus Holz<br />

erbaut, mit Schindeln gedeckt und doch ein<br />

sicherer Ort für alle die, die den wun<strong>der</strong>schönen<br />

NO-Grat für sich erleben wollten. Eine<br />

Tafel begrüßte uns und verriet das Erbauungsdatum<br />

im Jahre 1924: 50 Jahre hielt das gute<br />

Stück bereits jedem Wetter stand.<br />

Wir erreichten die Hütte schon vor Mittag<br />

und <strong>der</strong> Blick nach Süden zu den Fiescherhörnern<br />

war mittlerweile auch von den Wolkenresten<br />

freigegeben. Ein Traumtag lag vor<br />

uns und wir verbummelten den ganzen Nachmittag<br />

vor dem Hüttlein. Langsam fanden<br />

sich immer mehr Bergsteiger ein, bis sich die<br />

Hütte am Abend bis auf den letzten Platz gefüllt<br />

hatte. Ein einfaches aber schmackhaftes<br />

Abendessen rundete einen Tag ab, den man<br />

nur mit „Genuss pur“ beschreiben konnte.<br />

Gegen Abend zogen sich allerletzte Wolkenreste<br />

zurück. Wie Wattebäusche versanken<br />

sie im Tal um Grindelwald. Die Strahlen <strong>der</strong><br />

untergehenden Sonne vergoldeten den majestätischen<br />

Grat und das ehrwürdige Hüttlein.<br />

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