Jahresheft 2014 der Sektion Hersbruck e. V. - DAV Sektion Hersbruck
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Anfahrt zur Neuen Heilbronner<br />
Hütte im Schönverwall<br />
nicht, denn praktisch direkt hinter unserer<br />
Unterkunft in Ischgl hieß es erst einmal<br />
kleinster Gang bei 15% Steigung. Hier<br />
machten sich die schweren Beine sofort bemerkbar,<br />
vor allem, wenn über den Köpfen<br />
die verlockende Seilbahn den gleichen Weg<br />
einschlägt. Nach diesem ersten schweren<br />
Stück hieß es fortan jedoch nur noch<br />
genießen. In absoluter Stille und malerischer<br />
Landschaft ging es hinauf zur Heidelberger<br />
Hütte (2.260 m). Dort angekommen blieb<br />
uns nicht viel Zeit zum Rasten, denn das<br />
nächste gefürchtete Schiebe-/Tragestück<br />
sollte direkt hinter <strong>der</strong> Hütte beginnen. Der<br />
Schrecken war uns dann aber doch relativ<br />
schnell genommen und die 400 Höhenmeter<br />
zügig gemeistert - fast schon zu schnell -<br />
bei so überwältigen<strong>der</strong> Kulisse. Auf einer<br />
rettenden Insel im Schneefeld am Pass hieß<br />
es erst einmal Gruppenfoto machen und sich<br />
kleidungstechnisch auf die traumhafte Trail-<br />
Abfahrt vorzubereiten. Mit breitem Grinsen<br />
rollten wir schließlich auf einem kleinen<br />
Einsiedler-Gehöft in Griosch ein und sahen<br />
uns das erste Mal mit schweizer Preisen<br />
konfrontiert.<br />
Es sollte jedoch nur ein kurzer Abstecher<br />
in die Schweiz bleiben, denn nach kurzer<br />
Überquerung des jungen Inns bei Ramosch<br />
stand schon <strong>der</strong> nächste heftige Anstieg mit<br />
1.200 Höhenmetern Richtung Sesvennahütte<br />
bevor. Es sollte eines <strong>der</strong> schwersten, aber<br />
auch zugleich schönsten Teilstücke unserer<br />
Tour werden. Der aus <strong>der</strong> Felswand herausgeschlagene<br />
Weg durch die Val d’Uina-<br />
Schlucht faszinierte uns alle. Trotz dieser<br />
berauschenden Erlebnisse waren wir jedoch<br />
heilfroh, mit letzter Kraft auf <strong>der</strong> Sesvennahütte<br />
anzukommen und nach einer kurzen<br />
Abfahrt unsere Unterkunft in Schlinig zu<br />
beziehen. Mit einem reichhaltigen 3-Gänge-<br />
Menü konnten wir unsere Tanks wie<strong>der</strong><br />
auffüllen und einen anstrengenden Tag, an<br />
dem wir übrigens die einzigen 20 Minuten<br />
Regen <strong>der</strong> gesamten Tour hatten, Revue<br />
passieren lassen.<br />
Tag 4: Schlinig - Trafoi<br />
(1.690 Hm, 40 km)<br />
Nach einer gewittrigen Nacht erwartete uns<br />
wie<strong>der</strong> bestes Wetter und wir konnten uns<br />
auf den Weg in den Vinschgau aufmachen.<br />
Heute sollte es die leichteste Etappe <strong>der</strong> Tour<br />
werden. Im Tal angekommen kletterten auch<br />
gleich die Temperaturen; die Wassersprinkler<br />
<strong>der</strong> Obstbaumplantagen sorgten jedoch<br />
für (unfreiwillige) Abkühlung. Nach einem<br />
kurzen, flachen Wegstück auf dem Vinschgau-Radweg<br />
über Glurns hieß es jedoch<br />
schon wie<strong>der</strong> Abschied nehmen aus dem Tal,<br />
in dem wir bereits Anfang Mai mit dem <strong>DAV</strong><br />
unterwegs waren.<br />
Von Lichtenberg aus führte uns <strong>der</strong> Weg über<br />
die Schartalpe weiter oberhalb von Stilfs in<br />
Richtung Furkelhütte, bei <strong>der</strong> sich uns ein<br />
wun<strong>der</strong>schöner Blick auf das Ortler-Massiv<br />
bot. Bei einer leckeren Portion Kaiserschmarrn<br />
hatten wir auch genügend Zeit, den<br />
Ausblick zu genießen, bevor es über einen<br />
knackigen Trail wie<strong>der</strong> abwärts nach Trafoi<br />
ging. Hier konnten wir auch glücklicherweise<br />
Walters gerissenen Schaltzug ersetzen und<br />
uns für den nächsten schweren Tag mit dem<br />
Stilfser Joch vor Augen ausruhen.<br />
Tag 5: Trafoi – Santa Caterina<br />
(2.602 Hm, 61 km)<br />
Bei idealen äußeren Bedingungen und einem<br />
ordentlichen Frühstück starteten wir also<br />
auf <strong>der</strong> Passstraße zum Stilfser Joch, dem<br />
höchsten Gebirgspass in Italien. Der Autound<br />
Motorradverkehr war zum Glück nicht<br />
so schlimm wie erwartet. So schraubten wir<br />
uns Kehre für Kehre in die Höhe und durften<br />
uns fühlen wie <strong>der</strong> legendäre Fausto Coppi,<br />
<strong>der</strong> diesen Pass beim Giro d`Italia ebenfalls<br />
schon unter den Reifen hatte.<br />
Oben auf 2.760 m ü. NN stärkten wir uns<br />
dann kurz mit Riegeln und Broten und<br />
verließen den Touristenspuk so schnell als<br />
möglich. Souvenirläden, Cafés und Hotels<br />
sowie Shuttleservices, die in regelmäßigen<br />
Abständen Rennradfahrer ausspuckten, wirkten<br />
wenig anziehend auf uns.<br />
Weiter ging es auf schmalen Pfaden zur<br />
Bocchetta di Forcola. Dieses Gebiet war im<br />
ersten Weltkrieg zwischen Österreich-Ungarn<br />
und Italien stark umkämpft. Noch heute<br />
zeugen aufgelassene Stellungen und Bunker<br />
vom Wahnsinn <strong>der</strong> Vergangenheit.<br />
Wir ließen dies alles auf uns wirken und<br />
saugten die unglaubliche, mit einzelnen<br />
Schneefel<strong>der</strong>n durchsetzte Landschaft, in<br />
uns auf.<br />
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