Kultur vom Dachdecker - Dachbaumagazin
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www.dachbaumagazin.de<br />
▴▴Die alten Hohlziegel wurden zur Zweitverwendung eingelagert und die<br />
alten Bleianschlüsse sorgfältig abmontiert und recycelt<br />
▴▴Auf den rund 410 m² großen Dachflächen kamen 6700 neue Holhlziegel in<br />
blau-grau-gedämpfter Farbe zum Einsatz<br />
Im Ostfriesischen Teemuseum wird<br />
Teekultur lebendig. Auf über 1000 m² erfahren<br />
Besucher alles über Anbau, Verarbeitung<br />
und Herstellung der berühmten<br />
ostfriesischen Mischung. Sie können dort<br />
Wohnräume mit antikem Mobiliar und Geschirr<br />
besichtigen, in denen die Zeit scheinbar<br />
stillsteht. Dieses kulturelle Erbe soll auf<br />
Dauer bewahrt werden, weshalb die Gebäudehülle<br />
und die Haustechnik des Alten<br />
Rathauses in Norden nun von Grund auf<br />
saniert und modernen Standards angepasst<br />
werden. Die Außenarbeiten sind inzwischen<br />
weitgehend fertiggestellt, die Ausstellungsflächen<br />
sollen bis Ende 2014 folgen.<br />
Spuren der Zeit<br />
Das Hauptgebäude des Ostfriesischen Teemuseums<br />
befindet sich im Alten Rathaus<br />
der Stadt Norden, einem Renaissancebau<br />
aus dem Jahr 1539. Die letzte umfangreiche<br />
Instandsetzung erfolgte in der Nachkriegszeit.<br />
Danach ließ die Stadt Norden zwar immer<br />
wieder einzelne Restaurierungs- und<br />
Sicherungsarbeiten ausführen, doch über<br />
die Jahre zeigte das Baudenkmal immer<br />
mehr Alterserscheinungen. Die Schäden<br />
an der Dachdeckung waren beispielsweise<br />
so gravierend, dass es an zahlreichen Stellen<br />
stark durchregnete und die Bausubstanz<br />
darunter Schaden zu nehmen drohte. Die<br />
Konsequenz: Das Dach musste komplett<br />
erneuert werden, einschließlich der Bleianschlüsse<br />
und des kompletten Turmgiebels.<br />
Der Bauherr entschied sich für eine langlebige<br />
Lösung unter Einsatz der bewährten<br />
Walzbleitechnik.<br />
Im Herbst 2012 wurde der Emdener<br />
Handwerksbetrieb Dächer von Schnell mit<br />
der Dachsanierung beauftragt. Das Familienunternehmen<br />
hat sich auf Denkmalpflege<br />
spezialisiert und schon viele Baudenkmäler<br />
fachgerecht saniert. <strong>Dachdecker</strong>meisterin<br />
Petra Schnell-Rewerts<br />
setzt von jeher auf den<br />
Werkstoff Walzblei,<br />
um hohen Qualitätsanforderungen<br />
gerecht<br />
zu werden. „Seit<br />
meiner Lehrzeit verwende ich für An- und<br />
Abschlüsse ausschließlich Walzblei“, betont<br />
Schnell-Rewerts. „Der Werkstoff ermöglicht<br />
langlebige und formschöne Lösungen<br />
in ganz unterschiedlichen Anwendungen.“<br />
Recycling am Baudenkmal<br />
Die ersten Vorbereitungen begannen noch<br />
vor Wintereinbruch: Die <strong>Dachdecker</strong> demontierten<br />
die vorhandene Bleideckung<br />
und überführten das Altmetall wieder in<br />
den Materialkreislauf. Dazu wurden Befestigungen<br />
und Verbindungen behutsam gelöst,<br />
sodass der Untergrund nicht beschädigt<br />
wird. Dabei kam den <strong>Dachdecker</strong>n die hohe<br />
Flexibilität des Materials zugute: Bleibleche<br />
lassen sich einfach biegen, schneiden und je<br />
nach Gegebenheit kleinteilig oder in größeren<br />
Stücken loslösen. Genagelte Befestigungen<br />
werden mit einem Stemmeisen gelöst,<br />
Falze mit Gummihammer und Setzholz<br />
aufgebogen. Mit der Deckzange können<br />
festsitzende Blechstücke abgezogen werden.<br />
Schließlich landet der Bleischrott auf einer<br />
Holzpalette, wird mit Haltegurten gesichert<br />
und zum nächsten Rohstoff-Sammelbetrieb<br />
transportiert.<br />
»In Norden kamen 25 Rollen Walzblei<br />
und rund 50 kg Bleiwolle zum Einsatz.«<br />
Auch die traditionelle Deckung aus roten<br />
Hohlziegeln wurde nicht gleich entsorgt,<br />
sondern sorgfältig abgetragen. Gut<br />
erhaltene Ziegel wurden in einer Gitterbox<br />
gestapelt und im Materiallager des <strong>Dachdecker</strong>betriebs<br />
verwahrt. Schließlich sind sie<br />
weiterhin voll funktionsfähig und werden<br />
für Reparaturarbeiten an anderen Denkmälern<br />
dringend benötigt. So muss eine denkmalgerechte<br />
Sanierung nicht am Portemonnaie<br />
scheitern. „Gebrauchte Ziegel können<br />
wir meist zu erschwinglichen Preisen weiterreichen“,<br />
betont <strong>Dachdecker</strong>meisterin<br />
Petra Schnell-Rewerts.<br />
Im nächsten Schritt wurde die freigelegte<br />
Holzunterkonstruktion eingehend geprüft,<br />
insbesondere alle Sparren und Verbindun-<br />
dachbau magazin 1-2 | 2014<br />
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