Kultur vom Dachdecker - Dachbaumagazin

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Thema des Monats SKN / OSTFRIESLAND BILD ▴▴Das Alte Rathaus in Norden vor Beginn der Sanierungsarbeiten: Die roten Hohlziegel wurden inzwischen gegen blau-grau-gedämpfte Exemplare getauscht BLEIDACH Tea Time für Dachdecker Im Alten Rathaus in Norden ist das Ostfriesische Teemuseum beheimatet, das bis Ende 2014 komplett saniert wird. Zu Beginn wurden die Satteldächer und der Turmgiebel unter Einsatz von Walzblei erneuert. Text: Maximilian Hoh | Fotos: Angelis & Partner und Dächer von Schnell 30 dachbau magazin 1-2 | 2014
www.dachbaumagazin.de ▴▴Die alten Hohlziegel wurden zur Zweitverwendung eingelagert und die alten Bleianschlüsse sorgfältig abmontiert und recycelt ▴▴Auf den rund 410 m² großen Dachflächen kamen 6700 neue Holhlziegel in blau-grau-gedämpfter Farbe zum Einsatz Im Ostfriesischen Teemuseum wird Teekultur lebendig. Auf über 1000 m² erfahren Besucher alles über Anbau, Verarbeitung und Herstellung der berühmten ostfriesischen Mischung. Sie können dort Wohnräume mit antikem Mobiliar und Geschirr besichtigen, in denen die Zeit scheinbar stillsteht. Dieses kulturelle Erbe soll auf Dauer bewahrt werden, weshalb die Gebäudehülle und die Haustechnik des Alten Rathauses in Norden nun von Grund auf saniert und modernen Standards angepasst werden. Die Außenarbeiten sind inzwischen weitgehend fertiggestellt, die Ausstellungsflächen sollen bis Ende 2014 folgen. Spuren der Zeit Das Hauptgebäude des Ostfriesischen Teemuseums befindet sich im Alten Rathaus der Stadt Norden, einem Renaissancebau aus dem Jahr 1539. Die letzte umfangreiche Instandsetzung erfolgte in der Nachkriegszeit. Danach ließ die Stadt Norden zwar immer wieder einzelne Restaurierungs- und Sicherungsarbeiten ausführen, doch über die Jahre zeigte das Baudenkmal immer mehr Alterserscheinungen. Die Schäden an der Dachdeckung waren beispielsweise so gravierend, dass es an zahlreichen Stellen stark durchregnete und die Bausubstanz darunter Schaden zu nehmen drohte. Die Konsequenz: Das Dach musste komplett erneuert werden, einschließlich der Bleianschlüsse und des kompletten Turmgiebels. Der Bauherr entschied sich für eine langlebige Lösung unter Einsatz der bewährten Walzbleitechnik. Im Herbst 2012 wurde der Emdener Handwerksbetrieb Dächer von Schnell mit der Dachsanierung beauftragt. Das Familienunternehmen hat sich auf Denkmalpflege spezialisiert und schon viele Baudenkmäler fachgerecht saniert. Dachdeckermeisterin Petra Schnell-Rewerts setzt von jeher auf den Werkstoff Walzblei, um hohen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden. „Seit meiner Lehrzeit verwende ich für An- und Abschlüsse ausschließlich Walzblei“, betont Schnell-Rewerts. „Der Werkstoff ermöglicht langlebige und formschöne Lösungen in ganz unterschiedlichen Anwendungen.“ Recycling am Baudenkmal Die ersten Vorbereitungen begannen noch vor Wintereinbruch: Die Dachdecker demontierten die vorhandene Bleideckung und überführten das Altmetall wieder in den Materialkreislauf. Dazu wurden Befestigungen und Verbindungen behutsam gelöst, sodass der Untergrund nicht beschädigt wird. Dabei kam den Dachdeckern die hohe Flexibilität des Materials zugute: Bleibleche lassen sich einfach biegen, schneiden und je nach Gegebenheit kleinteilig oder in größeren Stücken loslösen. Genagelte Befestigungen werden mit einem Stemmeisen gelöst, Falze mit Gummihammer und Setzholz aufgebogen. Mit der Deckzange können festsitzende Blechstücke abgezogen werden. Schließlich landet der Bleischrott auf einer Holzpalette, wird mit Haltegurten gesichert und zum nächsten Rohstoff-Sammelbetrieb transportiert. »In Norden kamen 25 Rollen Walzblei und rund 50 kg Bleiwolle zum Einsatz.« Auch die traditionelle Deckung aus roten Hohlziegeln wurde nicht gleich entsorgt, sondern sorgfältig abgetragen. Gut erhaltene Ziegel wurden in einer Gitterbox gestapelt und im Materiallager des Dachdeckerbetriebs verwahrt. Schließlich sind sie weiterhin voll funktionsfähig und werden für Reparaturarbeiten an anderen Denkmälern dringend benötigt. So muss eine denkmalgerechte Sanierung nicht am Portemonnaie scheitern. „Gebrauchte Ziegel können wir meist zu erschwinglichen Preisen weiterreichen“, betont Dachdeckermeisterin Petra Schnell-Rewerts. Im nächsten Schritt wurde die freigelegte Holzunterkonstruktion eingehend geprüft, insbesondere alle Sparren und Verbindun- dachbau magazin 1-2 | 2014 31
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